Tenor Giants – Das Tenorsaxophon im Jazz

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  • #12058453  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    @ „gypsy“ : bin die nächsten am Verreisen gen Westen, ergo in aller Kürze zum Thema „Latin“ : natürlich hat der Begriff eine Bandbreite …. meine Bemerkung auf das besagte Henderson Album bezog sich auf den Fakt, dass mit dieser hochklassigen (größeren) Besetzung ein tieferes Eintauchen in das Genre möglich (bzw für mich sehr wünschenswert) gewesen wäre …. und zu Henderson und seine bei Bedarf/Möglichkeit „kurzen Zündschnur“ siehe der eingestellte Olantunji Track aus 1973 ….

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    #12058461  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgarten

    gypsy-tail-wind
    Was den Klang angeht, ich hab die 2006er Nachpressung der OJCCD mit dem Universal-Logo und der neuen Katalognummer, die aus 14 Ziffern ohne Buchstaben/Labelcode besteht (als diese europäischen Ausgaben – Universal hatte den Europa-Vertrieb von Fantasy übernommen, nachdem Concord den Laden in den USA schon herunterzufahren begonnen hatte, und melkte wohl noch ein letztes Mal den Markt, und ich hab damals einige Dutzend Lücken gefüllt, u.a. fast meine ganzen Rollins-Milestone-Bestände) – und nein, das klingt echt nicht gut, aber zum Klang der Henderson-Alben aus der Milestone-Box passt das dann doch total. Rollins‘ Spiel fehlt hier der Glanz, das E-Piano klingt undifferenziert … das ist das, was ich gestern bei Henderson behelfsmässig mit „Garagensound“ meinte.

    hmmm… ich hab ja THE ELEMENTS gestern in deiner beschreibung nicht wiedererkannt (schmierenbass, gepflegte langeweile der drums, der schlechte sound – bist du btw der albumreihenfolge der stücke oder der der box gefolgt? nicht dass das soviel ausmachen sollte…). ich finde, die milestone box klingt ziemlich gut, vor allem THE ELEMENTS, der bass ist super trocken aufgenommen, wahrscheinlich unverstärkt, die verschiedenen ebenen sehr lebendig… ist vielleicht wegen der dichte von anlage zu anlage verschieden.

    Ich hab hier gestern halt eine Art Erfahrungsbericht in Echtzeit getippt – am Ende fand ich das grossartig (steht allerdings nicht so klar oben, das stimmt). Ich hab irgendwann davor (spätestens bei „Canyon Lady“) auf Album-Reihenfolge umgestellt, weil das bei den wechselnden Besetzungen ja schon sinnvoll sein müsste (bei „The Elements“ z.B. im Hinblick auf Chancler, den ich im Opener einfach etwas schwierig fand, vielleicht war ich da dann beim Bass auch deshalb falsch gepolt, denn hintenraus – die Bemerkung zum E-Bass weist drauf hin – höre ich den ebenfalls als trocken).

    Mein Zwischenfazit nach einem weiteren Durchgang durch die Milestone-Alben von Henderson ist wohl, dass „Power to the People“ nach vorn rückt, die nächsten wären dann wohl „Canyon Lady“ und „The Elements“, aber die reihen sich nach wie vor eher hinter den meisten Blue Note-Alben ein (so in der Gegend von „Mode for Joe“, dem letzten von ihnen – aber es gibt noch ein, zwei spätere – „An Evening with“, „State of the Tenor“ – die davor oder in derselben Gegend zu liegen kommen … in einer Top 10 gäb’s wohl vier- oder fünfmal BN, dreimal Milestone und zwei- oder dreimal was spätes).

