Return of the GrievousAngel: Persönliche Schätze aus der weiten Welt der Kunst

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  • #11684225  | PERMALINK

    fevers-and-mirrors

    Registriert seit: 28.11.2004

    Beiträge: 1,379

    Gut, mit Deiner überschäumenden Euphorie für „Fantasy“ kann ich nicht ganz mithalten, ABER ich halte es trotzdem für einen Meilenstein  (gute ****1/2) und das zweitbeste Rap-Album dieses Jahrtausends (nach „To Pimp A Butterfly“). Kanyes beste LP sowieso. Der Doppelpack „Gorgeous“ & „Power“ ist der Gipfel seiner Kunst.

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      #11684271  | PERMALINK

      motoerwolf

      Registriert seit: 25.10.2006

      Beiträge: 6,117

      grievousangel

      motoerwolf

      herr-rossiVor lauter Disney-Erinnerungen leider etwas untergegangen sind die beiden großartigen Texte zu Michael Nesmiths The Prison und zum superobskuren Anime Hyōtan suzume, die beide Lust machen, die Werke zu entdecken. Nesmith solo habe ich schon lange auf der To do-Liste.

      Moderne Anime interessieren mich kein Stück, allerdings kenne ich auch nichts wirklich. Wenn ich bei Pro7MAXX beim Football Schauen Werbung für das Anime-Programm sehe, graust es mich stets. Aber der hier vorgestellte macht Wirklich den Eindruck, er könnte etwas für mich sein. Danke auf jeden fall für den Text!

      Was fällt für dich unter „moderne Anime“? Für mich ist Anime eine der schönsten und vielseitigsten Kunstformen und selbst in seinen schwächsten Phasen finden sich zahlreiche Leckerbissen. Man muss halt wie in allen Medien ein bisschen danach suchen, aber gerade das finde ich auch schön am Medienkonsum. Wenn mir jemand erzählt, dass er/sie moderne Musik nicht mag und das dann an z.B. einzelnen Künstlern aus dem Deutschrap-Bereich (no offense, Irrlicht! ) festmacht, dann weckt das in mir ähnliche Gefühle. Wobei sich die Suche nach der eigenen Komfortzone, sofern man überhaupt gewillt ist, sicherlich ungleich hürdenreicher ist im großen Anime-Kosmos mit seinem verhältnismäßig winzigen Konsens-Bereich. Danke fürs Lesen und Kommentieren!

      Na ja, was eben so im deutschen TV geboten wird: My Hero Academia, Naruto, Attack on Titan usw. Auch Klassiker (?) wie Sailor Moon, Pokemon usw haben mich immer schon ratlos zurückgelassen. Ich kenne mich da wirklich nicht aus, habe aber auch keinerlei Neigung, das zu ändern. Ich wollte es mal mit auch von der Kritik hoch gelobten Werken wie Chihiros Reise ins Zauberland und Your Name versuchen, aber auch hier stößt mich der Stil extrem ab. Es lohnt sich auch kaum, mit mir darüber zu diskutieren, wie auch mein Sohn immer wieder feststellen muss. Ich behaupte keineswegs, dass Anime keine Kunst oder schlecht seien, sie sind nur absolut nichts für mich. Diesbezüglich bin ich ein Banause. Ausnahmen sind da vielleicht die paar Serien meiner Kindheit wie Heidi, Die Biene Maja, Pinocchio und Captain Future.

       

      @fevers-and-mirrors:

      Ich mag ranNFL so wie es ist, verstehe aber, dass man die Präsentation auch anders bewerten kann.

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      And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame
      #11685295  | PERMALINK

      tezuka
      The artist formerly known as BB

      Registriert seit: 14.12.2016

      Beiträge: 1,599

      Hach, wegen solchen Threads macht das Forum dann doch Spaß. Neben den Rezensionen des lieben Matti gefielen mir noch die ergänzenden Post von Zoji. Passt jetzt vielleicht nicht ganz zu meinem Benutzernamen, muss aber gestehen dass Disneyfilme bei mir eine sehr dunkle Erinnerung darstellen – hatte mir aber länger schon vorgenommen mir mal wieder ein paar Klassiker zu Gemüte zu führen! Seit letzten Weihnachten bin ich allerdings im Besitz zweier Lustiger Taschenbücher Classic, mit Geschichten von Carl Barks – wow, war der Carl ein genialer Erzähler!

