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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Bin ja auch kein kundiger Jazzhörer, nur habe ich durch das Komplett-Hören einen viel besseren Zugang bekommen. Den Aufbau finde ich sehr gelungen und der freie Piano-Teil, der Höhepunkt des Stücks, bekommt einen wichtien Rahmen. Habe das Werk heute morgen vor dem Frühstück zum ersten Mal gehört und war auch überrascht, wie gut ich es genießen konnte. Freut mich, wenn Dir meine Beschreibung gefällt.
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Werbungdann war es wohl ein fehler von mir, gekürzt zu haben.
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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wahrdann war es wohl ein fehler von mir, gekürzt zu haben.
Von Fehler würde ich nicht sprechen, man kann den von Dir gewählten Ausschnitt ja auch als Gegenpunkt zur #1 sehen und dann passt es sehr gut, dass die ersten Minuten weggelassen wurden. Man sollte den bft ja im Gesamten sehen.
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Die Auflösung:
1. Bill Evans – My Man’s Gone Now
Aus: Bill Evans – The Complete Village Vanguard Recordings, 1961
25. Juni 1961, erstes Abend-Set2. Tony Malaby / William Parker / Nasheet Waits – Buried Head
Aus: Tony Malaby / William Parker / Nasheet Waits – Tamarindo
20083. Brooklyn Raga Massive – Africa
Aus: Brooklyn Raga Massive – Coltrane Raga Tribute
20174. Sun City Girls – Ben’s Radio
2010 (recorded 2007)Aus: Sun City Girls – Funeral Mariachi
20105. Caetano Veloso – Alfomega
Aus: Caetano Veloso – Caetano Veloso (Mono)
19696. Rodrigo Tavares – A Raposa E O Corvo
Aus: Rodrigo Tavares – Congo
20187. Yazz Ahmed – Bloom
Aus: Yazz Ahmed – La Saboteuse
20178. Can – Pnoom(h) 1
Aus: Can – Zhengzheng Rikang
2006 (unofficial)9. The Comet Is Coming – Neon Baby
Aus: The Comet Is Coming – Channel The Spirits + Prophecy
2017 (Prophecy: 2015)10. Shabaka And The Ancestors – Mzwandile
Aus: Shabaka And The Ancestors – Wisdom Of Elders
201611. Lama + Chris Speed – Lamaçal
Aus: Lama + Chris Speed – Lamaçal
201312. Movietone – Porthcurno
Aus: Movietone – The Blossom Filled Streets
200013. Chicago/São Paulo Underground Feat. Pharoah Sanders – Jagoda’s Dream
Aus: Chicago/São Paulo Underground Feat. Pharoah Sanders – Spiral Mercury
201414. Khedayer Bin Kessab – Taqsim
Aus: Various – Give Me Love: Songs Of The Brokenhearted – Baghdad, 1925-1929
200815. Cecil Taylor – Conquistador (Ausschnitt: letzte 9 Minuten)
Aus: Cecil Taylor – Conquistador!
1966Danke! Diese Honest Jons Compilation könnte was für mich sein … ansonsten sollte ich die LAMA-CDs mal komplett anhören, ich kam dann ja drauf (aber Du hast auch mächtig geholfen), aber die mit Speed lief bisher noch nicht.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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wahrDie Auflösung:
2. Tony Malaby / William Parker / Nasheet Waits – Buried Head Tony Malaby / William Parker / Nasheet Waits – Tamarindo 2008
3. Brooklyn Raga Massive – Africa Aus: Brooklyn Raga Massive – Coltrane Raga Tribute 2017
10. Shabaka And The Ancestors – Mzwandile Aus: Shabaka And The Ancestors – Wisdom Of Elders 2016
11. Lama + Chris Speed – Lamaçal Aus: Lama + Chris Speed – Lamaçal 2013
15. Cecil Taylor – Conquistador (Ausschnitt: letzte 9 Minuten) Aus: Cecil Taylor – Conquistador! 1966
Vielen Dank für den schönen bft!
