bft#20

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  • #10134955  | PERMALINK

    brandstand3000

    Registriert seit: 29.12.2016

    Beiträge: 244

    @wahr
    mensch, da geht mir aber das herz auf. hier haben sich zwei gefunden, 2 gegen die natur sozusagen.
    finde deine beschreibungen hervorragend (wahrscheinlich weil oft in meinem sinne).
    meine reaktion ist:
    GENAU! GENAU! GENAU!
    und hier ein paar anmerkungen:

    4
    Das könnte ein Ogerman-Arrangement sein!

    du hast recht, ogerman drückt nicht so auf die tube. aber danke für die erinnerung an ogerman. muss ich mal wieder hören! für diese sängerin hat ogerman auch ein paar songs geschrieben und arrangiert, die abwechselnd burt baccharach und die supremes imitieren.

    5
    Einer meiner Lieblingsschlagzeuger

    das war einer der ersten schlagzeuger, die mich schwer beeindruckt haben. das tv-konzert „live im alabama“ (84?) fand ich den hammer. heute mag ich ihn nur noch bedingt. er spielt immer so gerade (auch das krumme zeug). er kann schon grooven, will aber irgendwie nicht. muss vielleicht mal seinen autobiographie lesen. in interviews finde ich ihn immer hillarious. dieses stück ist auf jeden fall sehr groß. aber nicht makellos. die stelle bei 3:21 könnte viel mehr fliegen, wenn unser freund nicht so hacken würde. außerdem hat das stück den (nach @vorgarten vielleicht einsamen) karriere-höhepunkt des saxofonisten. sonst spielt der gerne so clarence-clemmens-mäßig. sag ich mal so.

    6
    Ich glaube, ich lag mit dem Kamasi Washington-Clan gar nicht so schlecht.

    total daneben :) aber über die hiphop referenz macht es absolut sinn! und vielleicht wäre der mann hier bekannter, wenn er aus dem kamasi-clan käme.
    nebenbei: die 6 ist das einzige stück, dass ich immer beim schreiben hören muss, weil ich es vorher eigentlich nur selten gehört habe. aber, mann, lern ich das grade lieben!

    7
    könnte vielleicht was von Photek sein

    falsch :) und john tejada kenne ich noch nicht. werde ich mal reinhören.

    9
    Schöne Störgeräusche

    ich rätsele, was das gequietsche am anfang sein könnte. geige über wahwah? trompete über wahwah? ein percussion instrument? eine kaputte pumpe? toll!

    11
    Ich bin übrigens Fan der späteren Phase der Band, als sie Anfang der 80er anfingen, total perfekte, betont slicke Musik veröffentlichten.

    von hipster-yacht-rock-adepten werden ihre späten 70er geschätzt. ihr meisterwerk von 1980 mochten früher immer die falschen leute, aber inzwischen gehöre ich wohl zu ihnen. und nach 1980 haben sie ja 20 jahre bis zu ihrer nächsten (duo-)platte gebraucht. und diese platte von 2000 ist meine lieblingsplatte von ihnen. (aber ich finde alle toll!)

    12
    Wieder klassischer Jazz, vielleicht Coltrane

    falsch :) aber bft macht nur spaß, wenn man sich nicht zu blöd zum raten ist.

    13
    Mir wird auf dem Album zuviel versprochen

    sehen wir, glaube ich, alle hier so ähnlich. ich finde die platte eher als hiphop-statement interessant. dieser völlig überblasene überbau funktioniert für mich wie das representing im rap. nur statt dicker karre eben ein riesiges coltrane-orchester. und so gesehen war für mich die platte das richtige statement zur zeit und der hype sozusagen teil des konzepts, der voll aufgegangen ist!

    danke für deinen post! da hatte ich mal spaß!

    --

    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #10134957  | PERMALINK

    brandstand3000

    Registriert seit: 29.12.2016

    Beiträge: 244

    @wahr
    ach so, du musst dir jetzt noch den bonus track anhören.

    --

    #10134969  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,716

    brandstand3000

    6
    Ich glaube, ich lag mit dem Kamasi Washington-Clan gar nicht so schlecht.

    total daneben :) aber über die hiphop referenz macht es absolut sinn! und vielleicht wäre der mann hier bekannter, wenn er aus dem kamasi-clan käme.
    nebenbei: die 6 ist das einzige stück, dass ich immer beim schreiben hören muss, weil ich es vorher eigentlich nur selten gehört habe. aber, mann, lern ich das grade lieben!

    sooo daneben ist das nicht, es gibt verbindungen, wenn auch nur entfernte – kendricks produzent ist ein kindergartenfreund von diesem saxofonisten hier, er hat auch dessen letzte (hiphop!-)platte produziert. naja. und wer, außer washington selbst, ist auch dem washington-clan eigentlich bekannt? da ist der typ hier – in seinem bereich – viel bekannter.

    schön, dass du dich über deinen eigenen bft in ein stück verliebst – ging mir bei meinen auch oft so (andere sachen wiederum haben mich am ende ganz schön genervt…)

    12
    Wieder klassischer Jazz, vielleicht Coltrane

    falsch :) aber bft macht nur spaß, wenn man sich nicht zu blöd zum raten ist.

    habe ich gerade – eher durch zufall – herausgefunden. kenne das album nicht, klingt aber super. auf den tenorsaxofonisten wäre ich nie gekommen, unfassbar, wie der damals schon coltrane gechannelt hat, insofern liegt @wahr auch da nicht ganz falsch, finde ich.

    --

    #10134975  | PERMALINK

    brandstand3000

    Registriert seit: 29.12.2016

    Beiträge: 244

    @vorgarten

    sooo daneben ist das nicht

    aaah, der checker! danke für die aufklärung.

    andere sachen wiederum haben mich am ende ganz schön genervt…

    bisher nervt nix. alles super! ich melde mich, wenn’s los geht…

    falsch :)

    for argument’s sake etwas krass formuliert. deshalb mit :) entschärft.

    kenne das album nicht, klingt aber super.

    hab den rest des albums jahre lang nicht mehr gehört. sollte ich mal tun.

    --

    #10135131  | PERMALINK

    brandstand3000

    Registriert seit: 29.12.2016

    Beiträge: 244

    unfassbar, wie der damals schon coltrane gechannelt hat

    sowas erkenne ich z.b. gar nicht, ob jemand coltrane channelt.

    --

    #10135137  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,716

    brandstand3000sowas erkenne ich z.b. gar nicht, ob jemand coltrane channelt.

    das kommt natürlich, wenn man versucht, was rauszukriegen, und auf typische licks hört, die vielleicht verräterisch sein könnten.

    --

    #10135139  | PERMALINK

    brandstand3000

    Registriert seit: 29.12.2016

    Beiträge: 244

    @vorgarten
    stimmt. das musste ich jetzt ja nicht.
    die platte gilt ja allgemein so als ok-er durchschnitt. aber ich hör sie grade und sie ist toll!
    vielleicht stimmungsabhängig.

    --

    #10135197  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Beiträge: 68,342

    Dann will ich auch endlich mal – wie üblich noch gar nichts gelesen hier; Bedingung ist wie immer, dass zuerst meine eigenen Kommentare, die erste Runde fertig sein müssen.

    #1-9 hörte ich letzte Woche mal, heute nochmal alles, dabei meine Eindrücke notierend. Gelesen habe ich noch nichts, erkannt beim ersten Hörgang mit Gewissheit nur die beiden Solisten in #2 – mal schauen, ob heute mehr dazukommt.

