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AutorBeiträge
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kenny burrell, rufus reid, ben riley, listen to the dawn (1980/83)
das kannte ich nicht und bin direkt ein bisschen verliebt. ein sehr intimes, konzentriertes album, fast ausschließlich aus balladen, das sehr vom postbop-bass von reid profitiert, der sich zwar nicht in den vordergrund spielt, aber doch sehr viel sinnvollen aufwand betreibt. riley spielt dagegen fast an der grenze zum nicht-hörbaren, manchmal kommen so eigenartige schattengrooves zustande, aber der spot liegt auf dem gitarristen, der sein material in alle schichten und richtungen auslotet. wenn ich die version von „isabella“ höre, ohne das hilfreiche klavier von wyands auf TENDER GENDER, ganz nackt und mit der gesamten harmonischen arbeit allein gelassen, dadurch um so schimmernder und atmosphärischer, wünschte ich mir eigentlich ein album mit originalen, aber „never let me go“ kann ich mir auch nicht leid hören.
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sorry hatte das verwechselt, das zitat ist von metheny, angeblich aus den liner notes zu JIM HALL LIVE vol 2-4. hier nochmal der abschnitt, den ich gefunden habe, ich weiß nicht ob metheny dazu noch mehr schreibt:If I had to pick one Jim record, it would be [Jim Hall Live!]….That was the ideal band, the ideal tunes, the ideal setting. Although Jim’s had great periods all through his career, there was something going on right around that time that was incredible in his abilities, even on the instrument. There’s stuff that he was playing right around that era that you really can’t find him playing like before or after….It’s a real portrait of that band. The whole thing with Don and Terry is so special , and it always has been for Jim. He’s really affected by who he’s playing with. Don is such a good soloist. You get to hear Jim comp a lot, which is great. Terry really understands how to play with guitar. That’s something that is lost on a lot of drummers. It’s not the same as playing with a tenor player. It’s not the same as playing in a piano trio. Terry’s always been great at that.
steht so im wiki-eintrag zu JIM HALL LIVE!
Danke – ich hab grad nochmal geguckt, habe Vol. 2-4 zwar tatsächlich via ArtistShare gekauft, aber leider gab’s da bei der „Erfolgsausgabe“ kein PDF mit den Liner Notes, nur eines mit der Trackliste und den Production Credits, die auf der Hülle auch zu finden sind … auch Digital gab’s da nur Vol. 4 dazu, aber auch noch zwei Bonustracks, „Two’s Blues“ und „Moonlight in Vermont“, beide mit dem Zusatz „from Don’s Vault“ … ob dies auch für Vols. 2-4 generell gilt, weiss ich mangels Liner Notes leider auch nicht. Echt knausrig in diesem Fall, wie ArtistShare bzw. das Hall-Produktionsteam das in dem Fall gesteuert haben.
Der Discogs-Eintrag zur teuren Ausgabe führt auf, was im Booklet der Erstausgabe zu finden ist:
Booklet (129 pages) with:
– Notes from the artists: Jim Hall, Don Thompson, Terry Clarke.
– Archives
– Interviews: Pat Metheny, Chris Potter, Scott Colley, Nels Cline.
– Technical notes by Don Thompson.
– Liner notes by Brian CamelioThe initial offering of this set included 7 bonus download-only tracks that were alternate takes.
… wobei die letzten Anmerkung wiederum seltsam ist, denn die zwei Bonustracks, die ich zur billigen Nachpressung gekriegt habe, sind ja gerade keine Alternate Takes (auch nicht zum ursprünglichen Album)
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbadanke fürs nachschauen.
in ein paar alben kann ich noch reinhören.
terje rypdal, miroslav vituos, jack dejohnette, to be continued (1981)
das ist sehr viel abwechslungsreicher als das erste album, aber geht auch weit über das format gitarrentrio hinaus, rypdal spielt flöte, vituos klavier, dejohnette singt einmal kurz, die spuren greifen ineinander, aber es ist mehr als jaulende sounds mit swingenden und groovenden drumparts.
barney kessel, bob maize, jimmie smith, jellybeans (1981)
davon hab ich nicht alle stücke gefunden, ein unspektakuläres trio, das label lässt sich leicht erraten. sie kriegen aber unterschiedliche geschmäcker hier gut bedient, es gibt puristisches, sentimentales und poppiges, und sie spielen das so, als hätte das alles miteinander zu tun.
kenny burrell, larry ridley, ben riley, groovin‘ high (1981)
das wiederum ist eine etwas heißere affäre, auch gut aufgenommen, aber mit mehr schärfe, nicht so grenzüberschreitend versöhnlich wie kessel. auch hier habe ich nicht alles gefunden, denke aber nicht, dass sich zwischendurch noch ganz andere türen öffnen, es gibt ausschließlich standards zu hören. auf jeden fall lohnt es sich, die muse-alben von burrell mitzunehmen, falls sie einem mal begegnen.
