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Ist das Jazz? In den „Ich höre gerade …“-Thread passt das jedenfalls nur bedingt. Aber hier passt es auf jeden Fall – und vor allem passt es zu den aktuellen Außentemperaturen, auch wenn heute die 30°-Marke wohl knapp nicht geknackt wird.
The Hot Spot – Original Soundtrack (1990)
Die Musik vom / zum herrlich guten schlechten Film The Hot Spot von Dennis Hopper, den ich damals gern gesehen habe. Ich weiß nicht, ob das Zusammentreffen von Miles Davis und John Lee Hooker (und Taj Mahal und anderen) eher eigenartig oder völlig selbstverständlich ist. Die Musik klingt jedenfalls so, als gehört das genau so und nicht anders.
He: „I swear to God, I’ll kill you!“
She: „No, you won’t. Not now. Now kiss me!“--
„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Highlights von Rolling-Stone.deDie 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten
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Werbunginteressant. ich fülle gerade meine late-miles-lücken und da ist dieser soundtrack irgendwann auch noch dran (ich habe dunkle erinnerungen daran, dass mir ein stück namens „bank robbery“ damals sehr gut gefiel, lief im radio). in george coles‘ buch „last miles“, das ich parallel gerade lese, steht wenig zu THE HOT SPOT – nur dass hopper und miles alte freunde waren und es so zu diesem generisch runtergerockten projekt gekommen sei.
ich kenne weder diesen, noch die anderen filme, zu denen es miles-soundtracks gibt: STREET SMART, DINGO und SIESTA. letzteren höre ich gerade:
gefällt mir nicht sehr, klingt gegenüber TUTU mittlerweile ziemlich schlecht gealtert, was vor allem an den synthie-imitationen von akustischen instrumenten liegt, finde ich. wenn ich lese, dass die musik quasi in 2 wochen geschrieben und aufgenommen wurde, und die lp-version anschließend an nur 4 tagen gemixt, kann ich mir einiges erklären – und für einen film funktioniert das ganze bestimmt ziemlich gut. muss ich mal überprüfen.
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vorgarteninteressant. ich fülle gerade meine late-miles-lücken und da ist dieser soundtrack irgendwann auch noch dran (ich habe dunkle erinnerungen daran, dass mir ein stück namens „bank robbery“ damals sehr gut gefiel, lief im radio). in george coles‘ buch „last miles“, das ich parallel gerade lese, steht wenig zu THE HOT SPOT – nur dass hopper und miles alte freunde waren und es so zu diesem generisch runtergerockten projekt gekommen sei.
Ich finde den Soundtrack von The Hot Spot sehr gut. Das ist aber eigentlich kein Miles Davis-Album, eher das Werk des Komponisten und Produzenten Jack Nitzsche, der wie ein Regisseur hier ein Klangszenario entwirft und John Lee Hooker und Miles Davis in Szene setzt. Funktioniert auch gut ohne den Film. Bank Robbery ist dabei ein Höhepunkt.
ich kenne weder diesen, noch die anderen filme, zu denen es miles-soundtracks gibt: STREET SMART, DINGO und SIESTA. letzteren höre ich gerade: (…) gefällt mir nicht sehr, klingt gegenüber TUTU mittlerweile ziemlich schlecht gealtert, was vor allem an den synthie-imitationen von akustischen instrumenten liegt, finde ich. wenn ich lese, dass die musik quasi in 2 wochen geschrieben und aufgenommen wurde, und die lp-version anschließend an nur 4 tagen gemixt, kann ich mir einiges erklären – und für einen film funktioniert das ganze bestimmt ziemlich gut. muss ich mal überprüfen.
Ich kenne keinen der genannten Filme und auch nicht die Soundtracks. Eine Siesta an sich erscheint mit aktuell als eine gute klimagerechte Maßnahme.
So wie Du die Musik des Soundtracks beschreibst, glaube ich aber, darauf verzichten zu können. The Hot Spot ist übrigens sehr gut gealtert – aber diese Musik klang auch schon 1990 irgendwie vintage.
Ich kenne nur eine paar Bruchstücke von Miles Davis post-1980. Außer The Hot Spot hatte ich auch mal Amandla von 1989. Die war eigentlich nicht schlecht, dennoch habe ich sie dummerweise mal aussortiert, was ich jetzt bereue.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)hinweis:
es gibt drüben eine umfrage zu den besten (liebsten?) miles-davis-alben:
http://forum.rollingstone.de/foren/topic/umfrage-die-besten-miles-davis-alben/eine liste mit allen abgesprochenen kandidaten und eine aufstellung der regeln gibt es im ersten post (kann natürlich im einzelfall nochmal diskutiert werden).
bitte mitmachen, wer mindestens 20 alben zusammenkriegt
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vorgartenhinweis:
es gibt drüben eine umfrage zu den besten (liebsten?) miles-davis-alben:Jeder Einzelne listet natürlich seine liebsten Alben, am Ende gibt es dann eine Auswertung mit den besten Alben.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...Ich tu das mal hier hin. Anlässlich der Miles Davis-Top 20 nach langer Zeit mal wieder angehört.