    Aber vorweg schon sagen kann ich, dass das zu weiten Teilen nicht mein Gebiet ist, dass mir manches etwas zu oberflächlich, anderes irgendwie zu düster ist bzw. mich einfach nicht so anspricht. Ich will aber versuchen, dennoch zu allen Tracks ein paar Zeilen zu schreiben.

    #1
    Takin‘ it in stride … das ist dann wohl gleich mal mein Motto für diesen BFT. Den Beat holte man sich bei einem Dylan-Song der Sechziger? Jedenfalls ist das Schlagzeug auf Dauer schon etwas platt, auch wenn es ein paar kleine Minimal-Fills und so gibt … der Gesang und der Sound lassen mich an Acid Jazz der 90er denken, Terry Callier als das grosse Vorbild, aber dessen Kunst lebt doch gerade davon, dass die das Detachement eben nur ein scheinbares ist, die Beiläufigkeit eine vorgegaukelte, hinter der sich beängstigende Tiefen auftun. Und davon höre ich hier nun gar nichts, das bleibt an der Oberfläche, ist hübsch (auch: hübsch arrangiert), aber nicht viel mehr.

    #2
    Jazz … ein zickiger Beat, der Bläser-Einstieg erinnert im ersten Moment an einen der Tracks von „Miles Ahead“, aber das Schlagzeug machte ja schon längst klar, dass das was anderes ist … ich tippe auf einen Big Band-Veteranen à la Don Lamond (der es aber nicht ist), die Soli sind vom schon nicht mehr ganz jungen Phil Woods, aber er klingt hier ziemlich gut (ca. 1959-61?), danach natürlich unverwechselbar Clark Terry … egal, was man von ihm, von seiner musikalischen Art halten mag: die unglaubliche Wiedererkennbarkeit ist doch schon mal bemerkenswert. Auch das ein eher harmloser Track, alles in allem … ich dachte an die Quincy Jones Big Band, die in den gerade genannten Jahren aktiv war, aber das ist sie wohl nicht … und das Arrangement mit dem Holz hinter Terry ist schon ziemlich gut gemacht. Ich habe das Gefühl, ich müsste das kennen, komme aber nicht drauf. Terry selbst leitete noch keine Big Band-Sessions in der Zeit, aus der das kommt, seine Big Bad Band ist das eher nicht (war Woods dort mal dabei?) – egal, ich warte auf die Auflösung …

    #3
    Frank Loesser, „I Believe in You“ … ich höre den Charm, aber leider mag ich die Stimme ebenso wie die „delivery“ überhaupt nicht. Wenn der Song sein muss, könnte man auch bei Q fündig werden, mit einer wenigstens damals noch über jegliche Zweifel erhabenen Stimme und der grossartigsten „delivery“ ever:

    Aber gut, dieses Show/Musical-Ding ist nur selten meins bzw. ich mag es dann so richtig altmodisch – Fred Astaire geht immer. Bin mir nicht sicher, ob das hier Satire sein soll oder im Rahmen einer Show/eines Show-Albums ernst gemeint ist – aber gut, der Song selbst hat ja schon einen doppelten Boden …

    #4
    Schöner Auftakt, aber die Stimme geht leider einmal mehr gar nicht.

    Und auch da eine Alternative, die ich gerade erst in der Tube fand (schlicht, weil ich davor nie danach gesucht habe):

    Und hier noch eine geschätzte und bekannte:

    Und weil mir – pardon – das Arrangement am Ende vor allem rhythmisch wieder viel zu platt ist und ich darüber gerade stiess: im Interview mit Ethan Iverson weist Drummer Steve Little auf die katastrophal-grossartigen Breaks hin, die Don Lamond hinter Bobby Darin in Beyond the Sea trommelt.

    #5
    Das ist nun leider einer dieser Tracks, bei dem mich das Klangbild gesamthaft einfach überhaupt nicht anspricht. Einerseits ist das viel zu aufgeräumt, auch wenn sich die Keys und die Drums ganz hübsch verzahnen, andererseits finde ich den Bass ganz übel – erst recht im hässlichen Solo, in dem er verdrängt, dass er ein Bass ist. Der Gesang hat wieder so etwas völlig unengagiertes … aber ich glaube, hier falle ich gerade auf die Nase … ist das die Dildo-Band? Die mag ich ja irgendwie schon und bin immer wieder beeindruckt, auch wenn ich ihre Sachen selten hören mag.
    Okay, zum Glück sind sie’s nicht, den Namen habe ich noch nie gehört – das Stück hat halbwegs potential bei mir, nachdem es jetzt gleich mehrmals lief (aber der Bass bleibt potthässlich).

    #6
    Der Track hat dann aber wirklich potential – mit den sich überlagernden Stimmen und dem Vibraphon denke ich natürlich sofort an Steve Lehman, dessen Oktett ich im Herbst ja erstmals live sehen konnte – da haben wir uns ja kurz unterhalten. Ich vermute schon, dass das Lehman ist, jedenfalls phantastisches Altsax, tolle Performance aber auch von Drums und Tuba und dem ganzen Ensemble. Fügt sich auch zu den etwas „düsteren“ Tracks, ich kenne wenigstens oberflächlich ja das Umfeld, aus dem das kommt, das klingt für mich irgendwie nach den Neunzigerjahren, aber das mag ein Grund sein, warum mich die damalige Popmusik (von einigen Trip Hop-Acts und ganz am Rande etwas Drum’n’Bass abgesehen) eigentlich nicht interessiert hat. Die Überblendung zum Rapper tut weh … aber gut, das ist mein Problem.

    #7
    Nicht meins, pardon. Da müsste ich ja noch tanzen lernen, wo kämen wir da hin!

    #8
    Und da sind wir wieder in den Neunzigern, Grunge-Prog-Jazz oder sowas, wenn jemand so Gitarre spielt, egal wie ohrenbetäubend laut, denke ich immer zuerst: Plastic (bzw. heute müsste man sagen: Fake). Aber gut, wenn nach einer Minute das Gewitter, das gar keins ist, vorbei ist, die Streicher einsetzen … der E-Bass ist hier im Vergleich zum Prog-Track vorhin (#5 meine ich) sehr erträglich, trägt aber zugleich wieder massgeblich zum etwas düsteren Klangbild bei, das mich einfach nicht anspricht. Könnte durchaus auch aus der Zorn-Ecke kommen und mich – am passenden Tag, der diese Woche leider nicht dabei war – einigermassen ansprechen. Also wie bei #5 ein gewisses Potential. Aber mittendrin, wenn’s zerfällt, wird das kurz irgendwie zappaesk, dann die Posaune, die sich natürlich anbietet, um den Kitt zu liefern, zurück vom Zirkus zum recht beschaulichen Rock-Jazz (oder ist das Jazz-Rock?) – kann mir vorstellen, dass es grossen Spass macht, so ein Solo zu spielen, aber es bleibt dabei, alles in allem ist mir das zu disparat und klanglich einfach nicht sehr ansprechend — obwohl mich irgendwie, das freut jetzt den Bandleader gewiss diebisch, der Reichtum an Klängen durchaus Spass macht, die Kuhglocken, das Marimba und all das, und das E-Piano-Solo ist geil, klar, allein schon wegen des Sounds! Fazit: also was jetzt? Ich weiss es selber nicht!