Diese 5 haben mich dann am nachhaltigsten beeindruckt.
Taylor war für mich die größte Überraschung, hatte zwar schon eine PN mit der Auflösung zu diesem Titel erhalten, dennoch war es für mich ein tolles Erlebnis diesen Titel in seiner Gesamtheit zu hören. Werde bei Taylor sicherlich weitermachen.
Die zweite tolle Entdeckung war für mich das portugiesische Label „Cleanfeed“, habe das Album mit der #2 jetzt auch. Tony Malaby ist für mich in diesem Zusammenhang auch eine tolle Entdeckung, ich mag sein Spiel sehr, nicht nur auf dieser Platte.
Ansonsten scheint mir die Verbindung „Coltrane – Afrika – Indien“ auch sehr zu gefallen, und Afrika taucht auch wieder in der #10 auf.
Somit auch ein sehr internationaler bft.
Habe einige Inspirationen aus dem bft ziehen können, womit ich weiter machen kann, was Jazzmusik angeht!
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Habe jetzt auch endlich Gelegenheit gehabt, in den aktuellen BFT reinzuhören. Nochmals vielen Dank an @wahr für die Zusammenstellung und all die Mühe! Ich habe bislang keine Auflösungen gelesen. Was ich also jetzt hier von mir gebe, ist eine völlig unbeeinflusste Meinung, sozusagen.
Für mich ist der Bft eine zweischneidige Sache. Da gibt es Titel, die ich schon aufs erste Hören hin toll finde, und andere, die ich mir mit Sicherheit noch einige weitere Male anhören muss, damit sie sich mir erschließen; falls sie das überhaupt je tun werden.
Die Lieblinge sind bei mir Nr. 3, Nr. 4, Nr. 6, Nr. 7, Nr. 9 und Nr. 10. Aus diesen ragen für meinen Geschmack dann nochmals die Nummern 6, 7 und 9 mit einigem Abstand heraus.
Jetzt mal genauer:
Nr. 1 ist mir zu klavierlastig. Weiß nicht, warum ich mich mit Piano-Musik seit einigen Jahren ganz allgemein recht schwer tue (obwohl ich das Instrument als solches doch eigentlich mag); aber es ist einfach so. Deshalb reißt mich der Opener des BFT nicht wirklich vom Hocker. Die Live-Atmo hat allerdings was.
Nr. 2 beginnt für meine Ohren schon recht schwerfällig und irgendwie zäh. Dissonant, experimentell. Das sage ich als noch immer Jazz-Neuling. Für Jazz-Erfahrende mag sich das anders darstellen.
Nr. 3 beginnt mit einem Bass, der mich aufhorchen lässt und neugierig macht, schon in den ersten Sekunden. Mit jedem weiteren Instrument, das dann einsetzt, wird es noch interessanter. Irgendwann erklingt sowas wie eine Sitar? Sehr schön.
Nr. 4 erinnert an Radio-Gezappe. Einmal quer durch die Sender. Hat was, und der Rhythmus packt mich. Aber: Ob ich das so von mir aus unter „Jazz“ einsortiert hätte?
Nr. 5 fängt soulig an, fein. Gleichzeitig klingt es bald aber beinah so, als würde die immer selbe Zeile endlos wiederholt, und das macht es dann für mich etwas langweilig.
Nr. 6 packt mich von der Stimmung her sofort. Wenn dann die Bläser einsetzen, erst recht. Hat auch eine catchy Melodie.
Nr. 7 geht mir sofort in die Beine. Ich mag den Rhythmus sehr und die Leichtigkeit, mit der das alles gespielt wird. Ist ein klarer Favorit hier von mir unter allen Nummern.
Nr. 8 ist nicht mein Fall. Diese hingetupften Töne mag ich nicht, und erst recht kann ich mit dem eingestreuten „Geräusch“ nichts anfangen. Das Zuhören fällt mir hier wirklich schwer, es macht mich beinahe nervös.
