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Foreststorm Hamilton wurde am 21. September 1921 in Los Angeles geboren. Seinen Übernamen „Chico“ kriegte er schon früh. Sein erstes Instrument war die Klarinette – in Interviews erzählt er, dass seine Familie monatelang sparen musste, um die 2 oder 3$ Miete, die das Instrument kostete, aufbringen zu können. Bald schon wechselte Chico an die Drums – und er bewegte sich sozusagen von Beginn in bester musikalischer Gesellschaft. Unter seinen Mitschülern an der Thomas Jefferson High School in Los Angeles fanden sich angehende Musiker wie Marshal und Ernie Royal, Illinois Jacquet, Buddy Collette, Charles Mingus und Dexter Gordon. Mit den drei letztgenannten und Ernie Royal formte Hamilton eine Band. Schon 1940 spielte er kurze Zeit mit Lionel Hamptons Band, aus der er aber bald herausflog, weil er nicht Noten lesen konnte.
Es folgte der Militärdienst – auch er stand unter dem Zeichen der Musik: Hamilton lernte mit Jo Jones, dem grossen Drummer von Count Basie. Aber als er nach vier Jahren aus dem Dienst entlassen wurde, hatten die Dinge sich geändert:
When I came out of the service in ’46, I discovered that there had been a complete switch in drumming. Oh, the basic foundation of keeping time remained, but otherwise the whole conception of drumming had changed. It threw me.
Lester Young lud den jungen Drummer ein, an einer seiner Aladdin-Sessions teilzunehmen. So fand sich Chico im August in Gesellschaft von Joe Albany, Irving Ashby und Red Callendar in einem Studio wieder und nahm an einer der besten Nachkriegs-Sessions von Lester Young teil. Sein Spiel ist (auf der Blue Note 2CD-Ausgabe zumal) tief im Mix, er begleitet zurückhaltend, swingend, ohne viel Federlesens. Nicht nur die Band war ausgezeichnet, auch die Stücke, die auf dem Programm standen. In „She’s Funny That Way“ ist Young in bester Balladen-Manier zu hören, „New Lester Leaps In“ zeigt ihn honkend und aufgestellt, er spielt streckenweise über stop time, und sowohl Ashby als auch Albany spielen kurze Soli, bevor Lester – anfänglich im Dialog mit Callendar – wieder einsteigt. Hamilton stompt, klingt nach einer Art minimalistischem Krupa. In „Lester’s Be Bop Boogie“, einem seltsamen Stück, das wohl auf den grossen Erfolg von Lionel Hamptons „Hamp’s Boogie Woogie“ zurückzuführen ist, ist Hamilton präsenter, umschmückt das Thema gekonnt und swingt – wie so oft später – an den Besen. Young ist in Form, shakt, honkt, gleitet über die Band hinweg, wie nur er das konnte. Ähnlich inspiriert spielt er auch in „You’re Driving Me Crazy“, einem Swinger, der etwas an Basie erinnert.
Der grosse Schock kam dann, als Hamilton an einer dance show die Big Band von Billy Eckstine mit Gene Ammons, Dexter Gordon und vor allem Art Blakey hörte – „Art Blakey turned me around completely, man!“:
I still couldn’t quite make up my mind as to what was happening in drumming. Then, a few months later I heard with considerable shock and even more pleasure the work of Art Blakey. Art explained to me how drums were now being used, and he demonstrated. I made the switch fast.
Hamilton spielte dann in der Hausband im Billy Berg’s Klub, in dem regelmässig vorbeireisende Solisten spielten und auch jeden Sonntag Jam Sessions stattfanden. In der Folge spielte und tourte Hamilton mit Basie (er ersetzte den kranken Jo Jones), Jimmy Mundy und Charlie Barnet. Hamilton spielte ebenfalls mit dem wohl wichtigsten Bandleader der LA-Szene, Gerald Wilson.
Das Gerry Mulligan Quartett mit (v.l.n.r.): Mulligan, Bob Whitlock, Chico Hamilton, Chet Baker1947 öffnete Ella Fitzgerald im Billy Berg’s, Hamilton ging mit ihr auf Tour, spielte später auch mit Billie Holiday, Billy Eckstine und Harry Belafonte – der wichtigste Gig mit einer Sängerin war allerdings jener mit Lena Horne, mit der er für etwa sieben Jahre spielte.
Zwischendurch spielte er ein paar Monate mit Gerry Mulligans neuem Quartett mit Chet Baker (als Horne nach Europa ging und Hamilton in LA blieb). Die Band nahm ihren Anfang an den Montagabend-Sessions im Klub The Haig ausserhalb von Los Angeles. Im Haus von Toningenieur Phil Turetsky entstanden im Sommer 1952 drei Sessions. Am 10. Juni fand die erste Mulligan-Session im Trio mit Red Mitchell und Chico statt, am 9. Juli die zweite mit Chet Baker, Jimmy Rowles und Joe Mondragon (ohne Drummer). Die Stücke „Get Happy“ (mit Chico) und „She Didnt’s Say Yes, She Didn’t Say No“ erscheinen als Single PJ-8, von der Trio-Session fanden „‚So Wonderful“ und „Godchild“ (mit Mullitgan am Piano) später in der zweiten Box des Sammlerlabels Mosaic erstmals ans Tageslicht, von der ersten Session mit Chet erschien auf demselben Mosaic-Set später noch „Dinah“ (unter der Überschrift „Haig and Haig“).
Die dritte Turetsky-Session fand am 16. August statt und mit „Bernie’s Tune“, „Lullaby of the Leaves“ und „Utter Chaos #1″ muss man sie wohl als die erste klassische Mulligan-Session überhaupt betrachten. Die drei Stücke landeten mit der vierten Session, die am 15. und 16. Oktober in den Gold Star Studios stattfand, auf der ersten 10“ Scheibe von Dick Bocks neuem Label Pacific Jazz, PJ LP 1. In den zwei Tagen wurden „Aren’t You Glad You’re You“, „Frenesi“, „Nights at the Turntable“, „Freeway“, „Soft Shoe“ und „Walkin‘ Shoes“ aufgenommen, Bass spielte wie schon in der dritten Turetsky-Session Bob Whitlock. Diese Aufnahmen gehören zum Grundstock des sogenannten West Coast Jazz. Ohne Piano erreicht die Band eine grosse Transparenz, Baker und Mulligan sind frei, sich gegenseitig mit Gegenmelodien zu begleiten, die Rhythmusgruppe swingt entspannt aber sie swingt – was ganz besonders Hamiltons fein austarierten Drums zu verdanken ist, die schon hier, im Sommer und Herbst 1952 einen ganz eigenen Sound haben.
Neben den Aufnahmen für Pacific Jazz nahm Mulligans Quartett auch zwei Sessions für Fantasy auf, in der ersten, die im September 1952 im Black Hawk in San Francisco eingespielt wurde, entstand die berühmte Version von „My Funny Valentine“, einem Stück, das Chet Baker sich in der Folge aneignen sollte. Die zweite Fantasy Session entstand im Januar 1953. Die übrigen Aufnahmen des Mulligan Quartetts mit Baker – das nur ca. ein Jahr Bestand hatte, 1956 folgte im Studio eine kurze Reunion – entstanden dann mit Larry Bunker am Schlagzeug, aber Hamilton war noch zur Stelle, als Mulligan mit einem Tentet am 29. Januar die erste von zwei Capitol-Sessions im Tentett einspielte (er ist auf den Titeln „A Ballad“, „Westwood Walk“, „Walkin‘ Shoes“ und „Rocker“ zu hören, auf den vier weiteren Stücken vom 31. Januar ist dann bereits Larry Bunker der Drummer).Das Begleiten von Sängerinnen lernte Hamilton Grundsätzliches, das ihm auch beim Spiel in seinen eigenen Gruppen – oder eben in den Mulligan/Baker Sessions – von grosser Hilfe war. Er hat sich John Tynan gegenüber wie folgt dazu geäussert:
This work is a most exacting type of playing, where you have to have at all times complete control, as you never know what the singer is going to do from one moment to the next. Not only does this keep you sharp, but you acquire what seems to be an almost uncanny sense of time and develop subtleties of technique that big band work will never allow.
Hamilton spielte bis Anfangs 1953 mit Mulligans Gruppe, vermutlich von Anfang Januar stammen die letzten Aufnahmen, die Hamilton als Mitglied der Gruppe präsentieren. Am Bass war inzwischen sein späterer Sideman Carson Smith. Live im Haig wurden „Aren’t You Glad You’re You“, „Get Happy“, „Poinciana“ und „Godchild“ mitgeschnitten. Die Live-Stücke sind länger und zeigen noch besser, wie toll das Zusammenspiel dieser Band ablief. Hamiltons Getrommel ist dabei ein zentraler Faktor, sowohl in der Begleitung als auch in exchanges wie im langen „Get Happy“. In „Poinciana“ demonstriert er, dass er auch Latin-Rhythmen auf seine eigene, feine Art spielen konnte.
