Johann Sebastian Bach

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  • #10449507  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

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    gypsy-tail-wind Kogan/Richter kenne ich nicht, wo findet man die Aufnahmen denn?

    Ich habe nur eine Doppel-LP, genau diese hier:

    Eine „Club-Sonderauflage“ einer Melodia/Eurodisc-Produktion. Aufgenommen in München, Studio III des Bayerischen Rundfunks, Januar und Mai 1972. Auf CD wohl hier:

    Für Dich womöglich als Ergänzung zu Deinen vorhandenen Einspielungen interessant – die beiden packen schon recht kräftig zu …

    — Überdies wäre das jetzt wirklich eher für die „Fragen und Empfehlungen“ – ich mag die Threads nicht zusammenlegen, das ist mit der bekloppten Palastsoftware, die wir hier bekommen haben, zu aufwändig. Daher appelliere ich an Euch: Hier Fragen zu Komponisten, drüben Fragen zu Stücken, Musiker_innen, einzelnen Aufnahmen usw. Oder wir lassen „drüben“ einfach sterben und absaufen und haben hier dasselbe bunte Fragen/Empfehlungen-Programm (wie wir es jetzt ja schon haben) … als Moderator ist das Forum auf der neuen Software nur noch ein Frust (ich bin aber auch der einzige, der hier gerne etwas Ordnung hat, das ist mir bewusst – macht es nicht gerade erfreulicher).

    Den anderen Thread würde ich nicht sterben lassen; die vorgeschlagene Unterscheidung finde ich auch sinnvoll.

    --

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    #10449513  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Registriert seit: 25.01.2010

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    Danke für den Hinweis, man kriegt die CD in Japan auch tatsächlich noch. In der „Revealing Bach“-Box von Universal/DG gibt es die Sonaten mit Schneiderhan … keine Ahnung, ob die gut sind. Laredo/Gould klappt bei mir bisher nur halb (Rose/Gould hingegen finde ich grandios) … an „Alten“ gäbe es noch Grumiaux zu nennen, dessen Bach mir generell ziemlich gut gefällt (wobei ich die Sonaten & Partiten BWV 1001-1006 bei ihm – aber sowieso ganz im Allgemeinen – mehr schätze als die Sonaten mit Cembalo).

    Und ich finde die zwei Threads durchaus sinnvoll, aber sie müssten dann halt entsprechend genutzt werden. Vielleicht verschiebe ich diese Bach-Diskussion gelegentlich mal in den andere und pinne diesen hier zudem oben an.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10455001  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,064

    Heute angekommen und direkt in den Player: Hermann Scherchens erste Einspielung des Musikalischen Opfers (BWV 1079) in der Instrumentierung von Roger Vuataz aus dem Jahr 1936, an deren Entstehung Scherchen damals in der Schweiz beteiligt war. Entstanden ist die Aufnahmen, deren Strenge und Klarheit vom grossartigen Cover in der Tat passend abgebildet wird am 30. Januar in Berlin mit neun Solisten des Rundfunk-Sinfonieorchesters, die in den zu fünf Gruppen geordneten Stücken in unterschiedlichen Besetzungen zu hören sind. Das im Mai 1945 wieder zusammengestellte einstige „Große Funkorchester Berlin“ – 1925 gegründet, im 2. Weltkrieg aufgelöst, ab 1950 (Wiki sagt ab 1953) von Hermann Abendroth geleitet – war für den Rundfunk im sowjetischen Sektor tätig, doch das Rundfunkgebäude an der Masurenallee befand sich im britischen Sektor, was anscheinend immer wieder zu Störmanövern führte. Abendroth profitierte 1934 von der Entlassung Bruno Walters beim Gewandhausorchester und trat später – wohl gegen seine Überzeugungen, aber spielt das wirklich eine Rolle? – der NSdAP bei. Doch hier geht es ja um Scherchen, nicht um Abendroth (von dem übrigens – wie diverser anderer Dirigenten aus der Nazi-Zeit – auf dem Label Tahra, das Scherchens Tochter gemeinsam mit ihrem Mann von 1993-2014 leitete, auch Aufnahmen erschienen sind).

