100 beste Jazzalben des Rolling Stone, kommentiert

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  • #12535857  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Tchicai war halt ein Europäer :-)

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #166: First Visit: Live-Dokumente aus dem Archiv von ezz-thetics/Hat Hut Records - 14.10., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    #12535903  | PERMALINK

    friedrich

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    vorgarten
    (…) verrückt, dass du LADY IN SATIN nicht so gut kennst – so dominant sind die streicher gar nicht, finde ich. und es gibt ein paar wirklich großartige soli, von j.j.johnson („glad to be unahppy“, sowieso der tollste song), urbie green und mel davis. nimm das mal mit in den urlaub

    Der passende Titel wäre dann „Tränen in der Sonne“. Wie heißt das auf Italienisch? ;-)

    Vielleicht spare ich mir das für den Herbst auf.

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    “There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)
    #12535939  | PERMALINK

    vorgarten

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    27

    STRAIGHT, NO CHASER
    monk, rouse, gales, riley, macero, laico (14. & 15.11.1966, 10.1.1967)

    das cover, und dafür gab es einen grammy, ist mir unsympathisch. nicht unbedingt die schrägheiten der komposition, die technik-bezüge, die einzelteile aus dem klavier, sondern die verbindung von monk-porträt und den fantasie-rädchen und mechanischem gewerk, das hier platt in monks gehirnregion platziert wird. der maestro tickt halt anders, vielleicht hat er sogar eine schraube locker. die marketingstrategie scheint mir klar: von monk kommt nichts wirklich neues mehr, aber so einen wie ihn gibt es eben kein zweites mal.

    dieses album ist das letzte in der liste, das ich vorher nicht kannte, aus monks spätphase ab mitte der 60er ist mir nur UNDERGROUND vertraut. zunächst war ich sehr glücklich mit STRAIGHT, NO CHASER – eine reduzierte quartettplatte in gutem sound, mit inspirierten musikern, die die extrovertiertheiten des pianisten schön im traditionellen bandsystem verankern, sich nicht irritieren lassen, nur riley wirkt etwas schüchtern. das material irritiert auch nicht, die wievielte aufgenommene version des titelstücks ist das jetzt? und „locomotive“ und „we see“ gehen ja in die gleiche richtung: simple themen, wenig harmonische rafinesse. eigenartig ist das japanische lied, „kōjō no tsuki“, das von rouse etwas gewaltsam im staccato wie ein hardbop-thema behandelt wird – und insgesamt sehr lang dauert. auch die ellington-ballade ist eine ungewöhnliche wahl, nicht oft gespielt, aber mit vertrauten harmonien (ich höre „everything happens to me“ heraus). rouse ist durchgehend fantastisch hier, monk hat virtuose, frische momente, und gales hat sich fest vorgenommen, sich nicht zu langweilen. auf dauer fühle ich aber die formeln, alles wirkt eigenartig gestreckt, zu oft wiederholt, fast ausgedünnt. im titelstück hat das schon wieder einen eigenen reiz, man weiß nicht, was sie jetzt noch dranhängen – und zwischenzeitlich bewegen gales und riley das ding zu zweit. aber oft verstehe ich die tracklängen nicht für diese knackige band und die wenigen akkorde. nochmal studiozeit, sorgfalt, aufmerksamkeit für einen der individuellsten personalstile im jazz, eben: weil. hat das quintessenz-charakter? würde einem als monk-fan dieses album auf der einsamen insel reichen? auf jeden fall eine interessante begegnung, so hoch in der liste.

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    #12538269  | PERMALINK

    vorgarten

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    26

    LIBERATION MUSIC ORCHESTRA
    haden, bley, mantler, cherry, redman, barbieri, northern, rudd, johnson, robinson, brown, cyrille, motian, thiele, greene (27.-29.4.1969)