    Inzwischen läuft „Horn Culture“, und vielleicht ist das etwas zu entspannt geraten? Mir gefällt auch „Sais“ (mit Sopransax und E-Piano von Walter Davis, während Komponist Mtume sich ans akustische Klavier setzt). Dass Rollins sich selbst overdubbt – am auffälligsten im Opener – ist dann wohl der nächste „Produktions-Schritt“ … Cranshaw spielt jetzt nur noch elektrisch, David Lee und Mtume sind an Drums/Percussion dabei, Walter Davis Jr. abgesehen von „Sais“ nur am Klavier. Und wo wir grad bei Atlantic waren: wenn der Eddie in „Notes for Eddie“, dem Closer der ersten Albumhälfte, Eddie Harris wäre, wäre ich nicht überrascht – Rollins hat hier manchmal tatsächlich eine tonale Nähe (so ein Dehnen von länger gehaltenen Tönen) drin, die ein wenig an Harris erinnert (das Stück ist seins). Zwei mit Billie Holiday verbundene Standards rahmen in der zweiten Hälfte noch ein Rollins-Stück („Love Man“) ein: „God Bless the Child“ und „Good Morning Heartache“. Als ganzes fällt das Album etwas auseinander, findet keinen Flow, keine Linie, dünkt mich. Und dass Mtume in „God Bless“ mittrommelt ist auch eins der Probleme die folgenden Jahrzehnte: dass die Percussion selbst bei Balladen oft dabei ist – und für mein Gefühl dann nicht immer die passenden Töne findet (hier geht’s alles in allem recht gut, aber fällt halt gleich auf). Es gibt dann so einen dauernden Widerstreit zwischen den (Latin-)Patterns der Congas und dem Rest der Rhythmusgruppe, die eben gerne auch mal – zumindest vorübergehend, in einen walkenden 4/4 fällt.

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    #12058467  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    soulpope@ „gypsy“ : bin die nächsten am Verreisen gen Westen, ergo in aller Kürze zum Thema „Latin“ : natürlich hat der Begriff eine Bandbreite …. meine Bemerkung auf das besagte Henderson Album bezog sich auf den Fakt, dass mit dieser hochklassigen (größeren) Besetzung ein tieferes Eintauchen in das Genre möglich (bzw für mich sehr wünschenswert) gewesen wäre …. und zu Henderson und seine bei Bedarf/Möglichkeit „kurzen Zündschnur“ siehe der eingestellte Olantunji Track aus 1973 ….

    :good:

    Da gibt’s ja noch die Aufnahmen mit Flora Purim … die hab ich gestern grossteils übersprungen, weil das auch wegen dem Vocal Jazz eine Baustelle ist, der ich mich mal wieder widmen wollte (vier ihrer Milestone-Alben sind da, auch alle in diesen 2006er-Nachpressungen).

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    #12058469  | PERMALINK

    vorgarten

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    soulpope
    https://youtube.com/watch?v=5GIPoEXnGCU%3F
    Sozusagen das Bild zum Ton anno 1974 in Kopenhagen ….

    vielen dank, das ist ziemlich super. sonny rollins‘ „india“… toll, wie er beim solo von masuo in der körperspannung bleibt, die ganze zeit zuhört. david lees schlagzeugspiel finde ich sehr speziell, und gene perla hab ich auch noch nie gesehen. mtume fehlt, auch im sound.

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    #12058471  | PERMALINK

    soulpope
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    vorgarten

    soulpope https://youtube.com/watch?v=5GIPoEXnGCU%3F Sozusagen das Bild zum Ton anno 1974 in Kopenhagen ….

    vielen dank, das ist ziemlich super. sonny rollins‘ „india“… toll, wie er beim solo von masuo in der körperspannung bleibt, die ganze zeit zuhört. david lees schlagzeugspiel finde ich sehr speziell, und gene perla hab ich auch noch nie gesehen. mtume fehlt, auch im sound.

    :good: …. btw es gibt das ganze Set …. :

    Ziemlich guad …. und Gene Perla hier ein Bonus ….

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    #12058509  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Es gibt da auch noch ein Vorspiel aus Kongsberg, 25, Juni 1971 mit Bobo Stenson (piano), Arild Andersen (bass) und Jon Christensen (drums) – quasi nochmal rein akustisch, bevor es vom „Next Album“ an in neue Richtungen (oder auch nicht ;-) ) geht:

    1. Sunnymoon for Two (Rollins)
    2. In a Sentimental Mood (Ellington)

    oder koloriert (finde ich ja eher creepy):


    Aus Kongsberg hab ich noch 26. Juni 1974:

    Sonny Rollins (tenor saxophone), Yoshiaki Masuo (guitar), Bob Cranshaw (bass), David Lee (drums)

    Teil 1: 30:16
    1. Cutting Edge (Rollins)
    2. There Is No Greater Love (Trad.)
    3. Swing Low Sweet Chariot (Trad.)

