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Anonym
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Daniel_BelsazarIch wünsche dir viel Erfolg dabei, ganz ernsthaft. Siehst du denn da auch eine Preisbindung als sinnhaft an? Und glaubst du, dass das akzeptiert werden wird? Da habe ich so meine Zweifel.
Ja, aus meiner Sicht ist die Preisbindung von Büchern und Presseartikeln durchaus sinnvoll und ich hätte auch nichts dagegen, wenn diese wieder für Tonträger eingeführt würde. Ich habe mich längst damit abgefunden, dafür belächelt zu werden. Ich stehe auf dem altmodischen Standpunkt, dass Kulturgut nicht wie Obst und Gemüse behandelt werden sollte und bin erst recht dagegen, dass die Umsatzerwartungen weniger Großkonzerne darüber entscheiden, was überhaupt noch erscheint.
Übrigens ist es auch ganz interessant, sich anzuschauen, was z.B. in Großbritannien passiert ist, wo die Buchpreisbindung ja 1997 gefallen ist:
Die Buchpreisbindung fiel in Grossbritannien 1997 nach fast 100 Jahren auf Druck einiger Buchhandelsketten, welche die Verlage zwangen, sie aufzugeben. Die Folgen sind verheerend: 1800 Buchhandlungen konnten bei den Rabattschlachten mit Bestsellern nicht mithalten und mussten schliessen. Gleichzeitig ist der durchschnittliche Buchpreis, anders als ursprünglich erwartet, erheblich gestiegen.
Die auf dem britischen Buchmarkt zu beobachtenden Veränderungen müssten eigentlich das Weltbild der Wirtschaftsliberalen auf den Kopf stellen. Denn der Markt reagierte keineswegs so, wie es nach der Theorie erwartet worden war: Der Durchschnittspreis für ein Buch ist zwischen 1997 und 2010 um rund 40 Prozent gestiegen, 8,5 Prozent mehr als die Preise anderer Einzelhandelsprodukte, die im selben Zeitraum um 31,5 Prozent gestiegen sind. Nur die Bestseller sind billiger geworden.
Mehr dazu hier.
Daniel_BelsazarIm Frankfurter Raum auf jeden Fall. Das ist jeden morgen im öffentlichen Nahverkehr zu beobachten. Wo früher Tageszeitungen, Zeitschriften und Bücher gelesen wurden, regieren heute Tablets und Smartphones zu mindestens 90 Prozent. Das ist schlicht empirisch evident.
Erstaunlich. Dass viele mit Tablet oder Smartphone in der Bahn sitzen, beobachte ich natürlich auch in Berlin. Wenn ich dann mal einen Blick wage, was die Leute mit diesen Geräten machen, dann lesen vielleicht 15 – 20% davon, der Rest spielt, hört Musik, surft im Internet, schreibt SMS, etc.
Daniel_BelsazarWas die Dauer angeht, so sagte ich nicht umsonst „über kurz oder lang“. Ich glaube auch nicht unbedingt, dass das in fünf Jahren abgegessen ist. Das ist sicher eine Generationfrage. Aber der Trend ist doch eindeutig und dürfte unstrittig sein. Wenn meine Babyboomer-Generation ausstirbt, ist das Thema nach meiner Prognose im Wesentlichen durch. Das gedruckte Buch als Hauptträger von Informationen wird mit uns sterben. (Leider lohnt es sich für mich nicht, darauf zu wetten. Denn „in the long run we’re all dead.“ Ich dann auf jeden Fall.)
Das Buch als reiner Informationsträger, so wie auch die Tagespresse vielleicht. Das würde ich definitiv begrüßen, denn hier handelt es sich um Wegwerfartikel, die letztendlich nur Ressourcen fressen. Aber es geht ja nicht nur um das Vermitteln von Informationen und eBooks als Ersatz für Lehrbücher, Kunst- und Photobände, Kinderbücher und überall dort, wo es um sensible und jederzeit verfügbare Informationen geht, sehe ich noch nicht. Das Format steckt aus meiner Sicht aber auch noch immer in den Kinderschuhen. Da sind noch etliche Verbesserungen und die Einigung auf einen mit allen Geräten ordentlich kompatiblen Standard notwendig, der dem Leser einerseits maximale Freiheit ermöglicht, auf der anderen Seite aber auch erlaubt, dass komplexere Layouts in allen möglichen Einstellungen gut aussehen. Das ist momentan noch nicht gegeben und das lesen von PDF-Dateien auf kleinen Bildschirmen ist ja nun wahrlich kein Vergnügen. Der gegenwärtig sehr weit verbreitete EPUB 2 Standard ist ja nichts anderes als eine HTML/CSS-Kombination, die deutliche Einschränkungen hat. Der Nachteil elektronischer Medien ist in diesem Fall einfach, dass sie maximal abwärtskompatibel sein müssen und wenn du dir dann mal anschaust, wie viele Leute mit Billig-Readern oder einem uralten Kindle rumlaufen, dann wird dir schnell klar, was bei der Gestaltung von eBooks momentan überhaupt möglich ist. Alles was da über reine Texte mit ein paar Bildern hinausgeht, ist problematisch und eine 1:1 Umsetzung der Printvorlage praktisch unmöglich.
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