Swing

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  • #12237673  | PERMALINK

    friedrich

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    gypsy-tail-windSchon toll, Artie Shaw!
    Das zweite Video ist für mich leider „not available“, was hast Du da denn ausgewählt?

    Artie Shaws Big Band war sowas wie die Hochglanz- und Hollywoodausgabe des Swing. Wobei er ausgerechnet das Showbusiness verabscheute, was wohl auch zu seinem Rückzug führte.

    Mit kleineren Bands konnte er offenbar mehr experimentieren. Ich hatte eine Aufnahme von Scuttlebutt von Artie Shaw And His Gramercy Five gepostet. „Scuttlebutt“ heißt auf Deutsch „Klatsch“. Edit: Oder „Gerücht“ oder „Getratsche“.

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
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    #12237685  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Merci!

    Die Sache mit Showbusiness könnte man ja auch lang und breit diskutieren … spielt ja irgendwie bei allen Auftritten in unterschiedlichen Graden und Arten rein. Von den weissen Swing-Bandleadern ist mir Shaw auf jeden Fall einer der liebsten (Woody Herman wäre der engste Rivale, aber der brauchte etwas länger und kam erst ein paar Jahre vor Shaws Rückzug so richtig in die Gänge).

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    #12240241  | PERMALINK

    friedrich

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    Swing Nachlese, Teil 2.

    Ben Webster Johnny Hodges Sextet – The Complete 1960 Cellar Door Session (2011)

    Dieses Album hatten wir hier schon mal erwähnt. Ich hatte auf einer anderen Zusammenstellung bereits 6 der 12 Tracks der Cellar Door Session gehabt, wo sie aber falsche Titel trugen. @gypsy-tail-wind hatte das dankenswerterweise aufgeklärt und auf eine Mosaic-Box verwiesen, wo alle 12 Stücke komplett und korrekt benannt enthalten sind.

    Was für ein Glücksfall, dass Johnny Hodges und Ben Webster (plus Lou Levy (p), Herb Ellis (g), Wilfred Middlerooks(b) und Gus Johnson (dr)) an diesem Novembertag Gelegenheit hatten, in diesem Jazzclub in San Francisco, aber ohne Publikum aufzunehmen! Die Atmosphäre ist offenbar entspannt und alle sind hochkonzentriert bei der Sache. Mit einer Ausnahme nur Kompositionen von Hodges /Webster, wobei es sich dabei eigentlich nur um ein paar Riffs handelt, die als Ausgangspunkt für Improvisationen dienen. Das lässt ein zielloses Gedudel befürchten, aber die Band scheint so gut eingespielt zu sein, dass sie wirkt wie Tänzer, die einander in ihren Bewegungen vertraut sind, und immer wieder zusammenfinden. Ein sehr schönes Verhältnis von Planung und Spontanität, sehr gelassen, sehr lebhaft und gleichzeitig sehr klar und stimmig. Johnny Hodges mit seinem geschmeidigen und eleganten Ton einerseits, Ben Webster kehlig und rau andererseits kontrastieren sehr schön miteinander, dazwischen immer wieder Herb Ellis mit einem bluesigen Solo. Das wirkt aber überhaupt nicht sensationell – im Gegenteil – das klingt völlig unangestrengt, so als füge es sich wie von selbst. Gerade das ist der Reiz daran.

    Es ist zwar kein Produzent angegeben, vermutlich hat aber Norman Granz die Aufnahmen für Verve gemacht, sie aber warum auch immer damals nicht veröffentlicht. Sie wurden – zumindest teilweise – erst im Nachlass von Ben Webster entdeckt.

    Auf der CD außerdem noch 5 Aufnahmen aus Los Angeles von Anfang 1961 im Oktett mit Arrangements von Jimmy Hamilton (der Ellington-Klarinettist). Ganz anderes Konzept, nicht ganz so stark, aber wenn man da so eine zart schimmernde Perle wie Val’s Lament finden kann, nehme ich das gerne mit.