    #9
    Als ich letzte Woche frühmorgens auf dem Weg zur Arbeit bis zu #9 kam, war ich hier wohl schon abgehängt … „Speak Low“ schleicht sich ein, worauf denn, auf einem Cello? Dann die Percussion-Breaks, das Wah-Wah-Ding … was ist das überhaupt, Bass, Synthesizer? Gefällt jedenfalls ziemlich gut. Das hat etwas leicht Durchgeknalltes, was bei mir gut reinkommt, z.B. das Orgel-Break … danach kommt die „Speak Low“-mässige Linie nochmal von einem Tenorsaxophon … Gut, aber dennoch auch nicht wirklich meins. Ein Mix aus Crime Jazz, Latin und Filmmusik, irgendwie.

    #10
    Popeye’s here? Zurück zum Prog-Musical? Ich mag auch hier die Stimme wieder nicht so sehr, das steht halt leider schon ziemlich im Weg. Keine Ahnung, was das ist, aber irgendwie gefällt mir das Arrangement und am Ende die ganze Performance gar nicht mal so schlecht!

    #11
    Aha, da sind sie ja doch noch, die Dildos höchstselbst … auch hier kommt bei mir erstmal eine gewisse Abneigung hoch, aber das ist wie immer bei dieser Gruppe verdammt gut gemacht, auch die einfachen Elemente (der beinah stupide Beat) sind genau so, wie sie sein müssen, fügen sich perfekt ins Ganze ein. Das Album kenne ich nicht, habe nur die Klassiker aus den Siebzigern lückenlos da … muss ich die drei (?) Nachzügler auch haben?

    #12
    Okay, das beginnt jetzt direkt mal vielversprechend … die haben gewiss oft Sonny Rollins gehört. Passt zu #2, hat wieder diesen treibenden, etwas atemlosen Swing, über den der Mann am Sax aber in einer Seelenruhe soliert … klingt halbwegs vertraut, aber das mag täuschen. Feines Trompetensolo dann, mit leicht bitterem Ton, der mir sehr gut gefällt. Tolles Klaviersolo dann, nach dem zweiten Sax. Ich frage mich gerade sehr, ob ich hier mal wieder etwas nicht erkenne, was ich eigentlich seit Jahren kenne … aber ich habe spontan überhaupt keine Idee (vermutlich hat @vorgarten da schon am Montag aufgelöst?), obwohl mir die Stimmen der Solisten vertraut vorkommen.

    Wird wohl niemanden überraschen, aber das ist klar mein Lieblingstrack bis hierhin, obwohl ich ihn jetzt nicht grossartig oder umwerfend finde, aber ganz gut schon und von der Atmosphäre her sehr stimmig.

    #13
    Okay, aus dem öd-monströsen Kontext gerissen passt das ganz gut … schon recht toll, irgenwdie! Ich muss dem Album bald mal wieder ein Ohr leihen!

    Kann es sein, dass der Leader der grosse Schwachpunkt des ganzen Projekts ist? Denn sein Spiel ist jetzt auch hier nicht gerade das erhebende Element, das dem ganzen vielleicht nochmal mehr Schub geben könnte … andererseits ist das ja irgendwie auch gar kein Jazz und die Soli nur ein Element von vielen in einem Ganzen, das stark auf das Kollektiv abstützt.

    Egal, heute passt mir der Track, aber achteinhalb Minuten ist auch was anderes als drei Stunden …

    Danke, alles sehr anregend, auch wenn für mich nicht so viel dabei war – gerade das macht es ja auch spannend, wenn man versuchen will, seine Meinung zu den Tracks zu formulieren, zu begründen, warum einen etwas nicht so wirklich anspricht.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #162: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records, 8.4., 22:00; # 163: 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10135239  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,342

    #14 habe ich mir zweieinhalbmal angehört – und dann haute vorgarten mir auf den Kopf und ich war zwei Tage weg. Seltsam. Ein monströses Ding, inklusive grauenvollem Falsett, wie es viele Hardrocker so lieben (ich glaube aber, denen haute regelmässig wer auf den Kopf … nichts gegen Falsett, aber das geht auch anders!) – Phil Woods also … na ja.

    Ich bin ihm gegenüber sehr zwiespältig, man soll ja nicht schlecht über Verstorbene reden, aber der Mann war so voll von sich selbst, dass es hart zu ertragen ist. Seine ganz frühen Aufnahmen, soweit ich sie kenne, sind aber ziemlich toll, ganz früh heisst aber bei ihm nur bis 1956 oder so – da klingt er frisch, irgendwie offen. Später ist meist alles zu, quasi undurchlässige Fassade. Anspieltipp vielleicht „Pot Pie“ (rec. 1954/55) oder „Woodlore“ (rec. 1955). In der Big Band von Quincy Jones (1959-61) ist er ordentlich, aber andere Solisten sind dann auf die Länge doch spannender. In den Späten Sechzigern leitete Woods die European Rhythm Machine, und mit der Combo fand er ein Setting, in dem sein überreifes Spiel adäquat rüberkam – „Alive and Well in Paris“ (rec. 1968 mit George Gruntz, Henri Texier, Daniel Humair) ist ein Klassiker, „Phil Woods and His European Rhythm Machine at the Montreux Jazz Festival“ vom Folgejahr (gleiche Besetzung) ist auch toll (später löste zuerst Gordon Beck am Klavier Gruntz und danach Ron Mathewson am Bass Texier ab, ich habe auch in der Besetzung mit Beck irgendwo noch was, aber seit einer Ewigkeit nicht mehr gehört). Ein paar weitere Woods-Alben haben sich hier angesammelt, aber so richtig empfehlen mag ich von ihm nicht gar vieles … obendrein mag ich ihn insgesamt eigentlich kaum empfehlen, es gäbe wirklich andere, denen man mehr Aufmerksamkeit widmen sollte – aber ihn einfach pauschal wegzuschieben fände ich ebenfalls falsch.

    --

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    #10135279  | PERMALINK

    pheebee
    den ganzen Tag unter Wasser und Spaß dabei

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    #1
    Takin‘ a stride….schön dahin fliessend, lockeres E-Piano (?) angenehm anzuhören, aber für mich auch ohne großen Einnerungseffekt. Vielleicht würde der sich nach öfterem Hören einstellen.

    #2
    da ist mir das Solospiel einfach zu aufdringlich.
    Die ersten Sekunden hättten irgendwie gut in einen Jerry Lewis/Dean Martin Film gepasst.
    Eine Art von Jazz, die mich vermutlich eher abgehalten hätte, mich dieser Musik zu nähern.

    #3
    noch ein Film-Assoziation.
    Klingt wie aus eine 50er Jahre Film, bei dem man früher oft dachte: Ach du Güte, jetzt geht das Gesinge los.
    Lieder als Dialogersatz, weil der Hauptdarsteller evtl. als Sänger bekannt ist.

    #4
    eine weibliche Sinatra ? 60er Jahre ?
    klingt aufs erste Hören sehr sauber, sehr weiß. aber mir düngt, dass der bft Hörer hier aufs Glatteis geführt werden soll.
    Bigbandsound ist jetzt nicht so meins, von daher erreicht mich das jetzt auch nicht so

    #5
    schöner Bass, trockene Snare – das erste Stück was mir uneingeschränkt gefällt.
    Sowas könnte mir wahrscheinlich sogar als LP ins Haus kommen. Auch der Gesang fügt sich gut ein.
    Leider endet das etwas abrupt, da hätte ich gerne weitergehört…

    #6
    dazu kann jetzt wenig sagen.
    Hört sich für meine Ohren über weite Strecken nach Warmspielen eines Orchesters an.
    Auch nach 5 einhalb Minuten kann ich da nichts konstruktives heraushören. Auch das nervöse Saxophon mag ich nicht besonders.
    Dann kommt auch noch ab Miunte 7 für 30 Sekunden (Rap)Gesang dazu und ich verstehe nicht wozu.

