06.12.2009

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  • #7414331  | PERMALINK

    sonic-juice
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    Registriert seit: 14.09.2005

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    Wolfgang DoebelingWas schließlich Deine Absicht betrifft, Dir noch „einige“ Cliff & Shads-Singles zuzulegen: löblicher Vorsatz. Wie die Angebotslage in Brüssel ist, weiß ich nicht, in Holland dürfte es erheblich leichter sein. Allerdings war Cliff ja auch in Frankreich sehr erfolgreich (es wurden dort viele tolle EPs veröffentlicht, leider inzwischen sämtlich sehr teuer), also müßte er auch in Belgien collectable sein. Was ist Dein Eindruck diesbezüglich? Beim Konzert in Köln konnte ich viele Engländer, Holländer und Dänen ausmachen, Belgier nicht (woran erkennt man Belgier überhaupt?).

    Die Angebotslage ist recht komfortabel, gestern habe ich mich gleich mal in die Stadt aufgemacht. Der 2nd hand-Dealer meines Vertrauens hatte leider zu, aber in einem anderen Laden habe ich ein paar [U]UK-Singles für 3,50 € pro Stück erworben. Die Fächer mit Cliff & The Shads sind in diversen Geschäften randvoll, wenn auch natürlich oft dominiert von seinen Grand Prix-Eskapaden und 80er-Hits. Bei meinem nächsten Ausflug nach Antwerpen werde ich aber mal tiefer diggen und mich auch nach EPs und LPs umschauen, da gibt es ein paar auf Popcorn/Rockabilly/Soul spezialisierte Dealer mit erschlagendem Sortiment. Ich verspreche weitere Exkursionen und ggf. Urteilsrevisionen in Sachen Cliff!

    Den Belgier an sich gibt es ja nicht, deshalb ist er auch so schwer zu enttarnen, zumal er sich auch aus Prinzip gerne eher unauffällig verhält. Wenn Du Dich nach Wallonen, Brüsselern oder Flamen umschaust, wirst Du vielleicht fündig. Bei den Frankophonen gilt es auf das „oui-chchch“ zu achten!

    PS: Vince Taylor kam ja in Deiner biographisch geerdeten Rezeptionsgeschichte des britischen Rock’n’Roll nicht vor. Spielte er damals keine herausgehobene Rolle und erscheint heute nur durch die Videoeinspielung auf dem Morrissey-Konzert so charismatisch? Wie steht’s mit der Qualität seines Single-Ouevres? Auf den ersten Blick scheint er ja das zum Genre passende bad boy-Image zu haben.

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      #7414333  | PERMALINK

      wolfgang-doebeling
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      Beiträge: 7,351

      Für die Popwerdung Britanniens ist Taylor in der Tat zu vernachlässigen. In Frankreich dagegen feierte er einige Erfolge (die Franzosen lieben schwarzes Leder und Pompadour-Frisuren), und „Brand New Cadillac“, ursprünglich ein Flop, geriet erst via Renegades-Cover ins Beat- und dann via The Clash ins Punk-Gedächtnis. The Playboys waren im übrigen eher eine Show-Band als Rock’n’Roll-motiviert. Daß Du ihn anläßlich der Video-Vorführung beim Morrissey-Gig als „charismatisch“ wahrgenommen hast, läßt mich freilich ernsthaft zweifeln, ob wir beide dasselbe meinen, wenn wir von Charisma reden. Ich mußte jedenfalls laut lachen ob der pompösen Tuntigkeit in Mimik und Gestik. Näher an Liberace als an Elvis, that’s for sure. Bad boy? Funny! Mit Morrissey konnte ich mich darüber leider auch nicht verständigen, der schätzt ja bekanntlich vieles was hochgradig affektiert, sexuell doppelbödig und completely over the top ist. Sei ihm gegönnt.

      Ob des geringen Preises Deiner Cliff-Erwerbungen würde mich natürlich der Zustand interessieren.

