Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › David Murray
-
AutorBeiträge
-
da gibt es kein rosa, jedenfalls nicht in der technischen einstellung
dass diese fünf veröffentlichung nicht nur irgendwelche alben in einer großen diskografie sind, sondern tatsächlich ein wohlüberlegtes quartett-projekt, ist mir auch erst kürzlich aufgefallen. auch, dass burrell und murray damals erst so frisch miteinander gearbeitet haben. burrell ist ein sehr besonderer pianist, das habe ich immer so am rande wahrgenommen. bei shepp war er ja relativ gebändigt, und der surrealismus, den er dort, bei marion brown und grachan moncur aufgetankt hat, kommt hier bei murray plötzlich ganz anders zum tragen. ist natürlich eine gegenposition zur tyner-schule, zu der ich ja hicks auf jeden fall dazuzählen würde, aber auch irgendwie nicht auf monk oder nichols bezogen… byard, kessler, burrell, pullen, da sagt man immer: postmoderne, aber das trifft es auch nicht, auch wenn es ein kurzer weg bei burrell von ragtime bis dekonstruktion ist. pullen ist viel heißer, und byard hat nicht diese trance-aspekte, die ich bei kessler und burrell sehr deutlich höre. und hopkins und peterson sind halt auch leute, die mit sowas überhaupt keine probleme haben und sich direkt auch mehr trauen als sonst. und dass murray wirklich konzeptionell denkt und nicht nur bands zusammenstellt, in denen er der star ist, ist eine schöne neue erkenntnis für mich.
--
Highlights von Rolling-Stone.deDiese 24 Songs retten jedes Weihnachten
Lemmy Kilmister: Die letzten Tage im Leben des Motörhead-Sängers
Die schönsten Bilder aus „Nightmare Before Christmas“
Zum 60. Geburtstag von Eddie Vedder: Sänger für die Verlorenen
Christmas-Playlist: 10 großartige Songs zu Weihnachten
Oh, du Hässliche! Die 25 schrecklichsten Weihnachtsalben-Cover
Werbungspirituals (1988/90)
zurück in die natur, oder eher aufs feld und in die kirche, spirituals & blues ist das programm (wozu eigentlich noch der titelsong aus DEEP RIVER passen würde), und dieses mal wird die aufgabe zurückhaltend und ungebrochen bewältigt. schöne kleine arrangement-ideen: eine rollende drumfigur zu „nobody knows the trouble i’ve seen“, das fürs murray-solo zu „down by the riverside“ wechselt (und danach wieder zurück). oder ein freies murray/burrell-duo, wonach das meditative „crucifixion“ wie ein kubanisches wiegenlied anschließt. burrell hält sich ingesamt sehr zurück, aber auch murray schwebt mehr, als dass er sich hineinwühlt, das hat etwas sehr selbstverständliches. und hopkins, der sich hier eigentlich am meisten langweilen müsste, dreht tatsächlich als einziger richtig auf. am schluss bläst das völlig verrückte burrell-stück „abel’s blissed out blues“ dann doch wieder alles in die schieflage – fängt als klassischer blues ein und kippt im zweiten teil in einen surrealistischen tanz, der auf zwei akkorden hängenbleibt. auf dem enja-album LUCKY FOUR wird uns das wiederbegegnen, allerdings etwas aufgeräumter.
--
….hast du dich entschlossen die halb gehörte „ballads“ wegzulassen oder ob der überforderung durch die klasse des materials nochmals von vorne zu beginnen, um dann dein loblied auf die scheibe zu singen? finde ja schon das ming-cover zum verlieben schön…..
