Antwort auf: Die letzte Dokumentation, die ich gesehen habe

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ford-prefect
Feeling all right in the noise and the light

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In der Mediathek des WDR-Rockpalasts bin ich auf einen alten Dokumentarfilm über Cream-Basser Jack Bruce gestoßen, von 1994 mit dem Titel Das Beste kommt noch … der Name des Films bezieht sich auf den Song „The Best is still to come“.

Im Mai 1993 feierte Jack Bruce seinen 50. Geburtstag, weshalb er ein halbes Jahr später ein Anniversary-Doppelkonzert im Kölner E-Werk am 2. und 3. November gab, mit Weggefährten, etwa Ginger Baker hinter den Kesseln und Blues-Rock-Gitarrist Gary Moore. In dem Dokumentarfilm sieht man die Vorbereitungen dazu und Ausschnitte aus dem Konzert, wenn Jack Bruce seinen Bass zur Seite legt und am Piano Platz nimmt, um Songs wie „The Best is still to come“, „Theme for an imaginary Western“, „Golden Days“ und „Can you follow?“ zu spielen. Wir rechnen nach: Also wäre JB, der im Oktober 2014 allzu jung verstarb, vor zwei Wochen runde 80 Jahre alt geworden. Als Wandler zwischen den Genres beherrschte Jack Bruce nicht nur Rock, sondern ebenso Jazz, in Kollaboration mit Carla Bley. Wenn man den Wahnsinn von Ginger Baker sehen möchte … muss man zur Minute 59:55 skippen. Oder wie es ein anderer Dokumentarfilm, in dem man Bakers Wutausbrüche drastisch vor Augen geführt bekommt, auf den Punkt bringt: Beware of Ginger Baker

Als Kind wuchs der in Schottland geborene Rockbassist Jack Bruce zeitweise in den USA auf, seine Eltern waren kommunistisch und wanderten dortin aus. In den 1950er Jahren musste die Familie jedoch während der Ära von Kommunisten-Jäger Jospeh McCarthy wieder nach Schottland zurückkehren. Ein Musikhochschulstudium brach Jack Bruce trotz eines Stipendiums erfolglos ab. Im Dokumentarfilm schildert Jack Bruce, warum er Bach mehr schätzt als Beethoven und seine Definition des musikwissenschaftlichen Begriffs „Dichotomie“, also die musikalische Zweigliedrigkeit in einem Song, was er mit der Seelenkrankheit Schizophrenie vergleicht. Dazu nimmt er analysierend Takt für Takt den Song „White Room“ auseinander. Denn Jack Bruce suchte das Geheimnis der Musik zwischen den Noten, oftmals in der Stille. In Bezug auf eine Bandbesetzung waren Jack Bruce authentische Persönlichkeiten wichtiger als technisch virtuose Profimusiker.

Zwischendurch sieht man ihn hinter den Kulissen im Kölner E-Werk feiern, wo ihm in der Garderobe seine Crew einen Geburtstagskuchen serviert und ein Ständchen singt. In diesem Moment erkennt man das Jahr 1993: Viele Personen tragen  knallbunte und gemusterte Hemden, die damals in Mode waren. 1993 wurden zudem Cream in die Rock’n’Roll Hall of Fame aufgenommen. Für den Song „Rope Ladder to the Moon“ greift Multiinstrumentalist Jack Bruce auf der Bühne zur Gitarre. Außerdem sprechen in der Doku die Popsängerin Maggie Reilly, Gitarrist Clem Clempson, der vor zehn Tagen verstorbene Texter Pete Brown, der dunkelhäutige Sänger Mudbone und Saxophonist Art Themen. Im E-Werk interpretierte Jack Bruce zudem Stücke wie „Smiles and Grins“, „Sunshine of your Love“ und „Never tell your mother she’s out of tune“. Das gesamte Geburtstagskonzert ist in der WDR-Mediathek auch online.

 

zuletzt geändert von ford-prefect

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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!