Nr. 9 ist vielleicht sogar das Highlight für mich. Irres Tempo, ein bisschen Crossover, eine tolle Melodie. Stillsitzen ist unmöglich. Ich meine sogar, die Melodie von irgendwoher zu kennen; kann das sein? Ist das Thema irgendwo mal übernommen worden, gesamplet?
Nr. 10 ist auch sehr toll. Erinnert mich an eine Mischung aus Jazz und vielleicht Weltmusik. Die Stimme ist für mich sehr ansprechend, aber den Sänger kann ich leider nicht benennen.
Nr. 11 klingt zerfahren. Auch hier fällt mir das Zuhören schwer.
Nr. 12 mag ich wieder, gerade auch wegen der weiblichen Stimme. Bleibt aber auch so ein Fall von einem Titel, den ich mir noch einige Male anhören muss. Vielleicht deshalb, weil er so reduziert ist / klingt. Verbreitet insgesamt eine etwas melancholische Stimmung.
Nr. 13 ist bei mir wohl ein Grower. Beim ersten Hören hab ich den Titel unter „interessant“ verbucht. Beim zweiten Hören fand ich ihn dann schon packender. Da wird eine Art Spannung innerhalb des Titels aufgebaut, die faszinierend wirkt. Der „Zug“ nimmt ordentlich Fahrt auf…!
Nr. 14 hat dann auch wieder so ein Intro, mit dem ich nicht warm werde. Und es wird für meine Ohren dann letztlich auch nicht besser / angenehmer. Das ist insgesamt eine Tonhöhe, die mir nicht behagt.
Nr. 15 ist mir auch zu experimentell. Vor allem was das Piano da macht, ist mir zu unmelodisch, gleichsam zu hektisch.
Wie gesagt, alles in allem für mich eine zweischneidige Sache, dieser BFT. Ich werde jetzt gleich mal die Auflösungen lesen, die ja hier schon gepostet wurden.
Danke, wahr, für den BFT und dass ich teilnehmen durfte. :-))
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schnief schnief di schneufwahrDie Auflösung:
1. Bill Evans – My Man’s Gone Now
Aus: Bill Evans – The Complete Village Vanguard Recordings, 1961
25. Juni 1961, erstes Abend-SetGroßartig, wenn auch eine eigenartige Wahl als Eröffnung des BFTs. Wurde als eines der wenigen Stücke von mir und den andere Jazznerds hier natürlich sofort erkannt. Die Meinung dazu von denjenigen, denen das neu war, fand ich interessant. Da hört man es mal aus einer anderen Perspektive.
3. Brooklyn Raga Massive – Africa
Aus: Brooklyn Raga Massive – Coltrane Raga Tribute
2017Eigenartig, dass diese Art von Musik der späten 60er in den letzten Jahren so ein Revival erlebt. Eigentlich ist das doch sehr zeitbezogen (Spiritualität, Bewusstseinserweiterung, Indien …) und wenn man bösartig sein wollte, könnte man das auch als Esoterik-Edelkitsch bezeichnen. Aber wenn man sich drauf einlässt, ist das berauschend und toll!
4. Sun City Girls – Ben’s Radio
2010 (recorded 2007)
Aus: Sun City Girls – Funeral Mariachi
20105. Caetano Veloso – Alfomega
Aus: Caetano Veloso – Caetano Veloso (Mono)
1969Von den Sun City Girls hatte ich noch nie was gehört. Wären wir uns früher im Leben begegnet, hätten wir gute Freunde werden können. Erstaunlich, wie gut sich Caetano Veloso daran anschließt, finde ich, obwohl das nun wirklich from another place and another time stammt.