    Sehr schönes Album, auch grafisch ansprechend gestaltet, mit liner notes, Fotos usw. usf., das auf einem obskuren Label namens Solar Records erschien, das wohl hier und da Jazz-Schätze ausgrub, über das man aber ansonsten fast nichts erfahren kann. Wer macht sowas, wer kauft (außer mir) so eine Obskurität und wie finanziert sich das? Zumal ich die CD auch noch gebraucht gekauft habe. Der Vorbesitzer hinterließ in der Hülle einen Ausschnitt aus dem Jazzpodium September 2012 mit einer Rezi des Albums. Mit Ausnahme der fälschlichen Verortung auch der zweiten Session in SFO statt in LA würde ich das auch unterschreiben.

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12240395  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Die Rhythmusgruppe ist so gut, weil die einige Zeit mit Ella Fitzgerald tourte – wie lange und ob Ende 1960 immer noch, weiss ich nicht, aber auf der Ella/Eldridge „In Concert“ auf Steeplechase vom Mai 1959 sind sie z.B. exakt so dabei (und begleiten auch Eldridge):
    https://www.discogs.com/release/24930443-Roy-Eldridge-Quintet-Ella-Fitzgerald-Quintet-In-Concert-Falkoner-Centret-Copenhagen-Denmark-May-21-1

    Was man diesen spanischen Piraten-Labels lassen muss: das mit dem Layout und dem gesamten Erscheinungsbild haben sie echt gut in den Griff gekriegt. Im Vergleich mit entsprechenden CD aus den 90ern (z.B. älteren Fresh Sound-CDs) sehen die Veröffentlichungen so geschätzt ab 2005 echt gut aus … ändert halt nichts, dass es streng genommen alles Bootlegs sind – und die Liner Notes sind oft auch bloss informativ und wenig mehr denn das. Aber professioneller Auftritt, und das ist, in unserer Welt (hélas? hélas!) mehr als 90% der Miete geworden.

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    #12240405  | PERMALINK

    friedrich

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    gypsy-tail-windDie Rhythmusgruppe ist so gut, weil die einige Zeit mit Ella Fitzgerald tourte – wie lange und ob Ende 1960 immer noch, weiss ich nicht, aber auf der Ella/Eldridge „In Concert“ auf Steeplechase vom Mai 1959 sind sie z.B. exakt so dabei (und begleiten auch Eldridge):
    https://www.discogs.com/release/24930443-Roy-Eldridge-Quintet-Ella-Fitzgerald-Quintet-In-Concert-Falkoner-Centret-Copenhagen-Denmark-May-21-1
    Was man diesen spanischen Piraten-Labels lassen muss: das mit dem Layout und dem gesamten Erscheinungsbild haben sie echt gut in den Griff gekriegt. Im Vergleich mit entsprechenden CD aus den 90ern (z.B. älteren Fresh Sound-CDs) sehen die Veröffentlichungen so geschätzt ab 2005 echt gut aus … ändert halt nichts, dass es streng genommen alles Bootlegs sind – und die Liner Notes sind oft auch bloss informativ und wenig mehr denn das. Aber professioneller Auftritt, und das ist, in unserer Welt (hélas? hélas!) mehr als 90% der Miete geworden.

    Ja, das mit der Rhythmusgruppe und Ella hatte ich auch irgendwo gelesen. Und Webster und Hodges traten wohl im Cellar Door auf und nutzten einen freien Tag für die Aufnahmen. Damit könnte man sich die Gelassenheit dieser Aufnahmen erklären.

    Womöglich stammt die CD sogar aus der Zwerg-Republik Andorra. Von dort habe ich einige andere Piraten-CDs. Was soll’s? Wenn ich diese Aufnahmen nirgendwo sonst zu einem erschwinglichen Preis kriegen kann, greife ich halt zu. Wenn sie auch noch gut aussehen, umso besser.

