blindfoldtest #18 – vorgarten

Ansicht von 15 Beiträgen - 46 bis 60 (von insgesamt 85)
  • Autor
    Beiträge
  • #9634979  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,009

    da ist clasjazz genau auf der richtigen spur. und ich bin gespannt auf sonntag – auch wenn ich ab da fünf tage offline bin und mich erst am kommenden freitag wieder einschalten kann.

    --

    Highlights von Rolling-Stone.de
    Werbung
    #9634981  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,009

    so, wie gesagt, ich bin jetzt mal kurz draußen und schalte mich freitag abend wieder ein. diskutiert doch mal schön miteinander ;-) zumindest kory und clasjaz hatten noch beiträge angekündigt, über die ich mich sehr freuen würde.
    herausgefunden wurden bisher nur #5, #14, #15 und #17 – und #4 so halb.

    --

    #9634983  | PERMALINK

    udw
    so little gets done

    Registriert seit: 22.06.2005

    Beiträge: 3,284

    #8 ist eigentlich auch schon klar. ;)

    Hier jetzt der zweite Teil meiner Eindrücke. Bis Freitag bin ich leider so beschäftigt, dass ich sie schon heute poste.

    Track 09
    Hier weiß mich insbesondere die Rhythmusgruppe zu begeistern, auch wenn der Saxophonist einen wirklich tollen Ton hat und der Pianist (der auch gleichzeitig der Leader ist?) so eine schwebende Spannung aufrecht hält. Mich erinnert das etwas an die Aufnahmen, die ich von Andrew Hill kenne, auch dieses seltsam hüpfende Thema. Ganz großartig, welche Ruhe und Selbstsicherheit dieser stoisch stolpernde Bass ausstrahlt. Je öfter ich das Stück höre, umso besser gefällt es mir. Toller Track!

    Track 10
    Ah, und das hier lässt mich gleich vor Freude aufspringen, ohne dass ich es kennen würde. Der verzögernde Bass, das so dringlich repetitive Saxophon und die seltsam rollenden Drums; klasse!
    Bass und Schlagzeuger scheinen sich gut zu kennen. Und so energisch, wie hier die Becken bearbeitet werden, könnten das eventuell Noble und Edwards sein? Der Saxophonist kommt mir auch so wahnsinnig bekannt vor. Eventuell Joe McPhee? Die Spontaneität, das Festbeißen an bestimmten Motiven und die nur sukzessive Weiterentwicklung, das gefällt mir unglaublich gut. Wie ein Gemälde, in das man sich vertiefen kann und in dem man erst nach und nach die wunderbaren Details entdeckt. Großes Highlight.
    Beim dritten Hören würde ich dann doch nochmal den Namen The Thing in den Raum werfen wollen, insbesondere das Schlagzeug ist vielleicht doch nicht Noble (dafür fehlen diese teils irrwitzigen permissiven Einwürfe) sondern eher Pal Nilsson-Love. (Und dann wäre das Mats Gustafsson am Saxophon, ist ja auch so ein Beißer).
    Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf die Auflösung.

    Track 11
    Nach dem wilden Ritt wird es jetzt aber gefühlig. Da muss ich mich erstmal wieder hinsetzen. ;)
    Hier gefallen mir die Simplizität und die Wiederholungen jedenfalls weniger gut.
    Der Pianist evoziert hier so verträumte Stimmungen mit viel Raumklang, das ist nicht so meins.

    Track 12
    Das Stück besticht für mich durch seine luftige Grundhaltung, dieses leicht verwitterte in Stimme und Ton, die Souveränität und den Spaß. Entwickelt auch ohne Drummer einen tollen Groove.

    Track 13
    Schon wieder so ein Wahnsinnstrack. Ich kann am Anfang immer nur ganz ungläubig auf die Gitarre hören. Was für ein geiler Klang, sehr rudimentär und ungeschminkt. Mit Jazzgitarre kenne ich mich gar nicht aus, daher erinnert mich das eher an afrikanische Gitarristen aus den Rockcombos der späten 60er und frühen 70er Jahre, wie ich sie von diversen Analog Africa Veröffentlichungen kenne. Auch das Solo scheint ja eher aus so einer Rockecke zu kommen. Der Saxophonist klingt souverän, die Orgel gefällt mir auch sehr, obwohl das Solo nicht so wahnsinnig inspiriert ist.

    Track 14
    Hier dagegen ist das Orgelsolo definitiv der Höhepunkt des Tracks und eine schöne Überraschung. Die Streicher hätte es für mich nicht gebraucht, Bass und Schlagzeug geben dem hübschen Stück noch einen etwas ungewöhnlichen groovy Spin.

    Track 15
    Da hat jemand aber viel Syl Johnson gehört. ;)
    Allerdings mit eher britisch-psychedelischen Melodie Einsprengseln.

    Track 16
    Und fast am Ende wartest Du dann nochmal mit so einem Hammerstück auf. Das musste ich jetzt erstmal dreimal am Stück hören. Wahnsinn wie die drei hier aus dem freien Spiel in bekannte (?) Poptunes (??) hinein und wieder hinaus gleiten. Wer macht denn sowas?
    Spontan musste ich an Ken Vandermark denken (Wanderpark schlägt Autokorrektur mir gerade vor; auch schön), der da ja keine Berührungsängste hat, eventuell das DKV Trio, aber der Ton passt nicht wirklich. Irgendwie klingt das für mich eher europäisch, vielleicht britisch oder skandinavisch? Der Drummer/Percussionist spielt sehr dienlich und leicht, auch der Saxophonist hat einen festen, aber schlanken Ton. Das ist sehr unprätentiös und mit viel Freude dargebracht.

    Track 17
    Schöner Ausklang mit einer dieser Stimmen, die bei mir immer einen Kloß im Hals verursachen.

    Vielen lieben Dank für diesen Blindfoldtest, vorgarten! Eine sehr spannende Mischung mit vielen großartigen Stücken.

    --

    so little is fun
    #9634985  | PERMALINK

    kory

    Registriert seit: 09.09.2007

    Beiträge: 245

    #1
    Vor meinem geistigen Auge wird mit „einem schönen Gebüsch“ (M.Python) auf ein Tischxylofon gehauen. In einem Hexenhaus. Nachts um halb vier. In Schweden. Nordschweden.

    #2
    Ist das eine Liveaufnahme? Mir gefällt der sehr räumliche, natürliche Klang – obwohl es nicht wirklich gut klingt. Wie im Bauch eines großen Schiffes aufgenommen, während der Fahrt. Viel Stimmung, viel Feuchtigkeit, viel Gischt (draußen!) und viele Deckenlampen, die sich mit dem Seegang bewegen und deren Aufhängketten knarzen. Die steten Wechsel zwischen Agonie und totaler Lässigkeit sind weird. Kommt nie so richtig in die Gänge, für den Anfang und als verlängertes Intro goldrichtig gewählt.