6. Rodrigo Tavares – A Raposa E O Corvo
Aus: Rodrigo Tavares – Congo
2018
7. Yazz Ahmed – Bloom
Aus: Yazz Ahmed – La Saboteuse
2017
Zwei meiner Favoriten hier im Test, wobei mir der etwas zupackender Track #07 von Yazz Ahmed noch etwas mehr zusagt. War mir bislang völlig unbekannt und obwohl das einige mir irgendwie vertraut wirkende Anklänge hat, kann ich das eigentlich gar nicht einordnen. Woher kommt das, woher geht das? Hier ist ein review von Jazz Ahmed Album La Saboteure auf allaboutjazz.
8. Can – Pnoom(h) 1
Aus: Can – Zhengzheng Rikang
2006 (unofficial)
Wenn Du es nicht ausdrücklich so sagen würdest, gläubte ich nicht, dass das von Can ist. Aber was war für die schon typisch? Ich mag ja konsequenterweise einiges von Can sehr gern, anderes aber gar nicht.
9. The Comet Is Coming – Neon Baby
Aus: The Comet Is Coming – Channel The Spirits + Prophecy
2017 (Prophecy: 2015)Hossa! Die bezeichnen ihre Musik selbst als „Apocalyptic Space Funk“.
12. Movietone – Porthcurno
Aus: Movietone – The Blossom Filled Streets
2000
Ein weiterer Favorit von mir. Schöner, fast schon kitschiger Albumtitel. Cover ist auch sehr schön.
13. Chicago/São Paulo Underground Feat. Pharoah Sanders – Jagoda’s Dream
Aus: Chicago/São Paulo Underground Feat. Pharoah Sanders – Spiral Mercury
2014Chicago Underground kenne ich tatsächlich und habe sie auch einmal live gehört, wie @vorgarten richtig festgestellte. Selbst Pharoah Sanders habe ich ja mal live gesehen. Meine Schilderung des Konzerts hier gefiel nicht jedem … Dennoch habe ich weder die einen noch den anderen erkannt. Kannte dieses Stück aber auch nicht und es sagte mir auch nicht so zu.
14. Khedayer Bin Kessab – Taqsim
Aus: Various – Give Me Love: Songs Of The Brokenhearted – Baghdad, 1925-1929
2008
In mehrfacher Hinsicht ein Exotikum hier im Test. Wie entdeckt man solche Musk, @wahr? Hier gibt es ein review dieser Compi auf pitchfork.
15. Cecil Taylor – Conquistador (Ausschnitt: letzte 9 Minuten)
Aus: Cecil Taylor – Conquistador!
1966Ich glaube, ich habe das in Form von bits und bytes sogar auf einer Festplatte, weil ich mich mal an Cecil Taylor versuchen wollte. So richtig wurden wir aber nicht miteinander warm und so verlief die Sache im Sande. Nach seinem Tod dachte ich, ich müsste es eigentlich mal wieder versuchen, aber so groß war der Drang dann doch wieder nicht. Tja.
Ein – zurückhaltend ausgedrückt – sehr vielfältiger BFT, von dem ich konsequenterweise einiges sehr gerne mochte, einiges weniger und einiges überhaupt nicht. Einiges verstehe ich nicht einmal.
Thx @wahr!
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)danke für die neuen kommentare! ich werde später noch darauf eingehen.
vielen dank für die auflösung und diesen bft, @wahr! ich mochte sehr, dass es um annäherungen an den jazz von vielen unterschiedlichen seiten ging, auch dass viel aktuelles dabei war.
wahr
1.
interessant, wie die sitzen. bzw. wie sich evans hier an das genialische bassistenkind anschmiegt – und kein wunder, dass er nach dessen tod (nur 2 wochen später?) erstmal ins leere fiel. natürlich furchtbar traurig sowas. gerade evans war wahrscheinlich jemand, der seine engsten menschlichen beziehungen in seinen bands ausgelebt hat.
wahr2. Tony Malaby / William Parker / Nasheet Waits – Buried Head
das war ein ziemlicher downer für mich, obwohl ich auch hier das eigene ding gelobt hatte, dass bassist und drummer miteinander machen. habe mir das ganze album nochmal angehört und mag es tatsächlich viel weniger als früher. abgesehen vom closer, den ich nach wie vor unglaublich (aber ungleich energetischer) finde – und den ich in meinem allerersten bft präsentiert habe.
wahr3.
