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vorgarten
davd murray latin big band, now is another time (2001/02)
murrays ambitioniertes afrokubanisches projekt, bei dem ihm nur hugh ragin, craig harris und hamiet bluiett jazz-nestwärme bieten, führt zu einem der wenigen alben von ihm, mit denen ich wirklich kaum was anfangen kann. die arrangements sind komplex, die kubanischen musiker vertreten selbst einen modernistischen, keinen traditionellen ansatz, darin gehe ich ziemlich verloren. das mag an mir liegen, aber allein wie percussion und drums da gegeneinander arbeiten, ohne dass das irgendwie aufgefangen wird, bringt für mich alles in schieflage. dazu kommt, dass murray zwar aufdreht, aber rhythmisch total schwimmt. vielleicht kommt er mit clave nicht klar, oder er hört andere rhythmen, für mich verstolpern die dominanten drums die schönen details. geht mir selten so, ich bin also nicht ganz sicher, ob ich vielleicht einfach falsch höre, denn die musiker sind ja alles experten. ich bin also ziemlich ratlos.
Das höre ich ganz anders hier – mir macht das Album viel Spass, aber gehört habe ich die CD seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr. Die Drumlastigkeit ist sicher da, aber für meine Ohren passt das ziemlich gut (okay im vierten Stück geht dann das Klavier schon sehr unter – perfekt gemischt ist das nicht, das Stück und der Opener stammen von einer anderen Session, aber die Angaben sind sehr unpräzise: „Recorded and mixed at Sound on Sound april 2001 and june 2002“ steht im Booklet, „Mixed at Sound on Sound, N.Y.C., April 2001/June 2002“ auf der Rückseite, wo es zum Aufnahmeort keine Infos gibt … vielleicht eine erste Session 2001 auf Cuba, und dann 2002 eine zweite in NYC? bei den Line-Up-Angaben stimmt auch was nicht, sonst wären nämlich erwähnte Solisten bei den Sessions zum Teil gar nicht dabei gewesen). Da kommt wirklich nur ganz selten etwas Nostalgie auf (in „Mambo Dominica“ am ehesten, wo Bluiett zum einzigen Mal als Solist zu hören ist), wie sie in der Zeit ja noch ziemlich intensiv von World Circuit und Ry Cooder beackert wurde (ich mochte die Alben damals und höre sie immer noch hie und da).
Mir gefällt, wie Murray sich ins Ensemble einfügt, stets viele andere Solisten um sich herum hat – und die sind ziemlich stark, nicht zuletzt die zwei Tenorsaxer Orlando Sanchez Soto und Irvin Luichel Acao Sierra. Und dann ist da noch Roman Feliu O’Reilly am Altsax, den wir heute als Roman Filiú auch ganz gut kennen – und der hier z.B. im 20minütigen Monster-Closer ganz entspannt auf ein starkes Solo des Leaders folgt. Die Arrangements gefallen mir auch ganz gut – dazu steht im Booklet nach der Aussage, dass eine Woche intensive aufgenommen (und wohl auch geprobt) wurde ein Zitat von Murray, das aber nur in der französischen Version zu finden ist (die englische ist vermutlich eine Adaption, da ist manches etwas knapper gehalten, beide sind von Jacques Denis gezeichnet und es fehlt ein Hinweis auf eine*n Übersetzer*in):
„C’était très facile de conduire ce big band. Un vrai plaisir ! Parfois, les Cubains jouent certaines phrases en accentuant différemment, et cela a pu modifier le résultat. Je suis ouvert. La musique est sur le papier certes, mais surtout dans l’air.“ Jour et nuit, ils ont échangé, puis enregistré, visant la perfection sans gommer la qualité de la confrontation en direct.
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