Antwort auf: bft#20

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gypsy-tail-wind
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brandstand3000
lieber gypsy,
ein meinungsstarker, kenntnis- und anschlussreicher post von dir, wie ich ihn nicht anders erwartet habe. und sehr gut geschrieben!
erst mal was grundsätzliches: wie ihr puristen mit wörtern wie „oberflächlich“, „steril“, etc. um euch werft, geht mir wahnsinnig auf die nerven. ist natürlich euer gutes recht, ihr dürft das empfinden, wie ihr wollt. aber da bekommen geschmacksurteile fast etwas moralisches, das ist „gebrauchsmusik“, „kommerziell“ und letzten endes „minderwertig“. dass glätte auch sophistication sein kann, oder dass hohe funktionalität (z.b. tanzmusik, die tatsächlich zum tanzen ist) ganz schön schwer zu erreichen ist, kommt da nicht mehr vor. ihr jazz-adornos! :)
ist natürlich nicht böse gemeint. jeder findet alles, wie er es eben findet. und das ist ok!

Danke für die Blumen … und die Schelte, der ich mich durchaus auch anschliessen mag. Die Sache ist am Ende gewiss persönlich und ich höre wohl *innerhalb* des Jazz soviel Tanzmusik (nämlich Swingmusik) wie kein anderer im Forum … Orgeljazz ist auch ein Gebiet, das wenig mit Adorno gemein hat (aber das trifft ja auf den Jazz als ganzes zu, alles hat der Herr Wiesengrund halt auch nicht durchschaut). Will heissen: ich bekenne mich für schuldig, zu häufig in die Falle zu tappen und besagte Haltung ein, erwähntes Vokabular in den Mund zu nehmen, aber ich wehre mich dagegen, dass ich in die gänzlich in diese Ecke gedrängt werde.

brandstand3000
jetzt konkret:

#1
das bleibt an der Oberfläche

dazu zitiere ich aus einem interview des sängers: „The thing I guess that bugs me about the easy listening label, and this has to do with the dismissive attitude toward a band like the High Llamas, is that people seem to perceive it as music you don’t have to take seriously. To be taken seriously music has to have an element of “danger,” and easy listening, from its name on down, embodies the opposite of danger. It’s safe. But it’s possible to be “safe” and thrilling, melodic, and rhythmically compelling at the same time, and have beautiful melodies and harmonies. If you listen closely to it – take an album like Look Around by Sergio Mendes and Brasil ’66 – it’s some of the most thrilling music ever. And I always try to incorporate something that thrills me in my own music, to put some kind of profound beauty into it. I’m not always successful but I try.“

Hm, ich bin da nicht überzeugt – siehe der verlinkte Bobby Darin-Track: was der Drummer da macht, ist sowas von nicht safe, wenn da nicht andere abgebrühte Jazzcracks wie er selbst im Studio gewesen wären, wäre der Take sicherlich abgebrochen worden. Mir fehlt wohl tatsächlich öfter mal diese Möglichkeit des – und sei es noch so kleinen – Ausbruches, die es da eben gibt. An sich reicht es ja schon, wenn der Ausbruch als Möglichkeit gedacht werden kann, es muss nicht immer Gebrauch davon gemacht werden, aber die Option muss man doch haben? (Mendes ist aber jemand, zu dem ich bisher überhaupt keinen Zugang finde, vielleicht wird das eines Tages ja noch, aber bisher fand ich das tatsächlich immer nur Langweile supreme, also High-End-Langweile oder wie auch immer … beim nächsten Besuch in Berlin könnt @vorgarten und Du ja mal einen Überzeugungsversuch starten.)

brandstand3000
#2
mit welcher sicherheit du da die solisten festmachst, hat schon was. eigentlich auch das jahr. aufgenommen ’61, rausgekommen ’62. laut @vorgarten ist das

Holz hinter Terry

der dead giveaway. durch vorgarten hab ich den arrangeur erst kennengelernt. und sänger #1 ist auch ein fan.
ich finde die nummer hat einfach schwung. ist meine lieblings-big-band-nummer.

