Amazon

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  • #2492231  | PERMALINK

    de64625

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    captain kiddDiesen Einfluss von Werbung halte ich für ein Gerücht. Das sieht man doch gerade bei dem Milchbeispiel. Sicherlich gibt es Leute, die mit den Discounter-Flyern im Anschlag von Geschäft zu Geschäft fahren, um die Milch irgendwo zwei Cent billiger zu bekommen. Aber ist das wirklich die Regel?

    Sorry captain, aber kannst Du’s echt nicht besser??
    Natürlich zieht heutzutage so gut wie niemand mehr mit aktuellen Werbeflyer von Geschäft zu Geschäft. Werbung erzielt Ihren Effekt langfristig. Wenn Du auf der Strasse Leute fragst, wird Dir ein großer Teil erklären, dass Aldi, Media Markt, Amazon und zalando günstig sind (Dieses „Vorurteil“ wirst Du eventuell sogar selbst hegen ), eben weil deren Werbung das quasi immer und überall behauptet. Diese Leute könnten die einzelnen Preise gar nicht benennen, sie glauben es einfach, weil sie es oft genug in den entsprechenden Werbungen gehört/gesehen haben und vielleicht im besten Fall bei einzelnen Produkten zu einem gewissen Zeitpunkt sogar verifiziert haben. Daraus leiten Sie dann ohne weitere Prüfung dieses „Vorurteil“ ab, dass diese werbestarken Unternehmen wirklich günstig sind und kaufen dort regelmäßig ein.

    captain kiddUnd dein Hinweis auf die Musiklegenden zielt dabei nun völlig ins Leere. Da bedarf es nun mal eigentlich gar keiner Werbung, dass so hängengebliebene 70er-Jahre-Rock-Fans jeden Scheiß ihrer Helden kaufen.

    Nein, Du kannst es wohl echt nicht besser, es ist zum Verzweifeln.
    Natürlich muss man keine Werbung schalten, um Fans, wie man sie hier aus dem Forum kennt zum Kauf der neuen Scheibe zu bewegen, aber wenn die genannten Bands von solchen Fans leben müssten, würden die Stones z.B. wohl gar nicht mehr nach Deutschland kommen. Nein, die Werbung motiviert natürlich auch Heinz Mustermann, der sich im Jahr drei CDs kauft, mal wieder im Elektromarkt die neue Stones-CD zu kaufen, um zu Hause festzustellen, dass genau zwei neue Songs drauf sind und die Werbung überzeugt Erika Musterfrau beim Bügeln, dass die neue CD von Joe Cocker (das war doch der mit „You can leave your hat on“) bestimmt wieder richtig doll ist.

    --

    Was nutzt es denn, einem alten Ochsen, der nur ein einziges Sprüchlein draufhat, in's Horn zu kneifen?!
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    #2492233  | PERMALINK

    de64625

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    Nicht_vom_Forum

    DE64625

    Was ich damit aussagen will, ist; wenn es auf Artikel keine Preisbindung gibt, wird heutzutage auf Dauer nicht der mit dem besten Service und auch nicht zwingend der mit dem günstigsten Preis das Geschäft machen, sondern der, der den größten Werbeetat hat

    Da hinkt aber der Vergleich mit Aldi. Da mag (sowas hatte ich letztens auch gelesen) der Werbeetat an sich zwar größer sein als bei der Konkurrenz, diese Sichtweise missachtet aber, dass bei „normalen“ Einzelhändlern fast jedes Produkt noch einen individuellen Werbeetat hat, den der Produzent bereitstellt.

    Puh, das mit den individullen Werbetats ist eine interessante Behauptung, zu der ich nicht wirkllich Stellung nehmen kann. da müsste ich mir erstmal ein paar Informationen dazu beschaffen. Vor langer Zeit war ich mal mit solchen Sachen konfrontiert, aber schon damals wurde solche Werbekostenzuschüße (meinst Du so etwas?) auch nur ab einer gewissen Geschäftsgröße zur Verfügung gestellt.

    Aber diese WKZs bringen meinen Vergleich nach meiner Ansicht auch nur ganz leicht zum Hinken, denn auch da wird ALDI durch siene Marktmacht inzwsichen natürlich wesentlich mehr aushandeln als die Konkurrenz und als kleine unabhängige Läden sowieos.