    #3
    In der ersten halben Minute wird eine Funktionsgleichung aus Humorhausen gespielt – erster Gedanke: Jahahahaha, das gefällt dem vorgarten! Der Kompletteinstieg swingt locker wie Frischkäse und der dazu passende Star sitzt strenggenommen hinter dem Piano – was schwierig herauszuhören ist, wenn das Sax auf Wanderschaft geht, weil es so arg im Vordergrund steht. Wirkt insgesamt durch den Rahmen des Sax-Solos zu Beginn und zum Schluss etwas skizzenhaft, aber trotzdem: erfrischendes Arrangement und spritziger Drive.

    #4
    Hm. Ich kenne das, komme aber nicht drauf, wer das ist. Tonal so schmerzlos eingerichtet wie das Wohnzimmer meiner Eltern (1985): dunkelbraune Auslegeware, Mahagoni-Raumteiler von Hülsta, Metaxa im Schnapsschrank, Neil Diamond auf dem Dual-Plattenspieler. Schöner, deeper Ton und stimmungsvoll wäre ein Euphemismus. In der ganzen Ausstrahlung ist mir das persönlich zu reibungsarm. Bestimmt aus den 2010ern, wa?

    #5
    Von supersmooth zu windschief in einem Fingerschnips. Grachan Moncur hat mal sinngemäß gesagt, er würde einerseits seine Songs so komponieren, wie er ein Bild malen würde und andererseits wäre ein Song niemals „fertig“ im Sinne von „abgeschlossen“. Das hier ist nicht Moncur, aber es erinnert mich in der Anlage an seine Blue Note-Zeit und auch an die Sachen, die er beispielsweise für McLeans „One Step Beyond“ geschrieben hat. Er hatte immer einen ganz eigenen Zugang zu seinen Kompositionen, der nie fokussiert, aber immer konzentriert war, und wer auch immer das hier ist, er/sie/es hat diesen Zugang ebenfalls.

    #6
    Das könnte auf einem Album genau richtig sein, hier kippt’s vor allem zu Beginn in ein arg fluffiges Plüschsofa (hellblau). Kenne den Ton des Saxofonisten, aber auch hier: arrrrrghichkommnichtdraufgnagnagnagnaaaarrrrgh. Mir klebt das zu doll im Klischee fest, vor allem der Mittelteil mit diesem Gedingel hinter demSaxofon. Ist das aus den Neunzigern?

    #7
    Könnte ein Auszug aus einer Aufnahmesession sein, vor der die Necks Opium geraucht haben. Ich mag den hinterrücks angedeuteten Puls und seine Monotonie (tatsächlich kommt mir dazu „Music To Be Born By“ von Mickey Hart in den Sinn – http://dreikommaviernull.blogspot.de/2007/11/rebirthing.html – Sehr künstlerisch, sehr ätherisch, sehr dunkelrot. Wäre total super, wenn die ganze Platte zumindest diese Stimmung aufrecht erhalten würde (und dann auch noch: könnte).

    #8
    In diesem Rahmen wirkt es verchromt, glänzend und (zu) glatt. Habe es jetzt bestimmt 20 Mal via Endlosschleife gehört, aber mir fällt dazu wenig ein, außer dass die Idee im Vordergrund gestanden haben muss (und dass sie da keine all zu gute Figur macht).

    #9
    Hat mich im Prinzip nach 4 Sekunden im (und am) Sack. Piano- und Sax-Ton sind umwerfend, rythmisch ist’s auf mehreren Ebenen toll und total zugenagelt. Wenn das Schlagzeug nicht diese Mätzchen machen würde, wäre das sicher weniger gut auszuhalten. Ich mag das in sich versunkene Bassspiel, zumal die ganze Nummer zurückgezogen und sehr intim wirkt. Als würde man versuchen, Golf in einer Telefonzelle zu spielen. Hochverdichtet und trotzdem große Gesten. (Am Wegesrande: Kenne auch hier wieder – vielleicht – den Ton, aber keinen Namen *heul*).

    #10
    Eine erfrischend „indie“ klingende Aufnahme, die man absichtlich (?) nicht auf Hochglanz polierte – was hier auch gar keinen Sinn gemacht hätte, weil der Klang das Bild erst richtig in Szene setzt. Klingt nach jüngeren Musikern und nach einer Aufnahme in einem Keller bei Neonlicht. Was ich merkwürdig finde: hier geht eigentlich niemand so richtig aus sich heraus, obwohl es gleichzeitig expressiv ist – aber das Spiel heißt offenbar: wie gut können wir uns im Zaun halten? Der Drummer versucht es zur Mitte, die Intensität nach oben zu schrauben (Wertmüller ist das nicht, oder?), und da tut sich dann auch interessanterweise für die komplette Anlage tatsächlich mal etwas. Seltsames Stück, das immer auf einem Level bleibt.

    #11
    Ich hatte hier zunächst „Das klingt sehr gräulich und trostlos“ eingetippt, aber eigentlich stimmt das nicht. Das Piano spielt mit einer sich entwickelnden Monotonie, die mich in seiner Struktur manchmal (i.S.v. „selten“) (i.w.S.v. „nie“) an Nik Bärtsch erinnert, dafür aber viel zu weich ist. Es wäre sehr toll, wenn die ganze Platte in diesem Stil wäre, weil es genug Tiefe hat, um mich nicht zu langweilen. Und nach „Kitsch“ kann ich hier auch nicht rufen. Bon!

    #12
    Dazu könnte ich jetzt ein paar weniger schöne Zeilen schreiben, ist aber öde. Daher nur: „Means nothing to me.“ (Patsy, Absolutely Fabulous, 2.Staffel).

    #13
    Hoppala, Deep Funk? Wo kommt der denn jetzt her? Könnte für meinen Geschmack etwas mehr Dampf vertragen, aber ist natürlich trotzdem super. Klingt nach einer längst vergessenen Aufnahme, die es nie aus dem Underground geschafft hat. 1972? Sowas läuft im Hause Kory vor allem im Sommer. Am Abend, zum Kochen. Dazu reicht das Haus frische Mojitos und „Eau d’Orange Vert“ von den Alligatorkillern von Hèrmes. (:-/)

    #14
    Solche Streicher triggern in mir sofort das emotionale Gefühl, das alles in Ordnung ist. Sie erinnern mich auch an eine Zeit, in der ich zu Amerika als Land und Gesellschaft dank der eigenen naiven Minderjährigkeit und dank eigener gesellschaftlicher Prägung noch neidisch aufschaute. Damit kriegt man mich trotz komlett verändertem Leben und Ansicht immer noch – aber eben nur auf der emotionalen Schiene. Und was heißt hier eigentlich „nur“? Ich weiß nicht, ob das Stück „cool“ ist, oder ob da auch noch Angst vor der eigenen Courage drinsteckt. Wirkt ein bisschen schüchtern, ne?!

