Die letzte Dokumentation, die ich gesehen habe

Startseite Foren Kulturgut Das TV Forum Die letzte Dokumentation, die ich gesehen habe

Ansicht von 15 Beiträgen - 1,096 bis 1,110 (von insgesamt 1,363)
  • Autor
    Beiträge
  • #12013665  | PERMALINK

    wa
    The Horst of all Horsts

    Registriert seit: 18.06.2003

    Beiträge: 24,683

    Neu in der Arte Mediathek: „Mein Leben mit den Pogues“, eine Doku von Julien Temple über Shane MacGowan, produziert von Johnny Depp, aus dem Jahre 2020.

    Schon etwas herzzereißend, wenn man MacGowan in seinem derzeitigen Zustand sieht. Auch wenn die Ex-Kollegen von den Pogues nicht zu Wort kommen, ist es eine sehenswerte Doku.

     

    --

    What's a sweetheart like me doing in a dump like this?
    Highlights von Rolling-Stone.de
    Werbung
    #12014027  | PERMALINK

    stardog

    Registriert seit: 12.06.2011

    Beiträge: 1,917

    #12014267  | PERMALINK

    wenzel

    Registriert seit: 25.01.2008

    Beiträge: 5,954

    waNeu in der Arte Mediathek: „Mein Leben mit den Pogues“, eine Doku von Julien Temple über Shane MacGowan, produziert von Johnny Depp, aus dem Jahre 2020. Schon etwas herzzereißend, wenn man MacGowan in seinem derzeitigen Zustand sieht. Auch wenn die Ex-Kollegen von den Pogues nicht zu Wort kommen, ist es eine sehenswerte Doku

    Auf seinen Zustand wird ja nicht näher eingegangen, es wirkt  fast nach beginnender Demenz oder Folgen eines Schlaganfalls.
    Wirklich eine sehr aufwändig und originell produzierte Doku. Auch schön sein Zitat „Songs are floating around in the air, thats why tunes are called airs. And if I dont  grab them, then someone like Paul Simon will grab them instead“

    --

    #12014271  | PERMALINK

    mozza
    Captain Fantastic

    Registriert seit: 26.06.2006

    Beiträge: 81,041

    wenzel Auf seinen Zustand wird ja nicht näher eingegangen, es wirkt fast nach beginnender Demenz oder Folgen eines Schlaganfalls. Wirklich eine sehr aufwändig und originell produzierte Doku. Auch schön sein Zitat „Songs are floating around in the air, thats why tunes are called airs. And if I dont grab them, then someone like Paul Simon will grab them instead“

    Was soll „Paul Simon“ in diesem Kontext bedeuten?
    Letzter „Hit“ vor mehr als 30 Jahren.

    zuletzt geändert von mozza

    --

    Im Durchschnitt ist man kummervoll und weiß nicht, was man machen soll
    #12014281  | PERMALINK

    wenzel

    Registriert seit: 25.01.2008

    Beiträge: 5,954

    das Zitat ist auch schon älter und kann man als Kompliment verstehen.

    --

    #12014283  | PERMALINK

    mozza
    Captain Fantastic

    Registriert seit: 26.06.2006

    Beiträge: 81,041

    wenzeldas Zitat ist auch schon älter und kann man als Kompliment verstehen.

    Dann bin ich beruhigt. Paul Simon ist einer der wenigen Menschen, die ich wirklich schätze.
    Jetzt kann man natürlich sagen, wenig ist nicht viel. Aber die anderen hätten sich auch mehr Mühe geben können.

