Antwort auf: Die letzte Dokumentation, die ich gesehen habe

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ford-prefect
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Im SWR-Fernsehen steht gerade eine Doku von Filmemacher Dietmar Klumpp in der Mediathek über das neue Label Atomic Fire Records von Nuclear Blast-Gründer Markus Staiger im schwäbischen Donzdorf östlich von Stuttgart. Die Doku begleitet die junge Metal-Band Induction von Gitarrist Tim Hansen, dem Sohn von Helloween-Sänger/Gitarrist Kai Hansen, auf Tournee und bei der Album-Veröffentlichung. Vor einem Auftritt schwört der bärtige Gitarrist Marcos Rodriguez von Induction seine Bandkollegen mit den Franz-Beckenbauer-haften Worten ein: „Gehts raus, spielt und habt Spaß.“ Damals 2004 konnte Nuclear Blast als eines der größten unabhängigen Metal-Labels der Welt (neben Roadrunner Records) mit dem Album „Once“ von Nightwish das erste Mal die Spitze der Charts erreichen. Weitere wichtige Bands im Pool von NB waren Meshuggah, Anthrax, Manowar, HammerFall und In Flames.

2018 verkaufte Markus Staiger sein Label schließlich an den französischen Digital-Konzern Believe, der auf den virtuellen Vertrieb von Musik setzt. Der Staiger wollte seinen arbeitsbedingten Stresspegel herunterfahren, um mehr Zeit für die Familie zu haben. In der Doku sieht man ihn inmitten seiner grellbunt blinkenden Flipper-Automaten-Sammlung. Nach Nuclear Blast gründete Staiger ein neues Label namens Atomic Fire Records, mit dem er fortan Helloween, Meshuggah und Opeth weiter vermarktet. Und eben Induction. Ein Teil der alten Belegschaft folgte ihm zu Atomic Fire, etwa die beiden Mitarbeiter Markus Wosgien und Thomas „Zwini“ Zwirner. Wenn man deren Wohnzimmer mit fein säuberlich gefüllten Plattenschränken sieht, geht einem das Herz auf. Mit dem neuen Label setzen die schwäbischen Musikförderer weiter auf Vinyl und CDs. Was mich ein bisschen stört, ist der Umstand, dass es sowohl bei Nuclear Blast als auch bei Atomic Fire hinter den Kulissen in den Büros nur um Zahlen und Goldene Schallplatten geht. In dieser Hinsicht sind die nicht anders als die Majorlabels. Wie schreiben die Musiker ihre Songs? Wovon lassen sie sich inspirieren? Was erleben sie auf Tournee? Solche Fragen bleiben alle unbeantwortet. Hauptsache der Umsatz und die Reichweite stimmen.

zuletzt geändert von ford-prefect

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