    #15
    Puh. Das klingt rockig. Und weiß. Und manchmal nach Woodstock. Im Gesang erkenne ich sogar ab und zu Anflügge von Protopunk und Detroit. Ist bestimmt alles falsch. Muss mich damit mal näher beschäftigen, wenn ich weiß, wer das ist. Vor allem textlich. Habe im Grunde genommen eine große Affinität zu solchen Sounds, aber das ist mir für den Moment zu stiff und zu gerade.

    #16
    Die ersten 5 Minuten sind vorüber und sie zogen an mir vorbei wie ein Staubkorn im OP-Saal (Meniskusriss). Was ganz schlimm ist: hier schwingt für mich so ein Mucker-Humor mit, den ich wirklich unerträglich finde. Da schauen sich die Typen auf der Bühne nach jedem Break so verschmitzt grinsend an, und ich bekomme einen cholerischen Anfall. Ich finde es auch höchst befremdlich, die Intensität immer wieder mit diesem Swingblues-Interludes herauszunehmen. Und besonders originell ist es auch nicht. Viel zu aufgeräumt, Spielen nach Zahlen. Nicht mit mir, Jungs!

    #17
    Schöner Ausklang. Mag ich. Tipps für zu kaufende Alben bitte in meine Richtung, habe nichts von ihr im Schrank.

    Vielen Dank für die Zusammenstellung, vorgarten. Bei ein paar Sachen würde mich das dazu passende Album doch sehr interessieren. \o/

    #9634987  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,879

    Kory#4
    Hm. Ich kenne das, komme aber nicht drauf, wer das ist. Tonal so schmerzlos eingerichtet wie das Wohnzimmer meiner Eltern (1985): dunkelbraune Auslegeware, Mahagoni-Raumteiler von Hülsta, Metaxa im Schnapsschrank, Neil Diamond auf dem Dual-Plattenspieler. Schöner, deeper Ton und stimmungsvoll wäre ein Euphemismus. In der ganzen Ausstrahlung ist mir das persönlich zu reibungsarm. Bestimmt aus den 2010ern, wa?

    Krass!

    Monatelang liest man gar nichts von Dir und dann so was! Für mich einer der Favoriten im Test. Aber vielleicht stehe ich ja auch auf dunkelbraune Auslegeware? Einen Dual-Plattenspieler hätte ich jedenfalls gerne. ;-)

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #9634989  | PERMALINK

    kory

    Registriert seit: 09.09.2007

    Beiträge: 245

    FriedrichKrass!

    Monatelang liest man gar nichts von Dir und dann so was!

    Verzeihung! O.o

    FriedrichFür mich einer der Favoriten im Test. Aber vielleicht stehe ich ja auch auf dunkelbraune Auslegeware? Einen Dual-Plattenspieler hätte ich jedenfalls gerne. ;-)

    Du, ich würde auch die Möglichkeit nicht ausschließen wollen, dass ich einfach keinen Dunst von gar nix habe. :D

    #9634991  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,879

    KoryVerzeihung! O.o

    Du, ich würde auch die Möglichkeit nicht ausschließen wollen, dass ich einfach keinen Dunst von gar nix habe. :D

    Schon okay. Die Meinungen gehen halt auseinander und das ist gut so. Hat ja nicht unbedingt was damit zu tun, ob man Dunst hat oder nicht. Und ein bisschen Spaß muss sein.

    Deine sehr anschauliche Ausdrucksweise gefällt mir übrigens sehr.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #9634993  | PERMALINK

    kory

    Registriert seit: 09.09.2007

    Beiträge: 245

    Ich hoffe aber sehr, dass das nicht als Totalverriss bewertet wurde – das war’s nun bei Gott (oder bei veganem Eiersalat aus der Dose) nicht. Ich finde das nicht schlecht, aber es reißt mir jetzt auch nicht die Unterhose weg, wenn Du verstehst….

    Den Verriss hätte ich eher auf die #12 geschrieben, aber wie gesagt: sowas will ja keiner lesen. Zumal ich es ganz ehrlich schwierig finde, den groben Holzhammer rauszuholen, wenn das Stück jemandem viel bedeutet (und sei es auch nur mutmaßlich). Ich selbst kann damit in der Regel nur semigut umgehen, wenn da ein Song ist, der für mich die Welt bedeutet und dann ein dahergelaufener Haumichblau „Pah, kitschige Fahrstuhlmusik!“ prötet. Ein bisschen Rücksicht schadet nicht. ;)

    #9634995  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,879

    KoryIch hoffe aber sehr, dass das nicht als Totalverriss bewertet wurde – das war’s nun bei Gott (oder bei veganem Eiersalat aus der Dose) nicht. Ich finde das nicht schlecht, aber es reißt mir jetzt auch nicht die Unterhose weg, wenn Du verstehst….

    Den Verriss hätte ich eher auf die #12 geschrieben, aber wie gesagt: sowas will ja keiner lesen. Zumal ich es ganz ehrlich schwierig finde, den groben Holzhammer rauszuholen, wenn das Stück jemandem viel bedeutet (und sei es auch nur mutmaßlich). Ich selbst kann damit in der Regel nur semigut umgehen, wenn da ein Song ist, der für mich die Welt bedeutet und dann ein dahergelaufener Haumichblau „Pah, kitschige Fahrstuhlmusik!“ prötet. Ein bisschen Rücksicht schadet nicht. ;)

    Neineinein, ist wirklich völlig okay! Ich selbst neige ja auch zum rethorischen Gummihammer – und hau mir damit gelegentlich selber auf die Finger. Den ;-) in meinem ursprünglichen Post hattest Du doch gesehen?

    Wir müssen das aber auch gar nicht weiter ausdiskutieren. Wie gesagt: Mir gefällt Deine schlagende Ausdrucksweise sehr gut und den Humor darin verstehe ich sehr wohl. #12 ist übrigens aber auch klasse! ;-)

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #9634997  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,009

    so, jetzt bin ich auch wieder da und freue mich sehr darüber, dass es zwischenzeitlich etwas weitergegangen ist hier.