    --

    Im Durchschnitt ist man kummervoll und weiß nicht, was man machen soll
    #12014285  | PERMALINK

    wenzel

    Registriert seit: 25.01.2008

    Beiträge: 5,954

    Stimmt

    --

    #12018699  | PERMALINK

    ford-prefect
    Feeling all right in the noise and the light

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 10,358

    Als ich auf die Homepage des Momem gesurft bin, dem Museum of Modern Electronic Music, das letztes Jahr im April in Frankfurt/Main eröffnete, um fortan der Techno- und Rave-Kultur als sammelnder Wissensspeicher eine Heimstätte zu bieten, entdeckte ich, dass dort gestern eine Filmvorführung des Dokumentarfilms Modulations von Filmemacherin Lara Lee von 1998 stattfand. Da ich den Weg nach Frankfurt nicht machen konnte, hab ich ihn mir gestern in der Tube reingezogen, wo das filmische Dokument online steht. Während einer Einleitung definiert der Künstler Genesis P-Orridge, wie man Klänge zerschneiden und collagieren kann, indem man einzelne Samples neu zusammenfügt, zu Sound-Collagen eben. Danach erkundet der Film die Ursprünge der elektronischen Musik mit unverzichtbaren Klangalchemisten wie Pierre Henry und Pierre Schaeffer von der Musique concrète oder Karlheinz Stockhausen aus Köln und Kraftwerk aus Düsseldorf. Zwischendurch sieht man Robert A. Moog, den Erfinder des Moog-Synthesizers, die Hände dicht vor einem Theremin bewegen. Dabei handelt es sich um ein Instrument, dem man Töne entlocken kann, ohne es wirklich anzufassen. Wie von Geisterhand gibt das Gerät elektronisch fiepende Geräusche von sich. 2012 besuchte ich im Rahmen der lit.Cologne eine Lesung von Roger Willemsen in der Kölner Oper, bei der für ihn die Theremin-Spielerin Barbara Buchholz mit diesem sonderbaren Instrument auftrat.

    Später vergleicht der Dokumentarfilm die Techno-Szenen der USA, von Großbritannien und Deutschland miteinander, etwa bezogen auf Untergattungen wie Acid, Gabber, Detroit-Techno, Ambient und Jungle. Als Szene-Urgestein in Detroit gilt der DJ Juan Atkins. Moby, Afrika Bambaataa, Giorgio Moroder, Bill Laswell, Westbam, Holger Czukay und Jaki Liebezeit geben auch ihren Senf dazu sowie der britische Musikjournalist David Toop. Der Publizist Simon Reynolds, von dem ich das Sachbuch „Retromania“ aus dem Ventil-Verlag Mainz besitze, geht darauf ein, welchen Einfluss Drogen wie Ecstasy auf die Techno-Kultur nahmen. Darüber hinaus inspiziert die Kamera den legendären Musikclub The Warehouse in Chicago als bedeutende Stätte für die Weiterentwicklung der elektronischen Musik hin zur Spielart Chicago House. Darüber hinaus spricht der Futurologe Alvin Toffler ein paar Sätze, dessen Sachbuch „Future Shock“ als inspirierende Standardlektüre in der Szene der sequenzierten und repetitiven Musikbeats gilt. The Prodigy rocken auf dem Roten Platz in Moskau. Über die Loveparade äußert sich Alec Empire von Atari Teenage Riot negativ. Man sieht Party-Szenen im schummrigen Berliner Tresor-Club und die Gegenüberstellung illegaler Raves der frühen 90er Jahre mit der zunehmend kommerziellen Ausrichtung von Techno-Events wie der Loveparade in Berlin. In den 1990ern kursierte der kritische Begriff der Spaßgesellschaft, mit dem Hedonismus verhafteten jugendlichen Menschen, die nur für das Wochenende leben. Um bei Raves aus dem alltäglichen Leben herauszutreten.

    zuletzt geändert von ford-prefect

    --

    Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
    #12018751  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    wenzel

    waNeu in der Arte Mediathek: „Mein Leben mit den Pogues“, eine Doku von Julien Temple über Shane MacGowan, produziert von Johnny Depp, aus dem Jahre 2020. Schon etwas herzzereißend, wenn man MacGowan in seinem derzeitigen Zustand sieht. Auch wenn die Ex-Kollegen von den Pogues nicht zu Wort kommen, ist es eine sehenswerte Doku

    Auf seinen Zustand wird ja nicht näher eingegangen, es wirkt fast nach beginnender Demenz oder Folgen eines Schlaganfalls.

