Clark Terry

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    gypsy-tail-wind
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    Clark Terrys Karriere dauert schon seit über sechs Jahrzehnten an.
    Auf seiner Website http://www.clarkterry.com findet sich eine kuze Biographie – die Eckdaten:

    Geboren am 14. Dezember 1920 in St. Louis, Missouri.
    Spielte in den Big Bands von Charlie Barnet (1947), Count Basie (1948-51), dann für längere Zeit bei Duke Ellington (1951-1959), und schliesslich 1960 auch noch in der tollen Big Band von Quincy Jones.
    Nachdem er Ellington verliess, wurde er bei NBC angestellt, spielte zehn Jahre in der Band der „Tonight Show“, nahm daneben aber weiterhin regelmässig Jazz auf – etwa mit J.J. Johnson oder Oscar Peterson. Mit Bob Brookmeyer zusammen – die beiden trafen sich als Mitglieder von Gerry Mulligans Concert Jazz Band – formte er dann eine Band.
    Ab ca. 1970 leitete Terry für einige Jahre seine eigene Big B-A-D Band. In den Jahrzehnten danach spielte er mit zahlreichen anderen grossen und kleinen Formationen und trat auch immer wieder als Leader seiner eigenen Combo auf.

    Er wurde 1991 mit dem Jazz Award des National Endowment of the Arts ausgezeichnet, gewann zwei Grammys, besitzt sechzehn Ehrendoktorate und wurde 2000 auch in den Ordre des Arts et des Lettres aufgenommen.

    Seine Diskographie ist erwartungsgemäss riesig – auch in den Jahren bei Ellington oder den Jahren, als er v.a. in TV-Studios aktiv war, hat er immer wieder Jazz-Aufnahmen gemacht. Ich möchte in der Folge ein paar Alben vorstellen, die sich bei mir über die Jahre angesammelt haben… nicht besonders viele und wohl auch keine sehr repräsentative Auswahl, aber dennoch… angestachelt durch die bissigen Kommentare (von denen ich selber meinen Teil abgegeben habe über die Jahre) höre ich seit gestern mal wieder die Musik von Clark Terry – und sie gefällt viel besser als befürchtet!

    Terrys Spiel ist oft voller Freude, Spielfreude… von einer kindlichen Lust an kleinen Tricks und Ausschmückungen – dabei aber zumindest in den früheren Jahren stets hochexpressiv (wer mir nicht glaub soll bitte das wunderbare Album „Out of the Storm“ von Ed Thigpen auflegen!) und voller Ideen.
    In späteren Jahren hat er oft zum Flügelhorn gegriffen, das seinen runden, vollen Sound noch grösser und sanfter machte. Zudem hat er seine eigene charakteristische Weise des Scat-Gesangs entwickelt, die „Mumbles“.
    Terry ist zudem ein grosser Balladen-Interpret (sein MPS-Album „Clark After Dark“ wird später kurz besprochen). Ein Beispiel dafür: Stardust (1967 mit Louie Bellsons Band).
    Weitere Hörproben:
    Pie High (Paris, Oktober 1959 mit Bud Powell, Pierre Michelot und Kenny Clarke)
    Moanin‘ (Clark Terry mit Quincy Jones‘ Big Band in Belgien, 1960)
    Take the „A“-Train (1981 in Frankreich mit der Big B-A-D Band)
    Straight No Chaser (mit Phil Woods, von der Zeit mit Q in Europa, 1959 – die anderen in der Band sind: Sahib Shihab (fl), Quentin Jackson (tb), Patty Bown (p), Buddy Catlett (b), Joe Morris (d))

    Auf seiner Website findet sich eine für den Überblick ganz hilfreiche Diskographie

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    #7860137  | PERMALINK

    katharsis

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    gypsy tail winddabei aber zumindest in den früheren Jahren stets hochexpressiv (wer mir nicht glaub soll bitte das wunderbare Album „Out of the Storm“ von Ed Thigpen auflegen!) und voller Ideen.

    Da werde ich dem Album nochmal eine Chance geben. Ich habe vor einiger Zeit mal versucht, damit warm zu werden, aber trotz der hochkarätigen Musiker habe ich die Aufnahmen immer für durchschnittlich gehalten.

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    "There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III
    #7860139  | PERMALINK

    alexischicke

    Registriert seit: 09.06.2010

    Beiträge: 1,776

    Toller Post Gypsy!

    Hab von ihn eine handvoll Platten bunt gemischt! Ich mag seinen warmen,wohlfühlenden Ton.

    Bei Clark after Dark setzt er wunderschön neue Akzente.Gut,dass ich ihn mal live erleben konnte.

    Er hat ja auf Dampfschiffen angefangen,genauso wie Louis Armstrong.

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    #7860141  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Clark Terry nahm zum ersten Mal 1945 auf, V-Discs mit seinen Section Eight. Im selben Jahr enstanden auch schon Aufnahmen mit Eddie „Cleanhead“ Vinson und Charlie Barnet, mit dem weitere folgen, bis Terry 1949 bei Basie auftaucht. Im August 1950 nahm er zudem an der Jam Session in Los Angeles Teil, die auf den Wardell Gray „Memorial Albums“ von Prestige erschienen würde (mit Gray, Sonny Criss und Dexter Gordon).
    Als Basie 1950 seine Band auflösen musste, blieb Terry als Mitglied des Oktetts dabei, an der Seite u.a. von Buddy De Franco und Wardell Gray.
    Im Februar 1952 nimmt er an einer Capitol-Session von Louis Bellson teil – neben dem Leader sind andere Ellingtonians vertreten: Harry Carney, Billy Strayhorn, Wendell Marhsall, Juan Tizol, Willie Smith (die letzen beiden sowie Bellson holte sich Ellington beim „great James robbery“ von der Harry James Big Band), sowie John Graas und erneut Wardell Gray.
    Das war dann gewissermassen der Eintritt von Terry in die Welt des Duke Ellington. Ab März 1952 („Seattle Concert“, RCA) bis Ende des Jahrzehnts sollte Terry zum Orchester gehören. Es entstanden in jenen Jahren aber immer wieder Small Group Sessions und Alben, die Terry unter seinem eigenen Namen einspielte, so nahm Terry etwa 1954 an den Jam Sessions mit Dinah Washington und Clifford Brown Teil, die auf EmArcy erschienen. Anfang 1955 folgte dann sein eigenes Debut-Album für EmArcy:

    Clark Terry, sein erstes Album als Leader, entstand 1955 unter der Leitung von Quincy Jones, der auch drei der acht Originals beisteuerte. Die Band war erstklassig: Clark Terry (t), Jimmy Cleveland (tb), Cecil Payne (bari), Horace Silver (p), Oscar Pettiford (cello,b), Wendell Marshall (b), Art Blakey (d).
    Jones‘ Opener „Swahili“ schafft eine schwüle Atmosphäre, das Ostinato vom Cello gepaart mit den graden Beats von Blakey (der nicht mit Fills und Effekten geizt) sowie den „wilden“ Hintergünden von Cleveland und Payne schaffen eine tolle Atmosphäre, über die Terry mit Bravour soliert. Von seiner vielgeschmähten Fröhlichkeit ist wenig zu hören, sein Ton ist äusserst expressiv, die Stimmung der Musik eher düster. Das nächste Stück, „Double Play“ (Quincy Jones), lebt von den Bässen von Pettiford und Marshall (der einer von Oscars Nachfolgern bei Ellington war und ein ziemlich unterschätzter Bassist ist). Im Intro klingt Pettifords Bass fast wie ein Cello, unglaublich, wie agil er war! Terry spielt mit Dämpfer über satte Backings der anderen Bläser – und plötzlich bricht alles ausser das Piano und Blakey weg und die Bässe führen ein angeregtes Gespräch. Sehr schön!
    In Terrys „Slow Boat“ kriegt dann auch Jimmy Cleveland ein kurzes Solo – das Arrangement hier klingt fast „ducal“ zu Beginn, mit den growlenden Blechbläsern… Silver spielt ein repetivives kleines Motiv, durchsetzt mit Bluesläufen und Blakey spielt einen feinen Rhythmus, den Marshall im Halftime mit stop-and-go Effekt umspielt. Silvers kurzes Solo setzt dann die Stimmung, Pettiford folgt am Cello. Dann Terry und zum Ende eben Cleveland mit schönen kurzen Soli. Weiter geht’s mit „Co-Op“, das Terry gemeinsam mit Rick Henderson komponiert hat. Seine Trompete steht wieder im Zentrum, er spielt ein flüssiges Solo über den Backings der anderen Bläsern, und nach ihm kriegt Cecil Payne endlich ein Solo – sehr schön, wie er mit seinem sanften Sound spielt… ihm folgt Cleveland. Pettiford ersetzt Marshall am Bass.
    Terrys „Kitten“ ist eine schnelle Nummer, Payne spielt das erste Solo, gefolgt von Terry. Für einmal gibt’s keinee Arrangierten Horn-Passagen, einfach eine gradlinige Performance, allerdings mit zwei Bässen… und am Ende einem schönen Piano-Solo von Silver und dann tritt Terry mit Pettifords Bass in einen kurzen Dialog.
    „The Countess“ hat Terry mit Freddie Green zusammen geschrieben, dem langjährigen Rhythmusgitarristen von Count Basie. Jimmy Cleveland bläst das erste, lange Solo – ruhig und lyrisch, mit seinem schönen Ton. Es folgt Payne, auch er weiss zu überzeugen mit seinem kurzen Solo. Dann folgen Bläser-Riffs im Austausch mit Pettifords Cello, bevor er alleine über der Rhythmusgruppe weitersoliert und dann an Silver übergibt. Dieser klingt hier eine Spur freier, offener in seinem Spiel als auf seinen eigenen Alben – als könnte er freier improvisieren, wenn er nicht seine eigene Musik quasi vom Piano aus arrangiert. Terry spielt dann das letzte Solo in dieser längsten Nummer des Albums.
    Quincy Jones‘ „Tuma“ ist die einzige Ballade des Albums, Terry spielt hochexpressiv, mit vokalem Ton und diesem Singsang-Effekt, der entsteht durch die Technik, wohl mit halben Ventilen und auch dem Ansatz, Töne zu spielen, die nur ein klein wenig entfernt sind, Mikrotöne gewissermassen – das gibt diesen Singsang-Effekt. Pettiford ersetzt hier und auf der folgenden Nummer Marshall am Bass.
    Zum Abschluss folgt mit Terrys „Chuckles“ nochmal eine schnelle, einfach gemachte Nummer, Payne, Cleveland, Terry und Silver mit der Rhythmusgruppe sind die Solisten, arrangiert ist hier wenig – und das macht mir so geradesoviel Spass wie die Stücke, bei denen Quincy Jones seine ausgefeilten Arrangements beigesteuert hat.

