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gypsy-tail-windich finde die frühen Sachen vom Mahavishnu Orchestra (Alben 1 & 2 plus die Live-Aufnahmen der Originalbesetzung) auf jeden Fall immer noch hörenswert und vom Klangbild her eigen und ja, schon immer noch recht frisch … auch wenn die Virtuosität manchmal etwas ermüdet.
friedrichWenn einer mal das Gaspedal durchtritt, ist das spannend. Wenn alle das Gaspedal immer durchtreten, ist es aber nicht mehr spannend.
wir widerprechen uns nicht. hörenswert ist das auf jeden fall, und die sounds, die die musiker miteinander erzeugen, sind eigen. und sie treten auch nicht immer alle aufs gaspedal (neben „i know i know“ gibt es ja noch „dawn“ und den akustischen lotus-song) – aber eben schon sehr gerne! ich finde das ein ambivalentes erlebnis, darin liegt vieles, was toll und was schrecklich war an der musik dieser zeit.
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wir widerprechen uns nicht. […] ich finde das ein ambivalentes erlebnis, darin liegt vieles, was toll und was schrecklich war an der musik dieser zeit.Tun wir nicht, nein – auch mit dem zweiten Satz, den ich zitiere, bin ich völlig einverstanden.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-wind
vorgarten
wir widerprechen uns nicht. […] ich finde das ein ambivalentes erlebnis, darin liegt vieles, was toll und was schrecklich war an der musik dieser zeit.Tun wir nicht, nein – auch mit dem zweiten Satz, den ich zitiere, bin ich völlig einverstanden.
Ja, so ist das wohl. Und klar, die Faszination dieses sonischen Rausches einerseits und die Übersättigung dadurch andererseits liegen nah beieinander.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)74
SOMETHING ELSE!!!!
coleman, cherry, norris, payne, higgins, koenig, du nann (10.2./ 22.3./ 24.3.1958)colemans debüt in dieser liste ist eigentlich die wertschätzung eines versprechens. von der form her, die seine musik hier angenommen hat, ist das eine off-bebop-konzeption, die einen ratlosen pianisten und einen nicht minder ratlosen bassisten nach geeigneten harmonien suchen lässt. wenn die akkordfolgen klassisch sind (bebop oder blues), fällt walter norris gar nicht wenig ein – trotzdem scheint es überhaupt nichts mit dem zu tun zu haben, was die so sorglos aufeinander eingestellten bläser aus den formeln machen. und wenn sie ganz außerhalb dieser formeln einsteigen, ist alles falsch, sobald das klavier einsetzt. retrospektiv noch bitterer, weil die stücke („invisible“, „the blessing“, „when will the blues leave?“, „the sphinx“) danach die runde machen werden, und nicht wenige pianist*innen können sich später mühelos einen reim auf ihre rolle machen. ich würde nicht so weit gehen wie ethan iverson, der die aufnahmen quasi als unfall beschreibt, aber ich käme nie auf die idee, dieses album zu den größten der jazzgeschichte zu zählen. es ist ein stolpernder vorbote der zukunft.
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Der zweite (?) „Betriebsunfall“ bei der Schwarmintelligenz
Schon seltsam, gerade bei Leuten, die so viele tolle Alben gemacht haben.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaJa, da fällt einem wenig ein. Ich glaube, jedem fallen auf Anhieb 10 Alben von Ornette ein, die besser sind.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.vielleicht gibt es ja hier einen verteidiger dieses albums? ich habe ja durchaus einen soft spot für das zweite contemporary-album, aber hätte auch das niemals bei dieser aufgabenstellung ins spiel gebracht. dann eher die atlantic-resterampe THE ART OF THE IMPROVISORS, über die ich coleman wirklich lieben gelernt habe, auch ORNETTE ON TENOR fänd ich einen kandidaten, wenn man sich schon die eher obskureren veröffentlichungen anschaut.
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Ich find es für Walter Norris sehr viel bitterer, der hat auch viele bessere Momente auf Platte, und die kennt keiner… Historisch ist Something Else natürlich trotzdem sehr wichtig, und ich hör den Clash auch ganz gerne
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.Die Gegensätze höre ich gar nicht so sehr als Clash oder Unfall. Drive (Billy Higgins!) ist genug vorhanden, es swingt, teilweise musste ich an die Adderleys denken (etwas später ab 1960-62) und etwas an die „Freedom Suite“ von Sonny Rollins. Don Cherry hatte auch irgendwas bei Roy Eldridge (den Roy Eldridge auf Verve meine ich mehr) aufgeschnappt, der Sound könnte es sein, ein paar Ideen vielleicht auch. Roy war self-taught mehr oder weniger und außerdem noch Drummer. Ich hörte ebenfalls den Einfluss auf Dollar Brand/Abdullah Ibrahim, obwohl ich nur gestreamt habe. Den etwas späteren Ornette kenne ich auch nicht gut genug, und Ibrahim wird die Kompositionen von Ornette schon verstanden haben (obwohl ich nicht weiß, wann er mit der Musik in Kontakt kam).