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herb ellis, bob maize, jimmie smith, herb mix (1982)
es geht weiter mit den gitarren-veteranen, die für concord im trio aufnehmen. ein bebopper war ellis nie, von den swing-orchestern ging es für ihn direkt ins nat-king-cole-trio-format (erst mit den „soft winds“, carter/frigo/ellis, die zusammen auch „detour ahead“ komponierten, dann natürlich bei oscar peterson und ray brown), dann war er in der verve-hausband, hat sängerinnen begleitet (fitzgerald), bossa nova integriert, war mit gitarren-all-star-bands unterwegs. er hat einen schönen halbakustischen klang, kann nach belieben blues-licks einfügen, das verhältnis von akkord- und single-note-spiel ist ausgewogen und souverän.
laurindo almeidas nächste trio-aufnahme (mit bob magnusson und milt holland), ARTISTRY IN RHYTHM, wurde 1983 auch für concord aufgenommen, die habe ich mir wegen des wilden material-mixes (kenton, filmsongs, „up where we belong“…) mal bestellt, ist nicht woanders zu finden.
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sonny sharrock, kendall buchanan, levender cope, dance with me montana (1982)
eine obskurität, sharrock vor seinem comeback mit last exit mitte der 80er, in paris aufgenommen, die begleiter weitgehend unbekannt. eigenartige aufnahme, zackiger jazzrock mit funkelementen, nur ganz selten zersplittern sharrock die formeln ins ekstatische, eigentlich veruschen sie hier was sehr tightes, was live bestimmt gut funktioniert hat. worein die kreativität außer in der soundarbeit hier fließt, sind wohl die eigenartigen rhythmus/charakter/genre-wechsel mitten in den stücken. macho-gitarre und ihre dekonstruktion in einem, das erste postmoderne gitarrentrio-album.
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joe beck, jay leonhart, grady tate, relaxin‘ (1983/85)
die erste cd, einstündiges programm in digitalem hi-fi (label: dmp), musikalisch dagegen voll auf nummer sicher. sehr gepflegter mainstream, standards, alte jazzoriginal und einmal stevie wonder. daran ist nichts falsch, aber ich habe mich sehr gelangweilt.
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aaah, wir sind in den Achtzigern….
Rasch füllte er die Fußstapfen des Vaters aus, so meine ich, hier im Trio mit Mads Vinding (Bass) und Billy Hart (Drums):
DOUG RAINEY – Guitar Guitar Guitar (1985)
Ein Beispiel:
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pat metheny, charlie haden, billy higgins, rejoicing (1983)
solange ich noch nicht auf reisen bin, kann ich noch mal eben nachhören, was mein neues altes vinyl von REJOICING kann (ziemlich viel), das ich in einer etwas brauneren ausgabe habe, außerdem mit einem fußabdruck auf der innenhülle.
eine fußtritt hat dieses album nicht verdient, im gegenteil, bei mir wächst es und fühlt sich jedes mal origineller an. mit coleman-leuten und -material in die eigenen sounds spiralisieren, um auf der zweiten seite dann auszubrechen, das ist ein nachvollziehbarer weg, aber was ich so toll finde, ist sein verzicht auf melodielinien dabei, der kern wird immer nur angesteuert, die gravitation zieht metheny aber immer wieder weg. hggins ist sehr cool hier, aber für diese form von coleman-aktualisierung brauchte es später eben dejohnette und etwas mehr wumms (ob metheny ihm das zertifikat des gitarristenbegleiters unterschrieben hätte?). übrigens das erste gitarrentrioalbum mit haden hier, den ich für das format den perfekten bassisten finde, warm, trocken, tief, harmoniesicher. dieses album funktioniert auf einer eigenen umlaufbahn, im ecm-durchmarsch schrieb ich, dass das ein neuer ansatz für die klassische jazzgitarre hätte werden können, aber für metheny war es leider nur ein flirt.
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Hatten wir das hier schon?
The Artistry Of Charlie Byrd (1960)
Charlie Byrd: g., Ketter Betts: b., Buddy Deppenschmitt: dr.
Heute auf dem Flohmarkt für wenig Geld in der Hand gehabt aber wegen nicht so gutem Zustand stehen lassen.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)so, endlich geht es hier weiter, ich war im aufnahmejahr 1983 stehen geblieben:
jim gourley, marc johnson, philippe combelle, the jazz trio (1983)
highschool-band-kollege von lee konitz, durch oscar moore (nat king cole trio, für viele gitarristen offenbar eine referenz) auf die gitarre und den jazz gekommen, 1951 in paris hängen geblieben. der ton quasi ohne effekte, die begleitung agil (vor allem marc johnson dreht ziemlich auf), ein heißes jazzgitarrentrio der puristischen ausrichtung, ein bisschen überraschungsarm und konservativ, klingt nicht unbedingt nach 1983, aber sehr stimmig.
