Quentin Tarantino

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  • #2023357  | PERMALINK

    latho
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    Flint HollowayDas ganze mag durchaus eine Verbeugung vor Pam Grier gewesen sein, aber die stilistischen Anleihen an das Blaxploitation Kino gehen dann doch über mehr als ein Paar Verweise hinaus. Und dass irgendeine Dekonstruktion nicht unbedingt die Grundintetion Tarantinos war würde ich gar nicht bestreiten wollen. Schließlich war das ganze ja die Adaption eines Stoffes der mit meinem Geschreibe von oben gar nichts zu tun hat. Aber allein das Endergebniss betrachtet stellt Jackie Brown für mich, was den Umgang mit dem Genrekino betrifft, dann doch so etwas wie einen exakten Gegenpol zu seinen anderen Filmen dar.

    Ich würde nicht sagen, dass die Figuren in Jackie Brown so einen Gegenpol zu ihren Genre-Vorgängern/-vorbildern darstellen, auch nicht im Vergleich zu den Figuren in anderen Filmen. In Death Proof zB. – in meinen Augen eine Homage an die (Film-)Frauen – ist ja der wilde Fahrer a) ein mörderisch-mysogynes Arschloch und noch nicht mal die Hauptfigur.

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    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
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    #2023359  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

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    nerea87Max ist im Closeup zu sehen, und von da aus hat Tarantino den Film konzipiert. Und da steht er direkt neben Rohmers Magali, die im Weinberg sagt, „Ja, das ist der Mont Ventoux“. Insofern eher umgekehrt als bei zu John Ford: von den Figuren auf den Plot gekommen. Die Anfangssequenz gehört dagene ganz Pam Grier und führt auch von der Figur in den Plot (wenn dann die Detektive sie anhalten).

    Der lange, fast gemütliche Plot, der auch kaum Gewaltszenen zeigt, alle drei Morde sind eher nebenbei gezeigt und wirken deswegen vielleicht umso bedrückender, ist formal betrachtet, ist nur ein Zwischenspiel zwischen den beiden Hauptfiguren Jackie und Max, so als würde er nur erzählt werden müssen für die, die zu den beiden Szenen – Grier am Anfang und Forster am Ende – noch eine Erklärung benötigen.

    Und dann holt Tarantino halt aus, weil wer weiß, dass er es mit uns Begriffsstutzigen zu tun hat. Sicherheitshalber erzählt er die Geldübergabe gleich dreimal, und das ganz Wunderbare ist, dass er damit nebenbei auch die Spannung aus der Szene nimmt, damit wir, die Begriffstutzigen, uns nicht auf irgendeinen nebensächlichen Krimi/Actionplot konzentrieren müssen. Ganz große Kunst und bis Inglorioius Basterds sein reifstes Werk.

    Will denn hier gar keine mal eine Lanze für Kill Bill brechen? :-)
    Sicherlich sein „Bauch-Film“, alles zielgerichtet, wilde Stilübung, Homage an eine Frau, Wucht von der ersten bis zur letzten Szene. Wirkt dadurch actionreicher als die anderen Filme, aber auch Kill Bill würde ich übrigens nicht als rein amerikanischen Film betrachten (wenn man mal Action etc. als US-eigenes Stilmittel betrachten will).

    Flint HollowayMein Gedanke war ja eben, dass in Jackie Brown eben der Plot die stilistische Hülle ineinanderfallen lässt, weil der sich eben nicht am typischen Blaxploitation Kino orientiert.

    Siehe meinen Post oben – ich finde da fällt JB gar nicht so sehr aus der Reihe, die Elemente finde ich in fast allen QT-Filmen.

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    #2023361  | PERMALINK

    flint-holloway

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    @latho:

    Da schlaf ich mal drüber. Vol.2 der Diskussion dann morgen nach der Arbeit.

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    #2023363  | PERMALINK

    nerea87

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    lathoDas finde ich gut formuliert und geschlussfolgert (Thin Red Line war mir im übrigen auch zu lang, andere Malick-Filme dagegen fast schon zu kurz…).
    Das ist das, was ich ursprünglich meinte: egal ob der QT-Film nun europäischer oder amerikanischer ist, als reines Erzählkino des aktuellen Zuschnitts, in dem die Schnitte und Handlungsfolgen mit dem Sekunderzeiger getimt werden, darf man QT nicht sehen. Dass seine Filme allgemein aber funktionieren, sieht man ja am Zuspruch zu IB. Vielleicht – Querverweis auf den 80er-Jahre-Doku-Thread – kann das ja das Ende der schnellen Bildfolgen im Kino bedeuten.

