16. Juni 1904

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  • #2167731  | PERMALINK

    nerea87

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    PopmuseumDanke für Bloomen. – Eindeutig „Die Toten“, die zudem von John Huston großartig verfilmt wurden. Huston war ein großartiger Schauspieler (Noah Cross in Polanskis Chinatown) und Regisseur (Die Spur des Falken, Der Schatz der Sierra Madre, Gangster in Key Largo, African Queen, Misfits – Nicht gesellschaftsfähig, Die Nacht des Leguan etc.).

    Ja, „Die Toten“ ist auch meine klare Lieblingsgeschichte. Vielleicht auch ein wenig wegen der tollen John Huston Verfilmung. Ich liebe diesen kühlen Ton in der Geschichte. Dabei ist mir übrigens neulich aufgefallen, das in dem Film „Intime Fremde“ von Patrice Leconte ein ähnlich kühler, distanzierter Ton angeschlagen wird, hat mich sehr an Joyce erinnert.

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    #2167733  | PERMALINK

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    nerea87Ja, „Die Toten“ ist auch meine klare Lieblingsgeschichte. Vielleicht auch ein wenig wegen der tollen John Huston Verfilmung. Ich liebe diesen kühlen Ton in der Geschichte.

    Allein für den Schlussabsatz gebe ich Bücherberge her:

    … A few light taps upon the pane made him turn to the window. It had begun to snow again. He watched sleepily the flakes, silver and dark, falling obliquely against the lamplight. The time had come for him to set out on his journey westward. Yes, the newspapers were right: snow was general all over Ireland. It was falling on every part of the dark central plain, on the treeless hills, falling softly upon the Bog of Allen and, farther westward, softly falling into the dark mutinous Shannon waves. It was falling, too, upon every part of the lonely churchyard on the hill where Michael Furey lay buried. It lay thickly drifted on the crooked crosses and headstones, on the spears of the little gate, on the barren thorns. His soul swooned slowly as he heard the snow falling faintly through the universe and faintly falling, like the descent of their last end, upon all the living and the dead. (Quelle: James Joyce: The Dead).

    nerea87Dabei ist mir übrigens neulich aufgefallen, das in dem Film „Intime Fremde“ von Patrice Leconte ein ähnlich kühler, distanzierter Ton angeschlagen wird, hat mich sehr an Joyce erinnert.

    Kenne ich bislang nicht. Aber gestern habe ich erneut John Hustons Die Totenliste (The List of Adrian Messenger) gesehen. Gelungen (- auf eine andere Art).

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    #2167735  | PERMALINK

    nerea87

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    Beiträge: 3,185

    Popmuseum

    Allein für den Schlussabsatz gebe ich Bücherberge her:

    … A few light taps upon the pane made him turn to the window. It had begun to snow again. He watched sleepily the flakes, silver and dark, falling obliquely against the lamplight. The time had come for him to set out on his journey westward. Yes, the newspapers were right: snow was general all over Ireland. It was falling on every part of the dark central plain, on the treeless hills, falling softly upon the Bog of Allen and, farther westward, softly falling into the dark mutinous Shannon waves. It was falling, too, upon every part of the lonely churchyard on the hill where Michael Furey lay buried. It lay thickly drifted on the crooked crosses and headstones, on the spears of the little gate, on the barren thorns. His soul swooned slowly as he heard the snow falling faintly through the universe and faintly falling, like the descent of their last end, upon all the living and the dead. (Quelle: James Joyce: The Dead).

    Diese Schlussszene ist bei Huston auch grandios geraten, der Flug durch den Schnee. Und die Wendung ins Allgemeine, Umfassende „…as he heard the snow falling faintly through the universe … upon all the living and the dead“. Ein wunderschöner Abschluss einer so bieder beginnenden Geschichte, die so scheinbar ereignislos dahin plätschert. Du hast recht, dafür kann man Bücherberge hergeben.

    By the way: Hast du die Dubliners auch auf englisch gelesen? Kennst du die deutsche Übersetzung? Wenn ja, wie ist die denn? Die Dubliners kenne ich bisher nur auf englisch, während ich den Ulysses nur auf deutsch kenne. Die Übersetzung finde ich aber sehr gelungen. Auf englisch wäre der für mich zumindest teilweise unlesbar (z.B. das Kapitel mit der Entwicklung der Sprache, auch das Penelope-Kapitel scheint mir auf englisch schwer lesbar.)