@friedrich fragt, warum sowas heute so populär ist. weil sich jede zeit einen neues reim auf das bestehende macht? und außerdem muss man hier ja genauer hinschauen – den utopischen spiritualismus des coltrane-ehepaars (von beiden sind ja gleichviel kompositionen hier neu eingespielt), mit „indien“ verknüpft, hier von indoamerikanischen musikern aus brooklyn re-appropriiert. mit den ganzen filtern und vermischungen, reisen, studien, vedantic center – und ausgerechnet der sohn mit dem namen ravi spielt hier nicht mit. dafür aber brandee younger, the nearest thing to alice, von flying lotus bis (eben) ravi coltrane, was auch schräg sein muss, wenn man seine eigene mutter mit einer jungen musikerin neuaufstellt.
wahr4.
das geht mir auf perverse weise nicht mehr aus dem ohr. der bass/drums-groove zwischendrin ist wirklich toll (etwas weniger als der in #8), das gitarrensolo auch. ich glaube, ich höre da mal ein bisschen weiter.
wahr5.
danke (auch für dieses tolle foto – es gibt so unglaublich viele tolle fotografische selbstinszenierungen von veloso, ohne dass man ihm das als eitelkeit auslegt, es sind ja immer androgyne verunsicherungen der machokultur, wie ja auch seine dada-texte aus der phase einen bedeutungszusammenbruch der militärdiktaturrhetorik herbeiführen wollten – aus ohnmächtiger perspektive).
noch verrückter als die CAETANO VELOSO ist ja ARACA AZUL, kennst du die auch? das ist dann eigentlich schon konkrete poesie, ohne beat-schnickschnack. und beat-schnickschnack at his finest ist dann TRANSA. das cover von ARACA ist auch ein selbstinszenierungs-shirtless-dandy-highlight:
wahr 6.
schön. wo findest du sowas? das album gerade mal quergehört – rodrigo tavares gefällt mir als gitarrist sehr gut – ist ein bisschen an der grenze zum geschmäcklerischen, aber hat was.
wahr 7.
danke auch hierfür. der rest des albums ist mir zu sehr gemischtwaren, aber man sollte die dame wohl unbedingt auf dem schirm behalten.
wahr 8.
wie ich schon sagte: beste halbe minute der deutschen musikgeschichte. aber ist das nicht eigentlich eher hieraus (1981):
und hier der großmeister-remix. bitte urteilen sie selbst:
(von der schönen can-remix-compilation aus den 90ern[?]. da ist auf jeden fall noch ein toller carl-craig-remix von „future days“ drauf).
wahr 9.
hier wundert es mich, dass das nicht aus den frühen nullern, sondern aktuell ist. ich find’s nett, aber einen pressetext mit den aufhängern space und future kann man daraus nicht basteln, es gibt hier nur ein elektrisch verstärktes sax und einen stumpfbeat.
wahr 10.
danke auch hierfür, weil ich jetzt weiß, dass ich dem shabaka-hype auf keinen fall hinterherlaufen sollte. sein tenorsaxspiel löst in mir große allergien aus, was mit ton, phrasierung, haltung und emotionalität zu tun hat, also ziemlich das gesamtpaket betrifft.
wahr 11.
susana santos silva also. kann ich wenig sagen außer ihre virtuosität hervorheben. das ist für mich nicht der real deal, sondern ein muckerspaß. aber in alle richtungen voller potenzial.
wahr 12.
ja, toll. habe mir kurz danach schon die DAY AND NIGHT besorgt, weil die insgesamt so lo-fi wirkte wie dieses eine stück aus einer viel mehr lärmenden platte hier. gefällt mir auch gut, auch wenn ich dort finde, dass die sängerin doch zu wenig macht (flüstern und verhuscht aufsagen, ist auf dauer dann nur bedingt reizvoll), musikalisch ist das aber eine große entdeckung und wird bei mir auch weiterverfolgt (dafür läuft DAY AN NIGHT auch gerade zu oft bei mir).
wahr 13.
