Die Übermacht der Nostalgie in der Wahrnehmung von Popmusik

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  • #6891597  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,195

    Zunächst bin ich froh, dass Du mir zustimmst, dass sich diese Form der Musikfans hier nicht aufhält. Es klingt nämlich häufig so, als sei das Form voll von Leuten, die sich andauernd (beispielsweise) über Westernhagen unterhalten und nur das hören.

    Das andere ist jedoch, dass Musik viele mögliche Funktionen erfüllen kann. Natürlich gibt es auch Musik, die man hauptsächlich zum Tanzen hört und zweifellos eher nicht privat hören würde. Wir würde schon im Festzelt Ornette Coleman auflegen? Eben. Allerdings ist es doch so, dass das ursprüngliche Erlebnis der Musik emotional ist. Wenn ich mich dann dafür interessiere, dann kann beschäftige ich mit den Hintergründen usw. Aber Musik ohne Emotion ist doch uninteressant.

    MikkoDas „Zwanghafte“ kann ich in WDs Eingangspost auch nicht ausmachen, Herr Rossi. Aber natürlich sind Vokabeln wie „Selbsterniedrigung“ und „Dauerentblödung“ in diesem Zusammenhang eigentlich auch an der Sache vorbei. Diejenigen, die WD meint, empfinden das gewiss nicht so. Gemeint sind wohl eher Leute, die unter bestimmten Umständen (Party, Volksfest, Klassentreffen etc.) begeistert zu Musik tanzen und mitgröhlen, von der sie wissen oder zumindest ahnen, dass sie nicht die Werschätzung der Kritikerkaste oder der belesenen und imformierten Musikliebhaber (etwa in diesem Forum hier) erfährt. Es sind Leute, die Musik eher mit dem Bauch wahrnehmen denn mit dem Kopf.

    Natürlich haben hier viele ihre „Leichen im Keller“. Aber wer nur Toto und Queen oder nur BAP und Westernhagen hört, wird sich hier auf Dauer eh nicht wohl fühlen, vermute ich. Insofern gibt es den Typus, den Wolfgang beschreibt, in reiner Form hier sowieso nicht.

    Für alle anderen sind die Schwellen des „Schmerzes“ oder „Ekels“ vermutlich sehr verschieden. Und manche/r wird auch mal zu „Daddy Cool“ oder dem „Goldenen Reiter“ die Hüften schwingen, obwohl sie/er die entsprechende Platte sicher nicht besitzt oder besitzen will und auch sonst diese Musik nicht hören würde. Es kommt halt auf die Umstände an.

    Ursa minors Sex Vergleich finde ich gar nicht so abwegig. Unter bestimmten Umständen kann ein Gitarrenriff, ein Groove, eine bestimmte Harmonie sehr sexy sein bzw. Gefühle erzeugen, die den beim Sexualakt empfundenen nicht unähnlich sind. Natürlich nicht immer und grundsätzlich. Aber man erinnert sich beim Wiederhören desselben Musikstücks an das Gefühl, das die Musik unter anderen Umständen erzeugte. Und damit ist die Musik bereits aufgewertet.

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    #6891599  | PERMALINK

    reino

    Registriert seit: 20.06.2008

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    tolomoquinkolomGing es denn nicht vielmehr darum, wie ein nun der Jugend entwischter Musikhörer mit sich und nicht von der Hand zu weisenden Fakten umgeht, sobald er feststellt, dass sein ganz persönlicher Teenzeit-Soundtrack (nicht in seiner Jugend) aber jetzt Spuren von Erbärmlichkeit aufweist?

    Auch wenn der eingeflochtene Ausdruck „Spuren“ der Ausage etwas von der Schärfe nimmt, wird eine sinnvolle Diskussion wohl nur möglich sein, wenn man sich auf Musik bezieht, deren Simplizität durch einen breiteren Konsens beglaubigt ist und nicht auf

    Mikko Toto und Queen oder nur BAP und Westernhagen [oder] „Goldene[n] Reiter“

    „Modern Talking“ wäre da eher eine Diskussionsgrundlage, für Ältere vielleicht „My Baby Balla Balla“.

