Re: 06.12.2009

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some-velvet-morning

Registriert seit: 21.01.2008

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otisWenn ich mir den von WD oben zitierten Sounds-Absatz in Erinnerung rufe, den man m.E. nur mit absoluter Ignoranz erklären kann, so scheint in der ganzen Sache eine gewisse Logik zu liegen, die dem englischen R&R, nein bessser, der englischen pre-Beatles-Musik beinahe jeden Stellenwert absprechen möchte. Einzig Johnny Kidds Shakin All Over mag mithalten können, hat es doch diese Aggressivität etc., die man so gern in der US-Musik der 50s verorten möchte.

Aber steckt nicht allein auch schon darin eine Menge Ignoranz? Wer hat denn in den Staaten damals Gene Vincent gehört? Wer Cochran, wer Burnette? Erstere waren im UK und in Frankreich weitaus berühmter als drüben. Letzterer ohnehin eher eine Entdeckung der Nachfahren.
Wo stand denn die US-Musik um 58-60? Das Frischere, das Bessere kam schon damals aus England. Nur so doch lässt sich auch die Beat-Explosion erklären, die kam doch nicht aus dem Nichts. Die war vorbereitet durch Leute wie Cliff, Faith, Steele, Kidd, Wilde…
Und wer etwa John Peels Autobiografie gelesen hat, wird sich erinnern, mit welch enthusiastischen Worten er Lonnie Donegan dort feiert und auch welchen Raum er ihm gibt. Da waren nicht einmal vernünftige Gitarren, da war nicht der Hauch von Schweiß und Punk, und dennoch war Donegans Album für Peel ein ganz wesentlicher Anstoß für seine musikalische Sozialisation, und das nicht deshalb, weil er anderes nicht gekannt hätte.

Das ist interessant, otis. Was Lonnie Donegan betrifft: Der klingt für mich schon rauer als Cliff Richard. Es ist doch auch ein ganz anderer Stil mit diesen Skiffle Einfluss. Es ist vielleicht so dieses Glattgebügelte in Cliffs Stimme, seine Erscheinung, die glatte Produktion, die Einige hier abschrecken. Es ist für mich so eine Person im Pop-Buisness immer gewesen, wo mir klar war, dass er große Erfolge hatte, aber auch kritisch später gesehen wurde. Insoferen ein mutiges Special.

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