    Gruppe 1 und 5 bestehen jeweils aus einem Stück, den Ricercari a 3 (Oboe, Englisch Horn, Fagott) bzw. a 6 (Oboe, Violine, Englischhorn, Viola, Violoncello, Fagott), die mittleren aus fünf oder sechs, die halbwegs nach Muster (zwei Gruppen von Kanons, dazwischen die Fuge, die vierte Gruppe dann das Trio für Flöte, Violine, Cello und Cembalo) bzw. Instrumentierung angeordnet sind.

    Dass Scherchen lieber von „Realisationen“ als von „Interpretationen“ sprach, wie Joachim Lucchesi in seinem Text im Booklet berichtet, leuchtet überaus ein. Hier wird dargestellt, nicht munter musiziert und schon gar nicht „dumpf“ (das Wort streut Lucchesi tatsächlich ein) empfunden.

    Im Booklet gibt es auch ein paar Zeilen zum Werk selbst, zudem einiges zu Scherchens Umtriebigkeit gerade in den Jahren, in denen er Deutschland fernbleiben musste: er brachte die Noten von Vuataz‘ Fassung in seinem ARS VIVA-Verlag heraus, er arbeitete (bis zur Entlassung 1951) für den Schweizerischen Rundfunk, gründete Verlage und Zeitschriften, organisierte Tagungen, Festivals und Kompositionswettbewerbe – und überall war ganz selbstverständlich Platz für Altes und Neues („Entartetes“).

    Eine vorzügliche Ausgabe und eine sehr hörenswerte Umsetzung dieses doch recht seltsamen Werkes, zu dem ich bisher keinen rechten Zugang finden konnte.

    Die Pierlot-Aufnahme von 2011 ist wohl am anderen Ende des Spektrums jene, die für mich klappt, in kleinerer Besetzung mit Flöte, Violine, Bassgambe und Cembalo. Menuhin (Bath 1960) müsste ich auch mal wieder mit neuen Ohren anhören.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10455929  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

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    gypsy-tail-wind Heute angekommen und direkt in den Player: Hermann Scherchens erste Einspielung des Musikalischen Opfers (BWV 1079) in der Instrumentierung von Roger Vuataz aus dem Jahr 1936, an deren Entstehung Scherchen damals in der Schweiz beteiligt war. […]

    Mein Notizzettel wächst und wächst … Das Musikalische Opfer hat Stellen von sehr großer Feinheit, vorbereitet in den Kanons und sehr sicher in der Triosonate. Mir ist das Werk fast so ungeheuer wie die h-Moll-Messe, ich habe lange nicht mehr gesucht nach Einspielungen zu diesem imaginären Verwandlungsstück. Es ist also gar nicht so viel hier, Reinhard Goebel mit der Musica Antiqua kann ich wie meist bei Goebel nichts abgewinnen, noch immer freundlich erscheint mir Menuhin mit dem Bath Festival Orchestra und Elaine Schaffer, Archie Camden und Kinloch Anderson, die ich jetzt gerade höre (aufgenommen in den Abbey Road Studios 1960):

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    #10467949  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Auch hier habe ich etwas aufgeräumt und Posts aus dem Komponisten-Thread hier rüber geschoben – einmal mehr muss ich etwas von clasjaz als Zitat holen – von hier:
    http://forum.rollingstone.de/foren/topic/wie-naehere-ich-mich-diesem-komponisten/page/4/#post-10449671

    Das bezieht sich auf die Posts bis zum 10. April oben.

    clasjaz
    @gypsy-tail-wind Schneiderhan kann ich mir gar nicht bei Bach vorstellen; ich müsste das hervorholen, was ich von ihm habe, Mozartsonaten, glaube ich, um genauer werden zu können. Dazu habe ich gerade keinen Sinn, so kann ich gerade nur eine meiner Blumen senden: Bei Schneiderhan fühlte ich mich bisher immer wie an einem Kaffeekränzchen.