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charlie byrd, joe byrd, chuck redd, isn’t it romantic (1984)
das letzte trio-album von byrd hier, obwohl er noch bis zu seinem tode ende der 90er munter weiter gespielt hat. ein letztes mal also die eckige aufteilung von einander kommentierender melodie- und bass-stimme, zu der der bruder hier weiter unten etwas mitgrummelt. latin grooves gibt es von chuck redd keine, das concord-programm sieht romantische einträge aus dem great american songbook vor, mit deutlichem rodgers&hart-übergewicht. mag das nach wie vor, weil es einfach sehr eigen ist, byrd hat sich überhaupt nicht entwickelt, er war vor seiner jazzkarriere eigentlich schon fertig. und was ich ihm hoch anrechne, ist, dass er die kitsch-erwartungen an akustische gitarre wirklich nie bedient hat, da durfte man noch so viel (wahrscheinlich süßen) sekt vor blumenkerzengestecken anbieten.
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herb ellis, monty budwig, shelly manne, sweet and lovely (1984)
da muss ich jetzt durch… drei veteranen, die sich und anderen nichts mehr vormachen müssen, blättern durchs great american songbook. dafür gibt es offenbar 1984 ein publikum, das keine herausforderungen mag und einen puristischen sound mit allenfalls verschleierter elektrik, das kommt sehr nostalgisch daher, die gute alte zeit, obwohl es die ja im gitarrentrioformat so ausladend gar nicht gab, es ist auch musikalisch unangestrengt gut, ohne irgendwo in die tiefe der kompositionen zu gehen. es schälen sich allerdings materialklassiker für diese instrumentierung heraus: immer wieder „angel eyes“, und auch „shadow of your smile“ begegnet man ständig.
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doug rainey, mads vinding, billy hart, guitar guitar guitar (1985)
hierzu wollte ich mir ja mal ein heineken aufmachen, es ist jetzt aber doch ein frühes feierabend-jever geworden. passt zum herben ansatz von raney eigentlich ganz gut. interessant, dass da jemand sich vom berühmten vater nicht durch anderes material oder andere effekte abzusetzen versucht, und trotzdem – sehr subtil – eine eigene stimme entwickelt. raneys sound ist nicht retro, aber – ähnlich wie bei metheny – eigenwillig durchdacht rekonstruiert, im sound dunkler und melancholischer als die väter, es geht um einen anderen fluss von ideen, nicht um radikale gegenwärtigkeit. bei billy hart passiert ja eigentlich ähnliches, er setzt sich nicht signalhaft von vorbildern ab, swingt aber trotzdem subtil anders. gerade nach herb ellis fällt auf, dass diese aufnahmen anders funktionieren, anders gemeint sind.
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attila zoller, mark formanek, daniel humair, memories of pannonia (1986)
ganz sicher eins der besten gitarrentrio-alben der 80er, und wenn man überlegt, wie viele gitarristen sich in ihrer karriere kaum entwickelt haben (soll keine kritik sein), kann man das von zoller ganz gewiss nicht sagen. hat man sehr freifließendes maclauglineskes spiel auf DREAM BELLS noch im ohr, reibt man sich hier die ohren, wie selbstverständlich er abercrombies freien swing der 70er mit einem völlig effektfreien ton übernimmt und als ein drittel in einer band aufgeht, bei der sich alle gegenseitig in die lücken atmen. humair malt unglaublich viele schattierungen (da reichen ihm die besen völlig, aber auch die becken klingen ja bei ihm individuell) und formanek übt hier schon für thumbscrew und liefert sich mit zoller ein freundliches katz&maus-spiel und -nicht-spiel. man sagt zu solchen band-interplays ja gerne „elastisch“, ich hier jetzt auch.
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john abercrombie, marc johnson, peter erskine, current events (1986)
sagte ich abercrombie? der hat sich natürlich auch entwickelt, nicht zum guten, so meine übliche suada, hier muss ich allerdings widerrufen. aus lauter voruteil habe ich dieses album wohl nie wirklich angehört, großer fehler. zwar hört man hier erstmals seinen „neuen“ ton, eine metallisch nachhallende rekonfiguration eines klassischen jazzgitarrensounds, merkwürdig schwerfällig im vergleich zu seiner atemberaubenden leichtigkeit und schnelligkeit in den 70ern, aber setzt ihn hier sehr delikat ein (wie später in den orgel-trio-sachen mit wall und nussbaum auch manchmal), daneben gibt es interessante synthesizer-experimente, aber auch schöne akustische passagen. erskine und johnson setzen eine hippe, verdaute jazzrock-begleitung hinzu, wobei johnson ausgesprochen schön aufgenommen ist (oder einfach an sich sehr gut klingt), und man bekommt ein irres programm aus disney-walzern, soundorgien, cheesy grooves und nachdenklich gebauten harmoniegebäuden, mit denen man abercrombie verlässlich identifizieren kann.
interessant, dass ecm wirklich avantgarde darin war, gitarristen darin zu ermutigen, mit ihren sounds zu experimentieren. auch frisell fing ja zeitgleich dort damit an (und BASS DESIRES wurde ein halbes jahr früher aufgenommen).
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Schlagwörter: Gitarre, guitar jazz, Jazzgitarre
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