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Interessant.
Ich habe das Pullen-Set noch nicht so auf dem Schirm, aber nehme das mit Interesse zur Kenntnis. Mal Waldron interessiert mich fast mehr, aber die Box ist mir im Moment zu teuer.
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WerbungMichael Weiss hat gerade gemeldet, dass Jodie Christian gestorben ist (1932-2012). Ein echter „unsung hero“, der am ehesten als Begleiter von Eddie Harris bekannt sein dürfte.
John Litweiler hat 2002 für JazzTimes einen Artikel über Christian geschrieben:
Finally, the truth is out: Jodie Christian is Chicago’s most valuable piano accompanist, soloist and leader.
Hier gibt’s zudem ein Interview:
http://www.chicagojazz.com/magazine/jodie-christian-supporting-role-637.htmlSessions. At that time there were a lot of sessions. We would go around town. And a fella’––he wasn’t a musician––took me to this session. And I heard this guy playing, Johnny Griffin. I couldn’t believe those guys were living in the same town I was living in. The only musicians I knew of that caliber were on records, and they lived somewhere else. But these guys were right in my own town, right across the street from me. Malachi Favors and the bass player, Wilbur Ware, who would come to my house. We would play, and my mother would say, “Why are you hanging around with that old man. Get out of here!” [laughs]
Eddie Harris – Listen Here
Live in Montreux, 20. Juni 1969 (mit Jodie Christian, Melvin Jackson, Billy Hart)--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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gypsy tail wind… grossartiger Pianist! Wie er quasi mit Taylor in die Freiheit findet, dabei aber nicht Bartók und Brubeck als Referenz im Gepäck hat sondern Blues und Funk, das ist schon etwas ganz besonderes.
Die Highlights sind wohl das Quartett mit Chico Freeman („Warriors“) und das Trio mit Jarman/Moye („The Magic Triangle“), gefolgt vom zweiten Solo-Album („Evidence of Things Unseen“) – aber das muss sich alles erst mal setzen!
Die Scheibe mit Sam Rivers kam mir besser rein als beim letzten Mal, allerdings klingt Rivers am Sopran hier manchmal fast so glatt wie Garbarek…[…]
(und mit der Solo-Version von „Ode to Life“ enthält es eine der wundervollsten Einspielungen aus Pullens ganzem Werk).
„Tomorrow’s Promises“ dagegen ist ein Stückwerk mit tollen Momenten (auch dank dem langjährigen partner-in-crime George Adams), aber auch mit einiger Irritation (Slap-Bass, Urbaniaks grässliche elektrische Geige).Jetzt überlege ich, ob ich mir die Box nicht doch besorge, obwohl ich vier der Alben bereits habe. Jaja, ich behaupte gerne, dass ich mit Funk nichts anfangen kann, sondern mit Bartók, und jetzt das! Mehr noch, gestern habe ich mir das Montreux-Album wieder angehört, und da steckt Bossa drin, von dem ich immer dachte, er sei mir so wichtig wie Funk.
„Capricorn Rising“ ist bereits hervorgeholt; den Vergleich von Rivers mit Garbarek kann ich kaum glauben, aber das würde sich wohl nur einmal mehr in meine schöne Verwirrung über die Welt von Pullen fügen. „Evidence“ und „Healing Force“ habe ich auch noch einmal gehört; ich wüsste gerade nicht, welche ich vorziehen sollte, aber es mag sein, dass „Evidence“ klarer, komprimierter ist, obwohl ich das zuerst über „Healing Force“ schreiben wollte.
„Ode to Life“ von „Random Thoughts“ kenne ich leider nicht; hat die Einspielung Ähnlichkeit mit dieser Version?
(Und Urbaniak, schauderhaft auch für mich, zumindest auf Bleys „Rejoicing“.)
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Funk ist hier natürlich im eigentlichen Sinne gemeint… Funk, das ist Mingus, Adderley, Blakey, aber auch Ellington Cleanhead Vinson oder Pete Brown. Pullen stellt sich in diese Linie der „great black music“ (müsste entsprechend für gewisse grossmäulige Trompeter eigentlich ein grosses Vorbild sein, ebenso wie George Adams oder Roland Kirk – aber über die lassen sich die Marsalisten eigentlich nie aus, oder?). Daran ist Cecil Taylor ja nicht sonderlich interessiert – er macht sein Ding, hat dazu eben auch Tristano oder Brubeck gehört und etwas neues geschaffen, das mehr Berührungsfläche mit der europäischen Avantgarde hatte als mit der grossen Tradition des US-Jazz… aber das ist natürlich alles viel zu pauschal gesagt.