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      #7414335  | PERMALINK

      sonic-juice
      Moderator

      Registriert seit: 14.09.2005

      Beiträge: 10,983

      Wolfgang Doebeling Daß Du ihn anläßlich der Video-Vorführung beim Morrissey-Gig als „charismatisch“ wahrgenommen hast, läßt mich freilich ernsthaft zweifeln, ob wir beide dasselbe meinen, wenn wir von Charisma reden. Ich mußte jedenfalls laut lachen ob der pompösen Tuntigkeit in Mimik und Gestik. (…)

      Ob des geringen Preises Deiner Cliff-Erwerbungen würde mich natürlich der Zustand interessieren.

      Nun ja, ich war, glaube ich, nicht der einzige, der in den Gesichtszügen von Taylor durchaus nicht nur homöopathische Spuren unseres Helden zu entdecken glaubte. Mehr oder weniger ausgeprägtes schwules oder sexuell mehrdeutiges Auftreten schließ ja Charisma auch keineswegs aus – und war Anfang der 60er im Rock’n’Roll-Kontext sicherlich noch mal bemerkenswerter und (buchstäblich) aufregender als heutzutage.

      Die Singles sind vg+ und spielen clean, die Labels weisen allerdings kleine Aufkleber mit der Jahreszahl auf, weiß noch nicht, ob ich mich da mit Reinigungsbenzin herantrauen sollte. Habe übrigens gerade das wunderbare „I’m Afraid To Go Home“ entdeckt, und, ja, der Klang der Produktionen ist exzellent.

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      #7414337  | PERMALINK

      wolfgang-doebeling
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      KICKS ON 45 & 33

      Registriert seit: 08.07.2002

      Beiträge: 7,351

      Yep, Cliffs „I’m Afraid To Go Home“ ist bloody brill und gar noch besser als das ebenfalls locker * * * * * wertige Original von Brian Hyland. Wird übrigens fälschlicherweise oft den Nashville Sessions mit Billy Sherrill im August 1964 zugeschlagen, doch entstanden die Aufnahmen noch in London mit Paramor. Cliff nahm die Tapes dann ein paar Tage später mit nach Nashville, wo die Harmonica overdubbed wurde (angeblich von Delbert McClinton, den Sherrill für etliche Smash-Produktionen in dieser Zeit beschäftigte und der nach „Hey Baby“ natürlich in demand war). Abgemischt wurde dann wieder in St.Johns Wood, anders als bei den in Nashville aufgenommenen Tracks („On My Word“, „The Minute You’re Gone“, „Wind Me Up“, „Paradise Lost“, etc.), die dort auch fertiggestellt wurden. Und nicht nur dank der Jordanaires-Backing Vocals anders klingen als Paramors Abbey-Road-Produktionen. Im übrigen auch anders als die New York City-Tracks vom selben Monat („Just Another Guy“, „Angel“, „Through The Eye Of A Needle“, etc.) unter der Ägide von John Lee, deren Stereo-Kanaltrennung deutlich ausgepägter ist als die von Paramor beaufsichtigten derselben Zeit.

      Ad Taylors „aufregendem“ und „bemerkenswertem“ Auftreten damals: wo denn? Der breiteren Öffentlichkeit blieb das alles völlig verborgen, allenfalls sein kleines Live-Publikum kam in den fragwürdigen Genuß. Im Fernsehen fand Musik kaum statt (Jack Goods wegweisend-gewagtes „Oh Boy!“ brachte es nur auf wenige Shows), ja nicht einmal im Radio. Vince Taylor war im UK virtually non-existent, und ohne Beachtung keine Subversion. Als die Pirates Jahre später für Pop-Beschallung rund um die Uhr sorgten, kam das (nicht nur) für Taylor zu spät. Es ist zu vermuten, daß Mozzers Clip dem französischen Fernsehen ca. 1962 entstammt. Und daß es als Act entertaining ist, räume ich gerne ein. Camp mit entsprechender Halbwertzeit eben, will sagen: hat man das drei, vier mal gesehen, ist der Reiz verflogen, non?

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