Antwort auf: Spex

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herr-rossi
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stormy-mondayNö. Is so. Kein Freddie und Axl und Udo, nicht mal so ein Hype- Mädchen wie Madonna weit und breit. Von Giganten wie Elvis oder Dylan oder Bessie Smith oder Hank Williams weit entfernt. Von Robert Johnson sowieso. Da hält kein Pumuckl Ed mit in diesen Tagen…
Die Säulein, die Rossi durch die Sixties getrieben sieht, sind überwältigend in der Anzahl und in den meisten Fällen ehrlicher, gehaltvoller, beeinflussender und echter als jedes Gaga-Experiment derzeit. Die Fifties bis in die Nineties waren voll von grossartiger Musik, für die Nachgeborenen lass ich sogar noch die Nuller gelten. Aber zeig mir einen, der so was Originäres drauf hat wie Michael Jackson mit seinen Moves. Klar, da kannste wie herzallerliebst Detlev. D. Soest vor Dekaden Deine Tanzschule aufmachen, schlechte Moonwalks daher spasten oder die Scheisse hundertfach in LA kopieren. Nicht mal das Getanze wird besser als das von James Brown 1956.

Was soll man dazu sagen? Du urteilst über etwas, von dem Du offenkundig nur die äußerste Oberfläche kennst. Ed Sheeran, Detlef D. Soost, wenn Dir die Namen als erstes einfallen, dann bist Du wirklich raus aus dem Spiel. Diesen Soost habe ich noch nicht mal je als Künstler wahrgenommen, der rangiert bei mir auf einer Interessantheitsebene mit Fussballspielern (also unterhalb der Messbarkeit) … Ich werde Dir jetzt aber ganz bestimmt keine Gegenbeispiele andienen, hat überhaupt keinen Sinn. Wer keine Leidenschaft mehr einbringt, der wird auch nichts Begeisterndes mehr entdecken, so einfach ist das. Es ist ja nicht nur die Kunst, die etwas mit uns macht, sondern auch wir machen etwas mit der Kunst: Man kann Dylan in seiner Jugend als Stimme des Aufbruchs und der Veränderung hören und im Alter als Sedativ und Trost. Die Musik ist die gleiche, die Haltung und Erwartung eine komplett andere.

Stimmt wirklich, Rossi, früher war alles besser. Keine Ironie, kein Spott, keine Entschuldigung.* Du hast mir mal bei Augusts Forumstreffen (?) ne Ronettes -7″ verkauft. „Baby, I Love You“. All time Doo-Wap fave. Ich hoffe, Du hast noch eine Zweit-oder Drittsingle, smile.

„Baby I Love You“ ist kein Doo-Wop.;-) Kann mich nicht erinnern, dass ich Dir eine verkauft habe, natürlich habe ich ein Exemplar in meiner Sammlung und Songs wie dieser sind in meiner DNA eingepflanzt. Aber das gibt es schon und ich kann jederzeit darauf zurückkommen, ich habe aber immer noch Lust auf Neues. Ich will auch Sex mit der Gegenwart, nicht nur mit der Vergangenheit …

Die braucht man manchmal, nach zu viel süsslichem Japan- Pop-Import. Doppelsmile.
Welche Laura oder Lykke soll das jetzt schlagen? Im Ernst?

Wieso „schlagen“? Ich kann den Gedanken schon nicht nachvollziehen. Warum muss das eine das andere „schlagen“? Die Künstler der Gegenwart, die ich schätze, verneigen sich in der Regel selbst mit Respekt vor den Künstlern, von denen sie beeinflusst wurden – Lykke Li beispielsweise hat ihre Verehrung für den 60s-Pop immer wieder gezeigt.

Die aktuelle Musik, die ich schätze, kann notwendigerweise nur ein allerwinzigster Ausschnitt aus dem schier unermesslichen Gesamtspektrum sein, der keinem anderen Geschmack entsprechen muss als meinem. Die muss Dir überhaupt nicht gefallen, erwarte ich gar nicht, ist mir auch ehrlich egal. Du kannst Dir die deepsten Songwriter rauspicken, die spartanischsten Minimalisten, die rohesten Arrangements, Sounds aus aller Welt, in allen Sprachen, in allen Stilen, mit allen Stimmlagen, „ehrlich“, „authentisch“, „handgemacht“, was auch immer, es ist eine offene Welt. Aber ohne NEUGIER und ohne LEIDENSCHAFT wirst Du sie nie entdecken. Musst Du ja auch nicht, wenn es Dir genügt, immer wieder das zu hören, was Du schon ein Leben lang kennst, ist das ja in Ordnung. Leb Dein Leben.

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