Spex

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  • #10621203  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

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    elmo-ziller

    hotblack-desiatoIch wüsste auch niemand der in der Schulzeit Musikzeitschriften gelesen hätte, ausser Bravo und solches Zeugs. Und Listen hat auch niemand geführt, dieses Phänomen lernte ich erst hier kennen.

    Stimmt, die hier vermisste „zentrale Instanz“ gab es schon in meinen 80ern nicht. Ich kann mich aber auch nicht erinnern, mich jemals über „Formel Eins“ unterhalten zu haben. Eine Korrelation zwischen schulischen Leistungen und Musikgeschmack ist mir auch nie aufgefallen. Was die angeblich so identitätsstiftende Wirkung der Musik auf die Grüppchenbildung am Schulhof betraf – ich würde Musik da hinter Sport und Computer/Telespiele einordnen, knapp vor Film und Literatur.

    Formel 1, MTV und Viva waren in der Schule bei uns Tagesgespräch. Mit der Grüppchenbildung liegst du richtig, wobei dies bei uns überwiegend getrennte Gruppen waren.

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    #10621207  | PERMALINK

    klausk

    Registriert seit: 17.05.2008

    Beiträge: 19,699

    elmo-ziller

    hotblack-desiatoIch wüsste auch niemand der in der Schulzeit Musikzeitschriften gelesen hätte, ausser Bravo und solches Zeugs. Und Listen hat auch niemand geführt, dieses Phänomen lernte ich erst hier kennen.

    Stimmt, die hier vermisste „zentrale Instanz“ gab es schon in meinen 80ern nicht. Ich kann mich aber auch nicht erinnern, mich jemals über „Formel Eins“ unterhalten zu haben. Eine Korrelation zwischen schulischen Leistungen und Musikgeschmack ist mir auch nie aufgefallen. Was die angeblich so identitätsstiftende Wirkung der Musik auf die Grüppchenbildung am Schulhof betraf – ich würde Musik da hinter Sport und Computer/Telespiele einordnen, knapp vor Film und Literatur.

    Ich erinnere mich schon daran, etwa Anfang der 70er, dass nach und nach bekannt wurde, welche Mitschüler, auch aus Parallelklassen, „besondere“ unpopuläre Musik hörten. Da waren z. B. diverse Krautrockbands mächtig angesagt. So hat man dann doch Verbundenheitsgefühle empfunden und ist näher zusammengerückt. Über den Musik-Express und später die Sounds haben wir uns ausgetauscht. Das gehörte dazu. Eine Beziehung zwischen Musikhören und schulischen Leistungen will ich bei mir ab der 8. Klasse etwa nicht ausschließen, ist wahrscheinlich aber eher nachrangig zu bewerten.

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    There is a green hill far away I'm going back there one fine day. I am free because I am the soul bird
    #10621217  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,242

    albertoIm nachschulischen Leben ging es mangels musikinteressiertem Umfeld nur noch um ein persönliches Musikerlebnis. Da die Konsenssuche keine Rolle mehr spielte, war das Ziel ab jetzt (introspektive) Wellness. Hier haben Musikzeitschriften dann die Funktion, Musik, die einem nicht hinterher getragen wird, aktiv zu entdecken. Vorher wollte man nicht als Schlafmütze gelten.

    Ich verstehe den „Wellness“-Begriff in diesem Zusammenhang nicht, das ist ein Begriff aus der Freizeitindustrie, den ich für die Auseinandersetzung mit Kunst als unpassend empfinde. Es ist ganz sicher so, dass viele Erwachsene vor allem funktional hören, zur Entspannung, zum Sport, solche Sachen. Das ginge für mich in die gleiche Richtung wie die Kritik an der Nutzung von „Musik als Hintergrundgeräusch“, dem keine Bedeutung zugemessen wird – was ja „der Jugend von heute“ unterstellt wird. Aber das, was Du beschreibst, ist doch der Kern einer persönlichen, tiefergehenden Beschäftigung mit Musik, die losgelöst ist von Peer Group-Phänomenen und „mitreden können“. Ich habe Musik schon immer stark wahrgenommen, solange ich denken kann, und mit etwa 12 begonnen, mich aktiv damit zu befassen, mich durch die Platten meiner Eltern „gearbeitet“ und intensiv Radio gehört, und jedes Fitzel Information aufgesogen, das ich irgendwo bekommen konnte. Bis auf eine kurze Phase Anfang der 80er, in der ich einen Schulfreund hatte, mit dem ich zumindest aktuelle Musik teilen konnte, war das für mich immer schon etwas, was ich allein „für mich“ betrieben habe. Erst durch das Internet habe ich Menschen kennengelernt, die meine Begeisterung teilen und mit denen ich mich austauschen kann, u.a. hier im Forum. Meine Bibel war in den 80ern übrigens nicht „Formel Eins“ – ich habe das natürlich auch gesehen, man hatte ja vor MTV kaum etwas anderes, aber ich mochte das Sendungsformat und die Moderatoren überhaupt nicht. Mein wöchentliches Hochamt waren die UK-Top 40 auf BFBS (für Peel war ich nicht cool genug …), ich kannte aber niemanden, der die auch regelmäßig gehört hat.