    --

    Was nutzt es denn, einem alten Ochsen, der nur ein einziges Sprüchlein draufhat, in's Horn zu kneifen?!
    #2492235  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,711

    kramerAber ein hausgemachtes. Mir fällt kein anderer Händler ein, der auch nur annähernd so offensiv damit geworben hätte.

    Bei Kleidung ist es mit der Online-Bestellung auch schwierig, wenn ich nicht genaue Maße dazu schreibe. Größe „XL“ zB ist kein Maß für sich, da muss man sich auch nicht wundern, wenn die Leute das immer zurück schicken. Aber du hast recht, ich kann mich an die WErbung auch erinnern.

    kramer[…]

    Erfolgreiche Selfpublishing-Autoren, die auch als solche gestartet sind und bei der Markeinführung nicht durch einen Verlag begleitet wurden, sind und werden die Ausnahme bleiben. Schneeballeffekte durch die sozialen Medien sind in der Theorie ja ganz hübsch, funktionieren in der Realität aber eher selten, denn die Leute sind jetzt schon übersättigt und die oft schlicht fehlende Qualitätskontrolle im Bereich Selfpublishing sollte man auch nicht vergessen.

    Was das angeht, glaube ich, dass wir uns momentan in einer Phase der Zersplitterung befinden – jeder Autor bietet auf seinem Blog eBooks an, Unmengen Kleinstanbieter haben ein beschränktes Sortiment und unterschiedliche Formate etc. Das wird sich mit der Zeit wieder konzentrieren – am Ende werden da wenige sehr große Anbieter übrig sein, ob Amazon dabei ist, wird sich zeigen.

    nail75Das Monopol „Buchpreisbindung“. Da der Preis eines Buches überall in Deutschland identisch ist, herrscht ja ein faktisches Monopol der Verlage für ihr Sortiment. Die Folge sind höhere Gewinne aufgrund von höheren Preisen.
    […]

    Naja, Monopol würde ich als Einzelstellung eines Anbieters sehen, nicht einer Anbietergruppe. Was die Buchpreisbindung angeht, bin ich mir auch nicht sicher, bin aber auch der Meinung, dass kleinere Buchläden verschwinden würden und das wäre traurig.

    Nicht_vom_Forum[…]
    DAS ist des Pudels Kern. Zusammen mit der zugehörigen Debatte, die durch die Lobbyarbeit von Amazon, Airbnb, Uber und Co. dahingehend verzerrt wird, als ginge es nur um das Binnenverhältnis Anbieter < -> Konsument, ohne dabei zu berücksichtigen, dass es noch andere Beteiligte und Aspekte gibt und für eine Gesamtgesellschaft keine „Externalities“ existieren.

    Zustimmung.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #2492237  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 6,438

    DE64625Vor langer Zeit war ich mal mit solchen Sachen konfrontiert, aber schon damals wurde solche Werbekostenzuschüße (meinst Du so etwas?) auch nur ab einer gewissen Geschäftsgröße zur Verfügung gestellt.

    Nein, das meine ich nicht. Mir ging’s darum, dass (ich kann aus dem Gedächtnis nicht für die Richtigkeit garantieren, deshalb sind die folgenden Namen eher als Platzhalter zu sehen) es vor einiger Zeit eine Diskussion darüber gab, dass der Aldi-Konzern einen höheren Werbeetat hat als andere (oder alle?) Einzelhandelsketten. Bei dieser Darstellung wurde allerdings übersehen, dass Aldi zwar als Konzern ggf. einen höheren Werbeetat hat als Rewe oder Edeka, aber die Werbung für die im Geschäft verkauften Produkte im Fall der anderen Einzelhändler vom Produzenten, also z. B. Ferrero, bezahlt wird, was auch einen Werbenutzen für den betroffenen Einzelhänder hat, in deren Werbeetat aber nicht auftaucht und diese Zahlen deshalb nicht direkt vergleichbar sind.

    … da wird ALDI durch siene Marktmacht inzwsichen natürlich wesentlich mehr aushandeln als die Konkurrenz und als kleine unabhängige Läden sowieos.

    Klar. Das ist ja auch deren Geschäftsmodell.

    --

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    #2492239  | PERMALINK

    captain-kidd

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    Jaja, die blöde Masse, die alles glaubt, was man ihr vorsetzt. Gut, dass wir schlauer sind. Und kleine Buchläden sind eben wie Tante-Emma-Läden – irgendwann obsolet. Ist halt irgendwie kein Geschäftsmodell.

