Startseite › Foren › Das Radio-Forum › Roots. Mit Wolfgang Doebeling › 06.12.2009
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AutorBeiträge
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otisIn der Sache bin ich zwar schockiert, aber da ich mir immer meiner eigenen partiellen Taubheit bewusst bin, (die hier ja das eine oder andere Mal auf wundersame Weise schon so gründlich geheilt wurde), will ich das Ganze erst einmal nur als Appell verstanden wissen, dem eigenen Erkenntnis- und vor allem Lustgewinn nicht weiterhin so breitbeinig im Weg stehen zu wollen.
Das hast Du schön gesagt, otis.
Ich gebe ja zu, es ist auch ein bisschen Ignoranz und eingefahrene Hörgewohnheit im Spiel. Bei mir zumindest.
Ich müsste mich mit diesen Platten von Cliff und den Shadows noch mal intensiv beschäftigen. Sie mehrmals hören, genauer hinhören etc.
Andererseits ist es so wie Doug schrieb. Manches kann man nicht richtig erklären. Mir fehlt irgendwie der Bezug.--
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WerbungwaDa hat mein Smiley-Blocker ganze Arbeit geleistet. Warum soll ich „Käse“ schreiben, wenn es keiner ist?
Also dann jetzt, wo sind deine Hörschwellen? Was ist mit der gespielten Musik? Erklären kann man vielleicht nicht, warum sie nicht berührt, aber doch vielleicht, was daran nicht anzieht. Interessiert mich wirklich.
Ich kann z.B. nicht nachvollziehen, dass jemand wie du nicht von Hanks Gitarrensounds so richtig getroffen wird. Nicht verstehen, dass jemand wie du, der auf stürmischen Bluegrass steht, sich nicht (auch wenn dies ganz andere Musik ist) auch von dem Drive und der Spielfreude der obigen Musik mitgerissen fühlt. Ist es die Stimme? Ist es vielleicht sogar dieser Gruppensound?--
FAVOURITESotis
Ich kann ja verstehen, wenn jemand selbst von Katy Lied nicht wirklich verzaubert wird (sorry, das musste sein) und auch könnte ich nachvollziehen, wenn jemand die weicheren, möglicherweise etwas poppigeren frühen Cliff-Tracks nicht mag, aber die gestern gespielte Musik beinhaltet doch alles, was später kam in nuce (außer Prog und Kraut und Rock und Metal und …).
Auf dieser von Cliff und seinen Mannen baut doch alles auf. Rock’n Roll, wie er kaum besser sein kann, Gesang, der für mich einfach betörend ist. Und vor allem für das, was später kam, von allergrößter Bedeutung: ein Gitarren-Gruppensound, der zuvor eigentlich nie da gewesen war und nachher auch kaum besser in dieser Homogenität und Klasse.Ich habe durchaus ausgeprägte Sympathie für die gestern gespielten Tracks (bin mittlerweile bis zum Ende der ersten Stunde vorgedrungen) und kann mir auch vorstellen, bei Gelegenheit weitere Singles zuzulegen (die mir sicherlich noch mal ein anderes Erlebnis bescheren als über den Stream), das Einzigartige kann ich allerdings noch nicht raushören. Vielleicht kommt die Erkenntnis noch, ich höre da aber derzeit, gerade bei den flotteren Nummern, vornehmlich eine Adaption amerikanischer Vorbilder. Der Gruppensound ist sicherlich beachtlich, ich muss aber zugegeben, dass mir nach wie vor dutzende Rockabilly- oder Rock’n’Roll-Bands aus den USA wichtiger sind. Vermutlich kann ich den späteren Richard nicht ganz ausblenden, aber mir kommt das alles vergleichsweise harmlos und freundlich vor und das Bedrohliche, Sexuelle, Brodelnde und Rebellische (oder sagen wir einfach: das Charisma) eines Johnny Burnette, Gene Vincent, Chuck Berry, Eddie Cochran etc. fehlt mir. Und wenn es um einen popnäheren Sound geht, würde ich jedederzeit Rick(y) Nelson oder den späteren Johnny Burnette bevorzugen. Es mag auch am Songwriting liegen, denn selbst die Attraktion von „Move It!“ liegt für mich eher in der Interpretation als in einer etwaigen herausragenden Komposition begründet.
