Antwort auf: 100 beste Jazzalben des Rolling Stone, kommentiert

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vorgarten

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SOMETHING ELSE!!!!
coleman, cherry, norris, payne, higgins, koenig, du nann (10.2./ 22.3./ 24.3.1958)

colemans debüt in dieser liste ist eigentlich die wertschätzung eines versprechens. von der form her, die seine musik hier angenommen hat, ist das eine off-bebop-konzeption, die einen ratlosen pianisten und einen nicht minder ratlosen bassisten nach geeigneten harmonien suchen lässt. wenn die akkordfolgen klassisch sind (bebop oder blues), fällt walter norris gar nicht wenig ein – trotzdem scheint es überhaupt nichts mit dem zu tun zu haben, was die so sorglos aufeinander eingestellten bläser aus den formeln machen. und wenn sie ganz außerhalb dieser formeln einsteigen, ist alles falsch, sobald das klavier einsetzt. retrospektiv noch bitterer, weil die stücke („invisible“, „the blessing“, „when will the blues leave?“, „the sphinx“) danach die runde machen werden, und nicht wenige pianist*innen können sich später mühelos einen reim auf ihre rolle machen. ich würde nicht so weit gehen wie ethan iverson, der die aufnahmen quasi als unfall beschreibt, aber ich käme nie auf die idee, dieses album zu den größten der jazzgeschichte zu zählen. es ist ein stolpernder vorbote der zukunft.

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