David Murray

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  • #12377779  | PERMALINK

    vorgarten

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    bin gespannt, wie du diese aufnahmen hören wirst. wieder mal ein ambitioniertes projekt – murray hat auch wieder sein eigenes material (flowers for albert, morning song usw.) komplett neu dafür arrangiert, das finde ich ja auch immer wieder erstaunlich bei ihm, wie viel arbeit er sich mit konzepten, arrangements usw. macht. und was die polierte (aber überhaupt nicht leblose) klangoberfläche angeht, ist auch die reibung spannend zu seinem eigenen sound, dem von dara, oder dem gesang von el’zabar.

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    #12378107  | PERMALINK

    vorgarten

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    d.d. jackson, peace-song (1994)

    jacksons debüt und ein gastspiel von murray, der zu der zeit mit dem kanadischen label justin time anbändelt. auch die beiden weiteren musiker, john geggie (b) und jean martin (dm) sind aus kanada und gut auf jackson eingestellt. die musik ist recht einfach zu beschreiben, die grundlagen sind klassischer hardbop, woraus sich die soli von jackson und murray eine freie bahn brechen. die reibung ist einkalkuliert und meist reizvoll, jacksons lehrer don pullen hat klare spuren hinterlassen: rhythmisch explodierende cluster, spielerische blues-referenzen, außerdem höre ich noch einen jarrett-einfluss in bestimmten gospel-arpeggien, warum auch nicht. mit mitmusikern, die einem in all dem folgen können, macht das spaß und verblüfft auch immer wieder, und murray passt da natürlich perfekt hinein. tatsächlich scheint er mir sogar ziemlich inspiriert. und das alles ist dann vielleicht doch zu einfach beschrieben, denn gerade die ruhigen passagen haben eine schöne tiefe und sinnlichkeit, die gar nicht den verdacht aufkommen lassen, dass sich jemand hier aus einer trickkiste bedient. und sinnlich sind die forcierten eruptionen ja auch. und „seasons“ ist in seiner einfachheit ein solch fantastischer song, dass ich – nicht nur in den emotionalen soli – wirklich höre, wie hier die fackel des pullen-adams-quartetts weitergetragen wird. warum ist d.d.jackson danach kein star geworden?

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    #12378641  | PERMALINK

    vorgarten

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    the skatalites, hi-bop ska (1994)

    ein eher lustiges gastspiel von murray. die skatalites feiern 30-jähriges jubiläum, sind also knapp 10 jahre länger unterwegs als er, und haben ihre gut besetzten positionen mit leuten wie murray, lester bowie, steve turre und monty alexander verdoppelt. und da murray sein „flowers for albert“ gerade chicago ohnehin in eine reggae-version umgeschrieben hatte, passte das natürlich super in diese jam session.

    auf albumlänge kann ich das nicht hören, aber charmant ist das schon.

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    #12378655  | PERMALINK

    vorgarten

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    andrew cyrille quartet a.k.a. african love supreme, ode to a living tree (1994)

    im dezember 1994 in dakar aufgenommen, scheinbar das erste jazzalbum, das je im senegal aufgenommen wurde. was immer das bedeuten soll. wichtiger: das album ist absolut großartig. klingt dreckig, hat etwas sehr spontanes, dafür aber ein großes inneres feuer. mein respekt vor murray wächst: direkt im titelstück fällt die rudimentäre ausgangssituation sofort in die richtige lage, sobald er einsteigt, mit dem ersten ton seines solos fliegt alles. hier herrscht ein afrikanischer loft spirit, der dreck der straße fliegt in die monitore, cyrille ist zu laut, colson erzeugt krächzende sounds auf seinem e-piano, lake spielt beseelte high energy und als material wird einfach mal die erste seite von A LOVE SUPREME verwendet. endlich wieder ist hopkins zu hören, der ausdünstende intensitäts-rampen baut, die noch nicht fest sind. aber bevor ich mich hier in klischeebilder des ländlichen afrikas versteige (im studio in dakar wurde bestimmt vorher gut durchgefegt), bleibe ich lieber auf dem boden der tatsachen: die spielen alle, als würde coltrane noch leben und hätte sie zum bier eingeladen. ein höhepunkt nach diesem durchwachsenen murray-aufnahme-jahr, bei dem ich zwischendurch dachte, entweder werde ich müde oder er hat es sich in den offenen 90ern ein bisschen zu bequem gemacht.

    erschien 1995 bei venus und 1997 bei evidence.