    Danke.

    Genau, Tarantino macht keine kalkulierten Filme in dem Sinne einer gutgelernten Konvention (Sid Fields Drehbuchschreibanleitungsbücher z.B.) sondern im Sinne einer Leidenschaft, eines Dranges. Da werden keine Schnitte durchgerechnet, sondern er konstruiert seine Filem von der Überlegung her, wie er sein Ansinnen am besten rüberbringen kann, wobei es ihn zu Bildern drängt.

    Das „Formulieren von Bildern“ scheint mir übrigens Tarantinos zentrales Anliegen, Drang, Antrieb, zu sein.

    --

    ...falling faintly through the universe...
    #2023365  | PERMALINK

    nerea87

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    Beiträge: 3,185

    lathoWill denn hier gar keine mal eine Lanze für Kill Bill brechen? :-)

    Siehe meinen Post oben – ich finde da fällt JB gar nicht so sehr aus der Reihe, die Elemente finde ich in fast allen QT-Filmen.

    Ich finde Kill Bill 1 ganz toll, aber ich liebe Jackie Brown,, sorry. Und beide Filem sind angefüllt mit „Tarantino“. Diese Erkennbarkeit von Tarantino trägt, für mich, zu seiner Bedeutung als Regisseur bei. Ich finde, dass man bei vielen Filmen ansehen kann, ob sie nach oder vor Pulp Fition entstanden sind (dem stilbildendenen Tarantinofilm par excellence).

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    ...falling faintly through the universe...
    #2023367  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

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    lathoFellini zur Zeit von Dolce Vita?

    Fellini at his most redselig. Die vierzig Minuten Baratmosphäre als so eine Art „Amacord“ Pastiche.

    Flint HollowayDas ganze mag durchaus eine Verbeugung vor Pam Grier gewesen sein, aber die stilistischen Anleihen an das Blaxploitation Kino gehen dann doch über mehr als ein Paar Verweise hinaus. Und dass irgendeine Dekonstruktion nicht unbedingt die Grundintetion Tarantinos war würde ich gar nicht bestreiten wollen. Schließlich war das ganze ja die Adaption eines Stoffes der mit meinem Geschreibe von oben gar nichts zu tun hat. Aber allein das Endergebniss betrachtet stellt Jackie Brown für mich, was den Umgang mit dem Genrekino betrifft, dann doch so etwas wie einen exakten Gegenpol zu seinen anderen Filmen dar.

    Ja, verständlich. In der Regel wird JACKIE BROWN ja auch als Tarantinos reifster, im Tonfall ausgewogen ruhigster Film bezeichnet, eine Art „Anti-Pulp Fiction“ etc. womit ich auch weiterhin nicht sonderlich konform gehe. Kann es denn auch schlichtweg sein, daß QT sich in erster Linie auf den Erzählfluss der Vorlage einließ und dies einerseits eine andere Methode des Filmens & Erzählens zur Folge hatte, andererseits aber eben auch nicht unbedingt über das Formale hinausgehend in direkter Folge ein Indiz für erlangte Reife sein muss, schon gar nicht wenn PULP FICTION dazu passend & retrospektiv als der wesentlich weniger in irgendwelche Tiefen gehende Film einsortiert wird (und erst recht nicht, wenn das mit DEATH PROOF passiert, der – klatsch klatsch klatsch – besser als beide ist)

    nerea87Max ist im Closeup zu sehen

    Nein, sir. Zuletzt sieht man Griers Gesicht und ihre Lippen, wie sie sich bewegen.

    lathoWill denn hier gar keine mal eine Lanze für Kill Bill brechen?

    Broken Lance. Auch ebenso gerne für den zweiten Teil.

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #2023369  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

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    Beiträge: 37,712

    nerea87Danke.