    Im Ergebnis war die Formel Eins in der Schulzeit bei uns noch fast bis zum Schluss relevant, weil jeder das, was dort lief, kennen (nicht notwendig gut finden) musste. Ich wüsste heute nicht, wer mir den Weg durch Youtube oder Streaming-Playlisten bahnen sollte, wenn ich wissen wollte, was in den verschiedenen Genres in meinem Jahrgang im jeweiligen Grüppchen gerade angesagt ist und was ein Kandidat für Konsensmusik ist. Eine Zentralinstanz, die das leistet, fehlt.

    Ich habe schlechte Nachrichten für Dich, nimm es bitte mit Fassung: Du weißt nicht, wie Du Dich informieren solltest, weil Dir schlicht die entsprechende Medienkompetenz fehlt. Das ist Dein Problem, nicht das der heute 14-jährigen, die natürlich wissen, wie man sich „auf dem Laufenden“ hält … Über die Vorstellung, das es mal eine Zeit gab, in der man sich zu einer bestimmten Uhrzeit vor den Fernseher setzen musste, um 45 Minuten lang fest vorgegebene Musikclips zu sehen, davon viele nur kurz angespielt im Countdown, kann ein heute 14-jähriger doch nur so den Kopf schütteln, wie wir bei Erzählungen aus einer Zeit, in der es nur einen Fernsehsender gab. Möchte irgendwer im Netflixzeitalter wirklich zurück ins Peter Frankenfeld-Land? Ich habe die Musik der Achtziger geliebt und tue es bis heute, aber ich hätte damals so gerne die Möglichkeiten gehabt, mich zu informieren, die ich heute habe, Nostalgie empfinde ich überhaupt nicht für diese Zeit.

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    #10621229  | PERMALINK

    klausk

    Registriert seit: 17.05.2008

    Beiträge: 19,699

    herr-rossi Eine Zentralinstanz, die das leistet, fehlt … Über die Vorstellung, das es mal eine Zeit gab, in der man sich zu einer bestimmten Uhrzeit vor den Fernseher setzen musste, um 45 Minuten lang fest vorgegebene Musikclips zu sehen, davon viele nur kurz angespielt im Countdown, kann ein heute 14-jähriger doch nur so den Kopf schütteln, wie wir bei Erzählungen aus einer Zeit, in der es nur einen Fernsehsender gab. Möchte irgendwer im Netflixzeitalter wirklich zurück ins Peter Frankenfeld-Land? … Nostalgie empfinde ich überhaupt nicht für diese Zeit.

    Ganz kurz mal: Ich bin in den zwei vorherigen Dekaden mit Musik aufgewachsen. Nach wie vor ist der Beat-Club für mich unerreicht. Da war es einfach für mich Pflicht, mich vor den Fernseher zu setzen. Netflix interessiert mich nicht die Bohne, aber über jede Wiederholung einer Beat-Club-Folge freue ich mich. Ja, und dann kommen bei mir auch Nostalgiegefühle auf, die aber nur was mit der Musik aus dieser Zeit und mir persönlich zu tun haben, und das ist gut so.

