Antwort auf: bft#20

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brandstand3000

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Beiträge: 244

@gypsy-tail-wind
lieber gypsy,
ein meinungsstarker, kenntnis- und anschlussreicher post von dir, wie ich ihn nicht anders erwartet habe. und sehr gut geschrieben!

erst mal was grundsätzliches: wie ihr puristen mit wörtern wie „oberflächlich“, „steril“, etc. um euch werft, geht mir wahnsinnig auf die nerven. ist natürlich euer gutes recht, ihr dürft das empfinden, wie ihr wollt. aber da bekommen geschmacksurteile fast etwas moralisches, das ist „gebrauchsmusik“, „kommerziell“ und letzten endes „minderwertig“. dass glätte auch sophistication sein kann, oder dass hohe funktionalität (z.b. tanzmusik, die tatsächlich zum tanzen ist) ganz schön schwer zu erreichen ist, kommt da nicht mehr vor. ihr jazz-adornos! :)
ist natürlich nicht böse gemeint. jeder findet alles, wie er es eben findet. und das ist ok!

jetzt konkret:

#1
das bleibt an der Oberfläche

dazu zitiere ich aus einem interview des sängers: „The thing I guess that bugs me about the easy listening label, and this has to do with the dismissive attitude toward a band like the High Llamas, is that people seem to perceive it as music you don’t have to take seriously. To be taken seriously music has to have an element of “danger,” and easy listening, from its name on down, embodies the opposite of danger. It’s safe. But it’s possible to be “safe” and thrilling, melodic, and rhythmically compelling at the same time, and have beautiful melodies and harmonies. If you listen closely to it – take an album like Look Around by Sergio Mendes and Brasil ’66 – it’s some of the most thrilling music ever. And I always try to incorporate something that thrills me in my own music, to put some kind of profound beauty into it. I’m not always successful but I try.“

#2
mit welcher sicherheit du da die solisten festmachst, hat schon was. eigentlich auch das jahr. aufgenommen ’61, rausgekommen ’62. laut @vorgarten ist das

Holz hinter Terry

der dead giveaway. durch vorgarten hab ich den arrangeur erst kennengelernt. und sänger #1 ist auch ein fan.
ich finde die nummer hat einfach schwung. ist meine lieblings-big-band-nummer.
hab schon geschrieben: ich wäre sehr dankbar für hinweise auf ähnlich positive big band knaller!

#3
klar ist die basie/sinatra version besser. und die adderley/wilson erst! hier ging’s darum wo’s herkommt.

4#
um die sängerin geht es mir nicht. hier noch das original mir celebrity bonus:

ist leider wirklich schwer zu ertragen. musicals (post-astaire/kelly) sind wirklich fast nur als materiallieferanten für den jazz zu gebrauchen. (ausnahme „my fair lady“)
aber das arrangement von #4 finde ich toll. das findest du

vor allem rhythmisch wieder viel zu platt

eben. das hat nichts erdiges, keine haken, vielleicht sogar „keine seele“. aber ich komme da nicht vom jazz, sondern von glamour, überschuss und backfisch-hafter schwelgerei. weitere schwärmerei, siehe meine antwort auf vorgarten.
die irren breaks in „beyond the sea“ waren mir noch nie aufgefallen. wahnsinnig waghalsig.
die liste meiner lieblingsarrengements/performances ist jetzt:
1. „i’ve got you under my skin“, nelson riddle
2. „vor allem rhythmisch wieder viel zu platt“, xxx
3. „beyond the sea“, myles collins (stimmt das?)

#5

finde ich den Bass ganz übel – erst recht im hässlichen Solo

das ist ein rickenbacker bass. die müssen so klingen. das ist geil. hier mein lieblingsexemplar:

und dass der bass seine rolle nicht akzeptiert, finde ich natürlich gerade den reiz!
du schreibst nichts über das saxofon. wie findest du das?

#6
ist teilweise hier dabei, weil wir das zusammen gehört haben und ich euch danach fragte, ob das eine coverversion war. was ich hiermit aufgeklärt habe. :)
dein düsteres verständnis der 90er teile ich nicht.

#7
Nicht meins, pardon. Da müsste ich ja noch tanzen lernen, wo kämen wir da hin!

tanzen muss niemand lernen. das macht man einfach. (muss man aber auch nicht.)
der synthetische swing in hihat und snare amüsiert dich nicht? (die label-aufdrucke, die ich noch nachreiche, müssten aber für amüsement sorgen!)

#8
Und da sind wir wieder in den Neunzigern, Grunge-Prog-Jazz oder sowas

ganz falsch :) aber das liegt an deiner definition der 90er ;)

dann die Posaune, die sich natürlich anbietet,

die posaune finde ich spitze!

und das E-Piano-Solo ist geil

finde ich auch. vorgarten meinte auch, das sei eher sport als musik. ich entgegnete: das ist live und wahrscheinlich als crowdpleaser gedacht. the chicks dig it! ich digge es auch. und natürlich

der Reichtum an Klängen

genau.

#9

dass die tonfolge „speak low“ ähnelt ist mir noch nie aufgefallen! stimmt!
mainfeature aber ist der krasse wahwah-bass!

#11

muss ich die drei (?) Nachzügler auch haben?

ich weiß von zwei. der, von dem das hier stammt, ist meine meistgehörte dildo-platte. und die von 2003 ist auch super. kaufempfehlung.

#12

den

treibenden, etwas atemlosen Swing

mag ich offensichtlich. am piano solo scheiden sich die geister. die soli finde ich insgesamt ein bisschen langweilig (siehe dazu die ausführungen aus der vorgarten antwort). aber den beat und die behandlung des materials finde ich großartig. musste heute auch feststelen, dass ich die ganze platte mag. obwohl die kritikermeinung zu diesem album eher lauwarm ist. wie auch immer.

#13
zum

öd-monströsen Kontext

siehe meine antwort bei @wahr

danke, gypsy. dass das großteils nicht deine tasse tee ist, wusste ich. du hast trotzdem toll mitgemacht! :)

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