Antwort auf: bft#20

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gypsy-tail-wind
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#14 habe ich mir zweieinhalbmal angehört – und dann haute vorgarten mir auf den Kopf und ich war zwei Tage weg. Seltsam. Ein monströses Ding, inklusive grauenvollem Falsett, wie es viele Hardrocker so lieben (ich glaube aber, denen haute regelmässig wer auf den Kopf … nichts gegen Falsett, aber das geht auch anders!) – Phil Woods also … na ja.

Ich bin ihm gegenüber sehr zwiespältig, man soll ja nicht schlecht über Verstorbene reden, aber der Mann war so voll von sich selbst, dass es hart zu ertragen ist. Seine ganz frühen Aufnahmen, soweit ich sie kenne, sind aber ziemlich toll, ganz früh heisst aber bei ihm nur bis 1956 oder so – da klingt er frisch, irgendwie offen. Später ist meist alles zu, quasi undurchlässige Fassade. Anspieltipp vielleicht „Pot Pie“ (rec. 1954/55) oder „Woodlore“ (rec. 1955). In der Big Band von Quincy Jones (1959-61) ist er ordentlich, aber andere Solisten sind dann auf die Länge doch spannender. In den Späten Sechzigern leitete Woods die European Rhythm Machine, und mit der Combo fand er ein Setting, in dem sein überreifes Spiel adäquat rüberkam – „Alive and Well in Paris“ (rec. 1968 mit George Gruntz, Henri Texier, Daniel Humair) ist ein Klassiker, „Phil Woods and His European Rhythm Machine at the Montreux Jazz Festival“ vom Folgejahr (gleiche Besetzung) ist auch toll (später löste zuerst Gordon Beck am Klavier Gruntz und danach Ron Mathewson am Bass Texier ab, ich habe auch in der Besetzung mit Beck irgendwo noch was, aber seit einer Ewigkeit nicht mehr gehört). Ein paar weitere Woods-Alben haben sich hier angesammelt, aber so richtig empfehlen mag ich von ihm nicht gar vieles … obendrein mag ich ihn insgesamt eigentlich kaum empfehlen, es gäbe wirklich andere, denen man mehr Aufmerksamkeit widmen sollte – aber ihn einfach pauschal wegzuschieben fände ich ebenfalls falsch.

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