    Teil 2: 40:49
    1. Sais (J. Mtume)
    2. Don’t Stop the Carnival (Rollins)
    3. A House is Not a Home (Bacharach)
    4. Alfie’s Theme (Rollins)

    Gibt’s in der Tube komplett (1:10 Stunden):

    Und am 1. November 1974 (um 19 Uhr) war die Partie in Berlin zu Gast (ich hab das von einer Wiederausstrahlung bei RBB, 2010):

    Sonny Rollins (tenor saxophone), Rufus Harley (bagpipes and soprano saxophone), Yoshiaki Masuo (guitar), Gene Perla (bass), David Lee (drums)

    0. radio introduction by Ulf Drechsel 1:47
    1. A House Is Not A Home [8:44]
    2. Swing Low, Sweet Chariot [13:10]
    3. The First Move [6:33]
    4. Look For The Silver Lining [10:44]
    5. Alfie’s Theme [11:25] wrongly announced as „Dat Dere“ by radio host…
    6. radio outro [0.31]

    50:36 (mit Radio Intro/Outro 52:54)

    Gibt’s hier zu hören:

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    #12058525  | PERMALINK

    soulpope
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    Kurze Worte des „Reisenden“ 😇 : Ich finde, dass Rufus Harley dem Hrn. Rollins ausgesprochen guad tut ….

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    #12058567  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Bin gleich mit Japan durch, und dann ist wohl Schluss für (was nicht mit Unlust auf mehr Rollins sondern anderen Plänen zu tun hat). Ich bleibe dabei, dass ich das umwerfend finde! Rollins spielt in der Form seines Lebens (die hatte er meiner Meinung nach über all die Jahre wie gesagt immer wieder), die Stücke sind lang („Sais“ dauert hier fast eine halbe Stunde), ufern aber nie aus: der Fokus ist von allein – Rollins (ts/ss), Masuo (g), Cranshaw (elb), Lee (d), Mtume (perc) – immer da. Cranshaws Aussage zum Bass-Spiel im Interview mit Iverson leuchtet mir schon ein hier, aber ein paar Gedanken dazu: einerseits kriegte er den Flow, den er in „Hold ‚em Joe“ braucht, so nur mit Schmierebass-Sound hin (einer der Gründe für die Aufnahmetechnik, nehme ich an), andererseits scheint er, wenn Masuo z.B. hinter Rollins Riffs und Kürzel spielt, wie sie ein Jimmy Nolen in der Band von James Brown auch spielte, durchaus mehr in Richtung Funk abzubiegen, als dass er das am Kontrabass je getan hatte (okay, 1973 ist halt auch die Zeit dafür, vielleicht ist der Gedanke daher auch eher hinfällig). Mir gefällt hir alles, also auch die Beiträge von Masuo, das gelegentliche Bass-Solo oder die teils recht Percussion-Passagen … wie gesagt: auf mich wirkt das bei maximalem Freiraum auch total fokussiert und irgendwie durchaus auch auf den Punkt gespielt.

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    #12058595  | PERMALINK

    hat-and-beard
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    Großartiger Austausch hier in den letzten Tagen, von mir (wieder einmal) danke!

    Kann da leider (wieder einmal) nichts beisteuern, der Baustellen sind hier schon (auch dank Euch) mehr als genug.
    Aber immerhin „Elements“ in Gedanken zum Nachhören rausgestellt und mir wegen vorgartens Beschreibung „Rollins‘ „The Cutting Edge“ gemerkt.

    --

    God told me to do it.
    #12058639  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Hab doch noch etwas mehr Zeit … „The Cutting Edge“ steht an, live in Montreux im Juli 1974. Das klingt für meine Ohren wieder etwas weniger offen als der Mitschnitt aus Japan. Das mag mit den kurz gehaltenen (Festivalset vs. abendfüllendes Konzert nehme ich an) Stücken so viel zu tun haben wie mit der Präsenz eines Pianisten. Stanley Cowell ist das, sonst ist die Band dieselbe, bis auf den erwähnten Gast Rufus Harley auf dem einzigen langen Stück, dem knapp viertelstündigen Closer „Swing Low, Sweet Chariot“. Die grossen Balladen gibt es bei Rollins schon lange, eigentlich schon immer – ich höre „To a Wild Rose“ auch als als Fortsetzung von, sagen wir, „You Don’t Know What Love Is“ („Saxophone Colossus“, 1956) – das war ein Faden, den Rollins praktisch ohne Unterbruch weitergesponnen hat, auch wenn er vielleicht in den Sechzigern etwas in den Hintergrund getreten ist. Die Integration der Percussion klappt beide Male, auch in Bacharachs „A House Is Not a Home“, hervorragend. Die Stimmung ist auch in Montreux toll und als auf Albumlänge kondensierte Essenz des damaligen Rollins ist das vielleicht auch ein besseres Dokument als – oder aber: eine perfekte Ergänzung zum – der Mitschnitt aus Japan.

