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Muito obrigado, @vorgarten!
Laurindo Almeiras & Bud Shanks BRAZILLIANCE ist passend zu Deinem rough guide to bossa nova gestern bei mir eingetroffen. Proto Bossa, wenn man so will. Für 1953 schon erstaunlich ähnlich wie Aufnahmen, die ein Jahrzehnt später entstanden, bzw. umgekehrt. Und eigenartig, dass sie relativ unbekannt sind. In jedem Fall sehr schön und hörenswert.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Highlights von Rolling-Stone.deOh, du Hässliche! Die 25 schrecklichsten Weihnachtsalben-Cover
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Laurindo Almeiras & Bud Shanks BRAZILLIANCE ist passend zu Deinem rough guide to bossa nova gestern bei mir eingetroffen. Proto Bossa, wenn man so will. Für 1953 schon erstaunlich ähnlich wie Aufnahmen, die ein Jahrzehnt später entstanden, bzw. umgekehrt. Und eigenartig, dass sie relativ unbekannt sind. In jedem Fall sehr schön und hörenswert.sehr schön und hörenswert finde ich die auch. und es fehlt ein klavier, das macht schon mal eine menge aus, was den sound angeht. aber mit bossa hat das gar nichts zu tun, oder? der rhythmus ist anders, die gitarre spielt eigentlich klassik, wenn auch manchmal an choros angelehnt. hat man auch schon „third stream“ genannt. auf jeden fall ist das so besonders, dass ich es eigentlich kaum vergleichen kann.
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vorgartensehr schön und hörenswert finde ich die auch. und es fehlt ein klavier, das macht schon mal eine menge aus, was den sound angeht. aber mit bossa hat das gar nichts zu tun, oder? der rhythmus ist anders, die gitarre spielt eigentlich klassik, wenn auch manchmal an choros angelehnt. hat man auch schon „third stream“ genannt. auf jeden fall ist das so besonders, dass ich es eigentlich kaum vergleichen kann.
Hmmm … ?
Irgendwo las ich (vielleicht sogar bei Dir?), dass der Begriff „bossa“ (wörtlich: „Welle“) für ein gewisses Gefühl, für einen gewissen Charme steht, vielleicht in der Art wie der Begriff „groove“ für etwas steht, das man eigentlich nicht klar beschreiben sondern nur spüren kann.
Vielleicht höre ich bei Almeida & Shank eine ähnliche Filigranität, Leichtigkeit und entspannt sehnsüchtige Melancholie heraus, wie bei der späteren Bossa Nova. Laurindo Almeida war ein klassisch ausgebildeter Gitarrist, der ungern improvisierte. Doch diese Musik hat einen Rhythmus, bei dem ich anfange meinen Körper zu wiegen, der schöne zarte Saxofonton von Bud Shank tänzelt über dem feinen durchlässigen Gewebe der Gitarre. Will überhaupt nicht bestreiten, dass das streng musikalisch gesehen was anderes ist als die spätere Bossa Nova. Aber die „bossa“ ist da in meinen Ohren schon zu spüren.
PS: Und natürlich „fehlt“ das Klavier überhaupt nicht.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)@friedrich
so kann man das hören. aber wenn man die bossa nova à la gilberto ergründen will, helfen shanks & almeida leider nicht weiter--
@vorgarten
so kann man das hören. aber wenn man die bossa nova à la gilberto ergründen will, helfen shanks & almeida leider nicht weiterJa, da magst Du Recht haben. Proto-Bossa Nova stimmt wohl nicht so ganz.
Ich will diese beiden Alben hier auch gar nicht zu weit in den Vordergrund rücken. Sind halt Neunentdeckungen für mich und es ist um so schöner, wenn man etwas bislang in den Tiefen der unbekannten Vergangenheit verborgendes ans Tageslicht befördert.
Offenbar ist mindestens das erste Album zum Zeitpunkt des Erscheinens 1953 nur wenig wahrgenommen worden. Im booklet der billigen zwei-Alben-auf-einer-CD-Re-Issue, die ich habe, sind die original reviews des Downbeat abgedruckt. Leonard Feather hat das erste review (und zwar *****) offenbar erst verfasst, nachdem Stan Getz‘ und Charlie Byrds Bossa Nova Album 1962 veröffentlicht wurde, denn er erwähnt es und hört Ähnlichkeiten. Aber er schreibt auch: „There is no bossa nova as such, merely the groundwork that may have led to it.“ Und: „The mood (…) retains a level of subtle understatement, sometimes swinging, that clearly established an approach now common in bossa nova.“
Da scheint etwas auf etwas anderes hinzudeuten – aber diese Verbindung entsteht tatsächlich erst im Nachhinein im Ohr des Hörers.