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I like to move it, move it Ya like to (move it)Ok, das kann ich irgendwo nachvollziehen, Sonic.
Aber: Rockabilly ist ein anderes Genre, Berry und Cochran zählen nicht, da sie keine Gruppenmusik machten, Gene Vincent ist klar eine ganz große Nummer für sich.
Dennoch: Amerikanische Vorbilder? Welche denn? Es gibt keine. Klar, er hat manche Songs gecovert, und keinesfalls schlecht, manches gar geht kaum besser. Aber das hat doch beinahe jeder gemacht damals, das kann kein Kriterium sein. Wobei der Anteil eigener Songs bei Cliff sogar besonders hoch ist, wenn ich das recht sehe. Und so ein Klassiker wie High Class Baby ist doch in den Staaten gar nicht möglich gewesen.
Und dass hier eben nicht einfach nachgeahmt wurde, sondern mit ganz eigenen Mitteln (Gruppensound, Fender-Twang) eine völlig eigenständige Musik entworfen wurde, die vielleicht nicht den Ruch von Bedrohlichkeit und Schweiß, von Gosse und Punk verbreitet, das will ich nicht in Abrede stellen. Aber wo hörst du das bei weißen Künstlern aus den Staaten außer vielleicht bei Elvis, Burnette-Trio und Vincent (oder in Ansätzen bei Cochran)?
Wo bei Buddy Holly, bei Jack Scott, bei Ricky Nelson, um nur ein paar zu nennen? Letzterer war, na klar, ein großartiger Sänger, hat wunderbare Platten gemacht. Aber was stand da nicht für eine Maschinerie hinter ihm? Etablierte Studios, hervorragende Musiker und Songwriter. Nun gut, Buddy Holly scheint hier auch nicht die große Fankulisse zu haben.
Nicht überall muss ich die (schwarz-weißen) Roots und alles, was damit so gern konnotiert (s.o.) wird, hören können und wollen. Aber wenn man z.B. eine Mainstream-Band wie die Beatles verehrt, dann kann doch der Weg zu Cliff nicht weit sein, denke ich. Wenn jemand auf Metal steht, auf Rock oder Prog, ja da mögen die Gräben viel zu breit sein (und das ist mir sogar auch ganz recht so).--
FAVOURITESWenn ich mir den von WD oben zitierten Sounds-Absatz in Erinnerung rufe, den man m.E. nur mit absoluter Ignoranz erklären kann, so scheint in der ganzen Sache eine gewisse Logik zu liegen, die dem englischen R&R, nein bessser, der englischen pre-Beatles-Musik beinahe jeden Stellenwert absprechen möchte. Einzig Johnny Kidds Shakin All Over mag mithalten können, hat es doch diese Aggressivität etc., die man so gern in der US-Musik der 50s verorten möchte.
Aber steckt nicht allein auch schon darin eine Menge Ignoranz? Wer hat denn in den Staaten damals Gene Vincent gehört? Wer Cochran, wer Burnette? Erstere waren im UK und in Frankreich weitaus berühmter als drüben. Letzterer ohnehin eher eine Entdeckung der Nachfahren.