    #7
    dazu fällt nun wirklich nichts ein.
    damit hätte man früher auch die Präsentation des Tor des Monats unterlegen können

    #8
    Progrock turns into Fusion ?
    Sehr vielseitig, Rockgitarre, Posaune, E-Piano nacheinander verwoben.
    Aber zum Ende verzettelt man sich irgendwie, so als hätte man vergessen, wie man das Stück zu Ende bringen wollte.

    #9
    Hier kommt mir wieder Kino in den Sinn.
    Westcoast-Krimi ? Oder doch New York ? Irgendwas zwischen Shaft, Coogans Bluff un The French Connection.
    Durchaus spannend, aber irgenedwie auch wieder nicht. Diffus.

    #10
    Yeah, ich erkenne was.
    Witzig, vor Kurzem erst gesehen. Popeye Doyle. Natürlich.
    Soul, Nightclubmusic, was auch immer. Flotter Groove. Daumen hoch.

    #11
    Hübsche Melodie, allerdings alles ein bisschen harmlos und für meinen Geschmack zu glatt.

    #12
    Sehr gut. Jazz aus der gefällt-mir-Abteilung.
    Ich mag hier die Übergänge von und zu den einzelnen Solisten und ihr Spiel hat eine angenehme Temperatur und kommt auch meinem Wohlfühltempo überwiegend sehr nahe.

    #13
    Tut mir leid, da erreicht mich nichts. Beginnt ja sehr harmlos, dann finde ich das Geschreie störend und der gespochene Teil passt nach meinem Empfinden auch nicht dazu. Hört sich für mich nach Collage an. Nicht mein Geschmack.

    Bonustrack #14
    Highlight mit wenigen Abstrichen. Der Beginn erinnert mich an Mahogani Rush IV. Dann stört mich aber im Verlauf ein mich nervös machendes Solo in der Mitte, die Stimme(n) gefallen mir jetzt auch nicht durchgehend. Insgesamt aber eine gute Dramaturgie, Resonanz positiv.

    Interessant sich unbekannter Musik so zu nähern und seinen Gedanken freien Lauf lassen zu können
    Bin neugierig auf die Auflösung.

    --

    Ever tried. Ever failed. No matter. Try Again. Fail again. Fail better. Samuel Beckett - 'Cos music is for listening and not to stored away in a bloody cupboard.
    #10135285  | PERMALINK

    brandstand3000

    Registriert seit: 29.12.2016

    Beiträge: 244

    @gypsy-tail-wind
    lieber gypsy,
    ein meinungsstarker, kenntnis- und anschlussreicher post von dir, wie ich ihn nicht anders erwartet habe. und sehr gut geschrieben!

    erst mal was grundsätzliches: wie ihr puristen mit wörtern wie „oberflächlich“, „steril“, etc. um euch werft, geht mir wahnsinnig auf die nerven. ist natürlich euer gutes recht, ihr dürft das empfinden, wie ihr wollt. aber da bekommen geschmacksurteile fast etwas moralisches, das ist „gebrauchsmusik“, „kommerziell“ und letzten endes „minderwertig“. dass glätte auch sophistication sein kann, oder dass hohe funktionalität (z.b. tanzmusik, die tatsächlich zum tanzen ist) ganz schön schwer zu erreichen ist, kommt da nicht mehr vor. ihr jazz-adornos! :)
    ist natürlich nicht böse gemeint. jeder findet alles, wie er es eben findet. und das ist ok!

    jetzt konkret:

    #1
    das bleibt an der Oberfläche

    dazu zitiere ich aus einem interview des sängers: „The thing I guess that bugs me about the easy listening label, and this has to do with the dismissive attitude toward a band like the High Llamas, is that people seem to perceive it as music you don’t have to take seriously. To be taken seriously music has to have an element of “danger,” and easy listening, from its name on down, embodies the opposite of danger. It’s safe. But it’s possible to be “safe” and thrilling, melodic, and rhythmically compelling at the same time, and have beautiful melodies and harmonies. If you listen closely to it – take an album like Look Around by Sergio Mendes and Brasil ’66 – it’s some of the most thrilling music ever. And I always try to incorporate something that thrills me in my own music, to put some kind of profound beauty into it. I’m not always successful but I try.“

    #2
    mit welcher sicherheit du da die solisten festmachst, hat schon was. eigentlich auch das jahr. aufgenommen ’61, rausgekommen ’62. laut @vorgarten ist das

    Holz hinter Terry

    der dead giveaway. durch vorgarten hab ich den arrangeur erst kennengelernt. und sänger #1 ist auch ein fan.
    ich finde die nummer hat einfach schwung. ist meine lieblings-big-band-nummer.
    hab schon geschrieben: ich wäre sehr dankbar für hinweise auf ähnlich positive big band knaller!

    #3
    klar ist die basie/sinatra version besser. und die adderley/wilson erst! hier ging’s darum wo’s herkommt.

    4#
    um die sängerin geht es mir nicht. hier noch das original mir celebrity bonus:

    ist leider wirklich schwer zu ertragen. musicals (post-astaire/kelly) sind wirklich fast nur als materiallieferanten für den jazz zu gebrauchen. (ausnahme „my fair lady“)
    aber das arrangement von #4 finde ich toll. das findest du

    vor allem rhythmisch wieder viel zu platt

    eben. das hat nichts erdiges, keine haken, vielleicht sogar „keine seele“. aber ich komme da nicht vom jazz, sondern von glamour, überschuss und backfisch-hafter schwelgerei. weitere schwärmerei, siehe meine antwort auf vorgarten.
    die irren breaks in „beyond the sea“ waren mir noch nie aufgefallen. wahnsinnig waghalsig.
    die liste meiner lieblingsarrengements/performances ist jetzt:
    1. „i’ve got you under my skin“, nelson riddle
    2. „vor allem rhythmisch wieder viel zu platt“, xxx
    3. „beyond the sea“, myles collins (stimmt das?)

    #5

    finde ich den Bass ganz übel – erst recht im hässlichen Solo

    das ist ein rickenbacker bass. die müssen so klingen. das ist geil. hier mein lieblingsexemplar:

    und dass der bass seine rolle nicht akzeptiert, finde ich natürlich gerade den reiz!
    du schreibst nichts über das saxofon. wie findest du das?

    #6
    ist teilweise hier dabei, weil wir das zusammen gehört haben und ich euch danach fragte, ob das eine coverversion war. was ich hiermit aufgeklärt habe. :)
    dein düsteres verständnis der 90er teile ich nicht.

    #7
    Nicht meins, pardon. Da müsste ich ja noch tanzen lernen, wo kämen wir da hin!

    tanzen muss niemand lernen. das macht man einfach. (muss man aber auch nicht.)
    der synthetische swing in hihat und snare amüsiert dich nicht? (die label-aufdrucke, die ich noch nachreiche, müssten aber für amüsement sorgen!)

    #8
    Und da sind wir wieder in den Neunzigern, Grunge-Prog-Jazz oder sowas

    ganz falsch :) aber das liegt an deiner definition der 90er ;)

    dann die Posaune, die sich natürlich anbietet,

    die posaune finde ich spitze!

    und das E-Piano-Solo ist geil

    finde ich auch. vorgarten meinte auch, das sei eher sport als musik. ich entgegnete: das ist live und wahrscheinlich als crowdpleaser gedacht. the chicks dig it! ich digge es auch. und natürlich

    der Reichtum an Klängen

    genau.

