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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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nail75Was ich nicht verstehe ist deine Aussage zu Zynismus und Selbstverachtung. Ich dachte immer, die Verachtung sei eher Unwillen gewesen, die Dylan-Rolle weiter zu spielen und habe sich vornehmlich auf die Außenwelt bezogen.
Zynismus dem Publikum gegenüber. Das kann man nicht leugnen. Das ist jetzt fast gar nicht mehr vorhanden und es wird deutlich, dass Dylan da seinerzeit im Studio bewusst geschraubt und gedreht hat und abgeschmackte Overdubs etc. auf die schon fertigen Stücke gelegt hat, um dadurch zu verstören, verschrecken undsoweiter. Selbstverständlich wollte Dylan damit auch für sich einen Cut vornehmen, den hofierten Protest-Dylan begraben, den man immer noch in ihm sah und hörte. Aber die auf „Self Portrait“ veröffentlichten Versionen bspw. von „Like A Rolling Stone“ zeigen auch eine sehr desktruktive, selbstverachtende Facette dem eigenen Werke gegenüber. Sozusagen das Verdreschen des eigenen Talents. Ähnlich ja auch „The Boxer“ mit dem berüchtigten „self“-Duett. Du benennst es doch recht deutlich: „Another Self Portrait (ist) ein Self Portrait ohne Selbstsabotage“.
Und die Box zeigt außerdem deutlich, dass Dylan sehr wohl bei der Sache war. Er erlaubt sich Feinheiten, Freiheiten, greift auf Traditionals zurück, die (wahrscheinlich) seine Ursprünge definieren und geht mit dem Material einfühlsam und konzentriert um. Okay, dass ihm die „Country“-Stimme bei der Isle Of Wight-Aufnahme öfter mal abhanden kommt, das ist mir auch aufgefallen (danke „AutoRip“ kommt man auch als Vinylkäufer in den Genuss des Konzertes und es entgeht einem somit nichts), das heißt aber noch lange nicht, dass Bob Dylan deshalb vermutlich geistesabwesend war.--
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WerbungpinchZynismus dem Publikum gegenüber. Das kann man nicht leugnen.
Oben stellst du den Zynismus aber mit Selbstverachtung in einen etwas unglücklichen Zusammenhang. Zynismus gegenüber den Publikum – da stimme ich sofort zu.
Das ist jetzt fast gar nicht mehr vorhanden und es wird deutlich, dass Dylan da seinerzeit im Studio bewusst geschraubt und gedreht hat und abgeschmackte Overdubs etc. auf die schon fertigen Stücke gelegt hat, um dadurch zu verstören, verschrecken undsoweiter. Selbstverständlich wollte Dylan damit auch für sich einen Cut vornehmen, den hofierten Protest-Dylan begraben, den man immer noch in ihm sah und hörte.
Dieses Argument lese ich häufig, aber ich bin mir nicht sicher, ob wirklich viele Leute den „Protest-Dylan“ wiederwollten. Vergessen wir nicht, dass die letzten beiden Dylan Alben John Wesley Harding und Nashville Skyline waren. Vielleicht wollten die Leute einfach nur ein gutes Album.
Aber die auf „Self Portrait“ veröffentlichten Versionen bspw. von „Like A Rolling Stone“ zeigen auch eine sehr desktruktive, selbstverachtende Facette dem eigenen Werke gegenüber. Sozusagen das Verdreschen des eigenen Talents.
Nach einem ersten teilweisen Durchlauf des Konzerts habe ich eine andere Vermutung: Dylan fehlte nach mehrjähriger Abstinenz schlichtweg die Bühnenroutine.
Ähnlich ja auch „The Boxer“ mit dem berüchtigten „self“-Duett. Du benennst es doch recht deutlich: „Another Self Portrait (ist) ein Self Portrait ohne Selbstsabotage“.
Ja und sicher enthält es nicht einen Abgrund wie The Boxer, was Another Self Portrait sofort genießbarer macht. Aber „überragend“?