    --

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    #2492241  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    captain kiddJaja, die blöde Masse, die alles glaubt, was man ihr vorsetzt. Gut, dass wir schlauer sind. Und kleine Buchläden sind eben wie Tante-Emma-Läden – irgendwann obsolet. Ist halt irgendwie kein Geschäftsmodell.

    Irgendwann werden eben doch alle gleich sein … grossartige Utopie!

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    #2492243  | PERMALINK

    nail75

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    Beiträge: 45,074

    @gypsy: Könntest du nochmal bitte zu meinen Aussagen in #1154 Stellung nehmen? Wäre nett, wenn du das aufklären könntest.

    lathoNaja, Monopol würde ich als Einzelstellung eines Anbieters sehen, nicht einer Anbietergruppe. Was die Buchpreisbindung angeht, bin ich mir auch nicht sicher, bin aber auch der Meinung, dass kleinere Buchläden verschwinden würden und das wäre traurig.

    Man sollte das Beispiel aber nicht zu weit treiben. Sicherlich müssten kleine Buchläden ihr Geschäftsmodell überdenken, wenn die Buchpreisbindung aufgehoben würde, aber sicherlich würden sie nicht komplett verschwinden. Plattenläden sind ja auch nicht verschwunden. Es hängt eben auch am Angebot und den Serviceleistungen.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #2492245  | PERMALINK

    daniel_belsazar

    Registriert seit: 19.04.2006

    Beiträge: 1,253

    kramerFlüchtig. Zumindest bezahlt mich einer der größten deutschen Verlage dafür, dass ich mich fast ausschließlich mit eBooks beschäftige…

    Ich wünsche dir viel Erfolg dabei, ganz ernsthaft. Siehst du denn da auch eine Preisbindung als sinnhaft an? Und glaubst du, dass das akzeptiert werden wird? Da habe ich so meine Zweifel.

    kramer Wo ist das, vor allem in Deutschland, „deutlich absehbar“?

    Im Frankfurter Raum auf jeden Fall. Das ist jeden morgen im öffentlichen Nahverkehr zu beobachten. Wo früher Tageszeitungen, Zeitschriften und Bücher gelesen wurden, regieren heute Tablets und Smartphones zu mindestens 90 Prozent. Das ist schlicht empirisch evident.

    kramerIch habe da, zumindest für die nächsten Jahre meine Zweifel. Natürlich gewinnen elektronische Medien ganz klar an Bedeutung, aber von einer Ablösung des gedruckten Buches würde ich noch lange nicht sprechen. Das ist ja noch nicht einmal bei der Tagespresse der Fall und da würde es nun wirklich Sinn machen…

    Der Tagespresse geht es so gut, dass hier im Frankfurter Raum ganze Bürogebäude frühmorgens mit Freiexemplar-Stapeln von Frankfurter Rundschau, FAZ oder Taunuszeitung überschwemmt werden. Dass die sich das leisten können …. aber im Ernst dürfte dir doch die aktuell immer massiver werdende Krise gerade der Tageszeitungen, aber auch der restlichen Printpresse nicht verborgen geblieben sein, oder?

    Was die Dauer angeht, so sagte ich nicht umsonst „über kurz oder lang“. Ich glaube auch nicht unbedingt, dass das in fünf Jahren abgegessen ist. Das ist sicher eine Generationfrage. Aber der Trend ist doch eindeutig und dürfte unstrittig sein. Wenn meine Babyboomer-Generation ausstirbt, ist das Thema nach meiner Prognose im Wesentlichen durch. Das gedruckte Buch als Hauptträger von Informationen wird mit uns sterben. (Leider lohnt es sich für mich nicht, darauf zu wetten. Denn „in the long run we’re all dead.“ Ich dann auf jeden Fall.)

    kramer Erfolgreiche Selfpublishing-Autoren, die auch als solche gestartet sind und bei der Markeinführung nicht durch einen Verlag begleitet wurden, sind und werden die Ausnahme bleiben. Schneeballeffekte durch die sozialen Medien sind in der Theorie ja ganz hübsch, funktionieren in der Realität aber eher selten, denn die Leute sind jetzt schon übersättigt und die oft schlicht fehlende Qualitätskontrolle im Bereich Selfpublishing sollte man auch nicht vergessen.