    Grumiaux ist natürlich etwas anderes! Mir geht es da wie Dir, ich hole immer wieder die Solovioline von ihm bei Bach hervor, die Violinsonaten mit Christiane Jaccottet dagegen sehr selten, obwohl der Ton von Grumiaux – klar, immer vor Übertreibungen verharrend, also in ihrer Kenntnis, und dadurch in der Zurücknahme gleißend – auch dort ist. Einschränkend muss ich sagen, dass mir das Cembalo meist sehr fremd ist (obwohl ich zig Versuche unternommen habe), ich kann es also gar nicht wirklich beurteilen. Richter bleibt da eine Ausnahme bisher.

    […]

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    #10512381  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,064

    Ich stelle das mal hier rein statt in den Hörthread:

    Gestern zur Nacht noch einiges aus diesem lustigen Anachronismus mit Paolo Pandolfo … das Booklet enthält auch einen Disput zwischen dem Cello und der Gambe, in dem es um das Recht der Gambe geht, diese Werke überhaupt zu spielen. Der springende Punkt, so Pandolfo (bzw. die Gambe) ist dabei, dass die sechs Suiten für Violoncello solo Auftakt sind zu einer neuen Tradition, aber damit eben auch Abschluss einer vorangehenden – Bach nun hat diesen Zeitenwechsel erlebt, und wenn man darin Pandolfo folgt und die Prämisse akzeptiert, dann ist das schon eine ziemlich tolle Einspielung. Allerdings greift Pandolfo in die Werke ein: Vier der sechs Suiten stehen nicht in ihren eigentlichen Tonarten, manchenorts wurden Oktaven verschoben usw., Pandolfo greift gestaltend ein auch im Spiel, das dehnt und verdichtet – dabei aber geht es nicht nur (aber auch) darum, dass die Werke überhaupt auf der Gambe spielbar werden, für die sie ja nicht komponiert wurden. Es geht aber auch – und gerade das macht sie so schön – darum, die Gambe im besten möglichen Licht darzustellen, ihre Stärken auszukosten – und damit auch die Unterschiede zum Cello wieder hervorzuheben. Pandolfos Spiel ist gestisch reich, es ist agil und sauber – und sein Instrument klingt obendrein sehr, sehr schön. Es fehlt ihm aber auch die Kraft des Cellos – und auch die Möglichkeit zur Strenge, die das Cello für mein Empfinden auszeichnet.

    Johann Sebastian Bach
    Suiten für Violoncello Solo, BWV 1007-1012
    Paolo Pandolfo, Viola da Gamba (rec. 2000)
    Glossa, 2004 (Erstveröffentlichung mit anderem Cover: 2001 – möglich, dass das zweite Booklet mit dem Dialog nur der Neuauflage beiliegt, sicher bin ich nicht)

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    #10831363  | PERMALINK

    yaiza

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    Beiträge: 5,405

    gypsy-tail-windDie Netherlands Bach Society hat ihr „All Bach“-Projekt gestartet – jeden Freitag ein Werk, bis 2035 sollten die 1080 Werke auf der Website stehen: http://allofbach.com/en/

    fantastischer Link :good:   kann man auch nach Genres, Instrumenten etc. durchstöbern… hatte mir ein bisschen Viola da Gamba gegönnt…

    und endlich habe ich auch mal die beim Konzert erworbenen DCD ausgepackt… auf alten Instrumenten ist er mir näher, erreicht mich sofort

    --

    #10998497  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Registriert seit: 25.01.2010

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    Gestern im Konzert András Schiff mit dem zweiten Buch des Wohltemperierten Klaviers – unglaublich beeindruckend, auch wenn das wohl nicht meine Idealinterpretation ist … aber das Ding vollständig im Konzert zu hören (Schiff sprach am Anfang ein paar Worte und damit dauerte der Abend dann dreieinviertel Stunden, inkl. 20 Minuten Pause) eröffnet allein schon ganz neue Perspektiven (wie so oft bei mir).