Und die Box zeigt außerdem deutlich, dass Dylan sehr wohl bei der Sache war. Er erlaubt sich Feinheiten, Freiheiten, greift auf Traditionals zurück, die (wahrscheinlich) seine Ursprünge definieren und geht mit dem Material einfühlsam und konzentriert um. Okay, dass ihm die „Country“-Stimme bei der Isle Of Wight-Aufnahme öfter mal abhanden kommt, das ist mir auch aufgefallen (danke „AutoRip“ kommt man auch als Vinylkäufer in den Genuss des Konzertes und es entgeht einem somit nichts), das heißt aber noch lange nicht, dass Bob Dylan deshalb vermutlich geistesabwesend war.
Ich schrieb nichts von „Geistesabwesenheit“, so weit möchte ich auch nicht gehen. Vielleicht war er einfach nur nicht 100% fokussiert. Es gibt Takes, auf denen das alles passiert, was du beschreibst. Und dann gibt es andere, da wirkt er schlicht desinteressiert.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Auf einem Stück nur „lalala“ zu singen und es dann zusätzlich noch mit grässlichem Streichermatsch zuzukleisten, ist zynisch. Seine „Calling Card“ bewusst zu verhunzen, frenetischen Bandapplaus dazuzugeben und mit einem eher debilen Timbre den Vortrag zu gestalten, ist nah an der Grenze zur (bewussten) Selbstverachtung. So war das gemeint. Ich denke, du weisst von welchen beiden Stücke ich schreibe.
Seine Haltung zu „Nashville Skyline“ beschreibt Dylan doch in den „Chronicles“ („Ich habe da nicht mit meiner Stimme gesungen“). Und der Weg von dieser Platte zu „Self Portrait“ ist meiner Ansicht nach dann auch gar nicht so verschnörkelt, sondern mehr oder weniger deutlich vorgezeichnet. Passenderweise umspannen diese Sessions ja auch drei Alben. Also im Nachhinein und aufgrund der Verfügbarkeit dieser diversen Takes und Session-Outtakes wird das jedenfalls deutlich.
Und ja, klar, den Protest-Dylan wollte man zu jener haben. Vietnam, Watergate… die „Stimme der Nation“ sollte dazu skandieren. Hut ab, dass das nicht geschehen ist.Und an fehlende Bühnenroutine glaube ich nicht. „Help Bob to sink the Isle of Wight“ gefällt mir als Motto jedenfalls viel besser
P.S.: Dylans Version von „The Boxer“ hat mich übrigens immer an SUPERWOLF erinnert bzw. SUPERWOLF an Dylans „The Boxer“. Über diese Sweeney/Oldham-Kiste schrieb irgendwo mal einer, das klinge wie eine besoffene Simon & Garfunkel Session. Und das trifft es gut, finde ich.
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Gibt ganz tolle Stücke bei dem Konzert, finde ich. Maggie’s Farm zum Beispiel mag ich sonst eigentlich nicht so – aber die Version ist schön groovy, treibend sowie gleichzeitig witzig und wütend. It ain’t me Babe finde ich auch herzergreifend mit seiner neuen Melodie.
Ansonsten wird hier schön viel reinheimnist in die Aufnahmen. Ich bin mir immer nicht sicher, ob Dylan wirklich so berechnend vorgegangen ist. Ich halte ihn eher für einen intuitiven Künstler. Sicherlich wollte er verstören mit Self Portrait – aber soundmäßig ist es eigentlich gar nicht so weit weg von Nashville Skyline (okay, bis auf die Streicher). Der eigentliche Bruch war doch JWH. Im Summer of Love, nach seinem quecksilbrigen Meisterwerk ein musikalisch eher biederes Bibelrock-Album. DAS war ein Bruch. Mit den folgenden Alben hat er das nur verfeinert.
Ich finde es ja auch bemerkenswert, dass Dylan in so einer politisch brisanten Zeit Country-Schnulzen und Familienvater-Lieder gesungen hat. Er hat gezeigt, dass es eben nicht ausreicht, Revolutionslieder zu hören. Man sollte selbst was tun oder die Fresse halten. Grandios – und eben ein Riesenunterschied zu so Dampfplauderern wie Springsteen, der der amerikanischen Seele immer genau das gab, was sie wollte.
PS zur CAC: Da ich die Mono-Box sowie eine gute BOTT-Version habe, werde ich wohl darauf verzichten. Hoffe aber, dass es Saved und Budokan dann als remasterte Versionen auch einzeln zu kaufen geben wird. Mag beide Alben sehr sehr gerne. Klingt alles sehr kraftvoll und inspiriert.