    #9

    dass die tonfolge „speak low“ ähnelt ist mir noch nie aufgefallen! stimmt!
    mainfeature aber ist der krasse wahwah-bass!

    #11

    muss ich die drei (?) Nachzügler auch haben?

    ich weiß von zwei. der, von dem das hier stammt, ist meine meistgehörte dildo-platte. und die von 2003 ist auch super. kaufempfehlung.

    #12

    den

    treibenden, etwas atemlosen Swing

    mag ich offensichtlich. am piano solo scheiden sich die geister. die soli finde ich insgesamt ein bisschen langweilig (siehe dazu die ausführungen aus der vorgarten antwort). aber den beat und die behandlung des materials finde ich großartig. musste heute auch feststelen, dass ich die ganze platte mag. obwohl die kritikermeinung zu diesem album eher lauwarm ist. wie auch immer.

    #13
    zum

    öd-monströsen Kontext

    siehe meine antwort bei @wahr

    danke, gypsy. dass das großteils nicht deine tasse tee ist, wusste ich. du hast trotzdem toll mitgemacht! :)

    --

    #10135289  | PERMALINK

    brandstand3000

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    @gypsy-tail-wind
    #14
    der touch von „british heavy metal“ in der stimme ist schon irre!

    danke für deine bemerkungen zu phil woods. in die sachen hör ich mal rein, aber ich dachte auch schon, dass ich meine zeit bei anderen wahrscheinlich besser verbringe. #2 bleibt aber eines meiner liebling sax soli. (natürlich superfunktional im auftrag des schwungs. also genauer gesagt mein lieblings funktions-sax-solo.)

    --

    #10135327  | PERMALINK

    brandstand3000

    Registriert seit: 29.12.2016

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    hallo @pheebee danke für deinen beitrag!

    #1

    lockeres E-Piano (?)

    stimmt. wurlitzer. ich höre das stück andauernd. das hilft natürlich.

    #2/#3
    lustig, dass du jerry lewis erwähnst. der schauspieler, der in #3 singt kommt nämlich eindeutig von der jerry-lewis-schule für schauspiel. also alles richtig, ist aber frühe 60er.

    #4

    aber mir düngt, dass der bft Hörer hier aufs Glatteis geführt werden soll.

    nein, überhaupt nicht. :)

    #5

    Leider endet das etwas abrupt, da hätte ich gerne weitergehört…

    die stücke auf der LP, die du dir vielleicht kaufen wirst, gehen teilweise ineinander über, deshalb ist das so blöd abgeschnitten.

    #6

    Dann kommt auch noch ab Miunte 7 für 30 Sekunden (Rap)Gesang dazu und ich verstehe nicht wozu.

    sorry. meine schuld.

    #7

    damit hätte man früher auch die Präsentation des Tor des Monats unterlegen können

    hat man da nicht die #2 benutzt?

    #9

    Irgendwas zwischen Shaft, Coogans Bluff un The French Connection.

    alles super filme! (shaft zumindest vom soundtrack.) und du bist sehr nah dran.

    #10

    Witzig, vor Kurzem erst gesehen. Popeye Doyle.

    dann hättest du #9 auch erkennen können. :)

    #11
    die glätte täuscht. man streitet sich, ob es im song um die beziehung eines alten sacks zu einem gothic girl, einem schwarzen hipster-mädchen oder einer domina geht. aber die oberfläche ist natürlich sehr schmeichelnd und glatt. ich mag das.

    #12
    gut beschrieben. geht mir auch so.

    #14
    wow.

    Mahogani Rush

    noch nie von denen gehört. gibt‘ s nicht noch andere RUSH aus kanada? wie funktioniert das?
    ich höre es mir gerade an. gefällt mir. und bei ca. 21:30 klingt es wirklich ähnlich.

    puuh. und das im jazz-forum. da haben wir ja was angerichtet.
    und „dragonfly“ bei 22:30 scheint mir ein rechter knaller zu sein.
    außerdem finde ich den gesang minimal zappaesk. ist aber wohl nur die stimmlage.

    schön, dass du dabei bist, pheebee!

    --

    #10135435  | PERMALINK

    wahr

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    Beiträge: 15,224

    brandstand3000@wahr
    mensch, da geht mir aber das herz auf. hier haben sich zwei gefunden, 2 gegen die natur sozusagen.
    finde deine beschreibungen hervorragend (wahrscheinlich weil oft in meinem sinne).
    meine reaktion ist:
    GENAU! GENAU! GENAU!

    Das freut mich. Konnte ich ja vorher nicht ahnen, dass wir da ähnlich ticken.

    5
    das war einer der ersten schlagzeuger, die mich schwer beeindruckt haben. das tv-konzert „live im alabama“ (84?) fand ich den hammer. heute mag ich ihn nur noch bedingt. er spielt immer so gerade (auch das krumme zeug). er kann schon grooven, will aber irgendwie nicht. muss vielleicht mal seinen autobiographie lesen. in interviews finde ich ihn immer hillarious. dieses stück ist auf jeden fall sehr groß. aber nicht makellos. die stelle bei 3:21 könnte viel mehr fliegen, wenn unser freund nicht so hacken würde.

    Ich glaube, das Hacken ist der Funk. ; ) Ich kann da jedenfalls keine Schwäche erkennen.

    11
    von hipster-yacht-rock-adepten werden ihre späten 70er geschätzt. ihr meisterwerk von 1980 mochten früher immer die falschen leute, aber inzwischen gehöre ich wohl zu ihnen. und nach 1980 haben sie ja 20 jahre bis zu ihrer nächsten (duo-)platte gebraucht. und diese platte von 2000 ist meine lieblingsplatte von ihnen. (aber ich finde alle toll!)

    Ich finde auch alle toll, aber höre dann doch nur das, was ab 1980 erschien, auch das Konzeptalbum des einen Mitstreiters über ein imaginäres Auto reiht sich ja in die wunderbar designte Perfektion ein. Insofern gab es auch schon 1993 ein weiteres „Band“-Album, denn es war ja auch sein Kompagnon wieder dabei. Für ihre Platten ab „Gaucho“ wurde die CD erfunden. Kein Knacken darf den staubfreien Sound stören. Ich kenne allerdings jetzt auch nicht alles.

    13
    ich finde die platte eher als hiphop-statement interessant. dieser völlig überblasene überbau funktioniert für mich wie das representing im rap. nur statt dicker karre eben ein riesiges coltrane-orchester. und so gesehen war für mich die platte das richtige statement zur zeit und der hype sozusagen teil des konzepts, der voll aufgegangen ist!

    Ja, im Kontext von HipHop mit seinen überdeutlichen Fingerzeigen und Positionsmarkern macht das wieder Sinn. Es muss das richtige Statement zur richtigen Zeit gewesen sein, denn wann zuletzt wurde ein 3-CD-Jazzbrocken mal so breitenwirksam durch alle Kulturkanäle gezogen?

    danke für deinen post! da hatte ich mal spaß!

    Ebenso dir ein dickes Dankeschön für deine Kommentare.