    UDW#8 ist eigentlich auch schon klar. ;)

    ja, natürlich, sorry. also streng genommen #5, #8, #14, #15 und #17. das ist weniger als ein drittel bei einem bft ohne wirkliche kuriositäten. ;-)

    Track 09

    UDWHier weiß mich insbesondere die Rhythmusgruppe zu begeistern, auch wenn der Saxophonist einen wirklich tollen Ton hat und der Pianist (der auch gleichzeitig der Leader ist?) so eine schwebende Spannung aufrecht hält. Mich erinnert das etwas an die Aufnahmen, die ich von Andrew Hill kenne, auch dieses seltsam hüpfende Thema. Ganz großartig, welche Ruhe und Selbstsicherheit dieser stoisch stolpernde Bass ausstrahlt. Je öfter ich das Stück höre, umso besser gefällt es mir. Toller Track!

    andrew hill hatte gypsy auch schon, finde ich eine sehr gute referenz, führt hier aber leider nicht weiter ;-)
    der pianist ist nicht der leader, sondern sowas wie ein gaststar. aber die komposition ist von ihm. schön, dass der ton des saxophonisten gewürdigt wird – ihr habt bestimmt recht ;-)

    Track 10

    UDWAh, und das hier lässt mich gleich vor Freude aufspringen, ohne dass ich es kennen würde. Der verzögernde Bass, das so dringlich repetitive Saxophon und die seltsam rollenden Drums; klasse!
    Bass und Schlagzeuger scheinen sich gut zu kennen. Und so energisch, wie hier die Becken bearbeitet werden, könnten das eventuell Noble und Edwards sein? Der Saxophonist kommt mir auch so wahnsinnig bekannt vor. Eventuell Joe McPhee? Die Spontaneität, das Festbeißen an bestimmten Motiven und die nur sukzessive Weiterentwicklung, das gefällt mir unglaublich gut. Wie ein Gemälde, in das man sich vertiefen kann und in dem man erst nach und nach die wunderbaren Details entdeckt. Großes Highlight.
    Beim dritten Hören würde ich dann doch nochmal den Namen The Thing in den Raum werfen wollen, insbesondere das Schlagzeug ist vielleicht doch nicht Noble (dafür fehlen diese teils irrwitzigen permissiven Einwürfe) sondern eher Pal Nilsson-Love. (Und dann wäre das Mats Gustafsson am Saxophon, ist ja auch so ein Beißer).
    Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf die Auflösung.

    ich freue mich sehr über diesen kommentar. es hat dich offenbar genauso erwischt wie mich, als ich dieses trio zum ersten mal gehört habe (live, aus der ersten reihe, mit noch tagelang klingelnden ohren). deine ganzen vermutungen gehen schon in eine richtige ecke, sind aber falsch. wahrscheinlich sind die jungs hier doch noch einen tick unbekannter als nilsson-love oder noble oder gustafsson oder mcphee. aber es würde mich wundern, wenn es nicht bereits gemeinsame jam sessions mit denen hier gegeben hätte (zum teil weiß ichs oder war dabei). und selbst diese drei hier sind alles andere als eine homogene gruppe. es gibt allerdings einen bandnamen.

    Track 11

    UDWNach dem wilden Ritt wird es jetzt aber gefühlig. Da muss ich mich erstmal wieder hinsetzen. ;)
    Hier gefallen mir die Simplizität und die Wiederholungen jedenfalls weniger gut.
    Der Pianist evoziert hier so verträumte Stimmungen mit viel Raumklang, das ist nicht so meins.

    verstehe ich, auch wenn es mir anders geht. aber schön, dass du eine gemeinsamkeit zwischen #10 und #11 festgestellt hast; da kann ich jetzt so tun, als wäre es mir nicht um die schiere abwechslung gegangen…

    Track 12

    UDWDas Stück besticht für mich durch seine luftige Grundhaltung, dieses leicht verwitterte in Stimme und Ton, die Souveränität und den Spaß. Entwickelt auch ohne Drummer einen tollen Groove.

    sehe ich auch so – und nehme das doch noch etwas ernster. dass das leben schön sein kann, hat ja hier eine etwas vergiftete unterzeile. „seine rolle“ hat der betreffende herr jedenfalls nie gespielt. und deshalb war sein leben auch wahrscheinlich alles andere als durchweg schön.

    Track 13

    UDWSchon wieder so ein Wahnsinnstrack. Ich kann am Anfang immer nur ganz ungläubig auf die Gitarre hören. Was für ein geiler Klang, sehr rudimentär und ungeschminkt. Mit Jazzgitarre kenne ich mich gar nicht aus, daher erinnert mich das eher an afrikanische Gitarristen aus den Rockcombos der späten 60er und frühen 70er Jahre, wie ich sie von diversen Analog Africa Veröffentlichungen kenne. Auch das Solo scheint ja eher aus so einer Rockecke zu kommen. Der Saxophonist klingt souverän, die Orgel gefällt mir auch sehr, obwohl das Solo nicht so wahnsinnig inspiriert ist.

    ich finde, du kennst dich sehr gut mit jazzgitarre aus ;-) der ton hier kommt sicherlich nicht aus einem konservatorium, hat mit rock ganz bestimmt auch keine berührungsängste, ist aber schon jazz, wenn auch vielleicht nicht dieser ;-)

    Track 14

    UDWHier dagegen ist das Orgelsolo definitiv der Höhepunkt des Tracks und eine schöne Überraschung. Die Streicher hätte es für mich nicht gebraucht, Bass und Schlagzeug geben dem hübschen Stück noch einen etwas ungewöhnlichen groovy Spin.

    ich liebe die streicher ja, aber das ist ganz bestimmt geschmackssache. der groove ist tatsächlich ungewöhnlich. schön, dass dir das gefällt. ist halt eher hip shit.

    Track 15

    UDWDa hat jemand aber viel Syl Johnson gehört. ;)
    Allerdings mit eher britisch-psychedelischen Melodie Einsprengseln.

    britisch eher nicht, und syl johnson musste ich auch erstmal googlen. aber da gibt es einige überschneidungen, scheint es.

    Track 16

    UDWUnd fast am Ende wartest Du dann nochmal mit so einem Hammerstück auf. Das musste ich jetzt erstmal dreimal am Stück hören. Wahnsinn wie die drei hier aus dem freien Spiel in bekannte (?) Poptunes (??) hinein und wieder hinaus gleiten. Wer macht denn sowas?
    Spontan musste ich an Ken Vandermark denken (Wanderpark schlägt Autokorrektur mir gerade vor; auch schön), der da ja keine Berührungsängste hat, eventuell das DKV Trio, aber der Ton passt nicht wirklich. Irgendwie klingt das für mich eher europäisch, vielleicht britisch oder skandinavisch? Der Drummer/Percussionist spielt sehr dienlich und leicht, auch der Saxophonist hat einen festen, aber schlanken Ton. Das ist sehr unprätentiös und mit viel Freude dargebracht.

    ach, wie schön! ken wanderpark ist das nicht, aber der wäre schon ein guter bekannter. poptunes stimmt in einem fall (eher rock, eigentlich), europäer ist einer der drei. schlank würde ich den saxton nicht nennen, da ist schon ordentlich volumen dahinter, aber eine klarheit hat’s halt auch.

