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ford-prefect Feeling all right in the noise and the light
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Über die aktuelle Ausgabe des Ox-Fanzine, in dem ein vierseitiges Interview von Joachim Hiller mit Moby steht, bin ich auf den Dokumentarfilm Punk Rock Vegan Movie von Moby aufmerksam geworden, der vor zwei Monaten kostenlos im Internet auf YouTube veröffentlicht wurde. Der Musiker Moby, der 1996 ein Album namens „Animal Rights“ herausbrachte, hat mit seiner Filmproduktionsfirma Little Walnut fast fünf Jahre an diesem 90-Minüter gearbeitet und es ist der Wunsch des Filmemachers und seiner Produzenten, dass niemand für diese Doku bezahlen muss, um die inhaltliche Botschaft darin zu erhalten.
Der Film beginnt damit, dass Moby, der rechts am Hals den Slogan „Vegan for Life“ als Tattoo trägt, Schach gegen einen weißen Hund spielt, der sprechen kann. Zudem stehen auf den Armen von Moby riesig groß tätowiert die beiden Wörter „Animal Rights“, auf dem rechten Arm „Animal“ und auf dem linken Arm „Rights“. Zuerst geht Moby auf die historischen Anfänge der Punk-Bewegung ein, mit Proto-Punkern wie Iggy Pop in den 1960er Jahren. Und wie daraus später die Straight Edge-Bewegung Anfang der 1980er Jahre hervorging, deren Anhänger auf Alkohol, Drogen, Nikotin (manchmal sogar auf Sex) und auf tierischen Fleischverzehr verzichten. Aus Gründen des Tierschutzes mit damit verbundenen Tierrechten. Eine zentrale Rolle in der Straight Edge-Szene spielt Sänger/Gitarrist und Vordenker Ian MacKaye mit seiner Hardcore-Band Minor Threat. Bei dem einflussreichen Song „No More“ von Youth of Today, der im Dokumentarfilm losballert, handelt es sich um ein lärmendes Plädoyer für fleischlose Ernährung. Zum geflügelten Wort entwickelte sich der Slogan „Start today“ nach einem Song der Gorilla Biscuits als Motivation, ebenfalls den Fleischkonsum aufzugeben. Zwischendurch sieht man Fotos von einem toten Schwein, das aus einer grünen Mülltonne herausragt, und in enge Käfige gesperrte Hühner.
Die Punk Rock- und Hardcore-Szene der 70er/80er Jahre habe eine ganze Generation junger Menschen dazu inspiriert, kritisch zu denken und solche Massentierhaltungen zu hinterfragen. Um mehr Empathie für fühlende Lebewesen zu entwickeln. „It rearranged my brain“, erklärt dazu Captain Sensible von The Damned. Und der im letzten Oktober verstorbene D.H. Peligro von den Dead Kennedys verdeutlicht: „Wir gehen nicht auf die Jagd, um Tiere zu töten. Wir sind nicht Ted Nugent.“ Ferner sprechen Alissa White-Gluz von Arch Enemy und ihr Lebensgefährte Doyle Wolfgang von Frankenstein (der zwar spricht, aber aus unerfindlichen Gründen optisch unkenntlich gemacht wurde) von The Misfits sowie Dave Navarro, Rob Zombie, Scott Crouse von Earth Crisis, Nicky Garratt von UK Subs, Inge Johansson von International Noise Conspiracy, Steve Ignorant von Crass, HR von den Bad Brains, Tätowiererin Kat von D, John Joseph von den Cro-Mags, No Doubt-Bassist Tony Kanal und viele weitere Aktivisten über das Thema. Ich hätte mir noch ein Interview mit James Hetfield von Metallica gewünscht, der bekennender Jäger ist und mit seinen Gewehren dafür rund um den Globus reist. Als konservative Gegenstimme. Sogar Shouter Derrick Green von Sepultura ernährt sich strikt vegan und lässt dafür eine Pizza kalt werden … was ich von dem nie erwartet hätte. Zwischendrin singt ein gemischtes Gesangsensemble namens The Animal Liberation Choir den Song „Cats and Dogs“ von den Gorilla Biscuits, ein Stück über den Respekt vor allen Lebewesen auf der Erde.
Außerdem streift in diesem Zusammenhang Ray Cappo von Shelter und Youth Of Today philosophische Strömungen wie Anarchismus und Nihilismus, ohne tiefer darauf einzugehen. Sein Bandkollege Porcell erinnert sich, was für einen Einfluss die Punk-Band MDC aus Austin, Texas auf sein Denken und Handeln nahm. Und Ray Cappo holt ein Sachbuch mit dem Titel „Animal Liberation“ von Publizist Peter Singer hervor, das er verschlungen und einen anderen Menschen aus ihm gemacht habe. In dem Kapitel „Vegan auf Tournee“ erzählen diverse Musiker der Szene, wie man als vegan lebender Mensch auf Tournee überlebt, was sich in den 80ern deutlich schwieriger gestaltet habe im Vergleich zur Gegenwart. „Ich achte darauf, was ich meinem Körper zuführe“, versichert Walter Schreifels von Gorilla Biscuits. In der letzten halben Stunde geht der Film darauf ein, welcher Zusammenhang zwischen Fleischkonsum mit Waldrodung, Wasserverschmutzung, Klimawandel und Artensterben besteht. Nach dem Abspann gibt es eine kurze Spielszene mit einem spooky vermummten Fleischherstellerzirkel hinter Stacheldraht.
zuletzt geändert von ford-prefect--
Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!