    hanns eisler schrieb sein „einheitsfrontlied“ 1948 nochmal um – ihm war der marschryhtmus unagenehm geworden, weil zu sehr mit den nationalsozialisten assoziiert. hier, bei charlie hadens polit-orchester, taucht er gleich am anfang auf, um dann schnell in einer kaskade von freien einzelstimmen unterzugehen. und kein drummer der jazzgeschichte konnte den marschrhythmus so gut dekonstruieren wie paul motian. das ist die große, verrückte idee dieses albums: mit einheitsbildenden maßnahmen lauter freigeister auftreten zu lassen, um ein kämpferisches statement gegen die unfreiheit zu formulieren. wie geht das zusammen, marsch und improvisation, hymne und freigeist, kampf und frieden, jazz und politische agenda? haden und bley sagen: in dem alles nebeneinander stehen darf, mit einem sich wellenhaft verschiebenden fokus. und das funktioniert erstaunlich gut, wahrscheinlich weil es einfach sehr gut arrangiert ist, ein geteiltes anliegen hat und alle aus persönlicher perspektive etwas beisteuern können: der argentinier und perron-flüchtling barbieri, motian mit seiner armenischen familienschichte, die afroamerikaner (die auf dem cover so schön zusammenstehen, allerdings mit barbieri in der mitte); aber auch musikalisch: die coleman-buddies, die sich nie ganz freistrampelnden jazz composer’s ocherstermitglieder, die beiden absolventen der wiener musikakademie (mantler und northern), die selten improvisierende arrangeurin, die dixielandfreejazzer robinson und rudd, einige schon halb mit dem fahrstuhl über den hügel, zu politisch für ABC, räudig aufgenommen in der judson hall, vor veteran*innen des spanischen bürgerkriegs, aber auch gil evans war im publikum. es gibt nicht wenige gänsehautmomente hier, die immer mit sich lösenden einzelstimmen zu tun haben: dewey redman beim „song for che“, roswell rudd in der spanischen suite, carla bley mit ihrer pianistischen glanzleistung auf „war orphants“.

    die frage, ob man märsche verjazzen sollte, ist danach bei mir immer noch offen. aber wie ein individualist*innen-ensemble auf einen gemeinsamen punkt kommt, hört sich ziemlich toll an. am ersten tag der aufnahme von LIBERATION MUSIC ORCHESTRA verunglückte übrigens der bolivianische präsident ortuño, auf dessen weisung che guevara exekutiert worden war, im eigenhändig gesteuerten helikopter tödlich. ich behaupte natürlich keinen zusammenhang.

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    #12538289  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Da fehlt mir etwas die Begeisterung ;-) – aber Du fängst natürlich die Spannungsfelder schön ein. Das mit den Märschen frag ich mich auch immer wieder … aber vermutlich halt schon, weil wenn die Humanist*innen nicht auch marschieren, ist eh alles verloren, so gesehen muss man das halt umdrehen, und das tun Haden und Bley ja auch irgendwie – vielleicht noch stärker auf „The Ballad of the Fallen“? Und dass Northern auch in Wien studiert hat, wusste ich gar nicht … der kam ja ziemlich herum (was für eine kompakte oder einfach zu durchsteigende Diskographie nicht hilfreich war).

    Und zu Monk wollte ich auch noch was schreiben, aber hab eigentlich gar nicht viel zu sagen, drum löschte ich alle Anläufe wieder … finde das eine eher überraschende, um nicht zu sagen seltsame Wahl für so eine Liste, vor allem, wo „Monk’s Dream“ ja auch da ist – aber tiefer klassiert. Immerhin kommen noch „Brilliant Corners“ und – zu Recht, finde ich – ein verspätetes Live-Dokument. Irgendwie hab ich das Gefühl, die Monk-Rankings in solchen Polls haben immer noch mit der damaligen Reputation bzw. Sichtbarkeit zu tun. Er war halt erst in der Columbia-Zeit auf dem Cover des Time Magazine … und Keepnews hat vielleicht ausgerechnet bei Monk echt nicht immer die besten Produzenten-Entscheidungen getroffen … aber da ist doch mehr im Katalog, was ich deutlich aufregender fine als „Straight No Chaser“ (und ja, auch als „Monk’s Dream“ und „Monk’s Music“).

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    #12538397  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-windDa fehlt mir etwas die Begeisterung – aber Du fängst natürlich die Spannungsfelder schön ein. Das mit den Märschen frag ich mich auch immer wieder … aber vermutlich halt schon, weil wenn die Humanist*innen nicht auch marschieren, ist eh alles verloren, so gesehen muss man das halt umdrehen, und das tun Haden und Bley ja auch irgendwie – vielleicht noch stärker auf „The Ballad of the Fallen“? Und dass Northern auch in Wien studiert hat, wusste ich gar nicht … der kam ja ziemlich herum (was für eine kompakte oder einfach zu durchsteigende Diskographie nicht hilfreich war).

    northern sieht auf dem foto aus, als käme er gerade von einem arkestra-gig (da war er ja auch mal). ich glaube, er hatte eher ein akademisches interesse, hat ja auch viel unterrichtet, und ohnehin nicht so spotlight-affin. auch auf diesem album fällt er weniger auf als andere.
    was mich aber wundert, ist deine fehlende begeisterung! BALLAD OF THE FALLEN ist dein lieblings-ecm-album, aber das hier magst du so viel weniger?