Übrigens hatten die Original-Alben sehr schöne Covers:
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)friedrich
Ich will diese beiden Alben hier auch gar nicht zu weit in den Vordergrund rücken. Sind halt Neunentdeckungen für mich und es ist um so schöner, wenn man etwas bislang in den Tiefen der unbekannten Vergangenheit verborgendes ans Tageslicht befördert.für mich waren das auch sehr schöne entdeckungen, angeregt hier durch den gary-peacock-thread (die 1958er aufnahmen waren ja sehr frühe jobs von ihm).
almeida ist auf jeden fall eine sehr spannende figur. von jobim wurde er ja auch nochmal mit getz zusammengebracht (das muss ich nochmal genauer hören), seinerseits schwamm er eher unglücklich auf der bossa-jazz-welle mit. es gibt die beiden alben von 1962/62 für capitol, VIVA BOSSA NOVA und OLE BOSSA NOVA, jeweils mit der sehr selbstbewussten firmierung „the bossa nova all stars“, wovon er selbst der einzige „brasilianer“ war – die anderen waren seine kalifornischen kumpel bob cooper, don fagerquist, max bennett und jimmy rowles. ganz schlimm (bzw. waschechtes easy listening) ist dann 1964 GUITAR FROM IPANEMA (auch capitol). dazwischen war er mit dem modern jazz quartet unterwegs, was ja wirklich sehr gut passt in der geteilten kammermusikalischen ausprägung – ich mag das album COLLABORATION nicht allzu gerne, aber es macht schon ein bisschen spaß, ihnen zuzusehen:
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vorgartenalmeida ist auf jeden fall eine sehr spannende figur. von jobim wurde er ja auch nochmal mit getz zusammengebracht (das muss ich nochmal genauer hören), seinerseits schwamm er eher unglücklich auf der bossa-jazz-welle mit.
Dieses Album hattest Du weiter oben auch schon mal erwähnt. Für mich fügt sich das sehr schön in die Reihe der anderen Bossa-Alben von Stan Getz + Gitarre ein.
vorgarten1966 sagt dionne warwick in rio zu roberto menescal: „erzählen sie mir doch keine geschichten – jeder mensch weiß, dass burt bacharach die bossa nova erfunden hat!“
Btw: Der Gitarrist in diesem Video mit Sascha Distel und Dionne Warwick ist Baden Powell, der mit A Vontade 1963 auch ein schönes BN-Album aufnahm. Du erwähntest seinen Namen weiter oben auch kurz und ebenfalls das Post-Bossa Nova-Album (oder so …) OS AFRO-SAMBAS (1966) mit Vinícius de Moraes und dem Gesangsquartett Quarteto em Cy. Hat wohl nur noch nur noch indirekt was mit Bossa Nova oder Jazz zu tun, gefällt mir jedoch gut.
Aber auch nach Bossa Nova ging es mit Brazil & Jazz noch weiter, oder? Ich selbst kenne wirklich nur sehr vereinzelt Beispiele (was nicht heißt, dass es nicht noch mehr gibt) und die auch nur mehr oder minder zufällig.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)aufgenommen am 13. februar, veröffentlicht am 20. april 1962.
ziemlich schlauer marketing move, sich das cover von der puertoricanischen abstrakten expressionistin olga albizu malen zu lassen und auf einer vollen umschlagseite die musik als „zwei jazz-solisten spielen frische zeitgenössische sounds aus der modernen brasilianischen folk-musik“ zu charakterisieren. so hält man orpheus und oscar niemeyer gleichzeitig im spiel.
das material ist tatsächlich – mit 3 ausnahmen – von joão gilbertos ersten beiden alben übernommen: „desafinado“ (jobim) und „é luxo só“ (barroso) von CHEGA DE SAUDADE, „samba de uma nota só“ (jobim) und „o pato“ (silva) von O AMOR, O SORRISO E A FLOR. die ausnahmen sind interessant: das in den us-amerikanischen zirkeln schon bestens etablierte BAHIA (von barroso) passt natürlich gut, baden powells „samba triste“ ist ein tolles stück, wenn auch nicht klar ist, woher sie das hatten (von powells debüt APRESENTANDO, 1959, es kursierte bis dato nur in brasilien, vielleicht haben deppenbach und betts ja noch mehr schallplatten auf ihrer südamerika-tour gekauft). byrds eigenkomposition SAMBA DEES DAYS, ist dagegen recht unbeholfen und ganz süß, country&western im samba-groove und auch genauso in seinem solo vorgestellt, das ist dann schon der us-kannibalismus, an den dann gary mcfarland anschließen wird.