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Do you believe in Rock n Roll?captain kiddGibt ganz tolle Stücke bei dem Konzert, finde ich. Maggie’s Farm zum Beispiel mag ich sonst eigentlich nicht so – aber die Version ist schön groovy, treibend sowie gleichzeitig witzig und wütend. It ain’t me Babe finde ich auch herzergreifend mit seiner neuen Melodie.
Gibt auch einige andere Highlights. Kein großes Konzert, aber sehr spannend.
Ansonsten wird hier schön viel reinheimnist in die Aufnahmen. Ich bin mir immer nicht sicher, ob Dylan wirklich so berechnend vorgegangen ist. Ich halte ihn eher für einen intuitiven Künstler. Sicherlich wollte er verstören mit Self Portrait – aber soundmäßig ist es eigentlich gar nicht so weit weg von Nashville Skyline (okay, bis auf die Streicher).
Ich halte Dylan auch für eher intuitiv als berechnend.
Der eigentliche Bruch war doch JWH. Im Summer of Love, nach seinem quecksilbrigen Meisterwerk ein musikalisch eher biederes Bibelrock-Album. DAS war ein Bruch. Mit den folgenden Alben hat er das nur verfeinert.
John Wesley Harding hast du gründlich missverstanden. Mit dem Bruch hast du natürlich recht, aber JWH ist musikalisch nicht bieder, sondern subtil. Mit Rock hat es gar nichts zu tun und auf die Bibel-Referenzen würde ich es auch nicht reduzieren, denn davon gibt es in Dylans Werk Massen.
Ich finde es ja auch bemerkenswert, dass Dylan in so einer politisch brisanten Zeit Country-Schnulzen und Familienvater-Lieder gesungen hat.
Auch @pinch: Ich glaube, Dylan hat der Vietnam-Krieg einfach nicht besonders beschäftigt, jedenfalls nicht künstlerisch. Dylans politische Themen waren neben Krieg (im Sinne von 3. Weltkrieg) Rassismus, Civil Rights, Ungleichbehandlung von schwarz und weiß. Dazu hat er bis weit in die 1970er Songs verfasst, darunter George Jackson 1971 und natürlich Hurricane.
Er hat gezeigt, dass es eben nicht ausreicht, Revolutionslieder zu hören. Man sollte selbst was tun oder die Fresse halten. Grandios – und eben ein Riesenunterschied zu so Dampfplauderern wie Springsteen, der der amerikanischen Seele immer genau das gab, was sie wollte.
Das ist ein komplett unsinnige und unhaltbare Fehlinterpretation von Springsteen und von Dylan. Beide hatten jeweils ihre Phasen politischen Aktivismus, Dylan zu Beginn seiner Karriere, Springsteen erst in den letzten Jahren. Wer sich politisch betätigt, gibt aber niemanden immer das, was er will.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.pinchLeute, widmet euch doch erstmal „Another Self Portrait“, statt jetzt schon über die anstehende CD-Box zu spekulieren.
Ich habe den Teil zur Complete Album-Box mal extrahiert.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...pinchAuf einem Stück nur „lalala“ zu singen und es dann zusätzlich noch mit grässlichem Streichermatsch zuzukleisten, ist zynisch.
Natürlich ist „Wigwam“ ein klares Statement der Abwendung von bekannten Signatures, aber ich glaube nicht, dass es aufgenommen wurde, um primär Hörer zu verschrecken (oder was sonst könnte daran zynisch sein?). Das Stück, wie auch zu großen Teilen das Album, spiegelt eben Dylans Vorstellung von & Liebe zu Popmusik wider: Teilweise etwas redundant und simpel vielleicht, aber auch gelegentlich offenherzig und sicherlich aus Überzeugung. Den Titel „Self Portrait“ würde ich hier tatsächlich wörtlich nehmen als den Versuch, sich selbst zu einem bestimmten Zeitpunkt (neu) zu definieren – nicht ganz geschmackssicher möglicherweise, aber auch eher ohne doppelten Boden. Der (zumindest in der Auswahl für das Album) unsouveräne Live-Umgang mit seinem 60s-Material passt da ebenfalls gut ins Bild. Dass Dylan damit nichts weiter als Überdruß dokumentieren wollte, kann ich mir nicht vorstellen.