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    #12240413  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ja, Andorra war das Epizentrum, als das noch fast alles unter Lone Hill lief. Danach folgte die Zersplitterung und diverse Label poppten auf, die eher aus Barcelona zu sein scheinen (wobei Herr Pujol von Fresh Sound sich stets distanzierte, wie glaubwürdig mag ich nicht beurteilen) brachten teils exakt dieselben Sachen (auch gleiche Cover usw.) nochmal heraus, u.a. Phono, Solar, American Jazz Classics und wie sie alle heissen … Wenn man die Sachen kauft(e), macht(e) man halt potentiell immer auch Leuten wie Mosaic das Leben schwer (und verhinderte bestimmt so manch geplante Veröffentlichung von denen … und klar, man kann auch sagen: deren Geschäftsmodell geht nicht an mich – zu teuer/zu umfangreich/zu schwierig aufzutreiben etc. – aber es ist halt so, dass sie z.B. nie ein Verve-Set von Lee Konitz oder eins von Jimmy Giuffre gemacht haben, weil die Andorraner reingegrätscht sind.) Legal ist das alles deshalb nicht, weil halt nicht vor 1964 50 Jahre alte oder ältere LPs selbst transferiert wurden, sondern irgendwelche früheren CD-Ausgaben (manchmal aus Japan, manchmal wohl auch direkt von Mosaic oder von früheren offiziellen Reissues) kopiert wurden. Bei Fresh Sound sehe ich das etwas weniger kritisch, dort kriegt man ja oft seltenere Sachen und auch oft eindeutig erkennbare (und mässig gute) Vinyl-Rips. Fresh Sound-CDs kaufe ich regelmässig, von den anderen versuche ich so gut es geht die Finger zu lassen, aber das klappt auch längst nicht immer (und es gab schon gelegentlich Dinge zu finden, die anderswo echt unmöglich aufzutreiben gewesen wären, z.B. die Argo-Alben von Baby Face Willette oder diese Sonny Stitt Alben mit Bobby Buster … aber wenn man z.B. hier mal die kleine Liste von Groove Hut guckt, dem Label mit der Willette-CD, ist die Hälfte davon Material, das es kurz davor noch anderswo offiziell gab – und meines Erachtens spielte da auch der Handel in Europa eine recht unrühmliche Rolle: in den Läden standen oft diese Piratenprodukte, gerne auch zum Premium-Preis, zumindest in Zürich, während die offiziellen Ausgaben noch lieferbar waren – das fand ich sehr unschön und es führte dazu, dass ich in Sachen Jazz, als es noch Läden gab, fast nur noch Spezialangebote vor Ort kaufte und alles andere ins Netz auslagerte).

    (Die Vorstufe zu Lone Hill war gewissermassen Definitive, da gab es CDs von echt übler Qualität, Fokus lag auf älterem Jazz, z.B. auch Don Byas oder Basie, Django Reinhardt, Tatum usw. Die Dinger sind echt übel … die hatten auch das mit dem Line-Up und den scheinbar professionellen Liner Notes noch nicht so recht im Griff.)

    Das alles ist halt immer eine Frage davon, wie viel (Zeit, um sich schlau zu machen; Geld, um das richtige zu tun ;-) ) man investieren mag …

    --

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    #12240421  | PERMALINK

    friedrich

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    gypsy-tail-wind(…)
    Das alles ist halt immer eine Frage davon, wie viel (Zeit, um sich schlau zu machen; Geld, um das richtige zu tun ) man investieren mag …

    Ja, stimmt schon und grundsätzlich versuche ich mich legal und fair zu verhalten. In diesem Fall gibt es aber kaum eine wirklich korrekte Alternative, glaube ich. Die Storyville-CD enthält nur die Hälfte der Aufnahmen, die Mosaic-Box ist vergriffen, mir zu teuer und zu viel. So wird man ja regelrecht in die Illegalität getrieben! ;-)

    Von Definitve habe ich zwei ältere CDs mit Aufnahmen von Johnny Hodges aus den 30er und 40ern. Die sind von der Aufmachung nicht doll, der Klang ist sowieso Schelllackqualität und ich weiß nicht, ob es dazu damals Alternativen gab.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12243847  | PERMALINK

    friedrich

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    Swing Nachlese, Teil 3:


    Benny Goodman – The King Of Swing (Aufnahmen 1935 – 39, Compilation 2002)

    Eine weitere billige Compilation, die ich während einer früheren Swing-Begeisterungswelle gekauft hatte, und seitdem kaum gehört habe. Nur 14 Titel aus einer recht knappen Zeitspanne, die aber wohl ungefähr die erfolgreichsten Jahre Benny Goodmans – und vielleicht des Swings als populärer Musik? – sind. In dieser Form sicher alles andere als erschöpfend, aber wohl nicht verkehrt und gar nicht übel.

    Ich könnte versucht sein, mich einer klischeehaften Vorstellung von Benny Goodman als einer etwas gefälligen, seichten und daher so populären Variante von Swing hinzugeben. Benny Goodman hat wohl nicht die Raffinesse von Duke Ellington, nicht den Swing von Count Basie und nicht den Glam von Artie Shaw, aber er hat Drive und Hitqualitäten, die vielleicht seine Popularität erklären. Ein toller Solist auf der Klarinette ist er sowieso.

    Und er hatte auch tolle Arrangements, mindestens mit Harry James und Gene Krupa weitere tolle Solisten und eine messerscharfe Band. Und selbst diese nur 14 Stücke lassen auch eine ziemlich große musikalische Bandbreite erkennen. Der King Porter Stomp klingt nach New Orleans, zwei Songs mit Helen Ward bzw. Martha Tilton als Sängerinnen klingen nach einer „Sweet Band“ im Ballsaal, Bach Goes To Town ist eine Übung in Jazz goes Klassik und das knapp 9-minütige Sing, Sing, Sing nimmt in meinen Ohren Little Richard vorweg. Ich kann mit vorstellen, dass Eltern damals um ihre Sprösslinge bangten, wenn sie auf Benny Goodman-Konzerte gingen und verstehe irgendwie, dass die Nazis sich dadurch darin bestätigt fühlten, dass „die Juden“ mit dieser „Negermusik“ die „arische Jugend“ verderben wollten und daraufhin Swing verboten.

    Interessante Biografie übrigens: Heute würde man sagen, Benny Goodman wuchs in sozial schwachen Verhältnissen mit Migrationshintergrund in einer kinderreichen Familie auf und arbeitete sich mit eisernem Willen und Disziplin, hart gegen sich selbst und andere, nach oben. Im Gegensatz zu seinem Konkurrenten Artie Shaw war er nur ein einziges Mal verheiratet, mit der Schwester des Columbia-Produzenten John Hammond. Insofern war er vielleicht eine weniger schillernde Persönlichkeit und mehr acceptable.

    Ich frage mich, wieweit ihre jüdische Herkunft Benny Goodman und Artie Shaw (geborener Arthur Jacob Arshawsky) als Künstler und Musiker geprägt hat. War die Klarinette in ihrem Milieu so präsent, dass es nahe lag, selbst dazu zu greifen? Waren sie als Juden zwar einerseits soziale Außenseiter, aber „immerhin weiß“, so dass sie zwar zwischen den Stühlen saßen aber mit „schwarzer“ Musik beim weißen Publikum ankommen konnten?

    Hier eine short version von Sing, Sing, Sing. Am Schlagzeug Gene Krupa:

    Unter den Arrangeuren von Benny Goodmann sind Fletcher Henderson und Mary Lou Williams. Am Ende mischt sich irgendwie alles miteinander.

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12258757  | PERMALINK

    friedrich

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    Swing-Nachlese, Spätlese oder Auslese. Kenne mich mit Wein nicht aus.

    Ich hatte an anderer Stelle schon mal was zum Benny Carter-Album Jazz Giant von 1958 geschrieben. Das 1961 erschienene Further Definitions hatte ich aber nur kurz erwähnt. Aber dazu gibt es noch mehr zu sagen.