Miles Davis – Big Fun (1974 / 2000)
1974 als Doppel-LP mit 4 jeweils mehr als 20-minütigen Titeln veröffentlicht, 2000 mit doppelter Titel-Anzahl und ca. 50% längerer Laufzeit als Doppel-CD wiederveröffentlicht. Aus Sessions von 1969 bis 1972 zusammengebastelt. Ursprünglich wohl von der Kritik achselzuckend bis kopfschüttelnd bewertet und vom Publikum liegen gelassen.
Mit kommt es so vor, als würde Big Fun alle Vor- und Nachteile von In A Silent Way, Bitches Brew, Jack Johnson und On The Corner vereinen, wobei ich dann auch nicht mehr so recht unterscheiden kann, was eigentlich die jeweiligen Vorteile einerseits und die Nachteile andererseits sind. Das mäandriert dahin, ufert aus, schwebt, gooved, rockt, ist monoton, wechselt überraschend Tempo, Rhythmus und Stimmung, ist still und kreischt hat auch mal Längen und dann wiederum überstürzen sich die Ereignisse. Einerseits scheint das spontan entstanden zu sein, andererseits ist es von Teo Macero im Studio offensichtlich zusammengeklebt worden. Da gibt es lose Enden und ich kann nicht entscheiden, ob das enttäuschend ist oder spannend. So oder so kaum zu fassen!
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)friedrichSo oder so kaum zu fassen!
schwer zu fassen finde ich es eigentlich nicht. recht einfache riffs, drones, z.t. auch genre-referenzen (der lange blues-mittelteil in „go ahead john“). die darüber schwebenden simpelmelodien (das schönste ist die aus dem bonustrack, „recollections“) überfordern auch nicht. aber der mix ist immersiv. macero hat damals wohl versucht, die hör-erfahrung zu erweitern, die soundscapes wandern, es gibt artifizielle wellen, obwohl die originalaufnahmen schon sehr reich sind an stimmungen, details und nuancen (vergleich mal den „ife“-mix hier mit der o-version auf deiner OTC-box). die idealen hörer*innen sitzen dazu wohl fest im stereophonischen hifi-dreieck und haben vielleicht etwas bewusstseinerweiterndes konsumiert. nebenbei kann ich das nicht hören, sowieso nicht immer, aber wann immer ich lust auf den trip habe, funktioniert’s.
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vorgarten
friedrichSo oder so kaum zu fassen!
schwer zu fassen finde ich es eigentlich nicht. recht einfache riffs, drones, z.t. auch genre-referenzen (der lange blues-mittelteil in „go ahead john“). die darüber schwebenden simpelmelodien (das schönste ist die aus dem bonustrack, „recollections“) überfordern auch nicht. aber der mix ist immersiv. macero hat damals wohl versucht, die hör-erfahrung zu erweitern, die soundscapes wandern, es gibt artifizielle wellen, obwohl die originalaufnahmen schon sehr reich sind an stimmungen, details und nuancen (vergleich mal den „ife“-mix hier mit der o-version auf deiner OTC-box). die idealen hörer*innen sitzen dazu wohl fest im stereophonischen hifi-dreieck und haben vielleicht etwas bewusstseinerweiterndes konsumiert. nebenbei kann ich das nicht hören, sowieso nicht immer, aber wann immer ich lust auf den trip habe, funktioniert’s.
Ich finde es schwer, diese Musik überhaupt zu beschreiben. Ich habe das Album gestern in voller Länge einmal angehört. Jeder einzelne der + 20-Minüter ist eine sich ständig wandelnde ausufernde Welt für sich. Ich erkenne am Anfang nicht, wohin das führt und am Ende weiß ich nicht mehr, wie das angefangen hat. Und das umso mehr am Ende das gesamten Albums. Jetzt einen Tag später aus der Erinnerung darüber zu schreiben ist nochmal schwieriger. Ich habe das aber auch nicht voll konzentiert im Hifi-Dreieck gehört – jedoch nebenbei zwei mehr oder weniger bewusstseinserweiternde Flaschen Bier getrunken.