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A Kiss in the Dreamhousenail75John Wesley Harding hast du gründlich missverstanden. Mit dem Bruch hast du natürlich recht, aber JWH ist musikalisch nicht bieder, sondern subtil. Mit Rock hat es gar nichts zu tun und auf die Bibel-Referenzen würde ich es auch nicht reduzieren, denn davon gibt es in Dylans Werk Massen.
Nun, ich höre es eher bieder denn subtil, Herr Oberlehrer. Und wer hat nun recht? Natürlich ist die Rhythmus-Gruppe stark – aber richtig viel passiert da nicht.
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Do you believe in Rock n Roll?
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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atomIch habe den Teil zur Complete Album-Box mal extrahiert.
Danke, atom.
nail75Ich halte Dylan auch für eher intuitiv als berechnend.
Ich auch. Es steht hier aber auch nirgendwo was von „berechnend“. Wenn man sich die relativ kurze Zeitspanne vor Augen führt, in der Bob Dylan zu dem wurde, was er 1966 schließlich war (Barde, Judas, Volkes Stimme usw. usf.) und mit welchem Tempo er in eben dieser Zeit seine Kunst variierte und feingeschliffen hat, dann erscheint sein Verhalten nach 1966 nunmal im Rückblick wie der konsequente Stopp zum Durchatmen. Und sicherlich war auch diese Phase des Stillstands (2 Jahre keine neue Platte) kein berechnender Karriere-Coup, er hat diesen Motorradunfall ja mehr oder weniger immer als Grund für seinen Rückzug vorgeschoben, obwohl das ja alles recht glimpflich ausgegangen war. Ich glaube ihm dennoch, wenn er sagt, er habe dadurch seine Gabe zum Niederschreiben dieser „Stream of Consciousness“-Lyrics verloren. Wenn da nun aber dann zeitgleich eine Fangemeinde Spalier steht und hofft, erwartet und herbeisehnt, was im inneren des Künstler so gar nicht mehr vorhanden ist, dann ist „Nashville Skyline“ natürlich schon eine intuitive aber auch eine berechnende Sache, ebenso „Self Portrait“ und „New Morning“. Die Biographie des Künstlers Dylan zu jener Zeit dürfte ja hinlänglich bekannt sein. Und ob er tatsächlich eher ein a-politisches verhältnis zum vorherrschenden Zeitgeschehen gehabt hat, vermag ich nicht zu beurteilen, wage es aber zu bezweifeln. Und reinheimsen und drüberorakeln wird man bei den Songs auf „Another Self Portrait“ gar nicht viel müssen. Letztlich reichts, wenn man zuhört.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Napoleon DynamiteNatürlich ist „Wigwam“ ein klares Statement der Abwendung von bekannten Signatures, aber ich glaube nicht, dass es aufgenommen wurde, um primär Hörer zu verschrecken (oder was sonst könnte daran zynisch sein?).
Primär nicht, da sich die „Self Portrait“-Version mit den ganzen Overdubs doch fundamental von der jetzigen unterscheidet. Was aber ja erst nach dem Record Store Day im April klar wurde.
Und inwieweit Stücke, die auf eine Platte kamen, nachdem man „alles Verfügbare an die Wand klatschte und dann aufs Album nahm und anschließend dann auch noch den Rest, der auf dem Boden lag, dazugab“ eine innige Verbundenheit zur Popmusik darstellen, das sei dahingestellt.Den Titel „Self Portrait“ als Lesart für ein Statement zur Neuorientierung zu begreifen, da gehe ich auf jeden Fall mit.
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Mit „primär“ beziehe ich mich schon auf die LP-Version mit Overdubs.
pinchUnd inwieweit Stücke, die auf eine Platte kamen, nachdem man „alles Verfügbare an die Wand klatschte und dann aufs Album nahm und anschließend dann auch noch den Rest, der auf dem Boden lag, dazugab“ eine innige Verbundenheit zur Popmusik darstellen, das sei dahingestellt.
Meinethalben. Vielleicht konnte Dylan aber auch einfach zu dem Zeitpunkt, das was er musikalisch wollte nicht besser, anstatt dass bad intentions im Spiel gewesen wären. Die Beatles nahmen zumindest auf diese Weise so manche Tracks auf, die im Ergebnis scheußlicher sind als z.B. Dylans „The Boxer“ – darüber herrschte aber nie so flächendeckender Konsens wie bei „Self Portrait“.