    Und ich möchte noch mal mich selbst zitieren:

    Interessant im Kontext mit Nostalgie ist allerdings der Umstand, daß man mit em Abstand der Jahre nicht nur seinen alten Lieblingen treu bleibt, sondern auch Musik, die man früher überhaupt nicht abkonnte (Schlager, Brotherhood of Men, Boney M., Silver Convention) plötzlich mit einer gewissen Wiedererkennensfreude hört.

    Bei diesem Aspekt werden die Jüngeren aus eigener Erfahrung wenig beitragen können, er ist aber zumindest in Hinsicht auf die im Threadtitel genannte Nostalgie sicher aufschlußreich.

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    #6891601  | PERMALINK

    daniel_belsazar

    Registriert seit: 19.04.2006

    Beiträge: 1,253

    MikkoDas „Zwanghafte“ kann ich in WDs Eingangspost auch nicht ausmachen, Herr Rossi. Aber natürlich sind Vokabeln wie „Selbsterniedrigung“ und „Dauerentblödung“ in diesem Zusammenhang eigentlich auch an der Sache vorbei. Diejenigen, die WD meint, empfinden das gewiss nicht so. Gemeint sind wohl eher Leute, die unter bestimmten Umständen (Party, Volksfest, Klassentreffen etc.) begeistert zu Musik tanzen und mitgröhlen, von der sie wissen oder zumindest ahnen, dass sie nicht die Werschätzung der Kritikerkaste oder der belesenen und imformierten Musikliebhaber (etwa in diesem Forum hier) erfährt. Es sind Leute, die Musik eher mit dem Bauch wahrnehmen denn mit dem Kopf.

    Naja, bei aller Relativierung und eigentlich gemeint sein: Es wurde schon explizit gesagt, dass diese „ungebrochenen Schreckensbiographien“ nicht selten „hier“ zu finden seien. Die ja klarerweise – imho, selbstredend – ein kopfgeborenes Zerrbild sind, und es wundert jedenfalls mich nicht, dass etwaige Motive eines solchen Handelns dann nicht verstanden werden können: Ist es doch eher die Kehrseite des eigenen Denkens als eine Beschreibung der Welt, ein notwendiges Negativ, auf dem sich ein eigenes Profil und Selbstbild scharf konturieren lässt – „Ich verstehe das einfach nicht!“ heißt hier damit recht eigentlich: „Ich verstehe mich selber nicht“, und mehr noch: „Ich will es auch gar nicht“. Denn der Blick, der sich zunächst auf sich selber richten müsste, richtet sich auf ein letztlich fiktives „Anderes“. Das aber hockt perfiderweise auf der anderen Seite der Medaille und entzieht sich dem eigenen Blick damit zwangsläufig immer. Wenn ich da angelangt bin, steht es schon wieder hinter mir, in meinem Rücken. So oder ähnlich würde meine Fassung von Rossis Einlassung lauten, dass wohl als erstes einmal gekärt werden müsste, ob die formulierte Frage aller Fragen in dieser Form überhaupt auf einer passenden Wirklichkeitbeschreibung beruht, bevor man sich der Mühe unterzieht, Antworten darauf zu finden.

    So wie du es nun schilderst, Mikko, sehe ich das erste Mal einen Ansatz, überhaupt ins Gespräch zu kommen – das dann aber eigentlich so spannend ja auch nicht ist, jedenfalls wenn es um Musik gehen soll. Denn bei dem von dir erwähnten Gefeiere geht es eben nicht um Musik in einem emphatisch-kulturellen Sinn. Da kann irgendein Schmonzes laufen, so lange sich alle darauf einigen: Kern der Aktivitäten ist vielmehr die Teilhabe an einem sozialen Organismus. Die was-auch-immer-„Musik“ ist lediglich ein Vehikel für die selbstvergessene Entäußerung des einzelnen Subjekts, durch die es in der Menge aufgehen kann. Für solcherlei soziale Erfahrungen muss das Ego gewissermaßen an der Garderobe abgegeben werden, nichts darf mehr peinlich sein. Deswegen ist ja die umfangreiche Nutzung der Enthemmungsdroge Alkohol dazu so typisch und in unserem abendländischen Kulturkreis mit den vielfältigen gesellschaftlichen Überformungen des zugleich dennoch extrem isolierten Subjekts geradezu unerlässlich. „Ich trinke, damit ich die, hm … sozialen Grenzen leichter überspringen kann,“ dies sagte einmal ein sehr guter Freund, meist kontrollierter Pegeltrinker seines Zeichens, zu mir – sehr erhellend, wie ich fand. Und übrigens wird der Orgasmus ja auch häufig als „kleiner Tod“ (des Ichs) beschrieben, daher wohl auch die Sex-Assoziationen.