Was die Bossa betrifft… klar, man will nicht unbedingt etwas mögen, was gelangweilte Oberschichts-Snobs sich ausgedacht haben, aber ich hab meinen Widerstand schon längst aufgegeben (und auch das eine oder andere entdeckt, was etwas lebensechter ist als die unterkühlten – aber unglaublich schönen – Chansons von Jobim oder Gilberto).
„Ode to Life“ höre ich mir in der Bostoner-Version demnächst mal an, danke für den Hinweis!
(Um auch nochmal auf Urbaniak zu kommen: „Rejoicing“ hab ich trotz dem hässlichen Sound als recht gut im Kopf… die Geige wurde übrigens schon in den 40ern direkt verkabelt, hab das Gefühl, neulich Film-Aufnahmen von 1943 oder so gesehen zu haben… kann sie grad nicht finden, aber das hier – also sogar schon in den 30ern! Allerdings klingt das bei Smith natürlich noch tausendmal weniger nach Plastic als bei Urbaniak.)
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gypsy tail wind“Ode to Life“ höre ich mir in der Bostoner-Version demnächst mal an, danke für den Hinweis!
Ich glaub ich mag die Studio-Version sogar noch besser!
Schwer zu sagen, dazu müsste ich wohl eine Weile mit den beiden leben… im Studio gerät es noch lyrischer, einen kurzen Ausbruch gibt’s allerdings ebenfalls – die Atmosphäre ist einfach schöner. Das mag aber im Konzert damals ganz anders gewesen sein als jetzt auf Youtube, schwierig zu sagen.--
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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gypsy tail windFunk, das ist Mingus
Wenn Mingus Funk ist, will ich nichts gesagt haben … Bei Funk höre ich sofort – egal, wie es sich anhört, eine Art Elektroschocker vor dem abgeneigten inneren Auge. Das Vorurteil sollte ich als nächstes die Klippe hinunterschieben.
gypsy tail wind
Was die Bossa betrifft… klar, man will nicht unbedingt etwas mögen, was gelangweilte Oberschichts-Snobs sich ausgedacht haben, aber ich hab meinen Widerstand schon längst aufgegeben (und auch das eine oder andere entdeckt, was etwas lebensechter ist als die unterkühlten – aber unglaublich schönen – Chansons von Jobim oder Gilberto).Der Wille zum Mögen oder Nicht-Mögen ist da wie sonst auch bei mir gar nicht vorhanden. Aber ich habe einen großen Zweifel an Musik, die mit Muskeln, Hoden oder Eierstöcken spielt. Das gefällt mir nur in Momenten, wo sie sich wie von selbst einstellen und nicht sonderlich auf sich aufmerksam machen. Also z. B. bei Pullen.
gypsy tail wind(Um auch nochmal auf Urbaniak zu kommen: „Rejoicing“ hab ich trotz dem hässlichen Sound als recht gut im Kopf… )
Nein, die „Rejoicing“ ist nicht schlecht, trotzdem würde ich da lieber Leroy Jenkins oder noch lieber Billy Bang hören.
gypsy tail windIch glaub ich mag die Studio-Version sogar noch besser!
Schwer zu sagen, dazu müsste ich wohl eine Weile mit den beiden leben… im Studio gerät es noch lyrischer, einen kurzen Ausbruch gibt’s allerdings ebenfalls – die Atmosphäre ist einfach schöner. Das mag aber im Konzert damals ganz anders gewesen sein als jetzt auf Youtube, schwierig zu sagen.Bei simfy gibt es in einer Kompilation (Capitol) diese Studioversion, oder? Sehr schön! Viel mehr legato zwar, aber auch fließender und offensichtlicher verschattet. Zugleich erscheint mir die Neigung zum staccato in der Bostoner Version schwebender. Ich wüsste auch nicht, welche Version ich vorziehen sollte – aber wozu auch, wenn es beide gibt.
(Und es gibt noch viel mehr, sehe ich auf youtube, u. a. eingeleitet von dem seltsamen Ramsey Lewis, der sich nicht einmal den Titel des Albums/Stücks merken konnte.)
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Ja, das ist in der Tat diese Version. Diese Capitol Collection entspricht genau dem (vergriffenen) Mosaic Select von Pullen.