    Das nächste Album, an dem Clark Terry als Leader beteiligt war, war eine typische Leonard Feather Sache: Cats vs. Chicks präsentierte eine Band aus Männern (Terrys) und eine aus Frauen (Terry Pollards), die dieselben drei Stücke sowie gemeinsam eine abschliesende Nummer spielen.
    Clark Terrys Truppe ist eine auserwählte: Urbie Green (tb), Lucky Thompson (ts), Silver (p), Tal Farlow (g), Pettiford bzw. Percy Heath (b) und Kenny Clarke (d). In Pollards Band spielen Norma Carson (t), Corky Hecht (harp), Beryl Booker (p), Mary Osborne (g), Bonnie Wetzel (b) und Elaine Leighton (d).
    Die drei Stücke von Terry Band sowie der Jam mit Pollard, Carson und Osborne sind auch auf der Verve CD-Ausgabe von „Clark Terry“ zu finden (Verve Elite Edition CD, PolyGram 1997), das ganze Album findet sich – gepaart mit dem ähnlichen „Hot vs. Cool“, in dem Feather 1952 die Bands von Jimmy McPartland und Dizzy Gillespie gegeneinander antreten liess – auf einer CD des deutschen Membran Labels („Original Long Play Albums #11“, 2005).
    Terrys Band spielt schön, mich freut natürlich besonders die Möglichkeit, Lucky Thompson zu hören, aber auch Farlow und Terry selbst haben schöne Momente. An der Gruppe von Terry Pollard sticht vor allem die Harfe von Corky Hecht heraus – die Gruppe klingt dadurch spezieller als diejenige von Terry. Und natürlich stehen Pollard, Osborne und Booker ihren männlichen Kollegen in nichts nach! Die Rhythmusgruppe ist jene von Bookers Trio, sie macht ihren Job wie immer kompetent, aber auch ohne allzu Aufregendes beizutragen. Carson soliert mit einem grossen, etwas altmodischen Ton – ich kenne sie abgesehen von dieser Session bisher nicht.
    Jedenfalls ist das ganze mehr ein Gag als ein gelungenes Album – dazu ist es zu inkonsistent, zu kurz – aber es gibt manche schönen Momente von beiden Bands. Erwähnenswert etwa Lucky Thompson auf „The Man I Love“ und das Gitarren-„Duell“ auf „Anything You Can Do (I Can Do Better)“.
    (Die Membran-CD sollte billig zu finden sein – und lohnt auch, zumal bei McPartland u.a. Vic Dickenson und Edmond Hall zu hören sind, sowie bei Gillespie auch Buddy DeFranco, Ray Abrams und Max Roach.)

    Mit Duke Ellington und diversen Ellingtonians entstanden auch verschiedene Small Group Alben mit Terrys Mitwirkung. So nahm er 1955 ein Album mit Jimmy Hamilton auf oder war einer der drei Solisten (neben Hamilton und Paul Gonsalves) auf Ellingtons Album The Cosmic Scene. Zudem erschien Terry auf einer langen Reihe grossartigen Big Band Alben von Ellington, darunter „Ellington Uptown“, „A Drum Is a Woman“, „Ellington at Newport“ (mit Gonsalves‘ bahnbrechendem Solo auf „Diminuendo and Crescendo in Blue“), „Such Sweet Thunder“, „Festival Session“ oder „Anatomy of Murder“. Daneben enstanden diverse Alben unter Leitung von Johnny Hodges und 1956 dann ein Meilenstein des modernen Jazz mit Thelonious Monk:

    Brilliant Corners wurde im Dezember 1956 für Riverside eingespielt, Monks Band bestand aus Ernie Henry, Sonny Rollins, Oscar Pettiford und Max Roach, und auf einem Titel – dem einfachsten des Albums, „Bemsha Swing“ – sprangen Clark Terry und Paul Chambers für Henry und Pettiford ein.
    Ein grossartiges Album, woran mitgewirkt zu haben stolz machen dürfte, auch wenn’s bloss für ein Stück war… ein toller Nachschlag mit Monk sollte aber bald folgen!
    In der Zwischenzeit entstanden aber u.a. ein paar Aufnahmen mit dem Trio von Bud Powell und Barney Wilen in Paris.

    Im April 1957 nahm Terry dann sein erstes eigenes Album für Riverside auf, Serenade to a Bus Seat. An seiner Seite fand sich eine exzellente Hardbop-Band ein: Johnny Griffin, Wynton Kelly, Paul Chambers und Philly Joe Jones. Terry ist dieser hochkarätigen Band durchaus gewachsen, auch wenn das Resultat am Ende nicht ganz so hervorragend ausfällt, wie die Besetzung hoffen lässt. Zum Auftakt gehts mit „Donna Lee“ mitten ins Herz des Bebop, Griffin glänzt mit einem schönen Solo, Terry folgt mit Fours mit Philly Joe – wohl eine gute Idee, denn ob er in diesem Stück ein Griffin ebenbürtiges Solo hingekriegt hätte, wage ich jetzt mal zu bezweifeln – sein Spiel ist dialogisch, expressiv, lebendig auf eine Art und Weise, die mehr im „alten“ Jazz verwurzelt ist als im modernen Jazz. Gerade deswegen sind die Ellingtonians so gut geeignet als musikalische Gefährten für Terry. Nach dem rasanten Opener geht’s relaxter zur Sache und in „Boardwalk“ glänzt Terry bereits… sehr schön der minimale Amen-Kick-Off, der jeden Chorus startet – diese kleinen „touches“ mag ich enorm, auch den Shout-Chorus zwischen Terrys und Griffins Soli – das ist mir viel lieber als die ausgeklügelten Arrangements, wie sie etwa Quincy Jones fürs Debut-Album geschrieben hat (allerdings war das natürlich um Terry zu präsentieren das ideale Setting, das Q da geschaffen hatte). Griffin und Terry entfalten einen schönen Dialog… das Stück stammt übrigens wie alle ausser Parkers „Donna Lee“ und den beiden Standards „Stardust“ und „That Old Black Magic“ (in Latin-Version mit Terry an der cowbell) von Clark Terry. „Boomerang“ ist eine typische schnelle Hardbop-Nummer, besser kommt Terry wieder im mittelschnellen „Digits“ zur Geltung – die Rhythmusgruppe swingt wunderbar. Im schnellen Titelstück (eine Hommage an Terrys lange Jahre als reisendes Big Band Mitglied, die bald zu Ende gehen sollten) glänzt wieder vor allem Griffin, aber in „Stardust“ kommt Terry als Balladenkünstler wunderschön zur Geltung – sein Ton singt, dieses feine Vibrato… er macht es singen, wie eine Stimme! Wunderbar! Griffin bläst eins seiner gedämpften Doubletime Balladen-Soli, bevor Terry zurückkehrt und das Thema zu Ende führt… sehr schön, wie Paul Chambers begleitet! Mit „Cruising“ folgt dann das längste Stück der Session, wieder im mittelschnellen Tempo, das für Terry ideal ist. Philly Joe begleitet sehr toll… er, Griffin und Kelly (es war Philly Joes zweiter, Griffins und Kellys erster Auftritt auf einem Riverside-Album) sollten in der Folge zum harten Kern von Riverside gehören. Zum Abschluss folgt das mit zwei Minuten kürzeste Stück: ein Latin-Arrangement von „That Old Black Magic“, in dem Terry cowell spielt, Griffin dürfte wohl die Schlaghölzer bedienen… während die Rhythmusgruppe einen tollen Vamp unter Terrys Themenpräsentation aufbaut. Griffin spielt die Bridge über Walking 4/4 und Terry bringt die hübsche Miniatur dann wieder über dem Vamp zu Ende.