    Dass „Horn Culture“ etwas mit Coltranes Musik zu tun hat, höre ich übrigens nicht – woran machst Du das fest @vorgarten? Wollte ich neulich schon frage, stolpere ob Deiner Zeilen zu The Cutting Edge gerade wieder darüber.

    Ein Nachgedanke zum Klang: das Japan-Konzert und dieser Montreux-Mitschnitt klingen hervorragend, sowohl was Rollins‘ Saxophon angeht als aus die Balance in der Band, die Präsenz des Basses … seltsam, dass Live-Aufnahmen besser klingen als Studio-Alben, aber die Japaner waren in der Sache eh top und Claude Nobs in Montreux ein High-End-Fanatiker, der die technischen Entwicklungen verfolgte und stets die neusten Geräte angeschafft und damit herumexperimentiert hat.

    Vielleicht verstehe ich gerade, beim ausgiebigen hören, auch ein wenig das „Problem“ mit den Bands: Klar, Rollins hätte sich namhaftere Rhythmusgruppen besorgen können (aber Cables, Davis oder Cowell sind ja schon ziemlich die Topliga und Crashaw/Lee sorgten halt für den passenden Groove – ich denke da mal rasch 10-12 Jahre früher an die Rhythmusgruppe von Gillespies Combo: Chris White/Rudy Collins – auch eine relativ leichtgewichtige aber langjährige Rhythmusgruppe, die eben exakt den richtige Groove fand). Aber die Frage nach weiteren Bläsern: wer wäre schon dumm genug gewesen, sich jenseits einer gelegentliche Jam-Session auf das Monster einzulassen, dass Rollins nun mal war? Dass Don Cherry zehn Jahre früher gut klappte, war auch nicht absehbar (und ist glaub ich auch keine Meinung, die alle Welt teilt), sicher ein Glücksfall … ich komm darauf, weil Rufus Harley als Exot da halt seinen Platz finden konnte – und ja, es ist super, was er in „Swing Low“ dazu bringt, gibt dem Album gleich noch eine neue Dimension, und auch eine, die es seit „Next Album“ noch nicht gab.

    Hat schon jemand das 1971er-Set mit Bobo Stenson angehört? Das will ich unbedingt bald nachholen, fällt ja noch in die Zeit vor vor seinem Album-Comeback.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12058671  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-wind
    Dass „Horn Culture“ etwas mit Coltranes Musik zu tun hat, höre ich übrigens nicht – woran machst Du das fest @vorgarten? Wollte ich neulich schon frage, stolpere ob Deiner Zeilen zu The Cutting Edge gerade wieder darüber.

    naja, „love man“ ist doch lupenreines modales powerplay, das coltrane quasi erfunden hat, allein von der komposition her? und ich fand auch rollins‘ improvisation da jetzt nicht so anders. aber da wusste ich auch noch nicht, dass die nächste generation gar nicht post-coltrane, sondern post-henderson spielt…

    gypsy-tail-wind
    Hat schon jemand das 1971er-Set mit Bobo Stenson angehört? Das will ich unbedingt bald nachholen, fällt ja noch in die Zeit vor vor seinem Album-Comeback.

    hatte soulpope erst kürzlich noch verlinkt, ich auch schon mal – find das ganz reizvoll, aber stenson findet überhaupt nicht rein, finde ich (auch das ist reizvoll) und es ist natürlich das programm: ich spiele und irgendwelche jungs vor ort dürfen mich begleiten, und dann, hoppla, klappt das ja sogar ganz gut, wie du es gestern beschrieben hast.