      Rossis These bezüglich Schneewittchen und den Schlümpfen ist nicht ganz unplausibel, möchte selbst noch die Theorie aufstellen dass bei den „Simpsons“ sehr viel Entenhausen in Springfield steckt.

      Sehr gefreut hatte ich mich allerdings auch über die Besprechung zu „Two Lane Blacktop“ (zu dem Streifen existiert irgendwo in den Untiefen des Forums auch noch eine Rezi von mir…).

      --

      #11685333  | PERMALINK

      ford-prefect
      Feeling all right in the noise and the light

      Registriert seit: 10.07.2002

      Beiträge: 9,540

      Entenhausen hat Springfield beeinflusst … wie kommst du auf diese Theorie? Dagobert Duck und Mr. Burns wären sicher gute Freunde … oder erbitterte Feinde. Vielmehr sehe ich jedoch die Simpsons von Al Bundy und Robert Crumb (Fritz the Cat) beeinflusst.

      --

      Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
      #11685427  | PERMALINK

      tezuka
      The artist formerly known as BB

      Registriert seit: 14.12.2016

      Beiträge: 1,599

      In Homer steckt viel Donald – der beharrliche Verlierer mit häufigen Wutausbrüchen, Ned Flanders war in den frühen Folgen weniger der Frömmler sondern eher der Neureiche, und damit als Gegenpart zu Homer klar an Gustav Gans angelegt, Mr. Burns ist eine Weiterentwicklung und Radikalisierung von Onkel Dagobert (jegliche Sympathiewerte entfernt), bei beiden Städten wird die Skyline von einem Symbol des Kapitalismus beherrscht (Geldspeicher bzw. Atomkraftwerk). Natürlich ist Barks nicht der einzige Einfluss (Matt Groening selbst ist wohl größerer Fan von Charles M. Schultz), und mag sein dass in Homer auch etwas Al Bundy steckt, trotzdem finde ich einige Paralellen bedenkenswert.

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      #11685663  | PERMALINK

      Anonym
      Inaktiv

      Registriert seit: 01.01.1970

      Beiträge: 0

      fevers-and-mirrors
      Gut, mit Deiner überschäumenden Euphorie für „Fantasy“ kann ich nicht ganz mithalten, ABER ich halte es trotzdem für einen Meilenstein (gute ****1/2) und das zweitbeste Rap-Album dieses Jahrtausends (nach „To Pimp A Butterfly“). Kanyes beste LP sowieso. Der Doppelpack „Gorgeous“ & „Power“ ist der Gipfel seiner Kunst.

      :-)

      Bei mir ist dafür „To Pimp a Butterfly“ ein bisschen abgeschlagen hinter einigen anderen Hip Hop-LPs aus diesem Jahrtausend. Nichtsdestotrotz natürlich ein fantastisches Album.

      --

      #11685669  | PERMALINK

      Anonym
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      Registriert seit: 01.01.1970

      Beiträge: 0

      motoerwolf
      Na ja, was eben so im deutschen TV geboten wird: My Hero Academia, Naruto, Attack on Titan usw. Auch Klassiker (?) wie Sailor Moon, Pokemon usw haben mich immer schon ratlos zurückgelassen. Ich kenne mich da wirklich nicht aus, habe aber auch keinerlei Neigung, das zu ändern. Ich wollte es mal mit auch von der Kritik hoch gelobten Werken wie Chihiros Reise ins Zauberland und Your Name versuchen, aber auch hier stößt mich der Stil extrem ab. Es lohnt sich auch kaum, mit mir darüber zu diskutieren, wie auch mein Sohn immer wieder feststellen muss. Ich behaupte keineswegs, dass Anime keine Kunst oder schlecht seien, sie sind nur absolut nichts für mich. Diesbezüglich bin ich ein Banause. Ausnahmen sind da vielleicht die paar Serien meiner Kindheit wie Heidi, Die Biene Maja, Pinocchio und Captain Future.

      Alles klar – jetzt verstehe ich dich schon besser. Dann ist der fehlende Zugang nicht per se gegenüber modernen Produktionen, sondern generell dem Medium. Das macht für mich das Problem schon um einiges verständlicher. Ist ja auch absolut in Ordnung, wenn man nicht zu allem einen Zugang findet.