    (dass humanist*innen auch marschieren müssen, stimmt natürlich)

    gypsy-tail-windUnd zu Monk wollte ich auch noch was schreiben, aber hab eigentlich gar nicht viel zu sagen, drum löschte ich alle Anläufe wieder … finde das eine eher überraschende, um nicht zu sagen seltsame Wahl für so eine Liste, vor allem, wo „Monk’s Dream“ ja auch da ist – aber tiefer klassiert. Immerhin kommen noch „Brilliant Corners“ und – zu Recht, finde ich – ein verspätetes Live-Dokument. Irgendwie hab ich das Gefühl, die Monk-Rankings in solchen Polls haben immer noch mit der damaligen Reputation bzw. Sichtbarkeit zu tun. Er war halt erst in der Columbia-Zeit auf dem Cover des Time Magazine … und Keepnews hat vielleicht ausgerechnet bei Monk echt nicht immer die besten Produzenten-Entscheidungen getroffen … aber da ist doch mehr im Katalog, was ich deutlich aufregender fine als „Straight No Chaser“ (und ja, auch als „Monk’s Dream“ und „Monk’s Music“).

    ja, oder? auch bei der umfrage hier war STRAIGHT NO CHASER unter den ersten 10, mit immerhin 6 nennungen. ich selbst greife ja immer zu den trio-sachen aus 1952/53, die in keinem poll eine rolle spielen, aber ich bin auch nicht der repräsentative monk-fan.

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    #12538401  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgartenwas mich aber wundert, ist deine fehlende begeisterung! BALLAD OF THE FALLEN ist dein lieblings-ecm-album, aber das hier magst du so viel weniger?

    Um Himmels Willen nein, ich liebe das Album heiss und innig! Ich hielt es gar nicht für nötig, auf das Album selbst einzugehen, wollte nur zu Deinem Text eine Rückmeldung geben :-)

    Dass „Ballad of the Fallen“ bei der Haden-Umfrage meine Nr. 1 und „Liberation Music Orchestra“ die Nr. 2 war, halte ich nicht für gesichert, das ist eher so die aktuelle Laune … wobei damals beim intensiven Haden hören für mich schon eindeutig war. Wie es heute wäre, müsste ich nachhören.

    Die Prestige-Trio-Sessions von Monk (die ja z.B. deutlich toller sind als die ersten beiden Riverside-Alben im Trio, wo Keepnews Monk nur Fremdkompositionen spielen liess – kann man ja alles nachvollziehen, aber …) fallen leider in die Phase des Umbruchs von 10″ zu 12″ – vielleicht sind die deshalb etwas zu wenig bekannt/geschätzt?

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #166: First Visit: Live-Dokumente aus dem Archiv von ezz-thetics/Hat Hut Records - 14.10., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12538405  | PERMALINK

    vorgarten

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    haha, klassisches missverständnis: dir fehlte die begeisterung bei mir, dir fehlt nicht die begeisterung für das album ;-)

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    #12538419  | PERMALINK

    vorgarten

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    25

    JOURNEY IN SATCHIDANANDA
    coltrane, sanders, mcbee, haden, ali, gupta, wood, shabazz, coltrane, michel, o’brien, musgnug (4.7./8.11.1970)

    das letzte stück heißt „isis and osiris“. der mythos beschreibt die erfolgreichen anstrengungen einer witwe, die verstreuten einzelteile ihres mannes wieder zusammenzusetzen, so dass er – in anderer form – weiterleben kann. die übertragung auf alice coltrane ist etwas morbide, aber sie hat das wahrscheinlich nicht so empfunden und diesen titel sehr bewusst ausgewählt.