was im vergleich zu gilberto auffällt: wie gut deppenbach und betts hingehört haben (castro dagegen sagt: „rhythmischer hexenschuss“…). die doppelpercussion kommt direkt von CHEGA DE SAUDADE (drums: milton banana, rassel: juquinha rubens bassini), mit gleicher arbeitsaufteilung: reichenbach spielt die gleichmäßigen achtel (natürlich nicht mit einer rassel, sondern mit besen auf der snare), deppenschmidt die tamburin-akzente auf dem rahmen oder einem holzblock (nach wie vor ungeklärt). die freiheit, die sich letzterer dabei nimmt, ist genauso von banana abgelauscht. spannend ist, was keter betts da macht – er scheint die rolle des basses selbst herausgefunden zu haben, und das ist nicht nur deshalb innovativ, weil es im original gar keinen bass gibt. gilberto hat sich diesen sonischen raum freiräumen lassen, um völlig frei zwischen akkorden und bass-akzenten auf der gitarre wechseln zu können. byrd dagegen hat ein völlig anderes verständnis von gitarren-virtuosität, er fällt keinen augenblick auf gilbertos technik zurück: einerseits segovia (flamenco, klassik, almeida und bonfá), andererseits country&blues, notenbendings, verschmierungen, elektrifizierung (in 3 stücken). ganz klares signal: wenn ich hier auf folk machen soll, dann spiele ich auch meinen eigenen.
die magie von getz ist wohl ziemlich ausdiskutiert: in den ziemlich komplexen skalenwechseln sich so zu bewegen, als würde man einen völlig freien gesang dazu anstimmen. die struktur wie begleitung aussehen lassen, niemals abarbeiten.
der zweite bass/ die zweite gitarre: charlies bruder gene im genuss einer arbeitsbeschaffungsmaßnahme, im mix schön vergraben: die akkorde hat er nicht drauf, gilbertos technik auch nicht. als zweiter bass gibt es ein paar gewagte verdopplungen, vor allem auf „bahia“ – aber auch der gestrichene bass auf dem „one note samba“ ist toll, ein echo der streicherarrangements von jobim, die gilberto ja nicht wollte.
die arrangements: sind frisch, man hat den einen oder anderen gedanken daran verschwenden müssen, bevor man loslegte. dann aber alles ganz schnell und spontan erledigt. so können klassiker entstehen.
der sound: die unitarian church in washington d.c., getz haucht von der seite rein, das geklapper und das geschrummel wie ein schwankendes wasserbad, der etwas diffuse bass sehr warm verschmelzend. ganz klar, kristallin: die gitarre (ich bin ein solo-instrument).
was fehlt: der wechsel von akkorden und rhythmus, was die eigentliche magie von gilberto ist – manchmal sekundenlang nur leere saiten, im synkopierten schunkeln, dann plötzlich akkorde und gesang und eine strophe. dann wieder im rhythmus hängenbleiben. das hat byrd nicht verstanden und wollte es wohl auch nicht verstehen.
zum vergleich –
(das hängenbleiben ab 1:23…)
(byrds „solo“ ab 1: 12 klingt eigentlich, als würde er „brazil“ spielen – nicht ganz so die moderne, frische und zeitgenössische referenz…)--
aufgenommen am 27. und 28. august 1962, ende oktober veröffentlicht.
bevor die brasilianer im november 1962 mit neuem material nach new york kamen, fehlte es in den usa nach dem überraschungserfolg von JAZZ SAMBA vor allem an dreierlei: neuen songs, fähigen gitarristen und schlagzeugern. und obwohl JAZZ SAMBA vor allem für intimität und wärme stand, griffen erstmal die arrangeure zu: creed taylor bringt stan getz mit dem wunderkind gary mcfarland zusammen, in den a&r-studios nimmt im gleichen zeitraum quincy jones sein bossa-album auf. konkurrenzprodukte, wie sich in den titeln zeigt: beide alben heißen BIG BAND BOSSA NOVA.