    Oder die Folgen eines jahrzehntelangen Alkoholkonsums. Wenn der wirklich schon als Kind angefangen hat zu saufen, ist der Zustand nicht weiter verwunderlich, das geht auf’s Hirn und neurologische Ausfälle gibt das auch (siehe auch Harry Rowohlt). Im Rollstuhl sitzt er seit er sich bei einem Bühnensturz die Hüfte gebrochen hat, wenn ich das richtig memoriere. Ich habe die Doku noch nicht ganz durch.

    --

    #12028525  | PERMALINK

    ford-prefect
    Feeling all right in the noise and the light

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 10,358

    Hab mir nun auch den Dokumentarfilm über Shane MacGowan Mein Leben mit den Pogues auf arte angeschaut, mit über zwei Stunden ein recht langer Film. Erschreckend, Shane schief im Rollstuhl sitzend zu sehen … ob seine schlechte körperliche Verfassung auf einen Schlaganfall oder eine andere neurologische Erkrankung zurückzuführen ist? Womöglich rächen sich auch die vielen Alkohol- und Drogen-Exzesse von früher, die im Film detailliert thematisiert werden und die Shane leichtfertig einging, jetzt im beginnenenden Alter. Auf die Fragen der Filmcrew antwortet Shane meist launig, knurrig und nicht selten einsilbig.

    Interessant sind MacGowans Schilderungen über seine Kindheit mit bäuerlicher Herkunft in der irischen Provinz in Tipperary. Dazu geht der Film auf Shanes Liebe für Literatur ein, was er in seiner Jugend las, etwa Flann O’Brien, James Joyce und Karl Marx (der ihn unwiderruflich vom römisch-katholischen Glauben abgebracht habe). Natürlich das Kapitel darüber, welchen Einfluss Shane MacGowan und die Pogues auf die Londoner Punk-Kultur nahmen. Und dass sein Kumpel Johnny Depp, gegen den er neckisch austeilt, Shane sei bei „Fluch der Karibik“ eingepennt, zu den Dreharbeiten der Doku erschien. Leider erzählt JD nicht viel. In dem Pogues-Song „The Sick Bed of Cuchulainn“, der auf wahren Tourerlebnissen von Shane MacGowan beruhe, kommen sogar zwei deutsche Lieblingsstädte von mir zu lyrischen Ehren, Frankfurt und Köln („When you pissed yourself in Frankfurt and got syph down in Cologne“).

    Leider hab ich die Pogues noch nie live gesehen. Von Filmemacher Julien Temple hab ich mal 2007 den Joe-Strummer-Dokumentarfilm „The Future is unwritten“ gesehen, im Heidelberger Gloria-Kino. Hängt seitdem als Aufkleber, der stapelweise im Kino-Foyer auslag, an meiner Zimmertür.

    zuletzt geändert von ford-prefect

    --

    Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
    #12028561  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

    Registriert seit: 02.12.2013

    Beiträge: 56,509

    #12042015  | PERMALINK

    ford-prefect
    Feeling all right in the noise and the light

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 10,358

    Über die aktuelle Ausgabe des Ox-Fanzine, in dem ein vierseitiges Interview von Joachim Hiller mit Moby steht, bin ich auf den Dokumentarfilm Punk Rock Vegan Movie von Moby aufmerksam geworden, der vor zwei Monaten kostenlos im Internet auf YouTube veröffentlicht wurde. Der Musiker Moby, der 1996 ein Album namens „Animal Rights“ herausbrachte, hat mit seiner Filmproduktionsfirma Little Walnut fast fünf Jahre an diesem 90-Minüter gearbeitet und es ist der Wunsch des Filmemachers und seiner Produzenten, dass niemand für diese Doku bezahlen muss, um die inhaltliche Botschaft darin zu erhalten.