    Du hast aber schon gesehen, dass ich dezentrale Plattformen als Vertriebsmöglichkeit gegeben sehe wie z.B. Bandcamp? Das hat es als Möglicheit außerhalb der digitalen Welt nicht gegeben, die Eintrittsbarrieren sind hier so niedrig wie nie zuvor. Was die Mechanismen und Vermarktungsmöglichkeiten in der digitalen Welt betrifft, steht das natürlich am Anfang, weil das Ganze Neuland ist, wie ja schon unsere Kanzlerin so treffend bemerkte. Wie „Verlage“ und Vertriebsplattformen in dieser Welt aussehen werden, daran arbeitest du ja gerade. Wie gesagt, wünsche ich dir bei der Gestaltung dieser Zukunft tatsächlich viel Erfolg.

    lathoNaja, Monopol würde ich als Einzelstellung eines Anbieters sehen, nicht einer Anbietergruppe.

    Richtig, Monopol ist der falsche Begriff. Deswegen sprach ich zuvor bereits von einer Kartellbildung, die den Wettbewerb verzerrend reguliert und dadurch hohe Gewinne garantiert.

    lathoWas die Buchpreisbindung angeht, bin ich mir auch nicht sicher, bin aber auch der Meinung, dass kleinere Buchläden verschwinden würden und das wäre traurig.

    Letzteres passiert doch seit nun einiger Zeit schon trotz Buchpreisbindung. Das hat m.M.n. andere Ursachen, die vor allem in der Convenience für und der Akzeptanz durch den Verbraucher liegen. Da muss man sich eben überlegen, welche Dienstleistungen und Angebote die Kunden bewegen können, bei mir zu kaufen. Wettbewerb belebt das Geschäft. Man muss einfach besser sein als Amazon & andere. Ein Weg wird auch in Zukunft z.B. die Bedienung von speziellen Interessen bleiben. In medialen Nischen kann man oft sehr gut leben, das weiß ich tatsächlich aus Erfahrung. Klasse statt Masse kann auch einige Familien nachhaltig ernähren.

    --

    The only truth is music.
    #2492247  | PERMALINK

    Anonym
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    Beiträge: 0

    Daniel_BelsazarIch wünsche dir viel Erfolg dabei, ganz ernsthaft. Siehst du denn da auch eine Preisbindung als sinnhaft an? Und glaubst du, dass das akzeptiert werden wird? Da habe ich so meine Zweifel.

    Ja, aus meiner Sicht ist die Preisbindung von Büchern und Presseartikeln durchaus sinnvoll und ich hätte auch nichts dagegen, wenn diese wieder für Tonträger eingeführt würde. Ich habe mich längst damit abgefunden, dafür belächelt zu werden. Ich stehe auf dem altmodischen Standpunkt, dass Kulturgut nicht wie Obst und Gemüse behandelt werden sollte und bin erst recht dagegen, dass die Umsatzerwartungen weniger Großkonzerne darüber entscheiden, was überhaupt noch erscheint.

    Übrigens ist es auch ganz interessant, sich anzuschauen, was z.B. in Großbritannien passiert ist, wo die Buchpreisbindung ja 1997 gefallen ist:

    Die Buchpreisbindung fiel in Grossbritannien 1997 nach fast 100 Jahren auf Druck einiger Buchhandelsketten, welche die Verlage zwangen, sie aufzugeben. Die Folgen sind verheerend: 1800 Buchhandlungen konnten bei den Rabattschlachten mit Bestsellern nicht mithalten und mussten schliessen. Gleichzeitig ist der durchschnittliche Buchpreis, anders als ursprünglich erwartet, erheblich gestiegen.

    Die auf dem britischen Buchmarkt zu beobachtenden Veränderungen müssten eigentlich das Weltbild der Wirtschaftsliberalen auf den Kopf stellen. Denn der Markt reagierte keineswegs so, wie es nach der Theorie erwartet worden war: Der Durchschnittspreis für ein Buch ist zwischen 1997 und 2010 um rund 40 Prozent gestiegen, 8,5 Prozent mehr als die Preise anderer Einzelhandelsprodukte, die im selben Zeitraum um 31,5 Prozent gestiegen sind. Nur die Bestseller sind billiger geworden.

    Mehr dazu hier.

    Daniel_BelsazarIm Frankfurter Raum auf jeden Fall. Das ist jeden morgen im öffentlichen Nahverkehr zu beobachten. Wo früher Tageszeitungen, Zeitschriften und Bücher gelesen wurden, regieren heute Tablets und Smartphones zu mindestens 90 Prozent. Das ist schlicht empirisch evident.