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    There is a green hill far away I'm going back there one fine day. I am free because I am the soul bird
    #10621231  | PERMALINK

    mikko
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    Moderator / Juontaja

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    Beiträge: 34,399

    Auch wenn natürlich in den 60ern die aktuelle Pop Musik, und da vor allem die englischsprachige, die man auch über leicht zugängliche Quellen mitbekam, durchaus identitätsstiftenden Charakter hatte, so war doch der Musik Nerd, so wie ich einer war ab der 7. Klasse, eher die Ausnahme. Zumindest in der Schule fand ich in meiner Klasse und in meinem Jahrgang nur sehr wenige Gleichgesinnte. Der Austausch über Musik und von Musik (in Form von Platten und Tonbandaufnahmen) fand dann auch eher in anderen Gruppen außerhalb der Schule statt. Die Informationsquellen waren für mich bis zum Alter von 14-15 Jahren ausschließlich bestimmte Radiosendungen und der Beat-Club im TV, sowie Zeitschriften wie Bravo und OK. Reine Musikzeitschriften lernte ich frühestens 1969 mit 16 Jahren kennen. Und der Austausch über aktuelle Musik fand ab da dann auch nur noch außerhalb der Schule in anderen Gruppen Zusammenhängen statt, zu denen zum Teil auch Jugendliche aus meiner Schule (nicht aus meiner Klasse) gehörten. In der Schule blieb ich mit meinem intensiven Interesse an Pop und dann Rock Musik eher belächelter Nerd, der dennoch gerne als DJ auf Klassenparties in Anspruch genommen wurde, und von dem man sich gelegentlich auch fachmännische Auskunft holte, wenn es galt, eine Schallplatte etwa als Geschenk für XY zu erwerben.

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    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    #10621233  | PERMALINK

    hotblack-desiato

    Registriert seit: 11.11.2008

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    Also Formel Eins musste man schon gesehen haben. Aber nicht wegen der „musikalischen Weiterbildung“, sondern wegen der Videos. Die Musik kannte man meistens aus dem Radio. Und ein Hochamt war Formel Eins sicher nicht, 60% war Schrott und dessen war man sich auch bewusst.

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    ~ Mut ist, zu wissen, dass es weh tun kann und es trotzdem zu tun. Dummheit ist dasselbe. Und deswegen ist das Leben so schwer. ~
    #10621235  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

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    hotblack-desiatoAlso Formel Eins musste man schon gesehen haben. Aber nicht wegen der „musikalischen Weiterbildung“, sondern wegen der Videos. Die Musik kannte man meistens aus dem Radio.

    Als Formel Eins startete war ich bereits selbst Vater zweier Kinder (die da allerdings noch sehr klein waren). Schon aus zeitlichen Gründen habe ich Formel Eins nur selten gesehen. Und mit der aufkommenden Video Kultur habe ich nie sehr viel anfangen können. Möglicherweise ist mir da was entgangen, aber Musik war für mich immer in erster Linie zum Hören, nicht zum Sehen.

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    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    #10621239  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
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    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,242

    stormy-mondayNö. Is so. Kein Freddie und Axl und Udo, nicht mal so ein Hype- Mädchen wie Madonna weit und breit. Von Giganten wie Elvis oder Dylan oder Bessie Smith oder Hank Williams weit entfernt. Von Robert Johnson sowieso. Da hält kein Pumuckl Ed mit in diesen Tagen…
    Die Säulein, die Rossi durch die Sixties getrieben sieht, sind überwältigend in der Anzahl und in den meisten Fällen ehrlicher, gehaltvoller, beeinflussender und echter als jedes Gaga-Experiment derzeit. Die Fifties bis in die Nineties waren voll von grossartiger Musik, für die Nachgeborenen lass ich sogar noch die Nuller gelten. Aber zeig mir einen, der so was Originäres drauf hat wie Michael Jackson mit seinen Moves. Klar, da kannste wie herzallerliebst Detlev. D. Soest vor Dekaden Deine Tanzschule aufmachen, schlechte Moonwalks daher spasten oder die Scheisse hundertfach in LA kopieren. Nicht mal das Getanze wird besser als das von James Brown 1956.

    Was soll man dazu sagen? Du urteilst über etwas, von dem Du offenkundig nur die äußerste Oberfläche kennst. Ed Sheeran, Detlef D. Soost, wenn Dir die Namen als erstes einfallen, dann bist Du wirklich raus aus dem Spiel. Diesen Soost habe ich noch nicht mal je als Künstler wahrgenommen, der rangiert bei mir auf einer Interessantheitsebene mit Fussballspielern (also unterhalb der Messbarkeit) … Ich werde Dir jetzt aber ganz bestimmt keine Gegenbeispiele andienen, hat überhaupt keinen Sinn. Wer keine Leidenschaft mehr einbringt, der wird auch nichts Begeisterndes mehr entdecken, so einfach ist das. Es ist ja nicht nur die Kunst, die etwas mit uns macht, sondern auch wir machen etwas mit der Kunst: Man kann Dylan in seiner Jugend als Stimme des Aufbruchs und der Veränderung hören und im Alter als Sedativ und Trost. Die Musik ist die gleiche, die Haltung und Erwartung eine komplett andere.