    Dass dann eine Musik besonders passt, die zum einen den kleinsten gemeinsamen Nenner bieten kann – günstigerweise kennt sie jeder Teilnehmer des sich bildenden Gemeinschaftserlebbnis, das dient als Nähe-„Kitt“, zur Bildung eines vertrauten Bodens, Fremdes wäre zu erschreckend in der entblößten Situation einer Entgrenzung – und zum anderen auf atavistische, vor der Ich-Bildung liegende Empfindungen rekurriert – vielleicht mit positiv entgrenzenden Gefühlen bspw. aus der Kindheit oder frühen Adoleszenz besetzt oder zumindest so simpel, das es buchstäblich jedes Kind verstehen kann („das ist der Rhythmus, bei dem jeder mitmuss …“) -, liegt eigentlich auf der Hand. Den Kern eines nostalgischen Empfindens trifft das aber nicht, will mir jedenfalls scheinen. Nostalgie geht anders, glaube ich.

    Und es kommt mir ehrlich auch nicht wie ein Aspekt vor, der als Anlass für eine Diskussion über musikalische Wertsetzungen dienen könnte, das ist einfach eine unpassende Kritik-Kategorie für Vorgänge dieser Art.

    --

    The only truth is music.
    #6891603  | PERMALINK

    tolomoquinkolom

    Registriert seit: 07.08.2008

    Beiträge: 8,651

    ReinoAuch wenn der eingeflochtene Ausdruck „Spuren“ der Ausage etwas von der Schärfe nimmt, wird eine sinnvolle Diskussion wohl nur möglich sein, wenn man sich auf Musik bezieht, deren Simplizität durch einen breiteren Konsens beglaubigt ist […] Bei diesem Aspekt werden die Jüngeren aus eigener Erfahrung wenig beitragen können, er ist aber zumindest in Hinsicht auf die im Threadtitel genannte Nostalgie sicher aufschlußreich.

    Gut, aber geht es denn überhaupt um die Musik (besser: nur um die Musik)?

    Und für wen wäre Nostalgie Nostalgie? Die entsteht erst aus Abstand. Wenn weiter oben Joachim Witts “Der Goldene Reiter” erwähnt wird, kann ich dazu beitragen, dass das für mich selbst kein nostalgischer Anfall war. Beide erst jüngst ‘entdeckten’ Versionen (gleichgültig ob sie nun zum Kanon der NDW zählen oder zu den Verdammten) haben mir gefallen. Für Nostalgie halte ich das aber nicht.

    By the way: Der “Reiter” passt auch prima zum Thema Umgang mit Vergangenheit (die auch Jugend sein kann). Witt hat nämlich genau dies verarbeitet. Die Zeilen “Hey hey hey ich bin der Goldene Reiter” (alte Version) wurden zu “Hey hey hey ich war der Goldene Reiter [dann fiel ich ab!] (neue Version). Der Mann hat offensichtlich nicht nur Humor, sondern sich auch mit seinem früheren Ego befasst und aus seiner Gegenwart jegliche Nostalgie verbannt. Bemerkenswert.

    --

    #6891605  | PERMALINK

    tolomoquinkolom

    Registriert seit: 07.08.2008

    Beiträge: 8,651

    MikkoDas „Zwanghafte“ kann ich in WDs Eingangspost auch nicht ausmachen, Herr Rossi. Aber natürlich sind Vokabeln wie „Selbsterniedrigung“ und „Dauerentblödung“ in diesem Zusammenhang eigentlich auch an der Sache vorbei. [… ] Es sind Leute, die Musik eher mit dem Bauch wahrnehmen denn mit dem Kopf. […]

    Fuck!! Es geht nicht um Bauch. Kopf! Kopf! Kopf!