    Ich hatte hier im Forum ja schon ausgiebig und wiederholt über die vielschichtige Sinnlichkeit in der Stimme einiger Saxofonisten und die raffinierte und reiche Klangwelt von Arrangements insbesondere aus der Swing-Ära geschrieben. Wenn ich ein Musterbeispiel dafür nennen sollte, würde sicher Further Definitions in die engere Wahl kommen. Man höre sich nur die ersten 30 Sekunden – eigentlich reichen auch schon 10 Sekunden – von Blue Star an. Wie fein reiben sich da die Stimmen der Bläser aneinander, wie gelassen fängt das Piano diesen schwebenden Klang auf und wie elegant gleitet Coleman Hawkins auf diesem Polster in sein Solo hinein! Ganz große Kunst!

    Benny Carter reproduziert hinsichtlich dieser Instrumentierung eine Aufnahmesession aus dem Jahr 1937, die ich nicht kenne. Ist das retro? Ist das altmeisterlich? Keine Ahnung. Es ist aber auch hier ein Glücksfall, dass die alten Recken wie Benny Carter und Coleman Hawkins noch einmal die Gelegenheit hatten, diese Musik so schön aufzunehmen und zu veröffentlichen. Wahre Schönheit kommt nie aus der Mode!

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12379195  | PERMALINK

    friedrich

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    Heute bin ich nach ein paar Tagen gesundheitlichen Betriebsausfalls bei schönem Wetter mal etwas spazieren gegangen. Vor einem Antiquariat standen zwei Kisten mit billigen 2nd hand-LPs. Da konnte ich natürlich nicht vorbeigehen, ohne darin zu stöbern. Und was passiert? Zwischen Spider Murphy Gang, Jennifer Rush und „Elvis – seine schönsten Liebslieder“ entdecke ich diese Platte:

    Count Basie & His Orchestra – Kansas City Suite / The Music Of Benny Carter (1960)

    Französische Ausgabe auf disques vogue, „MICROSILLON 33 tours HAUTE FIDELITE“, heute würde man sagen „180 g heavy weight vinyl“ – mindestens! Bei einem Kaufpreis von € 6,00 konnte ich natürlich nicht nein sagen. Was das „Volume 2“ auf dem cover hier bedeutet, weiß ich nicht.

    Sehr schön swingende Platte. Mit Thad Jones, Frank Wesss, Freddie Green u.a. sind sicher nicht die ganz großen Namen mit am Start, aber das ist auch mehr ein Orchester-Album mit ausschließlich Kompositionen und Arrangements von Benny Carter (der aber selbst nicht mitspielt) als ein feature für Solisten. Das Thema der Platte ist natürlich programmatisch nostalgisch und die einzelnen Stücke beziehen sich auf Straßen und Orte im Kansas City der 30er Jahre.

    Kommt natürlich nicht ganz an die tollen Sachen von Basie aus den 30er/40ern oder z.B. die oben genannten Benny Carter-Alben heran. Aber das kann man auch nicht erwarten und ist Klagen auf hohem Niveau.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12379217  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Mich stresst es ja immer ein bisschen, Vol 2 zu kaufen, wenn ich nicht weiss, wo Vol 1 herkommen soll… Aber ansonsten sieht das nach einem sehr schönen Fund aus!

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    #12379227  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Das ist seltsam … ich hätte auf das andere Roulette-Album, das Carter arrangiert hat, als Vol. 1 getippt – das heisst „The Legend“ und ist von 1961 und damit zwei Jahre später als die „Kansas City Suite“ entstanden, die Nummerierung wäre also wenig sinnvoll, und auf der frz. Ausgabe steht auch bloss eine andere Volumen-Nummer, die damit nichts zu tun hat:

    Zudem gibt’s von der ersten Basie/Carter Roulette-Platte auch dieses frz. Cover:

    Und der Mode-Reihe (die zu Vogue gehört) nachzugehen, führte mich zumindest auf Discogs auch nicht weiter … dort sind noch zwei Roulette-Alben von Basie („Plays Hefti“ und Bennett/Basie) erschienen, aber die Katalognummern widersprechen auch eher der Annahme, dass eins davon nicht deklariert als „Volume 1“ verstanden werden könnte.