      --

      #11685671  | PERMALINK

      Anonym
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      Registriert seit: 01.01.1970

      Beiträge: 0

      @tezuka: danke für deinen lieben Kommentar – schön, dass du hier mitliest!  :bye:

      Defizite im Disney-Bereich kann man ja kostengünstig und vor allem zeitsparend aufarbeiten. :)

      --

      #11685775  | PERMALINK

      Anonym
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      Registriert seit: 01.01.1970

      Beiträge: 0

      Ginga eiyū densetsu (Ishiguro Noboru; 1988-1997)

      Werde ich nach meiner liebsten und der für mich besten Anime-Serie gefragt, habe ich tatsächlich zwei verschiedene Antworten parat. Eigentlich mache ich diese grundsätzliche Unterscheidung für mich nicht, deswegen ist meine liebste auch gleichermaßen meine beste – in diesem Fall weise ich aber gerne daraufhin, dass die beste Anime-Serie für mich jene ist, die die Stärken des Mediums am effektivsten und beeindruckendsten ausspielt. Das bringt uns auch schon zu einer OVA (steht für Original Video Animation – also keine Serie aus dem Fernsehen) namens Ginga eiyū densetsu, international unter der wörtlichen Übersetzung Legend of the Galactic Heroes bekannt.

      Diese 110 Folgen fassende OVA wurde über einen Zeitraum von fast zehn Jahren vom Dezember 1988 bis zum März 1997 veröffentlicht und basiert auf den gleichnamigen Science-Fiction-Romanen von Tanaka Yoshiki. Wiewohl die Serie im Lauf der Zeit durchaus eine loyale, glühende Anhängerschaft gewonnen haben dürfte und wie unzählige andere Anime-Franchises mit diversen Spin-Offs und Remakes geschmückt wurde, so nimmt sie nach wie vor im populären Diskurs eine verhältnismäßig winzige Fußnote ein.

      Auf den ersten Blick ist Ginga eiyū densetsu ein Sci-Fi-Epos, das einen am Beginn der Ereignisse bereits 150 Jahre andauernden galaktischen Krieg zwischen dem monarchischen Imperium und der demokratisch geführten Allianz freier Planeten schildert. Dieser Eindruck wird verstärkt, startet man, ganz der Chronologie verpflichtet, mit dem als Ouvertüre fungierenden Spielfilm mit dem poetischen Titel Waga yuku wa hoshi no taikai („My Conquest Is the Sea of Stars“) ins Rennen. Ein wildes Gefecht tobt, man sieht Figuren, hört Namen und irgendwas scheint im Gange zu sein. Bevor man sich zurechtfinden kann, laufen schon wieder die Credits ab.

      So läuft das dann auch in den ersten Folgen der Serie. Beide Seiten mit ihren charismatischen Protagonisten werden mehr oder weniger endlich vorgestellt, auf Seiten des Imperiums kommt den Aristokraten zunächst eine tragende Rolle zu. Die Figuren haben Namen wie Reinhard von Lohengramm oder Oskar von Reuenthal und auch die galaktischen Kriegsschiffe und Schauplätze sind mitunter germanisch bzw. nordisch beeinflusst – der Untertitel der Serie liest sich auch in der Originalversion wie folgt: „Heldensagen vom Kosmosinsel“ (sic).

      Wenn man mit beiden Seiten und ihren charismatischen Hauptfiguren von Lohengramm bzw. Yang Wenli schließlich einigermaßen vertraut ist, kann es losgehen und man sich in dieser Welt verlieren wie in keiner anderen mir bekannten Sci-Fi-Welt. Das liegt in erster Linie daran, dass dieses Universum, seine Bewohner und die Geschichte so detailreich und liebevoll geschrieben wurden, dass einem die zahlreichen Charaktere mit der Zeit wie Bekannte vorkommen und die Geschichte der Ereignisse lückenloser aufbereitet scheint als bei so manchem Staat auf dem afrikanischen Kontinent, über den nicht viel überliefert ist. Dabei ist es gerade eine Stärke des fantastischen, sehr präsenten Erzählers, immer wieder auf spätere Ereignisse hinzuweisen, die gezeigt werden könnten (oder aber auch nicht), darüber zu spekulieren, ob ein anderer Ausgang einer Situation nicht einen ganz anderen Verlauf der Geschichte herbeigeführt hätte oder auch die Gedanken und Gefühle der handelnden Figuren zu beschreiben. Immer wieder werden Hintergründe erläutert, Teile der Historie erklärt und Szenen beschrieben, denen man gar nicht beiwohnen durfte oder von denen irgendwann behauptet werden wird, dass sie sich so zugetragen haben könnten.