    MikkoFür alle anderen sind die Schwellen des „Schmerzes“ oder „Ekels“ vermutlich sehr verschieden. Und manche/r wird auch mal zu „Daddy Cool“ oder dem „Goldenen Reiter“ die Hüften schwingen, obwohl sie/er die entsprechende Platte sicher nicht besitzt oder besitzen will und auch sonst diese Musik nicht hören würde. Es kommt halt auf die Umstände an.

    „Reiter“ siehe oben.

    MikkoUrsa minors Sex Vergleich finde ich gar nicht so abwegig. […]

    Ja, da hat jemand etwas verstanden. Bemerkenswert!

    --

    #6891607  | PERMALINK

    tolomoquinkolom

    Registriert seit: 07.08.2008

    Beiträge: 8,651

    Daniel_Belsazar[…] Kehrseite des eigenen Denkens als eine Beschreibung der Welt, ein notwendiges Negativ, auf dem sich ein eigenes Profil und Selbstbild scharf konturieren lässt – „Ich verstehe das einfach nicht!“ heißt hier damit recht eigentlich: „Ich verstehe mich selber nicht“, und mehr noch: „Ich will es auch gar nicht“. Denn der Blick, der sich zunächst auf sich selber richten müsste, richtet sich auf ein letztlich fiktives „Anderes“. Das aber hockt perfiderweise auf der anderen Seite der Medaille und entzieht sich dem eigenen Blick damit zwangsläufig immer. Wenn ich da angelangt bin, steht es schon wieder hinter mir, in meinem Rücken. So oder ähnlich würde meine Fassung von Rossis Einlassung lauten, dass wohl als erstes einmal gekärt werden müsste, ob die formulierte Frage aller Fragen in dieser Form überhaupt auf einer passenden Wirklichkeitbeschreibung beruht, bevor man sich der Mühe unterzieht, Antworten darauf zu finden. […] Den Kern eines nostalgischen Empfindens trifft das aber nicht, will mir jedenfalls scheinen. Nostalgie geht anders, glaube ich. Und es kommt mir ehrlich auch nicht wie ein Aspekt vor, der als Anlass für eine Diskussion über musikalische Wertsetzungen dienen könnte, das ist einfach eine unpassende Kritik-Kategorie für Vorgänge dieser Art.

    You’re on the way.

    --

    #6891609  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

    Beiträge: 26,193

    Reino
    Und ich möchte noch mal mich selbst zitieren:

    Interessant im Kontext mit Nostalgie ist allerdings der Umstand, daß man mit em Abstand der Jahre nicht nur seinen alten Lieblingen treu bleibt, sondern auch Musik, die man früher überhaupt nicht abkonnte (Schlager, Brotherhood of Men, Boney M., Silver Convention) plötzlich mit einer gewissen Wiedererkennensfreude hört.

    Bei diesem Aspekt werden die Jüngeren aus eigener Erfahrung wenig beitragen können, er ist aber zumindest in Hinsicht auf die im Threadtitel genannte Nostalgie sicher aufschlußreich.

    Als „älterer“ kann ich zwar ein gewisses Lächeln nicht verkneifen, sollte der Titel gerade irgendwo zu hören sein, aber aktiv würde ich die Musik weder auflegen, noch erwerben.
    Da ist schon ein Unterschied, ob ich „Daddy Cool“ gerade irgendwo zu hören bekomme und nicht gleich flüchte, oder ob ich die Musik aktiv höre und sie als immer noch toll erachte.

    Daniel’s Einwand verstehe ich schon, von daher ist mein einziger Kritikpunkt an Wolfgang’s Ausgangsfrage, daß er nicht genau erklärt hat, wo er die unbewegbaren Nostalgiehansel denn hauptsächlich vermutet.
    Es gibt sicherlich den einen oder anderen auf dem Board, aber die verlieren sich doch.
    Kann durchaus sein, daß Wolfgang ein verzerrtes Bild aus manchen Threads gewinnt, in die er aus Zeitmnagel sicherlich nicht so intensiv reinsieht, wie manch anderer hier.
    Aber auch manch Fori hat ein verzerrtes Bild von Wolfgang’s Aktivitäten. Hab ich doch erst kürzlich von einer „Omnipräsenz“ gelesen.
    Na eher das Gegenteil ist doch der Fall. Er konzentriert sich doch schon auf ein paar wenige Threads.

