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@vorgarten: Ich habe in den 70ern noch die Nachwehen, der „exotischen Spiritualismus-Welle“ mit ansehen und -hören können, ohne persönlich daran beteiligt zu sein. In den Zimmern von Gymnasiasten und Studenten wimmelte es neben Yucca-Palmen, Räucherstäbchen und Batik-Tüchern von Symbolen des Großen Mantras, Romanen von Carlos Castaneda und Platten des britischen Blues-Gitarristen John McLaughlin, der mit indischen Musikern spielte. In den Fußgängerzonen sangen die Hare Krishnas und der Alptraum vieler Eltern war, dass die Tochter des Hauses zu „den Bagwahns“ überlief. Der Lebenstraum einer halben Generation war, mit dem VW-Bus nach Indien zu fahren.
Wie ernst man das nehmen durfte, lasse ich mal dahingestellt und vor allem mache ich hier keine Aussage über die Coltranes et al. Bzw.: Ich nehme Alice Coltrane absolut ab, dass das ihr heiliger Ernst ist/war. Ich stelle nur fest, was für Konnotationen „diese Musik“ haben kann und wie die Konnotationen sich offenbar über die Zeit ändern bzw. von einem wechselnden Publikum unterschiedlich wahrgenommen wird.
Heute sah ich beim Spaziergang eine hochschwangere Frau mit einem The Doors-T-Shirt. Ich dachte: The Doors und Familiengründung: Interessantes Experiment!
Ach, und die gute alte Geschichte des Kulturklaus von Weiß bei Schwarz! Ich habe White Tears nicht gelesen und die Rezension changiert ein wenig zwischen Ironie und Ernsthaftigkeit, insofern ist es schwer, darüber was zu sagen. Sollte man sich nicht von dem Glauben an Authentizität verabschieden? Die wird immer wieder im Fremden und vermeintlich Ursprünglichen gesucht, bis sie sich abgenutzt hat und die Spirale sich weiterdreht. Und dann stellt man fest, dass hinter dem Ursprünglichen etwas noch Ursprünglicheres steht, das ist wie mit den Matrjoschka-Puppen oder den Schalen der Zwiebeln. Am Ende bleibt nichts mehr übrig – und dann sucht man sich was ganz besonders Un-Authentisches und ist camp. Der Begriff des Hipsters hat sich inzwischen ja fast schon erledigt. Hip ist das neue square.
Ich hatte letztens in ähnlichem Zusammenhang die Geschichte von Mississippi John Hurt erwähnt.
Mit einer kleinen Alltagsbeobachtung möchte ich ja gar nicht erst anfangen: Treffen sich eine Türkin, ein Grieche, eine Italienerin und ein Deutscher morgens im Büro in der Teeküche. Fragt der Deutsche: „Wie wird Kaffee eigentlich richtig zubereitet?“
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)