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    #2167737  | PERMALINK

    nerea87

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    Nochmal zu dem Leconte Film: Der Film ist natürlich kein Joyce-Film, sondern ein typisch französischer Film der besseren Art (Leconte finde ich da besonders herausragend). Wie im Mann der Friseuse hat Leconte auch bei Intime Fremde eine Schlusseinstellung gedreht, bei der die Kamrea nach oben weggeht und die Schlussszene aus der Ferne betrachtet. Ziemlich ähnlich zu der Schlussszene bei Hustons The Dead.

    Aber was mich so an Joyce erinnert dabei ist eben der distanzierte, kühle Ton. Ich finde das ist eine der Sachen bei Joyce, die mich besonders faszinieren, wie kühl er schreibt. Da ist wenig Action, Herzschmerz und was es sonst noch an Elementen gibt, die einen sonst zum weiterlesen treiben. Aber es ist auch nicht (immer) einfach nur ein sachlicher Bericht, was anders ist, ist die Perspektive aus der er schreibt. Und gerade durch diese Distanz ist Joyce für mich oft viel klarer, da ist all der sonst ablenkende Kram weg und man schaut den Menschen selbst zu. (na ja, so ähnlich. das muss ich, glaube ich, nochmal in Ruhe durchdenken und dann mal versuchen klarer zu formulieren).

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    #2167739  | PERMALINK

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    nerea87By the way: Hast du die Dubliners auch auf englisch gelesen? Kennst du die deutsche Übersetzung? Wenn ja, wie ist die denn? Die Dubliners kenne ich bisher nur auf englisch, während ich den Ulysses nur auf deutsch kenne. Die Übersetzung finde ich aber sehr gelungen. Auf englisch wäre der für mich zumindest teilweise unlesbar (z.B. das Kapitel mit der Entwicklung der Sprache, auch das Penelope-Kapitel scheint mir auf englisch schwer lesbar.)

    Ich habe alles nur auf Deutsch gelesen. Bei der Lektüre im Original gingen mir mit meinen Schulenglischkenntnissen denn doch zu viele Feinheiten verloren. Da verstünde ich viel zu oft nur den berühmten Bahnhof eines spanischen Dorfes.

    Ja, das Kapitel mit der Entwicklung der Sprache war die Stelle bei der ich 1980 (sogar in der deutschen Übersetzung) die erste Lektüre des „Ulysses“ abgebrochen – und diese erst 1984 – wieder fortgesetzt habe, nachdem Wollschläger in Wien das Hades-Kapitel vorgelesen hat.

    Keine wirkliche Wahl hat man bei Finnegans Wake, weshalb einem nur das Original bleibt. Denn Stündels sogenannte Übersetzung von Finnegans Wake ist völlig indiskutabel, weil sie unverständlicher als das Original ist, da er außer Kalauern nichts bietet.

    Hildesheimers und Wollschlägers Übersetzung von Anna Livia Plurabelle sind sehr gelungen und nach der Lektüre ihrer Üb-Ersetzungen schafft man die Anna Livia Plurabelle-Episode auch im Original.

    Andere Finnegans Wake-Abschnitte sind wesentlich schwieriger zu lesen, nach ein, zwei Seiten schwirrt mir der Kopf, weshalb ich nur Mal hier ein paar Absätze, dann dort ein paar Zeilen lese.

    Aber es gibt ja so viele lesenwerte Texte über Finnegans Wake, die einem immer wieder Appetit auf dieses Monstrum machen. ;-)

    Bei Suhrkamp gibt’s ja auch ein Buch mit ausgewählten Finnegans Wake-Übersetzungen.

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    #2167741  | PERMALINK

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    nerea87Ich finde das ist eine der Sachen bei Joyce, die mich besonders faszinieren, wie kühl er schreibt. Da ist wenig Action, Herzschmerz und was es sonst noch an Elementen gibt, die einen sonst zum weiterlesen treiben. Aber es ist auch nicht (immer) einfach nur ein sachlicher Bericht, was anders ist, ist die Perspektive aus der er schreibt. Und gerade durch diese Distanz ist Joyce für mich oft viel klarer, da ist all der sonst ablenkende Kram weg und man schaut den Menschen selbst zu. (na ja, so ähnlich. das muss ich, glaube ich, nochmal in Ruhe durchdenken und dann mal versuchen klarer zu formulieren).

