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Make Mine Music (Jack Kinney et al.; 1946)
Auf in die schwierigsten Jahre der Disney-Studios. Der Weltkrieg tobte, auch der Streik hatte wie bereits erwähnt seinen mächtigen Einfluss auf die Arbeit in dieser Zeit. Wer nicht einberufen wurde oder an Propaganda-Kurzfilmen werken musste, sollte seine Fähigkeiten dem Überleben des Unternehmens zur Verfügung stellen. Weitflächig verbreitete Kinoproduktionen waren in dieser unschönen Ära nicht möglich oder rentabel, mit den über mehrere Jahre verteilt produzierten Segmentfilmen sollten die bedrohlich klammen Kassen zumindest etwas gefüllt und die Existenz der Studios in seiner Dimension auch über das Ende des Krieges hinaus gesichert werden. Während die ersten beiden einem übergeordneten Konzept folgten, waren die nächsten eher willkürliche Zusammenstellungen aus Kurzfilmen, die in Stil und Stimmung sehr variieren konnten. Der erste davon ist Make Mine Music.
Make Mine Music ist im großen Disney-Universum eine der obskursten Spielfilm-Veröffentlichungen. Das liegt allein schon in dem Umstand begründet, dass das achte Werk der Hauptreihe seit seiner Veröffentlichung 1946 stiefmütterlich behandelt wird. Außerhalb der Vereinigten Staaten (in zensierter Form) musste man erst mit einer skandinavischen DVD Vorlieb nehmen und konnte seine Sammlung erst 2013 mit einer UK-Version komplettieren. In meiner Blu-Ray-Box von 2020, die das das Gesamtwerk bis zu diesem Zeitpunkt kompiliert, fehlt Make Mine Music ebenso wie auf Disney+. Gerade habe ich gelesen, dass es im vergangenen November in den USA zum ersten Mal auf Blu-Ray erschienen sein soll, allerdings wieder in geschnittener Version.
Ich bin mir nicht ganz sicher, warum Disney so auf Distanz zu diesem Film geht. Das Unternehmen hat sich wiederholt über Verfehlungen und aus heutiger Sicht problematische und wie in diesem Fall (aber nicht nur hier wohlgemerkt) auch Gewalt beinhaltende Darstellungen der Vergangenheit zu Wort gemeldet und soweit ich weiß auch auf seinem Streaming Portal Hinweise dazu untergebracht.
Stilistisch ist Make Mine Music der vielseitigste Mix der Segment-Reihe, visuell treffen hier die unterschiedlichsten Stile der verfügbaren Disney-Zeichner aufeinander, im Hinblick auf das reduzierte Bleistift-Spektakel All The Cats Join In auch einer, den man von Disney so eigentlich nicht mehr sehen würde. In seinen zehn Kurzfilmen finden sich Reste aus Fantasia-Zeiten, wilde und gleichermaßen hohle Schießereien mit den Martins und Coys (dieses Segment fehlt auf den amerikanischen Veröffentlichungen komplett), eine eigenwillige Adaption von Peter und der Wolf und am Ende gibt sich ein singender Wal, der gerne im Opernhaus auftreten würde, ein Stelldichein. Angelehnt an das Musik/Animation-Konzept von Fantasia sind die einzelnen Filme musikalisch unterlegt, allerdings mehr von Jazz und Traditional Pop, nur zwei Segmente werden von einem Erzähler begleitet.
Insgesamt ist Make Mine Music durchaus ein interessantes Werk, dessen schräges Zusammenspiel aus verschiedenen Stilen und in seiner Qualität schwankenden Shorts zwar zweifelsfrei zu den schwächsten Stücken im Kanon zählen muss, seine jahrzehntelange Ablehnung aber nicht verdient hat.
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