    Erstaunlich. Dass viele mit Tablet oder Smartphone in der Bahn sitzen, beobachte ich natürlich auch in Berlin. Wenn ich dann mal einen Blick wage, was die Leute mit diesen Geräten machen, dann lesen vielleicht 15 – 20% davon, der Rest spielt, hört Musik, surft im Internet, schreibt SMS, etc.

    Daniel_BelsazarWas die Dauer angeht, so sagte ich nicht umsonst „über kurz oder lang“. Ich glaube auch nicht unbedingt, dass das in fünf Jahren abgegessen ist. Das ist sicher eine Generationfrage. Aber der Trend ist doch eindeutig und dürfte unstrittig sein. Wenn meine Babyboomer-Generation ausstirbt, ist das Thema nach meiner Prognose im Wesentlichen durch. Das gedruckte Buch als Hauptträger von Informationen wird mit uns sterben. (Leider lohnt es sich für mich nicht, darauf zu wetten. Denn „in the long run we’re all dead.“ Ich dann auf jeden Fall.)

    Das Buch als reiner Informationsträger, so wie auch die Tagespresse vielleicht. Das würde ich definitiv begrüßen, denn hier handelt es sich um Wegwerfartikel, die letztendlich nur Ressourcen fressen. Aber es geht ja nicht nur um das Vermitteln von Informationen und eBooks als Ersatz für Lehrbücher, Kunst- und Photobände, Kinderbücher und überall dort, wo es um sensible und jederzeit verfügbare Informationen geht, sehe ich noch nicht. Das Format steckt aus meiner Sicht aber auch noch immer in den Kinderschuhen. Da sind noch etliche Verbesserungen und die Einigung auf einen mit allen Geräten ordentlich kompatiblen Standard notwendig, der dem Leser einerseits maximale Freiheit ermöglicht, auf der anderen Seite aber auch erlaubt, dass komplexere Layouts in allen möglichen Einstellungen gut aussehen. Das ist momentan noch nicht gegeben und das lesen von PDF-Dateien auf kleinen Bildschirmen ist ja nun wahrlich kein Vergnügen. Der gegenwärtig sehr weit verbreitete EPUB 2 Standard ist ja nichts anderes als eine HTML/CSS-Kombination, die deutliche Einschränkungen hat. Der Nachteil elektronischer Medien ist in diesem Fall einfach, dass sie maximal abwärtskompatibel sein müssen und wenn du dir dann mal anschaust, wie viele Leute mit Billig-Readern oder einem uralten Kindle rumlaufen, dann wird dir schnell klar, was bei der Gestaltung von eBooks momentan überhaupt möglich ist. Alles was da über reine Texte mit ein paar Bildern hinausgeht, ist problematisch und eine 1:1 Umsetzung der Printvorlage praktisch unmöglich.

    --

    #2492249  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,341

    nail75@gypsy: Könntest du nochmal bitte zu meinen Aussagen in #1154 Stellung nehmen? Wäre nett, wenn du das aufklären könntest.

    Buchpreisbindung: ja, die ist seit 2007 aufgehoben (galt nur in der Deutschschweiz, war nicht gesetzlich verankert), aber viel merke ich als Konsument nicht davon … die Preise haben sich nur für die tollen Dinge geändert, die am Meter verkauft werden und die wir gemäss manchen hier bald auch lesen sollten, basisdemokratisch entschieden und vorgeschrieben und so ;-) (Minimalwissen auf Wiki, Detaillierteres z.B. hier.)
    Was die Bücher betrifft, die ich kaufe, ist es v.a. amazon, das bessere Konditionen bietet (seit ein paar Monaten 20% Ermässigung auf alle Bücher in deutscher Sprache, die in die Schweiz geliefert werden), ansonsten scheinen die Buchhandlungen sich weiterhin an die Preisempfehlungen der Verlage zu halten (also wie früher, es waren genau diese – oft in extrem ungünstigen Kursen berechneten – Preisempfehlungen, an die man sich bis 2007 in der Deutschschweiz zu halten hatte). Die Preise haben sich aber insgesamt doch etwas entspannt, dünkt mich, was aber v.a. daran liegt, dass die Bücher in Deutschland billiger geworden sind (vor 10 oder 15 Jahren war z.B. an ein gebundenes Buch unter 30€ hierzulande kaum zu denken, das hat sich deutlich geändert, generell, also auch in den Buchhandlungen, die ich frequentiere). EDIT: hierzu habe ich keine Zahlen, wäre durchaus interessiert an welchen, auch wenn sie mein Gefühl widerlegen sollten (es mag auch an meinem wachsenden Wohlstand liegen, als Schüler wollte ich ja schon massenhaft Bücher haben aber konnte mir nur die wenigsten leisten).