Wo stand denn die US-Musik um 58-60? Das Frischere, das Bessere kam schon damals aus England. Nur so doch lässt sich auch die Beat-Explosion erklären, die kam doch nicht aus dem Nichts. Die war vorbereitet durch Leute wie Cliff, Faith, Steele, Kidd, Wilde…
Und wer etwa John Peels Autobiografie gelesen hat, wird sich erinnern, mit welch enthusiastischen Worten er Lonnie Donegan dort feiert und auch welchen Raum er ihm gibt. Da waren nicht einmal vernünftige Gitarren, da war nicht der Hauch von Schweiß und Punk, und dennoch war Donegans Album für Peel ein ganz wesentlicher Anstoß für seine musikalische Sozialisation, und das nicht deshalb, weil er anderes nicht gekannt hätte.--
FAVOURITESotis
Und wer etwa John Peels Autobiografie gelesen hat, wird sich erinnern, mit welch enthusiastischen Worten er Lonnie Donegan dort feiert und auch welchen Raum er ihm gibt. Da waren nicht einmal vernünftige Gitarren, da war nicht der Hauch von Schweiß und Punk, und dennoch war Donegans Album für Peel ein ganz wesentlicher Anstoß für seine musikalische Sozialisation, und das nicht deshalb, weil er anderes nicht gekannt hätte.Interessant.
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Sonic JuiceDer Gruppensound ist sicherlich beachtlich, ich muss aber zugegeben, dass mir nach wie vor dutzende Rockabilly- oder Rock’n’Roll-Bands aus den USA wichtiger sind. Vermutlich kann ich den späteren Richard nicht ganz ausblenden, aber mir kommt das alles vergleichsweise harmlos und freundlich vor und das Bedrohliche, Sexuelle, Brodelnde und Rebellische (oder sagen wir einfach: das Charisma) eines Johnny Burnette, Gene Vincent, Chuck Berry, Eddie Cochran etc. fehlt mir. Und wenn es um einen popnäheren Sound geht, würde ich jedederzeit Rick(y) Nelson oder den späteren Johnny Burnette bevorzugen. Es mag auch am Songwriting liegen, denn selbst die Attraktion von „Move It!“ liegt für mich eher in der Interpretation als in einer etwaigen herausragenden Komposition begründet.
Das sehe ich genauso. Die Raue, Bedrohliche, Sexuelle (gute Beschreibung sonic juice, das ist genau mein Empfinden bei gutem Rockabilly… ich habe letztens geschrieben, dass würde man die Musikgenere nach präferierten Drogenkonsum einteilen, beim RocknRoll Speed/Amphetamine die Droge war, aber vielleicht ist das zu gewagt zu generalisieren, würde mir aber diese Raue, Wilde, Ungezügelte, Haltlose in der Musik miterklären) des RocknRoll/Rockabilly fehlt mir bei Cliff Richard etwas. Ich fand die Stimme nicht ausdrucksstark genug, aber ich höre erstmal in die Sendung komplett. Bei Cliff Richard denke ich zunächt an „Living doll“. Dass er populär damals war und bestimmt Einfluss auf die Beatles damals hatte, ist nicht zu bestreiten und deutlich rauszuhören.
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otisWenn ich mir den von WD oben zitierten Sounds-Absatz in Erinnerung rufe, den man m.E. nur mit absoluter Ignoranz erklären kann, so scheint in der ganzen Sache eine gewisse Logik zu liegen, die dem englischen R&R, nein bessser, der englischen pre-Beatles-Musik beinahe jeden Stellenwert absprechen möchte. Einzig Johnny Kidds Shakin All Over mag mithalten können, hat es doch diese Aggressivität etc., die man so gern in der US-Musik der 50s verorten möchte.
Aber steckt nicht allein auch schon darin eine Menge Ignoranz? Wer hat denn in den Staaten damals Gene Vincent gehört? Wer Cochran, wer Burnette? Erstere waren im UK und in Frankreich weitaus berühmter als drüben. Letzterer ohnehin eher eine Entdeckung der Nachfahren.