Auch diese Aufnahmen waren erstmals bei Mosaic zu hören (die Box hiess „The Complete Pacific Jazz/Capitol Recordings of The Original Gerry Mulligan Quartet/Tentette with Chet Baker“). Alle frühen Mulligan-Sessions (auch die beden ersten ohne Baker) sind ebenfalls auf einer 1998 veröffentlichten Doppel-CD zu hören, die in der Reihe „West Coast Classics“ erschienen ist.Chico Hamilton ging 1953 erneut mit Lena Horne auf Tour, aber schon ein paar Monate später erhielt er von Dick Bock die Chance, eine eigene LP einzuspielen. Am 6. Dezember 1953 wurde eine EP eingespielt (PJ EP 4-20), auf der zwei Standards, ein Hamilton-Original sowie eins von Jimmy Cheatham zu hören waren. Die Besetzung war auch in dieser Band ungewöhnlich: neben Hamiltons Drums sind Howard Roberts Gitarre sowie George Duviviers Bass zu hören. Die drei funktionieren als mehr oder weniger gleichberechtigte Einheit, Hamilton führt sich nicht als Star auf, eine damals bekannte Stimme fehlt. Die Musik ist erfolgreich, offen, leicht, voller Farben und Akzente. Schon in „Broadway“ fällt Hamiltons gedämpftes Spiel auf den Toms auf, in „Street of Drums“ parodiert er die Drummer von marching bands. Duvivier greift dazu mit weichem Ton rhythmische Linien, bevor Roberts dann über straighten 4/4 zu seinem singenden Solo ausholt. Das Spiel der drei verzahnt sich ineinander, die Bälle fliegen hin und her, Solo und Begleitung wechseln sich nahtlos ab. „What Is There to Say?“ gehört Roberts, der mit weichem Ton ein schönes Balladensolo spielt. „Nuttye“ ist das Cheatham-Original, eine boppige Nummer inklusive Band-Vocal im Stil von Dizzy. Hamilton swingt an den Besen, Duvivier walkt, Roberts hebt darüber ab.
Am 2. Oktober 1954 wurde eine zweite Session eingespielt, die EP zum Album „The Chico Hamilton Trio“ (PJLP-17) erweitert. Ein Buddy Collette Stück ein Standard, sowie zwei Kollaborationen Hamiltons (mit Duvivier und Gerry Wiggins) standen auf dem Programm. Collettes „Buddy Boo“ ist ein stompender Blues mit einem starken Solo von Roberts und tollem Bass von Duvivier. „Uganda“ von Hamilton und Duvivier öffnet mit Trommelwirbeln, bevor Chico in einen sparsamen Beat fällt und Duvivier/Roberts sich dazugesellen – ein Stück mood music mit exotischen Anklängen, das über einen langsam stapfenden, ständig variierten Beat auch eine schöne Passage von Roberts über gestrichenen Bass enthält, bevor das Tempo in der Mitte wieder massiv erhöht wird – ein Vorbote der Experimente, die Hamilton ab dem kommenden Jahr mit seiner eigenen Band anstellen würde. „Lollypop“ ist eine weitere schnelle Nummer, in der das Trio als ganzes im Zentrum steht, und mit „We’ll Be Together Again“ enden die Aufnahmen mit einer zweiten Ballade (in der die Musiker am Anfang das Stück – Mulligan hat das auch hie und da gemacht – auch gemeinsam singen).
(1956 wurde das Album dann mit einer zusätzlichen Trio-Session mit Jim Hall und Duvivier aufs 12″-Format erweitert – in einer von Duvivier organisierten und komponierten Session. Nur eins der Stücke hatte er mit Hamilton gemeinsam geschrieben, die anderen drei stammten von ihm. Die 12″-LP versammelte sechs der Stücke des Trios mit Roberts sowie die vier neuen mit Jim Hall, der zu jener Zeit Mitglied von Chico Hamiltons Quintett war.)Das Album erhielt einen Fünf-Sterne-Review in Down Beat und lancierte die Karriere von Howard Roberts. Hamilton machte sich fortan Gedanken darüber, seine eigene Band zu gründen. 1954 spielte er mit Lena Horne in New York und traf dort auf den Cellisten Fred Katz. Dieser zog Ende des Jahres nach Los Angeles und spielte als Pianist mit der Sängerin Jana Mason. Als die Gruppe einen Drummer brauchte, fragte er Hamilton an. Hamilton und Katz begannen, über eine Band nachzudenken, schnell war Buddy Collette im Gespräch, der zu der Zeit, 1955, schon fast jedes Holz-Blasinstrument beherrschte. Hamilton wollte, dass seine Band „new, different and exciting sein solle“, er hatte auch den Hornisten John Graas im Auge, der aber nicht zur Verfügung stand (er spielte mit der Liberace-Show). Katz schlug eines Tages vor: „why not a cello?“ – und daraus entstand das legendäre Chico Hamilton Quintet.
Die Musik des Hamilton Quintetts auf Pacific Jazz und später mit Eric Dolphy, Charles Lloyd und Gabor Szabo möchte ich in der Folge etwas genauer behandeln. Die spätere Karriere Hamiltons kenne ich hingegen kaum mehr. Bis 1966 nahm er einige Alben für Impulse auf (zwei davon sind soeben in der neuen 2-on-1 Reihe wiederaufgelegt worden).
In den 60ern folgten noch zwei Alben für Solid State („The Gamut“ von 1967, „Head Hunters“ von 1969), in den 70ern eins für Stax („The Master“, 1973) sowie ein weiteres für Solid State („El Exigente“, 1975), zwei für Blue Note („Peregrinations“ von 1975 und „Chico Hamilton and the Players“ im Folgejahr), eins für Mercury („Catwalk“, 1977) und eins für Nautilus („Reaching for the Top“). Den vorläufigen Abschluss machte 1980 das Elektra-Album „Nomad“. Hamilton spielte mit grösseren Bands, manchmal mit elektrischen Gitarren und Keys, manchmal mit Chor oder Sängern, als Sidemen tauchten Leute wie Ray Nance, Steve Potts, Steve Swallow, Eric Gale, Joe Beck, Barry Finnerty, Rodney Jones, Steve Turre, Arthur Blythe, Cecil McBee, sowie die älteren Mitstreiter Fred Katz und Arnie Lawrence auf. Das wenige, was ich aus diesen Jahren gehöröt habe, hat mich nicht wirklich überzeugt.Einen Neustart gab’s dann 1988 mit dem Album „Euphoria“, auf dem mit dem Gitarristen Cary de Nigris einer der seither wichtigsten Sidemen Hamiltons zu hören ist. Zwischen 1989 und 1993 entstanden fünf Alben für Soul Note, das erste hiess „Reunion“ und trommelte Buddy Collette, Fred Katz, Joe Pisano und Carson Smith zusammen. Abgesehen von Pisano (der auf Jim Hall folgte) ist das das originale Hamilton Quintett von 1955/56 (Pisano war ab 1957 in der zweiten Version mit Paul Horn an Reeds und Flöten dabei). Das letzte Soul Note-Album präsentierte Hamilton ganz allein als Solisten. In den Nullerjahren folgte dann eine weitere lange Reihe von Alben für Koch Jazz und Joyous Shout. Auch aus dieser Zeit kenne ich nichts, habe bloss eins der Alben („Trio!“) mal kurz angespielt und war von der stark Jazz-Rock-lastigen Musik eher gelangweilt. Falls jemand Empfehlungen für Hamilton-Alben aus den 70ern, 80ern, 90ern* oder 00ern hätte, wäre ich jedenfalls sehr interessiert!
*) ein Soul Note Box-Set würde sieh durchaus anbieten!
Die Zitate oben stammen aus dem Booklet des Mosaic-Sets „The Complete Pacific Jazz Recordings of The Chico Hamilton Quintet“ (MD6-175, 1997), die Robert Gordon (datiert auf August 1997) verfasst hat. Er hat auch das Hamilton-Zitat gegenüber John Tynan wiedergegeben.
Im Schlagzeug-Thread hab ich gestern schon ein paar Links zu Interviews reingestellt, ich wiederhole sie hier mal:Interview (ca. 1std) mit Dave Schroeder
Podcast (53min) mit Interview und Musik (aus Anlass des 88. Geburtstags)
Kurzes Radio-Interview mit Jon Hammond--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.de11 coole Zitate aus „Und täglich grüßt das Murmeltier“
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WerbungDas Chico Hamilton Quintett entstand in der ersten Jahreshälfte von 1955 und bestand aus Buddy Collette (cl,as,ts,fl), Jim Hall (g), Dick Katz (vc), Carson Smith (b) und Chico Hamilton (d). Die Band begann, in Hamiltons Haus zu proben. Als sie sich zum ersten Mal trafen, existierte bloss ein Arrangement, das Fred Katz über „My Funny Valentine“ geschrieben hatte. Ein Engagement im Klub The Strollers kam so plötzlich, dass Tenorist Bob Hardaway für Collette einspringen musste, der nicht rechtzeitig seinen früheren Job loswerden konnte. Anfangs lief nicht sehr viel, aber als Sleepy Stein im Sommer begann, auf KFOX live aus dem Klub zu übertragen, wurde die Band zu einem Hit, ihr zweiwöchige Engagement auf acht Monate verlängert.
Die Mosaic-Box öffnet mit einem längeren Schlagzeug-Solo von Hamilton, das zwar auf dem zweiten Album des Quintetts erschienen ist, aber schon am 12. November 1954 im Rahmen eines Konzerts des Gerry Mulligan Quartetts mitgeschnitten wurde (es handelt sich um ein Schlagzeugsolo, das Hamilton während des Stücks „Bark for Barksdale“ spielte).