    Ein paar Monate später entstand das zweite Riverside-Album von Terry, Duke with a Difference – hab ich leider noch nie gehört. Es spielen an seiner Seite: Johnny Hodges, Paul Gonsalves, Britt Woodman, Quentin Jackson, Tyree Glenn (nur Vibraphon), Billy Strayhorn, Jimmy Woode und Sam Woodyard. Das Programm besteht erwartungsgemäss aus Ellington-Klassikern wie „In a Sentimental Mood“, „Take the ‚A‘-Train“ oder „Come Sunday“.

    Im Sommer 1957 nach Terry ein kurzes, etwas seltsames Album für Argo auf, Out on a Limb – es dauert mit neun Stücken weniger als 26 Minuten und präsentiert ihn mit einer abgesehen von Jimmy Woode und Sam Woodyard ziemlich obskuren Band: Mike Simpson (ts,fl), Willie Jones (p) und Remo Biondi (g).
    Zu Willie Jones gibt’s hier eine faszinierende Website:
    http://hubcap.clemson.edu/~campber/wiljo.html
    Terry ist front and center hier, ausser ihm kriegt nur Mike Simpson ein paar Soli, Jones spielt genau eines (in „Phalanges“) und klingt überhaupt ziemlich eingeschränkt hier, was wohl auch mit der Gitarre von Remo Biondi zusammenhängt. Simpson soliert solide-muskulös aber eben, das ist Terrys Show, und ich finde er übertreibt es hier ein wenig, wenn auch gewisse Stücke wie der „Trumpet Mouthpiece Blues“ sehr gefallen. Auch das Wechselspiel von Terry/Simpson in „Daddy-O’s Pation Blues“ weiss zu überzeugen. In „Taking a Chance on Love“ spielt Biondi ein kurzes Intro und Jones begleitet dann das Thema sehr schön – Terry glänzt auch hier wieder mit einer wunderbaren, lyrischen Balladen-Interpretation.

    Richtig zur Sache ging’s dann aber ein paar Tage später beim nächsten Argo-Album…

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    gypsy-tail-wind
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    Cookin‘ enstand unter der Leitung von Paul Gonsalves. Die Band war dieselbe, aber ohne Gitarre, also Terry, Jones, Woode und Woodyard. Die Atmosphäre ist sofort eine andere, Woodyard lässt schon im ersten Stück „Festival“ im Thema wie ein Bopper die Bass-Drum erklingen… und Gonsalves setzt aus dem Thema heraus nahtlos zu einem Solo in seinem typischen No-Bullshit-Stil an. Das Album besteht aus zehn Stücken, dauert nahezu vierzig Minuten – und Willie Jones kriegt Raum, sich zu entfalten.
    Gonsalves zu hören ist für mich stets ein Genuss – wie er mit seinem grossen aber gegen aussen hin leicht samtenen Ton lange Linien konstruiert, mit Repetition schafft und mit einer grossen Klarheit und Umsicht seine Soli bläst – dabei ungeheure Spannung aufbauen kann, ohne je im Stile eines Illinois Jacquet oder Flip Phillips vulgär zu werden und in die Trickkiste zu greifen, das hat Klasse! Das berühmteste Beispiel ist natürlich sein langes Solo mit Ellington am Jazzfestival in Newport 1956, aber auch hier kriegt man viele Kostproben seines grossen Könnens.
    In „Clark’s Bars“ glänzt Terry mit seinem singenden Ton, Jones spielt ein kurzes, dichtes Solo, dann folgt wieder Gonsalves, dieses Mal äusserst entspannt, mit in den tiefen Lagen sehr warmem Ton. Im zweiten Stück über Daddy O-Dailys Pation glänzt Jones erneut mit einem kurzen Solo. Terry eröffnet den „Blues“, in wechselnden Solo-Phrasen mit Gonsalves beginnt das Stück, dann steigt die Rhythmusgruppe ein. Jones ist erdig und funky, aber noch auch hier mit dichtem, akkordischen Spiel. Gonsalves und Terry solieren danach in einem Dialog, teils abwechselnd, teils gemeinsam – beide sehr zurückhaltend, lyrisch und zugleich äusserst bluesig. Wunderbar!
    „Impeccable“ ist genau das… eine makellose Ballade von Terry, der zuerst das Thema präsentiert, worauf Gonsalves wieder mit einem äusserst gedämpften Solo folgt – sehr schön, dieses ganz bewusste sich Zürücknehmen.
    „Paul’s Idea“ gehört dann wieder fest Gonsalves und er spielt ein weiteres tolles Solo. „Phat Bach“ stammt von Terry, das Thema bietet Jones viel Freiraum für seltsam gesetzte, akkordische Fills. Terry bläst ein schönes kurzes Solo, Gonsalves folgt ihm, dann ein altmodischer Shout-Chorus, der Woode ein wenig Platz bietet, bevor das Stück mit Gonsalves ausgeblendet wird. „Milli Terry“ ist natürlich wieder Terry, und hier scheint seine musikalische Frohnatur durch – die Band swingt wie wild, Terry spielt das erste Solo, fängt mit simplen Phrasen an, die er wiederholt und abwandelt, bevor er in Läufe und repetive Ein-Ton-Phrasen wechselt. Gonsalves bläst ein schönes Solo, aber Woodyard kommt leider schon wieder mit seinen Rim-Shots… das mag hie und da passen, aber auf diesem Album bringt er das ein wenig zu oft, finde ich.
    „Funky“ stammt nochmal von Terry, wieder stellen die Bläser im Stoptime zuerst das Thema vor, dann folgt Jones mit einem tollen Solo. Das Album endet schliesslich mit der kurzen Ballade „The Girl I Call Baby“.
    Ein schönes Album, aber letzten Endes etwas eintönig.

    Mit In Orbit folgt das dritte Riverside Album, das bemerkenswert ist, weil Thelonious Monk als Sideman dabei ist – er holte seinen Freund Clark Terry für die letzte Session zu „Brilliant Corners“ (Ernie Henry verliess Monks Band, um mit Dizzy Gillespies Big Band auf Tour zu gehen, also wollte Monk Henry auch nicht mehr im Studio debei haben). Hier spielt nun Monk in einem seiner letzten Sideman-Auftritte, begleitet werden die beiden von Sam Jones und Philly Joe Jones. Clark Terry hat wieder mehr Raum als auf dem Album von Paul Gonsalves, die Begleitung ist überdies viel spannender, Philly Joe treibt wie immer gewaltig an, und Terry kommt auch mit Monks eigenwilligem Piano problemlos zurecht.
    Zu den Höhepunkten des Albums zählt „One Foot in the Gutter“, das Terry gemeinsam mit Ray Brown geschrieben hat. Er nahm es zwei Jahre später erneut auf und es gab dem Album von Dave Bailey auch den Titel. Für die Session wurde auch eine rare Ballade ausgegraben, „Trust in Me“ – wunderschön, wie Terry das Stück minimalistisch präsentiert, aber sein Vibrato singen lässt – anscheinend hat er auf dieser ganzen Session ausschliesslich Flügelhorn gespielt, hier glaube ich das zu hören.

    Im Februar 1959 nahm Terry sein viertes und letztes Riverside-Album als Leader auf. Als Sideman sollte er dem Label noch einige Male nützlich sein, so auf Jimmy Heaths „Really Big“, „Budd Johnson and the Four Brass Giants“, Yusef Lateefs „The Centaur and the Phoenix“, und Johnny Griffins „The Big Soul Band“.
    Top and Bottom Brass nun mag auf den ersten Blick nach einem gimmick aussehen, aber die Paarung von Terrys Trompete und Flügelhorn mit der Tuba von Don Butterfield funktioniert wunderbar. Begleitet werden die beidem von Jimmy Jones, Sam Jones und Art Taylor, die Session läuft sehr entspannt ab, Terry glänzt in diesem Setting, das zwischen Bop und Swing fluktuiert – er war wohl schon damals ein Mainstream-Musiker, als diese Art von Mainstream etwa auf Alben, die Norman Granz für Verve produzierte, oder auf Swingville-Alben von Prestige erst im Entstehen war.
    Sehr schön ist Terrys Version von „My Heart Belongs to Daddy“, einem meiner liebsten Cole Porter-Stücke. Toll auch sein Solo auf „Blues for Etta“, das er nur auf dem Mundstück bläst… ob Etta Jones oder sonst eine Etta die Adressatin der Widmung ist geht aus Orrin Keepnews schwadronierenden Liner Notes leider nicht hervor.