    In der realen Welt gibt’s diese Nostalgiegeblendeten zuhauf. Ob die nun in den 60/70/80 oder in den 90er steckengeblieben sind, ist eigentlich auch egal.

    Was mich wirklich traurig stimmt: Einige meiner Bekannten aus der Jugendzeit hatten damals durchaus Interesse an neuer Musik oder an neuentdeckter alter Musik gezeigt und auch aktiv geforscht.
    Seit 20 Jahren hat aber der Drang sich zu verändern und auch neues zu entdecken fast komplett nachgelassen. Die Plattensammlung hat sich bei denen auch seit 20 Jahren kaum verändert.

    Wen man sich mit ihnen unterhält, geht‘ s nur um die alten Zeiten. Auch Konzerte aktueller Bands werden aus „Zeitmangel“ abgelehnt.
    Da leuchten die Augen eher auf, wenn eine abgehalfterte B-Band ihre xte Revivaltour spielt, und die dann ganz stolz noch 1 oder 2 originale Bandmitglieder aufweisen kann.

    --

    “It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko
    #6891611  | PERMALINK

    vega4

    Registriert seit: 29.01.2003

    Beiträge: 8,667

    Krautathaus
    Was mich wirklich traurig stimmt: Einige meiner Bekannten aus der Jugendzeit hatten damals durchaus Interesse an neuer Musik oder an neuentdeckter alter Musik gezeigt und auch aktiv geforscht.
    Seit 20 Jahren hat aber der Drang sich zu verändern und auch neues zu entdecken fast komplett nachgelassen. Die Plattensammlung hat sich bei denen auch seit 20 Jahren kaum verändert.

    Wen man sich mit ihnen unterhält, geht‘ s nur um die alten Zeiten. Auch Konzerte aktueller Bands werden aus „Zeitmangel“ abgelehnt.
    Da leuchten die Augen eher auf, wenn eine abgehalfterte B-Band ihre xte Revivaltour spielt, und die dann ganz stolz noch 1 oder 2 originale Bandmitglieder aufweisen kann.

    Dieselben Beobachtungen habe ich leider auch gemacht. Seit gut 12 Jahren hat ihr Forschungsdrang aufgehört. Für die gibt es halt nur Nirvana, Pearl jam und Oasis usw. Danach ist ja eh nichts mehr „gscheits“ veröffentlicht worden. Dafür kaufen sie jede neue Oasis- und Pear jam-Platte noch in der ersten Verkaufwoche… ;-)

    Ist natürlich sehr schade…

    --

    Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. "Fackel" - Karl Kraus
    #6891613  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Daniel_Belsazar, es geht mir nicht ausschließlich um den Exzess beim Gemeinschaftserlebnis und die damit verbundene Enthemmung. Das war zunächst mal ein Beispiel. Das hat mit Nostalgie in der Tat nicht viel zu tun.

    Aber es geht eben auch nicht um pure Nostalgie. Und es geht nicht um Simplizität, Reino. Dass großartige Musik auch simpel sein kann, haben wir in anderen Zusammenhängen bereits ausführlich diskutiert.

    Und tolo, dass Gefühle letztlich auch im Kopf wirken, wollte ich nicht bestreiten. Es ging mir um den klassischen Gegensatz von Kopf und Bauch, der ja lediglich Synonym ist für Intellekt vs. Gefühl.

    Natürlich spielt auch das Alter und die Erfahrung der Diskutanten hier eine Rolle. „Balla Balla“ ist sicher kein großartiger Song, aber im damaligen Kontext von Beatmusik hatte die Nummer ihren Platz und ihre Wirkung. Für mich kein Vergleich zu den Fließbandproduktionen des Herrn Bohlen. Und auch bei Boney M. mache ich Unterschiede. „Daddy Cool“ ist m.E. eine durchaus clevere Diskonummer, die sachdienlich produziert wurde und heute zu Recht einen gewissen Nostalgiefaktor hat. Damals habe ich Diskomusik grundsätzlich gehasst und Boney M. ganz besonders, weil sie Klassiker der Beatära verhunzten. Heute höre ich Diskomusik differenzierter. Boney M. kommt dabei nicht gut weg. „Der Goldene Reiter“ schließlich ist m.E. überhaupt nicht gut gealtert, und die Neuaufnahme mit leicht verändertem Text, hilft da auch nicht. Im Kontext der ndW war Joachim Witt schon eine zweifelhafte Figur, aber er gehörte irgendwie dazu. Heute ist mir der Mann ziemlich suspekt. Nicht wegen des Reiters, sondern wegen der Flut u.a.