Zum Bossa: Vielleicht versteh ich Deine Eierstöcke-Bemerkung falsch, aber ich kenne kaum Musik, die so wenig Eier hat oder darauf aus ist, die fehlenden Eier musikalisch zu kompensieren, wie die Bossa!
Und natürlich Zustimmung zu Deinen Wünschen in Sachen Bley… ob Bang gepasst hätte? Interessante Vorstellung auf jeden Fall! Haben die beiden (oder Bley/Jenkins) je zusammen aufgenommen oder gespielt? Kann ich mir irgendwie nicht so recht vorstellen, aber das muss ja nichts heissen, die Idee ist jedenfalls spannend!
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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gypsy tail windZum Bossa: Vielleicht versteh ich Deine Eierstöcke-Bemerkung falsch, aber ich kenne kaum Musik, die so wenig Eier hat oder darauf aus ist, die fehlenden Eier musikalisch zu kompensieren, wie die Bossa!
Das ist womöglich wirklich das, was ich meinte …
gypsy tail wind
Und natürlich Zustimmung zu Deinen Wünschen in Sachen Bley… ob Bang gepasst hätte? Interessante Vorstellung auf jeden Fall! Haben die beiden (oder Bley/Jenkins) je zusammen aufgenommen oder gespielt? Kann ich mir irgendwie nicht so recht vorstellen, aber das muss ja nichts heissen, die Idee ist jedenfalls spannend!So weit ich weiß, gibt es zumindest keine Alben von Bley mit Jenkins oder Bang. Wirklich, ich fände das Spiel von Bang mit Bley eine atemberaubende Idee, und zwar auch deshalb, weil Bley in all seinen Möglichkeiten, auch allein zu spielen, ein phantastischer Begleiter ist („Diane“, Du weißt), der Freiheiten eröffnet. Und damit bin ich wieder bei Pullen, der die gleiche Souveränität des Begleiters hat, wie man so sagt. Adams darf machen, was er will, in „What a wonderful world„. Ja, denn wie sagtest Du weiter oben: sie sind „partners-in-crime“. Adams hier zu loben, ist aber nicht off-topic.
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die livejazz-situation in berlin ist etwas merkwürdig. wenn wirklich berühmte leute in der stadt gastieren (ich denke jetzt z.b. an herren, deren name auf –arsalis endet) , spielen sie in einem l-förmigen raum, von dem 1/3 bühne ist (und das ist in diesem fall immer noch klein, obwohl ich in einer wahrscheinlich halluzinierten situation dort mal ein ganzes sun-ra-arkestra aufgestapelt gesehen habe), und in den rest passen höchstens 40 leute. absurderweise wird dazwischen noch so etwas wie tischbedienung versucht – ich glaube, dass manche allein wegen des körperkontakts hingehen. das ding heißt a-trane, liegt im gepflegten stadtteil charlottenburg und gestern und heute war & ist dort jason moran und sein „bandwaggon“ (also plus taurus mateen & nasheet waits) zu gast. ich war gestern da und möchte ein bisschen schwärmen.
da kommen also drei leute, die mit einigen musikern mehr gerade ein multimedia-monk-projekt vor großen europäischen menschenmengen aufführen (drei tage vorher waren es über 1000 leute in der philharmonie luxemburg), haben letztes jahr mit dem album TEN, das zehn jahre bandgeschichte feierte, die polls abgeräumt, deren frontmann ein stipendium nach dem nächsten bekommt (auf TEN gab es allein drei auftragswerke), für ein kurzes „erholungsprogramm“ (moran) ins a-trane und spielen vor 40 aneinander gedrückten menschen, von denen der entfernteste fünf meter vom schlagzeug abgerückt sitzt.