    Track 17

    UDWSchöner Ausklang mit einer dieser Stimmen, die bei mir immer einen Kloß im Hals verursachen.

    ich hoffe, das ist ein kompliment? ;-)

    ich danke dir sehr für deine tollen kommentare und bin gespannt, was du nach der auflösung sagen wirst.

    --

    #9634999  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,009

    lieber kory, tausend dank für deine grandiosen kommentare, habe zum teil tränen gelacht und finde das maß an kritik im einzelnen so auch sehr erträglich. (und natürlich wird klar, dass du ab und zu keinen dunst von gar nichts hast ;-) )
    im ernst – toll!

    #1

    KoryVor meinem geistigen Auge wird mit „einem schönen Gebüsch“ (M.Python) auf ein Tischxylofon gehauen. In einem Hexenhaus. Nachts um halb vier. In Schweden. Nordschweden.

    haha. alles falsch. ;-)

    #2

    KoryIst das eine Liveaufnahme? Mir gefällt der sehr räumliche, natürliche Klang – obwohl es nicht wirklich gut klingt. Wie im Bauch eines großen Schiffes aufgenommen, während der Fahrt. Viel Stimmung, viel Feuchtigkeit, viel Gischt (draußen!) und viele Deckenlampen, die sich mit dem Seegang bewegen und deren Aufhängketten knarzen. Die steten Wechsel zwischen Agonie und totaler Lässigkeit sind weird. Kommt nie so richtig in die Gänge, für den Anfang und als verlängertes Intro goldrichtig gewählt.

    sehr schön. agonie würden sich die leute hier verbitten, glaube ich – die sind eher noch etwas verbissen politisch. und die gischt ist auch ein falsches signal, obwohl ein ozean jetzt nicht sooo weit weg ist. aber es liegen doch einige sehr große straßen und hohe häuser dazwischen. liveaufnahme, klar. und stimmung ist auch da, wenn auch vielleicht keine fröhliche.

    #3

    KoryIn der ersten halben Minute wird eine Funktionsgleichung aus Humorhausen gespielt – erster Gedanke: Jahahahaha, das gefällt dem vorgarten! Der Kompletteinstieg swingt locker wie Frischkäse und der dazu passende Star sitzt strenggenommen hinter dem Piano – was schwierig herauszuhören ist, wenn das Sax auf Wanderschaft geht, weil es so arg im Vordergrund steht. Wirkt insgesamt durch den Rahmen des Sax-Solos zu Beginn und zum Schluss etwas skizzenhaft, aber trotzdem: erfrischendes Arrangement und spritziger Drive.

    ich weiß gar nicht, ob dem vorgarten so ein einstieg unbedingt gefällt. spannend wird es (neben der hochachtung, die ich vor dem leader im generellen habe, aber das könnt ihr ja nicht wissen) für mich erst, wenn der ton kratzig wird und bricht und aus der perfektion herausrutscht und selbstbewusst am eigenen risiko scheitert. was anderes als das sax will ich gar nicht hören, ehrlich gesagt, aber schön, dass es komplimente für den mir unbekannten pianisten gibt. ;-)

    #4

    KoryHm. Ich kenne das, komme aber nicht drauf, wer das ist. Tonal so schmerzlos eingerichtet wie das Wohnzimmer meiner Eltern (1985): dunkelbraune Auslegeware, Mahagoni-Raumteiler von Hülsta, Metaxa im Schnapsschrank, Neil Diamond auf dem Dual-Plattenspieler. Schöner, deeper Ton und stimmungsvoll wäre ein Euphemismus. In der ganzen Ausstrahlung ist mir das persönlich zu reibungsarm. Bestimmt aus den 2010ern, wa?

    ich glaube auch, dass du das kennst, zumindest die entsprechende post-rock-peripherie. metaxa hatten meine eltern auch im schnapsschrank, fällt mir gerade wieder ein. aber sowas würden die nie hören (musikstücke, die wenigstens einmal ihren charakter ändern? nicht sehr wirtschaftswunderlich).

    #5

    KoryVon supersmooth zu windschief in einem Fingerschnips. Grachan Moncur hat mal sinngemäß gesagt, er würde einerseits seine Songs so komponieren, wie er ein Bild malen würde und andererseits wäre ein Song niemals „fertig“ im Sinne von „abgeschlossen“. Das hier ist nicht Moncur, aber es erinnert mich in der Anlage an seine Blue Note-Zeit und auch an die Sachen, die er beispielsweise für McLeans „One Step Beyond“ geschrieben hat. Er hatte immer einen ganz eigenen Zugang zu seinen Kompositionen, der nie fokussiert, aber immer konzentriert war, und wer auch immer das hier ist, er/sie/es hat diesen Zugang ebenfalls.

    grachan moncur ist ein super hinweis, der ist nämlich in diesem bft durchaus zu hören – allerdings nicht hier! die betonung auf prozess und nicht auf fertigem bild ist aber sicherlich auch hier goldrichtig eingeschätzt. wer „er“ ist, müsste noch geklärt werden – der solist hier ist nämlich nur ausführende stimme.

    #6

    KoryDas könnte auf einem Album genau richtig sein, hier kippt’s vor allem zu Beginn in ein arg fluffiges Plüschsofa (hellblau). Kenne den Ton des Saxofonisten, aber auch hier: arrrrrghichkommnichtdraufgnagnagnagnaaaarrrrgh. Mir klebt das zu doll im Klischee fest, vor allem der Mittelteil mit diesem Gedingel hinter demSaxofon. Ist das aus den Neunzigern?

    tatsächlich glaube ich nicht, dass du den saxofonisten kennst. 90er stimmt. aber welches klischee könnte hier gemeint sein? das gedingel ist eine tanpura.

    #7

    KoryKönnte ein Auszug aus einer Aufnahmesession sein, vor der die Necks Opium geraucht haben. Ich mag den hinterrücks angedeuteten Puls und seine Monotonie (tatsächlich kommt mir dazu „Music To Be Born By“ von Mickey Hart in den Sinn – http://dreikommaviernull.blogspot.de/2007/11/rebirthing.html – Sehr künstlerisch, sehr ätherisch, sehr dunkelrot. Wäre total super, wenn die ganze Platte zumindest diese Stimmung aufrecht erhalten würde (und dann auch noch: könnte).

    tut sie nicht – das hier ist der sehr introspektive schlusspunkt eines zum teil ziemlich dynamischen erstaufeinandertreffens. dass das auch die necks sein könnten, habe ich ja selbst schon vorgeschlagen. ein bisschen seltsam, dass die z.t. abstrusen ideen nicht gewürdigt werden, die das klavier hier aus scheinbar so kleiner geste hervorzaubert. ich hoffe mal auf clasjaz.