    Genau, Tarantino macht keine kalkulierten Filme in dem Sinne einer gutgelernten Konvention (Sid Fields Drehbuchschreibanleitungsbücher z.B.) sondern im Sinne einer Leidenschaft, eines Dranges. Da werden keine Schnitte durchgerechnet, sondern er konstruiert seine Filem von der Überlegung her, wie er sein Ansinnen am besten rüberbringen kann, wobei es ihn zu Bildern drängt.

    Das „Formulieren von Bildern“ scheint mir übrigens Tarantinos zentrales Anliegen, Drang, Antrieb, zu sein.

    Godard nennt das Kino. QT wahrscheinlich auch.

    Napoleon DynamiteFellini at his most redselig. Die vierzig Minuten Baratmosphäre als so eine Art „Amacord“ Pastiche.

    Stimmt, passt noch besser.

    Napoleon Dynamite
    Ja, verständlich. In der Regel wird JACKIE BROWN ja auch als Tarantinos reifster, im Tonfall ausgewogen ruhigster Film bezeichnet, eine Art „Anti-Pulp Fiction“ etc. womit ich auch weiterhin nicht sonderlich konform gehe. Kann es denn auch schlichtweg sein, daß QT sich in erster Linie auf den Erzählfluss der Vorlage einließ und dies einerseits eine andere Methode des Filmens & Erzählens zur Folge hatte, andererseits aber eben auch nicht unbedingt über das Formale hinausgehend in direkter Folge ein Indiz für erlangte Reife sein muss, schon gar nicht wenn PULP FICTION dazu passend & retrospektiv als der wesentlich weniger in irgendwelche Tiefen gehende Film einsortiert wird (und erst recht nicht, wenn das mit DEATH PROOF passiert, der – klatsch klatsch klatsch – besser als beide ist)[…]

    Siehe mein Ranking und Zustimmung: vielleicht war ja der allgemeine Zuspruch für Jackie Brown der Tatsache geschuldet, dass die Gewaltausbrüche, die bei Pulp Fiction noch im Vordergrund standen, bei JB eher zurückgenommen waren. Dazu kein (offensichtlciher Zynismus), keine Killer als Hauptpersonen etc. – da lobt man dann erleichtert JB – und ist verwirrt von Kill Bill (ich meine damit aber keinen der hier Postenden).

    Napoleon Dynamite
    Broken Lance. Auch ebenso gerne für den zweiten Teil.

    Erwischt. Hat bei mir knapp fünf Sterne, der erste locker fünf.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #2023371  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

    Beiträge: 4,180

    Die Kangol Mützen sollten nicht unerwähnt bleiben, weil die mit „Jackie Brown“
    wieder etwas in Mode kamen. Eigentlich stehen die Mützen doch nur Pam Grier und Samuel L. Jackson so richtig, was meint ihr?

    --

    #2023373  | PERMALINK

    Anonym
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    Napoleon DynamiteNochmal gewendet für mich, P. Das ist doch eben das Amerikanische daran, das liebevoll Detaillierte an den Charakteren ergibt sich erst aus dem Plot, daraus wie sie in die Handlung eingewoben sind und was sie als rein ästhetische Figuren auszeichnet, wenn die (an sich ja tatsächlich banale, routinierte) Story dann mal aufgegangen ist & zurücktritt. (…)

    QTs „amerikanisches Storytelling“-Aussage bezog sich aufs klassische, „schnörkellose“ Erzählen im Geiste der filmischen Väter und Urväter, aufs Darreichen einer Story im eigentliche Sinn aus welcher sich dann alles weitere entwickelt, nur darum gings. Klar steckt bspw. in einem John Ford Film mehr als bloßes Abhandeln und Herunterleiern einer Geschichte (schon bei Griffith, wenn man so will): Details, Charaktere, Folklore, Plotlines, die sich aus Charakteren formen etc. Alles vorhanden und im Erzählgestus sozusagen verankert. Ein eventuelles „Autorenprinzip“ jedoch völlig ausklammernd, sind diese Filme, im Gegensatz zum europäischen Film-Erzählen, aber in allererster Linie dem reinen Erzählen einer Geschichte verhaftet (bei einem wie Hawks hingegen könnte die narrative Kluft zu Ford nicht größer sein), um welches sich dann alles weitere drapiert und untermengt (dass sich dabei um den eigentlichen Plot weitere Vertiefungen ergeben und entfalten, ist eigentlich selbstredend und liegt in der Natur des Narrativen), während die Europäer es auch mühelos schaffen, eine Story „ohne eine Story“ zu erzählen, was wiederum einem anderen Background obliegt und verpflichtet ist, einem anderen Fokus, anderen Konventionen, kulturellen Dimensionen, Konditionierungen, Sichtweisen usw. Im Sinne des ureigentlichen US-Amerikanischen Erzählens würde dies eher wie eine aufgesetzte falsche Tonart wirken. War’s Dieter Meier, der mal konstatierte, „A Bout De Souffle“ habe keine eigentliche Handlung, sondern bestehe komplett aus „Zustand“? Das trifft den Punkt zur Unterscheidung jedenfalls haargenau.
    Das Wissen und die Kenntnis/Voraussetzung über das Funktionieren der Genre-Elemente (also in etwa die Kenntnis des „Davor“) erlaubt erst das Durchbrechen derselben.