    Stimmt wirklich, Rossi, früher war alles besser. Keine Ironie, kein Spott, keine Entschuldigung.* Du hast mir mal bei Augusts Forumstreffen (?) ne Ronettes -7″ verkauft. „Baby, I Love You“. All time Doo-Wap fave. Ich hoffe, Du hast noch eine Zweit-oder Drittsingle, smile.

    „Baby I Love You“ ist kein Doo-Wop.;-) Kann mich nicht erinnern, dass ich Dir eine verkauft habe, natürlich habe ich ein Exemplar in meiner Sammlung und Songs wie dieser sind in meiner DNA eingepflanzt. Aber das gibt es schon und ich kann jederzeit darauf zurückkommen, ich habe aber immer noch Lust auf Neues. Ich will auch Sex mit der Gegenwart, nicht nur mit der Vergangenheit …

    Die braucht man manchmal, nach zu viel süsslichem Japan- Pop-Import. Doppelsmile.
    Welche Laura oder Lykke soll das jetzt schlagen? Im Ernst?

    Wieso „schlagen“? Ich kann den Gedanken schon nicht nachvollziehen. Warum muss das eine das andere „schlagen“? Die Künstler der Gegenwart, die ich schätze, verneigen sich in der Regel selbst mit Respekt vor den Künstlern, von denen sie beeinflusst wurden – Lykke Li beispielsweise hat ihre Verehrung für den 60s-Pop immer wieder gezeigt.

    Die aktuelle Musik, die ich schätze, kann notwendigerweise nur ein allerwinzigster Ausschnitt aus dem schier unermesslichen Gesamtspektrum sein, der keinem anderen Geschmack entsprechen muss als meinem. Die muss Dir überhaupt nicht gefallen, erwarte ich gar nicht, ist mir auch ehrlich egal. Du kannst Dir die deepsten Songwriter rauspicken, die spartanischsten Minimalisten, die rohesten Arrangements, Sounds aus aller Welt, in allen Sprachen, in allen Stilen, mit allen Stimmlagen, „ehrlich“, „authentisch“, „handgemacht“, was auch immer, es ist eine offene Welt. Aber ohne NEUGIER und ohne LEIDENSCHAFT wirst Du sie nie entdecken. Musst Du ja auch nicht, wenn es Dir genügt, immer wieder das zu hören, was Du schon ein Leben lang kennst, ist das ja in Ordnung. Leb Dein Leben.

    --

    #10621255  | PERMALINK

    dengel

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 77,996

    mikko

    hotblack-desiatoAlso Formel Eins musste man schon gesehen haben. Aber nicht wegen der „musikalischen Weiterbildung“, sondern wegen der Videos. Die Musik kannte man meistens aus dem Radio.

    Als Formel Eins startete war ich bereits selbst Vater zweier Kinder (die da allerdings noch sehr klein waren). Schon aus zeitlichen Gründen habe ich Formel Eins nur selten gesehen. Und mit der aufkommenden Video Kultur habe ich nie sehr viel anfangen können. Möglicherweise ist mir da was entgangen, aber Musik war für mich immer in erster Linie zum Hören, nicht zum Sehen.

    So ist es. Das war das Wort zum Feiertag. Außerdem denke ich, die letzten Beiträge hier gehören ins „musikalische Philosophicum“. Die haben ja nix mehr mit dem Thema „Spex“ gemein.

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    #10621261  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,242

    „Spex“ ist Geschichte – und Beiträge kann man nur noch sehr eingeschränkt auslagern. Das Ende von „Spex“ wird von vielen als Zeichen der Zeit gesehen, darüber wird hier diskutiert. Dass man dabei nicht bei „Spex“ allein stehen bleiben kann, ist auch klar.

    --

    #10621319  | PERMALINK

    foka

    Registriert seit: 17.10.2007

    Beiträge: 8,543

    Ich sag dazu auch lieber nichts mehr, außer, dass Herr Rossi ja bereits alles gesagt hat, was wichtig ist. Ich kann das nur unterstreichen.