Am 23. August 1955 wurde das Quintett von Pacific Jazz im Studio fürs erste Album The Chico Hamilton Quintet Featuring Buddy Collette (PJ-1209) aufgenommen. „A Nice Day“ vonn Collette ist ein hübsches Intro, verhalten, lyrisch, klassisch angehaucht, mit Gegenmelodien, wechselnden Tempi, einem Zusammenspiel, das an John Kribys Kammerjazz erinnert. Dann folgt das erwähnte „My Funny Valentine“. Collette spielt auf der Flöte das Thema, Hall steuert Obbligatos bei, während Katz‘ gestrichenes Cello zwischen Gegenmelodien und dem Thema hin und herwechselt. Manches wurde dem Arrangement Mulligans entliehen, auch die ohne Worte gesungenen Linien. Sehr toll ist der Groove, den das Quintett in „Blue Sands“ aufbaut. Es war das Stück, das die Identität der Gruppe mehr denn jedes andere prägen sollte. Komponist Collette spielt Flöte, Hall eine Art Flamenco-Gitarre, während Hamilton feine Rhythmen trommelt. Das ganze beruht mehr auf spontaner Interaktion als auf einem Arrangement. Collette erinnerte sich später, dass es ihm Mühe bereitet hatte, das Stück den jüngeren Musikern der Band zu erläutern. Diese fanden, da sei nichts dran… es ist eben genau so viel dran, wie die Musiker reingeben, und hier ist das sehr viel! Das Stück nahm seinen Anfang, wie Collette in seiner Autobiographie berichtet hat, als Flöten-Übung, mit der er seinen Ansatz verbessern wollte. Erstmals gespielt hat Collette das Stück schon ein paar Jahre zuvor – als Set-Opener in einem notorisch lärmigen Klub. Und siehe da: „I took the flute and played the line, and it took about fifteen seconds before the house got so quiet I couldn’t believe it. People stopped talking and started looking, as if to say, ‚What’s going on?‘ They hadn’t heard this kind of approach.“ (Collette, Jazz Generations, 136). Mit Hamiltons Quintett wuchs das Stück bis auf zwölf Minuten an und Collette erinnert sich: „It became one of our most requested tunes. ‚Blue Sands‘ had such a mood and the audience would just sit there. We wouldn’t know what they were thinking. It seemed to have a hypnotic kind of control over the public, but it also seemed that each one would reminisce in their own way. You could see it. Whatever it meant to you, whatever it meant to me, it always made people kind of quiet. We never played it twice in the same evening.“ (Collette, Jazz Generations, 137).
„The Sage“ ist ein stimmungsvolles Original von Fred Katz, der das Thema am Cello streicht, begleitet anfangs nur von Carson Smiths walking bass. Dann gesellen die anderen sich dazu, Hall spielt singende Gitarrenlinien mit sanftem Sound, Collette ist an der Klarinette zu hören. Alles hier ist ausgeschrieben, aber die Melodie setzt sich rasch im Kopf fest. Elmer Bernstein borgte sich das Stück später für seinen Soundtrack zu „The Sweet Smell of Success“. Das letzte Stück der ersten Session ist Hammiltons „The Morning After“ in einem Arrangement von Jim Hall, ein Stück, das mit Kontrapunkten arbeitet und von Hamiltons raschem Besen-Swing belebt wird.Die zweite Hälfte des Albums war schon am 4. August 1955 live im Strollers aufgenommen worden. Live war die Band oft in einer anderen Stimmung, spielte mehr straight ahead, längere Soli, swingte härter.
Den Auftakt macht ein kurzes, schnelles „I Want to Be Happy“ mit Katz‘ Cello zum Auftakt und Collettes Flöte im Wechsel mit Halls Gitarre. Chico treibt mit seinen Besen. Jim Halls „Spectacular“ ist noch „straighter“, mit Collette am Altsax und Chicos kickenden Drums. Hinter Halls tollem Solo spielen Collete und Katz zusammen ein Riff. „Free Form“ ist dann eine kollektive Improvisation, wie sie das Quintett in den kommenden Jahren immer wieder spielen sollte. Mit dem „Walking Carson Blues“ geht’s zurück zu den Wurzeln. Collette ist am Alt zu hören, er und Hall sind die Solisten. Das Set endet mit Collettes „Buddy Boo“, einem mittelschnellen Blues mit Collette am Tenorsax.Buddy Collette erinnerte sich in „Jazz Generations. A Life in American Music and Society“, seiner mit Steven Isoardi verfassten Autobiographie (Continuum, London/New York 2000), an die Zeit im Strollers in Long Beach:
When I finally got there, I couldn’t believe the place: nothing but beer drinkers, the six-pack crowd. I told the guys, „I quit my job in Hollywood to join you and this is what you’re getting me into?“ It wasn’t a good spot at all and it took an hour-and-a-half to get to Long Beach from Los Angeles during this pre-freeway era.
The first week I was there, it was kind of quiet, but the band began to play quite well and we really sounded pretty good. We had a three-week contract or something like that. Although it had been kind of quiet, Harry [Rubin, owner of The Strollers – gtw] apparently was breaking even. „Well, guys, your three weeks are up, but why don’t we just try a little longer. I do like the band and what you’re doing. I’ll contact KFOX and see if we can put in radio.“ […] So Harry got the radio spot and got Sleepy Stein, who was a good disc jockey, to come in and do a show right from Strollers. That week we were on the radio half-an-hour on Monday, Wednesday and Friday nights.
We couldn’t believe the next weekend. People were standing around the corner to get in the club. Our music was different and it just drew them. People would come in and say, „We were on our way to San Diego and we just had to find out where this place was with this kind of music.“ With most music you could predict what was going to happen, but ours was different. We didn’t know what we were doing half the time, but we were having fun and the group kept getting better and growing.~ Buddy Collette, A Life in American Music, 133
Collette erzählt dann auf S. 133f. eine etwas andere Version, wie der besondere Sound der Band zustande gekommen sei: Katz habe im Quintett Piano, aber in den Pausen zwischen den Sets jeweils unbegleitet Cello gespielt. Da er gerne länger als die vorgesehenen 15 Minuten spielte, seien sie eines Abends einfach hinter ihm auf die kleine Bühne, und da er nicht an den anderen vorbei zum Piano zurück konnte, habe er halt am Cello weitergespielt. Alle hätten rasch gemerkt, dass er am Cello bleiben solle, weil die Band so völlig neu und anders klang.
Das erste-Album der Band bekam einen Fünf-Sterne-Review von Down Beat, aber die Gruppe war zumindest im südlichen Kalifornien schon längst bekannt und beliebt. Immer mehr Leute fuhren ins Strollers in Long Beach, um Hamilton und seine sensationelle Band zu hören und Richard Bock nutzte die Chance, um mehr Live-Aufnahmen zu machen. Vom 11. November 1955 wurden diverse Stücke später auf dem World Pacific Album The Original Chico Hamilton Quintet (WP-1287) veröffentlicht, in der Mosaic-Box sind zusätzliche Stücke zu hören, die entweder vom 4. August oder dem 11. November stammen.
Dick Bock schrieb in den Liner Notes von 1960:
There is a vitality to be heard in these recordings that conveys the great fun these five musicians had in playing together at this beginning point in their careers. I don’t believe the quintet ever again reached such a high level of musical rapport. There was a unity, a selflessness that developed from the newness of the association and the excitement that came from working to develop a new sound. Everyone in the group was inspired to write original compositions. Each musician wrote some of his best-known works during these formative period. The quintet was a truly cooperative venture at this time. This attitude clearly comes across in these performances.
Wir hören im Mosaic-Set zuerst sechst unveröffentlichte Stücke. Den Auftakt macht „Gone with the Wind“ mit Collette am Altsax und einem Latin-Vamp. „Topsy“ ist eine schöne, gradlinige Jazz-Nummer, die Anfang 1956 auch für das zweite damals veröffentlichte Album im Studio eingespielt wurde. Collette und Hall präsentieren unisono das Thema, dann soliert Collette relaxt am Tenor, gefolgt von Hall und Smith. Hinter Collette summen die anderen mal und Hall wird einfühlsam von Katz begleitet.
Charlie Shavers‘ „Undecided“ ist eine weitere lange Nummer, dieses Mal aber im Uptempo. Das erste Solo stammt von Collette (wieder am Tenor), Hamilton treibt ihn heftig an, mit Besen und viel Bass-Drum. Hall streut funky Licks ein, und funky ist auch sein Solo. Nach ein paar Takten walking bass von Smith folgt Hamilton mit einem langen und sehr tollen Solo, er baut geduldig Spannungsbögen auf und demonstriert, dass er neben Shelly Manne in jener Zeit wohl der melodischste und nuancierteste Drummer war. „My Old Flame“ wird von Collette am Alt präsentiert. Sein Ton ist weich und warm, seine Linien mit leichtem Vibrato angereichert, wie am Tenor hat er etwas leicht verhangenes – gefällt mir enorm gut. Hall begleitet ihn aufmerksam, Smiths warmer Bass ist stets präsent, Hamilton legt einen Teppich, wie er es für Lena Horne wohl tausende Male gemacht hat.
Es folgt „The Saint“ von JIm Hall, ein Blues. Er öffnet ihn mit geschrammten, kaum verstärkten Akkorden, dann folgt das schnelle Thema mit Collette am Tenorsax, der auch gleich das erste Solo bläst – sein Ton ist auch hier weich und warm, aber er spielt etwas zupackender, mit mehr Drive (und sein Solo-Einstieg klingt stark nach Alt). Es folgt Ellingtons „It Don’t Mean a Thing“, erneut ein Feature für Collettes Tenor.
Den Abschluss mach „Stella By Starlight“, das einzige der sieben Stücke, das den Weg an die Öffentlichkeit fand. Es erschien auf einer der zahlreichen Compilations, die Dick Bock herausgab, in diesem Fall war es „Ballads for Backgrounds“ (JWC-503). Hamilton und Collette setzen hier aus, das kurze Stück gehört ganz Fred Katz.
Eindeutig dem 11. November zugeschrieben werden die neun Stücke, die 1960 auf dem erwähnten Live-Album erschienen sind. Den Auftakt macht eine weitere Ellington-Nummer, „Caravan“. Katz spielt ein Riff, über Smiths Bass, Hamilton einen feinen getrommelten Beat, Collette übernimmt die Linie an der Flöte, Hall ist wohl anfang für die Perkussion zuständig. Hier wird die Magie der Gruppe wieder deutlich – wie die fünf hier spielen, das ist nicht einfach ein hübsch gemachstes Arrangement, sondern da sind fünf erstklassige Musiker am Werk, die quasi gemeinsam atmen. Den Einstieg in die Soli macht Collette über eine Art pedal point, den Katz, Smith und Hamilton legen (ja, Hamilton macht eben auch mit, er trommelt nicht einfach munter drüber weg). Hall folgt über einen graderen, stampfenden 4/4, Collette und Katz spielen Schlaghölzer und Shaker – auch das wirkt nie gesucht oder geschmäcklerisch, alles hier ist vollkommen organisch und passt einfach perfekt. Smith soliert am Bass über die dichten Rhythmen, Hall streut Akkorde ein. Das ganze endet nach sechs dichten und vergnüglichen Minuten wieder mit dem Thema.
