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vielen dank für die auflösung und diesen bft, @wahr! ich mochte sehr, dass es um annäherungen an den jazz von vielen unterschiedlichen seiten ging, auch dass viel aktuelles dabei war.
wahr
1.
interessant, wie die sitzen. bzw. wie sich evans hier an das genialische bassistenkind anschmiegt – und kein wunder, dass er nach dessen tod (nur 2 wochen später?) erstmal ins leere fiel. natürlich furchtbar traurig sowas. gerade evans war wahrscheinlich jemand, der seine engsten menschlichen beziehungen in seinen bands ausgelebt hat.
wahr2. Tony Malaby / William Parker / Nasheet Waits – Buried Head
das war ein ziemlicher downer für mich, obwohl ich auch hier das eigene ding gelobt hatte, dass bassist und drummer miteinander machen. habe mir das ganze album nochmal angehört und mag es tatsächlich viel weniger als früher. abgesehen vom closer, den ich nach wie vor unglaublich (aber ungleich energetischer) finde – und den ich in meinem allerersten bft präsentiert habe.
wahr3.
@friedrich fragt, warum sowas heute so populär ist. weil sich jede zeit einen neues reim auf das bestehende macht? und außerdem muss man hier ja genauer hinschauen – den utopischen spiritualismus des coltrane-ehepaars (von beiden sind ja gleichviel kompositionen hier neu eingespielt), mit „indien“ verknüpft, hier von indoamerikanischen musikern aus brooklyn re-appropriiert. mit den ganzen filtern und vermischungen, reisen, studien, vedantic center – und ausgerechnet der sohn mit dem namen ravi spielt hier nicht mit. dafür aber brandee younger, the nearest thing to alice, von flying lotus bis (eben) ravi coltrane, was auch schräg sein muss, wenn man seine eigene mutter mit einer jungen musikerin neuaufstellt.
wahr4.
das geht mir auf perverse weise nicht mehr aus dem ohr. der bass/drums-groove zwischendrin ist wirklich toll (etwas weniger als der in #8), das gitarrensolo auch. ich glaube, ich höre da mal ein bisschen weiter.
wahr5.
danke (auch für dieses tolle foto – es gibt so unglaublich viele tolle fotografische selbstinszenierungen von veloso, ohne dass man ihm das als eitelkeit auslegt, es sind ja immer androgyne verunsicherungen der machokultur, wie ja auch seine dada-texte aus der phase einen bedeutungszusammenbruch der militärdiktaturrhetorik herbeiführen wollten – aus ohnmächtiger perspektive).
noch verrückter als die CAETANO VELOSO ist ja ARACA AZUL, kennst du die auch? das ist dann eigentlich schon konkrete poesie, ohne beat-schnickschnack. und beat-schnickschnack at his finest ist dann TRANSA. das cover von ARACA ist auch ein selbstinszenierungs-shirtless-dandy-highlight:
wahr 6.
schön. wo findest du sowas? das album gerade mal quergehört – rodrigo tavares gefällt mir als gitarrist sehr gut – ist ein bisschen an der grenze zum geschmäcklerischen, aber hat was.
wahr 7.
danke auch hierfür. der rest des albums ist mir zu sehr gemischtwaren, aber man sollte die dame wohl unbedingt auf dem schirm behalten.
wahr 8.
wie ich schon sagte: beste halbe minute der deutschen musikgeschichte. aber ist das nicht eigentlich eher hieraus (1981):
und hier der großmeister-remix. bitte urteilen sie selbst:
(von der schönen can-remix-compilation aus den 90ern[?]. da ist auf jeden fall noch ein toller carl-craig-remix von „future days“ drauf).
wahr 9.
hier wundert es mich, dass das nicht aus den frühen nullern, sondern aktuell ist. ich find’s nett, aber einen pressetext mit den aufhängern space und future kann man daraus nicht basteln, es gibt hier nur ein elektrisch verstärktes sax und einen stumpfbeat.
wahr 10.
danke auch hierfür, weil ich jetzt weiß, dass ich dem shabaka-hype auf keinen fall hinterherlaufen sollte. sein tenorsaxspiel löst in mir große allergien aus, was mit ton, phrasierung, haltung und emotionalität zu tun hat, also ziemlich das gesamtpaket betrifft.
wahr 11.
susana santos silva also. kann ich wenig sagen außer ihre virtuosität hervorheben. das ist für mich nicht der real deal, sondern ein muckerspaß. aber in alle richtungen voller potenzial.
wahr 12.
ja, toll. habe mir kurz danach schon die DAY AND NIGHT besorgt, weil die insgesamt so lo-fi wirkte wie dieses eine stück aus einer viel mehr lärmenden platte hier. gefällt mir auch gut, auch wenn ich dort finde, dass die sängerin doch zu wenig macht (flüstern und verhuscht aufsagen, ist auf dauer dann nur bedingt reizvoll), musikalisch ist das aber eine große entdeckung und wird bei mir auch weiterverfolgt (dafür läuft DAY AN NIGHT auch gerade zu oft bei mir).
wahr 13.
@friedrich erinnert sich falsch (oder nur halb), wir waren beide beim sao-paulo-underground-konzert im haus der kulturen der welt 2009, anschließend trat noch louis moholo-moholo mit band auf. ich finde die beiden brasilianer mit ihren kleingitarren und den analogen synths schon sehr toll, auch das schlagzeug ist vielmehr sexy-brasilien als chad taylors chicagoer komplexgerumpel, und im tollsten fall bauen die so ekstatische schichten übereinander, dass man nur noch eirigiertes material hört. sanders steht dafür natürlich kaum aus dem sessel auf. hier das (viel produziertere) original:
wahr 14.
interessant – aber wie hört man sowas? cratedigger heaven, hipstermusik der archäolgisch freigelegten authentizität, spurbereinigt, spezialistenberauscht? (habt ihr alle schon WHITE TEARS gelesen?) aber das ist sicher ungerecht.
wahr 15.
erkannt, puh. interessant auch, dass ich cyrille durch sein spiel identifizieren konnte. man kann taylor nicht in großen mengen hören, weil es in jedem detail schon so unglaublich ist. das album kenne ich allerdings gar nicht.
ich finde ja einmal mehr: bfts sind super.
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