    1959 verliess Terry nach etwa neun Jahren das Orchester von Duke Ellington und schloss sich der neuen Big Band von Quincy Jones an. Er nahm an den Aufnahmen zu mehreren Alben teil, die auf Mercury und dem Sub-Label Trip erschienen. Auf „The Birth of a Band“ gehört ihm die Ballade „I Remember Clifford“ ganz allein, und er nutzt sie dazu, sein unglaubliches Können als Balladen-Interpret zu demonstrieren.

    In derselben Zeit, als die Sessions mit Jimmy Heath und Budd Johnson für Riverside stattfanden, nahm Terry auch für Prestige auf – er sass u.a. in der Big Band, die Oliver Nelson für Eddie „Lockjaw“ Davis‘ tolles Album „Trane Whistle“ zusammenstellte.

    1959 war Terry mit Quincy Jones in Paris – auf diesem Trip wurde ein Album für die französische Decca eingespielt, es wurde 2002 von Storyville auf CD neu aufgelegt.
    Die Rhythmusgruppe bestand einmal mehr aus Jimmy Woode und Sam Woodyard, der alte Freund Paul Gonsalves stand Terry wieder einmal als „foil“ zur Verfügung, und am Piano sass Raymond Fol, der sich wacker schlägt, stark nach seinem grossen Vorbild Duke Ellington klingt, aber auch mit Monks „Pannonica“ bestens zurecht kommt. Die Musik bewegt sich einmal mehr zwischen Bop und Swing, neben einigen Terry-Originals (darunter neue Versionen von „Serenade to a Bus Seat“ und „Clark’s Bars“) und zwei Versionen von Monks Ballade stehen auch ein Standard („Mean to Me“), ein Ellington-Klassiker („Satin Doll“) sowie ein Original von Babs Gonzalez („Lonely One“) und Raymond Fol („Circeo“) auf dem Programm.
    Terry und Gonsalves ergänzen sich ideal, nachzuhören etwa in „Serenade…“ oder den Exchanges in „Pea-Eyes“, einem weiteren Terry-Original. Fols Original bietet den damals üblichen „south of the border“-Romp, und Fol ist der Solist in „Satin Doll“, als einziger nicht-Ellingtonian. Auf „Pannonica“ ist Gonsalves wieder in dieser gebremsten, gedämpften Art und Weise zu hören, er schlängelt sich durch Monks Thema, derweil Fol Farbtupfer dazugibt und mit Woode das Stück so weit wie nötig ausspielt.
    „Mean to Me“ wird für einmal als Ballade interpretiert, Terry öffnet mit einem blechigen Solo, für einmal ohne seinen singenden Ton – das bietet aber einen tollen Kontrast zu Gonsalves. Die mit Abstand längste Nummer der einstündigen Session ist „Blues for the Champ of Champs“ von Terry, ein funky Riff-Blues im walkenden Medium-Tempo. Einen weiteren Blues hat Terry mit „Daniel’s Blues“ beigesteuert. Mit „Lonely One“, dem Stück von Babs Gonzalez, endet das Album mit einer lyrischen Note.

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    katharsis

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    Danke für die schönen Texte und die musiktechnischen Ausführungen.

    Wie empfindest Du denn diese ständig spürbare Fröhlichkeit nach mehreren Alben? „In Orbit“ finde ich da überraschend anders.

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    #7860147  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    katharsisDanke für die schönen Texte und die musiktechnischen Ausführungen.

    Wie empfindest Du denn diese ständig spürbare Fröhlichkeit nach mehreren Alben? „In Orbit“ finde ich da überraschend anders.

    Bin selber überrascht, aber es scheint, dass diese manchmal nervtötende Fröhlichkeit („exuberance“ find ich wohl das bessere Wort dafür) irgendwie verschwindet, wenn ich hinsitze und der Musik zuhöre (statt sie bloss im Hintergrund laufen zu lassen – bin immer noch dran, momentan an Buddy Tates schönem „Tate-a-Tate“ – etwas aus der Swingville-Ecke)… ich höre einen enorm menschlichen, stimmhaften Ton, ein Vibrato, das mehr wie eine Stimme denn wie ein Trompetenton klingt, das mich in manchen Momenten unheimlich berührt. Und eine unglaubliche Expressivität, die aber nicht in einer Zurücknahme liegt (wie bei Miles oder Dorham oder Fruscella oder Johnny Coles) und auch nicht in einer gewissen Kühlheit (Booker Little) sondern die Trompete irgendwie an ihre Grenzen bringt – kein Wunder hat er auch Flügelhorn gespielt, da kann man einen noch grösseren, weicheren, biegsameren Ton kriegen… und die Mundstück-Exerzitien mögen als gimmick rüberkommen, ich halte sie aber für eine legitime Erweiterung der Ausdrucksformen… wenn ich mir das so überlege, dann kenne ich niemanden, der ähnlich wie Terry spielt. Er ist wirklich einzigartig – und er wird, auch wenn das jetzt grad anders klingen mag, nie mein Lieblingstrompeter sein, aber ich ziehe meinen Hut vor ihm und werde in Zukunft wohl zurückhaltender sein, was das abkanzeln als „the happiest sound in jazz“ betrifft.

    Ein Sterne-Thread folgt übrigens in den nächsten Tagen, ich hab noch ein paar Sachen vor mir zum hören…

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    Im Sommer und Herbst 1960 nahm Terry an den Sessions für Dave Baileys schöne Alben One Foot in the Gutter und Gettin‘ Into Somethin‘ teil. Die Band bestand aus Curtis Fuller, Junior Cook bzw. Charlie Rouse, Horace Parlan, Peck Morrison und Leader Bailey. in beiden Sessions wurden vier Stücke mitgeschnitten, jeweils eins davon in LP-Seitenlänge („Sandu“ auf dem ersten Album dauert mit Baileys Band-Ansage – die Aufnahmen fanden mit geladenen Gästen im Studio statt – etwas über 21 Minuten). Terry fügt sich hervorragend in die Band ein, neben dem trockenen Tenor von Cook oder Rouse und der vollen Posaune von Fuller bringt er ein verspieltes Element rein. Die Rhythmusgruppe ist eine Spur leichter als meist auf solchen Hardbop-Alben, was wohl vor allem an Baileys Spiel liegt. Jedenfalls schöne Musik, die zu kommentieren eigentlich nicht nötig ist… let the music speak for itself!
    Terry hat das Titelstück zuer ersten Session beigesteuert sowie die drei kürzeren Stücke des zweiten Albums, „Slop Jah“, „Little Old Mongoose“ und „Evad Smurd“ (Dave Drums). Auf dem Bonustrack der ersten Sessions, „Brownie Speaks“, spielt er ein schönes Solo als Hommage an Clifford Brown, mit dem er ja im Rahmen der EmArcy Jam Sessions 1954 zusammen aufgenommen hatte.

    Clark Terry nahm 1960 schon sehr viele Sessions als Sideman auf, aber zumeist noch richtige Jazz-Alben – mit Johnny Griffin („The Big Soul Band“), der Gerry Mulligan Concert Jazz Band („) und mit Charles Mingus („Pre-Bird“), um die Jahreswende 1960/61 nahm er zudem an den Sessions für Teri Thorntons Riverside-Album „Devil May Care“ teil. Und im Januar folgten auch Aufnahmen mit Cecil Taylor und Buell Neidlinger für deren Candid-Album „New York City R&B“.

    Im Oktober 1960 nahm Terry auch mit Yusef Lateef auf, neben Richard Williams, Curtis Fuller, Tate Houston, dem Fagottisten Josea Taylor, Joe Zawinul, Ben Tucker und Lex Humphries begleitete er Lateef auf dem ambitionierten Album The Centaur and the Phoenix. Terry ist wie all die anderen Bläser solistisch zu hören, ausschliesslich auf dem Flügelhorn, und auch im Austausch mit Richard Williams auf dem Stück „Apathy“.