Ich bin nicht in Laune – und habe auch gerade keine Zeit – für lange Rätseleien und Stöbern im Netz und in der Tube, sicher bin ich mir beim Arrangeur nicht, aber eine Idee habe ich wohl (noch ein Mann, denn @vorgarten mir gelegentlich vielleicht näher bringen könnte, bisher bin ich da auch nicht warmgeworden … Orgerman geht übrigens inzwischen recht gut, aber ich habe da tatsächlich gewisse Berührungsängste, die aber mehr mit Hörgewohnheiten und -erwartungen zu tun haben – die vielleicht gerade zu wenig sophisticated sind, wenn man’s umdrehen will, mag durchaus sein! also ich will bitte auch mal spektakulär überrascht werden, nicht mit dem verfeinerten Einsatz eines Fagotts, das ganz leise im Satz ein verminderte Sexte spielt oder sowas, was ich eh nicht erkennen würde – als mit einer Art von falsch verstandenem Elitismus.

brandstand3000
hab schon geschrieben: ich wäre sehr dankbar für hinweise auf ähnlich positive big band knaller!

Da wäre zuerst mal die Frage, wie weit Du zurückgehen magst … und ob Du mit „chaotischen“ Big Bands à la Count Basie 1936-1941 klarkommst, mit dem frühen Ellington (sagen wir mal 1929-1940), mit Jimmie Lunceford oder Woody Herman, oder ob nur eine geölte Maschine geht wie hier im Track oder bei Basie so um 1954-56 … ich bin nicht der Track-Hörer, ich verbeisse mich nicht regelmässig in einzelne Tracks und erstelle dann Playlisten oder so – aber ein paar Band- bzw. Leadernamen kann ich schon mal in die Runde werfen, wenn das grundsätzliche geklärt ist – wir haben hier einen eingeschlafenen Big Band-Thread, den wir gerne mal aus dem Dornröschenschlaf wecken können (den Swing-Thread, der verdorrte, bevor er zu leben anfing, lassen wir besser ruhen; man könnte ihn allenfalls zum Thema Small Group Swing wieder erwecken, aber das hört ausser mir hier derzeit eh keiner).

brandstand3000

#3
klar ist die basie/sinatra version besser. und die adderley/wilson erst! hier ging’s darum wo’s herkommt.
4#
um die sängerin geht es mir nicht. hier noch das original mir celebrity bonus:
<iframe width=“500″ height=“375″ src=“https://www.youtube.com/embed/oOaPvG0xduQ?feature=oembed“ frameborder=“0″ allowfullscreen=““></iframe>
ist leider wirklich schwer zu ertragen. musicals (post-astaire/kelly) sind wirklich fast nur als materiallieferanten für den jazz zu gebrauchen. (ausnahme „my fair lady“)
aber das arrangement von #4 finde ich toll. das findest du

vor allem rhythmisch wieder viel zu platt

eben. das hat nichts erdiges, keine haken, vielleicht sogar „keine seele“. aber ich komme da nicht vom jazz, sondern von glamour, überschuss und backfisch-hafter schwelgerei. weitere schwärmerei, siehe meine antwort auf vorgarten.
die irren breaks in „beyond the sea“ waren mir noch nie aufgefallen. wahnsinnig waghalsig.
die liste meiner lieblingsarrengements/performances ist jetzt:
1. „i’ve got you under my skin“, nelson riddle
2. „vor allem rhythmisch wieder viel zu platt“, xxx
3. „beyond the sea“, myles collins (stimmt das?)

zu #3 – alles klar, aber die Ecke kenne ich halt nicht … drängte sich nur gerade auf. Das Adderley/Wilson-Album mag ich, aber es lief eine Ewigkeit nicht mehr. Es war damals auf diesem kleinen Flyer, der einigen (20, 25?) Blue Note-CDs beilag, als ich in den mittleren Neunzigern erstmals Alben von Cannonball Adderley, Jimmy Smith, Freddie Redd und anderen kaufte, auf dem eben 20 oder 25 der angeblich grössten Klassiker des Labels abgebildet waren (darunter auch das Capitol-Album von Wilson/Cannonball, DOH!, aber auch „echte“ BN-Klassiker wie „Back at the Chicken Shack“, „Somethin‘ Else“, „Blue Train“, Sonny Clarks „Cool Struttin'“ oder – Redd, das war ja schon eher erstaunlich! – „The Connection“) … das half mir damals durchaus, denn man musste sich ja stets für ein oder zwei CDs aus dem ganzen, irrsinnigen Angebot entscheiden, mehr gab das Budget nur her, wenn ich in den Schulferien eine Woche oder zwei arbeiten konnte.

zu #4 – ich komme ja schon mit Gene Kelly und seinem Strahlemann-Image (irgendwie auch eine nicht-penetrierbare Fassade, wie bei Phil Woods, aber jetzt kommt dann gleich @vorgarten und nennt ein paar Leute, die auch so sind, und die ich mag … wäre wohl eine Diskussion für anderswo bzw. am Ende eine Diskussion, die nicht weit führt, aber interessant ist sie halt schon, weil man sich – wie bei der Teilnahme an einem BFT – Gedanken über die eigene, wie soll ich das jetzt nennen, Wertmatrix? … macht.

