Antwort auf: David Murray

#12427323  | PERMALINK

gypsy-tail-wind
Moderator
Biomasse

Registriert seit: 25.01.2010

Beiträge: 68,341

vorgarten

david murray & mal waldron, silence (2001/08)

große kunst. vor allem des begleitens und zusammenspielens. 2001 in brüssel aufgenommen, ein jahr vor waldrons tod, damit aber noch vor den duetten mit archie shepp. und irgendwie sind diese aufnahmen bis 2008 verschwunden. waldron und murray sind eine weniger naheliegende kombination als waldron/shepp, aber sie finden mühelos eine gemeinsame sprache. „hooray for herbie“ z.b. ist shepp-trance-material, murray kann nicht anders als dort etwas zu entwickeln, kontraste zu setzen, verschiedenes auszuprobieren, wo shepp es bei der beschwörung belassen hätte. wie immer also ein dokument der murrayschen arbeit, des hineinwühlens, der recherche, der neukombination von methoden, die aber immer auf eine basis bezogen bleibt. und was waldron hier macht, der diese basis quasi schlicht verkörpert, ist nicht weniger kunstvoll, aber eben keine arbeit, sondern hindurchfließenlassen. das schönste: die aufnahme hat auch humor, sie kramen tatsächlich miles‘ späte kinderliedmelodie „jean-pierre“ heraus und machen auch daraus was sinnvolles.

Dieser schönen Beschreibung mag ich gar nichts hinzufügen – ausser, dass das Album wohl mit auf die Insel müsste. Wie Waldron aus den Begleitung in seine Nicht-Soli driftet bzw. einfach plötzlich mit seiner Reduktion im Rampenlicht steht – und dieses vollkommen füllt, Spannung erzeugt, Bögen konstruiert, den Flügel in tausend Farben singen lässt … schon im Opener die pure Magie.

Mein liebstes Piano-Duo-Album von Murray – und weil ich das so lange nicht mehr angehört habe, bin ich gerade wieder schockverliebt, höre es heute auch schon zum zweiten Mal und werde es zusammen mit „Long Goodbye“ in Griffweite behalten.

Und damit bin ich am Punkt, wo ich wieder eine Pause mache, um auf zwei oder drei Postsendungen zu warten, statt einfach ins Jahr 2010 zu springen (wo ich mit dem Album mit Hal Singer fortfahren werde). Das gibt mir dann auch Zeit, nochmal nach „Cherry Sakura“ zu suchen, das ich auch unbedingt wieder anhören möchte, weil es in der Erinnerung mein liebstes mit Takase ist (okay, ich kenne ja bloss zwei, das mittlere, „Valencia“, ist mir unbekannt).

--

"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba