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james carter, live at baker’s keyboard lounge (2001)
rampensaudämmerung in detroit, james carter entfesselt das biest und das publikum fällt ihm zu füßen. die gäste, die er eingeladen hat, sind z.t. aus der gegend, aber david murray ist halt auch dabei, und der scheut natürlich solche aufgaben ungern. der freedom jazz dance wird zum battleground, publikumswirksam im straighten groove, murray spielt ein solo, das alles zeigt, was er diesbezüglich zu bieten hat, ein solo to end all solos. carter reagiert super schlau, ändert erst mal die parameter und nimmt sich dann alle zeit der welt – sein solo bleibt aber unfassbar oberflächlich, ohne bezug zur quelle, den murray immer behält, lauter gimmicks und das chefprivileg der unendlichen ausdehnung, denn eigentlich geht ihm nach 2 minuten die luft (nein, die nicht) bzw. die ideen aus. zum schluss alle nochmal zu „foot pattin’“, und da zeigt johnny griffin am ende, wie man das macht, wenn man es schon sehr lange gemacht hat. und zirkularatmung kann er auch.
Das ist die einzige CD von James Carter, die ich schon sehr lange habe – ein Zufallsfund, v.a. wegen der Mitwirkung von Johnny Griffin gekauft, aber auch aus Neugierde auf James Carters Orgeltrio (Gerard Gibbs/Leonard King) – mit der Gruppe wurde ich allerdings nie warm. Erst viel später habe ich dann auch gemerkt, wer der (leider mässig inspiriert aufspielende) Pianist ist, der auf manchen Stücken zu hören ist: Kenn(y) Cox vom Contemporary Jazz Quintet.
Das mit dem warm werden ist heute wieder ähnlich – selbst Murrays Solo im „Freedom Jazz Dance“ zieht einigermassen an mir vorbei (viel Respekt, keine Liebe – es lässt mich irgendwie ziemlich kalt). Carter war ja immer schon ein Chamäleon und Alleskönner (sehr schön sein Einstieg im Opener am Sopransax), ein Maverick, der hier die halbe Jazzgeschichte (nicht zuletzt Roland Kirk) abruft, aber oft an der Oberfläche bleibt. Irgendwie knüpft diese Album für meine Ohren auch ein wenig am KC-Swing-Update vom „Kansas City“-Soundtrack an: ebullience, Spielfreude, Witz, schlaue Tricks noch und noch – eine Leistungsschau, eine Jam-Session, mal geladen, dann freundschaftlich entspannt, und durchaus auch mal mit ganz hübschen Bläsersätzen („Low Flame“). Ich kann mir gut vorstellen, dass das live wirklich Spass gemacht hat.
Die gewählten Tunes sind ziemlich hip: Wer gräbt schon ein Stück von George Duvivier aus? „Foot Pattin'“ bietet sich hier allerdings an, denn es diente einst als Blowing-Vehikel für Eddie „Lockjaw“ Davis, Coleman Hawkins, Arnett Cobb und Buddy Tate. Hier spielen der Reihe nach Murray, Jackson, Griffin und Carter die Soli – auch der Leader wechselt zurück zum Tenor, nachdem er auf den zwei Stücken davor am Barisax zu hören war. Leonard Feather hat sein Stück ja vielleicht nicht selbst geschrieben, dem traue ich da nie über den Weg … Don Byas, Jimmy Forrest, Oscar Pettiford, Gary McFarland, und als zweiten grossen Klassiker neben Eddie Harris‘ „Freedom Jazz Dance“ noch „I Can’t Get Started“, in dem neben Carter am Sopran der andere Veteran hier zu hören ist: Franz Jackson am Tenorsax (toll – und eh mein heimlicher Favorit auf dem Album) und Gesang, dazu gibt es hier gleich Orgel und Klavier. Ziemlich toll auf dem ganzen Album finde ich Ralphe Armstrong am Bass – und das, obwohl ich sonst bei der Präsenz einer Orgel eigentlich gar keinen Kontrabass brauche. Er findet hier immer Wege, prägnant zu sein und doch nie aufdringlich zu werden. In der Ballade von Gary McFarland (wo ich Gibbs für einmal ziemlich gut finde) zum Beispiel mit einem simplen Riff. Am Ende braucht es den Veteranen Johnny Griffin mit dem erwähnten Kabinettstück, um das alles nochmal einzuordnen.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.deIn diesen legendären Tonstudios entstanden große Alben
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davd murray latin big band, now is another time (2001/02)
murrays ambitioniertes afrokubanisches projekt, bei dem ihm nur hugh ragin, craig harris und hamiet bluiett jazz-nestwärme bieten, führt zu einem der wenigen alben von ihm, mit denen ich wirklich kaum was anfangen kann. die arrangements sind komplex, die kubanischen musiker vertreten selbst einen modernistischen, keinen traditionellen ansatz, darin gehe ich ziemlich verloren. das mag an mir liegen, aber allein wie percussion und drums da gegeneinander arbeiten, ohne dass das irgendwie aufgefangen wird, bringt für mich alles in schieflage. dazu kommt, dass murray zwar aufdreht, aber rhythmisch total schwimmt. vielleicht kommt er mit clave nicht klar, oder er hört andere rhythmen, für mich verstolpern die dominanten drums die schönen details. geht mir selten so, ich bin also nicht ganz sicher, ob ich vielleicht einfach falsch höre, denn die musiker sind ja alles experten. ich bin also ziemlich ratlos.
Das höre ich ganz anders hier – mir macht das Album viel Spass, aber gehört habe ich die CD seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr. Die Drumlastigkeit ist sicher da, aber für meine Ohren passt das ziemlich gut (okay im vierten Stück geht dann das Klavier schon sehr unter – perfekt gemischt ist das nicht, das Stück und der Opener stammen von einer anderen Session, aber die Angaben sind sehr unpräzise: „Recorded and mixed at Sound on Sound april 2001 and june 2002“ steht im Booklet, „Mixed at Sound on Sound, N.Y.C., April 2001/June 2002“ auf der Rückseite, wo es zum Aufnahmeort keine Infos gibt … vielleicht eine erste Session 2001 auf Cuba, und dann 2002 eine zweite in NYC? bei den Line-Up-Angaben stimmt auch was nicht, sonst wären nämlich erwähnte Solisten bei den Sessions zum Teil gar nicht dabei gewesen). Da kommt wirklich nur ganz selten etwas Nostalgie auf (in „Mambo Dominica“ am ehesten, wo Bluiett zum einzigen Mal als Solist zu hören ist), wie sie in der Zeit ja noch ziemlich intensiv von World Circuit und Ry Cooder beackert wurde (ich mochte die Alben damals und höre sie immer noch hie und da).
Mir gefällt, wie Murray sich ins Ensemble einfügt, stets viele andere Solisten um sich herum hat – und die sind ziemlich stark, nicht zuletzt die zwei Tenorsaxer Orlando Sanchez Soto und Irvin Luichel Acao Sierra. Und dann ist da noch Roman Feliu O’Reilly am Altsax, den wir heute als Roman Filiú auch ganz gut kennen – und der hier z.B. im 20minütigen Monster-Closer ganz entspannt auf ein starkes Solo des Leaders folgt. Die Arrangements gefallen mir auch ganz gut – dazu steht im Booklet nach der Aussage, dass eine Woche intensive aufgenommen (und wohl auch geprobt) wurde ein Zitat von Murray, das aber nur in der französischen Version zu finden ist (die englische ist vermutlich eine Adaption, da ist manches etwas knapper gehalten, beide sind von Jacques Denis gezeichnet und es fehlt ein Hinweis auf eine*n Übersetzer*in):
„C’était très facile de conduire ce big band. Un vrai plaisir ! Parfois, les Cubains jouent certaines phrases en accentuant différemment, et cela a pu modifier le résultat. Je suis ouvert. La musique est sur le papier certes, mais surtout dans l’air.“ Jour et nuit, ils ont échangé, puis enregistré, visant la perfection sans gommer la qualité de la confrontation en direct.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaso unterschiedlich kann man das hören… mir ging es übrigens nicht um den mix, sondern die musikalische dominanz der drums und ihre reibung mit der percussion.
aki takase & david murray, cherry – sakura (2016)
über 30 jahre hält diese musikalische zusammenarbeit schon zum zeitpunkt der aufnahme an, genau wie bei der mit el’zabar gibt es immer wieder aktualisierungen. auch wenn die time oftmals auseinanderfliegt, fällt mir auf, wie gut die beiden zusammen klingen, wie sie sich klanglich mehr aufeinander einlassen als motivisch. es fängt mit einem marsch auf melancholisch verdunkelten akkorden an, in denen beide jeweils unbegleitet zwischendrin soli spielen. dann ein eher chaotisches durcheinander. zum ersten mal zusammen sind sie bei monks „let’s cool one“, da kennen sie sich aus, das hatte murray ja auch schon mit hicks eingespielt. es folgen weitere annäherungen in verschiedenen tonalitäten, am ende steht wieder ein marsch, murrays „long march to freedom“. in den texten über das album liest man was von altersreife und melancholischer rückschau, beim ersten aufeinandertreffen war murray ja auch noch keine 30. reizvoll, dieses projekt, auch wenn ich freie improvisationen in dieser besetzung generell nicht so mag.
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kahil el’zabar feat. david murray, spirit groove (2020)
das höre ich gerade zum zweiten mal, nicht ganz mein fall, el’zabar baut mit bassistin emma dayhuff langsame grooves, zu denen er singt, was er ja gerne macht und was mich immer so latent nervt, weil es eine involviertheit in die musik signalisiert, die ich ein bisschen aufgesetzt finde… auch murray spielt manchmal nur so „dazu“, aber es gibt auch langsam aufgebaute soli, die nicht an irgendwelche grenzen gehen, aber sehr selbstverständlich daherkommen. mit justin dillard gibt es noch einen mann an den tasten, klavier, orgel, synth, auch er ist nicht so in solo-laune. das geht alles so in eine tribal-groove-richtung, die momentan ja gut ankommt, und entsprechend gut wurde das album ja auch rezipiert. geschmackssache.
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vorgarten
david murray & mal waldron, silence (2001/08)
große kunst. vor allem des begleitens und zusammenspielens. 2001 in brüssel aufgenommen, ein jahr vor waldrons tod, damit aber noch vor den duetten mit archie shepp. und irgendwie sind diese aufnahmen bis 2008 verschwunden. waldron und murray sind eine weniger naheliegende kombination als waldron/shepp, aber sie finden mühelos eine gemeinsame sprache. „hooray for herbie“ z.b. ist shepp-trance-material, murray kann nicht anders als dort etwas zu entwickeln, kontraste zu setzen, verschiedenes auszuprobieren, wo shepp es bei der beschwörung belassen hätte. wie immer also ein dokument der murrayschen arbeit, des hineinwühlens, der recherche, der neukombination von methoden, die aber immer auf eine basis bezogen bleibt. und was waldron hier macht, der diese basis quasi schlicht verkörpert, ist nicht weniger kunstvoll, aber eben keine arbeit, sondern hindurchfließenlassen. das schönste: die aufnahme hat auch humor, sie kramen tatsächlich miles‘ späte kinderliedmelodie „jean-pierre“ heraus und machen auch daraus was sinnvolles.
Dieser schönen Beschreibung mag ich gar nichts hinzufügen – ausser, dass das Album wohl mit auf die Insel müsste. Wie Waldron aus den Begleitung in seine Nicht-Soli driftet bzw. einfach plötzlich mit seiner Reduktion im Rampenlicht steht – und dieses vollkommen füllt, Spannung erzeugt, Bögen konstruiert, den Flügel in tausend Farben singen lässt … schon im Opener die pure Magie.
Mein liebstes Piano-Duo-Album von Murray – und weil ich das so lange nicht mehr angehört habe, bin ich gerade wieder schockverliebt, höre es heute auch schon zum zweiten Mal und werde es zusammen mit „Long Goodbye“ in Griffweite behalten.
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Und damit bin ich am Punkt, wo ich wieder eine Pause mache, um auf zwei oder drei Postsendungen zu warten, statt einfach ins Jahr 2010 zu springen (wo ich mit dem Album mit Hal Singer fortfahren werde). Das gibt mir dann auch Zeit, nochmal nach „Cherry Sakura“ zu suchen, das ich auch unbedingt wieder anhören möchte, weil es in der Erinnerung mein liebstes mit Takase ist (okay, ich kenne ja bloss zwei, das mittlere, „Valencia“, ist mir unbekannt).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbadave gisler trio with jaimie branch and david murray, see you out there (2021)
eine band auf der suche nach einem sound… das trio des gitarristen gisler (mit raffaele bossard, b, und lionel friedli, dm) hatte sich mit jaimie branch verstärkung geholt (ZURICH CONCERT), ein weiterer live-auftritt mit ihr platzte aber wegen des lockdowns, da sprang murray ein, auf diesem album sind dann beide dabei. manchmal ein punk-brett, dann ein paar schwebende atmosphären, dann ein verkomplizierter blues – so recht wird keine haltung spürbar, kein konzept. branch passt vom sound her besser dazu als murray, der dann doch zu viel schwere hat, aber er kann natürlich auch krawall, hat wahrscheinlich an die zeiten mit ulmer in der danceteria gedacht. freien austausch zwischen den beiden gästen gibt es kaum, der leader klingt immer anders, ich kriege das nicht zu greifen, habe aber auch nicht den eindruck, als ob ich das müsste.
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david murray brave new world trio, seriana promethea (2021)
das ist eigentlich das album, das bei mir ein neues interesse an murray erzeugt hat, wobei ich damals dachte, über den verhältnismäßig dünnen ton und ein paar rhythmische schwierigkeiten aus altersgründen hinweghören zu müssen. ich höre das heute wieder und verstehe es unter dem jüngsten live-eindruck und dem von FRANCESCA weniger. tatsächlich finde ich einfach den saxofonsound hier nicht so gut aufgenommen, die tiefe ist eigentlich noch da, kommt hier nur nicht so richtig durch. murray stellt hier jedenfalls mit hamid drake und brad jones ein neues trio vor, und mit jaribu shahid ist damit die konstante der letzten alben raus (drake dafür wieder drin). die stücke sind z.t. bekannt, z.t. neu, für alles hat murray knackige trio-arrangements geschrieben. super ist die version über „if you want me to stay“ von sly & the family stone, wo pop wieder ekstatisch wird und alles rumpelt und knarzt. was murray auf jeden fall gut bekommt, sind die trockenen grooves, auch wenn er nach wie vor dazu neigt, sie zuzuspielen.
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sun/moon (2021)
nach dem ersten lockdown ist murrays produktivität offenbar deutlich gestiegen. dass er 2021 auch noch ein solo-album aufgenommen hat, war mir bisher entgangen. für das JMI-label, vinyl only, die unterscheidung in eine helle und eine dunkle seite ist eher quatsch. das meiste hat zumindest ein komponiertes thema, auch „seriana promethea“ ist dabei (der „zweite take“ ist eigentlich die alte komposition „acoutic octo funk“), der sax-sound ist diesmal hervorragend aufgenommen und ziemlich facettenreich. ziemlich selbstbewusst, das ganze, aber auch überzeugend – murray nimmt sich freiheiten, hält aber viel mehr kontakt zur ausgangsstruktur als in früheren solo-aufnahmen.
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david murray, ray angry, questlove, plumb (2022)
mein finish wird gerade von dieser produktion etwas hinausgezögert, weil ich nicht so recht loslassen kann davon, außerdem ist das auch eine menge stoff. knapp 150 minuten, wie ich schnell überschlagen habe, aufgenommen an einem sommertag 2022 ohne vorherige proben. questlove, der drummer der roots, kennt ja murray seit mindestens mitte der 90er, als der saxofonist kurz auf dem roots-album ILADELPHIA HALFLIFE auftauchte. sein schlagzeugstil ist sehr variabel, natürlich hiphop-informiert, aber vieles mehr, ray angry, der dritte hier, spielt keyboards, meist einen fuzzy synthetischen bass und warme fender-rhodes-sounds mit viel hall und space-effekten – und murray bewegt sich inspiriert und beweglich zwischen den offenen harmonien und flexiblen grooves. kaum zu glauben, dass das eine unvorbereitete jamsession ist, es mäandert kaum was, es wird auch nie langweilig, und ich kapiere nicht so recht, wie sie das hinkriegen. das saxofon ist sehr gut integriert, soundmäßig, aber auch konzeptionell, man fragt sich nie, was es da in diesem avant-r&b-setting soll. ich hatte das bei erscheinen mal auf youtube durchgehört, nicht intensiv genug, obwohl ich es super fand, jetzt habe ich mir doch nochmal die 4-lp-box bestellt. das label ist wieder JMI, wie bei SUN/MOON, man bekommt PLUMB nur auf vinyl oder als download.
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john blum, david murray, chad taylor, the recursive tree (2022)
klassisches dokument freier improvisation, vor allem verdichtet durch den pianisten john blum, der sehr deutlich macht, dass er mal bei cecil taylor gelernt hat. von chad taylor kommen ein paar frischere ideen, aber auch ohne die wäre es zumindest bemerkenswert, wie selbstverständlich david murray sich hier bewegt, als wäre es 1976 oder so. einerseits finde ich ihn seit kurzem wirklich verjüngt (so ab dem soloalbum), anderseits trägt ihn nach wie vor sein gospelinspirierter ton durch diese freie gefilde, es gibt immer ein vibrato, er schwingt mit, alles kommt scheinbar aus dem bauch, auf jeden fall aus dem körper, das wirkt nie abstrakt, und es sind auch keine tricks, auf die er da zurückgreift. was ja heißt, dass er die aufgabenstellung hier versteht, mit dem arbetet, was im moment zur verfügung steht, er reagiert auf verdichtungen und energien, und zwar so, als wäre er grundsätzlich dazu bereit, sein eigenes instrumentarium dabei neu zu befragen. was ich eine ziemliche leistung finde.
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francesca (2023)
in knapp einem monat wird david murray 70, seit mehr als einem jahr arbeitet er in einem neuen quartett und klingt so frisch wie eh und je. ich mag diese aufnahme auch jetzt beim wiederhören ausgesprochen gerne, die rhythm section hat bei aller präzision jugendlichen überschwang, die pianistin spielt alles andere als vorhersehbar und murray sitzt auf der stuhlkante. sie klingen sehr gut zusammen, aber das album hat auch ecken und kanten, nicht immer passt der wiedereinstieg, manchmal legen sie energetisch los und ordnen erst beim spielen, was sie da angerichtet haben. sophistication und arbeit, witz und schweiß, man hört das alles und es kommt einem sehr aktuell vor. ein zweites album dieses quartetts ist aufgenommen und soll in diesem jahr erscheinen, dann mache ich hier weiter. aber dass ich mich jetzt tatsächlich in 7 monaten durch die ganze murray-diskografie höre, hätte ich vorher nicht gedacht. war nicht langweilig.
DM: Have you seen the cover of the CD?
PG: Yes.
DM: I think it’s going to be voted the worst CD cover in the history of jazz. The music is 100%, but that cover almost seems like it was made by some kids using awful graphics.
david murray von hier.
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Gratuliere zum Finish! Bin dann wohl so in zwei Wochen auch wieder dran.
Und das Zitat zum Cover – ha ha. So toll ist das Design bei Intakt ja insgesamt eher nicht, aber es hat anderswo einen Wiedererkennungseffekt (auch bei „Seriana Promethea“ oder „Sakura Cherry“) – „Francesca“ ist tatsächlich ein Tiefschlag. Aber musikalisch finde ich das Album auch gut!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-windGratuliere zum Finish! Bin dann wohl so in zwei Wochen auch wieder dran.
Und das Zitat zum Cover – ha ha. So toll ist das Design bei Intakt ja insgesamt eher nicht, aber es hat anderswo einen Wiedererkennungseffekt (auch bei „Seriana Promethea“ oder „Sakura Cherry“) – „Francesca“ ist tatsächlich ein Tiefschlag. Aber musikalisch finde ich das Album auch gut!ich mag die cover art von FRANCESCA ganz gerne, aber mit der musik hat sie wenig zu tun… mal schauen, wie dann das cover bei verve aussieht.
bin gespannt auf weitere besprechungen hier, ich habe ja auch noch ein paar lücken – das world saxophone quartet natürlich (und das wird wohl lücke bleiben), aber auch das arvanitas-album und das von ralph peterson. und vielleicht findet sich ja irgendwann noch FLOWERS AROUND CLEVELAND.
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vorgarten
gypsy-tail-wind
Gratuliere zum Finish! Bin dann wohl so in zwei Wochen auch wieder dran.
Und das Zitat zum Cover – ha ha. So toll ist das Design bei Intakt ja insgesamt eher nicht, aber es hat anderswo einen Wiedererkennungseffekt (auch bei „Seriana Promethea“ oder „Sakura Cherry“) – „Francesca“ ist tatsächlich ein Tiefschlag. Aber musikalisch finde ich das Album auch gut!ich mag die cover art von FRANCESCA ganz gerne, aber mit der musik hat sie wenig zu tun… mal schauen, wie dann das cover bei verve aussieht.
bin gespannt auf weitere besprechungen hier, ich habe ja auch noch ein paar lücken – das world saxophone quartet natürlich (und das wird wohl lücke bleiben), aber auch das arvanitas-album und das von ralph peterson. und vielleicht findet sich ja irgendwann noch FLOWERS AROUND CLEVELAND.Bei mir lief gestern erstmals „In Your Style“ mit Jack DeJohnette … auf das WSQ habe ich gerade wenig Lust, aber ich hab ja eh ein paar Dinge ausgelassen (die zwei ECM-Alben mit DeJohnette bzw. die 4-CD-Box habe ich aber gerade auch noch herausgelegt, wenn ich da eh nochmal ein paar Jahre zurück springe) …
Auf Discogs sehe ich noch diese drei, die Du glaub ich übersprungen hast (oder hab ich im Index noch was übersehen?):
https://www.discogs.com/de/release/14240196-The-Tommy-Vig-Orchestra-2012-Featuring-David-Murray-Welcome-To-Hungary
https://www.discogs.com/de/release/14659175-Paul-Zauners-Blue-Brass-Feat-David-Murray-Roots-nWings
https://www.discogs.com/de/release/26408549-Lydian-Sound-Orchestra-Conducted-By-Riccardo-Brazzale-Featuring-David-Murray-No-More-Wrong-Mistakes-Alles Gastauftritte, einer von Orbáns Ministerium gesponsert (seltsame Vorstellung), aber besonders der mittlere bei Zauner sieht vom Material her nach einem richtigen Murray-Ding aus. Das Lydian Sound Orchestra ist mir vor Jahren mal mit einem (naheliegenderweise) George Russell Projekt untergekommen, in der Blogosphäre oder auf Dime, kann mich nicht mehr genauer erinnern.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbadas sind lücken, die einfach dadurch entstanden sind, dass ich die sachen nicht streamen konnte (zauner, aber auch das album von jim nolet, das duo mit donal fox, ein duo mit jon jang, ein auftritt bei masahiko osaka, das henry grimes trio, ein ganz interessant aussehendes projekt von alexandre pierrepont & mike ladd, ein dirigatalbum von butch morris, CELEBRATING ORNETTE…). arvanitas & peterson habe ich eigentlich (du weißt woher), die kamen aber zu spät. aber FLOWERS AROUND CLEVELAND ist das einzige veritable leader-album, das ich nicht gehört habe, glaube ich.
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Schlagwörter: David Murray, Tenorsax
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