zur Rangliste :-)

brandstand3000

#5

finde ich den Bass ganz übel – erst recht im hässlichen Solo

das ist ein rickenbacker bass. die müssen so klingen. das ist geil. hier mein lieblingsexemplar:
<iframe width=“500″ height=“375″ src=“https://www.youtube.com/embed/1IwY_D3pnOs?feature=oembed“ frameborder=“0″ allowfullscreen=““></iframe>
und dass der bass seine rolle nicht akzeptiert, finde ich natürlich gerade den reiz!
du schreibst nichts über das saxofon. wie findest du das?

Hm, kann mir den Bass-Sound ja durchaus anderswo vorstellen, aber hier ist mir von allem zuviel, die braven Streicherchen, die ein bisschen zwitschern, danach noch das glatte Sopransaxsolo … aber gut, der Bass soll so klingen, das war mir schon klar bzw. das hatte ich natürlich vermutet. Die Sache mit der Rolle ist auch eine laufende Debatte, ich weiss ja nicht, wie lange Du hier schon mitliest, aber darüber gab es (vermutlich nur irgendwo im vermaledeiten Hörthread verschüttet) schon den einen oder anderen Austausch. Eine so klare Aussage wie: „Der Bass soll gefälligst unten bleiben und seinen Job machen, auch im Solo, wenn er denn überhaupt eins haben muss“ wirst Du hier wohl von niemandem hören. Ich bin ein grosser Bassliebhaber, aber das bezieht sich – auch in der Gegenwart und in echt und bei Leuten, die noch nicht 80 oder 90 sind – in erster Linie auf den Kontrabass … gegen Bassgitarren habe ich nicht grundsätzlich was einzuwenden, aber Virtuosenstücklein, wie sie ein Stanley Clarke macht, schläfern mich ein. Man gebe mir Steve Swallow!

Zum Sax: ist wohl auch nicht viel schlechter als das, was Branford Marsalis hinter Sing gemacht hat (die Doppel-CD liegt hier noch irgendwo, seit 20 Jahren nicht angehört und bezeichnenderweise eine der wenigen, die ich erst aus dem Haus meiner Eltern holte, als dieses abgerissen wurde) … aber gut, das ist superkompetent, so weit waren die Cracks gegen Ende der Sechziger auch in Europa. Also nichts anderes, als was Phil Woods in #14 macht. Und ich verstehe durchaus, wenn Du das anders hörst, da eine Faszination entsteht. Ich kenne es, dass irgendwo einer auch nur ein paar Takte spielt und man möchte gerne mehr von ihm hören. Kann aber auch enttäuschend sein, wenn man das Mehr dann kennt (sprich, wohl ganz im Sinne von @friedrich: Manchmal ist Weniger eben doch Mehr).

brandstand3000
#6
ist teilweise hier dabei, weil wir das zusammen gehört haben und ich euch danach fragte, ob das eine coverversion war. was ich hiermit aufgeklärt habe. :)
dein düsteres verständnis der 90er teile ich nicht.

Das ist eigentlich gar kein Verständnis, das ist mehr so ein Gefühl … ich habe ein ähnliches Gefühl bei vielem, was in den 90ern von der zweiten Generation der Young Lions kam, für das mir ebenso die Worte fehlen (ich denke an Leute wie Kurt Rosenwinkel, die Chrises Potter und Cheek, Seamus Blake wenn er nicht bei den Bloomdaddies war, die ich noch heute mag, obwohl sie genau in diese „düstere“ Ecke passen mit ihrem Grunge-Swing-Funk-Jazz, an Mark Turner bevor er neu spielen lernen musste, teils auch an Joshua Redman …) – düster wäre da das falsche Wort, aber das sind einfach alles nicht die 90er, die ich erlebte, diese Musik hatte für mich so wenig Relevanz wie Green Day oder sowas. Nirvana auch nicht, obwohl ich mal eine Weile so tat, als sei das anders, aber da war ich 13 oder so und den Rest des Grunge und des späten nicht ganz so Fun-wie-Green-Day-Punk machte ich gar nicht mehr mit, was dann wieder mehr als ging waren Portishead, dazu Morcheeba, Tricky, aber auch Goldie oder Moloko … aber das war alles nur nebenbei, neben dem Hard Bop und bald auch dem Free Jazz der Sechziger, und auch neben Funk verschiedener Macharten und Epochen (von James Brown über den damals noch sehr präsenten Maceo Parker, Bootsy Collins, Larry Graham – der Bass! – Sly Stone, die Crusaders, Eddie Harris – der Jazz! – aber auch, an den Rändern, „Blood Sugar Sex Magik“ – der Bass! – oder Living Colour – der Bass!) – aber gut, darum geht es hier nicht. Wie gesagt, mir fehlen da selber die angemessenen Worte, „düster“ ist nur ein Behelf (und meine Neunziger waren alles in allem ziemlich sonnig, trotz Portishead und auch dank einigem an Pop/Rock, was ebenfalls noch lief, Dylan z.B., Stephan Eicher, Tom Petty, Neil Young – das finden jetzt andere wieder düster, gewiss).