Es folgt „Tea for Two“ mit Collette an der Klarinette. Hier sind wir zurück beim Kammerjazz, der in „A Nice Day“ zu hören war. Das Arrangement ist ausgeklügelt aber hier wirkt manches auf mich etwas geschmäcklerisch. „Fast Flute“ ist ein Feature für Chicos Drums und Buddy Flöte, Hall imitiert Hufgetrampel, die Katz greift mal wieder zu den Schlaghölzern. Collette und Hamilton agieren wie die alten Vertrauten, die sie auch sind, spielen mit Gusto und Einfallsreichtum. „Change It“ ist ein kurzes, schnelles Original von Collette, es sollte später sein theme song werden. Er spielt die Melodie am Tenorsax unisono mit Katz und Hall, letzterer soliert über Hamiltons stampfenden Drums. Collette rifft hinter ihm und steigt dann in sein eigenes Solo ein. „A Cute Little Deal“ ist ein Stück von Jo Jones und Hamilton verneigt sich mit seinen stompenden Drums vor ihm. Collette spielt Klarinette, Hall folgt an der Gitarre. „A Mood“ ist ein Katz-Original, er spielt schöne Gegenlinien hinter Collettes abgehangenem Tenorsax, Smiths Bass ist – wie eigentlich immer – sehr präsent, mit solidem walking bass aber auch mit schönen Fills.
„This Is Your Day“ ist ein weiteres Original von Collette. Er spielt Tenor, blöst das erste Solo über eine repetierte Gegenmelodie von Katz. Hall folgt. In Bud Powells „I’ll Keep Loving You“ spielt Katz am Cello das Thema, nachdem Hall mit einem kurzen Intro den Auftakt gemacht hat. Dann gesellt sich Collette an der Flöte dazu und ein dichtes Gewebe aus Cello, Flöte und Gitarre entsteht. „Crazy Rhythm“ ist ein klassischer flag waver, mit Collette am Tenor und einem längeren Schlagzeugsolo von Chico. Damit enden leider auch schon die Live-Aufnahmen dieser tollen Band.Buddy Collette schied schon kurz nach dem Ende des Auftrittes im Strollers aus der Band. Als die Gruppe Anfang 1956 an die Ostküste reiste, blieb er in Kalifornien zurück – er hatte sich einen Job bei Jerry Fieldings Band besorgt, die in Groucho Marx‘ Radio- und TV-Shows spielte. Allen Eager ging mit der Gruppe als Saxophonist in den Osten, spielte in Phoenix ein zweiwöchiges Engagement mit. In New York sprang dann Jerome Richardson im Basin Street East ein, wo Hamiltons Band abwechselnd mit dem Quintett von Clifford Brown und Max Roach zu hören war – ein deutlicherer Kontrast zwischen East Coast und West Coast Jazz war wohl kaum je im selben Klub zur selben Zeit zu hören.
Im Januar und Februar, wohl noch vor der Reise an die Ostküste, nahm die Gruppe allerdings noch ein Studio-Album auf: Chico Hamilton Quintet in Hi-Fi (PJ-1216). Es war das zweite Album, das erschien, Hamiltons drittes insgesamt.
Im Sommer 1956 gesellte sich Collette nochmal zur Band für den Auftritt am Newport Jazz Festival – eins der Highlights dieser kurzlebigen aber wichtigen Band. Das Set des Chico Hamilton Quintets fand unmittelbar vor dem allerletzten Konzert des Festivals statt, jenem Auftritt von Duke Ellington, der als Comeback betrachtet wird und während dem Paul Gonsalves sein berühmtes langes Blues-Solo über „Diminuendo in Blue“/“Crescendo in Blue“ gespielt hat. Der Aftritt fing nicht gerade gut an, wie Collette sich erinnert:
Our band got on at nine o’clock that Sunday night. The only problem was that by the time we went on stage, everyone was either falling asleep or very tired. We played most of our best material – „A Nice Day,“, „Funny Valentine“ – and got nice applause, but nothing earthshaking like we thought we should get, like we were getting around the country before Newport. We still hadn’t reached them, and it’s hard to get off the stand without trying to make them really scream, especially with Ellington coming up.
Toward the end of our set Chico looked at me. We had about ten minutes before we were through. „Well, do you think we should play ‚Blue Sands‘?“ We weren’t sure. It might put them further to sleep. At this point we thought that maybe we needed something to wake the audience up. But I said, „We’ve played everything else. We’d better try it.“
The Quintet got into it and played and played and played. It easily took the rest of the set. With „Blue Sands“ you have to keep playing until you finish your mood, and only then you can taper off, end your solo. As we played and then started tapering off, I looked out at about six, seven thousand people. You could see the heads and the dark silhouettes. They weren’t moving; it looked like they were frozen. No one said anything. Smoke had been rising up from cigarettes, but even that seemed to have stopped. The piece was that hypnotic. I thought, „This may have been a mistake. Let’s get out of here; we’ve blown it.“ But we just kept playing; we couldn’t give up. How do you know if you’re winning or losing? We finally ended the piece with a triple piano, the softest we’d ever done. Chico was on mallets and I was trilling on the flute, walking away from the mike. For about ten seconds we just stood there with out hearts pounding. No one moved, no applause, nothing. Then, suddenly, the crown leapt up, out of the trance. They screamed and shouted, and we’d never heard anything like that. It was wild, because that was the biggest ovation that anyone had received up to this point in the Festival. With this group there was just no way to know what was going to happen.
As we came off the bandstand, we were very happy; we were a hit. We had waited for hours to go on an it felt great. As I exited, carrying all my horns, I walked right into Duke Ellington. He was smiling, Mr. Personality, and said, „Wow! You all made it hot for me, didn’t you?“ I almost wanted to apologize, to tell him that we didn’t mean to! But Duke and his band were fired up. He loved it that way; he loved a challenge. Like a great tennis player or a fighter, he’s better if he’s got someone encouraging him to use his best works. And that’s what happened. We left the stage hot and Duke went out, waving his arms, and his band really got into it. They did „Diminuendo and Crescendo in Blue,“ and Paul Gonsalves took that great solo.~ Buddy Collette, A Life in American Music, 138f.
Im Herbst 1956 verliess auch Jim Hall die Band, um fortan ähnlich spannenden low-key Jazz mit dem Jimmy Giuffre Trio zu spielen. Die neuen Mitglieder waren Paul Horn und John Pisano, die Gruppe erreichte in dieser Besetzung wohl ihren höchsten Bekanntheitsgrad, spielte 1957 auch im Film „The Sweet Smell of Success“ mit (John Pisano wich einem der Hauptdarsteller des Filmes, Martin Milner, Elmer Bernstein komponierte und borgte sich dabei verschiedene Stücke aus dem Repertoire des Quintetts.
Zudem spielte die Gruppe 1957 inkognito auch auf dem Album „Word Jazz“ von Ken Nordine auf Dot – für Fans war aber unschwer zu erkennen, von wem die Musik stammte, auch wenn sie als „Fred Katz Group“ bezeichnet wurde. Alle Musiker ausser dem Leader wurden auf der Hülle mit ihrem vollen Namen angegeben, Hamilton hiess „Forest Horn“. Schon im Oktober 1956 wurde die neue Band erstmals von Dick Bock mitgeschnitten, doch davon später mehr.Abschliessend noch zwei Passagen aus Collettes Erinnerungen, in denen die besondere Chemie des Quintetts nochmal deutlich wird:
The Chico Hamilton Quintet did what could be considered chamber jazz, and although we all wrote, we did more improvisation. We didn’t even need music, although we did have a lot of things written down. Fred Katz liked to write everything out. Jim Hall sometimes would write pieces out. But 50 percent of the time we’d just play, improvise, not even discussing what we would play. Somebody would start a line and the line would continue with answers, fugue statements, recapitulations, and those kinds of things. The ideas would move around and come back at you like an echo. It might have begun with just a look, and before we knew it, all our minds would be locked into one. We’d frequently get requests for certain pieces, but couldn’t play them again for any amount of money. They were one-time-only pieces that depended on what our experiences had been to that point and what we felt at that moment. Even pieces that were written would continually change, because of the way we approached the solos. A day or a week or two later, we might have found a different way to approach the tune. Although the listener would hear the same melody, the piece would change.
There was great sensitivity in each musician. Chico, the leader, was very unusual with his rhythms and was always sensitive to what the group was doing. Whenever we were improvising, he seemed to find the right balance. If I was playing flute, clarinet, or tenor, he knew the right approach with his instrument. We were that close; we phrased and lived together; knew each other’s habits, just like family life. It really paid off, because we began to extract our style from improvisation and then most of our writing was centered around that. Everyone had music; everyone was writing. Two or three times a week, in the afternoon, we’d rehearse at the club to get this new music together. We’d run over three or four number for the night; we all had time to do it and liked doing it. Then we’d go have dinner and hit the bandstand.[…]
It was a fabulous period for us. We had a new, exciting group and all of us were very enthusiastic. We all wrote and we had plenty of music. We loved to rehearse and were very successful. We had a good combination of people and part of the magic was that we lived liked a family for a while. There was a togetherness.
~ Buddy Collette, A Life in American Music, 134f. & 139
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHamilton nahm übrigens vor seinem Militärdienst schon einmal auf und zwar mit Slim & Slam. Auch in Filmen erschien er schon 1941.