    --

    #2023375  | PERMALINK

    latho
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    Registriert seit: 04.05.2003

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    pinch[…] Im Sinne des ureigentlichen US-Amerikanischen Erzählens würde dies eher wie eine aufgesetzte falsche Tonart wirken. War’s Dieter Meier, der mal konstatierte, „A Bout De Souffle“ habe keine eigentliche Handlung, sondern bestehe komplett aus „Zustand“? Das trifft den Punkt zur Unterscheidung jedenfalls haargenau.
    […]

    Dieter „Yellow“ Meier? Zutrauen würde ich es ihm.
    Ich halte es für falsch, einen Gegensatz Hawks-Ford aufzubauen (nur als Anmerkung, Du hattest das nicht geschrieben), den die beiden ja auch nie sahen.
    Ansonsten volle Zustimmung, prägnant formuliert.

    --

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    #2023377  | PERMALINK

    Anonym
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    lathoDieter „Yellow“ Meier? Zutrauen würde ich es ihm.

    Ja, genau. Der YELLO Meier. Kluger Mann.

    lathoIch halte es für falsch, einen Gegensatz Hawks-Ford aufzubauen (nur als Anmerkung, Du hattest das nicht geschrieben), den die beiden ja auch nie sahen.

    Irgendeinen gestelzten Gegensatz zB. durch Überintellektualisierung herausfiltern zu wollen wäre sicher falsch (abgesehen davon dämlich), aber es ging mir bei Hawks und Ford um strukturelle Unterscheidungen: In der Entfaltung filmischen Erzählens werden dort auf narrativer Ebene gewisse Gegensätze nunmal deutlich. Hawks verlässt mitunter den Schauplatz seiner Handlung mit kühner Selbstverständlichkeit (oder schert sich tatsächlich wer bspw. bei THE BIG SLEEP um den Krimiplot?), Ford hingegen hält konsequent an der Storyline fest. Bei ihm (Ford) steht, ungeachtet jeglicher Ausschmückung und persönlicher Note, zuallererst diee klassische Story im Vordergrund, bei Hawks sinds die eigenen Vorlieben und Neurosen.

    --

    #2023379  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

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    pinchQTs „amerikanisches Storytelling“-Aussage bezog sich aufs klassische, „schnörkellose“ Erzählen im Geiste der filmischen Väter und Urväter, aufs Darreichen einer Story im eigentliche Sinn aus welcher sich dann alles weitere entwickelt, nur darum gings. […] Ein eventuelles „Autorenprinzip“ jedoch völlig ausklammernd, sind diese Filme, im Gegensatz zum europäischen Film-Erzählen, aber in allererster Linie dem reinen Erzählen einer Geschichte verhaftet […] um welches sich dann alles weitere drapiert und untermengt

    Right, gut auf den Punkt gebracht. Aber auf diese Weise funktioniert dann doch eben in erster Linie bei QT JACKIE BROWN, oder? Reine Zustände, auch gerade im Sinne losgelöster Sequenzen sehe ich stärker in seinen anderen Filmen (RESERVOIR DOGS natürlich ausgenommen), da ist die Konzentration auf einen sich durchgehend entwickelnden Plot nicht so wichtig resp. auch nicht gewollt.

    pinchJa, genau. Der YELLO Meier. Kluger Mann.