jetzt ist ja bandwagon ein ungewöhnlich lautes klaviertrio. auch wenn taurus mateen mit sonnenbrille so entspannt auf seinem stuhl sitzt, dass man denkt, er nicke regelmäßig ein, auch wenn alle drei ihre jackets, mützen und warmen pullover die ganze zeit über nicht ausziehen, haut einen diese wucht doch ziemlich vom hocker. ist ja auch ziemlich einfache groove music, meint moran. und schaltet seinen ipod ein, darauf spielt ein solo von roy haynes (60er), in das nasheet waits einfach einfällt – die band macht da weiter, wo haynes in den 60ern aufgehört hat, verstanden. manchmal kommt aber auch fats waller da raus, von dem moran eine kleine linie herausarbeitet, die er 30 mal wiederholt und sich plötzlich im groove befindet. ein conga-live-solo (keine ahnung woher) wird mit einer melodie übermalt wie früher schon mal türkische sprechtexte von einem anrufbeantworter. manchmal hört man einfach 2 minuten hiphop, dann schaltet moran aus und die band spielt was anderes. oder gladys knight, die quasi live gesampelt wird. jedes mal möchte man von seinem stuhl aufspringen, doch dann fiele man ja auf den nachbartisch. ich habe mich einfach ins regal gesetzt, die ankündigungen der jazz-werkstadt berlin beiseite geschoben und darauf geachtet, das foto eines live-konzerts von branford marsalis nicht von der wand zu fegen. also waren wir alle zum zuhören verdammt und konnten nicht ausflippen.
es war aber sowieso alles zu viel. zu viel ideen, zu viel gleichzeitigkeit an einem raum, zu viel energie, zu viel witz, zu viele aufgestauten emotionen, eine viel zu nette band. das alles passt nicht in einen raum, schon gar nicht in diesen. bei moran ist das aber kein postmodernes zitatensüppchen und kein posing – wie schnell er von fats waller im hiphop landet, wie pointensicher von da bei strawinsky und so weiter. das ist einfach alles angestaut und muss raus. und man findet dabei so toll, wie das groovt und wie komplex dabei noch harmonien evolutionieren, dabei ist bei moran alles sperrig, gegen das instrument, gegen das, was in der hand liegt, gespielt. gelernt hat er bei byard, mit ferienkursen bei andrew hill und muhal richard abrams. da perlen keine läufe, sondern ergeben erst auf höherer ebene sinn. im dialog mit dem brachialsubtilen schlagzeugspiel von nasheet waits zum beispiel. aber die drei sehen sich beim spielen noch nicht mal an. am ende gehen sie von der bühne, als hätte sie sich eine currywurst geteilt. und man weiß mal wieder, wo der hammer hängt, und was da raus muss, heute, im jazz. nächste woche kommt nicholas payton. den schwänze ich. aber dann: ambrose akinmusire. da setze ich mich wieder ins regal, auf die jazzwerkstadtflyer.
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Schön! Klingt toll! Hab die Herren leider noch nie live erlebt.
Zu Akinmusire will ich auch gehen – allerdings in viel weniger intimem viel geordneterem Rahmen (leider).--
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Zu Akinmusire will ich auch gehen – allerdings in viel weniger intimem viel geordneterem Rahmen (leider).hast du denn mittlerweile das album gehört? wenn ja: -> neuerscheinungen-thread?
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vorgartenhast du denn mittlerweile das album gehört? wenn ja: -> neuerscheinungen-thread?
Nein – aber ins Konzert gehe ich mal. Ist mir vielleicht bei solcher Musik eh lieber als die CD!
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Gewidmet ist das Album „to two important inspirations: Mary Lou Williams and Jean Jacques Pussiau“ (letzterer ist ein französischer Produzent, Gründer von Owl Records, wo 1978 und 1979 zwei Blake-Scheiben erschienen sind, die ich noch nicht kenne, ebensowenig wie die nach der Soul Note-LP eingespielte, bisher kenne ich bloss die Reunion mit Jeanne Lee, „You Stepped Out of a Cloud“ von 1989).
Gary Giddins schreibt in seinen guten Liner Notes zur LP:
Duke Dreams is well titled because it’s a meditation on Duke Ellingto [sic] not just on a handful of his compositions, but on the pervasive quality and spirit that animate the astonishingly large body of his work. In transmuting his own dreams about this country into music, Ellington covered more territory than any other American composer. In hundreds of instrumentals, songs, suites, tone poems, revues, sacred concerts, and ballets, he treated the United States in full, from the darkes alleys to the grandest summits.
Blake mischt Bekanntes mit Unbekanntem, öffnet mit seinem Tribute „Duke Dreams“, spielt auch Brubecks schönes „The Duke“ und den Rich-Coslow-Link Standard „Animal Crackers“ in einer ganz kurzen Version. Zudem hören wir Strayhorns erstes von Ellington interpretiertes Stück „Something to Live For“, das Titelstück der Scheibe mit Rosemary Clooney, „Blue Rose“, alte Ellington Schlachtrösser wie „Drop Me Off in Harlem“, „It Don’t Mean a Thing“ und „Take the ‚A‘-Train“ als Closer. „Sophisticated Lady“, zwei Takes von „Me and You“ und eine wundervolle Version von „Black and Tan Fantasy“ sorgen für ruhigere Töne, aber auch da streut Blake Dissonanzen ein, lässt der Musik Raum, bevor er wieder zupackend weiterschreitet – mit Anklängen ans Stride-Piano, mit satten Bass-Akkorden, heftigen eingestreuten Akkorden in der hohen Lage, gehämmerten, schimmernden Linien… und dann fällt er plötzlich aus all dem Skulptorischen in einen entspannten Groove.