@friedrich erinnert sich falsch (oder nur halb), wir waren beide beim sao-paulo-underground-konzert im haus der kulturen der welt 2009, anschließend trat noch louis moholo-moholo mit band auf. ich finde die beiden brasilianer mit ihren kleingitarren und den analogen synths schon sehr toll, auch das schlagzeug ist vielmehr sexy-brasilien als chad taylors chicagoer komplexgerumpel, und im tollsten fall bauen die so ekstatische schichten übereinander, dass man nur noch eirigiertes material hört. sanders steht dafür natürlich kaum aus dem sessel auf. hier das (viel produziertere) original:
wahr 14.
interessant – aber wie hört man sowas? cratedigger heaven, hipstermusik der archäolgisch freigelegten authentizität, spurbereinigt, spezialistenberauscht? (habt ihr alle schon WHITE TEARS gelesen?) aber das ist sicher ungerecht.
wahr 15.
erkannt, puh. interessant auch, dass ich cyrille durch sein spiel identifizieren konnte. man kann taylor nicht in großen mengen hören, weil es in jedem detail schon so unglaublich ist. das album kenne ich allerdings gar nicht.
ich finde ja einmal mehr: bfts sind super.
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@vorgarten: Ich habe in den 70ern noch die Nachwehen, der „exotischen Spiritualismus-Welle“ mit ansehen und -hören können, ohne persönlich daran beteiligt zu sein. In den Zimmern von Gymnasiasten und Studenten wimmelte es neben Yucca-Palmen, Räucherstäbchen und Batik-Tüchern von Symbolen des Großen Mantras, Romanen von Carlos Castaneda und Platten des britischen Blues-Gitarristen John McLaughlin, der mit indischen Musikern spielte. In den Fußgängerzonen sangen die Hare Krishnas und der Alptraum vieler Eltern war, dass die Tochter des Hauses zu „den Bagwahns“ überlief. Der Lebenstraum einer halben Generation war, mit dem VW-Bus nach Indien zu fahren.
Wie ernst man das nehmen durfte, lasse ich mal dahingestellt und vor allem mache ich hier keine Aussage über die Coltranes et al. Bzw.: Ich nehme Alice Coltrane absolut ab, dass das ihr heiliger Ernst ist/war. Ich stelle nur fest, was für Konnotationen „diese Musik“ haben kann und wie die Konnotationen sich offenbar über die Zeit ändern bzw. von einem wechselnden Publikum unterschiedlich wahrgenommen wird.
Heute sah ich beim Spaziergang eine hochschwangere Frau mit einem The Doors-T-Shirt. Ich dachte: The Doors und Familiengründung: Interessantes Experiment!
Ach, und die gute alte Geschichte des Kulturklaus von Weiß bei Schwarz! Ich habe White Tears nicht gelesen und die Rezension changiert ein wenig zwischen Ironie und Ernsthaftigkeit, insofern ist es schwer, darüber was zu sagen. Sollte man sich nicht von dem Glauben an Authentizität verabschieden? Die wird immer wieder im Fremden und vermeintlich Ursprünglichen gesucht, bis sie sich abgenutzt hat und die Spirale sich weiterdreht. Und dann stellt man fest, dass hinter dem Ursprünglichen etwas noch Ursprünglicheres steht, das ist wie mit den Matrjoschka-Puppen oder den Schalen der Zwiebeln. Am Ende bleibt nichts mehr übrig – und dann sucht man sich was ganz besonders Un-Authentisches und ist camp. Der Begriff des Hipsters hat sich inzwischen ja fast schon erledigt. Hip ist das neue square.