    Zwei Wochen nach den Sessions mit Yusef Lateef nahm Terry an den Aufnahmen zum Swingville Album Tate-a-Tate teil, bei dem er neben Leader Buddy Tate auf dem Cover erwähnt wurde. Die beiden wurden von Tommy Flanagan, Larry Gales und Art Taylor begleitet. Das Album enthielt zwei Nummern aus dem Ellington-Umfeld („All Too Soon“ und „Take the ‚A‘ Train“), eine Gemeinschaftskomposition von Tate und Terry („#20 Ladbroke Square“) sowie drei Originals von Clark („Buddy’s Tate-a-Tate“, „Groun‘ Hog“ und „Snatchin‘ It Bad“).
    Terry bietet einen perfekten Gegenpol zu Tates solidem, erdigem und enorm bluesigen Spiel. Joe Goldberg zitiert in seinen Liner Notes eine Äusserung Whitney Ballietts über Tate:

    Tate is one of the great blues performers […]. Inspired by Herschel Evans, whom he replaced in the old Basie band, he has a bulbous, almost double-chinned tone, a loose vibrato, and a locomotive sense of rhythm, no matter the tempo. His solos are apt to be constructed of sponge-rubber blurts, short, whispered phrases that often fade into echoing tissues of breath, and long, arching smears singularly reminiscent of the field hollers of a century ago. (This throwback, instinctive to Tate, is what the funky boys ape.)

    Die Musik auf diesem Swingville-Album ist simpel, direkt, keine Arrangements, nur Heads… die alte Basie-Tradition, könnte man sagen. Tate und Terry spielen enorm entspannt, mit Tommy Flanagan haben sie einen einfühlsamen Begleiter, der die Funkiness nie übertreibt, Gales‘ Bass und Taylors Drums halten das Geschehen lebendig mit Fills und Bombs und einem rhythmischen Gespür, das klar vom modernen Jazz herkommt. Gales‘ grosser Sound ist besonders schön zu hören. Ein sehr entspanntes Album jedenfalls, das perfekt ins Image der Swingville-Reihe passt.

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    gypsy-tail-wind
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    Ende 1960 entstand für Candid wieder mal ein Album unter Terrys Leitung, Color Changes. Wohl bis dahin eins der ambitioniertesten Projekte Terrys. Die Band bestand aus Jimmy Knepper (tb), Julius Watkins (frh), Seldon Powell (ts,fl), Yusef Lateef (ts,fl,ob,enh), Tommy Flanagan (p), Joe Benjamin (b) und Ed Shaughnessy (d), auf „Nahstye Blues“ spielte Budd Johnson anstelle von Flanagan Klavier.
    Zum Auftakt gibt’s Bob Wilbers „Blue Waltz“. Nach Flanagans Solo spielt Terry eins seiner schwatzhaften, dialogischen Soli, es folgt Seldon Powell am Tenor, solid mit schönem Sound, irgendwo zwischen der alten Hawkins-Tradition und Sonny Rollins. Mit Jimmy Knepper ist der neben Julian Priester für mich spannendste Posaunist jener Jahre an Bord und er steuert auch gleich ein gutes Solo bei. Es folgt Lateef, auch am Tenor, relativ zurückhaltend, und dann zum Abschluss Julius Watkins. Ed Shaughnessy, der selten auf Sessions anzutreffen ist, die ihm viel Freiraum bieten, nützt das aus und begleitet verspielt und leicht, aber doch auch hart swingend, derweil Joe Benjamin ein äusserst solides Fundament legt.
    Lateefs „Brother Terry“ baut auf einem minimalen Bass-Ostinato auf, wie manche Lateef-Stücke. Terry growlt darüber das Thema, mit eine Kraft und Emotionalität, die durchaus jener vergleichbar ist, die Lateef am Tenor erreicht. Hier spielt er aber Oboe (oder Englisch Horn?) und hält sich im Ensemble zurück. Nach einer schönen Ensemble-Passage mit kurzen solistischen Einwürfen von Watkins und Lateef folgt ein Flötensolo von Powell, dann Flanagan, derweil Benjamin mittlerweile nur noch einen einzelnen Ton repetiert und Shaughnessy mit den Becken feine Klänge dazu ergänzt, ohne viel time zu spielen. Eine wunderschöne Nummer!
    „Flutin‘ and Fluglin'“ präsentiert Terry vor den beiden Flöten von Powell und Lateef. Shaughnessy begleitet wieder aktiv. Powell und Lateef (vermutlich in dieser Reihenfolge) treten in einen Dialog, dann folgt das ein erstes kurzes Solo von Terry über dunkle Blech-Begleitung… dann wieder die Flöten, und dann folgen Knepper und Watkins, zuerst länger für sich, dann im Dialog. Und dann führt Terry einen kurzen Dialog mit sich selbst, mit und ohne Dämpfer, bevor die anderen Bläser wieder einsteigen und mit einem arrangierten Shout-Chorus (mit Knepper, Terry und Watkins) das Stück nach einer kurzen Piano-Passage zu Ende führen.
    Die erste Seite endet mit Duke Jordans Klassiker „No Problem“, vorgestellt von Terry über eine Art Montuno-Bass von Benjamin und Latin-Rhythmen von Shaughnessy. Dann setzt die ganze Band, die Bridge wird wie üblich im swingenden 4/4 präsentiert… und das Thema ist toll arrangiert, mit verschobenem „Echo“. Die Soli folgen über swingendem 4/4, allerdings nützt Shaughnessy die Gelegenheit erneut, mit Einwürfen zu glänzen, die teils den Latin-Rhythmus wieder ein wenig aufscheinen lassen. Powell bläst das erste Tenorsolo, gefolgt von Knepper, während dessen kurzen Solo wieder raffinierte kleine Begleitmotive erscheinen. Flanagan folgt, zunächst nur mit der Rhythmusgruppe, dann mit den anderen Bläsern… ein sehr schönes, ausgedehntes Solo. Dann Lateef mit einem kurzen reduzierten Solo und den typischen „nahöstlichen“ Inflektionen. Dann folgt das Thema, in ähnlicher Weise wie zu Beginn, gefolgt von einem tollen Coda, in dem Terry über dem Latin-Rhythmus weitersoliert.
    Die zweite Hälfte beginnt wieder mit den Zwillingsflöten, die auch zuerst solieren, vermutlich beginnt Powell. Sehr schön, wie Benjamin begleitet, lange auf einem einzelnen Ton verharrt… auch bei Lateef wieder. Ein sehr charmantes Stück, das nicht nur mit seinem Titel „La Rive Gauche“ an Paris erinnert. Shaughnessy swingt fein mit den Besen, Knepper übernimmt von den Flöten und bläst ein langes Solo mit Dämpfer (ich dachte zuerst, das sei Watkins!). Terry folgt mit einem fröhlichen Solo mit Dämpfer, nach einer Weile setzten die Flöten und das Blech mit Riffs ein. Dann folgt Watkins mit einem tollen kurzen Solo, bevor Joe Benjamin das letzte Solo spielt.
    Mit dem „Nahstye Blues“ folgt noch einmal eine rauhe, bluesige Nummer, ähnlich Lateefs „Brother Terry“. Terry präsentiert das Thema über einem langsamen bluesigen Groove – Budd Johnson spielt hier Piano. Yusef Lateef spielt das erste Solo, erdig und mit seinem riesigen Sound am Tenor. Dann folgt Terry… wieder sehr stimmhaft, eine Geschichte erzählend… die Rhythmusgruppe wechselt streckenweise in 12/8 und die anderen Bläser bauen Riffs auf, grundiert von Basstönen aus Kneppers Posaune, derweil Benjamin am Bass in 12/8 rast. So fadet das Stück langsam aus – für mich wohl das Highlight des Albums!
    Die Letzte Nummer, „Chat Qui Pêche (A Cat That Fishes)“ ist wieder fröhlicher, schneller, mit einer Flöte prominent im Thema. Knepper spielt das erste Solo, gefolgt von Lateef am Tenor, Terry, Powell am Tenor, Watkins, erneut Lateef (ts), Watkins, Flanagan, nochmal Terry… und dann wieder das Thema mit der Flöte (wohl Powell). Damit endet das vielleicht schönste Album von Terry – ein Album auch, bei dem er anscheinend die komplette Kontrolle über die Musik und die Arrangements hatte.

    Die Arrangements stammen übrigens von Lateef, Budd Johnson und Al Cohn, ich weiss aber nicht, wer welche Nummern arrangiert hat, da ich nur die Membran/Pats Perfect Billig-Ausgabe habe (auf der überdies die beiden LP-Seiten vertauscht angeordnet sind). Zu vermuten ist wohl, dass Lateef sein „Brother Terry“ gesetzt hat, Johnson den „Nahstye Blues“, auf dem er Piano spielt, und Al Cohn den grössten Teil? Kann das jemand überprüfen anhand der Candid-CD oder LP?

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    Ich schau‘ mal zu Hause nach, da auf der LP die Abfolge der Solisten beschrieben ist, ebenso wie die Arrangements.
    Eine Anmerkung habe ich noch zu „Flutin‘ and Fluglin“. Terry wechselt dort zwischen Trompete und Flügelhorn, nicht zwischen Dämpfer und ohne; offenbar meinst Du das weiter oben, oder?