    Der Film beginnt damit, dass Moby, der rechts am Hals den Slogan „Vegan for Life“ als Tattoo trägt, Schach gegen einen weißen Hund spielt, der sprechen kann. Zudem stehen auf den Armen von Moby riesig groß tätowiert die beiden Wörter „Animal Rights“, auf dem rechten Arm „Animal“ und auf dem linken Arm „Rights“. Zuerst geht Moby auf die historischen Anfänge der Punk-Bewegung ein, mit Proto-Punkern wie Iggy Pop in den 1960er Jahren. Und wie daraus später die Straight Edge-Bewegung Anfang der 1980er Jahre hervorging, deren Anhänger auf Alkohol, Drogen, Nikotin (manchmal sogar auf Sex) und auf tierischen Fleischverzehr verzichten. Aus Gründen des Tierschutzes mit damit verbundenen Tierrechten. Eine zentrale Rolle in der Straight Edge-Szene spielt Sänger/Gitarrist und Vordenker Ian MacKaye mit seiner Hardcore-Band Minor Threat. Bei dem einflussreichen Song „No More“ von Youth of Today, der im Dokumentarfilm losballert, handelt es sich um ein lärmendes Plädoyer für fleischlose Ernährung. Zum geflügelten Wort entwickelte sich der Slogan „Start today“ nach einem Song der Gorilla Biscuits als Motivation, ebenfalls den Fleischkonsum aufzugeben. Zwischendurch sieht man Fotos von einem toten Schwein, das aus einer grünen Mülltonne herausragt, und in enge Käfige gesperrte Hühner.

    Die Punk Rock- und Hardcore-Szene der 70er/80er Jahre habe eine ganze Generation junger Menschen dazu inspiriert, kritisch zu denken und solche Massentierhaltungen zu hinterfragen. Um mehr Empathie für fühlende Lebewesen zu entwickeln. „It rearranged my brain“, erklärt dazu Captain Sensible von The Damned. Und der im letzten Oktober verstorbene D.H. Peligro von den Dead Kennedys verdeutlicht: „Wir gehen nicht auf die Jagd, um Tiere zu töten. Wir sind nicht Ted Nugent.“ Ferner sprechen Alissa White-Gluz von Arch Enemy und ihr Lebensgefährte Doyle Wolfgang von Frankenstein (der zwar spricht, aber aus unerfindlichen Gründen optisch unkenntlich gemacht wurde) von The Misfits sowie Dave Navarro, Rob Zombie, Scott Crouse von Earth Crisis, Nicky Garratt von UK Subs, Inge Johansson von International Noise Conspiracy, Steve Ignorant von Crass, HR von den Bad Brains, Tätowiererin Kat von D, John Joseph von den Cro-Mags, No Doubt-Bassist Tony Kanal und viele weitere Aktivisten über das Thema. Ich hätte mir noch ein Interview mit James Hetfield von Metallica gewünscht, der bekennender Jäger ist und mit seinen Gewehren dafür rund um den Globus reist. Als konservative Gegenstimme. Sogar Shouter Derrick Green von Sepultura ernährt sich strikt vegan und lässt dafür eine Pizza kalt werden … was ich von dem nie erwartet hätte. Zwischendrin singt ein gemischtes Gesangsensemble namens The Animal Liberation Choir den Song „Cats and Dogs“ von den Gorilla Biscuits, ein Stück über den Respekt vor allen Lebewesen auf der Erde.

    Außerdem streift in diesem Zusammenhang Ray Cappo von Shelter und Youth Of Today philosophische Strömungen wie Anarchismus und Nihilismus, ohne tiefer darauf einzugehen. Sein Bandkollege Porcell erinnert sich, was für einen Einfluss die Punk-Band MDC aus Austin, Texas auf sein Denken und Handeln nahm. Und Ray Cappo holt ein Sachbuch mit dem Titel „Animal Liberation“ von Publizist Peter Singer hervor, das er verschlungen und einen anderen Menschen aus ihm gemacht habe. In dem Kapitel „Vegan auf Tournee“ erzählen diverse Musiker der Szene, wie man als vegan lebender Mensch auf Tournee überlebt, was sich in den 80ern deutlich schwieriger gestaltet habe im Vergleich zur Gegenwart. „Ich achte darauf, was ich meinem Körper zuführe“, versichert Walter Schreifels von Gorilla Biscuits. In der letzten halben Stunde geht der Film darauf ein, welcher Zusammenhang zwischen Fleischkonsum mit Waldrodung, Wasserverschmutzung, Klimawandel und Artensterben besteht. Nach dem Abspann gibt es eine kurze Spielszene mit einem spooky vermummten Fleischherstellerzirkel hinter Stacheldraht.