material: beide haben versionen von „chega de saudade“, „manha de carnaval“ und dem „samba de uma nota só“ zu bieten, jones setzt noch mal auf „desafinado“, ansonsten auf sambafizierte us-hits wie „taste of honey“, „on the street where you live“ und sogar eine komposition von mingus. gary mcfarland komponiert einfach vier stücke selbst, die das prinzip von jobims offenen akkorden ziemlich gut verstanden haben. jones kann mit einem veritablen hit aufwarten: „soul bossa nova“ mit seiner funktionalen sillyness, einem knarzenden ententanz-shuffle plus flötensolo von roland kirk gibt bei ihm die linie vor: party, fetz und rampe für ein tolles ensemble charismatischer stars: kirk, gonsalves, terry, woods, schifrin und jim hall.
mcfarland löst die aufgabe anders. neben seinem star getz hat er alle saxofone entfernt, positioniert eine blechbläserwolke rechts und eine holzbläserwolke links, lässt seinen co-stars (hank jones, auch jim hall, bob brookmeyer, doc severinson) nur kleine prologe übrig und die abteilungen ziemlich emanzipiert einander dazwischenfunken. das arrangement ist szenisch: man sitzt auf einem karnevalswagen und fährt an anderen gruppen vorbei: hier öffnet sich eine tür zu einem klaviersalon, dort passiert man eine rasselbande, eine brassband kommt einem entgegen. der karneval als parcours. fast zu kompliziert für die neue leichtigkeit, die die musik ausdrücken soll. auch quincy jones hat für leichtigkeit nichts übrig, sein arrangement geht in die vollen und will show sein. beides funkelt natürlich auf eigene weise.
gitarren: wo soll man die brasilianer herbekommen? almeida hockt an der westküste und nimmt mit shorty rogers und bud shank sein eigenes big band bossa album auf („chega“ und der one note samba sind auch hier zu hören), bonfá ist dummerweise gerade wieder in brasilien und dann zu allem überfluss in deutschland, wo er eine 7“ mit caterina valente aufnimmt. beide kommen erst durch vermittlung von jobim 1963 zu ihrem getz-job. die anderen tauchen erst zum carnegie-konzert auf. also muss jim hall den job machen – und das ist rührend mitanzuhören. gute soli (elektrisch bei jones, akustisch bei mcfarland), aber die quasi-gilberto-akkordbegleitung mit durchgestrichenen saiten und rhythmischer ratlosigkeit funktioniert kein bisschen.
schlagzeuger: gottseidank gibt es einen brasilianischen new yorker (josé paulo) und die mit ihrem us-ehemann nach new york gekommene carmen costa, die als sängerin in brasilien einen legendären ruf hatte (und nach ihrer rückkehr wurde sie ihm wieder gerecht), der man ebenfalls eine rassel in die hand drücken konnte – beide übernahmen 1962/63 so gut wie jeden bossa-percussion-job in den usa (und das waren ja nicht wenige). daneben versuchten die beiden big-band-drummer, johnny rae (bei mcfarland) und rudy collins (bei jones) gar nicht erst, so zu tun als ob. die schlagzeug-ebene läuft bei jones stur durch; bei mcfarland kommt sie als farbe dazu, die rollen wechseln, rae traut sich auch mal einen break.
stan getz geht ein bisschen unter in mcfarlands komplexen szenischen landschaften. es ist aber auch eine andere rolle, eine big band vor sich her zu treiben, als zum pianissimo-schrummschrumm einer sparsam verteilten rhythm section zu hauchen.
schöner vergleich: langsames näherkommen der akteure, zusammenbauen des sounds bei mcfarland, fette verschobene bläserattacken und dazwischen hall, kirk und terry mit individualistischen beiträgen bei jones:
beide arrangeure sollten noch mit jobim zusammenarbeiten. quincy jones hatte einen standortvorteil, er hatte die ganze bossa-bagage 1956 bereits in rio kennen gelernt. aber am ende funktionierte es wohl zwischen den beiden sophistikern jobim und mcfarland besser (auf SOFT SAMBA spielt jobim sogar gitarre).
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Bin gerade dabei mich an dieses Thema heranzuwagen, ein paar der „Must-Haves“ habe ich schon. U.a. die 3 Alben von Getz/Gilberto, dann noch den Twofer mit „Jazz Samba / Jazz Samba Encore“ und eben diese hier.
