Stoiber: Killerspiele animieren zum Töten

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  • #5392773  | PERMALINK

    daniel_belsazar

    Registriert seit: 19.04.2006

    Beiträge: 1,253

    Durchgeknallte Irre hat es zu allen Zeiten an allen Orten in allen menschlichen Gesellschaften gegeben. Das jetzt war nicht der erste und nicht der letzte Amokläufer, sein Lebenslauf und die sozialen Bedingungen seiner Schacke sind halt heutig.

    Bedenklich ist weniger die Frage nach kulturellen Sublimierungen wie sie selbst gewaltgezogene PC-Spiele immer noch sind, finde ich. Alarmierender ist vor allem, wie leicht ein solcher Mensch heute an höchst potenzielle Waffen wie Pump Guns und Bomben heran kommt. Dadurch potenziert sich natürlich die individuelle Bedrohlichkeit. Ein Messer oder Schlaginstrumente sind einfach nicht so schadenserzeugend.

    Btw: Wenn ein Dilettanten-Hirn an solche Waffen kommt, welche Dinge kann dann ein professionell ausgebildeter und ebenso durchgeknallter Terrorist erreichen? Die A-Bombe aus dieser Richtung ist nur eine Frage der Zeit, so scheint´s.

    Von (im übertragenen Sinn) Amokläufern, die sich staatlicher Gewaltmonopole und Möglichkeiten bedienen und so Millionen in den Tod schicken a la Napoleon, Wilhelm 2, Hitler, Stalin, Mao, Pol Pot, Saddam und Konsorten wollen wir darüber hinaus lieber schweigen, gell, Stoibi?

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    #5392775  | PERMALINK

    mark-oliver-everett

    Registriert seit: 14.12.2003

    Beiträge: 292

    misterixWenn morgen die Computer-„Killerspiele“ verboten werden, dann bin ich der glühendste Befürworter davon, daß übermorgen das noch gefährlichere Reality-Killerspielzeug verboten wird: 5er BMW’s.

    zustimmung.

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    TRINKEN WIE GEORGE BEST UND FUSSBALL SPIELEN WIE MARADONA
    #5392777  | PERMALINK

    bauer-ewald

    Registriert seit: 26.10.2005

    Beiträge: 16

    waGewaltverherrlichende Spiele sind also ganz harmlos.

    Was Darstellung von Gewalt in Spielen angeht, ist die Frage was (noch) ok ist und was gewaltverherrlichend meistens ähnlich schwer zu beantworten wie bei Filmen.

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    #5392779  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 101

    Aus der Berliner Zeitung von heute, 23.11.06

    Killerinstinkte
    Wie gefährlich sind Computerspiele? Ein Selbstversuch

    VON HARALD JÄHNER

    Man lernt viel über den Menschen, wenn man ein Kind beim Spielen beobachtet. Da errichtet so ein süßer Bub liebevoll Legohäuser, stellt Legomännchen zu kommunikativen Gruppen zusammen. Eine ganze heimelige Straße wird nachgebaut. Der Junge nimmt ein Auto in die Hand und fährt hinab in seine kleine Welt. Mit verzerrtem Gesicht formt er Gewehrgeräusche nach und walzt mit seinem Auto alles nieder, was er zu fassen kriegt. Kein Passant bleibt ungemetzelt; wieder und wieder rast das Auto in die zuvor geschaffenen Werte, reißt die Wände ein, zerstört die Dächer.

    Jegliches hat seine Zeit, die Identifikation mit Gott und die mit dem Teufel, das Weltenbauen und das -zerstören.

    Nun sage einer von uns Gerechten, so war er als Kind weiß Gott nicht; nur Konstruktives entströmte seinem holden Wesen. Die Software-Industrie hat die spielerischen Urszenen der Aggression maschinisiert. Wer einmal versuchshalber sich auf Ballerspiele wie „Counterstrike“ oder „Alien vs. Predator“ einlässt, wird die Erfahrung machen, wie rasch sich der zivilisierte Vernunftmensch in eine reflexgesteuerte Killermaschine verwandelt. Im Spiel.

    Beim Ego-Shooter schaut man in ein unheilschwangeres Ambiente mit den Augen eines Kämpfers. Wenn man nach unten blickt, sieht man seine Hände, seine Waffen. Das Ballerspiel funktioniert wie ein begehbarer Action-Film. In der Ich-Perspektive begibt man sich selbst auf das Kampffeld, versetzt sich in aller Verletzbarkeit in den Krieg. Die Grundsituation ist Angst.