    1961 stellte john coltrane im village vanguard ein stück namens „india“ vor, das auf einer drone-figur beruht, die ahmed abdul-malik wahrscheinlich mit einer tanpura erzeugte. eine anbindung der relativ frischen idee von modalem jazz an eine form von indischer klassischer musik, ein stück imaginärer folklore, ohne spielpraxis mit indischen musikern und ohne studium vor ort. 9 jahre später, kurz vor ihrem abflug nach indien, lädt alice coltrane eine us-amerikanische tanpura-spielerin mit indischer familiengeschichte (tulsi sen gupta) in das heimstudio im coltrane-haus ein, um sich auf die reise vorzubereiten – und setzt so einzelteile ihres verstorbenen mannes so zusammen, dass sie selbst etwas für sich völlig neues entdeckt.

    1970 ist john schon 3 jahre tot, die mitglieder seiner bands haben sich weiterentwickelt, sanders und ali haben die quartett-zeit integriert, aber eigentlich an ihren eigenen sachen weitergearbeitet, genauso wie alice coltrane. die flirrenden mantren, für die JOURNEY IN SATCHIDANANDA so berühmt ist, mit ihren tanpura-drones, den schimmernden glöckchen und anschlaglosen tamburinvibrationen, den auseinanderlaufenden harfenarpeggien, dem ätherisch-nasalen sopransax von sanders, sind ja nur ein einzelteil, das mit anderen zusammengesetzt ist. ein anderes ist das immer wieder ins fast bodenlose abrutschende blues-piano, mit dem alice an ihre spielpraxis vor der john-zeit anknüpft. sanders und ali haben wege gefunden, sich in der loop-struktur der stücke zurechtzufinden und sie unter spannung zu setzen, ohne permanent den höhepunkt zu suchen; und cecil mcbee spielt die tragfähigen bass-ostinato immer noch so, als würde er improvisieren (außerdem gibt es ein grandioses solo von ihm auf dem album). der rest ist textur, mit stichen und nähten, an denen ältere einzelteile hängen. und alles gerät neu ins schweben.

    als ich alice coltrane mitte der 90er für mich entdeckte (auf EXPRESSION), war sie eine komplett obskure figur. ornament in der schwierigen spätphase john coltranes, mit wenigen soli und live oft schlecht aufgenommen, die sich später in esoterische randzonen verabschiedete, musikalisch nicht mehr in erscheinung trat und zurückgezogen in einem ashram lebte. das änderte sich schrittweise kurze zeit später. 1995 brachte sie weiteres sessionmaterial der letzten coltrane-band heraus, mit konzisen, kurzen improvisationen und interplays, die man vorher eben nur auf EXPRESSION entdecken konnte, wenn man denn wollte. ein paar jahre später gab es plötzlich compilations ihrer impulse!-alben, noch ein paar jahre später auch aus der warner-zeit, es tauchte ein vielgeteilter mix aus stücken ihrer ashram-tapes auf, 2004 kam dann schließlich das comeback-album, das mühelos elemente ihrer gesamten musikalischen entwicklung vernähte. und jetzt steht dieses album, in dem ich immer noch neue details höre, auf platz 25 einer liste der besten jazzalben. damit will ich jetzt nicht sagen: ich hab’s ja immer gewusst bzw. gehört – aber was mich damals für ihre musik sensibilisierte, als ich ihre beiträge auf EXPRESSION und ihre obskurisierung in den damaligen texten gegeneinander abwog, war wohl, dass ich erfahrungen nachvollziehen konnte, wie man in normativen lesarten aus dem blick und aus der geschichte verschwinden kann. und dann doch wieder nicht.

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    #12538445  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgartenhaha, klassisches missverständnis: dir fehlte die begeisterung bei mir, dir fehlt nicht die begeisterung für das album

    Huch, ach so – darauf kam ich heute früh noch nicht :-)

    Danke für den schönen Text zu „Journey in Satchidananda“. Ich bin Dir ja echt dankbar für Dein ständiges Werben hier im Forum für die Musik von Alice Coltrane – vielleicht hätte ich den Zugang sonst nie gefunden bzw. erst viel später mal wieder einen Anlauf genommen :heart:

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    #12538531  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-wind
    Danke für den schönen Text zu „Journey in Satchidananda“. Ich bin Dir ja echt dankbar für Dein ständiges Werben hier im Forum für die Musik von Alice Coltrane – vielleicht hätte ich den Zugang sonst nie gefunden bzw. erst viel später mal wieder einen Anlauf genommen

    sehr gerne geschehen ;-) ich habe das so gar nicht wahrgenommen, da hat sich bei mir selbst sehr viel noch während der forumszeit entwickelt. ich kann übrigens auch gut nachvollziehen, wenn man mit alice coltrane nicht so viel anfangen kann.