Wo stand denn die US-Musik um 58-60? Das Frischere, das Bessere kam schon damals aus England. Nur so doch lässt sich auch die Beat-Explosion erklären, die kam doch nicht aus dem Nichts. Die war vorbereitet durch Leute wie Cliff, Faith, Steele, Kidd, Wilde…
Und wer etwa John Peels Autobiografie gelesen hat, wird sich erinnern, mit welch enthusiastischen Worten er Lonnie Donegan dort feiert und auch welchen Raum er ihm gibt. Da waren nicht einmal vernünftige Gitarren, da war nicht der Hauch von Schweiß und Punk, und dennoch war Donegans Album für Peel ein ganz wesentlicher Anstoß für seine musikalische Sozialisation, und das nicht deshalb, weil er anderes nicht gekannt hätte.Das ist interessant, otis. Was Lonnie Donegan betrifft: Der klingt für mich schon rauer als Cliff Richard. Es ist doch auch ein ganz anderer Stil mit diesen Skiffle Einfluss. Es ist vielleicht so dieses Glattgebügelte in Cliffs Stimme, seine Erscheinung, die glatte Produktion, die Einige hier abschrecken. Es ist für mich so eine Person im Pop-Buisness immer gewesen, wo mir klar war, dass er große Erfolge hatte, aber auch kritisch später gesehen wurde. Insoferen ein mutiges Special.
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Sonic JuiceIch habe durchaus ausgeprägte Sympathie für die gestern gespielten Tracks (bin mittlerweile bis zum Ende der ersten Stunde vorgedrungen) und kann mir auch vorstellen, bei Gelegenheit weitere Singles zuzulegen (die mir sicherlich noch mal ein anderes Erlebnis bescheren als über den Stream), das Einzigartige kann ich allerdings noch nicht raushören. Vielleicht kommt die Erkenntnis noch, ich höre da aber derzeit, gerade bei den flotteren Nummern, vornehmlich eine Adaption amerikanischer Vorbilder. Der Gruppensound ist sicherlich beachtlich, ich muss aber zugegeben, dass mir nach wie vor dutzende Rockabilly- oder Rock’n’Roll-Bands aus den USA wichtiger sind. Vermutlich kann ich den späteren Richard nicht ganz ausblenden, aber mir kommt das alles vergleichsweise harmlos und freundlich vor und das Bedrohliche, Sexuelle, Brodelnde und Rebellische (oder sagen wir einfach: das Charisma) eines Johnny Burnette, Gene Vincent, Chuck Berry, Eddie Cochran etc. fehlt mir. Und wenn es um einen popnäheren Sound geht, würde ich jedederzeit Rick(y) Nelson oder den späteren Johnny Burnette bevorzugen. Es mag auch am Songwriting liegen, denn selbst die Attraktion von „Move It!“ liegt für mich eher in der Interpretation als in einer etwaigen herausragenden Komposition begründet.
Fair enough, Sonic Juice. Es wird viele Nachgeborene geben, die das so sehen und hören. Und nicht unbedingt nur die Behämmertsten. Dennoch ein paar Anmerkungen aus Sicht eines Fans, der im zarten Alter von 10, 11, 12 Jahren mit Rock’n’Roll infiziert wurde (eine längst chronische und sowieso unheilbare Malaise). Von Cliff, Elvis und Wanda Jackson. In dieser Reihenfolge. „Dynamite“, „I Got Stung“, „Let’s Have A Party“. Kicks on 45. Explosionen und Eruptionen in der miefig-piefigen bundesdeutschen Wirklchkeit. Memphis, New York, London? Gleichviel. Es waren Antithesen zu dem, was uns das traute Heim und das Radio bescherte. Inclusive AFN! Denn in Amerika war Rock’n’Roll ja kein Thema mehr. Dort beherrschte seit Ende 1958 bereits eine popmusikalische Reaktion die Charts: weiche Welle. Die Bobbys und Connies. Und der Twist. Aktuell wußte Elvis „It’s Now Or Never“ und fragte „Are You Lonesome Tonight?“, Rock’n’Roll fand kaum mehr statt. Doch, halt! Da war diese Live-LP von Cliff Richard & The Drifters. Kam in England schon ’59 raus, aber für uns war das ’60 das schärfste Ding überhaupt. „Ready Teddy“ raste! Jede andere Version klang daneben torpid. Die Girls kreischten. Wir drehten den Volume-Regler bis zum Anschlag. Sofern wir durften. Wild war’s! Soviel Brodelndes, Sexuelles, Bedrohliches, Rebellisches und, aber ja doch!, Charismatisches war nie. Der Typ war 18, sang fantastisch, sah cool aus und hatte diese Band, diesen Sound, den wir so liebten. Einen Sound wie keine andere Band auf der Welt. Dachten wir damals. Heute wissen wir es.