Könnt ihr vielleicht eine Compilation empfehlen oder müssen es in dem Bereich dann schon die ganzen Alben sein?
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thesidewinderBin gerade dabei mich an dieses Thema heranzuwagen, ein paar der „Must-Haves“ habe ich schon. U.a. die 3 Alben von Getz/Gilberto, dann noch den Twofer mit „Jazz Samba / Jazz Samba Encore“ und eben diese hier.
Könnt ihr vielleicht eine Compilation empfehlen oder müssen es in dem Bereich dann schon die ganzen Alben sein?von getz fehlt dir dann noch das album mit almeida. von desmond hast du auch einiges, oder? auch TAKE TEN?
ob man von den vielen anderen us-amerikanischen jazz/brasil-alben alle braucht, wage ich zu bezweifeln. die brasilianischen aufnahmen sind spannender (die von gilberto gibt es in sehr guten cherry-red-ausgaben), auch die jazzalben (meirelles usw.). aber wenn du trotzdem speziell die us-welle absurfen willst, sieht diese 3er-kompilation ziemlich gut aus.
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Ich empfehle gerne ein Album des Saxophonisten Paul Winter, nämlich seine Zusammenarbeit mit dem großen Songschreiber Carlos Lyra, The Sound of Ipanema von 1964: 11 Songs von Carlos Lyra, aufgenommen in Rio de Janeiro mit Winter am Altsaxophon, Lyra an Gitarre und Gesang, Sérgio Mendes am Klavier, Sebastião Neto am Bass und Milton Banana am Schlagzeug. Eine mustergültige Bossa Nova-Platte.
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To Hell with Povertyoh ja, danke für den tipp. ich hab die winter-alben auf dem schirm und freue mich darauf, sie kennen zu lernen.
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aufgenommen am 8., 9. und 27. februar 1962, im april veröffentlicht, knapp ein jahr nach JAZZ SAMBA.
olga albizu hat die musik zu dem album wohl nicht vorab zu hören bekommen, für dessen cover sie diesmal blau- und grüntöne gewählt hat. die zusammenarbeit von getz mit echten brasilianern, namentlich bonfá und jobim, ist substanziell nämlich heißer geraten als JAZZ SAMBA. jobims arrangements sind zwar schöne feinarbeit mit je zwei klug verteilten drummern und bassisten, er selbst spielt die diesmal authentische bossa-nova-gitarre oder, auf „insensatez“, ein minimalistisch-cooles piano. die kompakter arrangierten sachen von bonfá haben aber ordentlich tempo und gehen mit dem fantastischen drummer paulo ferreira (ein brasilianer in new york) deutlich in die hard-bossa-richtung. der schöne beitrag der charismatischen sängerin maria toledo wird zwar in den hintergrund geschoben, um getz nicht zum begleiter einer sängerin zu machen, aber bonfá lässt sich die butter nicht so leicht vom brot nehmen. er hat mittlerweile auch die bossa-begleitung drauf (die er hier kaum braucht, dafür sind die sachen zu schnell), aber seine soli sind rhythmisch toll, mit attacke und immer leicht vor dem beat, dagegen wirkt byrds spiel tatsächlich arg simpel.
getz scheint durch die größere hitze und den kickenden drummer offenbar inspiriert, vor allem im schnellen samba „un abraco no getz“ dreht er zwischendurch ordentlich auf. todsicherer effekt jedesmal, wenn ferreira zum getz-solo aufs becken wechselt.
angeblich war das album kein erfolg und verzögerte die herausbringung von GETZ/GILBERTO, das erst durch die vorab veröffentlichte ipanema-single zum sicheren hit wurde. eigenartig. vielleicht traf das album nicht den nerv aus intimität und leichtem flow, den JAZZ SAMBA so schön vorgab.
das tolle „insensatez“, von jobim 1961 für das dritte gilberto-album geschrieben und bislang nur von paul winter für eine amerikanische produktion eingespielt (JAZZ MEETS THE BOSSA NOVA, columbia 1962, in rio aufgenommen), passt hier wunderbar. aber auch bonfás kompositionen brauchen sich nicht zu verstecken, vor allem der „ebony samba“ hat eine sehr eigene stimmung (wird aber später nochmal besser aufgenommen).
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Schlagwörter: Bossa Nova, Brasilien, Jazz, World-Jazz
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