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    #12378851  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Demnächst steht ja auch ein Gastspiel bei Steve Coleman an … Du bist grad auf Gebiet, auf das ich nicht folgen werde, weil mir diese Alben (ausser den Colossal Saxophone Section und den zwei erwähnten Alben mit der Post-Miles-Band) alle fehlen …

    Die Frage wegen D. D. Jackson stellte ich mir auch schon, eine klare Antwort weiss ich nicht – manchmal finde ich ihn in phantastisch, aber andere Male langweilt er mich recht schnell. Das nachzuprüfen müsste ich später mal machen, aber die Lust darauf ist gering … sein eigenes Debut mit Murray kenne ich nicht, aber das klingt schon recht gut bei Dir!

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12378863  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-windDemnächst steht ja auch ein Gastspiel bei Steve Coleman an … Du bist grad auf Gebiet, auf das ich nicht folgen werde, weil mir diese Alben (ausser den Colossal Saxophone Section und den zwei erwähnten Alben mit der Post-Miles-Band) alle fehlen …

    Physisch habe ich auch nur sehr wenig davon, das meiste streame ich, das Cyrille-Album habe ich mir digital besorgt. Ich freue mich auf die kommenden Aufnahmen, die Aufnahmetätigkeit wird ja gottseidank etwas weniger intensiv, und ich habe damals nicht mehr alles so interessiert verfolgt, was wohl ein Fehler war.

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    #12379057  | PERMALINK

    vorgarten

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    steve coleman & five elements, curves of live (1995)

    coleman erhält vom betreiber des pariser jazzclubs „hot brass“ im märz 1995 gelegenheit, drei seiner bands in live-aufnahmen festzuhalten, darunter auch die kernformation „five elements“, die hier wirklich nur aus einem quartett besteht (andy milne, reggie washington, gene lake) und mit einem organischen funk-konzept unterwegs ist, in dem unabgesprochen bekannte tracks, einzelne module, manchmal auch standards, oft nur kleine motive aufgerufen und weiterentwickelt werden, ohne dass das ganze seine leichtigkeit und offenheit verliert. „funk“ trifft es irgendwie auch nicht, weil die musik auch swingt, mit jazzharmonik versetzt wird, manchmal wechselt der e-bass in einen walking-modus, und coleman spielt seine langen, unkonventionell dramatisierten soli, die nicht auf höhepunkt, sondern auf verdichtung aus sind, zwischendurch in kleinen motiven hängen bleiben und den groove durchlassen. so auch bei „country bama“, dem zweiten stück, das ich sonst nirgendwoher kenne und für eine spontane komposition halte. es gibt ein tolles dub-feel darin, sparsam von milne kommentiert, coleman baut darin ein ungehetztes solo, das dann doch einen tollen höhepunkt findet. plötzlich kommt ein anderes saxofon dazu, mit kleinen melodischen idee zunächst, dann plötzlich in eine kaskaden von feurigen free-techniken ausbrechend. ein schöner rampensau-moment. david murray war gerade in paris, schaut sich seinen früheren schützling coleman an und steigt einfach ein. nach einem kurzen bass-intermezzo liefern sie sich dann noch ein klassisches battle. „you know who that was“, sagt coleman hinterher. und holt ihn zum finale nochmal auf die bühne, wo auch noch drei rapper einsteigen.

    hier nochmal das schöne foto aus murray-bigband-zeiten, butch morris zwischen den beiden (foto: lona foote):