Ich hatte letztens in ähnlichem Zusammenhang die Geschichte von Mississippi John Hurt erwähnt.
Mit einer kleinen Alltagsbeobachtung möchte ich ja gar nicht erst anfangen: Treffen sich eine Türkin, ein Grieche, eine Italienerin und ein Deutscher morgens im Büro in der Teeküche. Fragt der Deutsche: „Wie wird Kaffee eigentlich richtig zubereitet?“
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)friedrichIch habe in den 70ern noch die Nachwehen, der „exotischen Spiritualismus-Welle“ mit ansehen und -hören können, ohne persönlich daran beteiligt zu sein. In den Zimmern von Gymnasiasten und Studenten wimmelte es neben Yucca-Palmen, Räucherstäbchen und Batik-Tüchern von Symbolen des Großen Mantras, Romanen von Carlos Castaneda und Platten des britischen Blues-Gitarristen John McLaughlin, der mit indischen Musikern spielte. In den Fußgängerzonen sangen die Hare Krishnas und der Alptraum vieler Eltern war, dass die Tochter des Hauses zu „den Bagwahns“ überlief. Der Lebenstraum einer halben Generation war, mit dem VW-Bus nach Indien zu fahren.
das hat aber alles rein gar nichts mit dem brooklyn raga massive zu tun.
friedrichAch, und die gute alte Geschichte des Kulturklaus von Weiß bei Schwarz! Ich habe White Tears nicht gelesen und die Rezension changiert ein wenig zwischen Ironie und Ernsthaftigkeit, insofern ist es schwer, darüber was zu sagen. Sollte man sich nicht von dem Glauben an Authentizität verabschieden? Die wird immer wieder im Fremden und vermeintlich Ursprünglichen gesucht, bis sie sich abgenutzt hat und die Spirale sich weiterdreht. Und dann stellt man fest, dass hinter dem Ursprünglichen etwas noch Ursprünglicheres steht, das ist wie mit den Matrjoschka-Puppen oder den Schalen der Zwiebeln. Am Ende bleibt nichts mehr übrig – und dann sucht man sich was ganz besonders Un-Authentisches und ist camp. Der Begriff des Hipsters hat sich inzwischen ja fast schon erledigt. Hip ist das neue square.
ich ziehe den verweis auf cultural appropriation und vor allem das hipster-bashing zurück. dafür sind mir diese themen zu wichtig.
friedrichTreffen sich eine Türkin, ein Grieche, eine Italienerin und ein Deutscher morgens im Büro in der Teeküche. Fragt der Deutsche: „Wie wird Kaffee eigentlich richtig zubereitet?“
das hast du wirklich gefragt?
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vorgarten
friedrichIch habe in den 70ern noch die Nachwehen, der „exotischen Spiritualismus-Welle“ mit ansehen und -hören können, ohne persönlich daran beteiligt zu sein. In den Zimmern von Gymnasiasten und Studenten wimmelte es neben Yucca-Palmen, Räucherstäbchen und Batik-Tüchern von Symbolen des Großen Mantras, Romanen von Carlos Castaneda und Platten des britischen Blues-Gitarristen John McLaughlin, der mit indischen Musikern spielte. In den Fußgängerzonen sangen die Hare Krishnas und der Alptraum vieler Eltern war, dass die Tochter des Hauses zu „den Bagwahns“ überlief. Der Lebenstraum einer halben Generation war, mit dem VW-Bus nach Indien zu fahren.
das hat aber alles rein gar nichts mit dem brooklyn raga massive zu tun.