Man hört auch, dass das ursprünglich nicht so zur Veröffentlichung auf einem einzigen Album vorgesehen war, sondern erst Jahre später zusammengestellt wurde. Das Album als ganzes hat nicht die jeweilige Prägnanz vom eleganten Gleiten von In A Silent Way, vom elektrischen Dschungel von Bitches Brew, dem muskulösen Rock von Jack Johnson oder dem abstrakten Funk von On The Corner. Da mischen sich verschieden Sachen, wie z.B. John McLaughlins aberwitziges Gitarrensolo, das sich anhört, wie aus Jack Johnson rausgeschnitten, zerschreddert und hier in anderer Form reinkopiert.
Faszinierend ist das aber allemal!
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)vorgarten nebenbei kann ich das nicht hören, sowieso nicht immer, aber wann immer ich lust auf den trip habe, funktioniert’s.
Bei mir genau anders. Wenn überhaupt könnte ich das Album nur nebenbei laufen lassen, weil ich die rein sensitive Ebene der Musik durchaus o.k. finde. Ein konzentriert-bewusstes Zuhören aber scheitert bei mir an den für meinen Geschmack völlig übertrieben und damit zu langatmig in Szene gesetzten repetitiven Strukturen. Bei den meisten Tracks dauert es wohl keine 5 Minuten, dann bin ich weg mit meiner Aufmerksamkeit. Dass einige Tracks von der zeitlichen Ausdehnung her so ausufern müssen, ist mir eher ein Ärgernis als nachvollziehbar – wenngleich ich schon öfter gelesen habe, dass es Hörer wie dich gibt, die das wertschätzen. Aber für meine Top 20 jedenfalls spielt „Big fun“ überhaupt keine Rolle. Es fällt sogar in die Kategorie „verzichtbar“.
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Gestern Abend Tutu gehört. Da gibt es eine dub-mäßige Stelle, weiß nicht genau welcher track, den Massive Attack in Save From Harm gesampelt haben. Allein deswegen gefällt mir das Album.
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,509
isotopeGestern Abend Tutu gehört. Da gibt es eine dub-mäßige Stelle, weiß nicht genau welcher track, den Massive Attack in Save From Harm gesampelt haben. Allein deswegen gefällt mir das Album.
Das ist – für sich alleine genommen – ein gutes Album …. im MD Gesamtkontext ein „Ausläufer“,. was bei der Epik seines Werkes wohl keine schlechte Nachrede darstellt ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)Habe da glaube ich was durcheinander gebracht, Save From Harm ist es nicht… egal, irgendwo auf Blue Lines ist eine Stelle von Tutu gesampelt. Vielleicht weiß das jemand? Kurze Recherche hat nichts ergeben.
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isotopeGestern Abend Tutu gehört. Da gibt es eine dub-mäßige Stelle, weiß nicht genau welcher track, den Massive Attack in Save From Harm gesampelt haben. Allein deswegen gefällt mir das Album.
Kann es sein dass du da etwas verwechselst? Ich habe selbst erst kürzlich herausgefunden dass „Safe From Harm“ sich großzügig bei „Spectrum“ von Billy Cobham bedient, das steht auch so in der englischen Wikipedia. Von Davis steht da aber nichts.
Edit: Sehe gerade dass du es selbst bemerkt hast. In den Sample Credits von „Blue Lines“ (wohl mein liebstes MA-Album, btw.) in der Wikipedia steht allerdings auch nichts von Davis. Gut möglich dass dort aber auch auch nicht alle Samples aufgeführt sind.
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isotopeHabe da glaube ich was durcheinander gebracht, Save From Harm ist es nicht… egal, irgendwo auf Blue Lines ist eine Stelle von Tutu gesampelt. Vielleicht weiß das jemand? Kurze Recherche hat nichts ergeben.
ich weiß nur, dass das dubbige „don’t lose your mind“, das vorletzte stück auf TUTU, von queen latifah gesampelt wurde (dieser tolle jaulende sound ist die e-violine von michal urbaniak):
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So, ich habe mir jetzt mal eine Playlist mit der ursprünglichen 1974er Tracklist von Big Fun gebastelt. Auch das ist mit 4 Tracks über 20 min und insgesamt über 1,5 Laufzeit schon eine Herausforderung. Aber vllt wird das so etwas übersichtlicher.
Und aus der On The Corner-Box, die ja wahrlich ein siebenköpfiger Drache ist, habe ich das Album Get Up With It herausdestilliert. Allein 2 Tracks darauf sind über 30 min, Insgesamt mehr als 2 h Laufzeit … Eine weitere Herausforderung!
Ja, und auf der Box darauf verbirgt sich auch noch eine andere Version von Ife …
Miles war in der ersten Hälfte der 70er offenbar völlig maßlos. Es gibt nicht nur massenhaft Aufnahmen, sie sind auch ausufernd und berauschend.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme) -
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