    Ich hörte danach zuhause die Nr. 12, die Schiff vor der Pause spielte, und die in vieler Hinsicht herausstach, dünkte mich. Zunächst mit Gould und Gulda – und beide sind völlig anders, mich dünkt ganz oder fast ohne Verzierungen? Bei Schiff gab es davon wohl einige – er erwähnte in seinen einführenden Worten auch (nebst dem Gedanken: stellen Sie sich mal vor, Herr Trump würde ein Motiv wie die „Aria“ erfinden und dann jemanden anstellen, Variationen darüber zu verfassen), dass er der Ansicht sei, als Interpret dürfe man nicht ans Streichen von Wiederholungen denken sondern müsse sich halt – wenn das Stück zu lang(fädig) scheine – überlegen, ob man es denn nicht besser gar nicht spielen sollte.

    Weil Schiff wohl, so meine Vermutung beim Wiederhören von Gould und Gulda, obschon er am grossen Bösendorfer (ein rot-schimmerndes Instrument, ich glaube ein Concert Grand 280VC, stand im Programm, das zuhause liegt) zur Tat schritt, einiges an Erfahrungen der HIP-Aufführungspraxis einfliessen liess, was Verzierungen und überhaupt die Ausgestaltung anbelangt, griff ich nachher noch zu den jüngsten Einspielungen, die mir vorliegen – Christophe Rousset und Christine Schornsheim. In die Einspielung von letzterer hörte ich dann rein, und tatsächlich scheint mir Schiff, bei allen klanglichen Differenzen, viel näher hier dran als bei Gould oder Gulda.

    Und finalement drängt sich, nachdem der Einstieg bei Ugorskaja mit Schubert und Beethoven äusserst bereichernd war, die Frage auf, wie sie denn ans WTC geht. Hat da schon jemand reingehört – @clasjaz? Mit Verzierungen? Pedaleinsatz? (Letzterer bei Schiff sehr behutsam, manche Stücke kamen auch ganz ohne aus. Aber ein kleiner Bericht folgt dann noch im anderen Faden, auch wenn mir scheint, ich hätte hier inzwischen fast alles gesagt, was ich da überhaupt sagen kann.)

    --

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    #10998533  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    gypsy-tail-wind  Ich hörte danach zuhause die Nr. 12, zunächst mit Gould und Gulda – und beide sind völlig anders, mich dünkt ganz oder fast ohne Verzierungen?

    Bei Gulda wohl die reine Lehre ….

    --

      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #10998563  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Na ja, was heisst „reine Lehre“ bei Noten, die z.B. keine Angaben zur Lautstärke enthalten? Die Wiederholungen verlangen, zu denen keine Verzierungen notiert sind, wo Verzierungen aber zur damaligen Spielpraxis gehörten? (Von Aufführungspraxis kann man ja wiederum nicht reden, denn als Konzertwerk oder überhaupt zur öffentlichen Darbietung waren die Stücke vermutlich ja nicht gedacht.)

    Was Du meinst ist: Gulda spielt ohne Verzierungen? (Und hält er die Wiederholungen ein? Und wie ist das bei Gould @clasjaz?)

    Was ich halt krass finde ist, wie sich das im direkten Vergleich anfühlt bzw. -hört: bei Schiff klang das alles ungeheuer farbenreich. Gulda oder Gould sind dagegen fast schon karg – was mich ebenfalls enorm anspricht, darum geht es mir gar nicht. Wenn ich dann aber Schornsheim einlege, dann klingt auch Schiff schon fast wieder karg, weil das Cembalo mit seiner „quirkiness“ und dem enorm obertonreichen Klang einfach nochmal ganz anders ist (dafür aber in Sachen Dynamik einen viel engeren Raum zu bieten hat). Schiff (in den Liner Notes zur ECM-Box, die im gestrigen Konzertprogramm abgedruckt sind) meint auch, dass die „reine Lehre“ wohl heissen würde, die Musik auf einem Clavichord zu spielen (ein deutliches Zeichen ist, dass die Musik den Tonumfang dieser damals gängigen Hausinstrumente nie überschreite). Dass dies im modernen Konzertsaal wenig Sinn ergibt, ist aber wohl allen klar … aber wenn ich Miklos Spányis CPE Bach-Aufnahmen lausche, die dieser zu weiten Teilen (die Hälfte?) auf einem (oder verschiedenen?) Clavichord(en) einspielte, ist das nochmal anders (und wieder weniger reich an Resonanzen als Schornsheim, die wohl ein ziemlich mächtiges Cembalo spielen dürfte – ist im Booklet bestimmt alles besprochen, aber ich hab nicht so genau hingeschaut gestern, es war schon nach Mitternacht und ich musste ja zurück in den Stollen heute früh).