    zuletzt geändert von ford-prefect

    --

    Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
    #12044997  | PERMALINK

    ford-prefect
    Feeling all right in the noise and the light

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 10,358

    Im SWR-Fernsehen steht gerade eine Doku von Filmemacher Dietmar Klumpp in der Mediathek über das neue Label Atomic Fire Records von Nuclear Blast-Gründer Markus Staiger im schwäbischen Donzdorf östlich von Stuttgart. Die Doku begleitet die junge Metal-Band Induction von Gitarrist Tim Hansen, dem Sohn von Helloween-Sänger/Gitarrist Kai Hansen, auf Tournee und bei der Album-Veröffentlichung. Vor einem Auftritt schwört der bärtige Gitarrist Marcos Rodriguez von Induction seine Bandkollegen mit den Franz-Beckenbauer-haften Worten ein: „Gehts raus, spielt und habt Spaß.“ Damals 2004 konnte Nuclear Blast als eines der größten unabhängigen Metal-Labels der Welt (neben Roadrunner Records) mit dem Album „Once“ von Nightwish das erste Mal die Spitze der Charts erreichen. Weitere wichtige Bands im Pool von NB waren Meshuggah, Anthrax, Manowar, HammerFall und In Flames.

    2018 verkaufte Markus Staiger sein Label schließlich an den französischen Digital-Konzern Believe, der auf den virtuellen Vertrieb von Musik setzt. Der Staiger wollte seinen arbeitsbedingten Stresspegel herunterfahren, um mehr Zeit für die Familie zu haben. In der Doku sieht man ihn inmitten seiner grellbunt blinkenden Flipper-Automaten-Sammlung. Nach Nuclear Blast gründete Staiger ein neues Label namens Atomic Fire Records, mit dem er fortan Helloween, Meshuggah und Opeth weiter vermarktet. Und eben Induction. Ein Teil der alten Belegschaft folgte ihm zu Atomic Fire, etwa die beiden Mitarbeiter Markus Wosgien und Thomas „Zwini“ Zwirner. Wenn man deren Wohnzimmer mit fein säuberlich gefüllten Plattenschränken sieht, geht einem das Herz auf. Mit dem neuen Label setzen die schwäbischen Musikförderer weiter auf Vinyl und CDs. Was mich ein bisschen stört, ist der Umstand, dass es sowohl bei Nuclear Blast als auch bei Atomic Fire hinter den Kulissen in den Büros nur um Zahlen und Goldene Schallplatten geht. In dieser Hinsicht sind die nicht anders als die Majorlabels. Wie schreiben die Musiker ihre Songs? Wovon lassen sie sich inspirieren? Was erleben sie auf Tournee? Solche Fragen bleiben alle unbeantwortet. Hauptsache der Umsatz und die Reichweite stimmen.

    zuletzt geändert von ford-prefect

    --

    Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
    #12068293  | PERMALINK

    cleetus

    Registriert seit: 29.06.2006

    Beiträge: 17,572

    Außerhalb Österreichs dürfte kaum jemand Elisabeth Spira kennen bzw kleinere oder größere Schwierigkeiten damit haben, ihre Filme überhaupt zu verstehen, wer sich dennoch für Zeitgeschichte und „echte Menschen“ interessiert, kommt um die Alltagsgeschichte nicht herum. Inzwischen gibt es fast alle Folgen auf Youtube und die zeitliche Entstehung zwischen Weinskandal und Grenzöffnung bis Mitte der 00er Jahre machen diese zeitgeschichtlichen Dokus zu etwas ganz besonderem. Kann ich nicht genug empfehlen, hier werden die zwei größten Urängste Österreichs (Bier und Kippen werden mal wieder teurer) offenbart wie nirgends sonst:

    @stormy-monday: Weiß nicht ob du hier mitliest, aber das könnte was für dich sein.