--
Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!nicht so ungeduldig bitte
ballads (1988/1990)
ming is back with love. wann die ehe genau auseinanderging, weiß ich gerade nicht. hier jedenfalls scheint alles in bester ordnung. der balladen-begriff wird etwas gedehnt (ich denke, die album-titel sind sowieso eine nachträgliche operation gewesen), aber das material (von murray, burrell und peterson) ist durchgängig subtil und kein bisschen sentimental. im zentrum steht murrays „ballad for the black man“, das interessante soul-anleihen macht und ohnehin eigentlich wie ein song wirkt, der noch einen text bräuchte. und sie meißeln die strukturen wirklich heraus, das wird alles nicht zum reinen playing-material, oft spielt auch nur murray solo. immer interessant: der rausschmeißer. hier hat burrell was geschrieben, was wie ein musical-song von andrew lloyd-webber klingt, und er ertränkt es in arpeggien. aber wenn murray dazu solo spielt, funktioniert das. sie wissen, was sie tun.
--
tenors (1988/93)zum zeitpunkt der veröffentlichung war die ming-periode wohl vorbei, und einen passenden titel fand man auch nicht mehr, aber TENORS ist alles andere als eine resterampe. tenors: es gibt zwar „equinox“, „ghosts“ und „st. thomas“, aber daneben auch „chelsea bridge“, einen von burrell komponierten ragtime und ein ornette-coleman-stück, das nicht auf ORNETTE ON TENOR zu finden ist… egal. kein bassklarinetten-feature jedenfalls, ansonsten großer abwechslungsreichtum. das coleman-stück ist rampe für eine richtige free-explosion (zu der burrell wieder diese seltsamen verminderten akkorde spielt und dann in ein irrlichternes solo ausbricht), auch das ghosts-solo ist ordentlich abstrakt, strayhorn dann aber enorm stimmungsvoll und „st. thomas“ am ende eine party. der besagte ragtime ist natürlich wieder völlig gaga, mit tempowechseln und roboterklavier, aber die vier sind an einem punkt, wo alles sinn macht. ein großartiges projekt sind diese fünf alben, klug produziert, perfekt vorbereitet, durchgängig inspiriert. und die perspektive auf jazzgeschichte finde ich für ende der 80er erstaunlich frisch.
--
….die schrift auf dem cover könnte, so wie teile der musik, bei menschen die zu epileptischen krampfanfällen neigen solche u.u. auslösen. gut, dass dem bei mir nicht so ist. käme sonst nie zur zweiten seite! mit dem album wird in meinen ohren überdeutlich klar, dass murray in den kleineren formaten mit den richtigen beteiligten einfach der richtige mann am richtigen fleck ist. seite zwei, wo dieses wohlgefühl nach dem ellington stück mit murrays „herbie miller“ im zwiegespräch von bass und bassclarinette aufgebrochen wird und dann „fast“ im schmalz von „chelsea bridge“ versinkt ist einfach unglaublich, in den letzten tönen steigen die nackenhaare und die unterarmbehaarung auf, live wäre mir ein gedehntes woooooow entfahren, eine der besten murray platten überhaupt…..und chambers spielt in chelsea bridge vibraphon so, wie es auch mir gefällt, töne einfach klingen und wirken lassen….es soll auch niederschmetternde kritiken zu dem album geben, diese kritiker müssen wohl taub oder für all music tätig gewesen sein….
--
Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!heute abend mal in ruhe beim waschen anderer zugänge gehört, hat schöne momente, ist mir aber zu voll, murray übedeckt zu viel von dem was dort passiert, die imo besten passagen dort wo er pausiert, auf einmal ist dort raum um auch die band zu hören. zu viel gewollt?
--
Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!vorgarten spirituals (1988/90) zurück in die natur, oder eher aufs feld und in die kirche, spirituals & blues ist das programm (wozu eigentlich noch der titelsong aus DEEP RIVER passen würde), und dieses mal wird die aufgabe zurückhaltend und ungebrochen bewältigt. schöne kleine arrangement-ideen: eine rollende drumfigur zu „nobody knows the trouble i’ve seen“, das fürs murray-solo zu „down by the riverside“ wechselt (und danach wieder zurück). oder ein freies murray/burrell-duo, wonach das meditative „crucifixion“ wie ein kubanisches wiegenlied anschließt. burrell hält sich ingesamt sehr zurück, aber auch murray schwebt mehr, als dass er sich hineinwühlt, das hat etwas sehr selbstverständliches…..