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    #10998801  | PERMALINK

    soulpope
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    gypsy-tail-windNa ja, was heisst „reine Lehre“ bei Noten, die z.B. keine Angaben zur Lautstärke enthalten? Die Wiederholungen verlangen, zu denen keine Verzierungen notiert sind, wo Verzierungen aber zur damaligen Spielpraxis gehörten? (Von Aufführungspraxis kann man ja wiederum nicht reden, denn als Konzertwerk oder überhaupt zur öffentlichen Darbietung waren die Stücke vermutlich ja nicht gedacht.) Was Du meinst ist: Gulda spielt ohne Verzierungen? (Und hält er die Wiederholungen ein? Und wie ist das bei Gould @clasjaz?) Was ich halt krass finde ist, wie sich das im direkten Vergleich anfühlt bzw. -hört: bei Schiff klang das alles ungeheuer farbenreich. Gulda oder Gould sind dagegen fast schon karg – was mich ebenfalls enorm anspricht, darum geht es mir gar nicht. Wenn ich dann aber Schornsheim einlege, dann klingt auch Schiff schon fast wieder karg, weil das Cembalo mit seiner „quirkiness“ und dem enorm obertonreichen Klang einfach nochmal ganz anders ist (dafür aber in Sachen Dynamik einen viel engeren Raum zu bieten hat). Schiff (in den Liner Notes zur ECM-Box, die im gestrigen Konzertprogramm abgedruckt sind) meint auch, dass die „reine Lehre“ wohl heissen würde, die Musik auf einem Clavichord zu spielen (ein deutliches Zeichen ist, dass die Musik den Tonumfang dieser damals gängigen Hausinstrumente nie überschreite). Dass dies im modernen Konzertsaal wenig Sinn ergibt, ist aber wohl allen klar … aber wenn ich Miklos Spányis CPE Bach-Aufnahmen lausche, die dieser zu weiten Teilen (die Hälfte?) auf einem (oder verschiedenen?) Clavichord(en) einspielte, ist das nochmal anders (und wieder weniger reich an Resonanzen als Schornsheim, die wohl ein ziemlich mächtiges Cembalo spielen dürfte – ist im Booklet bestimmt alles besprochen, aber ich hab nicht so genau hingeschaut gestern, es war schon nach Mitternacht und ich musste ja zurück in den Stollen heute früh).

    Ich meinte ohne Verzierungen …. eigentlich …. was Schiff dazu aka „reine Lehre“ meinte entzog sich meiner Kenntnisz ….

    --

      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #10998803  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    soulpope
    Ich meinte ohne Verzierungen …. eigentlich ….

    Ja, dachte ich mir schon :-)

    Aber ich finde das Thema halt höchst interessant … gerade auch, weil die ohrenscheinlichen Resultate so stark divergieren, die Grundlage aber doch dieselbe ist, die Strategien der Umsetzung aber soweit ich es bisher mitkriege nachvollziehbar bleiben, egal ob es hierhin oder dorthin führt.

    Aber falls jemand schon ins WTC von Ugorskaja reingehört hat, oder auch in jenes von Angela Hewitt, bitte ich um Meldung/Urteil!

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    #10998831  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    gypsy-tail-wind

    soulpope Ich meinte ohne Verzierungen …. eigentlich ….