    Nicht unbedingt on topic, aber: Gibt es von Meiers diversen Concept Art Happenings eigentlich irgendwelche Aufnahmen, Dokumentationen etc.?

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #2023381  | PERMALINK

    latho
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    Registriert seit: 04.05.2003

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    pinchJa, genau. Der YELLO Meier. Kluger Mann.

    Früher hat er mich manchmal genervt, aber zB. in der 80er-Doku spricht er ein paar wahre Worte, bzw. erzählt treffende Geschichten.

    pinch
    Irgendeinen gestelzten Gegensatz zB. durch Überintellektualisierung herausfiltern zu wollen wäre sicher falsch (abgesehen davon dämlich), aber es ging mir bei Hawks und Ford um strukturelle Unterscheidungen: In der Entfaltung filmischen Erzählens werden dort auf narrativer Ebene gewisse Gegensätze nunmal deutlich. Hawks verlässt mitunter den Schauplatz seiner Handlung mit kühner Selbstverständlichkeit (oder schert sich tatsächlich wer bspw. bei THE BIG SLEEP um den Krimiplot?), Ford hingegen hält konsequent an der Storyline fest. Bei ihm (Ford) steht, ungeachtet jeglicher Ausschmückung und persönlicher Note, zuallererst diee klassische Story im Vordergrund, bei Hawks sinds die eigenen Vorlieben und Neurosen.

    Führt langsam zu weit weg, aber bei Ford sehe ich das auch nicht unbedingt (aber klar: andere Mittel als Hawks) – wenn Ford plötzlich „die Kamera aufmacht“ (wie ich das immer nenne) und seine Figuren vor dem Panorama der Natur zeigt, sie einbettet in eine mystische Mensch-Natur-Verbindung, das ist nicht unbedingt plotdienlich.
    Nochmal, übereinstimmend mit Napo: bei Jackie Brown sehe ich auch eher Plotorientiertes.

    --

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    #2023383  | PERMALINK

    Anonym
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    lathobei Jackie Brown sehe ich auch eher Plotorientiertes.

    Naja, allein die Adaption einer Romanvorlage legt dies ja auch nahe. Und um das Garn somit wieder näher bei Tarantino zu knüpfen: Entscheidend sind bei JACKIE BROWN dennoch die Momente zwischen dem Geschehen, abseits des eigentlichen Plots. Etwa die Sequenz, in der sich Grier und Forster übers Älterwerden unterhalten, oder die Szene, in der sie aus dem Knast entlassen wird und Forster sie zum erstenmal sieht undundund. Aus einer epischen Crimestory wird plötzlich ein Rohmerfilm. So fühlt sich der Film jedenfalls über weite Strecken an. Und so ruhig und selbstsicher war Tarantino seither auch nur noch selten. Fast schon, als wollte er damit selbst so ein klein wenig der damaligen „Tarantinomania“ entgegenwirken.

    --

    #2023385  | PERMALINK

    thelonica

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    pinchEtwa die Sequenz, in der sich Grier und Forster übers Älterwerden unterhalten, oder die Szene, in der sie aus dem Knast entlassen wird und Forster sie zum erstenmal sieht undundund. Aus einer epischen Crimestory wird plötzlich ein Rohmerfilm. So fühlt sich der Film jedenfalls über weite Strecken an. Und so ruhig und selbstsicher war Tarantino seither auch nur noch selten. Fast schon, als wollte er damit selbst so ein klein wenig der damaligen „Tarantinomania“ entgegenwirken.

    In den 90ern hat er ja sogar seinen Namen für „Chungking Express“ hergegeben bzw. den Film in den USA präsentiert (Poster, Verleih), oder gepusht. Ich kann nicht mehr sagen wie stark er da mit dem Filmverleih kooperiert hat, aber etwas überraschend/ungewöhnlich war´s schon. Filmemacher helfen ja gerne Filmemachern und die frühen Filme von Wong Kar-Wai waren ihm zu dem Zeitpunkt wahrscheinlich schon bekannt. Nur wegen seinem damaligen Image hat er das sicherlich nicht gemacht. Ich könnte mir gut vorstellen, daß wir seine „sensible Seite“ stark unterschätzen.

    Kinogänger können jedenfalls froh sein, daß es Tarantino gibt, auch wenn sie nicht mit jedem seiner Filme sofort was anfangen können.

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