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    #12379077  | PERMALINK

    vorgarten

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    und das ist natürlich auch lustig: murray hat genau einen auftritt im KANSAS CITY soundtrack, aufgenommen im mai 1995, und in „queer notions“ channelt er coleman hawkins, ohne verwechslungsgefahr:

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    #12379205  | PERMALINK

    friedrich

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    vorgartenund das ist natürlich auch lustig: murray hat genau einen auftritt im KANSAS CITY soundtrack, aufgenommen im mai 1995, und in „queer notions“ channelt er coleman hawkins, ohne verwechslungsgefahr:(…)

    Eine gaaar nicht mal so üble Platte, die ich auch mal im Jazz der 90er-Thread erwähnt habe. Natürlich hemmungslos retro. Ich hatte bislang gar nicht bemerkt, dass David Murray da auch einen Auftritt hat.

    Was für ein Zufall: Heute habe ich Count Basies / Benny Carters Kansas City Suite 2nd hand erworben.

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12379959  | PERMALINK

    vorgarten

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    özay, antiquated love (1994)

    1995 gibt es meinerseits eine schmerzende lücke, murray mit der rhythm section von steve lacy (few, avenel, betsch), FLOWERS AROUND CLEVELAND auf bleu regard, kostet derzeit 60 euro aufwärts plus versand, wird aber überall in den höchsten tönen gelobt. wer die mal in die finger bekommen sollte…

    derweil eine mir unbekannte sängerin mit erster-klasse-band, schon im juni 1994 aufgenommen, wie ich jetzt erst gelernt habe. und dass özay fecht, hauptdarstellerin von 40 QM DEUTSCHLAND, auch eine karriere als jazzsängerin hatte (hat? habe in berlin, wo sie lebt, noch keinen auftritt von ihr mitbekommen), war mir wirklich völlig neu. selbst produziert, mit hilfe von chico freeman, der sich den sax-job mit murray teilt, in brooklyn aufgenommen, mit aklaff und dem ebassisten calvin jones als rückhalt und lightsay (bei den murray-tracks) und jackson (bei den freeman-tracks) am klavier. alle halten sich ungewöhnlich stark zurück, murray explodiert einmal kurz, jackson auch, aber alles schmiegt sich behutsam um die interessante stimme, die eher cool daherkommt. späte-peggy-lee-vibes, aber auch ein interessantes vibrato, das aus einer anderen gesangstradition kommt – zweimal singt sie auch auf türkisch, im schönen duett mit jones z.b., der dafür einmal an den akustischen bass wechselt. das ist sehr interessant, passt nicht hundertprozentig, ist aber für mich alles völlig unerwartet. und ganz am ende kommt noch billy bang, wie aus dem nebel.

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    #12381059  | PERMALINK

    vorgarten

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    live at the village vanguard (1995/2000)

    murray in new york mit hilton ruiz, kelly roberty und pheeroan aklaff. standardausstattung von murray live, der normalfall: ein tenorsax (und eine bassklarinette), ein klavier, ein bass, ein schlagzeug. genauso habe ich ihn damals auch gesehen (mit anderen musikern). das material wird vom geglätteten elektrofunk wieder ins akustische zurückübersetzt („the desegregation of our children“, „acoustic octofunk“ von JUG-A-LUG), dazu kommt zwei klassiker aus dem murray-buch, „red car“ (ein blues) und „hope/scope“. das ist so genau mein ding: klare verabredungen und freigeistige abwege, die band hat den sound und den club im griff und gleichzeitig machen vier individualisten ihr ding und lassen sich endlos und für sich studieren. ein großes glück, murray mal mit ruiz zusammen zu hören, der von gospel bis cecil taylor alles abrufen kann, was das instrument bis dato hergibt, und damit so eigenwillige plateaus und spitzen baut, dass die anderen völlig anders auf ihn reagieren wie auf den leader, und dabei in seine latin-trademarks nur dann fällt, wenn es den zusätzlichen kick braucht. blues, ballade, funk, free – das kommt aus einer quelle, changiert die ganze zeit zwischen in und out, und lässt noch die stimmung des abends hinein. für mich eine ganz große kulturleistung. und das meisterwerk ist die ballade.

