Antwort auf: Jazz & Brasil

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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@vorgarten
so kann man das hören. aber wenn man die bossa nova à la gilberto ergründen will, helfen shanks & almeida leider nicht weiter

Ja, da magst Du Recht haben. Proto-Bossa Nova stimmt wohl nicht so ganz.

Ich will diese beiden Alben hier auch gar nicht zu weit in den Vordergrund rücken. Sind halt Neunentdeckungen für mich und es ist um so schöner, wenn man etwas bislang in den Tiefen der unbekannten Vergangenheit verborgendes ans Tageslicht befördert.

Offenbar ist mindestens das erste Album zum Zeitpunkt des Erscheinens 1953 nur wenig wahrgenommen worden. Im booklet der billigen zwei-Alben-auf-einer-CD-Re-Issue, die ich habe, sind die original reviews des Downbeat abgedruckt. Leonard Feather hat das erste review (und zwar *****) offenbar erst verfasst, nachdem Stan Getz‘ und Charlie Byrds Bossa Nova Album 1962 veröffentlicht wurde, denn er erwähnt es und hört Ähnlichkeiten. Aber er schreibt auch: „There is no bossa nova as such, merely the groundwork that may have led to it.“ Und: „The mood (…) retains a level of subtle understatement, sometimes swinging, that clearly established an approach now common in bossa nova.“

Da scheint etwas auf etwas anderes hinzudeuten – aber diese Verbindung entsteht tatsächlich erst im Nachhinein im Ohr des Hörers.

Übrigens hatten die Original-Alben sehr schöne Covers:

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)