     

    --

    Is this my life? Or am I just breathing underwater?
    #10621397  | PERMALINK

    alberto

    Registriert seit: 04.12.2007

    Beiträge: 1,974

    herr-rossi

    albertoIm nachschulischen Leben ging es mangels musikinteressiertem Umfeld nur noch um ein persönliches Musikerlebnis. Da die Konsenssuche keine Rolle mehr spielte, war das Zielab jetzt (introspektive) Wellness. Hier haben Musikzeitschriften dann die Funktion, Musik, die einem nicht hinterher getragen wird, aktiv zu entdecken. Vorher wollte man nicht als Schlafmütze gelten.

    Ich verstehe den „Wellness“-Begriff in diesem Zusammenhang nicht, das ist ein Begriff aus der Freizeitindustrie, den ich für die Auseinandersetzung mit Kunst als unpassend empfinde. Es ist ganz sicher so, dass viele Erwachsene vor allem funktional hören, zur Entspannung, zum Sport, solche Sachen. Das ginge für mich in die gleiche Richtung wie die Kritik an der Nutzung von „Musik als Hintergrundgeräusch“, dem keine Bedeutung zugemessen wird – was ja „der Jugend von heute“ unterstellt wird. Aber das, was Du beschreibst, ist doch der Kern einer persönlichen, tiefergehenden Beschäftigung mit Musik, die losgelöst ist von Peer Group-Phänomenen und „mitreden können“. Ich habe Musik schon immer stark wahrgenommen, solange ich denken kann, und mit etwa 12 begonnen, mich aktiv damit zu befassen, mich durch die Platten meiner Eltern „gearbeitet“ und intensiv Radio gehört, und jedes Fitzel Information aufgesogen, das ich irgendwo bekommen konnte. Bis auf eine kurze Phase Anfang der 80er, in der ich einen Schulfreund hatte, mit dem ich zumindest aktuelle Musik teilen konnte, war das für mich immer schon etwas, was ich allein „für mich“ betrieben habe. Erst durch das Internet habe ich Menschen kennengelernt, die meine Begeisterung teilen und mit denen ich mich austauschen kann, u.a. hier im Forum. Meine Bibel war in den 80ern übrigens nicht „Formel Eins“ – ich habe das natürlich auch gesehen, man hatte ja vor MTV kaum etwas anderes, aber ich mochte das Sendungsformat und die Moderatoren überhaupt nicht. Mein wöchentliches Hochamt waren die UK-Top 40 auf BFBS (für Peel war ich nicht cool genug …), ich kannte aber niemanden, der die auch regelmäßig gehört hat.

    Im Ergebnis war die Formel Eins in der Schulzeit bei uns noch fast bis zum Schluss relevant, weil jeder das, was dort lief, kennen (nicht notwendig gut finden) musste. Ich wüsste heute nicht, wer mir den Weg durch Youtube oder Streaming-Playlisten bahnen sollte, wenn ich wissen wollte, was in den verschiedenen Genres in meinem Jahrgang im jeweiligen Grüppchen gerade angesagt ist und was ein Kandidat für Konsensmusik ist. Eine Zentralinstanz, die das leistet, fehlt.

    Ich habe schlechte Nachrichten für Dich, nimm es bitte mit Fassung: Du weißt nicht, wie Du Dich informieren solltest, weil Dir schlicht die entsprechende Medienkompetenz fehlt. Das ist Dein Problem, nicht das der heute 14-jährigen, die natürlich wissen, wie man sich „auf dem Laufenden“ hält … Über die Vorstellung, das es mal eine Zeit gab, in der man sich zu einer bestimmten Uhrzeit vor den Fernseher setzen musste, um 45 Minuten lang fest vorgegebene Musikclips zu sehen, davon viele nur kurz angespielt im Countdown, kann ein heute 14-jähriger doch nur so den Kopf schütteln, wie wir bei Erzählungen aus einer Zeit, in der es nur einen Fernsehsender gab. Möchte irgendwer im Netflixzeitalter wirklich zurück ins Peter Frankenfeld-Land? Ich habe die Musik der Achtziger geliebt und tue es bis heute, aber ich hätte damals so gerne die Möglichkeiten gehabt, mich zu informieren, die ich heute habe, Nostalgie empfinde ich überhaupt nicht für diese Zeit.