„…one of these flugelhorns and also a little baby cornet I have – used to play one of them things years ago, back in the 20s.
Yes, something like the one Don Cherry plays now with Ornette Coleman. Yes, I heard that group, and I know one thing – they’re the bravest people I ever seen! I went three nights in a row, sober at that, and never got the message. You have to hear them in person and then you really can’t understand it. I went with some young, modern musicians, took Paul Chambers with me. “You explain to me what’s happening”, I said. But he said “Man, I don’t understand it either.” – Roy Eldridge
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Mit Unfall meinte ich natürlich das, was hier im Auswahlverfahren geschah, nicht die Musik auf dem Album. Und ja, für Norris ist es unerfreulich, dass die meisten ihn nur wegen dieses Auftritts kennen dürften.
Was Cherry und seine „alten“ Einflüsse angeht, einer von denen war ja Jabbo Smith. Ich hab da eine kleine Konzertkritik von 1987 gefunden, in der dessen Name im Zusammenhang mit „Art Deco“ fällt (New York Times):
Jazz: Don Cherry
By Robert Palmer
Sept. 3, 1987DON CHERRY’S musical life has been rich in variety and adventure, often played out in exotic locales. He has learned from encounters with remarkable men, including Ornette Coleman, the Indian vocalist Pandit Pran Naph, the South African pianist Abdullah Ibrahim and the West African, Moroccan and American Indian musicians who taught him indigenous instruments and tribal lore. He has been a key member of several significant bands – the original Ornette Coleman Quartet, Old and New Dreams, the multicultural trio Codona. One thing Mr. Cherry hasn’t got around to yet is leading a regular, working combo of his own.
The quartet Mr. Cherry is introducing this week at the Village Vanguard is already forging a distinctive group sound. Carlos Ward, who is playing alto saxophone and contributing a number of sturdily hypnotic compositions, thinks on his horn the way Mr. Cherry does. He breaks his songlike lines the way the voice breaks, with exclamations and asides, rather than depending on the fundamentally instrumental syntax of arpeggios and scalar figures. Ed Blackwell’s drumming seems to sing, too, while keeping up an agile rhythmic commentary on the music’s direction and pulse. Cameron Brown plays bass with confident authority, nailing down the robust ostinatos that anchor much of the group’s music.
Vivid glimpses of some of the musicians who have crossed Mr. Cherry’s path and shaped his personality slipped in and out of the music’s mercurial flow on Tuesday. Soloing on Mr. Coleman’s recent composition “Mothers of the Veil,“ Mr. Cherry found himself detouring through Thelonious Monk’s “In Walked Bud,“ a theme Mr. Ward picked up and developed in the saxophone solo that followed. Mr. Cherry’s “Art Deco“ was an elegant 1930’s soft-shoe routine, summoning the spirit of Jabbo Smith and Billie Holiday.
A version of this article appears in print on Sept. 3, 1987, Section C, Page 17 of the National edition with the headline: Jazz: Don Cherry.
Und einen Klick weiter einen Mitschnitt, anscheinend aus demselben Jahr aber mit anderer Band – Jim Pepper, Kirk Lightsey, Bob Stewart, Ed Blackwell … und Jabbo Smith, der so spät in seinem Leben allerdings leider nur noch singt. Darunter ist in der Beschreibung ein weiterer NYTimes-Artikel vom Februar 1987 zu finden:
Was ich eigentlich sagen will: ich vermute eher, Cherry und Eldridge hatten am Ende gemeinsame Vorbilder.
Und noch was dazu, vom Kornettisten Graham Haynes:
Graham Haynes: I met Don in the late 80s or early 90s. The first time I met him was when he was playing at the Village Vanguard. He had a band with Jim Pepper on saxophone, Ed Blackwell on drums, maybe Mark Helias on bass, I don’t remember. I remember his son, David, was playing keyboards and [trumpeter] Jabbo Smith and Don. I think that was the first time I saw him, and I did talk to him a little bit that night.
http://archive.soundamerican.org/sa_archive/sa14/sa14-the-interviews.html
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaWo beschrieb Iverson denn die Aufnahmen („quasi“) als Unfall? Das hier u.a. konnte ich finden:
Without a piano, Ornette’s concept immediately sounds less “wrong,” so Tomorrow is the Question is a better record than Something Else. It helps that Ornette and Don are more confident by this time as well.