Sicher, auch Duane Eddy und die Ventures klangen großartig, aber die Shadows hatten ihre ganz eigene Klangdimension, diese Fender-Magie, in der Echo und Tremolo ihren optimalen Raum hatten, nie aufgesetzt oder effekthascherisch wirkten, immer spot on. Eddys Twang war fetter, aber fast Novelty-verdächtig. Eine prima Masche, aber eben eine Masche. The Shadows hatten nichts dergleichen, nur Brillanz. Und Ökonomie. Melodiedienliches, rhythmisch diszipliniertes und gerade deswegen aufregendes Spiel. Wenn die Magie im Moment liegt, hatten Cliff & The Shads unzählige dieser Momente.
Wohlgemerkt: zu einem Zeitpunkt, als die Rock’n’Roll-Chose durch war. Gene Vincent spielte inzwischen (wieder) in kleinen Clubs, Eddie Cochran war tot, Chuck Berry war weg vom Fenster und tauchte erst ’64 wieder auf, Ricky war nun Rick und flirtete mit einer Mary Lou, Johnnys Rock’n’Roll Trio war Jahre davor in die Binsen gegangen, ohne daß es jemand bemerkt hätte. Nicht einmal in Amerika. Und seine Solo-Hits, die wir auf AFN gern hörten, Du weißt schon: „Dreamin'“, „You’re Sixteen“, „Little Boy Sad“, waren an Harmlosigkeit, Freundlichkeit und Teen-Schmiegsamkeit kaum zu überbieten. Ähnlich wie Cliffs „Living Doll“. Doch der hatte, anders als Johnny, noch ganz andere Kaliber am Start, etwa auf „Me And My Shadows“. Tracks wie „She’s Gone“ oder „Choppin‘ ‚N‘ Changin'“ waren das heißeste, mitreißendste, was das Jahr 1960 überhaupt zu bieten hatte. Nur einer konnte da mithalten. Billy Fury aus Liverpool. Kein Amerikaner, denn deren noch aktive Rock’n’Roller wie Jack Scott oder Jerry Lee Lewis schwammen durchweg erfolgreich auf besagter weichen Welle, Jack mit Teen-Pop und Jerry Lee mit Country-Schmachtfetzen, oder fristeten wie Charlie Feathers ihr Dasein mit wochenlangen Engagements in provinziellen Dancehalls. Carl Perkins war medial nicht existent, Roy Orbison balladierte, Little Richard gospelte. Die Ungleichzeitigkeit der Pop-Evolution in Amerika und England war es also, die Cliff & seine Shads so virulent machten für uns, 1960.