Blake gelingt eine ganz persönliche Hommage, die immer wieder Ellingtons souveränes Piano-Spiel anklingen lässt, durchaus auch dessen manchmal in kleinen Gesten aufblitzende Grossspurigkeit aufgreift. Wie sich die Klangwelten von Ellington/Strayhorn und Blake vermischen, ist wunderbar zu hören. Die Gleichzeitigkeit von Kälte und Wärme bei Blake ist überhaupt ziemlich einzigartig, sein ganzer Sound sehr eigen. Mal klingt die Musik verträumt, mal melancholisch, mal nach einem Tagtraum, dann wieder swingt sie hart und zupackend, nur um gleich wieder in eine leicht morbide Stimmung zu fallen. Giddins meint, Ellingtons Musik sei „dreamy and disturbing and beautiful and silly and ebulliant and always swinging“ – ähnlich breit, ähnlich und doch anders im Charakter, ist auch Blakes Interpretation dieser Stücke.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail windGemäss Allmusic klingt die ja sehr toll – berichte doch bei Gelegenheit mal!
Ja, gerne. Sehr schönes Debüt, anspruchvolles Spiel und abwechslungsreich, nur nicht so leicht zugänglich vielleicht. Cyrille magst Du ja sicher gerne hören, dann dürfte das auch für dich was sein. Ich hatte bisher keine einzige Aufnahme mit ihm, aber ich finde, dass er schon ziemlich „swingt“. Allen und Cyrille liefern auch ziemlich viele Inside-Outside-Improvisationen, meine ich. Technisch ist das natürlich alles ziemlich perfekt. Die schlichte und kühle Ästhetik des Covers und des Inlays passt sehr gut zu der überwiegend ernsten, modernen Musik (und Attitüde).
Mit dem ersten Stück macht sie ungefähr da weiter, wo sich Tyner 1968 schon befand („Time for Tyner“ als Bezug vielleicht?). Danach wird es etwas schwerer. Das Album ist von der Länge her eher sehr kurz geraten, besonders Seite 1. Unter jedem Titel steht für wen die Kompositionen geschrieben wurden.
Auf der 2. Seite gibt es wieder einen Hauch von Tyner („When Kabuya Dances“), bei dem vorletzten Solo-Stück gegen Ende, es klingt teilweise auch etwas nach einer Suite. Anthony Cox spielte auf der 2. Seite in einigen Passagen ganz toll arco. Spannend wird es auch da, wo Allen den Einfluss von Eric Dolphy auf das Piano überträgt. Sehr gelungen.
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Nichts von Cyrille? Echt? Nicht mal „The Hawk Relaxes“?
Ich weiss ja nicht genau, wie Du’s so mit der Avantgarde, dem Free Jazz hast, aber die Sachen vom Trio 3 dürften Dich auf jeden Fall interessieren, zumal es da auch zwei Intakt-CDs gibt, auf denen Geri Allen dazustösst. Das Trio 3 besteht aus Oliver Lake (as,fl), Reggie Workman (b), Andrew Cyrille (d). Ich kenne von ihnen die Trio-CDs „Open Ideas“ (Palmetto) und „Time Being“ (Intakt) sowie die erste mit Allen, „At This Time“ (Intakt). Die zweite mit Allen ist Mary Lou Williams gewidmet, zudem gibt’s auch noch das „Berne Concert“ mit Irene Schweizer (den Gig in Zürich am Tag davor habe ich live gehört, war ziemlich gut aber Allen passt eine Spur besser).Danke für die Rückmeldung zu Geri Allens Debut – muss mich definitiv danach umschauen, das interessiert mich!
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Schlagwörter: Ahmad Jamal, Art Tatum, Barry Harris, Bud Powell, Elmo Hope, Jazz, Jutta Hipp, Kenny Drew, Mary Lou Williams, McCoy Tyner, Piano, Sonny Clark, Tommy Flanagan
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