    Ja, dachte ich mir schon Aber ich finde das Thema halt höchst interessant … gerade auch, weil die ohrenscheinlichen Resultate so stark divergieren, die Grundlage aber doch dieselbe ist, die Strategien der Umsetzung aber soweit ich es bisher mitkriege nachvollziehbar bleiben, egal ob es hierhin oder dorthin führt. Aber falls jemand schon ins WTC von Ugorskaja reingehört hat, oder auch in jenes von Angela Hewitt, bitte ich um Meldung/Urteil!

    Passt :bye: …. bei Ugorskaja habe ich noch nicht „nachgezogen: und mit Angela Hewitt kann ich eher wenig anfangen ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #10999047  | PERMALINK

    Anonym
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    gypsy-tail-wind Was Du meinst ist: Gulda spielt ohne Verzierungen? (Und hält er die Wiederholungen ein? Und wie ist das bei Gould?)

    Für das WTK I ist die Frage nach den Wiederholungen schnell beantwortet: Es gibt nämlich keine, außer im letzten h-moll-Präludium. Bei Gould sind dieses Präludium und die zugehörige Fuge ohnehin Husarenritte, schneller hat das wohl keiner gemacht. Mich zieht das an. Ein Andante (Präludium), geschweige denn Largo (Fuge) ist das natürlich keinesfalls. Jedenfalls, dort spielt Gould die Wiederholung nicht. Gulda spielt sie – und ich nehme an, auch sonst, im WTK II.

    Denn dort ist die Sache anders. Es gibt etliche Stücke, meist Präludien, für die Wiederholungen notiert sind: c-moll, D-Dur, dis-moll, E-Dur, e-moll, f-moll, G-Dur, gis-moll, a-moll, B-Dur. Ich habe nur Stichproben gemacht. Wenn ein Stück zwei Wiederholungen enthält (oft in der Mitte), tendiert Gould eher dazu, die erste Wiederholung zu spielen, nicht aber die zweite, so im c-moll-Präludium, im E-Dur- und im f-moll-Präludium. Im B-Dur-Präludium spielt er keine der Wiederholungen.

    Interessanter ist vielleicht nicht, ob eine Wiederholung gespielt wird, sondern wie. Denn identisch sollten sie wohl nicht gespielt werden – insofern ja immer schon ein Stück Weg gegangen ist und man nie noch einmal in denselben Fluss steigt. Gould, ist mir aufgefallen, ändert die Dynamik, vor allem wird er leiser, als wolle er sich noch einmal anschleichen.

    Gulda – und da hatte ich ihn auch ganz anders als @soulpope in Erinnerung – kostet Verzierungen beinahe aus. Und sein bezeichnendes Mittel bei Wiederholungen ist: die Hinzufügung solcher Verzierungen. Gould macht das sehr selten, aber es kommt auch vor, dann im laufenden „Text“. Im Übrigen spielt er die notierten Angaben – vor allem Pralltriller und Mordent.

    Bei den Goldbergs spielt Gould kaum eine der Wiederholungen, weder 1955 noch 1981. Ausnahmen sind, glaube ich die langsamen Variationen, nicht aber die Aria.

    Ugorskajas WTK kenne ich noch nicht, was ich in YT höre, wird sie aber wohl einmal hierher führen. Obwohl sie für mich Gould und Gulda wohl nicht überflügeln wird.

    --

    #10999095  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Von Hewitt habe ich neulich die erste Hyperion-Einspielung der Partiten gekauft und finde sie ziemlich gut. Aber Ugorskaja kommt wohl ins Haus, hier gibt es einen Kürzestbericht, der grosse Lust macht:

    https://www.br-klassik.de/aktuell/br-klassik-empfiehlt/cd/cd-tipp-bach-wohltemperiertes-klavier-ugorskaja-100.html

    @clasjaz: Hast Du Noten? Oder guckst Du bei IMDB und gibt es dort eine halbwegs empfehlenswerte Ausgabe?

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Ansicht von 15 Beiträgen - 91 bis 105 (von insgesamt 123)

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