Dann holte die Entwicklung in Richtung safer Pop auch Cliff und Billy ein, ganz schnell, beinahe über Nacht. Im RC war neulich ein lesenswerter Artikel titels „The Year Cliff Rocked“, worin diese Dynamik ganz gut beschrieben wurde. Wenn die Charts voller Nettigkeiten sind, ist der Zugzwang übermächtig. Ein duales System wurde von Columbia implementiert, wonach auf Flipsides oder EP-Tracks noch gerockt werden durfte, während die A-Seiten tendentiell den Balladen und Beat-Nummern vorbehalten blieb. Ein paar Ausnahmen wie „It’ll Be Me“ bestätigen diese Regel. Decca tat dasselbe mit Billy Fury, und so wurde 1962 im UK auch bereits mehr gecroont als gebopt. Was sich ebenfalls veränderte, war der Shadows-Sound, nun nicht mehr so dynamisch, eher Rhythmus-Gitarren-geprägt. Was sich freilich nicht veränderte, war die absolute Brillanz der Produktionen von Norrie Paramor. Der ja eigentlich Orchesterleiter und Arrangeur war, aber in den Abbey Road Studios eine Raumfülle und Strahlkraft erzielte, die bis heute unerreicht blieb. George Martins frühe Arbeiten an selber Stelle nur ein, zwei, drei Jahre danach für die Beatles klingen daneben fast dumpf (so klasse sie auch waren, beeile ich mich zu versichern, bevor Clau hier Rabatz macht). Auch eine Frage der instrumentalen Integration, von der Beatgruppen zunehmend lebten. Der moderne Group-Sound fußte eher auf kollektiver Klangfülle bis hin zum Klangteppich als auf jener kristallinen, individualisierbaren, austarierten Klangbalance der Drifters und frühen Shadows. Die nach dem Weggang von Harris und Meehan also auch anders klangen: beatiger eben.
Worin ich Dir ebenfalls nicht folgen kann, SJ, ist Dein Verdikt zum Songwriting. Richtig ist, daß „Move It!“ mehr von Drive und Interpretation lebt als vom Song (wobei die um eine verlorene Strophe verlängerte Version auf der diesjährigen „Reunited“-Tour auch diesen aufwertet), aber es herrscht an großartigen Songs bei Cliff ja nun wirklich kein Mangel. „I’m The Lonely One“ oder „Travellin‘ Light“, um mal nur zwei zu nennen, suchen ihresgleichen im Pop-Kontinuum der Jahre ’59 bis ’64. I’m biased, of course.
Das bringt mich zum springenden Punkt Deiner Argumentation. „Vermutlich kann ich den späteren Richard nicht ganz ausblenden“, räumst Du ein. Darin liegt wohl das Problem für die meisten, so meine einschlägigen Erfahrungen. Der Mann wurde Christ, sang deutsch und hampelte beim Eurovision Song Contest rum, wiederholt. Kann man jemandem, der „Congratulations“ verbrochen hat, zugestehen, zehn Jahre davor stilvolle, aufregende Musik gemacht zu haben? Fällt schwer. Kleingeister wie otis‘ Plattenhändler oder dieser „Sounds“-Ahnungslose kriegen das nicht hin. Erfordert Differenzierung und genaues Hinhören, also einen Aufwand, den zu treiben Hobbyhörer gewöhnlich nicht aufbringen wollen. Es wird nach Image und Reputation vorsortiert, was unendlich traurig ist, weil man sich so vieles verbaut. Ich bin nun weiß Scott ein großer Bewunderer von Gene Vincent und seinen Blue Caps, Cliff Gallup gehört zu meinen Faves als Picker, aber so oft wie von diesen Herrschaften auf Geheiß der Plattenfirma gebremst agiert wurde, freundlich ausgedrückt, müßten sie als Rock’n’Roller eigentlich einen schlechten Ruf haben. Dasselbe gilt für Eddie Cochran und viele andere. Nur: Eddie starb, Gene verschwand in der Versenkung, während Cliff noch Jahrzehnte lang Hits produzierte, weit mehr als hundert, unüberhörbar und unübersehbar. Das Problem, mit dem nicht nur weilstein zu kämpfen hat (obwohl der sich mal bei Candy ein paar spätere Aufnahmen zu Gemüte führen sollte, dann kriegt er vielleicht noch diese scharfe Kurve). Kurzum, wären Cliff & The Shads vor knapp 50 Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, würden sie heute unisono verehrt. Retrospektiven, Boxsets, Biopics, der ganze Schlunz. Wie ein in Indien geborener, herumgestoßener Junge der britische Elvis wird, gefeiert, geliebt, beneidet. Und wie er mit seinen so getreuen wie virtuosen Schatten dann den Schicksalsflieger in Manchester besteigt. Another day the music died.
No such luck.