      Was auf den ersten Blick wie gesagt wie eine hohle epische Soap Opera missverstanden werden könnte, löst sich im Verlauf als die intelligenteste, poetischste und philosophischste Serie auf, die ich bis jetzt gesehen habe. Optisch gibt es für mich nichts zu meckern und die Intrigen, die beizeiten gesponnen werden, erinnern mich im besten Sinne an das von mir ebenfalls geliebte Berusaiyu no bara („The Rose of Versailles“). Die Schicksale und detailliert geschilderten Hintergründe der einzelnen Charaktere sind bewegend, die gelegentlichen Schlachten weitestgehend ein Zeugnis strategischer Raffinesse und verhandlungstechnischem Geschick, kein kriegsverherrlichendes, großes Spiel von Muskeln und Effekten, obwohl es zwischenzeitlich auch sehr brutal zugehen kann. Unbemerkt drängt sich die Frage auf, ob eine Demokratie mit ihren offensichtlichen Schwächen einer im besten Gutdünken geführten Diktatur unter einem gütigen Herrscher und unter besonderen Umständen nicht doch unterlegen sein könnte. Das bringt mich zu einem weiteren Aspekt, der den Anime für mich so grandios macht und keinen wirklichen Spoiler darstellt: Selbstverständlich kann man sich in jeder erdenklichen Hinsicht zwischen den beiden Mächten positionieren, aber die in ihrer jeweiligen Weise auf das Beste bedachten Absichten und die philosophischen und moralischen Standpunkte der beiden Protagonisten machen eine Deklarierung in klassischer Sicht des bösen Imperiums und der guten, für Autonomie, Freiheit und Demokratie kämpfenden Allianz zumindest in meinen Augen nicht möglich. Und wenn die 110. und letzte Folge schließlich ihr Ende findet, möchte man direkt wieder neu beginnen.

      Ich hoffe, ich habe jetzt keinen Blödsinn erzählt und in Berufung auf meine nicht mehr ganz frische Erinnerung keine wesentlichen Punkte vergessen, die Ginga eiyū densetsu für mich zu einer der lohnendsten Erfahrungen in meinem bisherigen Leben und eben zum ultimativen Anime machen. Ist aber auch egal, denn ein enthusiastischeres Urteil kann ich kaum sprechen. Wer mit dem Medium zwar gut kann, von dessen Stärken aber nicht restlos überzeugt ist, könnte hier womöglich eine gute Entdeckung machen. Es wird einem zwar viel abverlangt, dieses Opfer wird aber ungleich großzügiger vergütet. Ginga eiyū densetsu ist Liebe und Hass, Loyalität und Verrat, Idealismus und Pragmatismus, Exzess und Mäßigung, Wahrheit und Lüge, stille Poesie und rauschende Gewalt und zu guter Letzt eine Empfehlung von Herzen.

      --

      #11686067  | PERMALINK

      latho
      No pretty face

      Registriert seit: 04.05.2003

      Beiträge: 36,822

      Guter Tipp. Ich wollte eh mehr Anime schauen, da fange ich mit Ginga eiyū densetsu an.

      --

      If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
      #11686081  | PERMALINK

      ford-prefect
      Feeling all right in the noise and the light

      Registriert seit: 10.07.2002

      Beiträge: 9,540

      tezukaIn Homer steckt viel Donald – der beharrliche Verlierer mit häufigen Wutausbrüchen, Ned Flanders war in den frühen Folgen weniger der Frömmler sondern eher der Neureiche, und damit als Gegenpart zu Homer klar an Gustav Gans angelegt, Mr. Burns ist eine Weiterentwicklung und Radikalisierung von Onkel Dagobert (jegliche Sympathiewerte entfernt), bei beiden Städten wird die Skyline von einem Symbol des Kapitalismus beherrscht (Geldspeicher bzw. Atomkraftwerk). Natürlich ist Barks nicht der einzige Einfluss (Matt Groening selbst ist wohl größerer Fan von Charles M. Schultz), und mag sein dass in Homer auch etwas Al Bundy steckt, trotzdem finde ich einige Paralellen bedenkenswert.