    #10135453  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Registriert seit: 25.01.2010

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    brandstand3000
    lieber gypsy,
    ein meinungsstarker, kenntnis- und anschlussreicher post von dir, wie ich ihn nicht anders erwartet habe. und sehr gut geschrieben!
    erst mal was grundsätzliches: wie ihr puristen mit wörtern wie „oberflächlich“, „steril“, etc. um euch werft, geht mir wahnsinnig auf die nerven. ist natürlich euer gutes recht, ihr dürft das empfinden, wie ihr wollt. aber da bekommen geschmacksurteile fast etwas moralisches, das ist „gebrauchsmusik“, „kommerziell“ und letzten endes „minderwertig“. dass glätte auch sophistication sein kann, oder dass hohe funktionalität (z.b. tanzmusik, die tatsächlich zum tanzen ist) ganz schön schwer zu erreichen ist, kommt da nicht mehr vor. ihr jazz-adornos! :)
    ist natürlich nicht böse gemeint. jeder findet alles, wie er es eben findet. und das ist ok!

    Danke für die Blumen … und die Schelte, der ich mich durchaus auch anschliessen mag. Die Sache ist am Ende gewiss persönlich und ich höre wohl *innerhalb* des Jazz soviel Tanzmusik (nämlich Swingmusik) wie kein anderer im Forum … Orgeljazz ist auch ein Gebiet, das wenig mit Adorno gemein hat (aber das trifft ja auf den Jazz als ganzes zu, alles hat der Herr Wiesengrund halt auch nicht durchschaut). Will heissen: ich bekenne mich für schuldig, zu häufig in die Falle zu tappen und besagte Haltung ein, erwähntes Vokabular in den Mund zu nehmen, aber ich wehre mich dagegen, dass ich in die gänzlich in diese Ecke gedrängt werde.

    brandstand3000
    jetzt konkret:

    #1
    das bleibt an der Oberfläche

    dazu zitiere ich aus einem interview des sängers: „The thing I guess that bugs me about the easy listening label, and this has to do with the dismissive attitude toward a band like the High Llamas, is that people seem to perceive it as music you don’t have to take seriously. To be taken seriously music has to have an element of “danger,” and easy listening, from its name on down, embodies the opposite of danger. It’s safe. But it’s possible to be “safe” and thrilling, melodic, and rhythmically compelling at the same time, and have beautiful melodies and harmonies. If you listen closely to it – take an album like Look Around by Sergio Mendes and Brasil ’66 – it’s some of the most thrilling music ever. And I always try to incorporate something that thrills me in my own music, to put some kind of profound beauty into it. I’m not always successful but I try.“

    Hm, ich bin da nicht überzeugt – siehe der verlinkte Bobby Darin-Track: was der Drummer da macht, ist sowas von nicht safe, wenn da nicht andere abgebrühte Jazzcracks wie er selbst im Studio gewesen wären, wäre der Take sicherlich abgebrochen worden. Mir fehlt wohl tatsächlich öfter mal diese Möglichkeit des – und sei es noch so kleinen – Ausbruches, die es da eben gibt. An sich reicht es ja schon, wenn der Ausbruch als Möglichkeit gedacht werden kann, es muss nicht immer Gebrauch davon gemacht werden, aber die Option muss man doch haben? (Mendes ist aber jemand, zu dem ich bisher überhaupt keinen Zugang finde, vielleicht wird das eines Tages ja noch, aber bisher fand ich das tatsächlich immer nur Langweile supreme, also High-End-Langweile oder wie auch immer … beim nächsten Besuch in Berlin könnt @vorgarten und Du ja mal einen Überzeugungsversuch starten.)

    brandstand3000
    #2
    mit welcher sicherheit du da die solisten festmachst, hat schon was. eigentlich auch das jahr. aufgenommen ’61, rausgekommen ’62. laut @vorgarten ist das

    Holz hinter Terry

    der dead giveaway. durch vorgarten hab ich den arrangeur erst kennengelernt. und sänger #1 ist auch ein fan.
    ich finde die nummer hat einfach schwung. ist meine lieblings-big-band-nummer.

    Ich bin nicht in Laune – und habe auch gerade keine Zeit – für lange Rätseleien und Stöbern im Netz und in der Tube, sicher bin ich mir beim Arrangeur nicht, aber eine Idee habe ich wohl (noch ein Mann, denn @vorgarten mir gelegentlich vielleicht näher bringen könnte, bisher bin ich da auch nicht warmgeworden … Orgerman geht übrigens inzwischen recht gut, aber ich habe da tatsächlich gewisse Berührungsängste, die aber mehr mit Hörgewohnheiten und -erwartungen zu tun haben – die vielleicht gerade zu wenig sophisticated sind, wenn man’s umdrehen will, mag durchaus sein! also ich will bitte auch mal spektakulär überrascht werden, nicht mit dem verfeinerten Einsatz eines Fagotts, das ganz leise im Satz ein verminderte Sexte spielt oder sowas, was ich eh nicht erkennen würde – als mit einer Art von falsch verstandenem Elitismus.

    brandstand3000
    hab schon geschrieben: ich wäre sehr dankbar für hinweise auf ähnlich positive big band knaller!

    Da wäre zuerst mal die Frage, wie weit Du zurückgehen magst … und ob Du mit „chaotischen“ Big Bands à la Count Basie 1936-1941 klarkommst, mit dem frühen Ellington (sagen wir mal 1929-1940), mit Jimmie Lunceford oder Woody Herman, oder ob nur eine geölte Maschine geht wie hier im Track oder bei Basie so um 1954-56 … ich bin nicht der Track-Hörer, ich verbeisse mich nicht regelmässig in einzelne Tracks und erstelle dann Playlisten oder so – aber ein paar Band- bzw. Leadernamen kann ich schon mal in die Runde werfen, wenn das grundsätzliche geklärt ist – wir haben hier einen eingeschlafenen Big Band-Thread, den wir gerne mal aus dem Dornröschenschlaf wecken können (den Swing-Thread, der verdorrte, bevor er zu leben anfing, lassen wir besser ruhen; man könnte ihn allenfalls zum Thema Small Group Swing wieder erwecken, aber das hört ausser mir hier derzeit eh keiner).

    brandstand3000

    #3
    klar ist die basie/sinatra version besser. und die adderley/wilson erst! hier ging’s darum wo’s herkommt.
    4#
    um die sängerin geht es mir nicht. hier noch das original mir celebrity bonus:
    <iframe width=“500″ height=“375″ src=“https://www.youtube.com/embed/oOaPvG0xduQ?feature=oembed“ frameborder=“0″ allowfullscreen=““></iframe>
    ist leider wirklich schwer zu ertragen. musicals (post-astaire/kelly) sind wirklich fast nur als materiallieferanten für den jazz zu gebrauchen. (ausnahme „my fair lady“)
    aber das arrangement von #4 finde ich toll. das findest du

    vor allem rhythmisch wieder viel zu platt

    eben. das hat nichts erdiges, keine haken, vielleicht sogar „keine seele“. aber ich komme da nicht vom jazz, sondern von glamour, überschuss und backfisch-hafter schwelgerei. weitere schwärmerei, siehe meine antwort auf vorgarten.
    die irren breaks in „beyond the sea“ waren mir noch nie aufgefallen. wahnsinnig waghalsig.
    die liste meiner lieblingsarrengements/performances ist jetzt:
    1. „i’ve got you under my skin“, nelson riddle
    2. „vor allem rhythmisch wieder viel zu platt“, xxx
    3. „beyond the sea“, myles collins (stimmt das?)