    Permanent wird man angegriffen. Innerhalb von Sekunden fährt das Computerspiel die Zutaten eines perfekten Horrorfilms auf. Die düsteren Spielräume sind fallenreich und beklemmend, die Gegner melden sich zunächst nur durch ein unheimliches Zischeln, sofern es sich um Bestien und Aliens handelt. Oder man hört Flüstern, heiser gebellte Kommandos. Dann taucht der Feind leibhaftig auf, das Mündungsfeuer blitzt, die Monsterzunge langt nach einem. Und schon ist man tot. Wenn man nicht ballert und trifft.

    Über den archaischen Selbsterhaltungsdrang funktioniert die Identifikation mit dem Kämpfer, aus dessen Augen man per Tastendruck in alle Richtungen blicken kann – ein 360-Grad-Blickfeld, das den Identitätentausch visuell geradezu erzwingt. Archaisch auch die verrinnende Zeit: Ein abnehmender Balken verbildlicht die schwindenden Kräfte. Es ist erstaunlich, wie sehr man sich dabei gruseln kann, wie rasch man in Panik gerät. Computerspielen heißt, sich größtem Stress auszuliefern.

    Beim Spielen befindet man sich im Ausnahmezustand. Die Reiz-Reaktionssysteme sind zum Zerreißen gespannt. Das Herz rast, der Atem stockt. Schweiß bricht aus. Schon kognitiv wird man so beansprucht, dass es bei labilen Konstitutionen zu epileptischen Anfällen kommen kann, wovor auf jeder Packung gewarnt wird. Man sitzt gekrümmt vor Anspannung an der Tastatur, die Augen zusammengekniffen, dann vor Schreck geweitet, vermutlich wie bei einem Soldaten im Kampf. Das Ende ist unausweichlich: Die Überforderung ist Ziel und Endpunkt des Spiels; die Anforderungen an Geschick und Reaktionsschnelligkeit steigen, bis man sich nicht mehr gegen die Angriffe wehren kann und seinen eigenen Tod erlebt. Das erlöst natürlich und stumpft ab, beides gleichzeitig.

    Manch ausgestiegener Dauerspieler muss drauf sein wie ein Kriegsveteran. Für andere ist das Spiel schließlich nur noch Reaktionsakrobatik und Technik: Das Gemetzel wird zur Benutzeroberfläche für ihre Tastenvirtuosität.

    Wer diesen Selbstversuch als Neuling macht, wird erschrocken darüber sein, wie der friedliche Bürger, für den man sich bisher gehalten hat, sich selbst bejubelt, wenn ein Gegner mit glattem Kopfschuss hingestreckt ist. Aber ganz neu ist dieses Erschrecken nicht. Es stellte sich auch früher schon ein, wenn man beobachtete, mit welchem Hass manche Leute die Mensch-Ärger-Dich-Nicht-Figuren ihrer Liebsten vom Brett fegten.

    Das berühmt-berüchtigtste Ballerspiel, „Counterstrike“, soll nun nach dem Willen von CDU-Politikern verboten werden, weil es das Lieblingsspiel des Amokläufers von Emsdetten, Sebastian B., war. Bei „Counterstrike“ handelt es sich aber um ein Mannschaftsspiel, in dem sich Terroristen und eine Anti-Terroreinheit das Leben zur Hölle machen. Es ist die Hightech-Variante der uralten Konstellation „Räuber und Gendarm“. Wie man aus dieser Kampfstellung zweier Teams eine ursächliche Beziehung zu einem Amoklauf ableiten will, ohne die besondere Lebenssituation des Täters zu berücksichtigen, ist rätselhaft.

    Strukturelle Ähnlichkeiten mit einem Amoklauf weisen viel eher Harmlosigkeiten wie das Moorhuhnspiel auf. Bei diesem kinderfreien PC-Familienspiel wird zur allgemeinen Gaudi mit der Flinte jedes arme Huhn Mores gelehrt, das sich aus dem Stall traut. Ganze Bürogemeinschaften waren nach dem Erscheinen vor fünf Jahren für Wochen lahmgelegt, weil sie nur noch Hühner ins Jenseits beförderten. Das suchterzeugende Spiel – eine Erfindung der Whiskey-Marke „Johnny Walker“, die mit der kostenlosen Shareware dem Konkurrenzschnaps „The Famous Grouse“ (Das berühmte Moorhuhn) eins auswischen wollte – gibt es längst als offen üble, rassistische Variante.