      Interessante Darlegungen. Die Simpsons parodieren öfter die Peanuts:

      --

      Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
      #11686277  | PERMALINK

      Anonym
      Inaktiv

      Registriert seit: 01.01.1970

      Beiträge: 0

      latho
      Guter Tipp. Ich wollte eh mehr Anime schauen, da fange ich mit Ginga eiyū densetsu an.

      Sehr cool, das freut mich.  :-)

      --

      #11686383  | PERMALINK

      Anonym
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      Beiträge: 0

      Make Mine Music (Jack Kinney et al.; 1946)

      Auf in die schwierigsten Jahre der Disney-Studios. Der Weltkrieg tobte, auch der Streik hatte wie bereits erwähnt seinen mächtigen Einfluss auf die Arbeit in dieser Zeit. Wer nicht einberufen wurde oder an Propaganda-Kurzfilmen werken musste, sollte seine Fähigkeiten dem Überleben des Unternehmens zur Verfügung stellen. Weitflächig verbreitete Kinoproduktionen waren in dieser unschönen Ära nicht möglich oder rentabel, mit den über mehrere Jahre verteilt produzierten Segmentfilmen sollten die bedrohlich klammen Kassen zumindest etwas gefüllt und die Existenz der Studios in seiner Dimension auch über das Ende des Krieges hinaus gesichert werden. Während die ersten beiden einem übergeordneten Konzept folgten, waren die nächsten eher willkürliche Zusammenstellungen aus Kurzfilmen, die in Stil und Stimmung sehr variieren konnten. Der erste davon ist Make Mine Music.

      Make Mine Music ist im großen Disney-Universum eine der obskursten Spielfilm-Veröffentlichungen. Das liegt allein schon in dem Umstand begründet, dass das achte Werk der Hauptreihe seit seiner Veröffentlichung 1946 stiefmütterlich behandelt wird. Außerhalb der Vereinigten Staaten (in zensierter Form) musste man erst mit einer skandinavischen DVD Vorlieb nehmen und konnte seine Sammlung erst 2013 mit einer UK-Version komplettieren. In meiner Blu-Ray-Box von 2020, die das das Gesamtwerk bis zu diesem Zeitpunkt kompiliert, fehlt Make Mine Music ebenso wie auf Disney+. Gerade habe ich gelesen, dass es im vergangenen November in den USA zum ersten Mal auf Blu-Ray erschienen sein soll, allerdings wieder in geschnittener Version.

      Ich bin mir nicht ganz sicher, warum Disney so auf Distanz zu diesem Film geht. Das Unternehmen hat sich wiederholt über Verfehlungen und aus heutiger Sicht problematische und wie in diesem Fall (aber nicht nur hier wohlgemerkt) auch Gewalt beinhaltende Darstellungen der Vergangenheit zu Wort gemeldet und soweit ich weiß auch auf seinem Streaming Portal Hinweise dazu untergebracht.

      Stilistisch ist Make Mine Music der vielseitigste Mix der Segment-Reihe, visuell treffen hier die unterschiedlichsten Stile der verfügbaren Disney-Zeichner aufeinander, im Hinblick auf das reduzierte Bleistift-Spektakel All The Cats Join In auch einer, den man von Disney so eigentlich nicht mehr sehen würde. In seinen zehn Kurzfilmen finden sich Reste aus Fantasia-Zeiten, wilde und gleichermaßen hohle Schießereien mit den Martins und Coys (dieses Segment fehlt auf den amerikanischen Veröffentlichungen komplett), eine eigenwillige Adaption von Peter und der Wolf und am Ende gibt sich ein singender Wal, der gerne im Opernhaus auftreten würde, ein Stelldichein. Angelehnt an das Musik/Animation-Konzept von Fantasia sind die einzelnen Filme musikalisch unterlegt, allerdings mehr von Jazz und Traditional Pop, nur zwei Segmente werden von einem Erzähler begleitet.