    zu #3 – alles klar, aber die Ecke kenne ich halt nicht … drängte sich nur gerade auf. Das Adderley/Wilson-Album mag ich, aber es lief eine Ewigkeit nicht mehr. Es war damals auf diesem kleinen Flyer, der einigen (20, 25?) Blue Note-CDs beilag, als ich in den mittleren Neunzigern erstmals Alben von Cannonball Adderley, Jimmy Smith, Freddie Redd und anderen kaufte, auf dem eben 20 oder 25 der angeblich grössten Klassiker des Labels abgebildet waren (darunter auch das Capitol-Album von Wilson/Cannonball, DOH!, aber auch „echte“ BN-Klassiker wie „Back at the Chicken Shack“, „Somethin‘ Else“, „Blue Train“, Sonny Clarks „Cool Struttin'“ oder – Redd, das war ja schon eher erstaunlich! – „The Connection“) … das half mir damals durchaus, denn man musste sich ja stets für ein oder zwei CDs aus dem ganzen, irrsinnigen Angebot entscheiden, mehr gab das Budget nur her, wenn ich in den Schulferien eine Woche oder zwei arbeiten konnte.

    zu #4 – ich komme ja schon mit Gene Kelly und seinem Strahlemann-Image (irgendwie auch eine nicht-penetrierbare Fassade, wie bei Phil Woods, aber jetzt kommt dann gleich @vorgarten und nennt ein paar Leute, die auch so sind, und die ich mag … wäre wohl eine Diskussion für anderswo bzw. am Ende eine Diskussion, die nicht weit führt, aber interessant ist sie halt schon, weil man sich – wie bei der Teilnahme an einem BFT – Gedanken über die eigene, wie soll ich das jetzt nennen, Wertmatrix? … macht.

    zur Rangliste :-)

    brandstand3000

    #5

    finde ich den Bass ganz übel – erst recht im hässlichen Solo

    das ist ein rickenbacker bass. die müssen so klingen. das ist geil. hier mein lieblingsexemplar:
    <iframe width=“500″ height=“375″ src=“https://www.youtube.com/embed/1IwY_D3pnOs?feature=oembed“ frameborder=“0″ allowfullscreen=““></iframe>
    und dass der bass seine rolle nicht akzeptiert, finde ich natürlich gerade den reiz!
    du schreibst nichts über das saxofon. wie findest du das?

    Hm, kann mir den Bass-Sound ja durchaus anderswo vorstellen, aber hier ist mir von allem zuviel, die braven Streicherchen, die ein bisschen zwitschern, danach noch das glatte Sopransaxsolo … aber gut, der Bass soll so klingen, das war mir schon klar bzw. das hatte ich natürlich vermutet. Die Sache mit der Rolle ist auch eine laufende Debatte, ich weiss ja nicht, wie lange Du hier schon mitliest, aber darüber gab es (vermutlich nur irgendwo im vermaledeiten Hörthread verschüttet) schon den einen oder anderen Austausch. Eine so klare Aussage wie: „Der Bass soll gefälligst unten bleiben und seinen Job machen, auch im Solo, wenn er denn überhaupt eins haben muss“ wirst Du hier wohl von niemandem hören. Ich bin ein grosser Bassliebhaber, aber das bezieht sich – auch in der Gegenwart und in echt und bei Leuten, die noch nicht 80 oder 90 sind – in erster Linie auf den Kontrabass … gegen Bassgitarren habe ich nicht grundsätzlich was einzuwenden, aber Virtuosenstücklein, wie sie ein Stanley Clarke macht, schläfern mich ein. Man gebe mir Steve Swallow!

    Zum Sax: ist wohl auch nicht viel schlechter als das, was Branford Marsalis hinter Sing gemacht hat (die Doppel-CD liegt hier noch irgendwo, seit 20 Jahren nicht angehört und bezeichnenderweise eine der wenigen, die ich erst aus dem Haus meiner Eltern holte, als dieses abgerissen wurde) … aber gut, das ist superkompetent, so weit waren die Cracks gegen Ende der Sechziger auch in Europa. Also nichts anderes, als was Phil Woods in #14 macht. Und ich verstehe durchaus, wenn Du das anders hörst, da eine Faszination entsteht. Ich kenne es, dass irgendwo einer auch nur ein paar Takte spielt und man möchte gerne mehr von ihm hören. Kann aber auch enttäuschend sein, wenn man das Mehr dann kennt (sprich, wohl ganz im Sinne von @friedrich: Manchmal ist Weniger eben doch Mehr).

    brandstand3000
    #6
    ist teilweise hier dabei, weil wir das zusammen gehört haben und ich euch danach fragte, ob das eine coverversion war. was ich hiermit aufgeklärt habe. :)
    dein düsteres verständnis der 90er teile ich nicht.

    Das ist eigentlich gar kein Verständnis, das ist mehr so ein Gefühl … ich habe ein ähnliches Gefühl bei vielem, was in den 90ern von der zweiten Generation der Young Lions kam, für das mir ebenso die Worte fehlen (ich denke an Leute wie Kurt Rosenwinkel, die Chrises Potter und Cheek, Seamus Blake wenn er nicht bei den Bloomdaddies war, die ich noch heute mag, obwohl sie genau in diese „düstere“ Ecke passen mit ihrem Grunge-Swing-Funk-Jazz, an Mark Turner bevor er neu spielen lernen musste, teils auch an Joshua Redman …) – düster wäre da das falsche Wort, aber das sind einfach alles nicht die 90er, die ich erlebte, diese Musik hatte für mich so wenig Relevanz wie Green Day oder sowas. Nirvana auch nicht, obwohl ich mal eine Weile so tat, als sei das anders, aber da war ich 13 oder so und den Rest des Grunge und des späten nicht ganz so Fun-wie-Green-Day-Punk machte ich gar nicht mehr mit, was dann wieder mehr als ging waren Portishead, dazu Morcheeba, Tricky, aber auch Goldie oder Moloko … aber das war alles nur nebenbei, neben dem Hard Bop und bald auch dem Free Jazz der Sechziger, und auch neben Funk verschiedener Macharten und Epochen (von James Brown über den damals noch sehr präsenten Maceo Parker, Bootsy Collins, Larry Graham – der Bass! – Sly Stone, die Crusaders, Eddie Harris – der Jazz! – aber auch, an den Rändern, „Blood Sugar Sex Magik“ – der Bass! – oder Living Colour – der Bass!) – aber gut, darum geht es hier nicht. Wie gesagt, mir fehlen da selber die angemessenen Worte, „düster“ ist nur ein Behelf (und meine Neunziger waren alles in allem ziemlich sonnig, trotz Portishead und auch dank einigem an Pop/Rock, was ebenfalls noch lief, Dylan z.B., Stephan Eicher, Tom Petty, Neil Young – das finden jetzt andere wieder düster, gewiss).

    brandstand3000

    #7
    Nicht meins, pardon. Da müsste ich ja noch tanzen lernen, wo kämen wir da hin!

    tanzen muss niemand lernen. das macht man einfach. (muss man aber auch nicht.)
    der synthetische swing in hihat und snare amüsiert dich nicht? (die label-aufdrucke, die ich noch nachreiche, müssten aber für amüsement sorgen!)

    ad 1) – puh, nochmal Glück gehabt! Ich hole mir dann mal den nächsten Whisky an der Bar …
    ad 2) – ich muss zugeben, habe den Track heute nicht wiedergehört … Detroit – die paar (vier, fünf?) CDs, die die Bibliothek meiner Schule damals hergab, liefen auch bei mir ab und zu (sprich neben dem Lehrer, der sie anschaffte und meinem einen Klassenkameraden war ich wohl der dritte, der sie auslieh) – aber heute habe ich den Track einfach ausgelassen (und gerade stecke ich mitten in einem längeren Mitschnitt von Jimmy Smith und möchte nicht unterbrechen, ich bin ganz schlecht darin, mich auf Youtube-Tracks und schnelle Reaktionen einzulassen, weil ich meist schon was höre, wenn ich ins Forum gehe). Hole ich nochmal nach.

    brandstand3000

    #8
    Und da sind wir wieder in den Neunzigern, Grunge-Prog-Jazz oder sowas

    ganz falsch :) aber das liegt an deiner definition der 90er ;)

    dann die Posaune, die sich natürlich anbietet,

    die posaune finde ich spitze!

    und das E-Piano-Solo ist geil

    finde ich auch. vorgarten meinte auch, das sei eher sport als musik. ich entgegnete: das ist live und wahrscheinlich als crowdpleaser gedacht. the chicks dig it! ich digge es auch. und natürlich

    der Reichtum an Klängen

    genau.