    Vom Spaß der guten Bürger bis zum rohen Ulk ist es nur ein kleiner Schritt. Von den düsteren, paranoiden Welten der Egoshooter bis zum Amoklauf ist es ein großer. Es muss eine Menge psychischer Desaster hinzukommen, um aus einem Spieler einen Mörder zu machen. Diese enorme Spanne kleinzureden, läuft auf ein Menschenbild hinaus, das noch viel gruseliger ist als „Counterstrike“.

    --

    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    #5392781  | PERMALINK

    bauer-ewald

    Registriert seit: 26.10.2005

    Beiträge: 16

    Wohltuend zurückhaltender Bericht, der weder verteufelt noch verharmlost.

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    #5392783  | PERMALINK

    punkcow

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 173

    Stoiber: „Was zum Töten animiert, gehört verboten“

    Edmund, ich werde Dich vermissen!

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    #5392785  | PERMALINK

    dougsahm
    Moderator

    Registriert seit: 26.08.2002

    Beiträge: 304

    Liebe Leute,

    ich hab da deutlich andere Eindrücke. Ich befürchte ihr seht das alles zu sehr aus der Brille eines reifen Erwachsenen.

    Meine Kinder (ich sag mal zwischen 6 J und 10 J) sind natürlich auch mit PC-Spielen zugange. Ich beobachte bei Ihnen und Freunden mit Erstaunen wie Verhaltensmuster, die dort erfolgsversprechend waren sich im realen Leben fortsetzten.

    Klar wird man im Lauf der Lebensjahre reifer. Aber es geht ja nicht um JEDEN jugendlichen Nutzer von Gewaltspielen. Selbst wenn nur 1 Promille der Jugendlichen weiterhin davon beinflusst bleibt und von diesen 1 Promille sich wiederum nur ein geringer Teil Waffen beschaffen kann, haben wir ein massives Problem.

    Dass jeder der hier Postenden nicht zu diesem Teil der Nutzer gehört, glaube ich sehr gern. Aber ich bin echt erstaunt, wie sehr die Kinder / Jugendlichen die virtuelle Erfahrungswelt in das reale Leben hinaustragen. Klar liegt die Kernverantwortung bei den Eltern. Aber wie viele Familien gibt es, in denen diese Verantwortung nicht wahrgenommen wird.

    Verbote sind die zweitbeste Lösung. Aber wenn die erstbeste Lösung – die Familienstrukturen durch externe Einflüsse zu beeinflussen, warum auch immer, nicht funktioniert – warum soll man die zweitbeste Lösung nicht praktizieren ? Meine ich.

    Ich weiß das ist eine konservative (oder ist gar eine progressive ?) Meinung hier im Forum – ich hab sie.

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    #5392787  | PERMALINK

    bullitt

    Registriert seit: 06.01.2003

    Beiträge: 376

    Das z.B. „Counter Strike“ nicht in Kinderhände gehört ist unbestritten und bereits jetzt rechtlich untersagt, so what?

    Stoiber versucht in erster Linie eine moralische Debatte loszutreten, was wieder eine völlig andere Diskussion wäre.

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    #5392789  | PERMALINK

    lengsfeld

    Registriert seit: 30.07.2005

    Beiträge: 29

    Zum Einen sollte mal erwähnt werden, daß es sich bei der Tat von Emsdetten NICHT um einen Amoklauf handelt. „Amok laufen“ wird im Duden als „in einem Zustand krankhafter Verwirrung (mit einer Waffe) umherlaufen und blindwütig töten“ beschrieben. Der Täter war aber keinesfalls akut verwirrt oder blindwütig, sondern hat über Wochen und Monate dieses Ereignis fast minutiös geplant. Der hierfür zutreffende Terminus ist „school-shooting“.

    Ruhmreiche, und das meine ich tatsächlich so, Vorbilder hatte er in vorangegangen „School-Shootern“ gefunden, die er in seinen Tagebüchern glorifizierte (einen Täter der Columbine-High-School bezeichnete er als „Gott“) und auf deren Stufe er sich stellte. Er wollte sein mäßig erfolgreiches Leben, innerhalb dessen ihm wohl die ein oder andere Schwierigkeit begegnet ist (wem nicht??), gegen jahrzehntelangen „Star-Ruhm“ tauschen.

    Dieser Ruhm ist der eigentliche Motor der fluktuierenden „School-Shooterei“. Der Treibstoff ist der globale, mediale Hype, der aus Verbrechern Popstars macht. Unzählige Fernsehsender, die für Einschaltquoten jedes noch so kleine Detail ans Licht zerren wollen, und im Besonderen das Internet, in dem für derartige Taten und Täter Kultstätten errichtet werden. Also, wo bleibt die Kappung des Netzes, wo die staatliche Medienzensur? Das ist natürlich weder durchführbar, noch wünschenswert.

