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gypsy-tail-windDanke, das ist wirklich eine tolle Performance … wie er mittendrin (so bei 1:40?) einen Gang hochschaltet, quasi nochmal von vorn beginnt … da bricht kurz der ruppige Webster durch, unterbricht für ein paar Takte den zärtlichen mit dem riesigen dahingetupften Ton.
Wie sehr es mich freut, dass Du das auch so wahrnimmst wie ich!
Der Vergleich mit der Gangschaltung ist sehr gut! Ich selbst habe kein Auto, aber finde, dass Autofahren auch Spaß machen kann. Genau genommen ist es so, dass Ben Webster an dieser Stelle keinen Gang hoch schaltet, es ist eher so, dass er vor einer Steigung einen Gang runter schaltet, das Gaspedal durchtritt, die Drehzahl schnellt in die Höhe, der Motor heult auf, das Auto beschleunigt schlagartig, wir werden in die Sitze gedrückt, Webster nimmt den Hang mit Schwung, lässt den Wagen dann auf der anderen Seite mit erhöhter Geschwindigkeit wieder herunterrollen und gleitet elegant durch die nächste Kurve. Das ist die Spannung darin.
„Riesig dahingetupfter Ton“ ist auch schön!
Jetzt sind wir mit den Vergleichen schon von Weinvokabular über Parfum auf Autofahrervokabular gekommen. Was kommt als nächstes? Fußballsprache? Finanzbörsendeutsch?
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Highlights von Rolling-Stone.deDiese 24 Songs retten jedes Weihnachten
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WerbungIch finde halt „luftig“ ein völlig unpassendes Wort für Websters Ton … er ist ja hoch wie ein Haus, stabil wie eine Mauer … und doch irgendwie porös, brüchig, zart – und klar hört man die Luft, aber das macht den Ton eben nicht „luftig“, was ich eher mit einem Ton wie dem von Stan Getz oder anderen Pres-Schülern verbinden würde, die tatsächlich eher leichtgewichtig über den Dingen schweben … schwierig mit diesen Metaphern bzw. das überhaupt alles in Sprache zu fassen.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-windIch finde halt „luftig“ ein völlig unpassendes Wort für Websters Ton … er ist ja hoch wie ein Haus, stabil wie eine Mauer … und doch irgendwie porös, brüchig, zart – und klar hört man die Luft, aber das macht den Ton eben nicht „luftig“, was ich eher mit einem Ton wie dem von Stan Getz oder anderen Pres-Schülern verbinden würde, die tatsächlich eher leichtgewichtig über den Dingen schweben … schwierig mit diesen Metaphern bzw. das überhaupt alles in Sprache zu fassen.
Absolut!
Ich habe hier oft den Eindruck, dass ich versuche, die Musik mit Worten einzukreisen, ohne sie je zu fassen zu kriegen. Bei Ben Webster nehme ich das besonders deutlich wahr. Und viele dieser Metaphern sind schon sehr schön!
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)„(…) etwas ist da, offenkundig und eigensinnig (man hört nur es) was jenseits (oder diesseits) der Bedeutung der Worte, ihrer Form (der Litanei), der Koloratur und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel und aus der Tiefe der slawischen Sprache einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“
So lautet das Zitat des französischen Philosophen Roland Barthes aus seinem Aufsatz Die Rauhheit der Stimme in voller Länge. Ich hatte dieses Zitat in verkürzter Form in englischer Übersetzung in den liner Notes einer Ben Webster Re-Issue gefunden und im Don Byas-Thread wiederum ins Deutsche zu übersetzen versucht. Mit entsprechendem Ergebnis. Aber es gehört hier hin.
Die deutschsprachige Veröffentlichung findet man in einem vergriffenen Bändchen des Merve-Verlags (Was singt mir, der ich höre in meinem Körper das Lied – Kommafehler (?) inklusive), das ich mir antiquarisch und nicht ganz billig besorgt habe. Barthes schreibt ziemlich verschwurbelt, manchmal schwer verständlich, aber manchmal auch frappierend auf den Punkt gebracht, dass es einem Augen und Ohren öffnet. Das allein war den Kaufpreis schon wert! Sein Thema ist eigentlich klassische Musik, Lieder von Schubert und Schumann, in diesem Fall russische Bass-Stimmen, aber man kann das auch auf andere Musik übertragen. Bei Ben Webster passt es!
Ben Webster – The Quintessence New York – Los Angeles 1940-1962
Der Titel liest sich so, als sei das eine die gesamte Karriere von Ben Webster zusammenfassende Compilation. Das stimmt aber nicht ganz, da Ben Webster auch vor und nach der genannten Zeitspanne bedeutende Aufnahmen gemacht hat. Außerdem sind unter den 26 Aufnahmen auf 2 CDs gerade mal vier aus den 40ern, die hier etwas wie Fremdkörper wirken. Danach gibt es eine Lücke von 9 Jahren bis 1953. Aber mal ganz von diesen kleinen Schwachstellen abgesehen, sind die übrigen 22 Aufnahmen wirklich alle oberste Schublade und zeichnen ein sehr schönes Bild dieser Zeitspanne. Und vor allem: Wo findet man sonst all diese Perlen von verschiedenen Alben, die Ben Webster nicht nur unter eigenem Namen, sondern auch unter anderen leadern (Illinois Jacquet, Red Norvo, Benny Carter, Michel Legrand …), mit verschiedenen sidemen (Coleman Hawkins, Gerry Mulligan, Harry Edison …) oder den Streichern von Ralph Burns aufgenommen hat? Auf der ersten CD gibt es auch ein paar zupackende Stücke, auf der zweiten CD vor allem Balladen, Blues und auch ein Gesangstück mit Jimmy Witherspoon.
Der Begriff Quintessence ist sicher etwas hoch gegriffen, aber das ist ein toller Querschnitt mindestens der Jahre 1953-62, der sich auf jeden Fall lohnt.
Entgegengesetzte Enden des gleichen Spektrums:
The Kid And The Brute (1954, mit Illinois Jacquet, Chano Pozo u.a.)
How Long Has This Been Going On (1962, mit Hank Jones u.a.)
Zu verdanken habe ich die Entdeckung dieser Compilation @gypsy-tail-wind, der hier vor kurzem auf die Re-Issue der Duke Ellington Blanton-Webster-Band auf dem französischen Frémeaux & Associés Label hinwies. Die werden mit ihren Veröffentlichungen niemals einen Preis für das Coverdesign gewinnen und auch nicht reich werden. Zusammenstellung und Klang sind aber vorbildlich.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme) -
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