Re: Amazon

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daniel_belsazar

Registriert seit: 19.04.2006

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kramerFlüchtig. Zumindest bezahlt mich einer der größten deutschen Verlage dafür, dass ich mich fast ausschließlich mit eBooks beschäftige…

Ich wünsche dir viel Erfolg dabei, ganz ernsthaft. Siehst du denn da auch eine Preisbindung als sinnhaft an? Und glaubst du, dass das akzeptiert werden wird? Da habe ich so meine Zweifel.

kramer Wo ist das, vor allem in Deutschland, „deutlich absehbar“?

Im Frankfurter Raum auf jeden Fall. Das ist jeden morgen im öffentlichen Nahverkehr zu beobachten. Wo früher Tageszeitungen, Zeitschriften und Bücher gelesen wurden, regieren heute Tablets und Smartphones zu mindestens 90 Prozent. Das ist schlicht empirisch evident.

kramerIch habe da, zumindest für die nächsten Jahre meine Zweifel. Natürlich gewinnen elektronische Medien ganz klar an Bedeutung, aber von einer Ablösung des gedruckten Buches würde ich noch lange nicht sprechen. Das ist ja noch nicht einmal bei der Tagespresse der Fall und da würde es nun wirklich Sinn machen…

Der Tagespresse geht es so gut, dass hier im Frankfurter Raum ganze Bürogebäude frühmorgens mit Freiexemplar-Stapeln von Frankfurter Rundschau, FAZ oder Taunuszeitung überschwemmt werden. Dass die sich das leisten können …. aber im Ernst dürfte dir doch die aktuell immer massiver werdende Krise gerade der Tageszeitungen, aber auch der restlichen Printpresse nicht verborgen geblieben sein, oder?

Was die Dauer angeht, so sagte ich nicht umsonst „über kurz oder lang“. Ich glaube auch nicht unbedingt, dass das in fünf Jahren abgegessen ist. Das ist sicher eine Generationfrage. Aber der Trend ist doch eindeutig und dürfte unstrittig sein. Wenn meine Babyboomer-Generation ausstirbt, ist das Thema nach meiner Prognose im Wesentlichen durch. Das gedruckte Buch als Hauptträger von Informationen wird mit uns sterben. (Leider lohnt es sich für mich nicht, darauf zu wetten. Denn „in the long run we’re all dead.“ Ich dann auf jeden Fall.)

kramer Erfolgreiche Selfpublishing-Autoren, die auch als solche gestartet sind und bei der Markeinführung nicht durch einen Verlag begleitet wurden, sind und werden die Ausnahme bleiben. Schneeballeffekte durch die sozialen Medien sind in der Theorie ja ganz hübsch, funktionieren in der Realität aber eher selten, denn die Leute sind jetzt schon übersättigt und die oft schlicht fehlende Qualitätskontrolle im Bereich Selfpublishing sollte man auch nicht vergessen.

Du hast aber schon gesehen, dass ich dezentrale Plattformen als Vertriebsmöglichkeit gegeben sehe wie z.B. Bandcamp? Das hat es als Möglicheit außerhalb der digitalen Welt nicht gegeben, die Eintrittsbarrieren sind hier so niedrig wie nie zuvor. Was die Mechanismen und Vermarktungsmöglichkeiten in der digitalen Welt betrifft, steht das natürlich am Anfang, weil das Ganze Neuland ist, wie ja schon unsere Kanzlerin so treffend bemerkte. Wie „Verlage“ und Vertriebsplattformen in dieser Welt aussehen werden, daran arbeitest du ja gerade. Wie gesagt, wünsche ich dir bei der Gestaltung dieser Zukunft tatsächlich viel Erfolg.

lathoNaja, Monopol würde ich als Einzelstellung eines Anbieters sehen, nicht einer Anbietergruppe.

Richtig, Monopol ist der falsche Begriff. Deswegen sprach ich zuvor bereits von einer Kartellbildung, die den Wettbewerb verzerrend reguliert und dadurch hohe Gewinne garantiert.

lathoWas die Buchpreisbindung angeht, bin ich mir auch nicht sicher, bin aber auch der Meinung, dass kleinere Buchläden verschwinden würden und das wäre traurig.

Letzteres passiert doch seit nun einiger Zeit schon trotz Buchpreisbindung. Das hat m.M.n. andere Ursachen, die vor allem in der Convenience für und der Akzeptanz durch den Verbraucher liegen. Da muss man sich eben überlegen, welche Dienstleistungen und Angebote die Kunden bewegen können, bei mir zu kaufen. Wettbewerb belebt das Geschäft. Man muss einfach besser sein als Amazon & andere. Ein Weg wird auch in Zukunft z.B. die Bedienung von speziellen Interessen bleiben. In medialen Nischen kann man oft sehr gut leben, das weiß ich tatsächlich aus Erfahrung. Klasse statt Masse kann auch einige Familien nachhaltig ernähren.

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