    Danke auch hier wieder für die schönen Texte. Ich merke, dass man sich Terry etwas stärker und dezidierter widmen muss, um ihn in seiner Ausdrucksform besser verstehen zu können.
    „Color Changes“ finde ich überdies ja (wie andernorts erwähnt) sehr schön, allerdings empfinde ich die teilweise recht kurz geratenen Soli durchaus als Manko. Dazu muss ich aber auch sagen, dass ich recht wenig aus einer Big Band-Tradition heraus höre und kleine Gruppen bevorzuge. Aber auch hier fordert das Album ein höheres Maß an Konzentration, um das Wechselspiel der Musiker besser nachvollziehen zu können. Das Tolle an „Color Changes“ ist im übrigen gerade die bunt zusammengestellte Gruppe, die dann auch wirklich unterschiedlichste Klangfarben zu fabrizieren vermag.
    Im Candid-Katalog vielleicht eine der drei besten Veröffentlichungen…

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    gypsy-tail-wind
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    katharsisIch schau‘ mal zu Hause nach, da auf der LP die Abfolge der Solisten beschrieben ist, ebenso wie die Arrangements.
    Eine Anmerkung habe ich noch zu „Flutin‘ and Fluglin“. Terry wechselt dort zwischen Trompete und Flügelhorn, nicht zwischen Dämpfer und ohne; offenbar meinst Du das weiter oben, oder?

    Ja, das hab ich dann auch realisiert… stand aber schon da – egal.
    Jedenfalls sind dort die Pausen so lange, dass ich zuerst dachte, er nehme jeweils den Dämpfer raus und schiebe ihn wieder rein… später hat er das so gut draufgehabt, dass er fast nahtlos hin- und herwechseln konnte.

    Wäre schön, wenn Du mir in Sachen Flöten-Soli sagen könntest, wie da die Reihenfolge ist! Und bei den Tenorsoli (ich bin mir ziemlich sicher) noch rasch überprüfen… oder der Einfachkeit halber einfach alles rasch abtippen! Danke!

    katharsisDanke auch hier wieder für die schönen Texte. Ich merke, dass man sich Terry etwas stärker und dezidierter widmen muss, um ihn in seiner Ausdrucksform besser verstehen zu können.
    „Color Changes“ finde ich überdies ja (wie andernorts erwähnt) sehr schön, allerdings empfinde ich die teilweise recht kurz geratenen Soli durchaus als Manko. Dazu muss ich aber auch sagen, dass ich recht wenig aus einer Big Band-Tradition heraus höre und kleine Gruppen bevorzuge. Aber auch hier fordert das Album ein höheres Maß an Konzentration, um das Wechselspiel der Musiker besser nachvollziehen zu können. Das Tolle an „Color Changes“ ist im übrigen gerade die bunt zusammengestellte Gruppe, die dann auch wirklich unterschiedlichste Klangfarben zu fabrizieren vermag.
    Im Candid-Katalog vielleicht eine der drei besten Veröffentlichungen…

    Die kurzen Soli sind teils schon bedauernswert ja… Knepper und Watkins etwa hätten mehr Platz verdient, Lateef sowiso (zumal er auf dem Cover auch noch extra aufgeführt wird).

    Was die besten Candid-Alben betrifft… gute Thread-Idee! Mach ich gleich, hab ja Ferien…

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    1961 war Terry bereits im TV Studio verschwunden, meldete sich aber regelmässig mit Jazz-Alben unter eigenem Namen und zahlreichen Auftritten als Sideman.

    Im Quartett mit Junior Mance (p), Joe Benjamin (b) und Charlie Persip (d) entstand im Sommer 1961 das schöne Moodsville-Album Everything’s Mellow. Terry spielt – wie bei Moodsville zu erwarten – vor allem Balladen, streut aber auch ein paar Originals ein, darunter den schönen „Simple Waltz“. Mance und er harmonieren perfekt, Terrys Ton berührt wieder sehr.

    Das zweite Moodsville-Album war Clark Terry Plays the Jazz Version of All American. Neben Terry sticht hier vor allem Budd Johnson heraus, der jeder musikalischen Herausforderung gewachsen war – einer der „alten“ Musiker, die in Sachen harmonischen Wissens jedem Bopper das Wasser reichen konnten. Eddie Costa swingt am Piano und Vibraphon, Art Davis und Ed Shaughnessy vervollständigen die Rhythmusgruppe, Lester Roberston an der Posaune und George Barrow am Barisax die Frontline.
    Das Resultat ist eine Zwängerei… das eröffnende „What a Country“ und dasder abschliessende „Fight Song“ klingen mehr nach Fanfare und Zirkus als nach Jazz, Johnson und Costa solieren dennoch gut, danach geht’s zwar besser weiter, aber man merkt dem Album an, dass zuerst ein Konzept stand, dann ein Arrangeur gerufen wurde (der die Musik bedeutend ändern, ergänzen und aufpeppen musste, damit den Jazzern nicht das Gesicht einschläft) und erst dann die passenden Musiker zusammengetrommelt wurden. Terry macht zwar nichts falsch aber er kann sich in einem solchen Setting nicht besonders entfalten, eher noch gefallen die Soli von Budd Johnson, der die Changes wie immer buchstäblich aufisst. Seltsam, dass dieses Album in der Moodsville Reihe erschienen ist, es will da für mich so gar nicht reinpassen.

    Ab 1961 hat Clark Terry über mehrere Jahre hinweg mit Bob Brookmeyer zusammen gespielt. Die beiden haben über die Jahre immer wieder in diversen Formationen zusammen gespielt, besonders in Gerry Mulligans Concert Jazz Band. Für einige Jahre spielten sie mit Unterbrüchen regelmässig im Quintett zusammen. Eins der „Previously Unreleased Recordings“ Alben von Verve (das waren Alben, die beim Abgang von Granz und dem Verkauf an MGM zwischen die Ritzen fielen).
    Die Frontline von Terrys frugalem Flügelhorn und Brookmeyers trockener Ventilposaune harmoniert sehr gut, die beiden haben eine ähnliche Spielauffassung (in die Richtung: immer munter drauflos), beiden mangelt es nicht an „Soul“, und schliesslich werden sie von einer hervorragenden Rhythmusgruppe begleitet: Eddie Costa (p), ein unglaublich swingender Pianist, sowie Joe Benjamin (b) und Osie Johnson (d).
    Die Liner Notes können auf der Eddie Costa Website nachgelesen werden:
    „Simple Waltz“ ist genau das… dieselbe Nummer wie auf „Everything’s Mellow“, bloss dieses Mal weniger gedämpft und mit viel Feuer, gegen Ende weben Terry und Brookmeyer einen dichten Dialog. Es folgt eine langsame, sehr bluesige Version von „Things Ain’t What They Used to Be“ – gute Idee, das Stück mal so langsam anzugehen. Benjamin legt ein fettes Fundament, Terry bläst ein tolles Solo, dann folgen Brookmeyer und Costa – diesen zu hören macht mir immer Spass, einer meiner absoluten Lieblingspianisten!
    Die zweite Hälfte des Albums beginnt mit „Manuscript“, von Benjamin eröffnet wird das Thema in Halftime begleitet und der Beginn von Terrys Solo wird mit einem raffinierten Stoptime-Rhythmus unterlegt. Terry spinnt dann einen Dialog zwischen seiner Trompete und seinem Flügelhorn, sehr schön. Es folgt Costa, wieder mit dem Stoptime zu Beginn. Zum Abschluss spielt die Band Oliver Nelsons „Stolen Moments“, Terry bläst das erste Solo, sehr schön! Es folgt Brookmeyer und dann Costa, der seine Oktav-Kunst demonstriert und die etwas avanciertere harmonische Struktur des Stückes ausnützt.

    Im Sommer 1964 nahm Terry ein Album mit dem Trio von Oscar Peterson auf. Mit Ray Brown am Bass und Ed Thigpen am Schlagzeug war Peterson schon seit einigen Jahren zusammen, die drei sind eingespielt und Terry kann sich auf eine mehr als kompetente Begleitung verlassen. Ein wunderbar swingendes und entspanntes Album kam dabei heraus, Terry spielt Flügelhorn und Trompete, dialogisiert mit sich selber, klingt mal fröhlich, mal nachdenklich und immer expressiv. Auf „Mumbles“ ist er zudem als Sänger oder Vokalist (oder eben als „mumbles“) zu hören. Ein Novelty-Effekt, den ich nicht allzu oft brauche und der live sicher bedeutend besser rüberkam als auf Schallplatte, aber das war Teil seiner Persönlichkeit und darf darum ruhig auch hier Platz finden.

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    Noch viel entspannter als das Album mit Oscar Peterson ist die Session You Better Know It !!! von Lionel Hampton. Im Oktober 1964 fanden sich unter der Leitung von Bob Thiele ein paar Veteranen und alte Freunde im Studio von Rudy Van Gelder ein: Clark Terry (t), Ben Webster (ts), Hank Jones (p), Milt Hinton (b), Osie Johnson (d) sowie der Leader Lionel Hampton am Vibraphon und Gesang und auf dem weihnächtlichen Bonustrack „Swingle Jingle“ am Piano.
    Ein schönes Album, in dem neben Hampton vor allem Webster mit tollen Soli glänzt, aber auch Terry fühlt sich hörbar wohl.