…ist doch klar bei der soziliasierung, oder? wobei amazing grace mehr inbrunst gut getan hätte
zuletzt geändert von lotterlotta--
Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!hier geht es endlich weiter mit einer alten bekannten, die aber ansonsten hier wohl niemand kennt.
music revelation ensemble (james ‚blood‘ ulmer, david murray, jamaaladeen tacuma, ronald shannon jackson, 1988)
ohne die musikalische partnerschaft mit ulmer zu verfolgen ist jede beschäftigung mit murray unvollständig. aus der ulmer-perspektive habe ich das album vor einiger zeit schon mal wiedergehört: das coleman-erbe in einer instrumentalen formation (sonst hat ulmer ja damals auch gesungen), eine aktualisierung des moers-musik-albums „no wave“ (mit murray, amin ali und shannon jackson), ausschließlich eigenes material.
aus murray-perspektive (immerhin entstehen mit ulmer drei neue music-revelation-veröffentlichungen) ist das projekt ungewöhnlicher. nachdem quartett-mit-klavier-exzess ein völlig anderer sound – der schleppende funk des drummers, der funkige e-bass, die offenen gitarrenakkorde, die reibung zwischen den einzelnen elementen von komposition und arragement, über die murray einfach drübersegelt, durchaus ornettish. ulmer und murray haben den gleichen produzenten, der japanisches geld in die downtown-szene investiert und, bevor er mit zorn tzadik gründet, die beiden als black-rock-variation einzeln und zusammen weiterverfolgt hat. das wirklich neue passiert hier in der rhythm section, dazu braucht es halt einen großen tenor-sound, der hinreichend eigenständig ist. auf den härteren und kristallineren nächsten alben glänzt murray dann aber umso mehr.
--
ming’s samba (1988)
ausgerechnet bob thiele verschafft murray nach 13 jahren aufnahmetätigkeit sein erstes album bei einem major label (portrait/cbs, das man in den 80ern ja vor allem mit sade und cyndie lauper verbindet) – und der bringt sein „anderes“ klavierquartett mit, das es ja auch noch gibt: john hicks, ray drummond, ed blackwell. schön aufgenommen ist das nicht, digitale kinderkrankheiten, alles ist zu hell und gleichzeitig unscharf zusammengefügt, und die vier drücken darin ordentlich auf die tube. das ist eher eine live-show-band, sie spielen tangos und sambas, hicks und murray schrauben sich in delirierende höhen, drummon & blackwell kicken dazu sehr ungewöhnlich, aber gut eingespielt. da, wo burrell manchmal seine arbeit verweigert oder die der anderen zum einsturz bringt, beschleunigt sich hicks zentrifugal, ohne jemals abzustürzen, und das ausschließlich im inside-playing, das ist schon phänomenal anzuhören. trotzdem wird diese band erst ihre größten höhen erreichen, wenn idris muhammad ed blackwell beerbt hat und ruhe und einen anderen groove einbringen wird.
der majors-flirt bleibt einmalig, aber mit bob thiele geht es später auf dessen red-baron-label weiter.
--
lucky four (1988)ausgangspunkt meines murrayprojekts, aus der enja-umfrage heraus, das jetzt als nachzüglicher der quartett-sessions mit dave burrell 8 monate zuvor sichtbar wird. man kann sich denken, dass murray und burrell (nun mit wilber morris und victor lewis) mit dem material live unterwegs waren und so im münchener trixie studio gelandet sind. die beiden großartigen burrell-kompositionen „happy valley“ und „abel’s blissed out blues“ erfahren somit ihre zweiten aufnahmen, dazu kommen 3 neue kompositionen von wilber morris und eine vom manager kunle mwanga – und keine einzige von murray, das gab’s noch nie. dieses leicht veränderte quartett ist anders schräg als das mit hopkins und peterson, der bass ist autoritärer und lewis dreht ziemlich auf. der bezug zur alten schule ist deutlicher, aber aufreizend inszeniert, mal wird verschleppt, mal kommt ein eigenartiger kitsch hindurch, plötzlich kracht es gewaltig, und manchmal wundert man sich über die enthusiastischen ausrufe der bandmitgleider zwischendrin, wenn ein erster take schon reicht. tatsächlich wurden dann noch 2 folgetakes hintendran gehängt. ich habe den eindruck, dass burrell sich noch mehr traut und eine sentimentale spanish tinge beisteuert, die das quartett mit hicks vorher noch nicht hinbekommen hat.