    #8

    KoryIn diesem Rahmen wirkt es verchromt, glänzend und (zu) glatt. Habe es jetzt bestimmt 20 Mal via Endlosschleife gehört, aber mir fällt dazu wenig ein, außer dass die Idee im Vordergrund gestanden haben muss (und dass sie da keine all zu gute Figur macht).

    idee im vordergrund: ja. aber verchromt, glatt? das ist echt ein ganz fragiler geist und jede glätte ist ihm ein greuel…

    #9

    KoryHat mich im Prinzip nach 4 Sekunden im (und am) Sack. Piano- und Sax-Ton sind umwerfend, rythmisch ist’s auf mehreren Ebenen toll und total zugenagelt. Wenn das Schlagzeug nicht diese Mätzchen machen würde, wäre das sicher weniger gut auszuhalten. Ich mag das in sich versunkene Bassspiel, zumal die ganze Nummer zurückgezogen und sehr intim wirkt. Als würde man versuchen, Golf in einer Telefonzelle zu spielen. Hochverdichtet und trotzdem große Gesten. (Am Wegesrande: Kenne auch hier wieder – vielleicht – den Ton, aber keinen Namen *heul*).

    schön beschrieben. beinahe wäre das stück noch rausgeflogen, weil ich es – wie gesagt – selbst erst eine woche vor dem bft kennen gelernt hatte – und weil ich den rest des albums nicht wirklich gelungen finde. aber hier scheinen alle beteiligten so zu glänzen, wie sie es verdienen.

    #10

    KoryEine erfrischend „indie“ klingende Aufnahme, die man absichtlich (?) nicht auf Hochglanz polierte – was hier auch gar keinen Sinn gemacht hätte, weil der Klang das Bild erst richtig in Szene setzt. Klingt nach jüngeren Musikern und nach einer Aufnahme in einem Keller bei Neonlicht. Was ich merkwürdig finde: hier geht eigentlich niemand so richtig aus sich heraus, obwohl es gleichzeitig expressiv ist – aber das Spiel heißt offenbar: wie gut können wir uns im Zaun halten? Der Drummer versucht es zur Mitte, die Intensität nach oben zu schrauben (Wertmüller ist das nicht, oder?), und da tut sich dann auch interessanterweise für die komplette Anlage tatsächlich mal etwas. Seltsames Stück, das immer auf einem Level bleibt.

    super beschrieben, das konzept. aus sich herausgehen fänden sie wohl eher langweilig. aber halte das mal aus, wenn du sowas als zuhörer eine stunde lang vorgebrettert bekommst – ohne den hauch einer auflösung, sei es ausbruch oder entspannung. wertmüller ist natürlich sehr naheliegend, auch vom physischen vermögen her. er ist es aber nicht.

    #11

    KoryIch hatte hier zunächst „Das klingt sehr gräulich und trostlos“ eingetippt, aber eigentlich stimmt das nicht. Das Piano spielt mit einer sich entwickelnden Monotonie, die mich in seiner Struktur manchmal (i.S.v. „selten“) (i.w.S.v. „nie“) an Nik Bärtsch erinnert, dafür aber viel zu weich ist. Es wäre sehr toll, wenn die ganze Platte in diesem Stil wäre, weil es genug Tiefe hat, um mich nicht zu langweilen. Und nach „Kitsch“ kann ich hier auch nicht rufen. Bon!

    sehr schön, dass das zumindest kontrovers aufgenommen wird. der rest des albums ist leider nicht so (ganz). mit nik bärtsch kann ich ja nicht so viel, aber den vergleich verstehe ich hier.

    #12

    KoryDazu könnte ich jetzt ein paar weniger schöne Zeilen schreiben, ist aber öde. Daher nur: „Means nothing to me.“ (Patsy, Absolutely Fabulous, 2.Staffel).

    für mich nicht nachvollziehbar, auch nicht im hinblick auf das, was du danach noch dazu geschrieben hast. das ist hier zutiefst ernstgemeint und bitter melancholisch und sicherlich von einem der heiligsten & unbeachtetsten jazzmusiker überhaupt – kann man natürlich nicht von sowas aus schlussfolgern, aber ich dachte, zumindest die stimme würde in ihrer ernsthaftigkeit deutlich. bei mir ist es nah dran an dem, weswegen ich überhaupt jazz höre, also: means something to me. vielleicht löst sich das missverständnis noch auf – und es war einfach das falsche stück für dich.

    #13

    KoryHoppala, Deep Funk? Wo kommt der denn jetzt her? Könnte für meinen Geschmack etwas mehr Dampf vertragen, aber ist natürlich trotzdem super. Klingt nach einer längst vergessenen Aufnahme, die es nie aus dem Underground geschafft hat. 1972? Sowas läuft im Hause Kory vor allem im Sommer. Am Abend, zum Kochen. Dazu reicht das Haus frische Mojitos und „Eau d’Orange Vert“ von den Alligatorkillern von Hèrmes. (:-/)

    grüne orangen? meinetwegen. deine beschreibung (nie aus dem underground herausgeschafft) triffts haargenau. ich würde dich gerne mal besuchen, wenn gerade sommer ist ;-)

    #14

    KorySolche Streicher triggern in mir sofort das emotionale Gefühl, das alles in Ordnung ist. Sie erinnern mich auch an eine Zeit, in der ich zu Amerika als Land und Gesellschaft dank der eigenen naiven Minderjährigkeit und dank eigener gesellschaftlicher Prägung noch neidisch aufschaute. Damit kriegt man mich trotz komlett verändertem Leben und Ansicht immer noch – aber eben nur auf der emotionalen Schiene. Und was heißt hier eigentlich „nur“? Ich weiß nicht, ob das Stück „cool“ ist, oder ob da auch noch Angst vor der eigenen Courage drinsteckt. Wirkt ein bisschen schüchtern, ne?!

    äh… das hier ist aus england. und ich finde auch, dass es etwas unverschämter sein könnte. gerade so als britischer beitrag. aber irgendwie kriegt es der drummer während des orgelsolos mit der angst zu tun. keep calm and clean up your meth lab.