    Deine Beschreibung trifft den Sachverhalt sehr gut. Joyce beschreibt es im „Porträt“ ähnlich: „Der Künstler, wie der Gott der Schöpfung, bleibt in oder hinter oder jenseits oder über dem Werk seiner Hände, unsichtbar, aus der Existenz hinaussublimiert, gleichgültig, und manikürt sich die Fingernägel.“

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    #2167743  | PERMALINK

    nerea87

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    PopmuseumDeine Beschreibung trifft den Sachverhalt sehr gut. Joyce beschreibt es im „Porträt“ ähnlich: „Der Künstler, wie der Gott der Schöpfung, bleibt in oder hinter oder jenseits oder über dem Werk seiner Hände, unsichtbar, aus der Existenz hinaussublimiert, gleichgültig, und manikürt sich die Fingernägel.“

    Hast du auch Sekundär-Literatur zu Joyce gelesen? Ich such noch eine gute Biografie, die beiden von Rowohlt-Monografien habe ich schon und die neue von Suhrkamp wärmt das alles nur nochmal auf. Ansonsten halte ich mich meist an „Joyce für Jedermann“, das ist echt klasse (aiuf englisch hört sich das noch besser an: Here Comes Everybody [in Anspielung an HCE aus Finnegans Wake]).

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    #2167745  | PERMALINK

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    nerea87Ich such noch eine gute Biografie, die beiden Rowohlt-Monografien habe ich schon und die neue von Suhrkamp wärmt das alles nur nochmal auf. Ansonsten halte ich mich meist an „Joyce für Jedermann“, das ist echt klasse (auf englisch hört sich das noch besser an: Here Comes Everybody [in Anspielung an HCE aus Finnegans Wake]).

    Die maßgebliche Biografie ist und bleibt trotz aller im Lauf der Jahrzehnte vorgebrachten Mängel:

    *) Richard Ellmann: James Joyce. Revidierte und ergänzte Ausgabe. Suhrkamp 1994.

    Aber wenn Du sozusagen Joyces „Autobiografie“ lesen willst, empfehle ich Dir die Lektüre seiner Briefbände: Sowohl die deutschsprachige Ausgabe als auch die englischsprachige Ausgabe hat jeweils drei Bände, sie weichen aber bei der Briefauswahl stark voneinander ab, weshalb es sinnvoll ist, die einander ergänzenden Ausgaben zu lesen.

    Darüber hinaus kann ich die folgende Sekundärliteratur besonders empfehlen:

    *) Wilhelm Füger: James Joyce: Epoche. Werk. Wirkung.
    *) Hugh Kenner: Ulysses.
    *) Jane Lidderdale: Liebe Miss Weaver. Ein Leben für James Joyce.
    *) Fritz Senn: Nichts gegen Joyce. Joyce versus Nothing. Aufsätze 1959-1983.
    *) Fritz Senn: Nicht nur Nichts gegen Joyce. Aufsätze über Joyce und die Welt. 1969-1999.

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    #2167747  | PERMALINK

    schussrichtung

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    PopmuseumDeine Beschreibung trifft den Sachverhalt sehr gut. Joyce beschreibt es im „Porträt“ ähnlich: „Der Künstler, wie der Gott der Schöpfung, bleibt in oder hinter oder jenseits oder über dem Werk seiner Hände, unsichtbar, aus der Existenz hinaussublimiert, gleichgültig, und manikürt sich die Fingernägel.“

    Meinst Du das „Portrait des Künstlers als junger Hund“? Und wenn ja, magst Du angeben wo ungefähr das vorkommt?
    Finde das Zitat sehr inspirierend.

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    smash! cut! freeze!
    #2167749  | PERMALINK

    Anonym
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    schussrichtungMeinst Du das „Portrait des Künstlers als junger Hund“? Und wenn ja, magst Du angeben wo ungefähr das vorkommt? Finde das Zitat sehr inspirierend.