Und die einzige spätere CD, die ich von ihm habe ist „Dreams Come True“ im Duo mit Andrew Hill (auf Joyous Shout). Die sollte ich in den nächsten Tagen endlich mal hören!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail wind
„The Sage“ ist ein stimmungsvolles Original von Fred Katz, der das Thema am Cello streicht, begleitet anfangs nur von Carson Smiths walking bass. Dann gesellen die anderen sich dazu, Hall spielt singende Gitarrenlinien mit sanftem Sound, Collette ist an der Klarinette zu hören. Alles hier ist ausgeschrieben, aber die Melodie setzt sich rasch im Kopf fest. Elmer Bernstein borgte sich das Stück später für seinen Soundtrack zu „The Sweet Smell of Success„.grandioser film, der völlig zu unrecht kein großer klassiker ist. „für den soundtrack ausgeborgt“ ist nicht ganz richtig – das hamilton quintet spielt in diesem film mit. hier ein ausschnitt, der sogar noch einen dialogsatz von hamilton enthält. kann mich nicht mehr genau erinnern, aber es gibt wohl noch mehrere auftritte und überhaupt prägt die band die atmosphäre des films sehr.
toll geschriebene und zusammengetragene texte mal wieder.
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vorgartengrandioser film, der völlig zu unrecht kein großer klassiker ist. „für den soundtrack ausgeborgt“ ist nicht ganz richtig – das hamilton quintet spielt in diesem film mit. hier ein ausschnitt, der sogar noch einen dialogsatz von hamilton enthält. kann mich nicht mehr genau erinnern, aber es gibt wohl noch mehrere auftritte und überhaupt prägt die band die atmosphäre des films sehr.
toll geschriebene und zusammengetragene texte mal wieder.
Ich kenne den Film und pflichte Dir bei: Er ist wirklich grandios!
Die Band spielt mit, ausgeborgt hat Komponist Bernstein sich Stücke aus ihrem Repertoire, die er auch in seine orchestralen Teile der Musik verwurstet hat – so hatte ich das gemeint.Hier gibt’s eine Szene zu sehen, wollte ich mir an sich für den nächsten Post über die Horn/Pisano-Version der Band aufsparen, aber was soll’s:
http://www.youtube.com/watch?v=uXULG-UKVq8
Es finden sich auf Youtube natürlich auch weitere Ausschnitte und der Trailer.Und hier gibt’s eine Nightlights-Sendung zum Thema.
Was die Aufnahmen betrifft: da seit dem Mosaic-Set kaum mehr was offiziell zu haben ist (ich schreibe „kaum“ weil ich einzelne Japan-CDs vermute), ist dankenswerterweise der Piratenverein um Lonehill und Fresh Sound in die Bresche gesprungen. Ob die Live-Aufnahmen (auch von der Horn/Pisano-Band gibt’s ein bisschen was Unveröffentlichtes im Mosaic-Set) komplett zu finden sind oder sich die diversen Compilations auf die damaligen LP-Tracks beschränken, und wie arg sich Fresh Sound und Lonehill überschneiden, weiss ich alles nicht.
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Im Januar und Februar, wohl noch vor der Reise an die Ostküste, nahm die Gruppe allerdings noch ein Studio-Album auf: Chico Hamilton Quintet in Hi-Fi (PJ-1216). Es war das zweite Album, das erschien, Hamiltons drittes insgesamt.
Dieses Album ging oben im Post vergessen, bzw. ich kam nicht mehr so weit, die Aufnahmen ausführlich anzuhören, daher folgen hier als Post Scriptum zum ersten Post ein paar Anmerkungen dazu.
Die Band war mittlerweile enorm gut eingespielt und aufeinander abgestimmt, und das merkt man schon im ersten Stück, dem kurzen und schnellen „Jonalah“, das Carson Smith seiner Frau gewidmet hat. Hamilton spielt diesen stompenden aber zugleich ziselierten Swing mit viel Bass-Drum und den Besen, Collette soliert mit wunderschönem Ton an der Klarinette, unter Hall wird die Rhythmusgruppe etwas aktiver, rifft. Smith ist überhaupt jener Musiker, der oft zu kurz kommt, wenn man über diese Band liest – und das völlig zu unrecht, denn sein, fetter, warmer, tiefer Bass ist ein absolut zentraler Bestandteil des Sounds dieser Gruppe. Jim Halls „Chrissie“ ist ein verspieltes Stück, das mit klassischen Formen spielt, die Linien der Gitarre, der Flöte, des Cellos und des Basses verzahnen sich ineinandern und mit Chicos gewirbelten feinen Drums.
Auf Russ Freemans „The Wind“ ist Buddy Collettes Altsax sehr eindrücklich. Mit warmem aber feinem Ton geblasen, luftig, mit etwas Vibrato – wunderbar! Katz streicht dazu, Smith legt den Boden, Hall streut Fills ein und bietet eine Art Grundgerüst, während Hamilton fast nur mit kleine Farbtupfern ausschmückt. Katz‘ „Gone Lover“ beruht auf „When Your Lover Has Gone“ und ist ein impressionistisch angehauchtes Stück mit Collette an der Flöte und später im Latin-Teil an der Klarinette mit streckenweise dünnem Ton. Collettes „The Ghost“ ist ein Blues, der mit einem verspielten Thema versehen ist, aber für die Soli in einen swingenden 4/4 fällt. Collette soliert am Altsax, und endlich kriegt Katz hier die Chance, ein richtiges „Jazz-Solo“ zu spielen – und er weiss damit zu überzeugen!
Die zweite Hälfte des Albums wurde an zwei Tagen im Februar eingespielt und öffnet mit „Sleepy Slept Here“, das Buddy Collette dem DJ Sleepy Stein gewidmet hat, der massgeblich zum Erfolg der Band beigetragen hatte. Das Stück ist ein Swinger in Moll, Collette bläst ein entspanntes Tenorsolo, getrieben von Hamiltons drängendem Swing und unterstützt von Halls Einwürfen an der Gitarre. Auch der Standard „Taking a Chance on Love“ wird hart swingend präsentiert, Collette ist diesmal am Altsax zu hören, Hall spielt rasche, kaum verstärkte Linien, der Rhythmus besteht anfangs nur aus Schlaghölzern, bevor Hamilton beginnt (mit den Fingern?) feine Rhythmen auf der Snare zu klöppeln. Hall swingt hart in seinem Solo, Collette und Katz riffen zwischendurch hinter ihm.
In Katz‘ kurzem „The Squimp“ fasziniert besonders sein Zusammenspiel mit Hall. Die Studio-Version von „Topsy“ kommt möglicherweise fast noch besser als die Live-Version vom Vorjahr, der Swing des Quintetts ist wirklich zusammen, der Groove ist toll. Collette soliert am Tenor, erdig, entspannt, Hall klingt hier mehr nach Charlie Christian als meistens, er summt mit seinen Linien mit. Das Ende macht das kurze „Sleep“, ursprünglich ein Walzer, den die Band als 4/4-Swinger spielt. Collette ist zum Ende wieder an der Flöte zu hören, Hall spielt ein weiteres tolles Solo.Diese Band war damit was Aufnahmen betrifft fast am Ende. Im Januar 1959 wurde das Album „Ellington Suite“ (WP-1258) eingespielt, für das die Band erneut in ihrer Ursprungsformation zusammenkam – mit dem Unterschied, dss auch der damalige Holzbläser der Gruppe, Paul Horn, mitspielte (die erste Version der „Ellington Suite“ wurde schon im August 1958 mit Eric Dolphy eingespielt, dem Nachfolger Horns… aber das ist dann bereits das dritte Kapitel in der Geschichte des Chico Hamilton Quintetts).
Eine etwas veränderte Reunion gab’s dann 1990 nochmal fürs Soul Note-Album „Reunion“: Collette, Katz und Smith fanden sich ein, sowie Halls erster Nachfolger, John Pisano.Zudem eine erste Anmerkung zu den derzeit erhältlichen europäischen CD-Reissues (die ich nicht kenne, zur Qualität des Klanges kann ich nichts sagen, würde mir aber bei keiner der Veröffentlichungen allzu grosse Hoffnungen machen):
Fresh Sound hat The Original Chico Hamilton Quintet – Complete Studio Recordings und Live at „The Strollers“ im Angebot. Auf ersterer CD findet sich die Studio-Hälfte von PJ-1209 sowie das ganze PJ-1216, auf der Live-CD die Live-Hälfte von PJ-1209 sowie das ganze WP-1287 sowie „Stella By Starlight“ von „Ballads for Backgrounds“ (JWC-503), einem der diversen Various Artists-Alben von Pacific Jazz.
Lonehill hat zudem Complete Recordings Feat. Buddy Collette & Jim Hall im Angebot – der Titel entpuppt sich als der übliche Etikettenschwindell, auf den Lonehill sich spezialisiert hat, denn es fehlt die zweite Hälfte von PJ-1216 (die im Music Box Theater aufgenommen wurde… daraus haben die Lonehiller wohl geschlossen, dass es – weil Theater – eine Live-Aufnahme sein muss… tja…), dafür ist als Bonustrack markiert auch die Live-Hälfte von PJ-1209 sowie das Drum-Solo (als „Bark for Barksdale“, ich weiss nicht, ob wirklich der ganze Mulligan-Track zu hören ist oder nur das von Pacific Jazz als „Drums West“ extrahierte Schlagzeug-Solo). Für die MP3-Version wurde der Fehler korrigiert (#11-15 sind die zweite Hälfte von PJ-1216), dafür wurde das Drum-Solo weggelassen.