Und das wundert ja irgendwie nicht, denn Tomorrow war dann ja schon das dritte Album. „Way Out West“ von Sonny Rollins (mit Ray Brown und Shelly Manne) entstand ja sogar schon 1957. Mit dem Piano von Norris habe ich allerdings keine Schwierigkeiten, Sonny Clark mit Ornette/Cherry hätte vielleicht ganz ähnlich geklungen (s. BN Jackie McLean, Sonny Clark, Billy Higgins oder „Leapin‘ And Lopin“).
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thelonicaWo beschrieb Iverson denn die Aufnahmen („quasi“) als Unfall?
ich habe paraphrasiert, tatsächlich spricht iverson von „ästhetischen fehlentscheidungen“ und dramatisiert in diesem zitat am ende, wie norris‘ comping coleman habe als dilettant aussehen lassen:
Certainly, The Shape of Jazz to Come ensemble was the band that blew the mind of every serious New York musician, not the Contemporary records. This must be the only time in jazz history when so many major artists reassessed their music based on a recent arrival: Sonny Rollins, John Coltrane, Charles Mingus, and Miles Davis were all directly influenced by the Five Spot band. If Ornette had been there with Walter Norris and Don Payne, do you think that Rollins, Coltrane, Mingus, and Davis would have kept going down to see the latest thing?
Norris and Payne are certainly good enough conventional jazz musicians. Something Else is mostly a collection of conventional forms, and when Ornette isn’t playing, Norris and Payne sound fine. “The Disguise,” “Alpha,” and “When Will the Blues Leave” are blues, “Chippie,” “Angel Voice,” and “The Sphinx,” are more or less rhythm changes, “Jayne” is “Out of Nowhere” in the solos, and “The Blessing” and “Invisible” have new but non-challenging boppish chord progressions.
Ornette is quoted in the liner notes:
„I always write the melody line first because several different chords can fit the same melody line. In fact, I would prefer it if musicians would play my tunes with different changes as they take a new chorus so that there’d be all the more variety in the performance. On this recording, the changes finally decided on for the tunes are a combination of some I suggested and some the musicians suggested.“
I suspect that Norris came up with most of the chord changes on Something Else, changes that more or less fit the brilliant, instantly memorable and idiosyncratic Coleman lines. Does Ornette improvise on those Norris chords on Something Else? To my ears, he is just floating over the conservative Norris harmony without accepting those changes as true. “Jayne” has gone down in history as the tune Ornette wrote on “Out of Nowhere,” but it’s a simple fact that the melody of “Jayne” is not on the changes of “Nowhere.” The first 8 bars of “Jayne” never leave G major, whereas “Nowhere” is distinguished by a big out-of-key II/V in bar 3
However, Norris and Payne do use the changes of “Nowhere” for solos, which is an aesthetic error. If I were a working jazz musician when this record came out and heard Ornette’s solo on those familiar changes, I would say, “This guy cannot find his ass using both hands even if there was a hot brick in his back pocket.”
da ist zumindest fragwürdig, dass die contemporary-alben keinen eindruck auf coltrane etc. gemacht hätten, der ja in seinen aufnahmen mit cherry hauptsächlich colemans material von da verwendet hat.
iverson erwähnt steve kuhn und natürlich paul bley als bessere pianistische begleiter. das alles steht alles im gleichen text, den du verlinkt hattest.
es gibt noch das fast 3-stündige interview mit norris von phil schaap aus den 80ern, in dem norris ziemlich schmallippig, aber für mich einleuchtend erzählt, was auf den aufnahmen passierte. er sei damals sehr gut beschäftigt gewesen (ganz anders als ornette), habe wenig zeit gehabt, ornette habe ihn nach einer jam-session angerufen, mit ihm aufzunehmen, dann hätten sie sehr lange geprobt und ornette habe dann bei den aufnahmen was ganz anderes gespielt. es scheint so, als hätte coleman einen überraschungseffekt erzeugen wollen, um sich selbst und sein material herauszufordern. die geschichte lässt retrospektiv den pianisten dabei blöd aussehen. aber das ist wahrscheinlich alles sehr zugespitzt. ich kann das alles allerdings wirklich nicht mit großer freude anhören.
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Wobei diese Stelle…
„If I were a working jazz musician when this record came out and heard Ornette’s solo on those familiar changes, I would say, “This guy cannot find his ass using both hands even if there was a hot brick in his back pocket.” – Iverson
mehr oder weniger ausgedacht ist. Iverson hatte sich doch schon vor über 30 Jahren mit Eric Dolphy beschäftigt, war jedoch Ende der 50er kein Musiker, all seine späteren Erkenntnisse und Analysen als junger Mann spielen da natürlich mit rein.