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    #6891615  | PERMALINK

    prodigal-son

    Registriert seit: 26.12.2002

    Beiträge: 10,779

    MikkoIm Kontext der ndW war Joachim Witt schon eine zweifelhafte Figur, aber er gehörte irgendwie dazu. Heute ist mir der Mann ziemlich suspekt. Nicht wegen des Reiters, sondern wegen der Flut u.a.

    So ist mir z.B. völlig suspekt, wie man auch nur irgendetwas aus der „NDW“-Zeit hören kann, ohne Pickel des Ekels zu bekommen.

    Leider greift genau bei Musik wie dieser der sogenannte Nostalgiefaktor. Damals, 99 Luftballons, Tretboot in Seenot, Fred vom Jupiter… weißte noch? Bringt die allerprimitivste Party zum Kochen, immer noch, immer wieder. Sicher auch schon Thema bei Olli ‚meine beschränkte Art macht mir einen Heidenspaß‘ Geißen gewesen.

    Am Ende wird man von musikalischen Deutschromantikern noch getröset mit Worten wie: „Naja, Trio waren schon super. Und einen tollen Schlagzeuger hatten die auch“. Muha.

    --

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    #6891617  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Sebi, das diskutieren dann aber mal in einem „ndW“ Thread ausführlich, ja? :-)

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    #6891619  | PERMALINK

    prodigal-son

    Registriert seit: 26.12.2002

    Beiträge: 10,779

    Sehr gern! Gibt es schon einen?

    --

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    #6891621  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Sebastian FrankBringt die allerprimitivste Party zum Kochen, immer noch, immer wieder.

    Und, was ist dabei das Problem? Party?? Gute Stimmung?? Oder darf man gute Stimmung nur mit der richtigen Musik haben?

    --

    #6891623  | PERMALINK

    prodigal-son

    Registriert seit: 26.12.2002

    Beiträge: 10,779

    Bekommst Du bei „Eisbär“ gute Laune? Ich nicht. Ansonsten vielleicht oben weiter, Thread ist vorn.

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    #6891625  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 34,099

    Sebastian FrankSo ist mir z.B. völlig suspekt, wie man auch nur irgendetwas aus der „NDW“-Zeit hören kann, ohne Pickel des Ekels zu bekommen.

    Leider greift genau bei Musik wie dieser der sogenannte Nostalgiefaktor. Damals, 99 Luftballons, Tretboot in Seenot, Fred vom Jupiter… weißte noch? Bringt die allerprimitivste Party zum Kochen, immer noch, immer wieder. Sicher auch schon Thema bei Olli ‚meine beschränkte Art macht mir einen Heidenspaß‘ Geißen gewesen.

    Am Ende wird man von musikalischen Deutschromantikern noch getröset mit Worten wie: „Naja, Trio waren schon super. Und einen tollen Schlagzeuger hatten die auch“. Muha.

    Da kann ich dir sogar Recht geben.
    Die neue deutsche Welle ist so schlecht gealtert, wie kaum eine andre Musik mit der ich in meiner Jugend in Kontakt kam. Würde ich sicherlich freiwillig auch nicht mehr auflegen.
    Das Hauptproblem ist doch, dass wurde aber auch schon ausreichend erwähnt, dass Wolfgang es liebt (denn ich glaube schon, dass dies bewußt passiert) in seinen Ausgangstiraden zu verallgemeinern oder Differenzierung zu vermeiden. Das war damals bei den Amöben so, das ist auch bei diesem Thema wieder so. Da wird ein Bild erzeugt, als spräche man von der überwiegenden Mehrheit des Forums, welches dann viel viel später durchaus in den richtigen Rahmen korrigiert wird. Nur würde man dies gleich am Anfang tun, würde die Lunte am Pulverfass ja gar nicht erst anfangen zu glimmen und all die vielen Worte der Abscheu wären die Zeit nicht wert sie in die Tastatur zu tippen. Wer will schon allgemeine Zustimmung?

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    "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
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