    Clark Terry hatte früher in 1964 auch sein eigenes Album The Happy Horns of Clark Terry aufgenommen, an seiner Seite spielten Phil Woods, Ben Webster, Roger Kellaway, Milt Hinton und Walter Perkins (ich glaub ich könnte die LP kaufen, hab aber nicht auf das Preisschild geachtet… sicher nicht billig).

    1965 entstand The Power of Positive Swinging, ein Mainstream Album mit Bob Bookmeyer. Das Quintett bestand diesmal aus Roger Kellaway (p) und zwei alten Mulligan-Kollegen Bill Crow (b) und Dave Bailey (d). Im Studio mit Bob Shad für Mainstream nahm die Gruppe kürzere Stücke auf als auf der 1961er Aufnahme mit Eddie Costa.
    Roger Kellaway weiss mit seinem funky Spiel zu gefallen, die Band macht sich an alte Schlachtrösser wie „The Battle Hymn of the Republic“, Don Redman/Andy Razafs „Just an Old Manuscript“ und den Standard „A Gal in Calico“. Dazu gibt’s Basies „The King“ und ein paar Originals von Brookmeyer und Terry – darunter einmal mehr der „Simple Waltz“ (die Verve-Aufnahme war wohl noch nicht erschienen als dieses Album rauskam?). Die Musik ist mir allerdings eine Spur zu unbeschwert, die Stücke zu kurz, als dass Terry, Brookmeyer oder Kellaway richtig in die Vollen greifen könnten. Das gelingt am ehesten auf „Gal in Calico“ und dem abschliessenden „Just an Old Manuscript“. Eine schöne Session, die allerdings etwas gar harmlos geraten ist. Auch Brookmeyers Expressivität scheint etwas gezämt zu sein.

    Ausserhalb der Reihenfolge, weil ich’s übersehen hatte… Ende 1961 traf Clark Terry auf den englischen Tenoristen Tubby Hayes. In New York entstanden an zwei aufeinander folgenden Tagen im Oktober die Aufnahmen, die als Tubby the Tenor auf Epic erschienen. Die Band bestand neben Tubby und Terry aus Horace Parlan (p), George Duvivier (b), Dave Bailey (d), sowie auf drei Stücken Eddie Costa (vib). Terry spielte nur auf vier der zehn Stücke, davon blieben allerdings zwei damals unveröffentlicht, die CD-Ausgabe The New York Sessions enthielt dann die sechs Stücke vom Album sowie vier Bonustracks, darunter auch Terrys „Simple Waltz“. Terry bietet auf seinen vier Stücken (er hat drei davon komponiert, zudem spielt er auf Tubbys „Half a Sawbuck“) einen guten Kontrapunkt zu Tubbys flüssig-robustem Tenorsax.

    Ich hab’s oben schon erwähnt: Ed Thigpen gehörte zu den ganz grossen und skandalös unterschätzten Drummern. 1966 erhielt er bei Verve die Chance, ein Album einzuspielen: Out of the Storm. Thigpen scharte eine exzellente Band um sich: Clark Terry (t,flh), Kenny Burrell (g), Herbie Hancock (p), Ron Carter (b), produziert hat Creed Taylor. Ich liebe dieses Album seit ich’s zum ersten Mal gehört habe (die Verve Elite Edition CD erschien 1998, ich hab’s wohl seit ’99 oder ’00) und ich finde es noch immer ein unheimlich frisches Album.
    Es beginnt south of the border mit „Cielito Lindo“, Thigpens Rhythmen sind fein aber unheimlich mitreissend, er spielt mit sehr speziell gestimmten Toms und arbeitet sehr melodisch damit. Burrell klingt warm, Hancock war in jenen Jahren sowieso ohne Fehl und Tadel, einer der frischesten, lyrischsten Pianisten überhaupt. Das zweite Stück „Cloud Break (Up Blues)“ ist eine Miniatur aus Thigpens Feder, ein kurzes Drum-Feature.
    Das Titelstück, auch von Thigpen geschrieben, fängt mit lautmalerischer Musik an… der Sturm wird heraufbeschworen, Terry spielt sein Mundstück, Burrell und Carter spielen frei, Thigpen trommelt und wirbelt… und dann löst sich daraus ein sehr lyrisches Thema, die Band spielt gedämpft, Carters Bass trägt die Musik, Terry und Burrell spielen schöne Soli… gegen Ende löst sich die Musik dann wieder auf in einer ganz ruhigen freien Passage. Die erste Seite des Albums endet dann mit dem Thema des Films „Harper“, einer eingängingen Melodie von Johnny Mandel.
    Die wztie Seite besteht aus drei etwas längeren (4-6 Minuten) Stücken – das Album ist insgesamt ziemlich kurz. Auf „Elbow and Mouth“ spielt Burrell über seinen Blues ein schönes akkordisches Solo, bevor Terry auf seinem Mundstück soliert. Dann soliert Thigpen wieder, über Carters Bass und ein wenig rhythmische Klopf-Sounds und gelegentliche Akkorde Burrells… er bedient wieder seine Toms (mit dem Ellbogen nehm ich an) und erzeugt damit sehr schöne Effekte, die sich perfekt ins musikalische Geschehen einbetten.
    „Heritage“ ist das dritte und letzte Thigpen-Original des Albums, es beginnt mit einem kurzen Schlagzeugintro. Hancock setzt hier aus, Terry und Thigpen sind auch mit ihren Stimmen zu hören… Carter spielt ein minimales Basslick (zwei abwechselnde Töne) während Burrell mit gedämpfter Gitarre eine rhythmische Begleitung darüberlegt (wie das auch oft Barney Kessel und Herb Ellis bei Oscar Peterson gemacht haben). Terry spielt ein expressives Solo, angetrieben von Thigpen.
    Als Closer spielt die Gruppe Louis Armstrongs „Struttin‘ with Some Barbecue“, es schliesst den Bogen zum fröhlichen Opener „Cielito Lindo“, Terry setzt aus, Burrell spielt ein schönes Solo mit singendem Ton, es folgt Hancock und dann Eights mit Hancock, Burrell und Thigpen. Das Album endet im Dialog, und das passt, denn die Gruppe wirkt enorm eingespielt, entspannt und vertraut im Umgang.
    Anscheinend wurde auch Hancocks „Maiden Voyage“ eingespielt, fand den Weg aufs Album aber nicht… ist leider zu befürchten, dass nichts erhalten ist, denn die Verve Elite CDs enthielten in vielen Fällen Bonustracks, wo sich Material dazu fand.

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    Was mir beim Hören von Terry immer deutlicher klar wird ist, dass seine Spielhaltung eine im „alten“ Jazz verwurzelte ist. Sein Ton, sein ganzes Auftreten ist viel näher bei einem Roy Eldridge, einem Vic Dickenson oder einem Ben Webster – er kann zwar problemlos mit modernen Jazzern spielen, aber im Kern ist seine Musik anders, unbeschwert von den technischen Hürden, die mit dem Bebop aufgebaut wurden und die zu einer Einengung der Expressivität der persönlichen Ausdrucksformen im Jazz geführt haben.
    In Kürze: Terry schert sich einen Dreck darum, ob er technisch mithalten kann, es geht ihm um den Ausdruck, um Charakter, um Persönlichkeit, wie sie in der Bebop Orthodoxie nicht mehr möglich war. So jedenfalls meine Theorie…

    Eins der schönsten Alben von Clark Terry entstand im Sommer 1966 mit Shirley Scott an der Orgel, begleitet von Mickey Roker sowie George Duvivier oder Bob Cranshaw. Der Rahmen ist völlig frei, Terry spielt unbeschwert drauflos wie etwa auf dem Album mit Buddy Tate, sein Sound passt extrem gut zur Orgel – ich bin versucht zu sagen, dass ich keine Aufnahme eines Trompeters mit Orgel kenne, die so gut passt. Blue Mitchell, Bill Hardman oder Virgil Jones funktionieren eher als lyrischer Kontrapunkt, ohne Sax und Gitarre wäre da wenig dran… bei Terry ist das anders, Gitarre ist gar nicht vorhanden, Scott spielt wie üblich vergleichsweise sparsam und schlank, und Terrys Sound genügt, damit man nichts misst. Überzeugt mich jedenfalls sehr, dieses Album – hab’s vorhin gleich zweimal am Stück gehört! Schade, dass es nicht einfacher zu greifen ist (ich hab bloss einen Vinyl-Rip davon).

