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captain kiddGibt ganz tolle Stücke bei dem Konzert, finde ich. Maggie’s Farm zum Beispiel mag ich sonst eigentlich nicht so – aber die Version ist schön groovy, treibend sowie gleichzeitig witzig und wütend. It ain’t me Babe finde ich auch herzergreifend mit seiner neuen Melodie.
Gibt auch einige andere Highlights. Kein großes Konzert, aber sehr spannend.
Ansonsten wird hier schön viel reinheimnist in die Aufnahmen. Ich bin mir immer nicht sicher, ob Dylan wirklich so berechnend vorgegangen ist. Ich halte ihn eher für einen intuitiven Künstler. Sicherlich wollte er verstören mit Self Portrait – aber soundmäßig ist es eigentlich gar nicht so weit weg von Nashville Skyline (okay, bis auf die Streicher).
Ich halte Dylan auch für eher intuitiv als berechnend.
Der eigentliche Bruch war doch JWH. Im Summer of Love, nach seinem quecksilbrigen Meisterwerk ein musikalisch eher biederes Bibelrock-Album. DAS war ein Bruch. Mit den folgenden Alben hat er das nur verfeinert.
John Wesley Harding hast du gründlich missverstanden. Mit dem Bruch hast du natürlich recht, aber JWH ist musikalisch nicht bieder, sondern subtil. Mit Rock hat es gar nichts zu tun und auf die Bibel-Referenzen würde ich es auch nicht reduzieren, denn davon gibt es in Dylans Werk Massen.
Ich finde es ja auch bemerkenswert, dass Dylan in so einer politisch brisanten Zeit Country-Schnulzen und Familienvater-Lieder gesungen hat.
Auch @pinch: Ich glaube, Dylan hat der Vietnam-Krieg einfach nicht besonders beschäftigt, jedenfalls nicht künstlerisch. Dylans politische Themen waren neben Krieg (im Sinne von 3. Weltkrieg) Rassismus, Civil Rights, Ungleichbehandlung von schwarz und weiß. Dazu hat er bis weit in die 1970er Songs verfasst, darunter George Jackson 1971 und natürlich Hurricane.
Er hat gezeigt, dass es eben nicht ausreicht, Revolutionslieder zu hören. Man sollte selbst was tun oder die Fresse halten. Grandios – und eben ein Riesenunterschied zu so Dampfplauderern wie Springsteen, der der amerikanischen Seele immer genau das gab, was sie wollte.
Das ist ein komplett unsinnige und unhaltbare Fehlinterpretation von Springsteen und von Dylan. Beide hatten jeweils ihre Phasen politischen Aktivismus, Dylan zu Beginn seiner Karriere, Springsteen erst in den letzten Jahren. Wer sich politisch betätigt, gibt aber niemanden immer das, was er will.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.