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    #12382719  | PERMALINK

    vorgarten

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    dark star [the music of the grateful dead] (1996)

    das oktett ist zurück und das programm ein ziemlicher clou: david murray hat ein paar mal mit den grateful dead gespielt und baut ein paar ihrer songs ins oktett-notenbuch ein. mit ziemlich unterschiedlichem erfolg, wie ich finde. ich bin allerdings wenig kompetent in der beurteilung der arrangements, weil ich die originale nicht kenne. jedenfalls klingt es am anfang und auch wieder am ende so, als hätte murray sein funk-konzept einfach weiterverfolgt: der drummer renzell merritt (manchmal auch ranzal merrit, so oder so wenige credits auf discogs) spielt gerade beats, und robert irving III ist wieder dabei, vor allem an der orgel. am langweiligsten finde ich ja das oktett, wenn die einzelnen mitglieder nach dem thema eine einfache abfolge von extrovertierten soli abliefern, auch wenn ich quasi alle (spaulding, ragin, zollar, craig harris, manchmal omar kabir, irving) sehr mag. passiert hier oft. (btw, zum ersten mal überhaupt ist wilber morris nicht dabei, mit fred hopkins bin ich natürlich ersatzweise auch sehr zufrieden.)

    ab der mitte wird es plötzlich spannend. „estimated prophet“ bietet ein irrlichterndes murray-solo in einem 7/8-funk-groove (habe ich bisher selten gehört), irvings orgel wird spacig, die anderen bläser spielen ein paar schattige girlanden im hintergrund. und dann das lange „dark star“, das aus einer schönen kollektivimprovisation in einen quasi arkestra-haften majestätischen space march übergeht, sehr schön gespielt, toll arrangiert, harris und spaulding haben ja arkestra-erfahrungen, irving setzt sich mal ziemlich überzeugend ans akustische klavier und der drummer darf mal was anderes als einfache pattern spielen (wobei, der 7/8 war natürlich auch nicht schlecht). es folgt eine wirklich schöne ballade („china doll“) und am ende noch ein hübsches duett von murray mit dead-gitarrist bob weir. ein mixed bag also, ohne den zug zu einem wirklich großen wurf, da ist viel füllmaterial und schnell arrangiertes dabei, gleichzeitig sind die highlights wirklich beeindruckend.

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    #12382745  | PERMALINK

    vorgarten

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    fo deuk revue (1996)

    dieses album haben wir im enja-thread neulich diskutiert, ich kann das jetzt besser einordnen. eine weitere zusammenarbeit mit robert irving III, die eher glatten funk-sounds werden ins globale verlängert, weltmusik als netzwerk zwischen new york und dakar, live präsentiert wenig später (und in schärferer abgespeckter version) in moers, wo ich damals recht angetan war und keine fragezeichen hatte, was diese musik zu dieser zeit (und mit murray als leader) da sollte. tatsächlich passte das. und die ersten bezüge murrays zu dakar gab es ja nicht allzulang davor, mit der cyrille-band vor ort.

    @gypsy-tail-wind hat hier aufgedröselt, wie das patchwork der aufnahme zustande kam:

    aufgenommen in Dakar am 3. und 4. Juni 1996 mit späteren Overdubs, die beim Mix im Sound on Sound Studio in New York am 19. und 20. August beigefügt wurden. Auch das eine Justin Time-Produktion, die Enja übernommen hat. Mit Murray in den Senegal reisten Robert Irving III (p/keys), Jamaaladeen Tacuma (b) und Darryl Burgee (d) und trafen dort auf die Rapper von Positive Black Soul (Amadou Barry aka Doug E. Tee und Didier Awadi), eine lokale Band namens Dieuf Dieul (die davor noch nie ein Studio betreten hatte – Tidiane Gaye-voc, El Hadji Gniancou Sembène-keys, Abdou Karim Mané-b, Ousseynou Diop-d, Assana Diop-xalam/g, Moussa Séné-perc/backing voc), den Sänger Hamet Maal (Bruder von Baaba Maal) und den „godfather of percussion groove, the master of sabars“, Doudou N’Diaye Rose (das Zitat stammt aus Olivier Cachins Liner Notes, in denen die Murray-Band hartnäckig als „the Murray trio“ beschrieben wird). Im Line-Up steht noch der Name Oumar Mboup ohne Klammer, die ihn als Mitglied von Dieuf Dieul ausweist – er war vielleicht auch in Dakar dabei? Die Overdubs stammen dann von Hugh Ragin (t), Craig Harris (t), Amiri Baraka und Amiri Baraka Jr. (voc) und vielleicht auch noch von den Mitgliedern von Murrays Combo. „Fo Deuk“ heisst „woher kommst du?“ auf Wolof, der wichtigsten Sprache im Senegal.