    Ende 1966 (am 26. November, um präzise zu sein) entstand in London obige Aufnahme von Jazz at the Philharmonic. Clark Terry war mit dabei, neben Dizzy Gillespie, Zoot Sims, James Moody, Coleman Hawkins, Benny Carter, Teddy Wilson, Bob Cranshaw, Louis Bellson und T-Bone Walker.
    Der erste Teil besteht aus zwei Jams mit Dizzy, Terry, Moody und Sims, „Ow“ und „The Champ“, dazwischen kriegen Terry („Stardust“) und Moody („Yesterdays“ an der Flöte) die Chance, ihr Balladenkönnen unter Beweis zu stellen und Dizzy spielt „Tin Tin Deo“ über dem starken Bass von Cranshaw und Bellsons rumpelnden Latin-Rhythmen.
    Dann folgt das kurze Set von T-Bone Walker, begleitet von den genannten Musikern. Terry bläst in „Woman You Must Be Crazy“ kaum hörbare Ostinati und spielt dann eins seiner Mundstück+Stimme Soli, sehr toll wie die Rhythmusgruppe (inkl. Walkers Gitarre) dazu die Begleitung intensiviert. Das Intro zu „Goin‘ to Chicago“ ist Rock’n’Roll… Bellson kriegt all die Shuffle-Rhythmen ziemlich gut hin. Das dritte Stück von T-Bone ist ein langsames „Stormy Monday“, Cranshaw ist sehr präsent – schön! Auch hier spielt Terry wieder als einziger der Bläser ein Solo.
    Die zweite Hälfte beginnt mit Teddy Wilsons Trio, die Eleganz von Wilson ist kaum zu übertreffen, mit Cranshaw/Bellson hat er eine mehr als solide Rhythmusgruppe hinter sich. Das Trio spielt „Shiny Stockings“, „Undecided“, ein Medley as „I’ve Got the World on a String“ und „L-O-V-E“, und mit Carter, Hawkins „Blue Lou“. Hawkins frisst die Changes förmlich in sich hinein, sein Ton ist stark und gross. Carter ist demgegenüber die pure, tänzerische Eleganz und Leichtigkeit. (Die beiden sind übrigens – bei all ihrem überragenden technischen Können und ihrer harmonischen Avanciertheit – auch gute Beispiele für das, was ich mit dern einleitenden Bemerkung meine.)
    Dann folgt das zweite Jam-Segment, allerdings steht demnächst Benny Carter („I Can’t Get Started“) und dann der Stargast Coleman Hawkins („September Song“, „Body and Soul“ und „Bean Stalkin'“) im Mittelpunkt – und erteilt kurz einen Meisterkurs im Balladenspiel -, vor die ganze Entourage gemeinsam mit „What Is This Thing Called Love“ abschliesst.
    Zum Ende spielen alle gemeinsam (ausser T-Bone Walker)
    Der Fehler mit dem Datum geschah anscheinend erst bei der CD – Hawkins verstarb im Mai 1969 und wäre im März 1969 (so das auf der CD angegebene Datum) nicht mehr in der Lage gewesen, eine solche JATP-Tour durch Europa durchzustehen, geschweige denn so toll zu spielen.

    Im Juli 1967 wirkte Terry am Greatest Jazz Concert in the World mit, einer Art Super-JATP-Session, an der Duke Ellington (mit seinem ganzen Orchester), Ella Fitzgerald (mit dem Trio von Jimmy Jones, mit Bob Cranshaw und Sam Woodyard) und Oscar Peterson (mit Sam Jones und Bobby Durham) als Headliner teilnahmen. Dazu stiessen u.a. Clark Terry, Benny Carter, Coleman Hawkins, Zoot Sims, Louis Hayes und T-Bone Walker. Paul Gonsalves und Johnny Hodges nutzten die Gelegenheit und stürzten sich in ein paar Jams und Zoot Sims und Clark Terry traten auch als Solisten mit Ellingtons Orchester auf. In den USA 1967 war das wohl so etwas wie ein Schwanengesang des Mainstream Jazz, bei dem viele der alten Grössen nochmal auftraten, vor das grosse Jazzklub-Sterben zu Ende ging.

    Terry nahm in diesen Jahren u.a. weitere Alben mit Bob Brookmeyer auf, erschien aber auch als Sideman mit Chico Hamilton (Further Adventures of El Chico), Oliver Nelson (Plays Michelle), Gary McFarland (Promises), Earl Hines (Once Upon a Time – mit vielen alten Ellington-Kollegen), Chico O’Farrill, Jimmy Rushing und anderen.
    Im April 1969 trat er zudem mit Bill Berry, Urbie Green, J.J. Johnson, Paul Desmond, Gerry Mulligan, Hank Jones, Jim Hall, Milt Hinton, Louis Bellson, Mary Mayo, Joe Williams sowie den Gastpianisten Duke Ellington, Dave Brubeck, Billy Taylor und Earl Hines im Weissen Haus auf, an einem Ellington-Tribute.

    Im Sommer 1969 trat Terry mit einer internationalen Big Band in Montreux auf, Ernie Wilkins hat arrangiert, in der Band sassen Leute wie Hans Kennel, Raymond Droz, Eero Koivistoinen, Bruno Spoerri, Hugo Rasmussen, Dave Pike, sowie Wilkins selbst. Terry ist der Starsolist, spielt Trompete, Flügelhorn, Pocket-Trumpet, improvisiert mit dem Mundstück und mit seiner Stimme.
    In „Swiss Air“ soliert zuerst Dave Pike (wenn er nur nicht dauernd mitsummen würde!), dann Terry, dann folgen Tenor und Posaunensoli, wohl Wilkins (oder doch eher Spoerri?) und Droz. Auf „All Too Soon“ bläst Wilkins eine schöne Hommage an den langjährigen ex-pat Ben Webster, es folgen zwei Terry-Features, „Mumbling in the Alps“ (auf Terrys Trompete und „mumbles“ folgt nochmal Wilkins) und die Ballade „Stardust“.
    Dann folgt das viertelstündige Wilkins-Original „Broadway Joe“, auf dem neben Terry, Pike und Wilkins viele Musiker der Band kurz solistisch zu hören sind. Den Abschluss macht der „Levee Camp Blues“, in dem Clark Terry die Story zwischendurch erläutert… und dann den nächsten Chorus bläst.

    1970 enstand dann in der Carnegie Hall eine Aufnahme mit einer eigenen Big Band, Terry nahm auch weiter an diversen Jams teil, spielte mit Basie, Ella Fitzgerald, den Trumpet Kings (Dizzy, Eldridge, Sweets) und nahm 1975 ein Duo-Album mit Oscar Peterson auf (ich kenne es nicht, habe bisher bloss jene mit Roy Eldridge und Harry Edison).

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    katharsis

    Registriert seit: 05.11.2005

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    gypsy tail windWas mir beim Hören von Terry immer deutlicher klar wird ist, dass seine Spielhaltung eine im „alten“ Jazz verwurzelte ist. Sein Ton, sein ganzes Auftreten ist viel näher bei einem Roy Eldridge, einem Vic Dickenson oder einem Ben Webster – er kann zwar problemlos mit modernen Jazzern spielen, aber im Kern ist seine Musik anders, unbeschwert von den technischen Hürden, die mit dem Bebop aufgebaut wurden und die zu einer Einengung der Expressivität der persönlichen Ausdrucksformen im Jazz geführt haben.
    In Kürze: Terry schert sich einen Dreck darum, ob er technisch mithalten kann, es geht ihm um den Ausdruck, um Charakter, um Persönlichkeit, wie sie in der Bebop Orthodoxie nicht mehr möglich war. So jedenfalls meine Theorie…

    Diese Beobachtung finde ich sehr stichhaltig, auch wenn ich bei weitem nicht so viel kenne, wie Du! Das erklärt eben sehr schön, wie Du sagst, dass er sich nicht auf ein Kräftemessen mit anderen einlässt. Dazu passt wohl auch, dass Terry Big Band-geschult war und viel davon in seine eigene Musik mitbrachte, was die Haltung angeht.
    Auch sonst wieder sehr schöne Beschreibungen.

    gypsy tail windEins der schönsten Alben von Clark Terry entstand im Sommer 1966 mit Shirley Scott an der Orgel, begleitet von Mickey Roker sowie George Duvivier oder Bob Cranshaw.
    Schade, dass es nicht einfacher zu greifen ist (ich hab bloss einen Vinyl-Rip davon).

    Wieder eines derjenigen (Impulse)Alben, welches ich noch nie gesehen habe.

    gypsy tail windIn „Swiss Air“ soliert zuerst Dave Pike (wenn er nur nicht dauernd mitsummen würde!)

    Die Vibraphonisten verdienen übrigens auch mal einen eigenen Thread, nicht zuletzt da ich im Laufe der Zeit herausgefunden habe, dass es doch etliche mehr gibt, außer Bobby Hutcherson! :lol:
    Im übrigen gibt es wohl kein anderes Musikinstrument, bei dem die Spieler so permanent mitsummen, wie das Vibraphon. Dickerson, Charles, Pike…jedesmal fällt mir das auf!

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    "There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III
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