    Es gibt in keinem Land strengere Richtlinien als in Deutschland, was Abgabe und Zensur von Videospielen betrifft. Daß Spiele ab 18 nur etwas für Erwachsene sind, so wie entsprechende Filme, Alkohol, Glücksspiel & Prostitution auch, ist doch völlig klar. Für jedes Game gibt es wie bei Filmen eine Altersfreigabe. Natürlich können sich manche Jüngere auch solche Dinge beschaffen, allerdings läßt sich das durch stärkere Gesetze auch nicht verhindern. Hier kann nur das unmittelbare soziale Umfeld (Eltern,Schule) eingreifen. Sensibilisierung und Verantwortungsübernahme der Erwachsenen in diesem Bereich kann die Politik nur unterstützen, handeln müssen die Bezugspersonen. Warum ich als Vegetarier (ich will noch nicht mal Tiere töten) jetzt keine Ego-Shooter mehr spielen dürfen soll, leuchtet mir nicht ein. Und wird es auch nie.

    Zu ehrgeiziges oder abnormes Verhalten bei videospielenden Kindern kann durch eine Spiele-Auswahl und zeitliche Eingrenzung minimiert werden. Im Übrigen kann es bei Kindern auch bei anderen Spielen oder sportlichen Beschäftigungen zu Streit und Unangemessenheit kommen. Das muß halt alles erst gelernt werden..

    --

    #5392791  | PERMALINK

    wa
    The Horst of all Horsts

    Registriert seit: 18.06.2003

    Beiträge: 100

    Bauer EwaldWas Darstellung von Gewalt in Spielen angeht, ist die Frage was (noch) ok ist und was gewaltverherrlichend meistens ähnlich schwer zu beantworten wie bei Filmen.

    Bei Filmen gebe ich Dir recht, aber ein Spiel, bei dem es darum geht, möglichst viele Gegner umzunieten, also das virtuelle Töten mit Punkten und Erreichen des nächst höheren Spiellevels belohnt wird, ist für mich gewaltverherrlichend.

    Anmerkung: ich muß aber zugeben, daß ich von Videospielen dieser Art so viel Ahnung wie Stoiber habe. Und den Kausalzusammenhang Videospiel und Amoklauf sehe ich auch nicht so, allerdings um so mehr eine „Verrohung“ der Gesellschaft, wenn solche Ego-Shooter-Spiele als das selbstverständlichste auf der Welt verharmlosend abgetan werden.

    --

    What's a sweetheart like me doing in a dump like this?
    #5392793  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 101

    @dougsahm

    Warte mal ab, bis deine Kinder älter sind. Wenn du als interessierter und gesprächsbereiter Vater, der auch mal mit erklärenden Warnungen und notfalls Verboten eingreift, in Erscheinung trittst, werden deine Kinder von ganz allein den verantwortungsbewussten Umgang mit dem Medium Computerspiel lernen.

    Mein Sohn ist inzwischen 22 und ein sehr toleranter und selbständiger Erwachsener geworden, der immer noch gelegentlich mit Freunden Counterstrike u.a. spielt.

    --

    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    #5392795  | PERMALINK

    klausdieter

    Registriert seit: 21.11.2006

    Beiträge: 1

    das ist purer aktionismus. solange man im vorfeld etwas hätte tun können haben zu viele leute aus seinem direktem umfeld bewusst weggeschaut. das spiel war sicher nicht die ursache des problems …

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    #5392797  | PERMALINK

    malibu

    Registriert seit: 12.12.2005

    Beiträge: 27

    Mikko@dougsahm

    Warte mal ab, bis deine Kinder älter sind. Wenn du als interessierter und gesprächsbereiter Vater, der auch mal mit erklärenden Warnungen und notfalls Verboten eingreift, in Erscheinung trittst, werden deine Kinder von ganz allein den verantwortungsbewussten Umgang mit dem Medium Computerspiel lernen.

