Antwort auf: Miles Davis

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friedrich

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vorgarten

friedrichSo oder so kaum zu fassen!

schwer zu fassen finde ich es eigentlich nicht. recht einfache riffs, drones, z.t. auch genre-referenzen (der lange blues-mittelteil in „go ahead john“). die darüber schwebenden simpelmelodien (das schönste ist die aus dem bonustrack, „recollections“) überfordern auch nicht. aber der mix ist immersiv. macero hat damals wohl versucht, die hör-erfahrung zu erweitern, die soundscapes wandern, es gibt artifizielle wellen, obwohl die originalaufnahmen schon sehr reich sind an stimmungen, details und nuancen (vergleich mal den „ife“-mix hier mit der o-version auf deiner OTC-box). die idealen hörer*innen sitzen dazu wohl fest im stereophonischen hifi-dreieck und haben vielleicht etwas bewusstseinerweiterndes konsumiert. nebenbei kann ich das nicht hören, sowieso nicht immer, aber wann immer ich lust auf den trip habe, funktioniert’s.

Ich finde es schwer, diese Musik überhaupt zu beschreiben. Ich habe das Album gestern in voller Länge einmal angehört. Jeder einzelne der + 20-Minüter ist eine sich ständig wandelnde ausufernde Welt für sich. Ich erkenne am Anfang nicht, wohin das führt und am Ende weiß ich nicht mehr, wie das angefangen hat. Und das umso mehr am Ende das gesamten Albums. Jetzt einen Tag später aus der Erinnerung darüber zu schreiben ist nochmal schwieriger. Ich habe das aber auch nicht voll konzentiert im Hifi-Dreieck gehört – jedoch nebenbei zwei mehr oder weniger bewusstseinserweiternde Flaschen Bier getrunken. ;-)

Man hört auch, dass das ursprünglich nicht so zur Veröffentlichung auf einem einzigen Album vorgesehen war, sondern erst Jahre später zusammengestellt wurde. Das Album als ganzes hat nicht die jeweilige Prägnanz vom eleganten Gleiten von In A Silent Way, vom elektrischen Dschungel von Bitches Brew, dem muskulösen Rock von Jack Johnson oder dem abstrakten Funk von On The Corner. Da mischen sich verschieden Sachen, wie z.B. John McLaughlins aberwitziges Gitarrensolo, das sich anhört, wie aus Jack Johnson rausgeschnitten, zerschreddert und hier in anderer Form reinkopiert.

Faszinierend ist das aber allemal!

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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)