    Nein, ich meine das „Porträt des wasserkochenden Schussrichtung als inspirierter Kater“. ;-)

    In der deutschen Übersetzung: „… Der Künstler, wie der Gott der Schöpfung, bleibt in oder hinter oder jenseits oder über dem Werk seiner Hände, unsichtbar, aus der Existenz hinaussublimiert, gleichgültig, und manikürt sich die Fingernägel. …“
    (James Joyce: Ein Porträt des Künstlers als junger Mann, Bibliothek Suhrkamp, Band 350, S. 242).

    Im Original: „… The artist, like the God of creation, remains within or behind or beyond or above his handiwork, invisible, refined out of existence, indifferent, paring his fingernails. …“
    (James Joyce: A Portrait of the Artist as a Young Man, Chapter 5)

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    #2167751  | PERMALINK

    schussrichtung

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    Danke, wertes Popmuseum! Den Aspekt der (Un-)Autorschaft finde ich sehr interessant. Ist wahrscheinlich ein weites Feld, mich stieß das auf die Herangehensweise des Direct Cinema der 1960er Jahre.
    (Da habe dich doch glatt den Titel vom Buch verwechselt.)

    --

    smash! cut! freeze!
    #2167753  | PERMALINK

    Anonym
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    schussrichtungDanke, wertes Popmuseum!

    Gerne geschehen.

    schussrichtung(Da habe dich doch glatt den Titel vom Buch verwechselt.)

    So etwas und ähnliches soll im Leben immer wieder vorkommen. ;-)

    Aber jetzt heißt’s „Auf zum Hundeaufguss!“ :wave: (& wenn ich dann abends wieder in diesen Thread schaue, hat er vermutlich schon über 2.000 Hits). :sonne:

    --

    #2167755  | PERMALINK

    nerea87

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    PopmuseumDie maßgebliche Biografie ist und bleibt trotz aller im Lauf der Jahrzehnte vorgebrachten Mängel:

    *) Richard Ellmann: James Joyce. Revidierte und ergänzte Ausgabe. Suhrkamp 1994.

    Aber wenn Du sozusagen Joyces „Autobiografie“ lesen willst, empfehle ich Dir die Lektüre seiner Briefbände: Sowohl die deutschsprachige Ausgabe als auch die englischsprachige Ausgabe hat jeweils drei Bände, sie weichen aber bei der Briefauswahl stark voneinander ab, weshalb es sinnvoll ist, die einander ergänzenden Ausgaben zu lesen.

    Darüber hinaus kann ich die folgende Sekundärliteratur besonders empfehlen:

    *) Wilhelm Füger: James Joyce: Epoche. Werk. Wirkung.
    *) Hugh Kenner: Ulysses.
    *) Jane Lidderdale: Liebe Miss Weaver. Ein Leben für James Joyce.
    *) Fritz Senn: Nichts gegen Joyce. Joyce versus Nothing. Aufsätze 1959-1983.
    *) Fritz Senn: Nicht nur Nichts gegen Joyce. Aufsätze über Joyce und die Welt. 1969-1999.

    Besten Dank.
    Muss mal schauen, was da erhältlich ist. In der Tat interessiert mich derzeit v.a. die biografische Seite. Ich frage mich, was man für ein Mensch gewesen sein muss, wenn man solche Bücher schreibt.

    Was ich noch gelesen habe ist von Gilbert “ Das Rätsel Ulysses“. Das ist sehr informativ und gibt eine gute Übersicht. Nicht zuletzt wegen des „Gilbert-Schemas“ zu den Themen und Aspekten der einzelnen Kapitel.

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    #2167757  | PERMALINK

    Anonym
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    Auf der Homepage der Plattenfirma gibt es Links zu weiteren Besprechungen des Doppel-Albums: Fire Records. News, etwa den folgenden Radiobeitrag: James Joyce’s Poems Get a Musical Facelift (NPR Music) und Tim Martin thinks James Joyce may be this summer’s most exciting rock lyricist. Why Bloomsday rocks

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    #2167759  | PERMALINK

    Anonym
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    Die folgende Ulysses-Verfilmung aus dem Jahr 2004 gibt’s bislang leider nur auf Englisch (mit spanischen Untertiteln), weshalb sie hierzulande noch nicht zu sehen war, weshalb ich inzwischen die DVD doch gekauft habe: Bloom – A screen adaptation of James Joyce’s Ulysses

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