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    #12538571  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ich hatte ja Anläufe genommen, „Stellar Regions“ mochte ich z.B. auf Anhieb (schon in den Neunzigern), aber mit den Japan-Konzerten brauchte ich sehr viel länger und „Expression“ war eins meiner allerletzten Coltrane-Alben (weil ich irgendwie immer drauf wartete, dass die alte GRP-CD doch noch von einem späteren Remaster abgelöst würde … was dann erst zu Zeiten der nicht sonderlich erstrebenswerten „Originals“ passierte). Bei Alice Coltrane war mein – verfrühter – Einstieg das LPR-CD-Reissue von „Universal Consciousness“ (2002), und das mochte ich zwar auf Anhieb gerne – aber weiter verfolgt habe ich das dann eben doch nicht mit sonderlich viel Elan … dann gab’s die Cover-Story im Wire zum Comeback-Album, die zwar sehr faszinierend zu lesen war aber ebenfalls nicht dazu führte, dass mir die anderen Alben plötzlich aufgegangen wären … gekauft habe ich doch mal dies, mal das (aus der Impulse wie der Warner-Zeit) – aber so richtig zusammengekommen ist das alles tatsächlich erst, als wir hier die Umfrage am laufen hatten … ich war da zwei Wochen in Pandemie-Rückzugsferien in den Bergen und hatte ständig ihre Musik auf den Ohren und da war ich dann echt begeistert. Manchmal dauert das halt etwas länger …

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    #12540023  | PERMALINK

    vorgarten

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    24

    MIDNIGHT BLUE
    burrell, holley, english, turrentine, barretto, lion, van gelder (8.1.1963)

    endlich ein gitarrenalbum! und das aus einer zeit, in der man noch begründen musste, wenn man dabei auf ein klavier verzichten wollte („not that he believes in exclusively in pianoless rhythm sections as such, but the sound just wasn’t required for concept of the groove he wanted to establish“). burrell nimmt für sein blues-album sein eingespieltes trio und lädt zwei gäste dazu, der eine naheliegend (turrentine), der andere kein bisschen naheliegend (barretto). man muss beim ergebnis über erotik sprechen, über eine masterclass in spannungsvoller zurückhaltung, die man auch „laszivität“ nennen könnte. das kommt aus der rhythm section, vor allem durch den großartigen drummer bill(y) english, der eine langsame samba mit r&b-beckenbegleitung spielen kann (und einen kunstvoll verschleppten 3/4), aber rätselhafterweise auch durch die conga, die – ganz vorne links im mix – sehr nah am ohr trommelhaut berührt, streichelt, beklopft. ein blaues feuer, reduziert, ein bisschen müde, ein bisschen unstet im wechsel von wisperern und aufschrei. das ist die große kunst des gitarristen, der sprechende linien spielt, in denen zwischen forte und dreifachem pianissimo eine menge bewegung ist (egal, ob ein- oder zweitönig oder akkordisch, egal ob solo, im trio, quartett oder quintett). die gitarre produziert hier nicht nur notierfähige töne, sondern wellen, seufzer, räusperer, ein gähnen manchmal. etwas, was im extrem dann zu james blood ulmer führt. turrentine macht das alles auch, und ergänzt ein leichtes zittern. aber – aus der perspektive der langsamen nummern endloser 80er-jahre-bluesrock-programme, die das album bestimmt alle einverleibt hatten – ist das hier von immer noch frischer zurückhaltung, die eine zurückhaltung vor dem sprung ist, kein verschwitztes bad im eigenen saft. reid miles hätte auch ein pinkes cover mit kleinen blauen akzenten machen können.

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    #12540131  | PERMALINK

    lotterlotta
    Schaffnerlos

    Registriert seit: 09.04.2005

    Beiträge: 6,305

    …..schön, vielleicht versteh ich jetzt warum das album in allen bestenlisten auftaucht….

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    Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!  
    #12540199  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 13,209

    ich habe davon eine shm-cd, und der sound ist fantastisch (ob das nun wirklich am material liegt oder daran, dass da doch nochmal mit dem master gearbeitet wurde, weiß ich nicht). es tut manchmal wirklich gut, blue-note-aufnahmen ohne klavier zu hören ;-)

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