    Wie sich die Liberalisierung des Marktes für Buchhandlungen ausgewirkt hat, weiss ich nicht – habe nicht das Gefühl, dass es dazu viel zu lesen gab, aber die Tendenz dürfte klar sein (zu Ungunsten kleiner Läden und Verlage). Economiesuisse, der allmächtige Lobby-Verband der Wirtschaft, behauptet natürlich wie immer das Gegenteil, aber das überrascht ja auch nicht weiter.

    Trinkwasser: klar, gratis ist nichts, das wir von Steuern finanziert … aber es gibt hier überall Brunnen mit Trinkwasser (in der Stadt Zürich anscheinend 1224, Quelle). Aber auch der Wasserhahn daheim kostet nicht gerade viel … mehr zur Trinkwasserversorgung in der Schweiz z.B. hier:
    http://www.bafu.admin.ch/dokumentation/umwelt/12035/12043/index.html?lang=de

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #161: David Murray - 11.3., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #2492251  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    kramerJa, aus meiner Sicht ist die Preisbindung von Büchern und Presseartikeln durchaus sinnvoll und ich hätte auch nichts dagegen, wenn diese wieder für Tonträger eingeführt würde. Ich habe mich längst damit abgefunden, dafür belächelt zu werden.

    Das Ergebnis wäre aber vermutlich das Ende des stationären Tonträgerhandels für Neuerscheinungen in Deutschland, da der Tonträgermarkt ja viel stärker international ist als der deutschsprachige Buchmarkt. Das Ergebnis einer Preisbindung für Tonträger wäre vermutlich verheerend. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Preisbindung (die schon früher nicht funktioniert hat) wieder eingeführt wird, gleich null.

    Ich stehe auf dem altmodischen Standpunkt, dass Kulturgut nicht wie Obst und Gemüse behandelt werden sollte und bin erst recht dagegen, dass die Umsatzerwartungen weniger Großkonzerne darüber entscheiden, was überhaupt noch erscheint.

    An einem Mangel an Büchern scheint mir unsere Zivilisation aber nicht zu leiden.

    Erstaunlich. Dass viele mit Tablet oder Smartphone in der Bahn sitzen, beobachte ich natürlich auch in Berlin. Wenn ich dann mal einen Blick wage, was die Leute mit diesen Geräten machen, dann lesen vielleicht 15 – 20% davon, der Rest spielt, hört Musik, surft im Internet, schreibt SMS, etc.

    Ja, das glaube ich auch. Allerdings sieht man wesentlich weniger Zeitungsleser. Buchleser sehe ich nach wie vor sehr viele.

    Das Format steckt aus meiner Sicht aber auch noch immer in den Kinderschuhen. Da sind noch etliche Verbesserungen und die Einigung auf einen mit allen Geräten ordentlich kompatiblen Standard notwendig, der dem Leser einerseits maximale Freiheit ermöglicht, auf der anderen Seite aber auch erlaubt, dass komplexere Layouts in allen möglichen Einstellungen gut aussehen.

    Das stimmt.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #2492253  | PERMALINK

    Anonym
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    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    nail75Das Ergebnis wäre aber vermutlich das Ende des stationären Tonträgerhandels für Neuerscheinungen in Deutschland, da der Tonträgermarkt ja viel stärker international ist als der deutschsprachige Buchmarkt. Das Ergebnis einer Preisbindung für Tonträger wäre vermutlich verheerend. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Preisbindung (die schon früher nicht funktioniert hat) wieder eingeführt wird, gleich null.

    Die Wiedereinführung der Preisbindung für Tonträger wäre weder praktikabel noch steht sie in der Diskussion. Ich wollte nur meine Einstellung dazu kundtun. Das ist kein Thema, das man weiter diskutieren muss.

    nail75An einem Mangel an Büchern scheint mir unsere Zivilisation aber nicht zu leiden.

    Natürlich gibt es keinen Mangeln an Büchern. Hier geht es ja eher darum, was da zu welchen Konditionen erscheint. Ich habe meinen Kommentar zur Preisbindung noch durch Zitate und Links erweitert – vielleicht interessiert dich das ja.