Eigentlich nicht, das stimmt. Das war eine Assoziationskette von mir, die durch „diese Musik“, ihre aktuelle Popularität oder die Bezüge darauf ausgelöst wurde. Ich fragte mich halt, was für Bedeutungswandel oder Wahrnehmungswandel da stattfinden – und btw. auch wie ich selbst dabei voreingenommen bin.
vorgarten
friedrichAch, und die gute alte Geschichte des Kulturklaus von Weiß bei Schwarz! Ich habe White Tears nicht gelesen und die Rezension changiert ein wenig zwischen Ironie und Ernsthaftigkeit, insofern ist es schwer, darüber was zu sagen. Sollte man sich nicht von dem Glauben an Authentizität verabschieden? Die wird immer wieder im Fremden und vermeintlich Ursprünglichen gesucht, bis sie sich abgenutzt hat und die Spirale sich weiterdreht. Und dann stellt man fest, dass hinter dem Ursprünglichen etwas noch Ursprünglicheres steht, das ist wie mit den Matrjoschka-Puppen oder den Schalen der Zwiebeln. Am Ende bleibt nichts mehr übrig – und dann sucht man sich was ganz besonders Un-Authentisches und ist camp. Der Begriff des Hipsters hat sich inzwischen ja fast schon erledigt. Hip ist das neue square.
ich ziehe den verweis auf cultural appropriation und vor allem das hipster-bashing zurück. dafür sind mir diese themen zu wichtig.
Ach, Hipster-Bashing ist schon okay. Ich bin ja auch so ein alternder Sack, der glaubt sich auf dem Flohmarkt mit alten Vinyl seine jugendliche Frische wieder zurückkaufen zu können. Mehr oder weniger erfolgreich.
Meine Kenntnisse über cultural appropriation sind ziemlich oberflächlich und meine Äußerungen dazu wurden hier nur durch ein paar Bemerkungen getriggert. Das ist nicht fundiert, ist schon klar. An ganz anderer Stelle hatte ich vor kurzem ein Gespräch über die Übernahme von – ich sag mal – Formen mit traditionellem kulturellem Inhalt und deren rein kommerzieller Verwertung – bis die Inhalte nicht mehr wahrgenommen werden und die Kultur dahinter auf den unmittelbaren Marktwert reduziert und trivialisiert ist. Das funktioniert ja sogar innerhalb von Kulturkreisen. Aber ist schon gut, war vorlaut von mir.
vorgarten
friedrichTreffen sich eine Türkin, ein Grieche, eine Italienerin und ein Deutscher morgens im Büro in der Teeküche. Fragt der Deutsche: „Wie wird Kaffee eigentlich richtig zubereitet?“
das hast du wirklich gefragt?
Voll! Zwar nicht so direkt, aber im Kern schon. Die Arbeitsleistung sackte daraufhin wg. angeregter Gespräche für eine Weile in den Keller und am Ende konnten wir nur feststellen, dass Kaffee ja ursprünglich aus Arabien stammt. Eine*n Araber*in haben wir aber nicht im Büro. Der/die hätte uns dann mal so richtig was erzählen können!
Ich arbeite an der Perfektionierung der dummen Frage. Du glaubst nicht, was man damit für Diskussionen auslösen kann! Und meistens bin ich danach ein kleines bisschen klüger.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)vorgartenfriedrich erinnert sich falsch (oder nur halb), wir waren beide beim sao-paulo-underground-konzert im haus der kulturen der welt 2009, anschließend trat noch louis moholo-moholo mit band auf. ich finde die beiden brasilianer mit ihren kleingitarren und den analogen synths schon sehr toll, auch das schlagzeug ist vielmehr sexy-brasilien als chad taylors chicagoer komplexgerumpel, und im tollsten fall bauen die so ekstatische schichten übereinander, dass man nur noch eirigiertes material hört.
Um von unhaltbaren wilden Spekulationen und Assoziationsketten auf Fakten zurückzukommen: @vorgarten hat Recht. Wir sahen und hörten zusammen Sao-Paulo-Underground im HDKDW. Habe ich etwas unscharf aber durchaus positiv in Erinnerung.
Den Begriff „erigiertes Material“ merke ich mir.
@alle: Das Can-Remix-Album, taugt das was?
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)friedrichDen Begriff „erigiertes Material“ merke ich mir.
ist aber eigentlich „eirigiert“.
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