    wir waren uns einig, dass die vielen ebenen der produktion der musik nicht unbedingt gut tut. hab es gerade eher nebenher laufen lassen, es war selbst so einfach zu viel.

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    #12382773  | PERMALINK

    vorgarten

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    long goodbye – a tribute to don pullen (1996)

    ein wirklich ernsthaftes hommage-album an den bereits im vorjahr verstorbenen don pullen, mit dem alle hier (murray, d.d. jackson, santi debriano, j.t.lewis) eine eigene geschichte haben. ernsthafte hommage nicht nur im sinne, dass es gut ist, dass pullen-kompositionen aufgefrischt werden, dass auch jacksons eigene stücke (aus der zeit, als er bei pullen gelernt hat) hier perfekt reinpassen – sondern weil sich die band in einen adäquaten rausch spielt, der dramaturgisch tatsächlich, wie ich schonmal schrieb, einer zunehmenden beschwörung gleicht – vom zärtlichen anfang bis zum anklopfen im himmel – und einer zutiefst melancholischen schlussnummer. sehr viel gänsehaut hier, der verlust wird spürbar, auch für diese form der musik.

    das ist auch ein abschied für murray vom langjährigen label DIW. sein produzent kazunori sugiyama wickelt seine japanischen arbeitsbeziehungen ab und kümmert sich ab 1998 vor allem um tzadik. murray landet recht weich bei justin time, wo d.d.jackson vorher schon war, es gibt auch eine gemeinsame weihnachtsnummer fürs alljährliche kompilationsalbum. bis zum ende der nuller jahre scheint er seine eigenen sachen dort exklusiv aufzunehmen.

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    #12383081  | PERMALINK

    vorgarten

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    barbara dennerlein, junkanoo (1996)

    auf dennerlein kann ich mir nach wie vor überhaupt keinen reim machen. gute sounds (über midi erzeugt), auch kompositorisch ambitioniert – eher richtung larry young natürlich, nicht jimmy smith. aber ich höre sehr viel nachgemachtes oder nachempfundenes, während gleichzeitig so leute wie dennis chambers oder der gitarrist mitch watkins nicht so in die orgeltradition passen. ein jazzstar aus deutschland, an dem man in den 90ern nicht vorbeikam, vor allem, weil ja zunächst enja, dann verve sehr viel investiert haben, um sie international an ein publikum zu bringen. allein auf diesem mittleren der drei verve-alben sind randy brecker, murray, don alias, david sanchez, thomas chapin (!), howard johnson und frank lacy dabei, auf dem davor roy hargrove und mark sim. murray spielt hier auf 5 von 9 stücken mit, manchmal auch nur im bläsersatz versteckt. er ruft das übliche ab, nicht mehr. und dennerlein selbst hebt für meine ohren nie ab, entwickelt nichts, hat für mich kein feuer und keine dringlichkeit. damals habe ich mich richtig aufgeregt, mich gefragt, wie es sein kann, dass sie mit solchen leuten spielen kann, als sensation inszeniert, wo doch so viele gute leute irgendwo durch ohne plattenvertrag durch die welt tingeln – das war wohl auch ziemlich sexistisch gedacht, sie kann ja was, das hört man.

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