brandstand3000

#7
Nicht meins, pardon. Da müsste ich ja noch tanzen lernen, wo kämen wir da hin!

tanzen muss niemand lernen. das macht man einfach. (muss man aber auch nicht.)
der synthetische swing in hihat und snare amüsiert dich nicht? (die label-aufdrucke, die ich noch nachreiche, müssten aber für amüsement sorgen!)

ad 1) – puh, nochmal Glück gehabt! Ich hole mir dann mal den nächsten Whisky an der Bar …
ad 2) – ich muss zugeben, habe den Track heute nicht wiedergehört … Detroit – die paar (vier, fünf?) CDs, die die Bibliothek meiner Schule damals hergab, liefen auch bei mir ab und zu (sprich neben dem Lehrer, der sie anschaffte und meinem einen Klassenkameraden war ich wohl der dritte, der sie auslieh) – aber heute habe ich den Track einfach ausgelassen (und gerade stecke ich mitten in einem längeren Mitschnitt von Jimmy Smith und möchte nicht unterbrechen, ich bin ganz schlecht darin, mich auf Youtube-Tracks und schnelle Reaktionen einzulassen, weil ich meist schon was höre, wenn ich ins Forum gehe). Hole ich nochmal nach.

brandstand3000

#8
Und da sind wir wieder in den Neunzigern, Grunge-Prog-Jazz oder sowas

ganz falsch :) aber das liegt an deiner definition der 90er ;)

dann die Posaune, die sich natürlich anbietet,

die posaune finde ich spitze!

und das E-Piano-Solo ist geil

finde ich auch. vorgarten meinte auch, das sei eher sport als musik. ich entgegnete: das ist live und wahrscheinlich als crowdpleaser gedacht. the chicks dig it! ich digge es auch. und natürlich

der Reichtum an Klängen

genau.

Haha, alles klar … aber ja, Vorstellungen, die man mit sich herumträgt (und ich gebe ja bereitwillig zu, dass sie auf Halbwissen beruhen, aber es gibt tausend andere Dinge, die ich zuerst besser oder überhaupt kennen möchte), verbauen schon mal den Weg zu einem treffenden Urteil. So be it, Digger ;-)

brandstand3000
#9
dass die tonfolge „speak low“ ähnelt ist mir noch nie aufgefallen! stimmt!
mainfeature aber ist der krasse wahwah-bass!

Also Bass, nicht Synthesizer?

brandstand3000
#11

muss ich die drei (?) Nachzügler auch haben?

ich weiß von zwei. der, von dem das hier stammt, ist meine meistgehörte dildo-platte. und die von 2003 ist auch super. kaufempfehlung.

Okay, merk ich mir mal, danke!

Die dritte ist die erste der drei, stammt aus den 90ern, ist aber korrekt, dass Du sie nicht zählst, denn hier im Forum fristen Live-Alben ein Schattendasein, das ich nie begreifen werden (man betrachtet sie wohl als Decaf, aber wenn man vom Jazz und generell dem grossen, wie soll man das nennen, um nicht von „Black Music“ zu labern, das grosse Rhythm & Blues Kontinuum … wenn man von daher kommt, wie es bei mir halt nunmal der Fall ist, dann ist das natürlich eine komplett depperte Ansicht. Aber dass die Dildos überhaupt auf Tour gingen, ist ja schon mal wider das Naturell ihrer Musik, irgendwie (aber klar, die Leute, die sie um sich scharten, ziehen das auch Abend für Abend live durch … den Trompeter – egal, welcher der gelisteten es ist, so Wiki denn komplett ist – kenne ich übrigens gar nicht, hat wohl keinen Namen als Jazzer oder falls ist das dann genau wieder aus einer Ecke, die mir zu „brav“ ist bzw. in die ich einfach nicht tiefer einsteigen mag, weil mich anderes mehr interessiert … aber in Sachen Trompete, mal ins Blaue hinaus, weil gerade eine weitere CD von ihm hier gelandet ist: hör Dir mal Tom Harrell an. Der soliert natürlich, aber sein melodisches Können und seine Meisterschaft für Stimmungen (die auch durch seine Stücke geprägt werden) könnte vielleicht was sein (das ist aber wesentlich unhipper als die bärtigen jüngeren Leute, die inzwischen, um auch mal sportlich zu werden, für den Stall von Manfred Eicher antreten, Ralph Alessi nehme ich hierbei aber aus, obwohl der keine Haare auf und unterm Kopp hat und daher eh nicht mitgemeint war).