    Haha, alles klar … aber ja, Vorstellungen, die man mit sich herumträgt (und ich gebe ja bereitwillig zu, dass sie auf Halbwissen beruhen, aber es gibt tausend andere Dinge, die ich zuerst besser oder überhaupt kennen möchte), verbauen schon mal den Weg zu einem treffenden Urteil. So be it, Digger ;-)

    brandstand3000
    #9
    dass die tonfolge „speak low“ ähnelt ist mir noch nie aufgefallen! stimmt!
    mainfeature aber ist der krasse wahwah-bass!

    Also Bass, nicht Synthesizer?

    brandstand3000
    #11

    muss ich die drei (?) Nachzügler auch haben?

    ich weiß von zwei. der, von dem das hier stammt, ist meine meistgehörte dildo-platte. und die von 2003 ist auch super. kaufempfehlung.

    Okay, merk ich mir mal, danke!

    Die dritte ist die erste der drei, stammt aus den 90ern, ist aber korrekt, dass Du sie nicht zählst, denn hier im Forum fristen Live-Alben ein Schattendasein, das ich nie begreifen werden (man betrachtet sie wohl als Decaf, aber wenn man vom Jazz und generell dem grossen, wie soll man das nennen, um nicht von „Black Music“ zu labern, das grosse Rhythm & Blues Kontinuum … wenn man von daher kommt, wie es bei mir halt nunmal der Fall ist, dann ist das natürlich eine komplett depperte Ansicht. Aber dass die Dildos überhaupt auf Tour gingen, ist ja schon mal wider das Naturell ihrer Musik, irgendwie (aber klar, die Leute, die sie um sich scharten, ziehen das auch Abend für Abend live durch … den Trompeter – egal, welcher der gelisteten es ist, so Wiki denn komplett ist – kenne ich übrigens gar nicht, hat wohl keinen Namen als Jazzer oder falls ist das dann genau wieder aus einer Ecke, die mir zu „brav“ ist bzw. in die ich einfach nicht tiefer einsteigen mag, weil mich anderes mehr interessiert … aber in Sachen Trompete, mal ins Blaue hinaus, weil gerade eine weitere CD von ihm hier gelandet ist: hör Dir mal Tom Harrell an. Der soliert natürlich, aber sein melodisches Können und seine Meisterschaft für Stimmungen (die auch durch seine Stücke geprägt werden) könnte vielleicht was sein (das ist aber wesentlich unhipper als die bärtigen jüngeren Leute, die inzwischen, um auch mal sportlich zu werden, für den Stall von Manfred Eicher antreten, Ralph Alessi nehme ich hierbei aber aus, obwohl der keine Haare auf und unterm Kopp hat und daher eh nicht mitgemeint war).

    brandstand3000
    #12
    den

    treibenden, etwas atemlosen Swing

    mag ich offensichtlich. am piano solo scheiden sich die geister. die soli finde ich insgesamt ein bisschen langweilig (siehe dazu die ausführungen aus der vorgarten antwort). aber den beat und die behandlung des materials finde ich großartig. musste heute auch feststelen, dass ich die ganze platte mag. obwohl die kritikermeinung zu diesem album eher lauwarm ist. wie auch immer.

    Ja, Deine Sicht zu Soli habe ich vorhin gelesen. Aus der Warte des Jazzers, der ich nunmal bin, ist das ziemlich wunderlich, wird das Solo natürlich als sowas wie die Krönung betrachtet: es gibt dem Individuum die Möglichkeit, sich zu entfalten – das alles kann man natürlich trefflich überladen und metaphorisch schwülstig werden, aber das wollen wir hier nicht. Aber das geht einher mit dem Personalstil (noch so ein Unwort) des Musikers (und der Musikerin, das haben wir ja in Berlin reichlich bemüht aufs Auge gedrückt gekriegt, aber von/mit Eve Risser habe ich inzwischen fünf oder sechs CDs da und von Julia Holter das Gesamtwerk, auch wenn ich noch immer beim ersten Album hänge, das mich reichlich fasziniert), will sagen der Ton ist die Visitenkarte, das Wie und das Was müssen zusammenpassen, stehen in Relation zu sich selbst aber auch zu allem, was voranging (und können damit natürlich auch spielen). Sowas kann man durchaus auch über eine ganze Combo und ihren Sound sagen, aber gerade im postmodernen Mainstream ist der Gruppensound leider oftmals langweilig und nichtssagend, während die Soli durchaus ihren Reiz haben. Also: warum müssen die denn immer ihre eigenen Tunes spielen, wenn diese Schrott sind, sollen sie doch gute Standards oder Jazztunes spielen vs. die Erwartung, dass ein „richtiger“ Musiker eben auch sein eigenes Material braucht, um sich wirklich zu entfalten … sowas. Aber das ist wohl eine esoterische Jazz-Diskussion bzw. vielleicht auch einfach nur mein Problem (aber ich habe an sich genügend tricky/langweilige Jazztunes für drei Leben gehört – die von Tom Harrell zählen im Regelfall nicht dazu).

    Ach so: das Pianosolo fand ich ziemlich gut – vom grauenhaften Zustand des Instruments mal abgesehen. Den Track muss ich noch ein paar Male hören, Cannonball Adderley ist das natürlich nicht (den würde ich zumal im rein akustischen Kontext wohl immer zweifellos erkennen, bloss bei den Aufnahmen aus den letzten Jahren, die ich auch – noch? – nicht vollständig kenne, bin ich nicht sicher ob ich es immer schaffen würde). Aber die Stimmen klingen schon alle ziemlich vertraut.

    brandstand3000
    #13
    zum

    öd-monströsen Kontext

    siehe meine antwort bei @wahr
    danke, gypsy. dass das großteils nicht deine tasse tee ist, wusste ich. du hast trotzdem toll mitgemacht! :)

    Huch, gerade dort gelandet und die Clarence Clemmons-Bemerkung gelesen … wenn ich daran noch anschliessen darf: das ist mir am Ende wohl – im Kontext, wenn es einfach passt – lieber als das gepflegt sessionmässige der Cracks in #5 und #14. Clemmons-Bashing ist ja fast schon wiesengrund’sch ;-)

    (Und sorry, mit den Zitaten hier verzichte ich fast auf Smilies, zumal graphische – die paar, die da sind, sind Zufälle. Das Umstellen von der „Text“-, die ich eigentlich immer benutze auf die katastrophale „Visuell“-Ansicht, in der die Smilies nur einfügbar sind, ist mir zu mühsam.)

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #162: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records, 8.4., 22:00; # 163: 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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