    Vermutlich kein Grund, hier nervös zu werden ;-)

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    #12379235  | PERMALINK

    friedrich

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    redbeansandriceMich stresst es ja immer ein bisschen, Vol 2 zu kaufen, wenn ich nicht weiss, wo Vol 1 herkommen soll… Aber ansonsten sieht das nach einem sehr schönen Fund aus!

    gypsy-tail-windDas ist seltsam … ich hätte auf das andere Roulette-Album, das Carter arrangiert hat, als Vol. 1 getippt – das heisst „The Legend“ und ist von 1961 und damit zwei Jahre später als die „Kansas City Suite“ entstanden, die Nummerierung wäre also wenig sinnvoll, und auf der frz. Ausgabe steht auch bloss eine andere Volumen-Nummer, die damit nichts zu tun hat:
    (…)
    Und der Mode-Reihe (die zu Vogue gehört) nachzugehen, führte mich zumindest auf Discogs auch nicht weiter … dort sind noch zwei Roulette-Alben von Basie („Plays Hefti“ und Bennett/Basie) erschienen, aber die Katalognummern widersprechen auch eher der Annahme, dass eins davon nicht deklariert als „Volume 1“ verstanden werden könnte.
    Vermutlich kein Grund, hier nervös zu werden

    Ich vermute, Vogue hat eine andere Basie-Platte mit Volume 1 benannt und diese hier dann nachfolgend mit Volume 2, völlig unabhängig davon, ob die ansonsten in irgendeinem Zusammenhang stehen. Das tracklisting ist jedenfalls das gleiche, wie bei der Original-Veröffentlichung. Das hatte ich auch vorm Kauf geprüft.

    Die Platte ist eigentlich keine Rarität, aber es macht immer wieder Spaß, so etwas gebraucht, auch mit etwas Patina, günstig zu finden.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12390083  | PERMALINK

    friedrich

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    Habe ein paar Tage AU dazu genutzt, mal den Plattenschrank auszumisten. Nach einigen Tagen Kräftetanken zwischen Bett, Kühlschrank und Badezimmer habe ich mich heute vor die Tür getraut, bin zum 2nd hand-shop gegangen und habe in einer Tauschaktion ein paar kleine Schätze erworben und wieder nach Hause getragen. Aus dem Goldenen Zeitalter, als Jazz auch auf Single veröffentlicht wurde, stammt dieses besonders kleine Schätzchen:


    Paul Quinichette – Rock-A-Bye Basie / Diggin‘ For Dex (1959)

    Zwei Stücke aus dem Album For Basie (mit dem exakt gleichen Cover), was ich aber bis vor ein paar Minuten noch nicht wusste. Schwedische Pressung, auf dem Plattenlabel steht eigenartigerweise „Metronome“, aber das stimmt wohl so. Steht ja auch ganz unten rechts klein auf dem Cover. Diese Single ist wieder so ein glücklicher Fall, in dem es gelingt, Veteranen einer eigentlich schon vergangenen Ära noch einmal quicklebendig und spritzig aufzunehmen. Gefällt mir sehr.

    Erstaunlich, was da sonst noch so an Jazz im Single-Format rumstand: Stan Getz (na ja, irgendwie klar …), Dave Brubeck, Miles Davis, sogar John Coltrane. Ellington, Coleman Hawkins und andere alte Swinger sowieso.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12390201  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    @friedrich: schön! scheinbar aus der gleichen schwedischen Serie wie meine Fats Navarro EP die Tage… bin gespannt, was du noch gefunden hast, Quinichette ist immer super, und diese Basie-Projekte mit Nat Pierce funktionieren prima (ich hab neulich die französische Version von „Like Basie“ gefunden, „For Basie“ hab ich nur auf CD… )

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