    #15

    KoryPuh. Das klingt rockig. Und weiß. Und manchmal nach Woodstock. Im Gesang erkenne ich sogar ab und zu Anflügge von Protopunk und Detroit. Ist bestimmt alles falsch. Muss mich damit mal näher beschäftigen, wenn ich weiß, wer das ist. Vor allem textlich. Habe im Grunde genommen eine große Affinität zu solchen Sounds, aber das ist mir für den Moment zu stiff und zu gerade.

    protopunk wäre toll. aber dahin hat es leider nicht gereicht. vielleicht auch ein bisschen angst vor der eigenen courage oder zuviel hochachtung vor den eigenen wurzeln…

    #16

    KoryDie ersten 5 Minuten sind vorüber und sie zogen an mir vorbei wie ein Staubkorn im OP-Saal (Meniskusriss). Was ganz schlimm ist: hier schwingt für mich so ein Mucker-Humor mit, den ich wirklich unerträglich finde. Da schauen sich die Typen auf der Bühne nach jedem Break so verschmitzt grinsend an, und ich bekomme einen cholerischen Anfall. Ich finde es auch höchst befremdlich, die Intensität immer wieder mit diesem Swingblues-Interludes herauszunehmen. Und besonders originell ist es auch nicht. Viel zu aufgeräumt, Spielen nach Zahlen. Nicht mit mir, Jungs!

    oh, das schockiert mich – aber ich kann verstehen, dass man das so hört. mit humor finde ich es im jazz auch immer sehr unbehaglich. ich kann aber versichern, dass das mit dem nicht so ganz hinhaut hier – einer ist verschroben, einer eine tiefe seele und der dritte ist wirklich komplett verrückt. ist natürlich auch nicht swingblues, sondern einmal blues und einmal swing ;-) und gegrinst wird hier nicht – eher geschwitzt vor glück.

    #17

    KorySchöner Ausklang. Mag ich. Tipps für zu kaufende Alben bitte in meine Richtung, habe nichts von ihr im Schrank.

    ich glaube, dieses eine album ist ein absolutes muss. ansonsten alles oder nichts.

    danke für’s mitmachen!!

    --

    #9635001  | PERMALINK

    kory

    Registriert seit: 09.09.2007

    Beiträge: 245

    vorgartenlieber kory, tausend dank für deine grandiosen kommentare, habe zum teil tränen gelacht und finde das maß an kritik im einzelnen so auch sehr erträglich. (und natürlich wird klar, dass du ab und zu keinen dunst von gar nichts hast ;-) )
    im ernst – toll!

    Ich muss dieses Kompliment an Dich, aber auch alle anderen Kommentatoren weiterreichen. Ihr habt hier bisweilen einen wirklich guten Flow, I like that. Manchmal vergesse ich sogar, dass der ganze Puff hier Tante Springer gehört.

    #1

    haha. alles falsch. ;-)

    Damit war ja nun so gar nicht zu rechnen. :D

    Mein Kommentar war auch unzulässig unsachlich – das hat das Stück nicht verdient und für gewöhnlich ist das auch nicht meine Art. Besser als einen nicht-ganz-so-stummen Schrei nach Kontext betrachten.

    #2
    sehr schön. agonie würden sich die leute hier verbitten, glaube ich – die sind eher noch etwas verbissen politisch. und die gischt ist auch ein falsches signal, obwohl ein ozean jetzt nicht sooo weit weg ist. aber es liegen doch einige sehr große straßen und hohe häuser dazwischen. liveaufnahme, klar. und stimmung ist auch da, wenn auch vielleicht keine fröhliche.

    Merke: there is no such thing as „verbissen politisch“. Damit hast Du mich jetzt angefixt. Erwarte die Auflösung.

    #4
    ich glaube auch, dass du das kennst, zumindest die entsprechende post-rock-peripherie. metaxa hatten meine eltern auch im schnapsschrank, fällt mir gerade wieder ein. aber sowas würden die nie hören (musikstücke, die wenigstens einmal ihren charakter ändern? nicht sehr wirtschaftswunderlich).

    Spielte Musik in Deiner Familie eine große Rolle?

    Reflexartig würde ich zu meiner Situation heftig mit dem Kopf schütteln, aber dann fallen mir die Platten- und Tapesammlungen von Papa ein. Gianna Nanini, The Mamas And The Papas, Gitte Haenning. Und dann muss ich wieder reflexartig mit dem Kopf…
    Postrock-Peripherie….hmmm…dazu spukt mir ein möglicher Name im Kopf herum. Mal gucken, ob ich richtig liege. (P.S.: Schaue JETZT nach, ob es Metaxa überhaupt noch gibt.)

    #5
    grachan moncur ist ein super hinweis, der ist nämlich in diesem bft durchaus zu hören

    Arrrrgh, fuck. Und ich habe ihn nicht erkannt. :°(

    #6
    tatsächlich glaube ich nicht, dass du den saxofonisten kennst. 90er stimmt. aber welches klischee könnte hier gemeint sein? das gedingel ist eine tanpura.

    Danke für die gedingelinge Aufklärung (schäme mich auch dezent dafür, es wirklich so genannt zu haben). Für mich ist das fast untrennbar mit den 90ern verbunden – das gilt auch und ganz besonders für den Rock- und Alternativebereich, in dem diese indischen oder im weitesten Sinne orientalischen Sounds ubiquitär verwendet wurden. Die 90er Elektro-Downbeat-Crew hat das auch oft verwendet. Da war man auf einen Schlag intellektuell und visionär und dazu auch noch total abgefahren. Und auf Droge sowieso.

    #8
    idee im vordergrund: ja. aber verchromt, glatt? das ist echt ein ganz fragiler geist und jede glätte ist ihm ein greuel…

    Wie ich andeutete: ich glaube, das liegt für mich an dem Rahmen dieses Samplers. Und: ich meinte nicht, dass es glatt klingt, sondern es so wirkt – und das ist auch ohne kory’schen Klugscheißermodus ein Unterschied. Ich brauche da einfach mehr Kontext mit herumgepackten Songs. So als Einzelgänger macht das für mich keinen Sinn.

    #10
    super beschrieben, das konzept. aus sich herausgehen fänden sie wohl eher langweilig. aber halte das mal aus, wenn du sowas als zuhörer eine stunde lang vorgebrettert bekommst – ohne den hauch einer auflösung, sei es ausbruch oder entspannung.

    Ich kann das nur erahnen – wir stellen unser Publikum mit unserer kleinen und immer noch existenten Hardcoreband vor ähnliche Herausforderungen – 40 Minuten ohne Pause, nur noch zusätzlich in sehr, sehr laut. Und eine Stunde halten wir das auch nicht aus. Aber…ja. Verstehe. Wäre live dabei. Sofort.

