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Anonym
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nail75Was ich nicht verstehe ist deine Aussage zu Zynismus und Selbstverachtung. Ich dachte immer, die Verachtung sei eher Unwillen gewesen, die Dylan-Rolle weiter zu spielen und habe sich vornehmlich auf die Außenwelt bezogen.
Zynismus dem Publikum gegenüber. Das kann man nicht leugnen. Das ist jetzt fast gar nicht mehr vorhanden und es wird deutlich, dass Dylan da seinerzeit im Studio bewusst geschraubt und gedreht hat und abgeschmackte Overdubs etc. auf die schon fertigen Stücke gelegt hat, um dadurch zu verstören, verschrecken undsoweiter. Selbstverständlich wollte Dylan damit auch für sich einen Cut vornehmen, den hofierten Protest-Dylan begraben, den man immer noch in ihm sah und hörte. Aber die auf „Self Portrait“ veröffentlichten Versionen bspw. von „Like A Rolling Stone“ zeigen auch eine sehr desktruktive, selbstverachtende Facette dem eigenen Werke gegenüber. Sozusagen das Verdreschen des eigenen Talents. Ähnlich ja auch „The Boxer“ mit dem berüchtigten „self“-Duett. Du benennst es doch recht deutlich: „Another Self Portrait (ist) ein Self Portrait ohne Selbstsabotage“.
Und die Box zeigt außerdem deutlich, dass Dylan sehr wohl bei der Sache war. Er erlaubt sich Feinheiten, Freiheiten, greift auf Traditionals zurück, die (wahrscheinlich) seine Ursprünge definieren und geht mit dem Material einfühlsam und konzentriert um. Okay, dass ihm die „Country“-Stimme bei der Isle Of Wight-Aufnahme öfter mal abhanden kommt, das ist mir auch aufgefallen (danke „AutoRip“ kommt man auch als Vinylkäufer in den Genuss des Konzertes und es entgeht einem somit nichts), das heißt aber noch lange nicht, dass Bob Dylan deshalb vermutlich geistesabwesend war.
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