brandstand3000
#12
den

treibenden, etwas atemlosen Swing

mag ich offensichtlich. am piano solo scheiden sich die geister. die soli finde ich insgesamt ein bisschen langweilig (siehe dazu die ausführungen aus der vorgarten antwort). aber den beat und die behandlung des materials finde ich großartig. musste heute auch feststelen, dass ich die ganze platte mag. obwohl die kritikermeinung zu diesem album eher lauwarm ist. wie auch immer.

Ja, Deine Sicht zu Soli habe ich vorhin gelesen. Aus der Warte des Jazzers, der ich nunmal bin, ist das ziemlich wunderlich, wird das Solo natürlich als sowas wie die Krönung betrachtet: es gibt dem Individuum die Möglichkeit, sich zu entfalten – das alles kann man natürlich trefflich überladen und metaphorisch schwülstig werden, aber das wollen wir hier nicht. Aber das geht einher mit dem Personalstil (noch so ein Unwort) des Musikers (und der Musikerin, das haben wir ja in Berlin reichlich bemüht aufs Auge gedrückt gekriegt, aber von/mit Eve Risser habe ich inzwischen fünf oder sechs CDs da und von Julia Holter das Gesamtwerk, auch wenn ich noch immer beim ersten Album hänge, das mich reichlich fasziniert), will sagen der Ton ist die Visitenkarte, das Wie und das Was müssen zusammenpassen, stehen in Relation zu sich selbst aber auch zu allem, was voranging (und können damit natürlich auch spielen). Sowas kann man durchaus auch über eine ganze Combo und ihren Sound sagen, aber gerade im postmodernen Mainstream ist der Gruppensound leider oftmals langweilig und nichtssagend, während die Soli durchaus ihren Reiz haben. Also: warum müssen die denn immer ihre eigenen Tunes spielen, wenn diese Schrott sind, sollen sie doch gute Standards oder Jazztunes spielen vs. die Erwartung, dass ein „richtiger“ Musiker eben auch sein eigenes Material braucht, um sich wirklich zu entfalten … sowas. Aber das ist wohl eine esoterische Jazz-Diskussion bzw. vielleicht auch einfach nur mein Problem (aber ich habe an sich genügend tricky/langweilige Jazztunes für drei Leben gehört – die von Tom Harrell zählen im Regelfall nicht dazu).

Ach so: das Pianosolo fand ich ziemlich gut – vom grauenhaften Zustand des Instruments mal abgesehen. Den Track muss ich noch ein paar Male hören, Cannonball Adderley ist das natürlich nicht (den würde ich zumal im rein akustischen Kontext wohl immer zweifellos erkennen, bloss bei den Aufnahmen aus den letzten Jahren, die ich auch – noch? – nicht vollständig kenne, bin ich nicht sicher ob ich es immer schaffen würde). Aber die Stimmen klingen schon alle ziemlich vertraut.

brandstand3000
#13
zum

öd-monströsen Kontext

siehe meine antwort bei @wahr
danke, gypsy. dass das großteils nicht deine tasse tee ist, wusste ich. du hast trotzdem toll mitgemacht! :)

Huch, gerade dort gelandet und die Clarence Clemmons-Bemerkung gelesen … wenn ich daran noch anschliessen darf: das ist mir am Ende wohl – im Kontext, wenn es einfach passt – lieber als das gepflegt sessionmässige der Cracks in #5 und #14. Clemmons-Bashing ist ja fast schon wiesengrund’sch ;-)

(Und sorry, mit den Zitaten hier verzichte ich fast auf Smilies, zumal graphische – die paar, die da sind, sind Zufälle. Das Umstellen von der „Text“-, die ich eigentlich immer benutze auf die katastrophale „Visuell“-Ansicht, in der die Smilies nur einfügbar sind, ist mir zu mühsam.)

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