    #12
    für mich nicht nachvollziehbar, auch nicht im hinblick auf das, was du danach noch dazu geschrieben hast. das ist hier zutiefst ernstgemeint und bitter melancholisch und sicherlich von einem der heiligsten & unbeachtetsten jazzmusiker überhaupt – kann man natürlich nicht von sowas aus schlussfolgern, aber ich dachte, zumindest die stimme würde in ihrer ernsthaftigkeit deutlich. bei mir ist es nah dran an dem, weswegen ich überhaupt jazz höre, also: means something to me. vielleicht löst sich das missverständnis noch auf – und es war einfach das falsche stück für dich.

    Oha. Du wirst mich dafür an die Wand nageln wollen, aber es ist gerade die Stimme, die mich TOTAL indifferent zurücklässt. Wow. Also: Auflösen, bitteschön. Dem will ich – MUSS ICH – nachgehen.

    #13
    grüne orangen? meinetwegen. deine beschreibung (nie aus dem underground herausgeschafft) triffts haargenau. ich würde dich gerne mal besuchen, wenn gerade sommer ist ;-)

    Mi casa es su casa! Was mir im Rahmen dieses Threads und meiner Unterhaltung mit Friedrich ein- und aufgefallen ist: unser letztes [und skandalöserweise einziges] Treffen liegt verdammte sechs Jahre zurück. :burn:

    #14
    äh… das hier ist aus england. und ich finde auch, dass es etwas unverschämter sein könnte. gerade so als britischer beitrag. aber irgendwie kriegt es der drummer während des orgelsolos mit der angst zu tun. keep calm and clean up your meth lab.

    Das könnte aus Nordkorea sein, die Herkunft spielt keine Rolle. Mich erinnert es an meine Kindheit und an meine Jugend. An die Sonntagnachmittagsfilme, die US-amerikanischen Screwball Comedies und die Musikfilme, die bei meinen Eltern im Fernseher liefen.

    #9635003  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,485

    „durchaus zu hören…“ bitte nicht vor Montag auflösen!

    --

    .
    #9635005  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,064

    redbeansandrice“durchaus zu hören…“ bitte nicht vor Montag auflösen!

    Dachte ich gerade auch – aber ich schaff’s leider wohl doch nicht, all die Kommentare noch zu lesen und nochmal nachzuhören (bzw. erst nächstes Wochenende).

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #9635007  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,009

    KoryIch muss dieses Kompliment an Dich, aber auch alle anderen Kommentatoren weiterreichen. Ihr habt hier bisweilen einen wirklich guten Flow, I like that. Manchmal vergesse ich sogar, dass der ganze Puff hier Tante Springer gehört.

    das vergessen wir alle, hoffe ich. der flow war ja leider etwas unterbrochen kürzlich, deswegen habe ich in meinen antworten an dich und udw ganz viele hinweise versteckt, wobei natürlich die frage ist, ob sich da nochmal jemand die mühe machen will. zumindest clasjaz hatte noch ein paar kommentare in aussicht gestellt.

    Kory
    Spielte Musik in Deiner Familie eine große Rolle?

    Reflexartig würde ich zu meiner Situation heftig mit dem Kopf schütteln, aber dann fallen mir die Platten- und Tapesammlungen von Papa ein. Gianna Nanini, The Mamas And The Papas, Gitte Haenning. Und dann muss ich wieder reflexartig mit dem Kopf…
    Postrock-Peripherie….hmmm…dazu spukt mir ein möglicher Name im Kopf herum. Mal gucken, ob ich richtig liege. (P.S.: Schaue JETZT nach, ob es Metaxa überhaupt noch gibt.)

    metaxa gibt es noch, ich weiß aber nicht, ob ich den jemals probiert hätte. ich glaube, die platten- wie die schnapssammlung meiner eltern ist für ein westdeutsches, eher kleinbürgerliches milieu und eine 1973 geschlossene ehe ziemlich typisch. immerhin hört meine mutter viel soul und mein vater ein wenig jazz (unsere einzige übereinstimmung diesbezüglich, damals wie heute: dave brubeck), das konnte man ausbauen. und madame #17 gab es auch…

    #6

    Kory
    Danke für die gedingelinge Aufklärung (schäme mich auch dezent dafür, es wirklich so genannt zu haben). Für mich ist das fast untrennbar mit den 90ern verbunden – das gilt auch und ganz besonders für den Rock- und Alternativebereich, in dem diese indischen oder im weitesten Sinne orientalischen Sounds ubiquitär verwendet wurden. Die 90er Elektro-Downbeat-Crew hat das auch oft verwendet. Da war man auf einen Schlag intellektuell und visionär und dazu auch noch total abgefahren. Und auf Droge sowieso.

    ich glaube, diese ganzen kontexte kenne ich gar nicht. tanpura ist ja alt und gibt es u.a. auch bei coltrane, aber hier ist natürlich weltmusik großgeschrieben und ernstgemeint. tatsächlich ist diese aufnahme, 90er hin oder her, in einem culture-clash-bereich entstanden und der leader war auch gar nicht „zuhause“.

    #8

    Kory
    Wie ich andeutete: ich glaube, das liegt für mich an dem Rahmen dieses Samplers. Und: ich meinte nicht, dass es glatt klingt, sondern es so wirkt – und das ist auch ohne kory’schen Klugscheißermodus ein Unterschied. Ich brauche da einfach mehr Kontext mit herumgepackten Songs. So als Einzelgänger macht das für mich keinen Sinn.

    verstehe ich. das war tatsächlich ein fehler, so 40 sekunden draufzupacken.

    #12

    KoryOha. Du wirst mich dafür an die Wand nageln wollen, aber es ist gerade die Stimme, die mich TOTAL indifferent zurücklässt. Wow. Also: Auflösen, bitteschön. Dem will ich – MUSS ICH – nachgehen.

    stimme im sinne von singstimme? (was zu verschmerzen wäre, denn der herr würde sich nie als sänger verstehen). oder stimme im allgemeinen (wie ich das meinte)? die mag hier etwas altersmilde sein, aber ich habe einfach keine andere aufnahme dieses stücks gefunden (kenne aber eine, die sehr viel aggressiver ist).

    Kory
    Mi casa es su casa! Was mir im Rahmen dieses Threads und meiner Unterhaltung mit Friedrich ein- und aufgefallen ist: unser letztes [und skandalöserweise einziges] Treffen liegt verdammte sechs Jahre zurück. :burn:

    ja, schlimm genug. komm halt mal wieder nach berlin und wir plündern friedrichs metaxa-sammlung. ;-)

    --

Ansicht von 15 Beiträgen - 46 bis 60 (von insgesamt 85)

Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.