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    #12058697  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Hadley Caliman – Iapetus

    „I think that by using new musicians, the music can be marketed as new music. The whole thing is coming from the young people who do not seem to be looking for the older musicians for the most part. They want musicians who dress and talk in today’s styles. They want people who play and exite them in a new way.“ So der Produzent Bob Shad um 1970, als er die beiden Mainstream Alben von Hadley Caliman herausbrachte… Sorry Sonny Rollins, sorry Joe Henderson… Jetzt war Caliman streng genommen nur etwa ein Jahr juenger als Rollins, fuenf Jahre aelter als Henderson … aber das muss man sich ja nicht auf die Stirn taetowieren… Durch eine dumme Geschichte mit einem gestohlenen Lastwagen und einem Rattenschwanz an Folgeproblemen war Caliman fuer die Marketingstrategen des Jahres 1970 weitgehend ein unbeschriebenes Blatt… Fairerweise, das Gesicht sieht eigentlich nicht mehr nach Teeniestar aus, aber eine Jeansjacke kann da einiges wettmachen..

    ich kam auf das Album jetzt eigentlich wegen Luis Gasca, fuer den es vielleicht der ernsthafteste Jazzcredit ist, auch wenn er, genau wie zwei Perkussionisten, nur auf einem Teil der Tracks zu hoeren ist… die Basisband ist ein Quartett, Caliman mit Bobby Hutchersons Rhythmusgruppe (Bayete Todd Cochrane, James Leary, Woody Theus)… Generell ist das ein Album, das sich (z.B.) vor fast gar nichts in der Henderson Milestone Box verstecken muss, Ausgangspunkt ist in irgendeiner Weise mal wieder Miles, ein bisschen Latin Jazz gibt es auf einzelnen Tracks, und irgendwie wirkt es tatsaechlich auch wie ein sehr reduziertes Bobby Hutcherson 70er Album (so reduziert, dass selbst Hutcherson fehlt), Cochrane ist spitze, sowohl an Klavier als auch am E-Piano, Caliman gefaellt mir am Tenor am besten, wobei das gelegetlich Gefloete auch gut zur Musik passt… Am faszinierendsten ist eigentlich, wie verzahnt Caliman mit der Rhythmusgruppe ist, die Trennung ist hier in manchen Passagen fast aufgehoben… „Caliman extends the tradition of Rollins especially — he is that robust and searching.“ meinte man damals bei Downbeat und vergab ****1/2.

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    #12058803  | PERMALINK

    soulpope
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    redbeansandrice Hadley Caliman – Iapetus „I think that by using new musicians, the music can be marketed as new music. The whole thing is coming from the young people who do not seem to be looking for the older musicians for the most part. They want musicians who dress and talk in today’s styles. They want people who play and exite them in a new way.“ So der Produzent Bob Shad um 1970, als er die beiden Mainstream Alben von Hadley Caliman herausbrachte… Sorry Sonny Rollins, sorry Joe Henderson… Jetzt war Caliman streng genommen nur etwa ein Jahr juenger als Rollins, fuenf Jahre aelter als Henderson … die Basisband ist ein Quartett, Caliman mit Bobby Hutchersons Rhythmusgruppe (Bayete Todd Cochrane, James Leary, Woody Theus)… Generell ist das ein Album, das sich (z.B.) vor fast gar nichts in der Henderson Milestone Box verstecken muss, Ausgangspunkt ist in irgendeiner Weise mal wieder Miles, ein bisschen Latin Jazz gibt es auf einzelnen Tracks, und irgendwie wirkt es tatsaechlich auch wie ein sehr reduziertes Bobby Hutcherson 70er Album (so reduziert, dass selbst Hutcherson fehlt), Cochrane ist spitze, sowohl an Klavier als auch am E-Piano, Caliman gefaellt mir am Tenor am besten, wobei das gelegetlich Gefloete auch gut zur Musik passt… Am faszinierendsten ist eigentlich, wie verzahnt Caliman mit der Rhythmusgruppe ist, die Trennung ist hier in manchen Passagen fast aufgehoben… „Caliman extends the tradition of Rollins especially — he is that robust and searching.“ meinte man damals bei Downbeat und vergab ****1/2.

    Das ist ein mutiges Album, man hört förmlich dass Hadley Caliman hier nix zu verlieren hat …. btw sollte man die Reduktion von Bobby Hutcherson vermeiden wollen, so bietet sich hier Harold Land „Choma“ auf identem Label aus 1971 an …. das Album zumindest eine Teilantwort zum Thema „Alternativen am Tenorsax“ am Anfang besagter Dekade ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #12058875  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    naja, „love man“ ist doch lupenreines modales powerplay, das coltrane quasi erfunden hat, allein von der komposition her? und ich fand auch rollins‘ improvisation da jetzt nicht so anders. aber da wusste ich auch noch nicht, dass die nächste generation gar nicht post-coltrane, sondern post-henderson spielt…