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A Kiss in the Dreamhouse
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Napoleon DynamiteMit „primär“ beziehe ich mich schon auf die LP-Version mit Overdubs.
Ja, aber wenn man sich die eigentliche Session davon anhört, also die noch „unbehandelte“ Version, also die reine Interpretation der Komposition, dann hat das nicht dieses alberne, irritierende Etwas, das man auf der „Self Portrait“ vorfindet. Daher meine Aussage, Dylan habe da erst nachträglich noch diverse Elemente darübergelegt, um dadurch bewusst eine Abgrenzung, einen Cut (im Sinne von Schnitt) zu machen und sicher auch um mit einer gewissen Tendenz aufzuwarten. Wenn ich „Wigwam“ auf der ASP höre, dann hat das fast gar nichts mehr von dieser Freakigkeit, die der Albumvariante anhaftet. Sollte aber vielleicht dazuschreiben, dass ich beide Versionen mag.
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pinchJa, aber wenn man sich die eigentliche Session davon anhört, also die noch „unbehandelte“ Version, also die reine Interpretation der Komposition, dann hat das nicht dieses alberne, irritierende Etwas, das man auf der „Self Portrait“ vorfindet.
Klar, das stimmt. Vielleicht wollte Dylan aber eben diese intimere Interpretation nicht mehr. Dass er sich im Studio mit Overdubs und schrulligen Post-Production-Ideen verzettelte (wodurch das Album eben auch eine gewisse Schieflage besitzt) steht natürlich auf einem anderen Blatt. Ein Track wie „Wigwam“ war aber wohl schon ein Schritt, den Dylan für den richtigen nächsten hielt, denn ein reiner Novelty-Jux. Aus heutiger Sicht vielleicht eine Kuriosität, wenn man darum weiß, dass vier Monate später das erheblich reduziertere „New Morning“ erschien, aber für mich auch eine sehr schöne.
Gut jedenfalls, dass „Another Self Portrait“ (toller Titel!) nun so einiges verbindet, was zuvor unvereinbar schien: Wenn die Aufnahmen dieser Periode bislang eher wie ein loser Blätterstapel wirkten, so fungiert dieser Release nun als stärkender Buchrücken mit Klebebindung.
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A Kiss in the Dreamhouse
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Naja, was heißt „meinethalben“. Ich vertraue da einfach mal auf Dylans Aussagen, die, auch wenn sie sonst eher mit einer gewisser Vorsicht zu genießen sind, diesbezüglich dann doch recht einleuchtend und alles andere als nachträglich beschwichtigend erscheinen.
Napoleon DynamiteDie Beatles nahmen zumindest auf diese Weise so manche Tracks auf, die im Ergebnis scheußlicher sind als z.B. Dylans „The Boxer“ – darüber herrschte aber nie so flächendeckender Konsens wie bei „Self Portrait“.
Scheusslicher vielleicht, aber selten so unbeholfen wie bei „The Boxer“. Wobei mir jetzt kein BEATLES-Stück einfällt, dass ich in diese Kategorie stecken könnte. Auch keins von Yoko Ono.
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Nach den Volumes 1-3 sowie Vol. 4 ist Another Self Portrait für mich die dritte existenzielle Veröffentlichung in der Reihe. Einfach fantastisch, diese Songs zu hören. Man spürt, dass er einfach Musik machen wollte und von den ganzen Speichelleckern und Wichtigtuern die Nase voll hatte. Er legt hier seine Wurzeln frei, spielt einfach mit seinen Freunden ein paar Tracks ein. Wunderbar. Mit dem Wissen aus ASP wirkt Self Portrait quasi wie die Zuckergussversion der Basement Tapes. Wobei ich ja mit The Band irgendwie nicht viel anfangen kann. Die Poltern mir zu sehr, höre Dylan lieber fließend. Das vorliegende Konzert ist da ein gutes Beispiel. Wobei: Bei Live 1966 spielt ja auch schon The Band auf… Vielleicht liegt es ja am Schlagzeuger… Jones hatte irgendwie mehr Punch als Helm
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Do you believe in Rock n Roll? -
Schlagwörter: Another Self Portrait, Bob Dylan, Bootleg Series, Isle Of Wight, Self Portrait
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