      Insgesamt ist Make Mine Music durchaus ein interessantes Werk, dessen schräges Zusammenspiel aus verschiedenen Stilen und in seiner Qualität schwankenden Shorts zwar zweifelsfrei zu den schwächsten Stücken im Kanon zählen muss, seine jahrzehntelange Ablehnung aber nicht verdient hat.

      --

      #11688339  | PERMALINK

      Anonym
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      Fun and Fancy Free (Jack Kinney et al.; 1947)

      Nicht viel weniger skurril ist in Wirklichkeit der Nachfolger Fun and Fancy Free. Bestehend aus lediglich zwei etwa halbstündigen Kurzfilmen, die Anfang der 40er als jeweils eigene Spielfilme in Angriff genommen wurden, liegt diese Einschätzung in erster Linie an der finalen Ausgestaltung. Zwar lassen die beiden ordentlich adaptierten Stories vom geflüchteten Zirkusaffen Bongo und dem sinisteren Mickey and the Beanstalk nicht so viel anbrennen, dafür ist das Drumherum umso verhängnisvoller.

      Während die freundliche Einführung von Jiminy Cricket noch einen gewissen nostalgischen Charme vermittelt, sind die Live-Action-Einblendungen in der zweiten Hälfte ein wahrer Graus. Die bekannte Geschichte Jack und die Bohnenranke mit den altbewährten Helden Mickey, Donald und Goofy wird nämlich immer wieder von einer kleinen illustren Runde aus Edgar Bergen mit seinen zwei Bauchrednerpuppen und dem Kinder-Star Luana Patten unterbrochen, die sich auf selbst für Kinder unangenehm unlustige Weise über die Ereignisse unterhalten oder zwischendurch reinplappern. Ein zwiespältiges Erlebnis für Jung und Alt.

      Melody Time (Jack Kinney et al.; 1948)

      Besagte Luana Patten hat auch im nächsten, etwas besseren Film einen kleinen Auftritt. Allerdings nur in unaufdringlicher Weise in der Schlusssequenz vom finalen Segment Pecos Bill an der Seite von Roy Rogers und den Sons of the Pioneers.

      Davor laufen wie schon bei Make Mine Music in visueller Ausgestaltung, Stimmung und letztlich auch qualitativer Güte schwankende Kurzfilme – allerdings neben populärer Musik und Jazz etwas mehr in Richtung Folk und Country. Das passt auch zu dem Selbstverständnis von Melody Time, das seine beiden längsten Segmente der Legende von Pecos Bill und der in schönen Farben verwirklichten Geschichte von Johnny Appleseed der amerikanischen Folklore widmet.

      Ich mag dieses Werk von dem Trio Make Mine Music/Fun and Fancy Free/Melody Time am meisten, da es trotz unbeständiger Kreativität und Eigenarten die schönsten Momente dieser Package-Filme versammelt, obwohl sich die drei Filme insgesamt auf sehr ähnlichem Niveau einpendeln.

      The Adventures of Ichabod and Mr. Toad (Jack Kinney et al.; 1949)

      Umso besser, dass nach dem letzten Film dieser Ära die 40er und damit der kreative Engpass überwunden sein sollten. Dieser Abschluss gelingt den beiden Geschichten, aus denen sich The Adventures of Ichabod and Mr. Toad zusammensetzt, ähnlich gut wie jenen von Saludos Amigos zum Auftakt.

      Auf der einen Seite ist es die spannende Adaption von The Wind in the Willows, die den titelgebenden und waghalsigen Protagonisten Thaddeus Toad und seine Freunde im Kampf um die eigene Unschuld begleitet, auf der anderen jene von Sleepy Hollow, auf dem sich Bing Crosby in mehreren Rollen die Ehre gibt.

      Zusammen ergeben die beiden Filme ein schönes, fesselndes Erlebnis, das nicht nur an Halloween einen kurzweiligen Abend garantiert und einen erfolgreichen Übergang von den schwierigen Jahren als Folge des Krieges zur ersten Wiederauferstehung der Disney-Studios schlägt.

      --

      #11688713  | PERMALINK

      latho
      No pretty face

      Registriert seit: 04.05.2003

      Beiträge: 36,822

      Was die Krise in den 40ern angeht: war das nicht die Zeit, in der es bei Disney (lang überfällige) Streiks gab?

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      If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
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