    --

    #2492255  | PERMALINK

    daniel_belsazar

    Registriert seit: 19.04.2006

    Beiträge: 1,253

    kramerJa, aus meiner Sicht ist die Preisbindung von Büchern und Presseartikeln durchaus sinnvoll und ich hätte auch nichts dagegen, wenn diese wieder für Tonträger eingeführt würde. Ich habe mich längst damit abgefunden, dafür belächelt zu werden.

    Ok.

    kramerIch stehe auf dem altmodischen Standpunkt, dass Kulturgut nicht wie Obst und Gemüse behandelt werden sollte und bin erst recht dagegen, dass die Umsatzerwartungen weniger Großkonzerne darüber entscheiden, was überhaupt noch erscheint.

    Was mir wie ein Widerspruch vorkommt: Dann müsstest du doch prinzipiell jede Herabsetzung von Veröffentlichungsbarrieren begrüßen. Denn im Zweifel liegt doch die Definitionsmacht über das, was als Kulturgut gelten kann, wieder bei mächtigen Eliten – in der Wirtschaft bildet genau das in der Regel Konzerne.

    kramerAber es geht ja nicht nur um das Vermitteln von Informationen und eBooks als Ersatz für Lehrbücher, Kunst- und Photobände, Kinderbücher und überall dort, wo es um sensible und jederzeit verfügbare Informationen geht, sehe ich noch nicht.

    Nur als Beobachtung: Mein ältester Sohn studiert Psychologie. Etliches seiner Fachliteratur liest er auf seinem Kindle. Sein komplettes Umfeld macht das ganz genau so, egal welches Studienfach. Nur wenn es das nicht digital gibt, geht man noch in die Bibliothek oder kauft es notgedrungen.

    kramerDas Format steckt aus meiner Sicht aber auch noch immer in den Kinderschuhen.

    Natürlich. Aber wenn ich das richtig sehe, bist du jemand, der genau an der Weiterentwicklung arbeitet. Bei mir war und ist es beruflich immer noch so, dass ich Verbesserungen, die ich für möglich halte, auch bald möglichst umgesetzt sehen will. Ist das bei dir und allen anderen, die daran arbeiten, nicht so? Sprich: Gibt es nicht einen professionellen Teil in dir, der das schnellstmöglich realisiert sehen will? Und damit dann doch der ganzen Entwicklung, die du eigentlich bedauerst, Vorschub leistet?

    --

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    #2492257  | PERMALINK

    captain-kidd

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    Beiträge: 4,140

    Kulturgut Buch? Nun denn, bei den derzeitigen Veröffentlichungen ist das auch ein Euphemismus.

    --

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    #2492259  | PERMALINK

    close-to-the-edge

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    DE64625
    Amazon hat seinen Erfolg zum großen Teil einem Hedgefond zu verdanken, der jahrelang Geld hineingesteckt hat, – nach meiner Erinnerung hat Amazon fast ein Jahrzehnt rote Zahlen geschrieben – ähnliches gilt aktuell auch für Zalando.

    Tatsächlich werden in Deutschland über Amazon weit mehr Schuhe verkauft, als bei Zalando. Und das trotz der ruinösen Konditionen. Und während Amazon sich als Dienstleister inzwischen dumm und dämlich verdient, ist die Branche sehr gespannt, ob Zalando jemals den Break Even schafft. Die ersticken nämlich langsam an ihren AGBs, nachdem sie der Welt suggeriert haben, sie könnten gar nicht genug Rücksendungen bekommen. Inzwischen sind sie bei über 50% Retouren nach Warenwert angekommen. Das ist nicht nur extrem personalintensiv, sondern führt vor allem auch zu hohen Abschreibungen durch für den Schuhhandel unübliche Lagerdauer.

    Klar hatte auch Amazon in den ersten Jahren einen riesigen Kapitalbedarf, aber da war von Anfang an klar, dass die nicht einfach Händler bleiben. Und seit sie richtig Geld verdienen, geht das volles Rohr in neue Investitionen. In zehn Jahren haben die uns vollständig im Griff.

    --

    Ab sofort stelle ich im ctte-Thread meine Top 25 Jahresalben für 2024 vor. Beginnend bei Platz 25 kommen jeden Tag so zwei bis drei Titel dazu. Jeder ist eingeladen sich auch aktiv zu beteiligen.
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