I rest my case.
Nachtrag, weil mich diesbezüglich PNs erreichten: „Wir“ meint eine Reihe von Freunden, alle älter als ich. Mopedfahrer! Ich habe mich über diese Meinungsbildungsprozesse in früher Jugend bereits mehrfach im RS ausgelassen, daher hier nicht noch mal. Nur soviel: ich persönlich besaß keine LPs, nur Singles seinerzeit. LPs kosteten 18 Mark. Dafür bekam man 3 Singles und hatte noch genug Geld übrig für einen Kinobesuch.
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Vortrefflich, sowohl die Sendung als auch die Information im Thread. Bin begeistert.
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Man braucht nur ein klein bisschen Glück, dann beginnt alles wieder von vorn.Auch von mir ein begeistertes Danke für Sendung und Ausführungen! Zum Ausgleich zu den negativen bzw. untangiert gebliebenen Stimmen kann ich jedenfalls für mich und Flat sagen, dass wir als formerly Ahnungslose zwei ganz wunderbare Stunden hatten. Gleich mal die Hang The DJ-Threads durchforsten, da wird es ja sicher Beginner-Tips geben.
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Sir, I'm going to have to ask you to exit the donut!Auch von mir besten Dank für diesen äußerst ausführlichen Text, Wolfgang.
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God told me to do it.Wolfgang DoebelingWas sich freilich nicht veränderte, war die absolute Brillanz der Produktionen von Norrie Paramor. Der ja eigentlich Orchesterleiter und Arrangeur war, aber in den Abbey Road Studios eine Raumfülle und Strahlkraft erzielte, die bis heute unerreicht blieb. George Martins frühe Arbeiten an selber Stelle nur ein, zwei, drei Jahre danach für die Beatles klingen daneben fast dumpf (so klasse sie auch waren, beeile ich mich zu versichern, bevor Clau hier Rabatz macht).
Ach was, Wolfgang. Aus musikalischer Sicht waren beide zur rechten Zeit am rechten Ort, haben aus etwas sehr gutem etwas noch besseres gemacht. Aus der Sicht des audiophilen Musikhörers hat Paramor die Nase aber vorn. Die Stimmen von John und Paul klingen nicht so plastisch und unmittelbar wie die von Cliff. Eigentlich erstaunlich, da die technischen Möglichkeiten, die Martin zur Verfügung hatte denen von Paramor ja nicht nachstanden.
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How does it feel to be one of the beautiful people?ClauAch was, Wolfgang. Aus musikalischer Sicht waren beide zur rechten Zeit am rechten Ort, haben aus etwas sehr gutem etwas noch besseres gemacht. Aus der Sicht des audiophilen Musikhörers hat Paramor die Nase aber vorn. Die Stimmen von John und Paul klingen nicht so plastisch und unmittelbar wie die von Cliff. Eigentlich erstaunlich, da die technischen Möglichkeiten, die Martin zur Verfügung hatte denen von Paramor ja nicht nachstanden.
clau, schreib doch mal sowas eher fachmännisch orientiertes auch in den oasis-threads (oder hab ich die bislang nur überlesen?). nicht, daß ich die dort von dir und songbird schon seit geraumer zeit praktizierte ultradogmatik nicht zu schätzen wüßte, aber sowas wär sicher nochmal ne schippe effektiver. wir haben es schließlich immer wieder mit teilweise hartnäckigen ahnungslosen zu tun.
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five to sevenIch habe bislang nur die erste halbe Stunde gehört, bin aber begeistert. Was den Sound betrifft, fiel mir auf, dass einige der Stereo-Tracks ein fast schon modernes Stereobild hatten. Also nix mit Ping-Pong-Quatsch oder Trennung Band links, Stimmen rechts wie bei George Martin. Klingt jedenfalls beachtlich, given the time.
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue -
Schlagwörter: !7", 45s, British Rock'n'Roll, Cliff Richard & The Shadows, EPs, LPs, Roots, vinyl only
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