--
kahil el’zabar with david murray, golden sea (1989)
mein letztes murray-album aus den 80ern (das duo mit dave burrell, DAYBREAK, und das erste fo’tet-album von ralph peterson jr. mit murray als gast fehlen mir) kenne ich schon ziemlich lange. dass er irgendwann auf el’zabar stoßen wird, war klar, und die zusammenarbeit geht auch bis heute. hier reduzieren sie sich im duo auf sehr einfache modale strukturen, murray vibriert mit schönem ton über daumenklavieren, rasseln, schellen und congas, el’zabar singt gerne mit, zurückhaltender spiritual jazz, in dem auch platz für „all blues“ ist. das titelstück gehört tatsächlich zum schönsten, was murray je aufgenommen hat bis dahin. erschienen auf dem deutschen label sound aspects, das ja zwischen anfang der 80er und anfang der 90er einige schöne aufnahmen mit melancholischen freejazzern aus den usa herausgebracht hat.
und vor den 90ern mache ich jetzt mal ein bisschen pause.
--
ja, lovers ist hier der richtige titel für das album, „love them all“, ginge natürlich auch! Und nochmals ja, auch wenn es hier mit meiner eigenen aufnahme vom cover nicht so wirklich zu sehen ist, das rosa ist da, sowohl in der schrift als auch in den flamingos, je dunkler die lichtverhältnisse desto deutlicher das rosa auf dem lp -cover, wahrlich eine fantastische scheibe…..
zum cover noch ein nachtrag: photocolorist jamyl smith , auf der rückseite zu lesen. legt den schluss nahe, das ming eine schwarzweiß-aufnahme nutzte und nachcolorieren ließ oder die farbe wegretuschieren ließ
flamingos auf der coverrückseite
--
Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!verwirrend! colorierte ming-smith-fotos gibt es ja einige auf DIW-covern, aber auf discogs sieht es so aus, als seien lediglich die flamingos auf der rückseite angemalt worden. und ich war davon ausgegangen, dass der freund, die mir die cd gegeben hat, keine s/w-kopie eines farbigen covers gemacht hat…
--
vorgartenverwirrend! colorierte ming-smith-fotos gibt es ja einige auf DIW-covern, aber auf discogs sieht es so aus, als seien lediglich die flamingos auf der rückseite angemalt worden. und ich war davon ausgegangen, dass der freund, die mir die cd gegeben hat, keine s/w-kopie eines farbigen covers gemacht hat…
hat er ja vielleicht auch nicht, auflösung zu gering, kann schon reichen um minimale farbnuancen nicht abzubilden, wie gesagt auf dem lp-cover mit wenig tageslichtbeleuchtung ist das rosa sofort zu sehen 🤷♂️
hier gibt es nun keine farbprobleme und musikalisch von allen beteiligten sehr schön, murray sehr zurückhaltend und melodisch, passt alles fein zueinander, songauswahl teilweise sehr erratisch, klang der live-aufnahme wirkt etwas dumpf, gefällt insgesamt sehr….
pressung formidabel, japan halt…..und die platte wird hinter heraus immer stärker, „afro-amer.ind.“ mit murray an der bass clarinette stark, und ja dann kommts am dicksten mit „p.c.o.p.#2“, murray in höchstform, mit so allem was geht am tenor bei zirkulärer atmung…
--
Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt! -
Schlagwörter: David Murray, Tenorsax
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.