    Danke, das kann ich nachvollziehen, aber frag mich dann halt ein wenig, ob z.B. „Blue Seven“ nicht auch schon sowas Modales war? Nicht konzeptionell wie Davis (Russell, Evans, Evans…), sondern einfach so gemacht, drauflosgespielt … die Freedom Suite müsste ich vor dem Hintergrund nochmal anhören bzw. nachlesen. Aber generell wirkt Rollins auf mich eben schon 1956/57 oft so völlig befreit dass die Frage, ob da noch ein paar Changes drunter mitlaufen oder nicht als ziemlich unerheblich empfinde. Und vom spielerischen Gestus denk ich halt echt nicht an Coltrane, nicht mal bei „East Broadway Rundown“. Wenn ich’s mir so überlege: Rollins gibt die Einfachheit durch, seine Band spielt Changes vs. Coltrane spielt Changes, seine Band hält ihm mit modalen Strukturen den Rücken frei. Sicher alles zu einfach/schnell gedacht.

    vorgarten

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    hatte soulpope erst kürzlich noch verlinkt, ich auch schon mal – find das ganz reizvoll, aber stenson findet überhaupt nicht rein, finde ich (auch das ist reizvoll) und es ist natürlich das programm: ich spiele und irgendwelche jungs vor ort dürfen mich begleiten, und dann, hoppla, klappt das ja sogar ganz gut, wie du es gestern beschrieben hast.

    Hab’s vorhin noch angehört und ja, klappt irgendwie nicht so recht (sorry, die früheren Erwähnungen hatte ich nicht mehr präsent, Videos guck ich einfach praktisch nicht und scrolle auch mal direkt drüber hinweg :-( ). Mich dünkt seltsamerweise auch, dass die drei untereinander keine einheitliche Vorstellung von Time hinkriegen… und überraschend (eigentlich nicht, aber bei solchen Problemen sieht der Basser ja oft alt aus) wirkt NHOP auf mich am besten. Hatte auch einige Jahre Erfahrung im Jazzhus Montmartre im Rücken.

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    #12059041  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Gestern spät noch „Don’t Stop the Carnival“ – das erste Album nach meiner Lücke … und vielleicht gibt das eine Antwort auf die Frage nach den Bands mit namhafteren Leuten? Oder auch nicht, denn es ist nicht die Antwort, die jene sich erhoffen, die sich „bessere“ Bands wünschen. Hier wurde Tony Williams aufgeboten, zudem Donald Byrd – gemäss Keepnews‘ kurzem Kommentar auf der Hülle ersterer einer von Rollins‘ besten Freunden, kürzlich nach San Francisco umgesiedelt und eher zufällig frei an den betreffenden Tagen, letzterer zum ersten Mal seit Blackbyrds-Tagen wieder in einem Jazz-Setting. Vier Abende in der Great American Music Hall waren gebucht, der erste als Warm-Up, vom zweiten an wurde aufgenommen, etwas über 70 Minuten kamen dann auf einer Doppel-LP heraus, die erste Hälfte ohne Byrd. An der Gitarre (12-String) ist Aurell Ray zu hören, Jerome Harris spielt (sein erster namhafter Gig wohl) die Bassgitarre (zehn Jahre später war er dann für einige Zeit Rollins‘ Gitarrist), Mark Soskin sitzt an den Tasten. Das Ergebnis ist durchwachsen, da ist (ohne Byrd) eine wunderbare Version von „Harlem Nocturne“, es wird klar, dass die Musiker Freude haben an dem, was sie tun – aber richtig zusammenfinden tut hier wenig, was gerade mit den prominenten Namen zu tun hat (Ray und Soskin bleiben allerdings für meine Ohren auch recht farblos). Byrd macht sein Ding, das geht an Rollins‘ Ding eher etwas vorbei, Williams ist mitten in seiner Fusion-Phase mit harten, rocking Beats unterwegs, die weder so flexibel noch so verspielt klingen wie die Section von David Lee/Mtume (die Alben dazwischen – u.a. bereits eines mit Williams, aber auch eines mit Billy Cobham – kenne ich wie gesagt nicht). Auf mich wirkt das Ergebnis dann tatsächlich eher wie ein Jam, und eben: kein wirklich erfolgreicher, auch wenn man das super gut hören kann, es Freude macht usw. (die Akustik ist zumindest bei meiner CD-Version etwas weniger gut als in Japan oder Montreux, die Aufnahme hat nur mässig Präsenz – wie die Musik vielleicht ;-) ).

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