Während Roy Eldridge dreimal hintereinander ins Five Spot ging, um Ornette und Don Cherry zu hören (Newport Rebels ist ja eine LP mit Eric Dolphy, Roy Eldridge, Jo Jones, Mingus etc. und Ornette Coleman sogar auf dem Cover!) Allerdings wurden keine Coleman Stücke für „Newport Rebels“ aufgenommen und überhaupt irgendein Bezug zum ersten Album ist natürlich nicht gut dokumentiert.
„…but this stuff Ornette Coleman plays there ain’t even nothing like that to it. ’Course, everybody back home is afraid to say anything about it, because it’s new and it might be good y’know. After all, there’s all kinds of music, Dixieland, modern and all that, and there’s got to be something new sometime.“ – Roy Eldridge
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RIP, RIG AND PANIC
kirk, byard, davis, jones, tracy, van gelder (13.1.1965)mit diesen vorgaben hätten pianisten wie walter norris wohl weniger schwerigkeiten gehabt, aber darum geht es nicht, und hier ist es ja auch schon 1965, und alle beteiligten hatten schon einige musikalische trips hinter sich, und keine übung in ratlosigkeit. wenn kirk in einem solo von elvin jones plötzlich eine sirene einschaltet, muss ich fast lachen, obwohl das natürlich kein abgrenzender kommentar zu coltrane ist. aber trotzdem aus einer anderen welt: kein spritual jazz hier, eher konkrete musik, und dass auch nicht auf 40 minuten pro stück, sondern auf 4. keine vertiefung, keine sehnsucht, alles hineinzupacken, was einem dazu einfällt, oder was einem der moment eingibt. sounds werden reaktiviert, es können welchen von bechet oder clifford brown sein, ein beim spielen mal umgefallenes wasserglas, straßen- oder naturgeräusche. aus dem moment geht der blick gleichzeitig nach hinten und nach vorne und der atem in mehrere instrumente (auch das: aus sound-gründen, nicht als zirkustrick). ein manierismus der form, barock überbordend, aber entschieden und knapp gesetzt. allen vieren fällt etwas dazu ein. z.b. byard: recht und linke hand so emanzipieren, wie kirk seine gleichzeitig gespielten blasinstrumente. auch dem toningenieur, der eine art multiperspektivischen klangraum baut. das wäre alles schon als idee umwerfend, aber es hat ja auch noch drive, swingt wie hölle und klingt fantastisch. nach 35 minuten dieses perfekt durchstrukturierten albums ist man frisch und aktiviert, kein bisschen verwirrt. ein entertainment der form.
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WALTZ FOR DEBBY
evans, la faro, motian, keepnews, jones (25.6.1961)auch das ein perfektes album, wie es sich aus dem mittagsschlaf schält, ein bisschen tanzt und die muskeln dehnt, dann einen kleinen umweg nimmt, dann endlich wach ist und auch mal holz auf ridebecken zu hören sind, die vorarbeit zu KIND OF BLUE reappropriert wird („some other time“), bevor das gebaute set mit „milestones“ ausfedert und in die vorgestellte pause geht. ein schöner kleiner new-york-spaziergang, während die musik läuft, unterhalten sich einige, manche sind erkältet im juni, niesen und husten, oder sie sind allergisch, weil ein bisschen staub aufgewirbelt wird. am ende lacht einer, weil la faro nicht aufhören kann zu spielen.
und dann hörte er auf zu spielen. de facto sieht ihn bill evans an diesem aufnahmetag im village vanguard zum letzten mal. die herausbringung der beiden alben aus dem vanguard waren trauerarbeit, während so einige instrumente in new york für einige zeit nicht mehr angefasst wurden (das von evans z.b., aber auch das des gleichaltrigen kollegen charlie haden). nicht nur deswegen kann man nicht anders, als auf den bassisten zu hören. mit dem an klarinetten und saxofonen geschulten ohren spielt er melodiefragmente zum klavier dazu, wechselt aber immer jäh wieder in die bass-grundierung, betont sie aber nicht selten da, wo man sie eigentlich nicht erwartet. bill evans ist aus unzähligen trio-aufnahmen vertrauter, aber mir immer wieder ein rätsel: die pausen, das beschleunigte zurückfinden, wie um was einzuholen, was ihm beinahe enteilt wäre, die attacke, abgelöst vom stillen nachdenken. und dann überhört man fast den idiosynkratischen swing des drummers, der das alles, was er hier macht, später noch weiterentwickeln wird. heute höre ich überdeutlich, was z.b. gary peacock von la faro gelernt hat, aber auch richard davis vorhin. mal schauen, welche zusammenhänge sich beim anderen album mit dem material vom gleichen tag ergeben, das ja auch noch kommt.
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