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STRAIGHT, NO CHASER
monk, rouse, gales, riley, macero, laico (14. & 15.11.1966, 10.1.1967)
das cover, und dafür gab es einen grammy, ist mir unsympathisch. nicht unbedingt die schrägheiten der komposition, die technik-bezüge, die einzelteile aus dem klavier, sondern die verbindung von monk-porträt und den fantasie-rädchen und mechanischem gewerk, das hier platt in monks gehirnregion platziert wird. der maestro tickt halt anders, vielleicht hat er sogar eine schraube locker. die marketingstrategie scheint mir klar: von monk kommt nichts wirklich neues mehr, aber so einen wie ihn gibt es eben kein zweites mal.
dieses album ist das letzte in der liste, das ich vorher nicht kannte, aus monks spätphase ab mitte der 60er ist mir nur UNDERGROUND vertraut. zunächst war ich sehr glücklich mit STRAIGHT, NO CHASER – eine reduzierte quartettplatte in gutem sound, mit inspirierten musikern, die die extrovertiertheiten des pianisten schön im traditionellen bandsystem verankern, sich nicht irritieren lassen, nur riley wirkt etwas schüchtern. das material irritiert auch nicht, die wievielte aufgenommene version des titelstücks ist das jetzt? und „locomotive“ und „we see“ gehen ja in die gleiche richtung: simple themen, wenig harmonische rafinesse. eigenartig ist das japanische lied, „kōjō no tsuki“, das von rouse etwas gewaltsam im staccato wie ein hardbop-thema behandelt wird – und insgesamt sehr lang dauert. auch die ellington-ballade ist eine ungewöhnliche wahl, nicht oft gespielt, aber mit vertrauten harmonien (ich höre „everything happens to me“ heraus). rouse ist durchgehend fantastisch hier, monk hat virtuose, frische momente, und gales hat sich fest vorgenommen, sich nicht zu langweilen. auf dauer fühle ich aber die formeln, alles wirkt eigenartig gestreckt, zu oft wiederholt, fast ausgedünnt. im titelstück hat das schon wieder einen eigenen reiz, man weiß nicht, was sie jetzt noch dranhängen – und zwischenzeitlich bewegen gales und riley das ding zu zweit. aber oft verstehe ich die tracklängen nicht für diese knackige band und die wenigen akkorde. nochmal studiozeit, sorgfalt, aufmerksamkeit für einen der individuellsten personalstile im jazz, eben: weil. hat das quintessenz-charakter? würde einem als monk-fan dieses album auf der einsamen insel reichen? auf jeden fall eine interessante begegnung, so hoch in der liste.
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