    --

    Don't be fooled by the rocks that I got - I'm still, I'm still Jenny from the block
    #12077051  | PERMALINK

    ford-prefect
    Feeling all right in the noise and the light

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 10,358

    In der Mediathek des WDR-Rockpalasts bin ich auf einen alten Dokumentarfilm über Cream-Basser Jack Bruce gestoßen, von 1994 mit dem Titel Das Beste kommt noch … der Name des Films bezieht sich auf den Song „The Best is still to come“.

    Im Mai 1993 feierte Jack Bruce seinen 50. Geburtstag, weshalb er ein halbes Jahr später ein Anniversary-Doppelkonzert im Kölner E-Werk am 2. und 3. November gab, mit Weggefährten, etwa Ginger Baker hinter den Kesseln und Blues-Rock-Gitarrist Gary Moore. In dem Dokumentarfilm sieht man die Vorbereitungen dazu und Ausschnitte aus dem Konzert, wenn Jack Bruce seinen Bass zur Seite legt und am Piano Platz nimmt, um Songs wie „The Best is still to come“, „Theme for an imaginary Western“, „Golden Days“ und „Can you follow?“ zu spielen. Wir rechnen nach: Also wäre JB, der im Oktober 2014 allzu jung verstarb, vor zwei Wochen runde 80 Jahre alt geworden. Als Wandler zwischen den Genres beherrschte Jack Bruce nicht nur Rock, sondern ebenso Jazz, in Kollaboration mit Carla Bley. Wenn man den Wahnsinn von Ginger Baker sehen möchte … muss man zur Minute 59:55 skippen. Oder wie es ein anderer Dokumentarfilm, in dem man Bakers Wutausbrüche drastisch vor Augen geführt bekommt, auf den Punkt bringt: Beware of Ginger Baker

    Als Kind wuchs der in Schottland geborene Rockbassist Jack Bruce zeitweise in den USA auf, seine Eltern waren kommunistisch und wanderten dortin aus. In den 1950er Jahren musste die Familie jedoch während der Ära von Kommunisten-Jäger Jospeh McCarthy wieder nach Schottland zurückkehren. Ein Musikhochschulstudium brach Jack Bruce trotz eines Stipendiums erfolglos ab. Im Dokumentarfilm schildert Jack Bruce, warum er Bach mehr schätzt als Beethoven und seine Definition des musikwissenschaftlichen Begriffs „Dichotomie“, also die musikalische Zweigliedrigkeit in einem Song, was er mit der Seelenkrankheit Schizophrenie vergleicht. Dazu nimmt er analysierend Takt für Takt den Song „White Room“ auseinander. Denn Jack Bruce suchte das Geheimnis der Musik zwischen den Noten, oftmals in der Stille. In Bezug auf eine Bandbesetzung waren Jack Bruce authentische Persönlichkeiten wichtiger als technisch virtuose Profimusiker.

    Zwischendurch sieht man ihn hinter den Kulissen im Kölner E-Werk feiern, wo ihm in der Garderobe seine Crew einen Geburtstagskuchen serviert und ein Ständchen singt. In diesem Moment erkennt man das Jahr 1993: Viele Personen tragen  knallbunte und gemusterte Hemden, die damals in Mode waren. 1993 wurden zudem Cream in die Rock’n’Roll Hall of Fame aufgenommen. Für den Song „Rope Ladder to the Moon“ greift Multiinstrumentalist Jack Bruce auf der Bühne zur Gitarre. Außerdem sprechen in der Doku die Popsängerin Maggie Reilly, Gitarrist Clem Clempson, der vor zehn Tagen verstorbene Texter Pete Brown, der dunkelhäutige Sänger Mudbone und Saxophonist Art Themen. Im E-Werk interpretierte Jack Bruce zudem Stücke wie „Smiles and Grins“, „Sunshine of your Love“ und „Never tell your mother she’s out of tune“. Das gesamte Geburtstagskonzert ist in der WDR-Mediathek auch online.

     

    zuletzt geändert von ford-prefect

    --

    Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
Ansicht von 15 Beiträgen - 1,096 bis 1,110 (von insgesamt 1,363)

Schlagwörter: ,

Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.