Zudem hat Avid ein 2CD-Set im Angebot, auf dem sich „Chico Hamilton Quintet Featuring Buddy Collette“ (PJ-1209) „Chico Hamilton Quintet In Hi-Fi“ (PJ-1216), „Chico Hamilton Quintet“ (PJ-1225) mit der nächsten Version der Band. Von der Session zum letzgenanntem Album fehlt „Mr. Smith Goes to Town“, ein Stück, das ursprünglich auf „Jazz West Coast, Vol. 3“ (JWC-507) erschienen war. Als Bonus enthält die CD zudem sieben der Stücke von „Chico Hamilton Trio“ (je drei von den 1953er und 1954er Session sowie eins von der 1956er Session).Was ich dabei sehr, sehr schade finde ist, dass niemand die von Mosaic erstmals veröffentlichten weiteren Titel vom Strollers auf einen Reissue gepackt hat, denn die Stücke gefallen mir sehr, sehr gut. Gerade die beiden langen („Topsy“ und „Undecided“) erlauben es, die Gruppe in einer anderen Stimmung zu hören als üblich (in einer, in der sie live wohl immer wieder waren, aber im Studio und für Aufnahme-Sessions wohl eher selten).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaIm Oktober 1956 nahm Dick Bock die neue Band mit Paul Horn (cl,as,fl), John Pisano (g), Fred Katz (vc), Carson Smith (b) und Chico Hamilton (d) erstmals auf, und zwar im Forum Theater in Los Angeles, einem Raum, den er wegen seiner tollen Akustik immer öfter verwendete. Das resultierende Album hiess schlicht Chico Hamilton Quintet (PJ-1225) und wird umrahmt von drei Versionen des Themas der Band, „I Know“. Die erste, mit der das Album startete, beginnt damit, dass Hamilton das Tempo einzählt – und die Band kommt schnell zur Sache. Carson Smiths „Chanel #5“ ist ein gutes Stück, um die neue Konfiguration zu hören: Das Thema ist in 3/4 und Horn spielt Flöte, aber für sein Solo wechselt die Band in einen swingenden 4/4 und er greift zum Altsax, das er mit Gusto und einem leicht verhangenen Sound spielt, oft in der tiefen Lage, fast ein wenig nach Brothers-Tenor klingend. In den hohen Lagen klingt er etwas nach Paul Desmond (und der Wechsel vom 3/4 in den 4/4 mit seinem Solo-Auftakt ist ein kurzer Brubeck Quartett-Moment). Es folgt der zweite Neue, John Pisano, mit einem schönen Gitarrensolo, sein Ton ist etwas schwingender und klarer als Halls. Fred Katz folgt mit einem Cello-Solo – seine Rolle wurde mit der Reifung der Musik immer wichtiger. Seine Soli über swingenden Nummern wurden immer besser und tragen in der Folge ständig mehr zum Sound der Band bei. Der Wechsel zurück zum Thema (mit Flöte und 3/4) ist dann ein wenig abrupt, aber das Stück ist toll.
Es folgt ein weiteres Stück von Smith, „Beanstalk“. Pisano öffnet mit eigenartig hoch klingender Gitarre, Katz streicht, Horn spielt Altsax. Es folgt Weills „September Song“, eine typische Nummer für die impressionistische Seite der Band. Zum grössten Teil wird es in Rubato, ohne festes Metrum, gespielt, nur fürs Gitarrensolo ändert das kurz. Katz spielt die Melodie, Horn (Flöte und Klarinette) und Pisano spielen Gegenlinien, später wechseln sich die Rollen. Chico akzentuiert bloss, er spielt hier wohl – das war zu diesem Zeitpunkt schon längst eine seiner Spezialitäten – mit weichen „mallets“, nicht mit den üblichen hölzernen Drum-Sticks.
Das vielleicht tollste Stück des Albums hat Jim Hall beigetragen, der Titel gibt gleich den Takt an: „Siete-Cuatro“. Das Stück hat eine fliessende Qualität, ist modal strukturiert, löst die angedeuteten harmonischen Spannungen nie ganz auf und wird eben über einen 7/4 Beat gespielt. Es folgt das zweite „I Know“ und damit endet die erste Hälfte des Albums.
„Mr. Jo Jones“ ist Chicos Beitrag als Komponist, es war allerdings nur auf der Mono-LP zu hören. Hamiltons langes Drum-Solo zitiert auf humorvolle Weise Marschtrommel-Klischees, aber auch das macht er mit grossem Understatement und auf zurückhaltende, leise Weise. Horn spielt passend dazu Piccolo und fällt mal kurz in eine Phrase aus „Stars and Stripes Forever“. Mit „Satin Doll“ folgt wieder Mal eine Ellington-Nummer. Katz, Pisano und Horns Flöte präsentieren das Thema in einem schönen Arrangement, während Smith und Hamilton das Tempo genau richtig hinkriegen. Heute mag das Stück abgedroschen und durchgenudelt sein, 1956 war das noch keinsfalls so. „Lillian“ ist eine zarte Ballade, die Fred Katz seiner Frau gewidmet hat. Sein gestrichenes Cello ist die prägende Stimme in der Begleitung, das Thema präsentiert aber Horn mit singenden Linien am Altsax, schnörkellos, mit wenig Auschmückung und einem wunderschönen, bittersüssen Ton. Sein Solo begleitet dann Pisano mit kleinen Figuren und Einwürfen, auch Smiths Bass spielt sich hie und da an die Oberfläche. Katz‘ „Reflections“ ist dann wieder eine impressionistische Nummer, Horn spielt Flöte, das Zusammenspiel der Gruppe ist einfühlsam und ruhig. Sehr eindrücklich, wie das gelingt. Es ist an dieser Stelle nicht mehr klar festzustellen, wo Katz‘ notierte Parts enden und wo die Improvisation einsetzt, so dicht ist das Gewebe der Musik.
„Soft Winds“ stammt aus Fletcher Hendersons Repertoire, war ein Klassiker auf unzähligen Jam Sessions. Es wird nur von Pisano, Smith und Hamilton gespielt, sie swingen sehr in diesem fetten Medium-Tempo – und es wird klar, dass Hamilton in Pisano einen würdigen Nachfolger für Hall gefunden hat.
Es folgt eine neue Version desselben Arrangements von „Caravan“, das die Band mittlerweile vollkommen im Griff hat. Mit der dritten Version des Themas „I Know“ endet die Scheibe dann.
Ebenfalls in dieser Session eingespielt wurde „Mr. Smith Goes to Town“, ein Bass-Feature für Carson Smith, das einmal mehr seinen tollen, tiefen Sound und sein enorm sicheres Timing präsentiert, während die Band hinter ihm rifft (mit Horn an der Klarinette und ein paar feinen Dixieland-Anklängen) – fingerpoppin‘! Das Stück wurde zuerst auf „Jazz West Coast, Vol. 3“ (JWC-507) veröffentlicht, einem Album mit Stücken von diversen Pacific Jazz-Musikern.
Das Gefüge der Band ist – trotz der beiden Wechsel – noch dichter zusammengewachsen, die Palette an Klängen ist noch immer eindrücklich breit. Dennoch fehlt für mich mit dem Tenor Collettes ein Element, das einen manchmal äusserst willkommenen, erdigeren Gegenpol zur leichten Musik der Band gebildet hat. Allersdings schien das Hamilton nicht gross zu stören. Mit Eric Dolphy holte er sich zwar 1958 wieder einen etwas schwereren Musiker in die Gruppe, allerdingst stand dieser damals am Anfang seiner viel zu kurzen Karriere und seine Charakteristika waren noch keineswegs voll ausgebildet. Hamiltons Musik hatte meistens eine Art schweren Pol und profitierte von den Kontrasten in der Gruppe. In der Version mit Horn, Pisano, Katz und Smith bleibt davon allerdings abgesehen von Carson Smiths Bass wenig übrig, und darum gefällt mir diese Band insgesamt etwas weniger gut als jene mit Buddy Collette und Jim Hall.Das nächste Album entstand schon im November 1956 und stellte Fred Katz ins Zentrum: Zen – The Music of Fred Katz with Paul Horn and the Chico Hamilton Quintet (PJ-1231). Einige der Stücke fügen sich bestens in das ein, was man damals „Third Stream“ nannte. Aber die Musik hier wirkt selten bemüht und gesucht sondern es fliesst in ihr einfach alles zusammen, wirkt ganz, umfässt Improvisation und Komposition gleichermassen – im dichten Gewebe dieser Band verschwimmen die Grenzen wie erwähnt sowieso.
Die erste Seite der LP bestand aus zwei längeren Katz-Kompositionen. Über „Lord Randall“ schrieb er: „It was written strictly in a classical vein, but it has to be played by jazz musicians to come out right.“ Die Flöte (später Klarinette) und das Cello klingen in der Tat „klassisch“, die elektrische Gitarre fügt sich mühelos ins Gewebe ein. Die einzigen Jazz-Akzente kommen von gelegentlichen walking bass Linien Smiths und von Hamiltons Drums. Dessen Solo ist denn auch der Höhepunkt der Nummer.
Die „Suite for Horn“ ist für Paul Horns komponiert, der sich auf allen seinen Instrumenten präsentieren kann. Im ersten und dritten Teil wird die Band durch ein paar Bläser erweitert: Dick Noel, Joe Howard & Herbie Harper (tb), Harry Klee (fl), Willy Schwartz (cl), Julie Jacobs (ob), Marty Berman (bsn). Horn spielt im ersten Satz („Allegro“) Altsax, begleitet nur von den Bläsern. Sein Ton stünde jedem klassischen Saxophonisten gut an und mischt sich sehr schön mit dem Ensemble. Im zweiten Teil („Zen“) spielt nur das Quintett, Horn ist an der Flöte und der Klarinette zu hören, zum grossen Teil ohne festes Metrum – auch dieser Teil ist mehr Klassik denn Jazz, aber John Pisano durchbricht das mit einem schönen Balladen-Solo. Der dritte Teil („Science-Fiction“) wird dann vom Quintett und den Bläsern gemeinsam bestritten. Hier wirds jazzig, die Posaunen zeigen, was sie drauf haben, auch die Holzbläser swingen, und Horn führt die Gruppe an der Flöte an.