    Den Begriff der Wellness empfinde ich für die Auseinandersetzung mit Kultur nicht als unpassend. So wie ein Buch „Lesefrüchte“ versprechen muss, damit ich es lese, muss auch Musik mehr sein als ein Hintergrundgeräusch, damit ich mich für sie interessiere. Dieses Aufsaugen von Musik und den dazugehörigen Texten sowie das gespannte Abwarten, welche Assoziationen diese in mir auslösen, ist für mich schon ein tendenziell eskapistischer und angenehmer Zustand.
    Von klein auf habe ich mich aber nicht überdurchschnittlich für Musik interessiert, das änderte sich erst mit dem Kinofilm „Stop Making Sense“. Ich war vermutlich einer der wenigen in meinem Umfeld, die in der Jugend zumindest eine Zeitlang regelmäßig den „Musikexpress“ gelesen haben. Für die meisten anderen war mit dem Ende der BRAVO-Zeit Schluss. Die „Spex“ hat sicher niemand bei uns verfolgt. Die „Formel Eins“ war tatsächlich die maßgebliche Instanz. Auf dieser Basis wurde oft und reichlich über Musik gesprochen. Für BFBS-Sendungen bin ich in der falschen Besatzungszone aufgewachsen.
    Mir fehlt nicht die Medienkompetenz, sondern die Zeit und die Lust, mich durch oft unaufgeräumte Blogs und Portale zu klicken, um mir die Informationen zusammenzusuchen. Ich möchte ja noch Zeit haben, die mühsam ermittelte hörenswerte Musik auch zu hören. Bei den politischen Nachrichten wühle ich mich auch nicht durch die meist unaufgeräumten Onlineauftritte von Wochen- und Tageszeitungen, sondern beschränke mich auf den Deutschlandfunk und im Netz auf dlf24. Der Rest muss draußen bleiben. Nur wenn ich nach etwas Bestimmtem suche, klicke ich mich durch die Tiefen des Netzes.

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    #10621567  | PERMALINK

    bullitt

    Registriert seit: 06.01.2003

    Beiträge: 20,757

    pheebeeKeine Pop- und Rockstars mehr?
    Das halte ich für ein Gerücht!

    stormy-mondayNö. Is so. Kein Freddie und Axl und Udo, nicht mal so ein Hype- Mädchen wie Madonna weit und breit.

    herr-rossi
    Was soll man dazu sagen? Du urteilst über etwas, von dem Du offenkundig nur die äußerste Oberfläche kennst….Ich werde Dir jetzt aber ganz bestimmt keine Gegenbeispiele andienen, hat überhaupt keinen Sinn.

    Zumindest der Typus „Rockstar“ ist doch fraglos ein Relikt aus anderen Epochen bzw. des Prä-Internetzeitalters. Ansonsten hätte ich da schon gern mal Gegenbeispiele gehört. Unter den heutigen medialen, ökonomischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind solche Karrieren doch gar nicht mehr möglich. Es fehlt das Brennglas, das klassische Massenmedien und Plattenfirmen seinerzeit teils über Jahre hinweg mit massig Kohle im Rücken über ausgewählte Acts gelegt haben. Zudem hat sich das multiethnische Segment der Sozialstrukturen westlicher Länder seit 1960 vervielfacht, was sein übriges tut. Bekomme das gerade sehr direkt mit. Kinder türkischer Communities, die hier bis zu 80 % der Schülerschaft stellen, interessieren sich logischerweise herzlich wenig für westliche, weiße Popkultur, wozu ich den „Rockstar“ eindeutig zählen würde. Auf heutigen Nährboden würden da heute weder Oasis noch Nirvana gedeihen. Von früheren Phänomenen mal ganz zu schweigen. In den USA oder im UK dürfte das wohl ganz ähnlich sein und hier zitiere ich mal die Spex, um noch den Bogen zum Thread zu bekommen: Tschö, Gitarre: HipHop & R’n’B lösen Rock als populärstes Musikgenre ab

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    #10621617  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Verstaendnisfrage: Laufen bei dir Hip-Hop-Stars nicht unter „Popstar“?

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    #10621629  | PERMALINK

    bullitt

    Registriert seit: 06.01.2003

    Beiträge: 20,757

    bullschuetzVerstaendnisfrage: Laufen bei dir Hip-Hop-Stars nicht unter „Popstar“?

    Jedenfalls nicht unter „Rockstars“, und auf die beziehe ich mich ja explizit in meinem Post.

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