    Wenn ich dougsam richtig verstanden habe, meinte er ja, dass verantwortungsbewusste Eltern, also u.a. genau der Vater, von dem du sprichst, die beste Lösung wären, dieses Verantwortungsbewusstsein aber nicht immer da ist/sein kann. Aus dem Grunde würde ich eine weitreichende Aufklärung/Unterstützung von Eltern begrüßen, in der Tipps gegeben werden, wie sie mit Computerspielen etc. umgehen können.
    Ich selbst habe lange kein größeres Computerspiel mehr gespielt, kann mich aber daran erinnern, dass ich die diesbezüglichen Nachfragen meiner Eltern damals überhaupt nicht ernst genommen habe, da ich ihnen keinerlei Kompetenz zugesprochen habe.

    Was die von wa angesprochene Verrohung der Gesellschaft angeht, sehe ich keine Tendenz. Computer- und auch andere Spiele hatten immer schon einen Schwerpunkt auf kriegerische Themen. Was sich verändert hat, ist die grafische Darstellung und das hat etwas mit technischem Fortschritt zu tun. Speziell pubertierende Jungen arbeiten auf diese Art und Weise Aggressionen ab, die schon alleine hormonell bedingt da sind. Traditionell wird gesagt, dass sie sie besser durch sportliche Aktivitäten abbauen sollten. Wenn ich daran denke, wie ich damals beim Fußball zusammengetreten wurde, bin ich mir nicht mal sicher, ob das stimmt.

    Was Stoiber angeht, glaube ich nicht, dass es ihm interessiert, ob es etwas bringt, „Killerspiele“ zu verbieten oder die allgemeine Sicherheit zu erhöhen. Es ist einfach eine Möglichkeit, als jemand, der etwas tu, dazustehen. Kleine, abgrundtief zynische Wahlkampftaktik halt.
    Das heißt nicht, dass es nicht sinnvoll ist, über das Thema zu diskutieren.

    --

    #5392799  | PERMALINK

    bullitt

    Registriert seit: 06.01.2003

    Beiträge: 376

    Malibu
    Was Stoiber angeht, glaube ich nicht, dass es ihm interessiert, ob es etwas bringt, „Killerspiele“ zu verbieten oder die allgemeine Sicherheit zu erhöhen. Es ist einfach eine Möglichkeit, als jemand, der etwas tu, dazustehen. Kleine, abgrundtief zynische Wahlkampftaktik halt.

    So muss man das wohl sehen. Ginge es tatsächlich um eine negative Auswirkung von Computerspielen auf Jugendliche müsste man konsequenterweise noch ganz andere Analogien herstellen. Was ist mit Autorennspielen? Es gibt wohl kaum einen namhaften Autokonzern der keine Lizenzen an Softwarehersteller verhökert. Die entwickeln dann Spiele mit so netten Namen wie „Need for Speed“, in denen man sich als Spieler dann in die neusten Modelle von Mercedes und BMW setzten und ordentlich aufs Gas treten kann. Rennen liefert man sich dabei nicht etwas auf abgesperrten Rennstrecken sondern auf stark befahrenen, real existierenden Landstraßen. Der Kick liegt darin, dem Gegenverkehr auszuweichen und der Polizei zu entkommen.
    Wenn man sich jetzt überlegt, wie viele Kids alltäglich ihre Komplexe im realen Leben auf deutschen Straßen in ihren aufgemotzten Polos ausleben und mit ihrem und dem Leben Unbeteiligter bezahlen wird deutlich, dass das in keine Relation zu amoklaufenden Psychos steht. Aber klar, daran hat man sich gewöhnt und auf die Tube tritt Papa ja auch gerne mal. Klar, die Diffamierung böser ‚Killerspiele’ eignet sich da natürlich eher für Propaganda und Selbstprofilierung, denn davon hat man als 65 Jähriger bayrischer Ministerpräsident im Zweifelsfall genauso wenig Ahnung wie Papa und Mama. Eine Unwissenheit, die sich bestens eignet, um einen solchen Popanz zu veranstalten. Da schwingt man dann gerne mit der Moralkeule, denn anders als bei Autorennspielen sind hier ja auch keine Lobbygruppen respektive bayrische Vorzeigeunternehmen betroffen. Eine AK-47 wird der kleine zockende Bub später wohl kaum kaufen, einen BMW aus „Need for Speed“ hingegen schon eher.

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    #5392801  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 101

    Alles richtig, Malibu.
    Aber dann müssen wir nicht über Computerspiele diskutieren oder über ganz normalen Aggressionsabbau bei Pubertierenden, sondern über den Zustand unserer Gesellschaft im Großen und Ganzen. Über „Unterschichten“, Folgen von Hartz IV, Bildungsmisere, etc.
    Was der Herr Stoiber da anprangert ist in letzter Konsequenz auch indirekte Folge der von ihm selbst praktizierten Politik.

    --

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