Die zweite Seite der LP bestand aus mehreren kürzeren Stücken. Katz‘ „Pluck It“ präsentiert das Saiten-Trio, er zupft sein Cello dem Titel gemäss. Das Thema wid von der Klarinette und den drei Streichern in Oktaven präsentiert, es folgen die Soli und ein paar fours. „Classical Katz“ stellt den Komponisten im Duett mit Horns Klarinette vor und klingt völlig ausnotiert – es schuldet der Klezmer-Tradition allerdings wohl mindestens soviel wie der klassischen. „Loma“ stammt von Carl Fisher, Horn öffnet das Stück an der Flöte über markig gegriffene Pizzicato-Akzente des Cellos. Schliesslich fällt die Band in ein langsames Balladen-Tempo, Cello und Flöte präsentieren gemeinsam die Linie, Katz bricht hie und da kurz aus, holt etwas aus. In „Granada“ überträgt Katz Spieltechniken der Flamenco-Gitarre auf sein Cello. Smiths „Katz-Up“ ist dann die Nummer, in der Katz einige Chorusse Blues spielen kann, inklusive stop time und einer funky Kadenz am Ende – davon hätte ich gerne mehr gehört! Katz‘ Closer „Montuna“ wird von Smith geprägt, der eben einen Montuno spielt, Katz ist der Solist, Hamiltons Spiel ist dicht und faszinierend.Als nächstes (ob die Aufnahmen noch Ende 1956 oder erst im Sommer 1957 stattfanden, ist mir unklar) war das Quintett am Soundtrack zum Film Sweet Smell of Success (1957) beteiligt, einem grossartigen Film von Alexander McKendrick mit Burt Lancaster, Tony Curtis und Susan Harrison. Hamiltons Quintett wirkte auch im Film mit, Martin Milner spielte den Gitarristen (Pisano ist also nicht zu sehen, wohl aber zu hören). Einen Ausschnitt habe ich oben schon gepostet.
Hamilton hat die Musik für die Quintett- und zwei mit erweiterter Band gespielten Stücke gemeinsam mit Fred Katz eingerichtet. „Goodbye Baby“ ist das einzige längere Quintett-Stück, langsam, mit klagendem Altsax von Horn. Sowohl dieses Stück wie auch Katz‘ „The Sage“ hat sich auch Elmer Bernstein für seinen Teil des Scores ausgeliehen und orchestriert. Die weiteren Quintett-Tracks sind kurz, die Band spielt toll, der Ton ist kühl aber drängend, passt perfekt zum Film, der an der Oberfläche in gestochen scharfen Schwarzweissbildern operiert, dahinter öffnen sich jedoch schwärzeste Abgründe.
Für die Stücke „Jam“ und „Night Beat“ stossen sieben Bläser (darunter Conte Candoli, Frank Rosolino und Buddy Collette) sowie der Pianist Ernie Hughes zum Quintett.
Das sechzehneinhalb Minuten dauernde „Concerto of Jazz Themes from Sweet Smell of Success“, mit dem die LP (Decca DL-6841) vervollständigt wurde, ist dann wohl der Höhepunkt der Aufnahmen. Es war im Film nicht zu hören sondern wurde extra für die LP eingespielt. Das Quintett hat hier alle Zeit der Welt, sein Zusammenspiel, seine streckenweise komplexe, dissonant klingende Musik auszubreiten.
Bernsteins orchestraler Score ist ebenfalls toll, sticht aber nicht so sehr aus der Menge an „crime jazz“ Soundtracks jener Jahre heraus.Am 26. Mai wurde das Quintett in der New Yorker Town Hall mitgeschnitten. Fünf Stücke sind erhalten, vier davon sind erstmals im Mosaic-Set veröffentlicht worden, bloss der „Walking Carson Blues“ hatte seinen Weg schon früher auf eine LP gefunden (Details s.u.). Wir hören zum Auftakt erneut „Lord Randall“ in einer etwas längeren Fassung, deren Ähnlichkeit mit der Studio-Version allerdings zeigt, wie wenig Raum für Improvisation hier vorhanden war. In Smiths Blues scheint Horn an Charlie Parker zu denken: er öffnet mit einem Zitat aus „Parker’s Mood“ und klingt auch fortan sehr nach Bird. Gegen Ende wird das Stück langsam, war wohl auch erklärt, warum ursprünglich nur eine gekürzte Fassung des Stückes erschienen war. „Folk Lore“ stammt ebenfalls von Carson Smith. Es erinnert an Gospel, aber auch an Tanzmusik (hoedown) – Horn und Pisano steuern angemessen funky Soli bei, unterstützt von „Amens“ der anderen. „Lapis Lazuli“ stammt von Hale Smith, ist zwar kein Blues, aber von einer bluesigen Stimmung geprägt. Den Abschluss macht ein weiteres längeres Stück von Katz, das „Concerto Petite“. Anahid Ajemian (die Frau von George Avakian) stösst zum Quintett, die Musik ist wieder klar ausgearbeitet, aber dennoch atmet sie Jazz-Feeling. Hamilton begleitet einmal mehr sehr toll und das Zusammenspiel von Geige, Cello und Bas ist besonders toll.
Am 12. August nahm das Quintett zwei kurze Stücke auf: „Show Me“ und „I’m a Funny Dame“ von . Beide wurden auf der LP „Jazz Swings Broadway“ (PJM-404) veröffentlicht. Im ersten spielt Horn Flöte, das Thema wird in 3/4 präsentiert, für die Soli (Horn und Pisano) wechselt die Band in einen schnellen 4/4-Takt. Auch „I’m a Funny Dame“ präsentiert Horn zunächst an der Flöte (mit Begleitung von Fred Katz), für sein Solo wechselt er aber aufs Altsax und spielt auch das abschliessende Thema am Alt.
Die nächsten Aufnahmen fanden an vier Tagen im Januar 1958 statt. Eine der Sessions begann wohl entspannt mit „Music to Eat By“, einem lockeren Jam, der erst in der Mosaic-Box veröffentlicht wurde. Hal Gaylor hatte zu diesem Zeitpunkt Carson Smith am Bass abgelöst, Chico Hamilton Plays South Pacific in Hi-Fi (PJ-1238) ist das erste Hamilton-Album, auf dem er zu hören ist. Das Album ist nicht gerade ein Highlight in Hamiltons frühem Werk. Die Idee entstand wohl im Kielwasser des überraschenden Erfolges, den Shelly Manne und André Previn mit ihrem Album „My Fair Lady“ feiern konnten, auf dem sie 1956 hübsche, swingende, aber ziemlich zahn- und harmlose Jazz-Versionen einiger Stücke des gleichnamigen Musicals einspielten. In den folgenden Jahren veröffentlichte diverse Jazzlabel ein paar ähnlich geartete Alben – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Hamiltons Versuch mit Musik von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein fällt leider eher in die letztere Kategorie.
Arrangiert haben Gaylor, Horn, Pisano und Carson Smith (je zwei Stücke), Fred Katz (eins) sowie Pianist Calvin Jackson (zwei weitere – er ist übrigens als Pianist nicht zu hören). Die Stücke sind kurz gehalten und zu weiten Teilen notiert, Raum für Soli ist Mangelware, man hört kaum je mehr als einen Chorus am Stück. Ein paar der Stücke – „Some Enchanted Evening“ (arr. Pisano), „Honey Bun“ (arr. Gaylor) – lassen der Band etwas Raum, um zu swingen, andere sind für ein Instrument arrangiert (so hat Katz „Some Enchanted Evening“ für sein Cello eingerichtet). Horns Arrangement von „This Nearly Was Mine“ ist ebenfalls ganz hübsch (er spielt Flöte), Carson Smith hat „Younger Than Springtime“ mit Rubato-Passagen versehen, aus denen die Musik in swingenden 4/4 fällt… an Ideen hat es den Leuten nie gemangelt, bloss wurde hier etwas gar viel versucht.
Der Höhepunkt des Albums ist wohl Pisanos sparsames Arrangement von „Bali Ha’i“. Die Flöte gibt dem ganzen einen angemessen exotischen Touch, was aber den Unterschied macht ist – wie schon in „Blue Sands“ – das fabelhafte Zusammenspiel der fünf Musiker, und nicht etwa der durch das Arrangement vorgegebene Rahmen.
Der Zauber war also noch immer da. Dennoch hatte sich die Musik des klassischen Chico Hamilton Quintetts verändert und sollte kaum mehr in der vielfältigen Form zu hören sein, wie das in dein Jahren 1955-57 der Fall war. Im August – mit Eric Dolphy und Nate Gershman an Stelle von Horn und Katz – unternahm Hamilton einen damals für gescheitert erklärten Versuch, seine „Ellington Suite“ einzuspielen. Er trommelte daher im Januar 1959 die alten Vertrauten Buddy Collette, Jim Hall, Fred Katz, Carson Smith sowie Paul Horn zusammen, um einen weiteren Anlauf zu unternehmen, der dann auch veröffentlicht wurde (WP-1258). Die erste Version mit Dolphy galt lange Zeit als verschollen, bis sie 1995 in Brighton durch einen verrückten Zufall auftauchte und 2000 schliesslich als „The Original Ellington Suite“ erstmals veröffentlicht wurde. Doch das gehört bereits ins nächste Kapitel…Was derzeit erhältliche CD-Reissues betrifft, liegt die Sache hier etwas einfacher. Den Film-Soundtrack gibt’s in diversen zweifelhaften Ausgaben, die Fresh Sound-Version lässt „Jonolah“ (Quintett) und ein „Concerto“ aus Themen des Soundtracks weg. Dieselbe Musik inklusive der beiden genannten Titel ist auf der CD von Cherry Red zu hören.
Das erste Studio-Album der neuen Formation (PJ-1225) ist auf der Fresh Sound CD Chico Hamilton Quintet – Complete Studio Sessions 1956-1957 zu hören (#1-14, inkl. „Mr. Smith Goes to Town“). Als Bonustracks finden sich dort auch die fünf Quintett-Stücke des Film-Soundtracks (#18-22), die beiden Stücke, die am 12. August eingespielt wurden (#23-24), sowie – so vermute ich, ich kenne weder die CD noch die Stücke – drei vermutlich live eingespielte Stücke, die auf einer Bootleg LP (Calliope CAL3027, CAL3011) mit dem Titel „Sessions, Live: Cal Tjader/Chico Hamilton“ veröffentlicht wurden, und vermutlich am 3. Dezember 1956 aufgenommen wurden (#15-17).
Auf der Fresh Sound CD The Music of Fred Katz Featuring The Chico Hamilton Quintet ist Fred Katz‘ „Zen“ (PJ-1231) zu hören, sowie das auf der Fresh Sound Version fehlende „Concerto of Jazz Themes from Sweet Smell of Success“.
Schliesslich ist auf der CD Chico Hamilton Plays South Pacific & Ellington Suite das gleichnamige Album zu hören (PJ-1238), gepaart mit dem Reunion-Album mit Collette und Hall, der damals veröffentlichten „Ellington Suite“ (WP-1258). Der Bonustrack des ersten Albums („Music to Eat By“ aus dem Mosiac-Set) fehlt.
Auch hier sind die Live-Tracks nicht enthalten, die Mosaic zum ersten Mal veröffentlicht hat. Auch der eine damals schon veröffentlichte Track, „Walking Carson Blues“ (auf „Blues in Stereo“, JWC-513 veröffentlicht, noch einer Various Artists Scheibe) ist nicht zu finden bei Fresh Sound.
Das erste Album (PJ-1225) ist zudem auf der oben schon erwähnten Avid Doppel-CD zu finden.--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail wind
Die Musik des Hamilton Quintetts auf Pacific Jazz und später mit Eric Dolphy, Charles Lloyd und Gabor Szabo möchte ich in der Folge etwas genauer behandeln. Die spätere Karriere Hamiltons kenne ich hingegen kaum mehr. Bis 1966 nahm er einige Alben für Impulse auf (zwei davon sind soeben in der neuen 2-on-1 Reihe wiederaufgelegt worden).
In den 60ern folgten noch zwei Alben für Solid State („The Gamut“ von 1967, „Head Hunters“ von 1969), in den 70ern eins für Stax („The Master“, 1973) sowie ein weiteres für Solid State („El Exigente“, 1975), zwei für Blue Note („Peregrinations“ von 1975 und „Chico Hamilton and the Players“ im Folgejahr), eins für Mercury („Catwalk“, 1977) und eins für Nautilus („Reaching for the Top“). Den vorläufigen Abschluss machte 1980 das Elektra-Album „Nomad“. Hamilton spielte mit grösseren Bands, manchmal mit elektrischen Gitarren und Keys, manchmal mit Chor oder Sängern, als Sidemen tauchten Leute wie Ray Nance, Steve Potts, Steve Swallow, Eric Gale, Joe Beck, Barry Finnerty, Rodney Jones, Steve Turre, Arthur Blythe, Cecil McBee, sowie die älteren Mitstreiter Fred Katz und Arnie Lawrence auf. Das wenige, was ich aus diesen Jahren gehöröt habe, hat mich nicht wirklich überzeugt.Schön, dass Du die wunderbaren Gerry Mulligan Tentet-Aufnahmen erwähnst, wenngleich der Drummer hier eher pragmatisch arbeitet und die Bläser selbstverständlich im Vordergrund stehen. Beiläufig erwähnst Du auch Gerald Wilson, der viele sehr schöne Big Band Aufnahmen gemacht hat. Chico Hamilton ist da zwar nur eine Fußnote, aber sowohl Mulligan als auch Wilson sollte kann man sich ruhig noch mal genauer anhören. Gerald Wilson ist übrigens heute 92 Jahre alt und immer noch aktiv.
Von Chico Hamilton habe ich MAN FROM TWO WORLDS (Impulse 1963, für mich teils etwas schwierig, aber für Liebhaber des „new thing“ sicher interessant) THE DEALER (Impulse 1965, klasse!) und THE CATWALK (Mercury 1977, eigenartig zwischen funky und latin changierend, aber nicht schlecht). Das Album für Stax, THE MASTER hatte ich mal. Er spielt da eigenartigerweise mit der Rockband Little Feat zusammen. Konnte mich mit einem etwas halbherzigen Jazz Funk aber nicht so recht überzeugen, auch wenn sie teilweise recht groovy ist.
Ich kann mich außerdem sehr vage erinnern, Chico Hamilton in den 90er Jahren mal live im Berliner Quasimodo gesehen zu haben. Er war damals auch schon so um die 70 Jahre alt, wirkte aber im offenen weißen Hemd immer noch sehr cool.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)Ja, Gerald Wilson verdient jede Erwähnung! Seine frühen Aufnahmen (auf zwei Chronological CDs versammelt) und seine Pacific Jazz Alben sind allesamt sehr schön! Von den jüngeren Werken kenne ich bisher bloss „Monterey Moods“ von 2007, das mich nicht vollends überzeugt hat (etwas wenig Material, das zu einer langen Suite aufgebläht wird). Andere seiner neueren Alben scheinen besser zu sein, war wohl ein etwas unglücklicher Zufallskauf.
Mit Mulligan war Hamiltons Rolle meiner Meinung nach ja gar keine Fussnote, sondern ziemlich wichtig. Gemeinhin gilt zwar die Besetzung mit seinem Nachfolger Larry Bunker als der beste Line-Up des Quartettes, aber ich tendiere dazu, die frühen Sessions mit Hamilton mindestens für gleich gut zu halten!
Zudem war er es eben, der den perfekten Drum-Stil für die Band formulierte. Ich habe oben die Verbindung zu Shelly Manne gemacht, aber zwischen ihm und Hamilton gibt’s einen zentralen Unterschied: Manne war (auch) ein Big Band Drummer (und in der Rolle sehr, sehr gut), sein Background war ein gänzlich anderer als jener Hamiltons (der wie gesagt in seinen Lehrjahren überwiegend Sängerinnen begleitet hatte). Die beiden sind bestimmt die eindrücklichsten und musikalisch am nuanciertesten klanfärberisch spielenden Drummer jener Zeit, aber Manne wäre weniger in der Lage gewesen, wie Hamilton mit ruhigen Drum-Parts und noch ruhigeren Soli sich in eine Band einzufügen. Seine eigenen Bands sind recht stark vom Hardbop geprägt (ich denke da besonders and die grossartigen Black Hawk-Alben), sein Spiel viel zupackender und lauter als jenes von Hamilton. Es gibt allerdings auf „Four Brothers“, Jimmy Giuffres erstem Capitol-Album ein paar Beispiele für Manne in einem ruhigen Setting… allerdings ist es dann die Band in der dritten Session mit Artie Anton an den Drums, mit der Giuffre sein folgendes Album „Tangents in Jazz“ gemacht hat, in dem – auch dank Anton – seine Musik erstmals richtig Form findet, mit Manne ging das irgendwie nicht so recht.
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Mit Mulligan war Hamiltons Rolle meiner Meinung nach ja gar keine Fussnote, sondern ziemlich wichtig. Gemeinhin gilt zwar die Besetzung mit seinem Nachfolger Larry Bunker als der beste Line-Up des Quartettes, aber ich tendiere dazu, die frühen Sessions mit Hamilton mindestens für gleich gut zu halten!
Zudem war er es eben, der den perfekten Drum-Stil für die Band formulierte. (…) Die beiden sind bestimmt die eindrücklichsten und musikalisch am nuanciertesten klanfärberisch spielenden Drummer jener Zeit, aber Shelly Manne wäre weniger in der Lage gewesen, wie Hamilton mit ruhigen Drum-Parts und noch ruhigeren Soli sich in eine Band einzufügen.
Chico Hamilton war wohl der mehr „mannschaftsdienlich“ spielende Drummer als Shelly Manne. Auch der war eine interessante Figur: Einerseits West Coast Jazz, andererseits Alben mit Sonny Rollins und Ornette Coleman, ein Album mit alten jüdischen Weisen, eine Platte mit Musik aus MY FAIR LADY, Trainer von Frank Sinatra in THE MAN WITH THE GOLDEN ARM, Nachtclub-Besitzer, Filmmusik-Komponist, Drummer auf mehreren Tom Waits-Alben (!) und meines Wissens sogar Besitzer eines Gestüts. Es gibt erstaunliche Lebenswege!
Aber jetzt zurück zu Chico!
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)FriedrichEs gibt erstaunliche Lebenswege!
grad in Kalifornien… lies mal redbeans‘ aktuelle Signatur
ach ja, zu Tom Waits: das ist gar nicht so erstaunlich, er hat gerne mit Leuten aus der West Coast Szene gearbeitet, von Shelly Manne über Mike Melvoin bis zu Pete Christlieb und dem Saxophonisten auf Mannes Album mit jüdischen Weisen… aber ja, zurück zu Chico – Manne kriegt mal einen eigenen Thread, ebenso wie Gerald Wilson!
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Sehr traurig … aber was will man erwarten. Grosses Dankeschön für all die tolle Musik!
Mit Fred Astaire in „You’ll Never Get Rich“ (keine Ahnung, ob Hamilton wirklich auf dem Soundtrack ist oder nur im Bild):
Hier das klassische Quintett (aus „Jazz on a Summer’s Day“):
Und etwas Lesestoff courtesy of Ted Panken:
http://tedpanken.wordpress.com/2013/11/26/r-i-p-chico-hamilton-september-20-1921-november-25-2013-two-wkcr-interviews-and-a-downbeat-blindfold-test/--
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Das nächste Kapitel über die Band mit Paul Horn steht dann wohl bald mal an …
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaInzwischen sind auch die Nachrufe da, z.B. von Peter Keepnews (NY Times) oder John Fordham (Guardian). Einen kurzen Abriss seiner Karriere gibt’s auch im Text, der zur Aufnahme in den erlauchten Kreis der NEA Jazz Masters (2004) verfasst wurde.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaRuhe sanft, Chico Hamilton. Ein großes Künstlerleben ist nach 92 Jahren zuende gegangen.
Hier noch mal zur Erinnerung ein kleiner Beitrag von mir: http://forum.rollingstone.de/showthread.php?3262-Wiederh%F6ren-im-Forum&p=3025283#post3025283
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"Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<= -
Schlagwörter: Buddy Collette, Chico Hamilton, Eric Dolphy, Fred Katz, Jim Hall
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